06.09.2011 Mittwoch Old Faithful Area und AutschNachdem wir so bald in die Federn, ach nee amerikanische Motelbetten haben ja gar keine Federn, also in die Nichtfedern gekrochen sind, sind wir natürlich auch entsprechend früh munter und brechen noch in der Dunkelheit auf in Richtung Old Faithful. Nach der Einfahrt in den Park, das Kassenhäuschen ist noch gar nicht besetzt (wir können unseren Annual Pass vom letzten Jahr noch nutzen
), erwarte ich natürlich jeden Augenblick irgendein Tier auf der Straße und beobachte angespannt die Straßenränder. Doch nix passiert, rein gar nix, kein Bär, kein Deer, kein Coyote, noch nicht einmal eine Maus lässt sich blicken. Sind wohl vom Laborday Wochenende erschöpft.
Ein oder zwei Autos sind mit uns schon unterwegs aber die Viehcher schlafen noch. Nachdem wir uns der Old Faithful Area nähern dämmert es langsam und wir sehen in der Ferne weiße Dampfschwaden gen Himmel steigen. Unangenehme Gerüche kann ich dagegen noch nicht wahrnehmen aber es ist ziemlich frisch und ich wünsche mir ich hätte an meine Handschuhe gedacht, die ich doch irgendwo im Koffer habe. Wir steuern dann das Old Faithful Inn an und parken dort. Zu dieser frühen Morgenstunde sind noch nicht viele Menschen unterwegs und wir besichtigen die wirklich eindrucksvolle Halle des Hotels, dann gibt es ein kleines Frühstück im Bear Paw Deli.
Die Zeitangabe des nächsten Old Faithful Schauspiels im Old Faithful Inn wundert uns etwas, da das noch mehr als 2 Stunden dauern sollte. Wir machen uns auf zum neuen Visitor Center und müssen auch da noch etwas warten, da es erst um 8:00 Uhr öffnet. Ich wandere derweilen schon mal um die Old Faithful Zuschauertribüne, hier muss ganz schön was los sein zu den gängigen Zeiten.
Im Visitor Center ist dann ein anderes Faithful Timing (8:54 Uhr)für den alten Getreuen angezeigt und wir wundern uns wieder, haben aber immer noch genügend Zeit. Also beschließe ich mir den Geysir Hill schon mal etwas anzusehen, Herbert bleibt im Visitor Center und knipst bestimmt wieder alle Yellowstone Fotos ab.
Auf dem Weg zum Geysir Hill werde ich von einem höher gelegenen Observation Point angelockt und ändere meine Richtung. Vor mir ist schon ein Paar dorthin unterwegs und so mache ich mir über das Bear Area Schild erst mal weniger Gedanken. Es geht im Wald einen Pfad bergauf und ich marschiere munter drauf los. Dann kommt mir das Paar wieder entgegen, sie haben es sich wohl anders überlegt. So, nun knackst und knistert es hier und dort und ich fühle mich doch ziemlich allein und ohne meinen Bärentöter bin ich nun doch ziemlich ängstlich. „Make noise“, geht mir durch den Kopf und ich singe etwas unlustig vor mich hin „ der Bär ist los, der Bär ist groß“
, doch lange halte ich es mit meiner Ängstlichkeit und meinem Gesinge nicht aus und mache einen Rückzieher. Schließlich weiß ich nicht wie lange das hier noch bergauf geht und ob ich dann nicht das O.F. Schauspiel glatt noch verpasse
. Auf dem Rückweg kommt mir ein anderes Paar entgegen, Mist – hätten die nicht früher kommen können (so als alternatives Bärenfutter).
Ich wandere dann also auf den Geysir Hill und knipse jedes blubbern und die bunten Rinnsale und suche mir einen guten Aussichtspunkt auf den alten Faithful. Es dauert auch nicht lange und er legt ziemlich pünktlich los.
Also knipsen, knipsen und filmen. Dann marsch zurück und meinen Zurückgelassenen gesucht. Wir wandern dann gemeinsam über den Castle Geysir (fast eindrucksvoller als der Olle, denn der spuckt ständig und üppig und laut) am Firehole River entlang über den Geysir Hill und tun das was alle tun: knipsen und staunen und verloren gegangene Hüte zählen. Ist schon ein besonderes Erlebnis, sind schließlich unsere ersten Geysire und Blubberpools.
Als uns der Geysir Hill dann entlassen hat, marschieren wir noch mal am Alten Getreuen vorbei und da ist jetzt schon ganz schön was los. Also mischen wir uns unter die Fans und warten das nächste Faithfulschauspiel noch ab.
der dekorativ rote Rücken ist mein Großer Ergrauter
Dann machen wir uns mit Santa H auf in Richtung Grand Prismatic Spring. Versorgt mit der Forumsinfo, wie frau und man auf den Hügel mit der bombigen Aussicht gelangt. Also am Fary Falls Trailhead geparkt und losmarschiert.
Impression vom Weg
Der Punkt wo es auf den Hügel hoch geht ist nicht zu verfehlen, denn der Pfad ist deutlich ausgetrampelt. Es ist eine lustige Kletterei da hoch, ohne Kamera um den Hals wäre es allerding praktischer, aber wer kann die an einem solchen Ort schon wegstecken. Es geht wirklich buchstäblich über Stock und Stein und wir kommen ganz schön ins Schwitzen . Doch es lohnt sich wirklich, die Aussicht wird immer besser, je höher wir gelangen und es macht Spaß und staubige Schuhe. Schon fast ganz oben possieren 2 junge Männer für coole Fotos auf Baumstämmen mit Grand Prismatic Spring im Hintergrund. Nachdem die endlich weiterziehen machen wir den Blödsinn natürlich nach, na ja nicht ganz sooo verwegen wie die Beiden auf einem Baumstamm balancieren, halt so für unsere Altersklasse.
Dann machen wir uns wieder an den Abstieg über Stock und Stein und kommen unten ziemlich eingestaubt an.
Dann fahren wir noch direkt zum Grand Prismatic Spring, jetzt wollen wir das blaue Auge auch aus der Nähe sehen. Dort ist ziemlich was los und so drehen wir eine schnelle Runde und machen uns wieder vom Acker. Die Farben sind wirklich eindrucksvoll und wunderschö, doch vom Hügel aus ist er am schönsten.
das im Hintergrund ist der Hügel auf den man/frau steigt um den Gr. Pr. Spring zu sehen
Und dann haben wir erst mal Hunger, einen Bärenhunger. Da kein Bär zum Essen da ist, marschieren wir halt zu Santa H zurück und suchen uns eine Picknick Area mit Fire Grates und mein Grauer waltet seines Amtes.
Ich mache dies und das und jenes, was Frauen beim Grillen halt so machen und bei jenes passiert es dann. Mein rechter Mittelfinger zieht sich nicht rechtzeitig zurück und landet so eingeklemmt in der Heckklappe von Santa H. Auuuutsch
. Nachdem ich ihn wieder befreit habe, stürme ich ums Auto und stecke den Finger gleich mal ins Eis von unserer Kühlbox. Booooah, wäre das schön, wenn der Schmerz nachließe. Ich trau mich gar nicht den Finger anzugucken, bestimmt hängt die Hälfte weg, meine Fantasie kann da sehr ausgeprägt sein.
Wie ich da so halb im Auto und halb in der Kühlbox hänge und darauf warte das der Schmerz nachlässt, da wird’s mir plötzlich auch noch ganz blümerant und ich denke: na jetzt kippste gleich auch noch um. „Heeerbert“ säusele ich blümerantisch „ich glaub mir wird schlecht“. Also stellt sich mein Großer schützend und stützend neben mich und ich atme tief durch und versuche nicht umzukippen. Nach einer kleinen Weile geht’s mir wieder besser und schicke den Grillmeister zurück zu den Steaks. Doch da kommt die nächste Welle und ich muss noch mal Herbert säuseln. Es dauert bestimmt ewig lange 15 Minuten bis sich mein Kreislauf wieder gefangen hat und ich habe immer noch nicht meinen Finger begutachtet, er pulsiert mächtig und ist kurz vor dem Erkältungstod. Also zwei Mal tief durchatmen und dann hinschauen.
Gott sei Dank er ist noch dran, nur der Fingernagel fehlt, ein Stück zumindest. Ein ziemliches Stück und bläulich ist er auch schon. Ob das vom Eis ist oder von der Quetschung weiß ich noch nicht. Nachdem ich wieder stabil bin, verarzte ich meinen Finger und dann sind die Steaks auch fertig und mein Angegrauter macht sich lustig über mich und mein „Hääärbert“ gesäusel und das macht er jetzt ständig immer noch
wenn ich die Story erzähle und das muss ich oft, denn ich habe ja den blauen Fingernagel.
damit Ihr auch was davon habt, so sieht der Finger heute aus nach über 8 Wochen
gar nicht so einfach den rechten Mittelfinger zu fotografier, also bitte keine Bildkritik
Nach dem Lunchen besichtigen wir noch etwas lustlos den Firehole Lake Drive, welcher uns aber nicht mehr vom Hocker reist. Für heute sind wir Geysir-und Pool satt. (Steak-und Schmerzsatt auch). Also geht’s zurück nach West Yellowstone und dass immer noch ohne Viecher vor die Linse zu bekommen, nicht einen winzigen kleinen Bären und keine Maus.
gefahrene Meilen am Stück: 47
Wetter: so recht ok, früh so recht Handschuhwunsch kalt
weitere Aussichten: Firehole Canyon Drive - Norris Basin - canyon of the Yellowstone