5. August 09
Ein Plattfuß kommt selten allein
Heute wollten wir von Anaheim nach Exeter fahren, das ca. 30 Miles südwestlich vom Südeingang des Sequoia NP liegt. Einziger Programmpunkt, den wir uns vorgenommen hatten, war die Besichtigung der Sterne und Sternchen auf dem Hollywood Boulevard. Je nach Verkehr, Lust und Laune wollten wir vielleicht noch Abstecher z.B. zum Griffith Park oder zum Malibu Beach machen, den Tag im Pool des gebuchten Best Western verbringen und gemütlich essen gehen.
Doch kaum waren wir auf der I5, standen wir schon im Stau. So brauchten wir gut 2 Stunden, bis wir ein Parkhaus gleich in der Nähe des Kodak Theatres, wo immer die Oscars verliehen werden, fanden.
Kaum waren aus dem Parkhaus heraus, entdeckten wir schon den berühmten Hollywood-Schriftzug.
Vor dem Mann’s Chinese Theatre und auf dem Walk of Fame machten wir das, was wohl alle Touris dort machen.
Nur 2 Anmerkungen dazu:
1. Warum suchten sich meine Mädchen bloß die Abdrücke von Diven wie Sophia Loren oder Rita Hayworth aus? Hat das was zu bedeuten?
2. Arnold Schwarzeneggers Fußstapfen sind mir entschieden zu groß und John Travolta hat Schuhgröße 43.
Bei ihr kam's wahrscheinlich nicht so auf die Schuhgröße an:
Noch eine verewigte Größe:
Der Lieblinggstern unserer Kinder:
Nach gut einer Stunde und einem Imbiss beschlossen wir LA zu verlassen und gleich nach Exeter weiterzufahren. Die Fahrt auf der California 99 Richtung Norden durch schier endloses Farmland wurde zunehmend monotoner. Plötzlich, 10 Miles vor unserer Ausfahrt, ein unheilvolles Rattern. „Das sind wir!“, rief Simone. Ich hielt auf dem Standstreifen. Und was stellten wir fest? Unser linker Hinterreifen war platt wie eine Flunder! Na toll, jetzt hieß es auch noch Reifen wechseln. Dazu mussten wir erst mal das ganze Gepäck ausladen. Nach einer Weile hatten wir dann Dreh heraus, wie wir den Reservereifen am Boden des Highlanders ablassen konnte. Dann kam das böse Erwachen. Ich zog ihn heraus. Der Reservereifen war ebenfalls platt, mit einem genauso hübschen Loch wie der Hinterreifen. Flüche und Ausdrücke kamen mir in den Sinn, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie kannte!
Und jetzt fiel uns auch noch siedend heiß ein, was wir vor ein paar Tagen in dem Stress der ersten beiden Tage vergessen hatten. Nämlich ein Prepaid-Handy als Notfalltelefon zu kaufen. Das hatten wir glatt verpeilt.
Nun standen wir also am Highway: 40 Grad, kein Schatten, Staub, 2 platte Reifen, kein Handy und die Autos rauschten vorbei...
Nach einer Weile hielt ein Auto ein kleiner LKW hinter uns. Ich traute meine Augen nicht: ein mobiler Reifen-Reperatur-Service. Weil ich unsicher war, fragte ich erst mal, ob ich sein Handy haben könne, um mit Alamo zu klären, was zu tun sei. Bei der zentralen Hotline verkündete mir eine Bandansage, dass ich gerade außerhalb der Bürozeiten anrufe, deshalb versuchte ich es direkt bei Alamo Las Vegas. Nach ca. 10 Minuten auf der Warteschleife kam ich schließlich durch. Ich erklärte der Dame, was passiert sei, war mir aber nicht sicher, ob sie mich auch verstanden hatte. Während der folgenden Dreiviertelstunde, in der ich immer wieder Zeit auf die Warteschleife gesetzt wurde, weil sie etwas nachfragen musste, kamen wir überein, dass sie uns ein Ersatzauto schicken würde. In der Zwischenzeit klebte der Reifenmechaniker den Reservereifen mit einer Paste, pumpfte ihn auf und montierte ihn. Ich fragte ihn, ob wir damit die 40 Miles bis zum Hotel schaffen könnten. Er schüttelte den Kopf, meinte aber dann, mit ein bisschen Glück und wenn ich vorsichtig fahre, könnte es klappen. Das war das, was wir hören wollten. Also würden wir es versuchen. Ich informierte noch die Angestellte von Alamo, dass sie uns das Ersatzfahrzeug zum Hotel schicken sollte, was sie mir auch zusagte.
Zuletzt fragte ich den Mechaniker, was er für die Reparatur bekommen würde, doch er winkte nur ab. Unfassbar, da stand dieser Typ eine Stunde mit uns herum, brachte uns zurück auf die Straße und wollte keinen Cent dafür.
Danach fuhren wir vorsichtig weiter. Meile um Meile spulten wir ab, der Reifen hielt. Am Horizont leuchteten die Bergzüge der Sierra Nevada im Licht der langsam untergehenden Sonne golden auf. Die Stimmung stieg. Und spätestens als die Kinder „Small world“ anstimmten, war die Welt wieder in Ordnung.
Im Hotel erwartete uns die Nachricht von Alamo, dass der Ersatzwagen gegen 21.30 Uhr kommen würde. Anschließend ging’s zum Sonnenuntergang in den Pool. Ich glaube, das war mit Abstand unser fröhlichstes Bad.
Schon um 21.00 Uhr kam auf einem Hänger unser drittes Auto in 5 Tagen, ein dunkelgrauer, topgepflegter Equinox. Nachdem er abgeladen war, wurde der ausgediente Highlander aufgeladen. Noch ein nettes Gespräch mit dem Überbringer über Gott und die Welt und bestimmte US-Präsidenten. Das war's! Wir waren wieder mobil! So endete der Tag doch noch gut, und das Schöne war, jeder spürte irgendwie, dass wir morgen für die Pleiten dieses Tages belohnt werden würden...
Harald