21. August 09
Vom Grand Canyon zum Lake Powell und "Pilze, nicht zum Essen"Nach dem Aufwachen wurden wir gleich von Rotwild begrüßt, die in der Nahe der Campsite ästen. Allerdings hielten die Tiere einen respektablen Abstand und wir natürlich auch. Außer einem Weibchen, das sich richtig nah herantraute.
Anschließend fuhren wir die knapp 30 Meilen ostwärts zum Desert View. Doch als wir ausstiegen, heulte Leonie plötzlich los und ließ sich gar nicht mehr beruhigen. Nach einer Weile fanden wir heraus, was passiert war: Sie hatte ihren Kinderfoto auf dem Steinkreis liegen lassen. Also fuhren wir wieder zurück, um das Teil zu holen. Während der Fahrt bereiteten wir sie aber auch auf die Möglichkeit vor, dass der Foto weg sein könnte. Am Eingang zum Campground parkten wir und ich lief zur Site. Zum Glück lag der Foto noch auf den Steinen. Als Belohnung dafür bekam ich von Leonie drei von den ansonsten wie ein Augapfel behüteten original Las Vegas m&m. Amelie steuerte drei weitere bei.
Also wenn’s nach mir ginge, könnten sie den Foto ruhig öfter liegen lassen.
Zurück am Desert View besichtigten die modernen Petroglyphen im Watch Tower.
ich mag ja so Ethno-Zeugs, aber fast noch besser gefiel uns aber der Blick auf den Colorado, den wir vorher nicht so nah vor uns hatten.
Die Fahrt nach Page verlief ereignislos. Wir genossen einfach die Fahrt in die immer bunter werdende Felsenlandschaft. In Page machte wir noch einen kurzen Einkaufsstopp im Walmart, um unseren Ersteinkauf zu ergänzen. Am Glen Canyon Dam hielten wir schon wie am Hoover Dam nicht an, denn wir hatten noch ein anderes Ziel vor Augen. Zunächst bogen wir Richtung Wahweap Marina ab und warfen einen ersten schönen Blick auf den Lake Powell.
Wir kamen am Campground vorbei, an dem wir zwei Nächte gebucht hatten, beschlossen aber, noch zu den Toadstool Hoodoos weiterzufahren. Nach etwa 2O Meilen waren wir am Trailhead. Dort war ein Schild mit den Hoodoos, daher wussten wir, dass wir richtig waren. Die Wanderung an sich verlief recht einfach durch ein ausgetrocknetes Bachbett. Schwer zu schaffen machte uns aber die glühende Hitze auf dem schattenlosen Weg. Alles schien dahinzuschmelzen. Abwechslung verschafften nur die zahlreichen Eidechsen und die Steinmännchen, auf welche die Kinder noch ein paar Steinchen drauflegten. Nach 30 Minuten hatten wir die ersten Hoodoos erreicht. Die Mädchen waren recht beeindruckt, von den Pilzformationen. „Pilze, nicht zum Essen“, ergänzte Amelie treffend. Nachdem wir ein schattiges Plätzchen gefunden hatten, dachte ich, die Kinder würden sich die Steinformationen genauer ansehen wollen. Doch weit gefehlt: Die Kinder zogen es vor, Steinkreise zu bauen. Diesmal mit Steinmännchen zwischendrin.
Also zog ich alleine los, um ein paar Aufnahmen zu machen.
Auf dem Rückweg war endlich Schatten. Kurz vor dem Parkplatz kam uns dann zu unserem Erstaunen eine Vierergruppe Touris aus einem fernöstlichen Land, das nicht genannt werden soll, entgegen. Es schien, als wollten sie tatsächlich den Trail laufen, bepackt mit großen Kameras und noch größeren Stativen. Zu alledem waren sie nicht mit einem Reisebus, sondern im Jeep gekommen. Respekt! Gespannt beobachteten wir, was weiter geschah. Die Vier liefen tatsächlich den Weg, aber nur etwa 50 Meter. Nun stellten ihre Stative auf und fotografierten die Landschaft ab. Natürlich ohne Hoodoos, aber die konnte man ja auch anderes ablichten, nämlich so: Die Vier kehrten zum Parkplatz zurück und einer nach dem anderen fotografierte das Fotos der Hoodoos am Eingangsschild ab. Einer baute sogar sein Stativ davor auf. So ging das also. Was hatten wir bloß falsch gemacht?
Nach der Wanderung hatten wir alle glühend rote Köpfe und wollten wir erst mal den Generator starten, um die Klimaanlage in der Wohnkabine anzuwerfen. Doch außer einem Röcheln und Klacken tat sich nichts. Dummerweise stand unsere Tanknadel wieder auf Viertel, so dass der Generator sich möglicherweise wegen des niedrigen Benzinstandes nicht anwerfen ließ (laut Betriebsanleitung braucht’s dazu einen Stand von 3/8). War nun unser Generator defekt oder war uns bloß ein Anfängerfehler unterlaufen und wir hatten vergessen rechtzeitig zu tanken?
Wir stellten nun die Klimaanlage in der Fahrkabine auf volle Pulle, damit die Mädchen hinten wenigstens ein bisschen Kühlung bekamen. Um 18.30 Uhr waren dann auf unserer Site auf dem Wahweap Campground, die nur durch die Straße von der Bootsrampe zum Lake Powell getrennt war. Ein Blick auf den Tacho zeigte uns, dass wir tatsächlich statt den anvisierten 150 Meilen 250 Meilen gefahren waren. Aber das Schöne war: Wir hatten es kaum gemerkt.
Morgen gibt es nur wenige Fahrmeilen, denn wir machen das, was man halt so macht, wenn man einen Tag in Page hat.
Harald