Montag, 1. Mai 2006Heute wurde ich um 6 Uhr vom Wecker so richtig aus dem Tiefschlaf gerissen. Mein erster Gang führte zur Kaffeemaschine, das ist schon eine prima Sache, wenn man morgens gleich einen Kaffee trinken kann, während man sich für den Tag fertig macht.
Zwischendurch frühstückte ich mein Tuna-Salad-Sandwich, welches ich mir gestern Abend noch im General Store gekauft hatte. Auto beladen, Kühlbox auffüllen, tanken - die üblichen Verrichtungen, ehe es losgehen kann.
Wie geplant fuhr ich erst noch einmal zum Zabriskie Point und es war toll. Im Morgenlicht gewinnt man wieder ganz andere Ansichten als am späten Nachmittag.
Dort traf ich einen Biker aus Nebraska und während einer langen Zigarettenpause unterhielten wir uns sehr nett. Dann machten wir uns aber beide auf den Weg.
Meiner führte mich noch einmal zum Visitor Center, denn ich wollte dort noch ein wenig stöbern und mich natürlich auch nochmals wegen dem Racetrack erkundigen. Der Ranger, mit dem ich mich unterhielt, warnte mich auch nochmals auf´s Eindringlichste, da die Mietwagen nicht mit richtigen 4WD-Reifen ausgestattet sind und zudem die Piste momentan so hart und uneben sein soll, dass es zu noch ganz anderen Schäden kommt - also gleiche Auskunft wie am Vortag
Egal - ich lasse mir nicht gerne von jemandem was ausreden, ich will selber entscheiden! Also machte ich mich auf den Weg: Zuerst fährt man auf der 190 Richtung Stovepipe Wells, dann biegt man aber kurz vorher auf die Straße Richtung Scotty´s Castle ab. Die Strecke zog sich gewaltig und was mir zunehmend auffiel war, dass außer mir wohl außer mir dort niemand unterwegs zu sein schien. Während der einstündigen Fahrt begegneten mir gerade mal zwei Autos. So langsam fand ich die Einsamkeit bedrückend
Dann kam der Abzweig zum Ubehebe Crater und Racetrack. Von dieser Dirtroad würde dann auch die Strecke Richtung Big Pine weggehen. Dieser Abzweig kam sehr schnell: 75 Meilen bis Big Pine. Der Anfang jedenfalls war unpaved und sah auch harmlos aus.
Ich fuhr bis zum Ubehebe Crater. Kurz vorher geht es zum Racetrack rechts weg. Die Piste ist als 4WD-Track ausgeschrieben, sah aber ganz harmlos aus. Was mich viel mehr störte war die Aussicht: Die Piste geht einen kleinen Hügel hinab in ein Tal. Und dieses ging bis irgendwo zum Horizont. Rechts Berge, links Berge und dazwischen das Tal mit der Strecke zum Racetrack. Das Death Valley zeigte auch hier wieder ein neues Gesicht, denn in diesem Tal sah man keine Salzseen sondern die Landschaft war von vulkanischem Grau geprägt. Dieses verleiht der Ecke etwas Düsteres und irgendwie bekam ich den Einöde-Koller. Mein Interesse an den Moving Rocks schwand rapide.
Ich parkte am Ubehebe Crater und schlenderte ein wenig herum.
Selbstverständlich waren in dem Moment, als ich ein ganzes Stück vom Auto entfernt ein paar Bilder machen wollte, die Akkus der Digi leer
Also zurück zum Auto und dann noch mal hingetrabt. Insgesamt war ich bestimmt 30 Minuten dort und noch immer sah man kein anderes Auto. Diese Abgeschiedenheit wurde immer drückender
Allein die Vorstellung, mindestens! eine Stunde lang zum Racetrack zu fahren, später wieder zurück und dann noch 75 einsame Meilen nach Big Pine - ich wollte nicht mehr.
Das war selbst mir - und ich bin eigentlich ganz gerne alleine - doch zu heavy. Natürlich würde ich an diesem Tag nicht die einzige Person sein, die dort rumgurkt aber irgendwie hatte mich das Death Valley während der vergangenen beiden Tagen mürbe gemacht.
Riesige Menschenmengen in den National Parks kann ich ja gar nicht ab aber viele Leuten waren es im Death Valley sowieso nicht und auch während der vergangenen Tage hatte ich auf meinen Touren nur selten jemand getroffen. Mich packte irgendwie das blanke Grauen vor der Abgeschiedenheit. Es war nicht mal so die Angst, dass mit Blazy was sein könnte (dass mein einer Reifen aber sowieso schon ne Macke hat, war mir bewusst), ich wollte nur nicht mehr ganz so fernab der Zivilisation sein.
Nochmals blickte ich in das endlose, einsame Tail, in welchem irgendwo der Racetrack liegt.
Und dann drehte ich mich um und traf leichten Herzens die Entscheidung, nicht zum Racetrack zu fahren. Ich stieg ins Auto und fuhr zurück. Ich bog auf die Straße Richtung Big Pine ab, hielt aber nach einigen Metern an.
Was tat ich da
Ich floh vor der Abgeschiedenheit, nur um 75 einsame Meilen zu fahren
Nein, das wollte ich nicht
So sehr mich die Strecke als solche reizte, ich werde die auf irgendwann mal verschieben, denn ich werde sowieso wiederkommen.
Ich drehte um und fuhr noch fix zu Scottys Castle, damit ich dies wenigstens mal gesehen habe.
Dabei überlegte ich, wie ich denn nun raus fahre. Über Beatty würde bedeuten, dass ich ja dann quasi wieder zurück fahren müsste, da ich noch zum Mono Lake will. Über Stovepipe Wells allerdings war ich ja ins Tal gekommen. Letztendlich war es der Zeitaufwand, der mich dazu bewog, diese Strecke auch wieder als Ausfahrt zu benutzen. Es war einfach die kürzeste Streckte.
Ich flog förmlich nach Stovepipe Wells, so als wäre der Teufel hinter mir her. Passenderweise dudelte meine CD gerade “Holding out for a hero” von Bonnie Tyler.
In der Hälfte der Strecke kam mir dann tatsächlich mal ein Auto entgegen. An den View Points machte ich schnell ein paar Bilder vom Devils Corn Field, holte mir im General Store in Stovepipe Wells eine kalte Diet Coke und dann preschte ich weiter.
Diesmal fuhr ich die offizielle Straße, muss aber sagen, dass der 4WD-Track angenehmer war. Die 190 wird zur Pass-Straße und so was mag ich einfach nicht. Ich schlich mal wieder um die Kurven und war nur froh, dass hinter mir niemand kam.
Für den Father Crowley Point hatte ich nach diesen ganzen Kurven keine Nerven mehr und ließ ihn deshalb rechts liegen.
Gegen 14 Uhr war ich am Visitor Center in Lone Pine und hielt dort auch noch mal an. Bevor ich hineinging amüsierte ich mich mit einer Hörnchen-Mama und ihren zwei Kindern. Richtig tapsig und gar nicht mal scheu trieben sie mit mir ihren Schabernack, denn sie setzten sich immer erst richtig in Positur, sobald ich beim Foto den Auslöser drücken wollte, huschten sie davon. Es hätte wirklich nur gefehlt, dass sie dann aus ihrem Versteck hervorlugen und mir die Zunge rausstrecken
Im Visitor Center musste ich eine ganze Weile warten, da die Angestellte dort ein Telefonat mit einem sehr nervigen Menschen führte. Dann erkundigte ich mich mal zu den Ancient Bristlecone Pine Forest. Die Strecke ist 4 Meilen vor Schulman Grove gesperrt - prima...
Und dann setzte sie noch eins oben drauf: Bodie war auch noch dicht ...
Naja, ich hätte mich jetzt hinsetzen und Trübsal blasen können oder aber ich fuhr mal weiter und hoffte. In Big Pine quartierte ich mich im Bristlecone Manor Motel ein. Ein einfaches aber sauberes Motel.
Der Ort ist eigentlich nix anderes wie eine Ansammlung von Tankstellen, Raststätten für Fernfahrer und ein paar Motels. Es gibt eine Art Truck Stop Restaurant, das Jeff´s Country Kitchen und ein Steakhouse. Eigentlich wollte ich in dieses, denn ich fand das Gebäude von außen irgendwie nett aber selbstverständlich hatte es Montag Ruhetag
Also landete ich doch bei Jeff und habe ein halbes Philly Cheese Steak und einen kleinen Salat gegessen. War sehr lecker.
Im Motel habe ich dann mal ein E-Mail geschrieben, damit alle wissen, dass ich das Tal des Todes überlebt habe, bissl in den Foren gestöbert, Reisebericht geschrieben - und der Tag war schon wieder rum.
Ich hatte ein Raucherzimmer, nur leider fand ich nirgends einen Aschebecher. Und weil ich ja die Zigarette immer mal ablegen will, damit ich weitertippen kann, musste ich mir was einfallen lassen.
Gefahrene Meilen: 255