Samstag, 6. Mai 2006Punkt 5.15 Uhr fuhr der erste tutende Zug durch Caliente. Ich wurde aus dem Tiefschlaf gerissen und war erst mal richtig daneben. Ich hatte unheimliche Anlaufschwierigkeiten, wollte mein bissl Zeug zusammenpacken, hielt was in der Hand und überlegte, wo das jetzt hingehört... Also wirklich komplett konfus
Erstmal suchte ich wie doof die auf dem Schild angepriesene Kaffeemaschine für den “in room coffee” - hm, das war wohl früher mal. Oh je, so daneben und dann nicht mal einen Kaffee...
Um 7.15 Uhr war ich dann mit allem fertig, belud Blazy und fuhr wieder ins Knotty Pine Restaurant zum Frühstück. Die Angestellten dort hatten wohl auch Anlaufschwierigkeiten, denn ich habe lange auf meinen Bagel warten müssen.
Ich blätterte in der Zwischenzeit in meinen Unterlagen. Um kurz vor 8 Uhr war auch das erledigt und ich beschloss spontan, noch mal fix zum Cathedral Gorge zu fahren. Mal schauen, wie die Türmchen morgens aussehen.
Leider auch nicht anders, d.h. wenn das Morgenlicht direkt auf die interessante Stelle gefallen wäre, dann hätte es wohl anders ausgesehen aber an die Stelle, wo der hohe Turm steht, da kommt erst im Laufe des Vormittags das Licht richtig rein und dann ist das auch schon wieder zu grell.
Der Cathedral Gorge ist unheimlich schwer zu fotografieren, ich habe noch nix im Südwesten erlebt, was so absolut vom Licht abhängig ist.
Kein Licht = wirkt nicht, da zu blass.
Zu viel oder zu grelles Licht = wirkt nicht, da so strahlend, dass es schon wieder farblos wirkt.
Gegen 9 Uhr verschwand ich dann endgültig.
Die Strecke über den Highway 93 ist wirklich sehenswert und ich wurde öfters zum Anhalten animiert. Besonders die Joshua Trees hatten es mir wieder angetan - man könnte wirklich meinen, dass ich noch nie welche gesehen habe.
Gegen 12 Uhr war ich in Overton. Ich hatte mir das Best Western reserviert, denn mir war das nicht geheuer: An einem Samstag, so nah an Las Vegas dran...
Und das war eine gute Entscheidung! Das “no vacancy” leuchtete mir schon entgegen. Kurz vor mir schlüpften zwei Deutsche ins Foyer und ich bekam natürlich ihr Anliegen an der Rezeption mit: Sie wollten ein Zimmer, denn in Las Vegas sind die Preise explodiert (klar, ist ja Wochenende) und morgen sollte es noch teurer werden, da eine Messe stattfindet. Sie hatten sie schon einige Motels am Rande von Las Vegas abgeklappert aber alles war ausgebucht. Auf dem Weg nach Overton waren sie durch´s Valley of Fire gefahren und eine ähnliche Farbe hatten mittlerweile auch ihre Gesichter angenommen. Nun ja, wie schon geschrieben, das Best Western war auch ausgebucht aber das Mädel an der Rezeption konnte ihnen noch ein Zimmer im Echo Bay Ressort besorgen. Als sie den Preis hörten, wechselte die Gesichtsfarbe sofort wieder.
Ich war jedenfalls unheimlich froh über meine Reservierung, auch wenn sie mir noch nix nutzte, da ich erst gegen 14 Uhr mein Zimmer in Beschlag nehmen konnte. Auch egal. So bin ich halt erst ins Valley of Fire gefahren.
Das Valley of Fire war furchtbar
Furchtbar voll
Die Parkplätze an den View Points waren fast immer komplett zugestellt. Mir war das definitiv zu viel, dass machte keinen Spaß! Im Gegenteil, dass war so richtig zum Aggressivwerden!
Ich kundschaftete mal meine ganzen Ziele aus, hielt mich aber nirgends richtig auf. Wie gesagt: zu viele Leute. Ein paar Bilder machte ich natürlich trotzdem. Im Visitor Center hielt ich ein Tratscherle mit der Verkäuferin. Sie stammte aus Leipzig, wohnt aber seit 48 Jahren in den USA. Dort kaufte ich mir für 4,50 $ die Broschüre “Valley of Fire - Map and Trail Guide”, die ist ganz praktisch, denn die Trails sind kurz beschrieben und von allen ist eine Art Topomap dabei. Der Ephemeral Arch wird hier Natural Arch genannt und als Trail-Beginn wird der Parkplatz bei diesem Historical Marker angegeben. Ich denke aber, ich werde es morgen mit der Beschreibung von Steffen und der von Fritz probieren.
Das kleine Flatterteil, welches man sonst immer umsonst bekommt bzw. gegen Entrichtung des Eintrittspreises von 6 $ pro Nase, gab es nicht, denn irgendwelche Spinner haben an Ostern die ganzen Broschüren, die an den Fee Stations auslagen, in der Gegend verstreut. Und der Nachdruck war noch nicht eingetroffen.
Dann fuhr ich weiter zu der kleinen Gravelroad, auf der sich die Zufahrt zum Atl Atl Rock und zum Campground befindet.
Dort ist auch der wunderschöne Arch Rock, nur der war leider total überfüllt. Leute über Leute. Ich fuhr gleich weiter, ohne überhaupt anzuhalten.
Und dann kam zum ersten Mal bissl Spaß auf: Arch-Jagd entlang dieser kleinen Gravelroad. Das, was ich erst nur als Arch wahrgenommen hatte, entpuppte sich beim Drumherumlaufen als das Piano. Wow – gar nicht mal gesucht und trotzdem gefunden!
Ich amüsierte mich köstlich, als ich sah, wie mir die Leute fragend hinterher starrten, während ich durch die Botanik hopste
Man konnte förmlich deren Gedanken lesen: Was will die da? Da steht doch gar kein Hinweisschild!
Als nächstes folgte ein Stopp bei den Beehives.
Ich machte ein paar Bilder aber dann verschwand ich auch schnell wieder von dort.
Sonst hätte ich Jens noch gemeuchelt...
Oder dessen Mutter...
Wahrscheinlich beide ...
Noch lange dröhnte mir ihr gekreischtes „Jeeeheeennnnsss komm her“ in den Ohren
Gegen 15 Uhr flüchtete ich dann erst mal ganz aus dem Valley of Fire und brachte mein Zeugs ins Hotel. Ich ahnte nämlich, dass es abends später wird und da wollte ich nicht noch alles raufschleppen müssen. Und irgendwie hatte ich wohl auch noch eine andere Vorahnung...
Jedenfalls marschierte ich schon bepackt ins Hotel rein und sagte, ich hätte eine Reservierung. Brav buchstabierte ich meinen Namen.
Dann verlangte das Mädel meine Reservierung - klar, hatte ich ja einstecken, also diese über den Tresen gereicht.
Sie wurde unruhig: tippte an dem Computer was, dann am anderen, kramte in Registern, murmelte vor sich hin, wieder Tippen am Computer...
Mir schwante, das da was nicht stimmt
Nach einigen Minuten meinte sie dann, dass meine Reservierung wohl nicht bei ihnen eingetroffen wäre. Da ich aber eine Buchungsbestätigung hatte, würden sie mir das einzige freie Zimmer, nämlich eine Nichtraucher-Suite überlassen
Natürlich zum selben Preis. Ja wer sagt da schon nein? Ich jedenfalls nicht - auch wenn ich abends dann immer mal fix vor die Türe rennen muss.
Ja und dann betrat ich mein Reich. Ich musste erst mal glucksen vor Lachen: Meine Suite war größer als meine alte Wohnung, in der ich 9 Jahre lang gewohnt hatte
Das Wohnzimmer war mit Sofa, Sessel, Schreibtisch, Kühlschrank, Mikrowelle usw. ausgestattet. Das Schlafzimmer war genauso riesig: Mit zwei großen Doppelbetten, einer riesigen Kommode und einem Tisch mit zwei Stühlen. Selbstverständlich war auch in diesem Raum ein Fernseher vorhanden. Und dann gab es natürlich auch noch ein Badezimmer: ok, das war normalgroß aber die Armaturen begeisterten mich, denn es kam wieder ein satter Wasserstrahl aus der Leitung! Man konnte also richtig duschen und brauchte sich nicht wieder ewig um die eigene Achse drehen.
Lange blieb ich aber nicht auf dem Zimmer, denn es zog mich wieder ins Valley of Fire.
Gegen 16.45 Uhr war ich wieder im Park und fuhr gleich den Scenic Drive bis zum White Domes Trail, den ich dann auch in Angriff nahm. Leider hatte sich die Sonne bissl hinter ein paar Wolkenschleiern verzogen, daher leuchteten die Felsen nicht ganz so toll.
Ich entschloss mich, noch mal zum Fire Canyon zu fahren und machte auch während der Fahrt ein paar Bilder aus dem Auto raus. Überall stehen nämlich so dumme Schilder, dass man mal nicht kurz an der Seite parken soll. Ich meine, dies war 2004 noch nicht so.
Als nächster Punkt stand der Arch Rock auf dem Programm aber dort turnte ein Brautpaar samt Hochzeitsgästen rum. OK, dann eben erst das Panorama Rock Window und dann werden die es ja hoffentlich hinter sich gebracht haben.
Das Window hatte ich schon von der Parkstraße aus gesehen und so war es wirklich einfach. (Allerdings erkennt man es von der Straße her besser, wenn man von Westen nach Osten fährt, andersrum muss man wirklich genau aus dem Seitenfenster sehen, da es erst sichtbar wird, wenn man sich in etwa auf gleicher Höhe befindet.) Gemäß der Beschreibung von Steffen bin ich also zum Petrilog Parkplatz gefahren, habe Blazy abgestellt und von dort aus in südlicher Richtung auf die Felsen zu gelaufen. Da war der Arch dann auch schon. Leider bin ich nicht richtig rangekommen: Ich kletterte zwar erst bissl rum aber um auf den letzten Absatz zu kommen, dafür war ich dann doch etwas zu klein und mir war es auch zu steil. Egal - der Arch sieht auch von unten schön aus.
Dann also zurück zum Arch Rock und was sahen meine entsetzten Augen
Das Brautpaar hatte es immer noch nicht geschafft...
Die Sonne stand schon sehr tief und am Fuß von dem Felsen, auf welchem der Arch ist, kroch schon der Schatten hoch
Ich wartete und wartete...
Die Mama musste auch noch auf den Felsen hoch und sah ein, dass es in Sandalen mit Pfennigabsätzen wohl nicht ganz so gut geht...
Dann hatten se endlich beide ja gesagt und ich dachte, jetzt sind se fertig.
Nö...
Noch mehr Fotos, noch mehr Ansprachen. Da ich innerlich eh schon qualmte, zündete ich mir eine Zigarette an.
Dann verschwanden alle hinter den Arch und man hörte Geklatsche...
Ich klatschte auch - nämlich meine Autotüre zu!
Denn mittlerweile stand der Schatten kurz unterhalb vom Beginn des Arches. Es war abzusehen, dass ich den nicht mehr bei untergehender Sonne gesehen hätte. Das Brautpaar hat oben wahrscheinlich noch ihr erstes Kind gezeugt und bis sie die Mama wieder abgeseilt haben...
Man war ich sauer
Also wenn die Ehe nicht hält, könnten meine Wünsche damit was zu tun haben...
Man merke: Beim Arch Rock mal lieber nicht auf schöne Sunset-Bilder hoffen, sondern auch schon vorher welche machen, sonst kann man böse reinfallen. Zum Glück hatte ich das Valley of Fire für den nächsten Tag auch noch eingeplant!
Aber weh tat es schon, denn der Arch sah im Licht der untergehenden Sonne toll aus.
Wut verleiht Flügel und so flog ich nach Overton. Im Charley´s Pizza tröstete ich mich mit einem kleinen Steak und trank ein kühles Bud dazu. Das tat nach der Hitze des Tages unheimlich gut und besänftigte mich auch wieder.
Gegen halb 9 Uhr war ich dann im Hotel. Duschen, Bilder überspielen, Akkus laden, Reisebericht schreiben ... Ihr kennt das ja. Zwischendurch mal kurz runter, um vor der Türe eine zu rauchen.
Gegen 23 Uhr begab ich mich dann in mein Schlafgemach (dieses Wort trifft besser auf den Raum zu) aber leider war an Schlaf nicht gleich zu denken: Im Nebenzimmer wurde so laut geschnarcht, da bekam ich jeden Aussetzer usw. mit. Ich dachte wirklich, ich bin im falschen Film
Ich überlegte abwechselnd, ob ich die Ambulanz rufen soll, weil manche Aussetzer doch sehr lange dauerten, oder ob ich an die Wand trommeln soll.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.
Gefahrene Meilen: 277
Hier findet Ihr ein paar weitere Infos zum White Domes Trail.