Samstag, 29. April 2006Um 5 Uhr wurde ich vom Wecker geweckt, denn ich wollte den tollen Arch auch noch im Morgenlicht sehen.
Ein schnelles Frühstück im Best Western mit Cornflakes, einem Mini-Bagel mit Cream Cheese und Dosenobst, dann fuhr ich gegen 6 Uhr wieder in die Alabama Hills. Ich konnte es gar nicht fassen: Als ich um 6.10 Uhr am Parkplatz ankam, stand dort nicht ein einziges Auto! Es scheint sonst wirklich niemand Interesse an diesem schönen Arch zu haben? Mir war das natürlich recht! Das Best Western war so gut wie ausgebucht, andere Motels bestimmt auch. Wo sind denn die Leute alle? Gestern hatte ich nämlich auch so gut wie niemanden gesehen.
Diesmal fand ich den Weg natürlich gleich auf Anhieb und war innerhalb von ca. 15 Minuten am Arch. Wunderschön, wie er im Morgenlicht leuchtete. Ich konnte mich von dem Anblick kaum lösen und war fast eine dreiviertel Stunde dort - ganz allein mit dem Arch
Um 7.30 Uhr war ich wieder am Parkplatz und um 8.30 Uhr checkte ich aus dem Hotel aus. Dann noch fix tanken, Kühlbox auffüllen, abfahrbereit. Von der 395 fuhr ich auf die 136, die dann auf die 190 trifft. Das Death Valley kam näher.
Von allen Parks ist das Death Valley für mich der Ehrfurchteinflößendste. Ich kann es gar nicht richtig erklären aber irgendwie wirkt dieser Park einerseits unheimlich schön und ist farbenfroh, andererseits ist er unnahbar und fast abweisend. Mit allen anderen Parks habe ich immer sofort eine Art Freundschaft geschlossen und wenn ich wieder hin komme ist es, als ob man einen alten Bekannten trifft. Nicht so beim Death Valley, dieses muss ich jedes Mal wieder neu kennenlernen - soweit dies denn möglich ist. Man kann ihm zwar kleine Geheimnisse entlocken und seine Schönheit genießen aber irgendwie wird man vom Death Valley nicht mit so offenen Armen empfangen, wie von den anderen Parks.
Die 190 verließ ich recht schnell wieder, denn mein erstes Ziel war Darwin, eine Semi Ghost Town. Wenn man sich Darwin nähert, sieht man an der linken Bergseite, viele kleine Hütten und alte Minenanlagen. Man kann nur von der Straße aus ein paar Bilder machen, denn alles ist abgesperrt
- Privatbesitz.
Dann kommt man in den eigentlichen Ort und findet ein Bild von alten, verfallenen Hütten, Schrottautos und Trailern, manche ebenso verfallen, manche noch nicht ganz so und mit dicken Antennen davor.
Semi Ghost Towns finde ich irgendwie gruselig! Bei einer richtigen Ghost Town weiß man, dass die Geschichte geschrieben ist. Sie sind ein historisches Fleckchen, welches mal eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Was aber sind Semi Ghost Towns? Das Bergwerk kann dort nicht mehr blühen, sonst wäre es eine kleine Industriestadt, so wie z.B. Trona. Sind Semi Ghost Towns die Müllhalde für gestrandete Menschen? Für welche, die sich noch an bessere Zeiten erinnern konnten oder für andere, die in der “normalen” Gesellschaft keinen Platz finden? Semi Ghost Towns sind irgendwie gleichzeitig Vergangenheit und verfallende Gegenwart. Auch die Freundlichkeit, der man sonst überall in den USA begegnet, findet man hier nicht. Die paar Menschen, die mir über den Weg liefen, sahen durch mich hindurch. Randsburg ist noch etwas auf Touristen ausgelegt, Darwin überhaupt nicht.
Ein älterer Mann kletterte mit der Leiter auf das Dach seines Trailers, um es mit Dachpappe zu flicken. Hätte ich dies nicht gesehen, hätte ich den Trailer für Schrott gehalten. Ich schlich durch die Main Street und versuchte unauffällig ein paar Bilder zu machen.
Von Darwin aus fuhr ich nicht zurück auf die 190, sondern ich wollte die 4WD Strecke nach Panamint Springs nehmen. Diese wird unmittelbar hinter Darwin unpaved. Das erste Drittel ist alter Straßenbelag und Schotter, dann fährt man in einen sandigen Wash. Diesen verlässt man über eine steinige Gravelroad, die sich erst steil bergauf windet, um dann ebenso steil hinunter ins Tal zu führen.
Es war teilweise sehr, sehr holprig mit größeren Steinen und sehr steil. Zudem hoffte ich die ganze Zeit, dass mir niemand entgegenkommt, denn dann hätten wir wirklich ein Problem gehabt.
Alles in allem aber eine tolle Strecke mit hohem Spaßfaktor, auf der man aber nicht nur so vor sich hinfahren kann, sondern es ist durchaus Konzentration gefragt und ab und zu muss man sich auch überlegen, wie man die entsprechende Passage anpackt.
Man benötigt ca. 1 Stunde für diese Strecke, ich brauchte fast 2, denn erstens bin ich ein Angsthase, der dann doch lieber langsamer fährt und zweitens hielt ich unheimlich oft an, um entsprechende Bilder und Notizen zu machen.
Kurz bevor ich wieder auf der 190 war, hielt ich kurz an und machte einen Rundgang um Blazy und schaute mir mal die Reifen an: Alles ok!
Mein nächstes Ziel war der Aguereberry Point: Vom 190 biegt man Richtung Wildrose ab. Die Straße führt bergauf durch den Emigrant Canyon. Oberhalb des Canyons sind sanfte Hügel, mit staubig-grünen, niedrigen Stäuchern. Ein paar Meilen vor dem Emigrant Pass geht links die sechs Meilen lange Zufahrt zum Aguereberry Point weg. Diese ist unpaved, anfangs Washboard später dann Schotter, teilweise auch mal bissl tiefer und steinig. Die letzten hundert Meter haben es dann in sich: Nicht wegen der Fahrbahnbeschaffenheit, an die brauchte ich dort nicht denken (hätte ich mal lieber... - siehe später), sondern weil es extrem schmal war. Ok, das war es vorher auch schon manchmal aber hier führte die Road mal genau am Abhang entlang und es wäre senkrecht den Berg runtergegangen, wenn man mal bissl vom Weg abkommt. Für mich die absolute Angststrecke! Und natürlich kam mir an einer solchen Stelle auch ein Auto entgegen! Glücklicherweise beim Hochfahren, d.h. ich war an der Bergseite und quetschte mich dort ran. Wäre es andersrum gewesen würde ich wahrscheinlich jetzt noch dort stehen und diskutieren, denn ich hätte auf die Bergseite bestanden.
Oben angekommen hatte man einen fantastischen Blick ins Tal. Es war zwar etwas diesig aber trotzdem war es klasse.
Nur richtig genießen konnte ich es nicht, denn ich machte mir Gedanken um die Rückfahrt an den engen Stellen, die wollte ich so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Als das bewältigt war, hielt ich erst mal an und machte mir mit zitternden Fingern ein paar Notizen, dann fuhr ich gemütlich nach unten. Am Aguereberry Camp hielt ich noch mal an, um davon ein paar Bilder zu machen. Außerdem spielte dort gerade so ein drolliges Häschen und ich versuchte es, bei seinen Kapriolen zu fotografieren. Leider ohne Erfolg.
Und als ich dann wieder ins Auto einsteigen wollte bemerkte ich das Malheur: In der Außenhaut des linken Vorderreifens war ein ca. 10 cm langer Riss
Sch...
Ich puhlte bissl dran rum, es war aber nur die Außenhaut, die Luft schien zu halten.
Meine Laune bekam trotzdem erst mal einen gewaltigen Dämpfer.
Ich fuhr zurück auf die 190. So langsam merkte ich die ständigen Höhenunterschiede: Von 4000 ft. auf 2000 ft. runter, wieder auf 4000 ft hoch, dann auf 6900 ft...
Ich gehöre leider zu den Menschen, die mit Höhenunterschieden ihre Probleme haben. Ich wurde unheimlich müde und holte mir eine Coke aus der Kühlbox. Je tiefer man in das Death Valley eintauchte, umso heißer wurde es. Ab Stovepipe Wells hatte man das Gefühl, dass man mit einem heißen Fön angepustet wird. Meine Rechnung, dieses Jahr schon so zeitig in den Südwesten zu gehen, damit im Death Valley noch angenehme Temperaturen sind, war wohl nicht aufgegangen.
Kurz vor Stovepipe Wells bog ich rechts zum Mosaik Canyon ab. Schon der Anblick aus der Ferne war faszinierend, denn die Felsen leuchteten richtig im Sonnenlicht.
Die 2.4 Meilen lange Zufahrt zum Parkplatz war sehr harter Washboard. Auto abgestellt, eingecremt, noch mal was getrunken, Getränke eingepackt, losgelaufen. Meistens verläuft der Trail in der Sonne, je nach Sonnenstand spenden die Canyonwände manchmal ein paar Meter Schatten.
Der Canyon ist klasse, erst ziemlich breit, wird er dann sehr schmal. Die Farbenpracht ist unglaublich! Manches funkelt regelrecht.
Die Hitze war gnadenlos. Zudem wehte kaum ein Lüftchen und die Felsen selber waren auch total aufgeheizt. Wie in einem Backofen! Man hatte das Gefühl sofort wieder einen trockenen Mund zu haben, obwohl man die Wasserflasche gerade erst abgesetzt hatte. Mir wurde irgendwie bissl schwummerig. Deshalb suchte ich mir einen Schattenplatz und setzte mich ein Weilchen hin. Als ich wieder aufstand, sah ich Sternchen. Also wieder hinsetzen. Da diskutierte ich dann mal wieder mit mir selber, denn einerseits wäre ich unheimlich gerne bis ans Ende dieses tollen Canyons gelaufen, andererseits hatte ich Bammel, was mein Kreislauf macht. Erst die Höhenunterschiede und dann die Hitze, das war wohl zu viel. Traurig entschloss ich mich, kein Risiko einzugehen und machte mich auf den Rückweg
In Stovepipe Wells kämpfte ich mit dem blöden Fee-Automaten
und fuhr dann unverrichteter Dinge weiter. Noch ein kurzer Stopp am Devils Corn Field aber nur am Seitenrand. Mir war es nicht danach, dort rumzustrolchen, ich war einfach bissl zittrig. Ich hatte zwar nach wie vor ein Auge für die grandiose Landschaft aber ich wollte erst mal ankommen.
Gegen 16 Uhr war ich am Visitor Center und entrichtete meine Fee-Gebühr. Dort hing auch ein Thermometer, welches knapp 40 Grad anzeigte. Dann fuhr ich weiter zur Furnace Creek Ranch: Die Anlage ist sehr nett und erinnert mich bissl an das Teil aus Dirty Dancing, viele Blockhütten usw.
Das Zimmer ist ok, sehr geräumig, mit Kühlschrank, nettem Badezimmer - halt schon bissl abgewohnt. Das stört mich aber nicht. Am meisten freute ich mich über den Balkon, ich liebe es, wenn ich abends draußen sitzen kann.
Damit mein Kreislauf wieder in Schwung kommt, entschloss ich mich auch heute wieder zu einem zeitigen Abendessen. Im Forty-Niner Cafe genehmigte ich mir eine Gemüsesuppe und einen Salat. Danach war ich dann auch wieder fit. Scheint mein übliches Problem hier im Death Valley zu sein, denn auch 1997 sackte mir am Nachmittag der Kreislauf immer runter, eine Suppe brachte dann alles wieder in Schwung.
Zum Sunset fuhr ich zurück zu den Sanddünen bei Stovepipe Wells.
Die Bergkette im Westen stört halt bissl, da die Sonne so viel früher weg ist, als der eigentliche Sonnenuntergang erfolgt.
Auf der Rückfahrt zur Furnace Creek Ranch sah ich am Straßenrand einen Coyoten, dessen Augen im Licht der Scheinwerfer glühten. Obwohl ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit schon unterschritt, drosselte ich das Tempo noch weiter.
Zurück in der Ranch schmiss ich mich in mein Badezeug und machte mich auf den Weg zum Pool. Ich freute mich auf eine kühle Erfrischung. Ich nahm die hintere Treppe nach unten (mein Zimmer war upstairs) und dort saß ein dicker Frosch
Brrrrr - großen Bogen drumgemacht! Vom hinteren Eingang gab´s aber keinen direkten Weg zum Pool, daher bin ich durch den Flur im Erdgeschoss nach vorne.
Was saß denn da in der Mitte vom Flur
Schon wieder ein Frosch
Vorsichtig pirschte ich mich an und entlarvte den vermeintlichen Frosch als einen 20 Dollar Schein. Der lag total herrenlos dort rum und weil niemand sonst da war, erbarmte ich mich seiner und nahm ihn mit.
Endlich am Pool, warf ich das Handtuch auf eine Liege und ging ins Wasser. Ich freute mich auf eine Erfrischung nach so einem heißen Tag.
Was war denn das
Das Wasser war so warm wie in der Badewanne
Von Abkühlung keine Spur!!! Im Gegenteil!
Erst als ich mit dem nassen Badeanzug auf der Liege saß und ein Lüftchen ging, gab es eine kleine Erfrischung.
Zurück im Zimmer habe ich ausgiebig und kühl geduscht, die Aircondition auf max. gestellt und es mir mit dem Notebook auf dem Balkon gemütlich gemacht. Schätzungsweise waren es noch immer über 30 Grad.
Das Licht wurde um halb zwölf ausgemacht.
Gefahrene Meilen: 205
Eine Beschreibung der Strecke von Darwin nach Panamint Springs findet Ihr
hier