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Autor Thema: Die unglaubliche Anziehungskraft von unpaved Roads im wilden Westen Mai/Juni 16  (Gelesen 58954 mal)

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Culifrog

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Tag 28  – Yellowstone (08.06.2016)

Ein neuer Tag bricht an. Es ist sehr neblig. Auf dem Weg Richtung Norris lichtet sich der Nebel und ein herrlicher zarter Regenbogen ist in den verbleibenden Nebelschwaden zu sehen. Das Norris Geyser Basin ist gesperrt, aber wir wollen sowieso zum Grand Prismatic Spring.

"Lass uns vorher noch schauen, wann der Great Fountain Geyser das nächste Mal ausbricht, es wäre ja schade, wenn wir später merken würden, dass wir genau zu der Zeit daran vorbeigefahren sind." Reiner ist einverstanden und was sehe ich? Der Geysir spuckt grad die ersten Wassertropfen aus. Ich schaffe es eben noch meine Kamera zu schnappen und aus dem Auto zu hüpfen, da bricht er auch schon aus. Die Sonne kommt allerdings von der falschen Seite, ein Erlebnis ist es trotzdem. Die Eruption wird kleiner und schliesslich stoppt der Wasserstrahl. Ein paar der wenigen Leute, die bereits vor Ort sind, verlassen den Schauplatz, andere kommen neu hinzu. Ich bedaure sie, weil sie das Spektakel verpasst haben und steige zu Reiner ins Auto ein, der am Strassenrand steht und die Szene auf Film festgehalten hat. In dem Moment schiesst wieder eine Fontäne hoch. Ich reisse die Tür auf und bin bereits wieder am Rand des Geysirs. Nach diesem Ausbruch ist aber endgültig Schluss und wir können weiterfahren. Der White Dome Geyser zeigt auch einen prächtigen Ausbruch und der Firehole Lake dampft noch mehr, als gestern.


Beim Firehole Lake Drive (Yellowstone National Park)


Beim Firehole Lake Drive (Yellowstone National Park)


Wer findet mich beim Fotografieren des Great Fountain Geyser? (Yellowstone National Park)


Ausbruch des Great Fountain Geyser am Firehole Lake Drive (Yellowstone National Park)


Ausbruch des Pink Cone Geyser am Firehole Lake Drive (Yellowstone National Park)


Ausbruch des Pink Cone Geyser am Firehole Lake Drive (Yellowstone National Park)

Obwohl wir noch immer ziemlich früh dran sind, herrscht auf dem Parkplatz beim Midway Geyser Basin ein mittleres Chaos. Das liegt jedoch nicht daran, dass kein Parkplatz mehr frei wäre, sondern weil die Autofahrer ewig darauf warten, dass ein anderer aus der Parklücke fährt, um zu erben. Schliesslich steht unser Auto auf einem Platz und wir laufen den Holzsteg entlang. Im Gegenlicht sehen wir die Silhouetten von anderen Besuchern, was gemeinsam mit dem Dampf der Pools ein hübsches Bild abgibt.


Besucher beim Excelsior Geyser im Midway Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Der Weg ist ziemlich lang, so dass sich die zahlreichen Besucher gut verteilen und sich nicht auf den Füssen herumtreten, wie ich erst befürchtet hatte. Mir gefällt das Areal sehr gut und auch die orange glitzernden Ausläufer des Grand Prismatic Springs finde ich wunderschön. Ein bisschen schade finde ich es, dass der Weg auf den Hügel wegen einer Baustelle gesperrt ist, und deshalb der berühmte Pool nicht von oben betrachtet werden kann. Dafür steht uns, wenn wir in ein paar Jahren wieder zurückkommen, ein offizieller Weg hoch auf den Hügel zur Verfügung.


Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Da wir gestern das Upper Geyser Basin ausgelassen haben, wollen wir das jetzt nachholen. Beim Old Faithful ist die Hölle los. Der Geysir ist mitten in seiner Eruption und Tausende von Zuschauern wohnen dem Naturphänomen bei. Rund 50 Kinder tragen dieselben pinken T-Shirts, vermutlich eine Schule oder so was. Wir ziehen es vor, eine Runde zu laufen, auf welcher wir den Ausbruch des Beehive wahrnehmen, den wir bereits von gestern kennen.

Der Castle Geyser soll in rund sechs Stunden ausbrechen. Ich setze mich hin und witzle, dass ich jetzt darauf warten werde. Denselben Witz höre ich auch von anderen – er bietet sich einfach an.


Lion Group im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Castle Geyser im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Bis hoch zum Riverside Geyser kommen wir an vielen blauen oder bunten Pools und kleineren oder grösseren Geysiren im Ruhezustand vorbei. Beim Beauty Pool entdeckt Reiner eine Gelbbauchmurmeltier-Mutter mit Baby. Wir setzen uns auf eine Bank und beobachten die Tierchen. Keiner der vorbeigehenden Menschen entdeckt die Marmots. Hinter uns bricht Daisy aus, doch wir haben nur Augen für die herumtollenden Murmeltiere. Eine Familie mit zwei Kindern kommt uns entgegen. Der Vater zeigt auf den Geysir und ich zeige ihm die Murmeli. Erst kapiert er nicht und will mich fast zwingen, in die andere Richtung zu schauen, aber dann flippt er fast aus. Er zeigt sie seinen Kindern und bedeutet dem Jungen, still zu sein. Andächtig schauen wir nun zu sechst bis die Tiere in einer Felsspalte verschwinden.


Crested Pool im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Wave Spring im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Belgian Pool im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Beauty Pool im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Beauty Pool im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Gelbbauchmurmeltier beim Beauty Pool im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Die Lion Group, ein weiterer Geysir im Geyser Hill, bricht just in dem Moment aus, wo wir ihn passieren. Wir beobachten ihn ein bisschen und gehen dann weiter. Plötzlich kreischt es in unserem Rücken. Eine Frauengruppe hat eine Dusche verpasst bekommen, was sie aber in Anbetracht des schönen Wetters nicht weiter zu stören scheint.


Spasmodic Geyser im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Keilschwanz-Regenpfeifer im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Heart Spring im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Lion Group im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)


Im Upper Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Für mich ist nun die Geysir-Saison abgeschlossen. Den Ausbruch des Old Faithful nehmen wir noch mit. Vom Geyser Hill aus ist er viel schöner, als von der Lodge aus. Das muss ich mir auf alle Fälle für ein nächstes Mal merken. Als nächstes schauen wir uns das Old Faithful Inn an. Die grosse Lobby mit dem steinernen Kamin ist sehr beeindruckend. Angeblich handelt es sich um das grösste Blockhaus der Welt.


Blick vom Geyser Hill auf den Old Faithful (Yellowstone National Park)

Jetzt müssen wir dringend etwas gegen den knurrenden Magen unternehmen. Da in der Cabin weder ein Kühlschrank noch eine Mikrowelle vorhanden ist und zu unseren Abfahrtszeiten die Restaurants noch nicht geöffnet haben, müssen wir wohl oder übel jeweils ohne Frühstück los. Wie gestern versuchen wir unser Glück in der Cafeteria der Old Faithful Lodge. Das Gittertor ist offen und die Menschen stehen bereits an. Auf einer Tafel ist grafisch dargestellt, welche Ausgabestationen welche Speisen anbieten und wo sich die Kassen befinden. Reiner und ich trennen uns. Ich habe Lust auf eine Teriyaki-Schüssel und Reiner will sich ein Chili holen. Ich bin die erste an dieser Station. "Give me a second", bittet der junge Mann an der Ausgabe. Dass ich ihm zwei gewähre, findet er sehr nett von mir – sagt er zumindest und grinst breit. An der Kasse bekomme ich einen Schreck. Diese Schüssel mit Nudeln, Pilzen und Gemüse und ein Getränk soll über 28 US-Dollar kosten. Ich frage nach und der Kassier bestätigt den Betrag. Erst jetzt kapiert er, dass die beiden Asiaten hinter mir nicht zu mir gehören und rechnet den Preis deren Speisen ab.

Sowohl mein wie auch Reiners Essen schmecken wider Erwarten gut. Das Ambiente finde ich auch ganz nett für ein kantineähnliches Restaurant. Nur die Abräumer haben ihren Job nicht besonders im Griff. Anstatt mit ihrem Wagen der Reihe nach die Tische abzuräumen, stellen sie das Gefährt irgendwohin und holen lose Teller, Schüsseln und Tabletts, um diese auf zu ihren Wagen zu tragen.

Nach so vielen heissen Quellen und gefülltem Bauch brauche ich jetzt einen Bären - am liebsten einen Grizzly. Die grösste Erfolgschancen rechne ich mir auf der Strecke zwischen Mammoth Hot Springs und Tower aus, weil wir da bereits zweimal eine Bärensichtung hatten.

Bei Mammoth Hot Springs genehmigen wir uns noch ein leckeres Eis. Bekannt ist im Park das Huckberry-Ice, doch wenn ich Saltet Carmel sehe, dann kommt keine andere Geschmacksrichtung in Frage.

Beim Verlassen von Mammoth Hot Springs befinden sich auf und neben der Kreuzung viele Weisswedelhirsche. Ranger weisen die Fussgänger an, sich nicht den Tieren zu nähern. Entweder müssen sie anhalten und warten oder einen Umweg unter die Füsse nehmen.


Hirsche bei Mammoth Hot Springs (Yellowstone National Park)

Weil die Strecke so wunderbar schön ist und unser Auto bereits Entzugserscheinungen wegen Gravel Road-Mangels zeigt, fahren wir wie vorgestern den Blacktail Plateau Drive. Kaum sieht Reiner ein Auto hinter uns, hält er bei nächster Gelegenheit an und lässt es vor. Meist wollen die anderen auch nicht schneller fahren und lassen ihrerseits ebenfalls alle überholen. Oft kommt es vor, dass wir für so ein Manöver stoppen und der Hinterherfahrende hält auch und schaut, was wir denn schönes erblicken.

Leider gibt es wieder keinen Bären, also begnügen wir uns mit zwei Wapitis. Wir laufen sogar einen Hügel hoch, um sie etwas näher zu sehen, doch auch von dort ist die Distanz noch ziemlich gross. Der Hügel ist komplett mit Löchern durchsetzt. Hin und wieder flitzt ein Mäuschen oder ein Erdhörnchen von einem Loch ins nächste. Zurück auf der Strasse teilen wir einem erwartungsvollen Autofahrer mit, dass es sich bei den Tieren "bloss" um "Elks" handle, wonach sie enttäuscht davonrauschen.

Trotz des langsamen Tempos und wiederholten Aussteigens ist die Runde bereits wieder zu Ende. Das schreit nach einer Wiederholung und zudem waren die Bären vorgestern auf der Strecke, die wir durch den Drive verpasst haben. Nach ein paar Meilen auf der geteerten Strasse erkenne ich auf meiner Seite am Abhang einen Schwarzbären. Wir haben keine Chance anzuhalten zumal ein Ranger bereits vor Ort ist und "Falschparker" wegweist. Eine Familie steht an der nächsten Haltebucht und lässt ihren kleinen Jungen aussteigen, damit er zum Bären laufen kann, worauf der Ranger sie anschreit, dass sie das gefälligst unterlassen sollen. Da wir weiterfahren müssen, kann ich nicht sagen, ob der Bub wieder eingestiegen oder trotz Anweisungen des Rangers zum Bären gegangen ist. Um das Tier zu sehen, hätte man einen Abstand von maximal drei oder vier Meter gehabt!

Über den Blacktail Plateau Drive, Tower, einen kurzen Abstecher ins Lamar Valley und den Dunraven Pass gelangen wir zurück zum Canyon Village für unsere übliche Siesta. Von der Roosevelt Lodge ausgehend sehen wir ein paar Reiter auf ihrem Ausflug und im Lamar Valley begegnen wir erneut ein paar Bighornsheeps. Auch Pronghorns grasen am Wegrand - nur die verflixten Grizzlys suchen wir vergebens.


Reiter bei der Tower Junction (Yellowstone National Park)


Bighorn Sheeps (Dickhornschafe) im Lamar Valley (Yellowstone National Park)


Bighorn Lamb (Dickhornlamm) im Lamar Valley (Yellowstone National Park)


Pronghorns (Gabelböcke) im Lamar Valley (Yellowstone National Park)

Die heutige Abendsafari beginnen wir mit dem South Rim des Grand Canyon of the Yellowstone mit Ziel Artist Point. Die Menschenmassen haben bereits das Weite gesucht, so können wir die herrliche Aussicht auf die Lower Falls fast alleine geniessen.


Lower Falls im Grand Canyon of the Yellowstone vom Artist Point (Yellowstone National Park)


Lower Falls im Grand Canyon of the Yellowstone vom Artist Point (Yellowstone National Park)

Für den Sonnenuntergang haben wir bereits im Vorfeld ein Plätzchen am Yellowstone River ausgesucht, doch der Parkplatz ist bereits voll und es sieht nicht so aus, als ob sich da jemand wegbewegen würde. Enttäuscht drehen wir um und fahren ins Norris Geyser Basin. Die Strasse, die am Morgen noch gesperrt war, ist wieder frei. Nur einzelne Autos befinden sich noch auf dem Parkplatz. Beim Steam Vent montiert Reiner seine Kompaktkamera auf das Stativ und richtet sie für einen Timelapse ein. Ich wandere mit dem zweiten Stativ und der Spiegelreflex ein bisschen herum, um eine geeignete Position zu finden. Alles wäre wunderbar, wären da nicht wieder diese äusserst aggressiven Mücken. Sie stechen sogar durch die Kleidung, sowas habe ich noch nicht erlebt.

Während ich auf Reiners Installation aufpasse, geht er zum Auto zurück und holt den Mückenspray. Unterdessen unterhalte ich mich mit einem jungen Asiaten. Er kommt aus Hong Kong und ist neugierig, was für Tiere es in der Schweiz gibt. Dass wir letztes Jahr in Hong Kong waren und uns die Stadt sehr gefallen hat, freut ihn. Dann verabschiedet er sich und geht ebenfalls Richtung Parkplatz hoch.

Reiner kommt mit dem Mückenspray und ich bin froh, dass er die Plagegeister wenigstens ein bisschen abhält. Der Dampf des Steam Vent ändert ständig die Richtung. Mal verdeckt er die Sonne, dann lässt er sie wieder durch. Ob meine Belichtungsreihen zu HDR zusammengebaut werden können, sehe ich dann noch. Ansonsten ist es einfach schön, hier zu sein. Der Hong Kong-Chinese kommt zurück. An der Hand führt er ein sehr jung aussehendes Mädchen, das eine rosarote Kamera wie eine Handtasche mit sich führt. Er redet ein paar Worte mit uns, sie steht schüchtern daneben. Händchenhaltend schlendert das süsse Pärchen weiter und kommt nach Sonnenuntergang wieder zurück. Wir warten noch, bis die Fotos für den Timelapse fertig sind, dann brechen wir ebenfalls auf.


Sonnenuntergang beim Steam Vent im Porcelain Basin des Norris Geyser Basin (Yellowstone National Park)

Gitania

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Konnte jetzt die letzten 3 Teile zusammenhängend lesen. Tolle Bilder hast du vom Yellowstone gepostet.
Besonders den einsamen Fotografen mit Sonnenuntergang find ich Super!
LG
Gitania

Culifrog

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Tag 29  – Yellowstone - Greybull (09.06.2016)

Wir frühstücken in der Cafeteria der Canyon Lodge. Lecker ist anders, aber satt sind wir. Beim Check-out sind sie sehr freundlich.

Heute bin ich etwas wehmütig, diesen wunderbaren Park verlassen zu müssen. Die Kombination aus heissen, bunten Quellen, prächtigen Landschaften und wilden Tieren übt auf mich eine Faszination aus, die ich in dieser Heftigkeit nicht erwartet hätte. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass nun die Ferien gelaufen sind, obwohl wir noch über eine Woche in weiteren schönen Regionen vor uns haben.

Ein letztes Mal fahren wir durch das Lamar Valley. Die Wölfeler sind bereits abgezogen oder haben sich heute nicht hier eingefunden. Wieder ist es uns nicht vergönnt, einem Grizzly zu begegnen und mit der Parkausfahrt im Nordosten des Nationalparks sinkt die Chance darauf für diese Reise wohl gegen Null.


Pronghorn im Lamar Valley (Yellowstone National Park)

Kurz nach Cooke City, bereits im Staat Montana, sagt Reiner plötzlich, er habe Elche gesehen. Er dreht um und fährt zu einer Ausbuchtung, wo bereits zwei andere Autos stehen. Eine Frau fotografiert die markante Spitze des Pilot Peak und ein Mann schaut mit seinem Fernglas in Richtung Fluss, dort wo Reiner die Elche erspäht hat. Und tatsächlich kann ich hinter Gestrüpp und ziemlich weit entfernt eine Elchkuh mit ihrem Jungen ausmachen.


Elchbaby kurz nach Cooke City

Ein Fahrer aus einem weiteren Auto fragt uns, was wir sehen und freut sich über "the Moose" am Fluss. Wir sind aus der Schweiz? Er kommt aus Wyoming, kann noch ein bisschen deutsch, denn er war Sportler in Stuttgart Feuerbach und geht gerne nach Ischgl Skifahren. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er den Unterschied zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz kennt, aber es bereitet ihm auf jeden Fall Freude, etwas über alte Zeiten zu plaudern.

Im weiteren Verlauf der Strecke steigt der Beartooth Highway an und bietet spektakuläre Aussichten. Gerne würde ich mal von der anderen Richtung herkommen, immer den Pilot Peak vor Augen. Je höher wir steigen, desto mehr Schnee liegt seitlich an der Strasse. Die Seen, an denen wir vorbeifahren, sind noch gefroren. Wenn wir an einem Aussichtspunkt einen Fotostopp einlegen, pfeift ein heftiger Wind um die Ohren, so dass sich die 20°C kühler anfühlen, als sie sind.

Pilot Peak vom Beartooth Scenic Byway


Lake Creek Falls am Beartooth Scenic Byway


Lake Creek Falls am Beartooth Scenic Byway


Little Bear Lake am Beartooth Scenic Byway


Gefrorener See am Beartooth Scenic Byway


Aussicht vom Beartooth Scenic Byway


Schneewalm am Beartooth Scenic Byway


Aussicht vom Beartooth Scenic Byway

Mit dem Beartooth Pass erreichen wir eine Höhe von 3336 Meter. Auf der anderen Seite windet sich die Beartooth National Scenic Byway hinunter bis Red Lodge, welches auf einer Höhe von 1951 Meter liegt. Entsprechend ist die Temperatur auf 38°C angestiegen, der Wind bläst noch immer – nur wärmer. Am Horizont sind rabenschwarze Wolken, die immer näherkommen.


Streifenhörnchen beim Rock Creek Vista Point & Interpretive Trail am Beartooth Scenic Byway


Aussicht beim Rock Creek Vista Point & Interpretive Trail am Beartooth Scenic Byway

In einem kleinen Kaff namens Cowley fährt ein Motorradfahrer vor uns und ein Polizeiwagen kommt uns entgegen. Als die Polizisten auf unserer Höhe sind, wenden sie und fahren bis zum Ortsausgang hinter uns her, um dort erneut zu wenden. Ich kann mir ihre Enttäuschung darüber vorstellen, dass sowohl der Töfffahrer wie auch wir uns brav an die Vorschriften halten.

Auf dem Weg nach Greybull, wo wir ein Motel für die Nacht gebucht hatten, liegt Lovell, von wo aus es nicht allzu weit zur Bighorn Canyon National Recreation Area ist. Doch spätestens, als es "Cats and Dogs" regnet, überlegen wir uns keine Sekunde mehr, den Bighorn Canyon zu besuchen, sondern gleich zum Motel zu fahren.

Greybull (WY)

Fünf Kilometer von dem 1’850-Seelen-Ort entfernt befindet sich die Red Gulch Dinosaur Tracksite. Weiter gibt es in Greybull ein «Museum of Flight and Aerial Firefighting» und das «Bighorn Basin GeoScience Center».

Wir haben Glück. Bis zur Ankunft in Greybull hat der Regen nachgelassen, nur noch ein paar Resttropfen fallen vom dunklen Himmel. Von aussen sieht das Greybull Motel sehr einladend aus. Überall wachsen farbenprächtige Blumen. Man spürt, dass hier jemand mit einem grünen Daumen zum Rechten sieht. Im Office erwartet uns eine ältere Dame und ein Mädchen um die zehn mit langen blonden Haaren. Ich schätze, dass es sich um die Enkelin der Motelbesitzerin handelt. So herzlich wurden wir noch nie begrüsst. Dem Mädchen erklärt die Dame, dass wir aus der Schweiz kämen. Ich frage es, ob es wisse, wo das sei, aber es verneint. In Europa, sage ich und die Oma ergänzt, dass es neben Frankreich in der Nähe von Paris liege. Da bekommt die Kleine ganz grosse Augen – so süss.

Wir erhalten den Schlüssel mit der Empfehlung, im Historic Greybull Motel essen zu gehen und allenfalls beim kleinen Stadtfest mit Tauziehen vorbeizuschauen. Ausserdem macht sie uns darauf aufmerksam, dass wir ein kleines inkludiertes Frühstück bekommen, obwohl in der Buchung „keine Mahlzeiten“ steht. Das Zimmer selber ist sehr in die Jahre gekommen, der Tisch wackelt und ein neuer Teppich würde dem auch guttun, aber die Blumen und die Herzlichkeit lassen mich über solche Mängel grosszügig hinwegsehen.

Jessie

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In Europa, sage ich und die Oma ergänzt, dass es neben Frankreich in der Nähe von Paris liege. Da bekommt die Kleine ganz grosse Augen – so süss.


Ist auch nur ein Katzensprung, da kann man zu Fuß hingehen   :lol:
Die Oma ist süß  :lol:

Culifrog

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Tag 30  – Greybull – Sundance (10.06.2016)

Gestern habe ich in einem Reisebericht gelesen, dass letzten Dienstag ein junger Mann im Norris Geyser Basin ums Leben gekommen ist, weil er sich abseits des Boardwalks begeben hat und in einen Geysir gefallen ist. Unfälle geschehen jeden Tag und vor allem solche, die aus Unvernunft der Menschen passieren. Da ich mich aber zur selben Zeit fast am selben Ort befunden habe, beschäftigt mich dieser Tod mehr als andere, die weit weg geschehen.

Das Gewitter von gestern hat die Luft reingewaschen, so, dass wir bei strahlend blauem Himmel starten können. Erst bedienen wir uns im Motel-Office mit Tee, Kaffee und vakuumverpackten Blueberry Muffins. Frauen in drei Generationen sind im und ums Haus beschäftigt. Die Oma hütet nach wie vor das Office und überschüttet einen mit ihrer Herzlichkeit, die Tochter pflegt die Blumen und die Kleine hilft da und dort mit. Am liebsten hätten wir das Frühstück am hübschen Tisch auf dem Rasen in der Mitte der Motelanlage eingenommen, doch leider sind die Sitzkissen so versifft vom Regen, dass wir es vorziehen, uns an den klapprigen Tisch vor unserem Zimmer zu setzen.

Anschliessend checken wir aus und begleitet von vielen guten Wünschen begeben wir uns auf den Weg in die Bighorn Canyon Recreation Area.

Bighorn Canyon National Recreation Area (WY / MT)

Das Erholungsgebiet rund um den Bighorn River liegt an der Grenze der US-Bundesstaaten Wyoming und Montana. Es gibt diverse touristische Aktivitäten am und im Wasser, historische Ranches und eine grosse Bandbreite an Tieren, weil fünf klimatische Zonen – von alpinen Gebieten bis Hochwüsten - vorherrschen. Es gibt jeweils ein Besucherzentrum in Lovell (Wyoming) und eines an der Yellowtail-Talsperre (Montana). Der Devil Canyon Overlook bietet einen Blick in den hunderte Meter tiefer liegenden Bighorn Lake.

Einem Schild zum Horseshoe Bend folgend müssen wir enttäuscht feststellen, dass dieser nichts mit dem Horseshoe Bend bei Page zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um eine Bootsanlegestelle. Irgendwie hat sich der Abstecher doch gelohnt, denn beim Zurückfahren bekommen wir einen langohrigen Hirsch zu Gesicht.


Bighorn Canyon National Recreation Area


Maultierhirsch im Bighorn Canyon National Recreation Area

Dafür ist der Devil Canyon Overlook umso spektakulärer. Der Blick auf den Bighorn Lake ist umwerfend. Wir starten auf der linken Seite und marschieren am Maschendrahtzaun entlang bis ganz nach rechts, wo ein Gooseneck auf uns wartet.


Devil Canyon Overlook im Bighorn Canyon National Recreation Area


Devil Canyon Overlook im Bighorn Canyon National Recreation Area


Gooseneck beim Devil Canyon Overlook im Bighorn Canyon National Recreation Area


Harley beim Devil Canyon Overlook im Bighorn Canyon National Recreation Area

Die historischen Bauten und Barry's Landing auf dem weiteren Strassenverlauf hätten wir uns sparen können. Einzig die vielen Informationstafeln über die wilden Mustangs haben uns interessiert. Noch lieber hätten wir die Wildpferde selbst gesehen, aber die wollen sich heute nicht zeigen.

Den Bighorn National Forest durchqueren wir auf der alten US-14 und sind begeistert von der Aussicht, die sich uns bietet. Immer wieder gibt es Ausstellplätze mit wundervollen Wildblumen und einem tollen Blick auf das Tal. Zwar müssen wir wegen der Stopps einen Lastwagen und einen Wohnwagen mehrfach überholen, doch das macht nichts.


Ausblick von der US-16A


Blümchen an der US-16A


Blümchen an der US-16A

Da das Bighorn Medicine Wheel erst ab Mitte Juni öffnet, lassen wir dieses links liegen. Ich glaube, dass dies ein Fehler ist – wir hätten zumindest nachschauen können. Auch ohne diese Kultstätte geniessen wir die Windungen der malerischen Strasse in vollen Zügen.

Etwas weiter äsen drei Maultierhirschkühe am Strassenrand. Reiner stellt das Auto an der dortigen Parkbucht ab, steigt aus und nähert sich den Hirschen. Sie schauen auf, Reiner bleibt stehen, sie fressen weiter. Reiner nähert sich, sie schauen auf, er stoppt und sie senken ihre Köpfe zum weiteräsen. Beim nächsten Versuch, etwas näher an die Tiere zu kommen, rennen sie weg und Reiner kommt zurück. Kaum hat er sich umgedreht, sind die drei kamerascheuen Damen auch schon wieder da beim Grasen.


Maultierhirsche an der US-16A

Kurz vor Sheridan brauchen wir eine Pipi-Pause und steuern dafür einen McDonalds an. Die Auswahl an Speisen und Getränken ist hier dieselbe, wie in anderen Läden dieser Kette auch, aber es gibt auf den Tischen kleine Vasen mit echten Blümchen drin und das Essen wird an die Tische serviert. Ein Fensterputzer ist grad bei der Arbeit und fragt uns, ob er weitermachen dürfe. Wir erlauben es ihm. Trotzdem ist dies kein Ort, wo wir uns lange aufhalten wollen, also geht die Reise weiter zum Devils Tower National Monument.

Devils Tower National Monument (WY)

Der turmartige, 265 Meter hohe Härtling magmatischen Ursprungs liegt am Nordwestrand der Bear Lodge Mountains im Nordosten von Wyoming. Er wird von mehreren Völkern der Prärieindianer als Wohnsitz der Grizzlybären angesehen. Für sie ist es ein heiliger Ort. Wegen seiner auffallenden Form ist er Gegenstand von indianischen Mythen.
 
Die Kiowa-Indianer nennen den Devils Tower Mateo Tepee (engl. Bear Lodge, dt. Heim des Grizzly-Bären). Ihrer Sage nach entstand Mateo Tepee, als ihre Vorfahren in dieser Gegend ein Dorf errichteten. Eines Tages spielten sieben kleine Indianermädchen in einiger Entfernung zum Dorf. Sie wurden von mehreren Bären entdeckt und die Mädchen eilten zum Dorf. Die Bären jedoch erreichten die Mädchen weit vor dem Dorf. In ihrer Not kletterten die Mädchen auf einen kleinen Felsbrocken. Sie flehten den Stein an: "Fels, habe Mitleid mit uns, Fels rette uns". Der Fels erhörte die Mädchen und fing an in die Höhe zu wachsen. Die Bären sprangen den Felsen in ihrer Wut an, brachen riesige Felsbrocken aus ihm heraus und kratzten mit ihren Krallen tiefe Rillen und Spalten in den Felsen, jedoch konnten sie die Mädchen nicht erreichen. Der Fels wuchs und wuchs bis in den Himmel hinein. Die Mädchen sind noch immer im Himmel, als sieben kleine Sterne am Firmament: die Plejaden. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Devils_Tower_National_Monument)

Schon von weitem kann man den imposanten Berg erkennen. Wir sparen uns die Prairie Dog Town für den Rückweg auf und parkieren beim Visitor Center. Bei 37°C hat Reiner keine Lust auf den Tower Trail und auch ich komme nach ein paar Minuten wieder zum klimatisierten Auto zurück.


Devils Tower


Devils Tower

Nun sind aber die possierlichen Tierchen am Eingang fällig. Einem der vielen Präriehunden komme ich wohl zu nahe, denn er stellt sich hin und pfeift sich die Seele aus dem Leib. Schliesslich muss er einsehen, dass meine Geduld grösser ist, als seine, und er zieht sich in sein Erdloch zurück. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Wenn einer in einem Loch verschwindet, so schaut ein nächster aus einem anderen Loch heraus. Es ist eine wahre Freude, den Nagern zuzusehen.


Präriehund beim Devils Tower National Monument


Präriehund beim Devils Tower National Monument


Präriehund beim Devils Tower National Monument

Sundance (WY)

Angeblich bekam das «Sundance Kid» von «Butch Cassidy and the Sundance Kid movie fame» seinen Namen von dieser Stadt. Er hatte ein Pferd, Sattel und Revolver aus Western Ranches Ltd (Besitzer der Three V’s Ranch in der Nähe von Sundance) gestohlen und wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, bevor er 1889 begnadigt wurde. Der Ort selber bekam seinen Namen von den «Sun Dance», die verschiedene Natives praktizieren. Er liegt in den Wyoming Black Hills und es gibt viel Touristenverkehr. Neben einer Statue des «Sundance Kid» sind das «Devils Tower National Monument» und der «Keyhole State Park» Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Sundance.

Für die heutige Nacht haben wir das Bear Lodge Motel in Sundance gebucht. Wir fahren durch einen Durchgang in den Innenhof des Motels, der als Parkplatz fungiert. Im kleinen Office ist die Besitzerin grad mit der Abrechnung beschäftigt und lacht über ihr Chaos. Sie ist sehr nett und empfiehlt uns den Longhorn Saloon & Grill auf der gegenüberliegenden Strassenseite.

Wir nehmen die Empfehlung an und werden nicht enttäuscht. Reiner schmeckt sein Ribeye Steak und ich bin glücklich mit Steak Tips & Shrimps. Für einmal ist meins wesentlich leckerer, als Reiners, aber er sieht das anders - und das ist gut so!

sil1969

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Schade, dass ihr nicht um den Tower herumgelaufen seid. Da gab es schöne Ausblicke. Uns hat die Ecke sehr gut gefallen. Von den Präriehunden müssen wir ja nicht reden - da hätte ich stundenlang zusehen können!

Bin gespannt, was noch kommt.  :D
LG Silvia


Culifrog

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Tag 31  – Sundance – Rapid City (11.06.2016)

Hier ist das Frühstück inklusive und wird in der kleinen urigen Lobby mit Tierköpfen an der Wand serviert. Es gibt in Folie eingeschweisste Sandwichs, die in der Mikrowelle warm gemacht werden. Ein nerviger Junge will diese Mikrowelle einfach nicht freigeben und auch als er fertig ist, besetzt er das Gerät noch für seine Familienmitglieder, die gar nicht möchten. Ich nutze die Gunst der Stunde, schiebe mein Ding in den Ofen und programmiere ihn auf 90 Sekunden, wie es auf der Verpackung steht. Nach 45 Sekunden steht die Mutter des Görs da und redet auf mich ein, dass der Käse schon geschmolzen sei, das Sandwich lediglich 30 Sekunden brauchen würde. Na dann halt...

Heute sind Office und Frühstückraum durch einen Mann besetzt. Wir fragen ihn, ob er wisse, wo sich die Statue des Sundance Kid befinde. Statt einer Antwort geht er zur Tür, wir und ein anderer Gast, der grad auschecken will, folgen ihm. Ich erwarte, dass er jetzt eine Wegbeschreibung abgibt, doch er deutet auf die andere Strassenseite und tatsächlich, dort sitzt der Ganove in seiner Gefängniszelle. Dass wir das gestern nicht gesehen haben, als wir essen gegangen sind.

Durch die starke Sonne ist die Statue sehr schwierig zu fotografieren. Ich probiere das beste aus der Situation herauszuholen, dann fahren wir über Four Corner und Custer zum Mount Rushmore. Auf dem Weg durch die Black Hills begegnen wir Pferden, Kühen, Hirschen, Pronghorns und Bisons. Das unvollendete Crazy Horse Memorial schauen wir uns aus der Ferne an und halten nicht mal an für ein Foto.


Sundance Kid in seiner Gefängniszelle


Sundance Kid in seiner Gefängniszelle

Mount Rushmore National Memorial (SD)

Beim Mount Rushmore National Memorial handelt es sich um einen Berg in den Black Hills, in welchen die Köpfe der vier Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln gehauen sind. Jedes Portrait ist 18 Meter hoch. Vor dem Denkmal können auf Schrifttafeln Ausschnitte aus berühmten Reden der vier Präsidenten gelesen werden.

Seit ich den Film "Der unsichtbare Dritte" von Alfred Hitchcock gesehen hatte, wollte ich zu diesen berühmten Köpfen. Als ich mich im Rahmen der Reisevorbereitungen über das Denkmal informierte, verblasste dieser Wunsch etwas.

Jetzt, wo wir in der Nähe sind, bin ich schon gespannt, wie das Kunstwerk wirkt. So gross wie es ist, müsste es doch so langsam ersichtlich sein. Aber nein, dazu müssen wir erst auf die andere Seite des Bergs kommen und dann befindet man sich bereits fast im Parking, für welches wir 11 US-Dollar bezahlen. Dafür dürfen wir unser Auto jetzt ein Jahr lang hier parken. Der Zugang zum Memorial selber ist kostenlos.

Es ist heiss und wie es für einen Samstag nicht anders zu erwarten war, hatten viele Leute dieselbe Idee, wie wir. Entsprechend voll ist es. Gut gemacht finde ich die Säulen auf dem Zugang zum Fotopunkt, an deren vier Seiten je die Flagge eines US-Bundesstaates prangt. Dazu gibt es auf einer Messingtafel die Information, wann der Staat zur USA gekommen ist. Am Ende dieses Wegs ist ein schmaler überdachter Bereich. Dort stellen wir uns in den Schatten und haben einen guten Blick auf die Präsidenten. Obwohl absolutes Hundeverbot herrscht, ist neben uns ein Mann mit einem Hund. Der Hund soll die Leine hochheben, folgt dem Befehl auch, bricht jedoch jeden Versuch sofort wieder ab. Schliesslich muss das Herrchen, das offensichtlich den Hund für jemand Gebrechliches trainiert oder selber gebrechlich ist, die Leine selber hochheben.


Ein paar Besucher beim Mount Rushmore


Mount Rushmore


Mount Rushmore

Nach der Besichtigung schlecken wir ein Glace vom Memorial Team Ice Cream. Es ist lecker und kühlt für den Moment. Wir setzen uns dazu auf die Terrasse des Cafés mit Blick auf das Denkmal und wundern uns darüber, dass zur Mittagszeit so wenig Leute hier sind. Denen ist es draussen zu warm. Sie haben sich alle zum Essen in das klimatisierte Restaurant zurückgezogen.

Rapid City (SD)

Die zweitgrösste Stadt South Dakotas zählt ca. 68'000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 976 Metern. Beim Canyon-Lake-Dammbruch 1972 wurde sie schwer verwüstet und 238 Menschen kamen dabei ums Leben. Bronzestatuen aller bisherigen 43 US-Präsidenten in Lebensgrösse zieren die Kreuzungen entlang der Main Street und der Saint Joseph Street zwischen der 4th und der 9th Street. Bald wird sich auch Barack Obama zu ihnen gesellen. Informationen zum Rundgang gibt es im «President’s Information Center» an der Main Street Ecke 7th Street.

Der nächste Programmpunkt ist Rapid City. Gerne hätte ich die Bronzestatuen der Präsidenten fotografiert, doch bei über 40°C ist der Gedanke, in einer nicht besonders attraktiven Stadt – um es mal nett auszudrücken - auf Asphalt herumzulaufen nicht wirklich erstrebenswert. Stattdessen geben wir die Adresse der Chapel in the Hills ins Navi ein und landen auf einem Parkplatz, wo gerade drei Harleyfahrer ihre Maschinen abstellen.


Für einen Augenblick springt das Thermometer sogar auf 42°C


Chapel in the Hills, Custer (SD)

Die Kirche ist eine Replik der Stabskirche von Borgund in Norwegen. Sie befindet sich am Fuss der Black Hills im Westen von Rapid City und wurde 1969 für die Lutheraner erbaut. Statt der in Amerika nicht verfügbaren speziellen Tannenart wurde für die Kopie Douglasie verwendet, welche im pazifischen Nordwesten Amerikas heimisch ist.

Der Name Stabskirche kommt daher, dass lange Stäbe für die Konstruktion verwendet wurden. Fundiert ist sie auf flachen Steinen, um die Fundamentbalken vor der Bodenfeuchtigkeit zu schützen. Das einzige Metall wurde für die reich verzierten Türen und Schlösser verwendet. Das kann der Grund dafür sein, dass das Original seit über 800 Jahren hält, denn Holzdübel erlauben dem Gebäude, sich mit den Temperaturveränderungen auszudehnen und zusammenzuziehen.

Ein weiteres Merkmal ist die Holzschnitzerei, die in der norwegischen Architektur traditionell war. Die Wikinger brachten die Fähigkeiten der Holzschnitzerei und der Holzkonstruktion zusammen.


Die drei Herren älteren Semesters besichtigen im Eilzugstempo die Kirche und bitten Reiner, ein Gruppenfoto von ihnen zu machen. Lustigerweise wollen sie dabei nicht die Kirche im Hintergrund haben. Ob sie ihnen nicht gefallen hat?

Ich hatte mir die Kapelle grösser und die Holzschnitzereien filigraner vorgestellt. Zumindest ist sie eine Besonderheit und einen Abstecher wert, auch wenn sie nicht ganz meinem Geschmack entspricht.


Chapel in the Hills


Innenraum der Chapel in the Hills


Chapel in the Hills

Wir fahren in die Stadt zurück, um im Avanti Motel einzuchecken. Die Fassade könnte einen Anstrich vertragen, ansonsten ist es von aussen ganz okay. Die Rezeptionistin scheint etwas schüchtern zu sein, händigt uns aber den Schlüssel ohne Probleme bereits vor der angegebenen Zeit aus. Wir wohnen wieder mal im oberen Geschoss, was bedeutet, dass wir unsere Siebensachen die Treppe hochhieven müssen. Vom Zimmer bin ich positiv überrascht. Es ist sehr geräumig mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen und die Betten sind mit satinierter Bettwäsche bezogen. Da lässt es sich die nächsten drei Nächte gut ausharren.


Avanti Motel in Rapid City

Das heisst, wir haben zwei volle Tage, an denen wir früh los möchten. Deshalb brauchen wir Frühstück und Mittagessen zum Mitnehmen, wofür wir zum Walmart fahren. Auf dem kurzen Stück vom Parkplatz zum Laden erschlägt mich die Hitze beinahe. Drinnen ist es angenehm kühl, so dass selbst ich als Einkaufsmuffel es gut aushalte.

Wir staunen nicht schlecht, was hier alles frei rumläuft. Eine Frau im knappen Bikini sucht sich Obst aus und eine andere hat sich wenigstens ein kleines Badetuch um die Hüften geschlungen. Für die Behinderten und die ganz faulen Leute gibt es Elektroscooter, mit denen eingekauft werden können. In diversen Einkaufswägen, die mindestens doppelt so gross sind, wie in unserem Coop oder Migros, lagert eine Riesenwurst. Der Inhalt dieser Wurst sind 10 Kilogramm Hackfleisch. Das müsste reichen für das kleine Hüngerchen.

Wir decken uns mit Gemüse, Früchten, Salat, Frühstücksflocken, Milch und Getränken ein, vergleichen manche Preise und legen zu teure Dinge wieder zurück. Walmart heisst nicht immer billig. An der Kasse stutzt die Verkäuferin auf einmal und meint, dass die Kirschen aber teuer seien. Ach ja, sie sind halt auch BIO. Wir zahlen und Reiner schaut den Kassenbon durch. Die 300 Gramm Kirschen haben über 8 US-Dollar gekostet. Deren Preis haben wir wohl übersehen, dafür müssen wir sie jetzt umso mehr geniessen.

In der Nähe des Motels sehen wir einen Domino Pizza. Die Kette gibt es in der Schweiz auch, hat mich aber noch nie gereizt. Statt lange zu suchen gehen wir da hin, wählen Art des Bodens und den Belag aus und warten rund 20 Minuten, bis die Pizza fertig ist. Währenddessen geht es zu wie in einem Taubenschlag. Fast im Sekundentakt kommen neue Bestellungen herein, Pizzaboten kommen von ihrer Tour, packen ihre Taschen für die nächste und fahren in klapprigen Autos davon. Die Pizza selber schmeckt aussergewöhnlich lecker, das hätte ich nicht gedacht. Ob die bei uns auch so sind?

Saguaro

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Wir staunen nicht schlecht, was hier alles frei rumläuft. Eine Frau im knappen Bikini sucht sich Obst aus und eine andere hat sich wenigstens ein kleines Badetuch um die Hüften geschlungen. Für die Behinderten und die ganz faulen Leute gibt es Elektroscooter, mit denen eingekauft werden können. In diversen Einkaufswägen, die mindestens doppelt so gross sind, wie in unserem Coop oder Migros, lagert eine Riesenwurst. Der Inhalt dieser Wurst sind 10 Kilogramm Hackfleisch. Das müsste reichen für das kleine Hüngerchen.

Ja, ja - die Fleischeslust  :lolsign:. War das wirklich Wurst oder tatsächlich Hackfleisch. Das gefrorene Hackfleisch hat oft die Wurstform.

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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Culifrog

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Wir staunen nicht schlecht, was hier alles frei rumläuft. Eine Frau im knappen Bikini sucht sich Obst aus und eine andere hat sich wenigstens ein kleines Badetuch um die Hüften geschlungen. Für die Behinderten und die ganz faulen Leute gibt es Elektroscooter, mit denen eingekauft werden können. In diversen Einkaufswägen, die mindestens doppelt so gross sind, wie in unserem Coop oder Migros, lagert eine Riesenwurst. Der Inhalt dieser Wurst sind 10 Kilogramm Hackfleisch. Das müsste reichen für das kleine Hüngerchen.

Ja, ja - die Fleischeslust  :lolsign:. War das wirklich Wurst oder tatsächlich Hackfleisch. Das gefrorene Hackfleisch hat oft die Wurstform.

LG

Ilona

Es sah zumindest aus wie Hackfleisch. Ob es gefroren oder frisch war, konnte ich nicht erkennen.

Culifrog

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Tag 32 – Rapid City (12.06.2016)

Zum Frühstück gibt es eine Schale Kellogg's Special K Almonds mit kalter Milch. Die sind ja lecker. (Gibt es die in der Schweiz oder in Deutschland auch zu kaufen?)  Danach brausen wir auf der I-90 an Wall vorbei bis zum Osteingang des Badlands National Park.

Badlands National Park (SD)

Der Nationalpark befindet sich im Südwesten von South Dakota. Weil die Verwitterungslandschaft für die Landwirtschaft ungeeignet war, nannte man sie "Badlands" (schlechtes Land). Es ist eine geschützte Gras-Prärie, die in zwei Einheiten unterteilt ist: Die grosse Stronghold Unit und die Palmer Creek Unit, welche wie eine Insel östlich des südwestlichen Zipfels der Stronghold Unit liegt. Seit 2012 gibt es eine Kooperation zwischen dem National Park Service und den Oglala-Lakota für die Verwaltung der beiden südlichen Gebiete als "National Tribal Park". Dazu werden bevorzugt Sioux-Indianer als Ranger und Park-Wissenschaftler ausgebildet und eingestellt.

Gut zwei Meilen vor der Northeast Entrance statten wir der Prairie Dog Town des "The Ranch Store of the Badlands" einen Besuch ab. Es gibt ungesalzene und ungeschälte Erdnüsse für die kleinen Racker zu kaufen. Die scheuen Präriehunde sind jedoch nicht ganz so einfach zu locken. Besonders die kleinen, dünnen Kerlchen getrauen sich nicht an die Menschen heran. Am frechsten sind die grossen, dicken Prairie Dogs. Die holen sich die Nuss und setzen sich vor einen hin, um sie zu öffnen und genüsslich zu verspeisen. Anfassen würde wohl nicht gehen, probieren wir aber auch nicht, denn die haben nicht nur sehr scharfe Zähne, sondern auch lange, kräftige Krallen, mit denen sie die Löcher in die Erde buddeln.


Reiner und der Präriehund


Präriehund beim Ranch Store of the Badlands


Präriehund beim Ranch Store of the Badlands


Präriehund beim Ranch Store of the Badlands

Nach diesem Highlight geht es in den Park und gleich zum ersten Aussichtspunkt, dem Big Badlands Overlook. Ein Bus mit rund 20 asiatischen Touristen ist bereits hier. Wir haben wohl bei den Präriehunden zu viel Zeit verstreichen lassen. Sie sind jedoch bereits beim Gehen und benehmen sich sehr anständig. Der Blick ist gigantisch. Farbige Hügel, soweit das Auge reicht.


Big Badlands Overlook

Der Himmel verspricht leider nichts Gutes, deshalb beeilen wir uns ein bisschen. Im Ben Reifel Visitor Center fragen wir den Ranger, ob die Sage Creek Rim Road gefahren werden kann, auch wenn es regnen sollte. Er meint, dass es gehen müsste und falls es nass sei, würde die Strasse eh gesperrt. Na dann schauen wir, dass wir dort ankommen, bevor das Gatter zu ist.


Badlands

Rechter Hand turnen drei Dickhornschafböcke mit ihren imposanten Hörnern auf einem Berg herum und dahinter tun es ihnen ein paar Kinder gleich. Auch das ist natürlich wieder ein Grund anzuhalten und die Kletterprofis zu beobachten. Die Schafe erinnern mich an unsere Steinböcke. Auch die erklimmen mühelos steile Felsen und versetzen mich damit immer wieder in Erstaunen.

Bighorn Sheep (Dickhornschaf) im Badlands National Park

Wir laufen den Fossil Exhibit Trail, das ist ein Holzsteg gespickt mit Tafeln, die über Fossilien informieren. Eine Frau in Shorts und Top schlottert, denn wegen des Windes hat sich die Luft merklich abgekühlt. Fossilien können wir in dem trockenen Boden keine entdecken, dafür ein Häschen, das dort unbemerkt rumhoppelt.


Häschen im Badlands National Park

Jeder Overlook für sich hat seine eigene Qualität. Die bunten Falten unterscheiden sich in ihrer Form und Farbe. Ich kann mich kaum sattsehen, obwohl bereits die ersten Tropfen fallen.


Badlands


Badlands

Mit dem Pinnacles Overlook schliessen wir die Badlands Loop Road ab und ich hoffe, dass das Tor zur Sage Creek Rim Road offensteht. Ja, Glück gehabt! Wir fahren auf die Gravel Road und müssen bereits wieder halten, weil sich elf Bighorn Sheeps neben und auf der Strasse befinden. Diesmal haben wir es mit der weiblichen Form zu tun.


Bighorn Sheeps (Dickhornschafe) im Badlands National Park

Nach zwei weiteren Aussichtspunkten kommen wir zu Roberts Prairie Dog Town. Hier sind die Tierchen jedoch wesentlich scheuer als die, die wir bisher gesehen haben. So lassen wir sie bald in Ruhe und folgen der Strasse, bis sie in die befestigte SD-44 einbiegt. Diese verlassen wir aber sofort wieder, um zum White River Visitor Center zu gelangen. Dort sehe ich zum ersten Mal einen Sioux-Indianer live und in Farbe. Seine Gesichtsform unterscheidet sich massiv von dem eines Navajo was zeigt, dass Indianer nicht gleich Indianer ist.

Er fungiert als Ranger, hat aber in seiner Funktion kaum etwas zu tun, denn es haben sich nur ein paar wenige Leute in den südlichen Teil des Parks verirrt. Das Visitor Center ist klein, aber hübsch gemacht. Wir essen unseren mitgebrachten Salat und fahren danach auf unbefestigter Strasse Richtung Westen. Die Strasse geht meilenweit fast nur geradeaus. Anfänglich ist sie gut im Schuss, dann verschlechtert sie sich. Hoffentlich müssen wir nicht mitten auf der Strecke umkehren. An einer Stelle gibt es eine Baustelle, die müssen wir auf einer improvisierten Piste umfahren, aber alles kein Problem. Auf einem Hügel weiden Kühe, sonst ist hier nichts.


Eine Kuh mit 7 Beinen (oder doch zwei Kühe?)

Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem immer leerer werdenden Tank kommen wir endlich auf die SD-79, wo wir südwärts fahren und uns freuen, eine Tankstelle zu sehen. Jetzt ist unser Auto wieder voller Energie und wir zu allen Schandtaten bereit. Das Wetter hat sich auch gebessert, die Wolkendecke zeigt einige Lücken. Als nächstes führt uns die Reise durch das süsse Städtchen Hot Springs in den Wind Cave National Park.

Wind Cave National Park (SD)

Der Wind Cave National Park liegt im Westen von South Dakota. Der Parkzugang ist kostenlos, lediglich für den Besuch der namensgebenden Höhle "Wind Cave" muss bezahlt werden. Mit über 200 km erforschten Wegen zählt sie zu den längsten Höhlen der Welt. Sie ist bekannt für Calcium-Formationen (Boxwork), die sich wie Bienenwaben an den Wänden ausbreiten. In der Prärie des Nationalparks gibt es ein grosses Aufkommen an Bisons, Wapiti-Hirschen, Gabelböcken und Präriehunden.

Wir haben keine Lust, in feuchten Höhlen herumzukriechen, deshalb hatten wir den Park im Vorfeld aus unseren Reisevorbereitungen gestrichen. Dass wir ihn jetzt doch besuchen, ist dem Wetter geschuldet, das uns früher aus den Badlands katapultiert hat, als wir geplant hatten.

Uns erwarten saftige Wiesen, ein Kojote, der in einiger Distanz durch das Gras streift und Bisonherden. Die kurvige Strasse führt über eine sehr hübsche alte Steinbrücke. Ein einzelner Bison trottet gemächlich vor uns her. Als er zur Seite geht, überholen wir ganz langsam, was dem Tier jedoch nicht gefällt, denn es macht Anstalten, uns anzugreifen.


Kojote im Wind Cave National Park


Brücke im Wind Cave National Park

Für heute haben wir genug gesehen und erlebt, deshalb entscheiden wir uns, auf der östlichen Seite des angrenzenden Custer State Parks nach Rapid City zu fahren. Wieder kommen wir an einer Prairie Dog Town vorbei und zwei Hirsche rennen vor uns über die Strasse. Zurück im Motel ruhen wir uns ein bisschen aus, machen wir uns frisch und gehen anschliessend im Red Lobster leckere Meeresfrüchte essen.

Simone_JJ

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Mensch Gaby,

ist das schön!

Man merkt, dass Du viel Zeit und Mühe in die Planung der Reise investiert hast und ich finde das großartig. Man merkt auch, wieviel Mühe Du Dir mit dem tollen Bericht machst. Ein dickes Dankeschön!  :dankeschoen:

Die Tage im Yellowstone haben mich gerade umgehauen. Da möchte ich auch mal hin... Irgendwann bestimmt!

Viele Grüße
Simone

Culifrog

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Mensch Gaby,

ist das schön!

Man merkt, dass Du viel Zeit und Mühe in die Planung der Reise investiert hast und ich finde das großartig. Man merkt auch, wieviel Mühe Du Dir mit dem tollen Bericht machst. Ein dickes Dankeschön!  :dankeschoen:

Die Tage im Yellowstone haben mich gerade umgehauen. Da möchte ich auch mal hin... Irgendwann bestimmt!

Viele Grüße
Simone

Freut mich, dass Dir der Bericht gefällt :-)

Der Yellowstone ist soooo toll, den musst Du Dir unbedingt mal anschauen!

Liebe Grüsse
Gaby

Culifrog

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Tag 33 – Rapid City (13.06.2016)

Wieder gibt es diese leckeren Flocken zum Frühstück, danach begeben wir uns auf den Weg in den Custer State Park. Begleitet werden wir wie immer – sofern wir Empfang haben - von einem Rocksender im Autoradio. Bereits die letzten Tage hörten wir öfters von schweren Unwettern in North Carolina. Heute ist von 50 Toten in Orlando die Rede. Ich bringe die beiden Nachrichten in einen Zusammenhang bis ich merke, dass es sich beim Ereignis von Florida um einen Anschlag in einem Nachtclub handelt. Von nun an fällt mir auf, dass die amerikanischen Flaggen an offiziellen Orten auf Halbmast stehen.

Custer State Park (SD)

Der Custer State Park – auch Wildlife reserve - liegt in den Black Hills im Südwesten von South Dakota. Er ist der erste und grösste Park von South Dakota und besteht aus hügligem Land mit vielen Wildtieren. Scenic Drives durch die berühmte Landschaft bietet Blick auf riesige Bisonherden und Präriehundebehausungen.

Vor dem Parkeingang kreuzt ein kleiner Truthahn die Strasse. Er verschwindet im Gebüsch, bevor ich ihn mit der Kamera richtig erwische und kommt da auch nicht mehr hervor.


Truthahn-ähnlicher Vogel

Wir fahren die Wildlife Loop Road und ich freue mich schon auf die vielen wilden Tiere. Ein paar Pronghorns und Buffalos, wie hier die Bisons genannt werden, geben sich die Ehre. Auf einem grösseren Parkplatz kurz bevor die Strasse wieder ansteigt, sind die berühmt berüchtigten begging Burros – bettelnde, ausgewilderte Maulesel, eine besondere Parkattraktion.

Eine Frau mit einem Plastiksack voller Obst veräppelt die Tiere indem sie ihnen Früchte vor das Maul hält und wieder wegzieht. Dabei hüpft sie rum und quietscht so laut, dass auch der Hinterletzte auf sie aufmerksam wird. Ihr Mann filmt sie dabei und findet die Szenerie furchtbar lustig, bis ihn ein verärgerter Esel beisst. Daraufhin hat der Mann genug, setzt sich ins Auto, aber die Frau macht mit ihrem Spiel weiter.

Darf man nun die Esel füttern oder nicht? Es ist – zurecht, wie ich meine – verboten, Wildtiere zu füttern, doch sind die Esel nun wild oder nicht? Ich hadere noch ein bisschen mit mir, komme aber zum Schluss, dass das Füttern mit der nötigen Vorsicht erlaubt sein müsste und opfere ein paar unserer Äpfel. Die Esel sind sehr lieb, lassen sich wegschieben, wenn sie zu nahe kommen und so habe ich meinen Spass, ohne die Tiere zu verärgern, wie die andere dumme Henne.


Begging Burro im Custer State Park


Ich beim Füttern eines ausgewilderten Esels

In einiger Entfernung liegt ein Hügel, der übersäht ist von schwarzen, sich bewegenden Punkten. Das ist nun die Bisonherde, für die der Park unter anderem berühmt ist. Viel näher sind einige Pronghorns auszumachen und ein Hirsch rennt schwanzwedelnd davon.


Hügel voller Bisons im Custer State Park


Bison (Buffalo) im Custer State Park


Gabelbock (Pronghorn) im Custer State Park


Gabelbock (Pronghorn) im Custer State Park


Hirsch im Custer State Park

Als wir ein Auto sehen, das auf eine Gravel Road abbiegt, kann unser SUV nicht anders, er muss hinterher. Wir erkunden die Gegend bei der French Creek Natural Area. Ein quietschgelber Vogel sitzt auf einem Baum, will aber nicht wirklich fotografiert werden. Die Präriehunde, denen wir erneut begegnen, zieren sich da weniger.


Gelber Piepmatz im Custer State Park

In der Broschüre, die beim Parkeintritt abgegeben wird, sind wunderschöne, weisse Bergziegen abgebildet. Solche möchte ich gern in Natura sehen. Wir begeben uns in das im Mai neu eröffnete Visitor Center. Der Stolz ist eine grosse interaktive Parkkarte, die wir uns interessiert anschauen. Ein Ranger, der bestimmt bereits das Pensionsalter erreicht hat, will uns behilflich sein, also frage ich ihn nach diesen Ziegen. Er ist sehr gesprächig, zückt sein Handy und zeigt Fotos von Bergziegen, die er selber gesehen hat. Sie seien aber sehr, sehr selten und eigentlich kaum zu sehen. Beim Mount Rushmore seien mal welche gesichtet worden, wo die armen Tiere von Touristenhorden regelrecht gejagt worden seien.

Das Visitor Center liegt an einem Flüsschen, über welches ein Steg zu einem Picknickplatz führt. Mehrere teilweise überdeckte Tische stehen auf einer Wiese. Eine Gruppe Südamerikaner haben zwei der Tische in Beschlag genommen und veranstalten ein riesiges Gelage. Wir packen wir unsere Leckereien an einem der anderen Tische aus. Es gibt Gemüse mit Ranch Dressing, eingelegten Mozzarella, kanadischen Bacon und Cracker. Leider konnten wir das tolle Knäckebrot, das wir am Anfang unserer Reise gekauft hatten, nirgends mehr finden und uns fällt auch nicht mehr ein, in was für einem Laden wir es erstanden hatten. Es schmeckte fast wie das selbstgebackene von Reiner, leider ist es seit Wochen alle.


Prairie Dog im Custer State Park


Steinbrücke im Custer State Park

Als nächstes nehmen wir den Needles Highway Scenic Drive in Angriff. Der Name macht der Strasse alle Ehre. Hohe Felsnadeln stehen neben den Serpentinen, die von diversen View Points aus fotografiert werden wollen. Das Highlight ist der Needles Eye Tunnel. Der Tunnel ist sehr eng, so dass nur ein Auto hindurchpasst. Kommt man von der Wildlife Loop Road, sieht man nicht, ob sich jemand im Tunnel befindet, ausser man fährt links ran. Auf der anderen Seite stehen die Touristen und filmen die Durchfahrt ihrer Angehörigen und Freunde.


Needles Highway


Needles Highway


Needles Highway


Sylvan Lake

Auch wenn das Wetter nicht ganz mitmacht, bin ich vom Custer State Park hellauf begeistert und stelle ihn ziemlich weit oben auf meine persönlichen Liste der Lieblingsparks. An oberster Stelle steht neu der Yellowstone National Park, der damit das diesmal nicht besuchte Death Valley an der Spitze ablöst.

Auf dem Rückweg nach Rapid City kommen wir wieder am Mount Rushmore vorbei. Auf einmal erkenne ich das Profil von George Washington, welches mir vorgestern nicht aufgefallen ist. Es gibt sogar eine Haltebucht, von wo aus dieser Teil des Denkmals fotografiert werden kann. Obwohl wir über ein gültiges Parkticket verfügen, fahren wir am Memorial selber vorbei. In der Ferne zucken bereits die ersten Blitze. Wir schaffen es gerade noch zum Motel, bevor der Regen einsetzt. Bei so einem heftigen Gewitter schickt man keinen Hund vor die Tür. Wir machen uns einen faulen Nachmittag im Zimmer und schauen dem Weltuntergang zu.


George Washington vom Mount Rushmore National Memorial



Touristenbus mit freundlicher Buschaufeurin in Rapid City