Tag 3 – Colorado Springs - Alamosa (Sa 14.05.2016)Wir checken aus und obwohl es sehr verhangen ist, schauen wir uns nochmals Garden of the Gods an. Wegen des Regens und weil wir so früh unterwegs sind, haben wir den Rundkurs für uns alleine. Erst nachdem wir ein paar Bilder vom Balanced Rock gemacht haben, kommt eine Familie, um auf dem Stein herumzuklettern. Für uns ein Zeichen zu gehen.
Garden of the GodsGarden of the GodsStatt auf direktem Weg Richtung Süden zu fahren, nehmen wir den Umweg rund um den im Nebel liegenden Pikes Peak. Vorher halten wir kurz in Old Colorado City mit seinen hübschen Häusern. Schon bald verflüchtigt sich der Nebel und wir geniessen unsere Fahrt bei schönstem Sonnenschein.
Kurz vor der Goldgräberstadt Victor biegen wir zum «American Eagle Overlook» ab. In der Ferne sind schneebedeckte Berge auszumachen und in der Umgebung sind diverse Überreste aus der Goldgräberzeit zu sehen. Auf einer Wiese, wo einige Erdhörnchen zuhause sind, ist ein alter Eisenbahnwagen abgestellt.
American Eagle OverlookAmerican Eagle OverlookVictor (CO)Die auf 2959 Metern hoch gelegene Goldgräberstadt Victor ist die Schwesterstadt von Cripple Creek, einer der zu Zeiten des Goldrausches berühmtesten Goldgräberstädte in Colorado. Früher war die Gegend vulkanisch sehr aktiv. Dadurch wurden grosse Mengen Gold in die Nähe der Erdoberfläche gebracht. Im August 1899 wurde das gesamte Geschäftsviertel durch einen fünfstündigen Brand zerstört. Deshalb stammen die St. Victor Roman Catholic Church, die First Baptist Church of Victor, the Victor Hotel und viele andere Gebäude aus dem Jahr 1899.
1900 waren Cripple Creek und Victor vermögende Siedlungen. Zu der Zeit lebten bis zu 18'000 Menschen in Victor, heute sind es gerade mal noch knapp 400. In der Goldgräberstadt Victor gehen Reiner und ich ein paar Strassen den schönen Häusern entlang. Während Reiner das Auto holt, um mich ein paar Strassen weiter wieder abzuholen, spaziere ich weiter. Vor einem der alten Häusern sitzt ein uriger, pfeifenrauchender Mann auf einer Holzbank. Als ich an ihm vorbeigehe, spricht er mich an. Ich verstehe kein Wort. Er fragt, woher ich komme und auf die Antwort «Switzerland» meint er in akzentfreiem Deutsch: «Dann sprichst du deutsch oder was?» und bricht in kehliges Gelächter aus. Ich stimme in sein Lachen ein, bejahe und gehe weiter zum Anfang der Phantom Canyon Road.
VictorHauswand in VictorPhantom Canyon Road (CO)Bei der Phantom Canyon Road handelt es sich um einen Teil des beliebten «Gold Belt Tour Scenic and Historic Byway» im zentralen Süden von Colorado. Sie verfügt über grün gefleckte Felswände und kurvige Windungen, die auf der Höhe der ehemaligen Elektrizitätskraftwerk Eisenbahn «The Florence and Cripple Creek Railroad» liegen. Die Gravel Road verbindet die im 19. Jahrhundert lukrativen Bergbaugebiete von Cripple Creek und Victor mit den Städten Cañon City und Florence.Die unbefestigte, aber gut zu fahrende Strasse bietet wunderbare Ausblicke, führt über Brücken, entlang eines Baches, durch Tunnels, an steilen Abhängen vorbei und teilweise durch enge Passagen. Für Naturliebhaber ein Traum, sie zu fahren und diverse Fotostopps bei Vogelgezwitscher und Rauschen des Baches einzulegen. Wer Höhen- oder Platzangst hat, muss vielleicht darauf verzichten.
An einer der engeren Teilstrecken kommen uns zwei lustige Offroadfahrzeuge entgegen. Der erste fährt zum Ausweichen mit dem rechten Vorderrad den Hang hoch und der Fahrer hat sichtlich Spass dabei.
Adelaide BridgeIn Cañon City verspüren wir ein Hüngerchen, also suchen wir das erstbeste Lokal mit dem einladenden Namen «Pizza Madness» auf. Ein schummrig beleuchteter, grosser Saal mit allem möglichem an lustigem Dekor finden wir vor. Der Laden brummt, scheinbar ist er das Ausflugsziel Nummer eins für Familien an einem Samstagnachmittag. Wir vergessen, wie gross die Portionen in den USA sind und bestellen je eine Pizza, die herrlich schmeckt und auch für den Abend noch genug hergeben wird.
Cañon CityBei schönstem Sonnenschein verlassen wir Cañon City, doch je weiter südlich wir kommen, desto trüber wird der Himmel. Bei den Great Sanddunes ist er dann schon ziemlich schwarz.
Great Sand Dunes Nationalpark (CO)Die Sanddünen sind vor rund 12'000 Jahren durch Sandablagerungen des Rio Grande und seinen Nebenflüssen entstanden. Winde haben über Jahrtausende die Sandkörner von den Flussufern durch das Tal geweht und auf der Ostseite, am Fuss des Sangre de Cristo Range, abgelagert. Durch die Berge wird die Windgeschwindigkeit langsamer und der Sand wurde zu Dünen aufgehäuft. Dadurch, dass der Sand das Wasser der vielen Bäche aufsaugt, ist er so schwer, dass er nicht mehr davongetragen werden kann. Trotz Müdigkeit durch die lange Fahrt und der Enttäuschung über das Wetter, wollen wir die gigantische Sanddüne von Nahem sehen. Wir stellen das Auto auf den Parkplatz und waten in Wanderschuhen durch das Wasser. Viele Familien mit Kindern kommen uns barfuss entgegen. Für sie ist der Nationalpark wohl ein überdimensionaler Sandkasten und somit ein wahres Paradies für Kinder jeden Alters. Wir müssen unseren Sandspaziergang bald abbrechen, denn das Motel in Alamosa möchte uns noch vor sieben Uhr sehen.
Great Sand Dunes National ParkAlamosa (CO)Als Tor zum Great Sand Dunes National Park liegt Alamosa ideal, um die besagten Sanddünen zu besichtigen. Im Jahre 2010 zählte die Kleinstadt 8'780 Bewohner. Sie trägt den Nickname: «Hub of the San Luis Valley» und liegt auf 2'300 Metern Höhe.Das Motel nennt sich «Riverside Inn of Alamosa» und ist für uns ein Reinfall. Ich verstehe nicht mehr, wieso ich das gebucht hatte. Vermutlich hat mich «Riverside…» gereizt. Neben dem unangenehmen Empfang dürfen wir die Nacht im schmutzigsten und schäbigsten Zimmer unserer gemeinsamen Reisen verbringen. Die Böden sind morsch, es riecht schlecht und das Bad ist extrem schmutzig. Die Betten sind allerdings sauber und bequem, also schlafen wir darin – Augen zu und durch!