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Autor Thema: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933  (Gelesen 27273 mal)

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GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #60 am: 13.07.2011, 20:30 Uhr »
Oder eine Dogge namens "Adolf"? :-)
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Marterpfahl

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #61 am: 13.07.2011, 22:22 Uhr »
Einen "Deutschen Schäferhund"  namens "Max"   
LG
Rolf


Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.

mrh400

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #62 am: 13.07.2011, 22:33 Uhr »
Hallo,
Oder eine Dogge namens "Adolf"? :-)
lieferst Du da jetzt die Lösung (warum dann "?") oder willst Du uns verwirren?
Gruß
mrh400

wuender

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #63 am: 14.07.2011, 07:55 Uhr »


[...]

Was für einen Hund hatten Ernst und "Mieze" und wie hieß er?

Ist das Tier zwischen den beiden Frauen der gesuchte Hund? Das sieht mir wie ein Schäferhund aus.

Aber wie um Himmels Willen sollen wir den Namen rausbekommen? :shock:

Schöne Grüße,
Dirk

TheWurst

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #64 am: 14.07.2011, 09:46 Uhr »
Ist das Tier zwischen den beiden Frauen der gesuchte Hund? Das sieht mir wie ein Schäferhund aus.
Gute Augen, hab ich garnicht gesehen...

Aber wie um Himmels Willen sollen wir den Namen rausbekommen? :shock:
Guck doch noch mal genau hin, vielleicht steht er ja auf dem Halsband :knockout:

wuender

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #65 am: 14.07.2011, 09:57 Uhr »
Aber wie um Himmels Willen sollen wir den Namen rausbekommen? :shock:
Guck doch noch mal genau hin, vielleicht steht er ja auf dem Halsband :knockout:

Stimmt, wie konnte ich das übersehen. Dann möchte ich lösen: Der Name ist Rex :wink: 8)

Schöne Grüße,
Dirk

Flying-N

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #66 am: 14.07.2011, 10:41 Uhr »
Stimmt, wie konnte ich das übersehen. Dann möchte ich lösen: Der Name ist Rex :wink: 8)

.... hab ich doch gleich gesagt! Ob es denn nun stimmt???

Nic
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Kauschthaus

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #67 am: 14.07.2011, 14:01 Uhr »
Entweder hatte der Hund einen "Allerweltsnamen" wie Rex oder Harro, oder einen berühmten Schäferhundnamen.

Nachdem es vermutlich nicht Blondi ist, tippe ich auf Rin Tin Tin.  :wink:

Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #68 am: 14.07.2011, 14:19 Uhr »
Okay, okay, ich löse das Rätsel auf.

Die Dogge namens "Adolf" ist es natürlich nicht - das stammt aus "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone".

Das Foto enthält tatsächlich einen Hinweis, da ist der Hund - allerdings schlecht - zu sehen. Es war ein Deutscher Schäferhund. Und er hieß (natürlich) "Rex"....
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Flying-N

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #69 am: 14.07.2011, 15:44 Uhr »
Juhu, ich hatte recht! Erste!  :smiledance:
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GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #70 am: 16.07.2011, 15:29 Uhr »
Juhu, ich hatte recht! Erste!  :smiledance:

Gut gemacht! Und Dein Preis: Du darfst diesen Reisebericht weiterlesen. (Die anderen auch, aber das tut hier nichts zur Sache).


Aufenthalt in New York

Was fiel Heinz und Daniela Besonderes in Brooklyn auf? Papiersäcke! Nämlich die, die die Amerikaner anstelle von Mülltonnen verwendeten.


Heinz und Daniela haben sich in den kommenden Wochen New York City natürlich von vorne bis hinten angesehen. Die Bilder bedecken einige Seiten und es ist schwer, hier eine Auswahl zu treffen.

Eine Sache musste natürlich gemacht werden: die Aussichtsplattform des Empire State Building. Und da das auch Just gemacht hat, können wir wieder in Originalton schalten:

„Das Empire State-Gebäude steht etwas von der Straße zurück und steigt in strahlender Schönheit wie ein höheres Wesen auf.
Wir treten ein. Wohlige Kühle umfängt uns, der Wolkenkratzer ist eisgekühlt. Marmorwände, glänzende Läden. Zum Fahrstuhl. Empire State hat 67 Fahrstähle, Lokal-, beschleunigte und Espressfahrstühle. Wir steigen in den Express ein. Oben leuchten Zahlen auf, unheimlich schnell hintereinander – die Stockwerke. Mir legt sich ein Druck auf die Ohren. Schon hält der Fahrstuhl: 80. Stockwerk, in Worten: achtzigstes Stockwerk. Umsteigen. 86. Stockwerk. Aussteigen zur Aussichtsterrasse und zum Erfrischungsraum. Die Sicht von oben ist unbeschreiblich. Weit, weit .... Dort unten scheint eine Liliputstadt ausgebreitet .... ein Baukasten .... ein Ameisengekrabbel. Man kann sich nicht satt sehen. Aber es geht noch höher. 102. Stockwerk, 385 Meter. Ein Luftschiff schwebt heran, aber es macht nicht fest – Empire State hat oben einen Ankermast für Luftschiffe. Wie erhoben und erhaben kommt man sich bei dieser Rundsicht vor. Welche Großtat des himmelstürmenden Geistes!
Ich muss mich schier von dieser Höhenschau losreißen. Beim Hinabfahren erfahre ich, daß dieser neue Wolkenkratzer zu 89 Prozent leer steht.“
(Just, S. 25 f.)

Hier ein Bild aus dem Fotoalbum, wobei ich die dargestellten Personen nicht identifizieren kann (Daniela mit amerikanischer Verwandtschaft?):






Eine weitere Tagestour war eine Bootsfahrt den Hudson hinauf. Bei der Vorbeifahrt wird zunächst die Washington Bridge bestaunt.




Diese Brücke, die Manhattan mit dem Festland verbindet, war erst 2 Jahre zuvor eröffnet worden und war damals mit 1067 Metern Spannweite zwischen den Pfeilern die größte Hängebrücke der Welt. Schon 1937 verlor sie den Titel an die Golden Gate Bridge. Und heute kommt sie noch nicht einmal mehr unter die TOP 10, da es inzwischen schon Hängebrücken gibt, die fast doppelt so lang sind.


Weiter entlang des Hudson wird dann noch die Bear Mountain Brigde beschaut, wobei diese 1924 eingeweihte Brücke mit einer Spannweite von 497 Metern dann nicht mehr so überwältigend ist. Beim Bau der Brücke wurden aber erstmals neue Techniken eingesetzt, so z.B. eine Betonfahrbahn. Mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen wurden dann noch größere Brücken, wie eben die Washington Bridge, möglich.





Ansonsten wird beim Vorbeifahren das berühmt-berüchtigte Gefängnis Sing Sing bestaunt. Die Bezeichnung der Strafanstalt – das ist kein Spitzname, wie ich dachte, sondern ihr offizieller Name – leitet sich von „Sint Sinks“ ab, was angeblich in einer indianischen Sprache „Stein auf Stein“ bedeutet (angeblich, vielleicht heißt es auch: "dunkles Loch, in dem übel riechende, weiße Männer sitzen").
 
Und dann wird noch in West Point gestoppt, wo man natürlich die United States Military Academy besucht, wo schon seit 1802 die Offiziere der US-Armee ausgebildet werden. Heinz notiert dazu: "herrlich gelegen!".



Und die Beschriftung dieses Bildes: "Parademarsch (ohne preuss. Paradeschritt!)"

Ich nehme an, dass das positiv gemeint ist.....
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #71 am: 21.07.2011, 21:00 Uhr »
Weiterer Aufenthalt in New York City

Wie schon erwähnt, haben sich Heinz und Daniela nach dem Ende der Rundreise noch gut 2 Monate in New York City aufgehalten. Und haben sich die Stadt von vorne bis hinten angesehen. Es würde daher zu weit führen, alle weiteren Ziele von Heinz und Daniela im Bild wiederzugeben. Seiten um Seiten wird das Fotoalbum gefüllt. Ich beschränke mich daher auf ein paar Eindrücke.

Es gibt ein paar Sachen, die Heinz immer wieder fotografiert. Dazu gehören Gebäude mit Feuertreppen. Heinz schreibt hierzu auch immer „Feuertreppen!“ und meint die außenliegenden Feuertreppen aus Eisen, wie sie an vielen Neubauten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angebaut bzw. bei Altbauten nachträglich installiert wurden. In Deutschland scheint es so etwas nicht gegeben zu haben (obwohl sie eigentlich eine klasse Idee sind - bis heute).

Ein Kinderkarussel auf einem Wagen wird festgehalten:



Blicke von der Brooklyn-Bridge, wo sich ja der  Fußgängerweg ganz oben befindet auf Down Town (hat jemand Vergleichsbilder von heute?):










Einen anderen Aspekt zeigt dieses Bild vom Central-Park – mit Bretterhütten von Arbeitslosen




Und eine Straßenszene im Jüdischen Viertel:




Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

usa2008

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #72 am: 21.07.2011, 21:52 Uhr »

Klasse Bilder!!
Besonders die beiden letzten zeigen deutlich die Unterschiede zum heutigen Zustand.
Man sieht den Menschen an, dass sie z.Teil noch nicht lange in NY leben, die Unterschiede
der Zuwanderländer sind noch deutlicher als heute und die Zeichen der Armut.

Gaby

Kar98

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #73 am: 22.07.2011, 06:47 Uhr »
Blicke von der Brooklyn-Bridge, wo sich ja der  Fußgängerweg ganz oben befindet auf Down Town (hat jemand Vergleichsbilder von heute?):

Sicher doch:
http://www.google.com/search?q=brooklyn%20bridge%20pedestrian%20walkway&um=1&ie=UTF-8&tbm=isch&source=og&sa=N&hl=en&tab=wi&biw=1172&bih=573

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #74 am: 23.07.2011, 20:10 Uhr »
Herzlichen Dank für die Verlinkung aktueller Bilder.

So ganz langsam kommen wir zum Ende der Reise. Um ein Thema kommen wir aber im Jahr 1933 nicht rum:


"Das neue Deutschland und seine Reiseberichte"

Im Jüdischen Viertel fotografiert Heinz ein Schild „Don`t buy german goods“ - kauft keine deutschen Waren.



(Das Schild ist etwa auf Höhe des Laternenpfahls)


Urheber dieses Boykottaufrufs ist der amerikanische Rechtsanwalt Samuel Untermyer (1858-1940). Schon vor dem Dritten Reich aktiv gegen Antisemitismus, gründerte er 1933 die American League for the Defense of Jewish Rights. Im Hinblick auf die Verfolgung deutscher Juden initiierte Untermyer einen US-Boykott deutscher Importe und erklärte auf einem jüdischen Weltkongress in Amsterdam 1933 Deutschland einen „Heiligen Krieg”. Übertriebene Zeitungsberichte über diese relativ unbedeutenden Boykottmaßnahmen führten als Gegenmaßnahme dann zum bekannten Boykott jüdischer Geschäfte in Deutschland („Kauft nicht beim Juden!“).

Sehe ich mir das Album insgesamt an, dürfte Heinz von diesem Boykott deutscher Waren vermutlich empört gewesen sein. Wie die meisten Deutschen dieser Zeit.

Es ist interessant, die Reiseberichte der 20er Jahre mit denen aus dem Dritten Reich zu vergleichen. Bei den Berichten aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus waren nationalistische Bemerkungen eher selten, rassistische Ausfälle gegen Juden oder Schwarze eigentlich gar nicht zu finden.
Das änderte sich schlagartig nach 1933. Kaum ein Reisebericht, der nicht das „neue Deutschland“ lobt. Und viele Reiseberichte, die die einschlägigen nationalsozialistschen Feindbilder in kleinen Randbemerkungen, aber auch in seitenweisen Ausführungen brachten.

Bezeichnend ist dabei, dass nicht nur normale Reisende, die als Gelegenheitsschreiber ihre Eindrücke festhielten, so schrieben, sondern auch gestandene und noch heute gerne gelesene Reiseschriftsteller. Als typisches Beispiel kann man hier einen der bekanntesten deutschen Reiseschriftsteller des 20. Jahrhunderts nehmen, den Berliner Journalisten A.E. Johann. Johann hatte seit den 20er Jahren immer wieder den nordamerikanischen Kontinent bereist und Land und Leute zunächst bewundernd beschrieben. Umso erstaunlicher ist es dann, dass Johann 1942 mit „Das Land ohne Herz“ eine gnadenlose Abrechnung mit den USA schrieb. Selbst wenn man ihm zu Gute hält, dass er dabei teilweise durch die schlimmen Verhältnisse während der Weltwirtschaftskrise beeinflusst wurde und auch manches wirklich Kritikwürdiges anspricht wie z.B. die Zerstörung der Wälder, bekennt auch er sich ohne wenn und aber zum nationalsozialistischen Deutschland. Aus seiner Sicht erklärt er seine Wandlung ab 1932, in dem er zum ersten Mal ein antiamerikanisches Buch veröffentlichte („Amerika, Untergang im Überfluss“)– von mir deutlich gekürzt – wie folgt:
„Der deutsche Zeitgenosse kann sich kaum eine Vorstellung machen, in welchen Ausdrücken, mit welchen Mitteln der Verleumdung und grundsätzlich böswilligen, das wahre Bild stets verzerrenden und verfälschenden Darstellungskunst schon 1934 gegen das Dritte Reich gearbeitet worden ist! Obwohl ich manchen harten Brocken gewöhnt bin, habe ich schon damals oft genug Zeitschriften in die nächste Ecke gepfeffert, weil ihre raffinierte Verfälschung der in Deutschland tatsächlich obwaltenden Verhältnisse einfach nicht zu ertragen war.“
Um sich dann positiv zum Krieg gegen Amerika zu äußern, der selbstverständlich Amerikas Werk war (A.E. Johann, Das Land ohne Herz, 1942, S.31 und S. 64 f.). Und ganz nebenbei kann er es auch nicht lassen, darüber zu lamentieren, dass das einstige Amerika von Menschen „vollständig nordischer Abstammung“ nunmehr „von slawischen, jüdischen, überall zusammengelesenen Menschenmassen“ überflutet wird, „die sich als nur ganz oberflächlich assimilierbar erwiesen, von primitivsten Menscheninstinkten geleitet wurden und das Bevölkerungsbild Amerikas, das schon durch die Neger schwer belastet war, hoffnunglos verwirrten.“ (ebenda, S. 25)

Muss ich hinzufügen, dass Johann nach dem Krieg sofort wieder positiv über Amerika schrieb?

Antisemitismus ist aber keineswegs eine allein deutsche Erscheinung. Fast überall in der christlichen Welt, in der Juden lebten, kam es früher oder später zu Antisemitismus.

Die USA bildeten da keine Ausnahme. Zwar standen die Vereinigten Staaten schon aufgrund ihrer Gründungsgeschichte für Religionsfreiheit. Und solange es nur relativ wenige Juden in den USA gab, war entsprechend auch der Antisemitismus unbedeutend. Mit der drastischen Zunahme der jüdischen Einwanderung, insbesondere aus Osteuropa, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aber auch ein versteckter wie offener Antisemitismus. Juden waren in weiten Teilen der Gesellschaft schlicht unerwünscht, so z.B. in Clubs oder Ferienorten.

Dies zeigt sich beispielhaft auch in den Aufnahmekriterien der berühmten Universität Harvard. Diese hatte Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Verfahren für die Auswahl ihrer Studenten eingeführt, wonach ausschließlich die schulischen Leistungen über die Vergabe der Studienplätze entschieden. Da dje jüdische Minderheit überdurchschnittlich gute Schüler stellte, förderte diese Maßnahme mittelbar die Vergabe von Studienplätzen an Juden. Dass nach einigen Jahren schon fast 20 Prozent der Studienplätze durch Juden belegt wurden, führte zu Unbehagen bei Mitstudenten wie auch der Leitung dieser Universität. Und nicht zuletzt auch bei den Angehörigen der weißen Oberschicht, die wesentliche Geldgeber dieser Universität waren und ihre eigenen Kinder als Studierende sehen wollten. Harvard führte daraufhin ein neues Bewertungssystem ein, wobei neben der schulischen Leistungen auch Empfehlungsschreiben und ein persönliches Interview zur Bewertung des Charakters einflossen. Ganz nebenbei erforderte das neue Bewerbungsverfahren neben einem Foto des Bewerbers auch genaue Angaben zu den Eltern und zu möglichen Namensänderungen, um so die jüdische Herkunft zuverlässig enttarnen zu können. Mit diesem Verfahren gelang es dann auch, den jüdischen Anteil der Studierenden in Harvard auf unter 15 Prozent zu drücken.

(Nebenbei bemerkt: Einer der Nutznießer dieses Systems ist der ehemalige US-Präsident George W. Bush, der in Harvard studierte, obwohl seine Noten ihn nicht gerade dafür prädestinierten. Aber wenn natürlich der Charakter mitzählt .....)

Interessanterweise beeinflusste der amerikanische Antisemitismus sogar den Nationalsozialismus. Das zutiefst antisemitische Buch „Der internationale Jude – ein Weltproblem“, das von dem bekannten Autofabrikanten Henry Ford(!) herausgegeben wurde, wurde nämlich in der deutschen Übersetzung eine wesentliche Grundlage des in Deutschland aufkommenden Nationalsozialismus. Teile der darin vertretenen Thesen finden sich z.B. in Hitlers „Mein Kampf“.



Nun wissen wir nicht, wie Heinz und Daniela genau zum Nationalsozialismus standen. Wie so viele andere Deutsche werden sie vermutlich jedenfalls in den Anfangsjahren eher begeistert gewesen sein. Wenn man auch vielleicht das ein oder andere eingesetzte Mittel der Nationalsozialisten in Frage stellte, so zeigten sich für viele Deutschen die Nationalsozialisten erst einmal als Ordnungsmacht, der es überraschend schnell gelang, sowohl die Wirtschaftskrise als auch die teilweise bürgerkriegsähnlichen Zustände im Land zu beseitigen. Und nebenbei auch die harten Vertragsbedingungen von Versailles abschüttelte, die viele Deutsche in Empörung versetzt hatten.

Solche Anklänge finden sich auch in den Büchern der beiden Autoren, die ich hier regelmäßig zitiert habe.
Just zeigt in seinem Buch immer wieder Anklänge an die neue Ideologie. Bei C.F. Werner wird es noch deutlicher. So schreibt er z.B.:

„Gestern hatte ich noch eine sehr heftige Diskussion mit zwei Juden. Sie erkannten mich als Deutschen und fingen an mit mir über das neue Deutschland zu diskutieren! So etwas von blindwütigem Hass und gleichzeitiger Ignoranz ist mir noch nicht vorgekommen.“ (S. 21)

„Hatte gestern Abend eine lange politische Diskussion mit einem hiesigen jungen Universitätsprofessor. Er sagte mir, ich solle heimschreiben, dass das gebildete Amerika jetzt genau weiß, dass Frankreich und England viel mehr Schuld am Krieg [gemeint natürlich der I. Weltkrieg] tragen als Deutschland und dass die Amerikaner durch die jüdischen Geldmagnaten in den Krieg gezwungen wurden. (...) Er ist sich auch bewusst, dass die amerikanischen Zeitungen heute genau so lügen wie in Kriegsjahren.“ (S. 27)

„Heute habe ich auch die Zeitungen mit der Führerrede erhalten. Ich muss immer wieder sagen, wie schändlich das Ausland an Hitler und an Deutschland handelt!! Nichts als Lügen und Verdrehungen!“ (S. 36)

Wohlgemerkt, das war bereits 1934, als jeder sehen konnte, wohin das Deutsche Reich trieb.
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