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Autor Thema: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933  (Gelesen 29730 mal)

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Kar98

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #15 am: 05.06.2011, 22:21 Uhr »
Die „Hamburg“ (eigentlich „Hamburg II“, da es vorher schon einmal eine erste „Hamburg“ der Linie gegeben hatte), war 1925 von der bekannten Werft Blohm & Voss ausgeliefert wurde. Mit 21.455 Bruttoregistertonnen war sie genauso groß wie ihre Schwesterschiffe „Albert Ballin“ und „Deutschland“. Wie diese hatte sie eine Länge von 191,26 m und einer Breite von 22,2 m. Insgesamt konnte sie 1551 Passagiere beherbergen (251 in der 1. Klasse, 340 in der 2. Klasse und 960 in der 3. Klasse). Damit konnte sie sich auch nach heutigen Maßstäben durchaus sehen lassen.
So sah sie aus:



http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg_%281926%29

Anti

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #16 am: 06.06.2011, 08:43 Uhr »
Dass die Gesellschaft gut gekleidet ist, ist mir auch sofort aufgefallen. Sind die beiden denn erster Klasse gereist?

squirrel

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #17 am: 06.06.2011, 15:10 Uhr »
Super, wieder ein alter Reisebericht - ich freue mich auf mehr!

Danke GreyWolf!

Gruß

Anja

BigDADDY

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #18 am: 06.06.2011, 15:32 Uhr »
Take me back in time..., (obwohl die 30iger eigentlich so gar nicht mag), -
bei einer US-Reise bin ich dabei!
Reducing Truck Traffic since 2007!

newyorki

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #19 am: 06.06.2011, 22:19 Uhr »
Super- ich liiiebe die 30er Jahre mit Swing...

Hoffentlich kommen noch ein paar so seltene und geniale Bilder. :lol:

newyorki

usa2008

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #20 am: 07.06.2011, 19:59 Uhr »

Will mehr, mehr, mehr........

Ich liebe es alte Bilder anzuschauen, irgendwie wird die Vergangenheit
dann realer  :?

Gaby

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #21 am: 07.06.2011, 20:24 Uhr »
Dass die Gesellschaft gut gekleidet ist, ist mir auch sofort aufgefallen. Sind die beiden denn erster Klasse gereist?

Ich werde später noch auf die Kleidung eingehen. Insbesondere auf die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. So viel sei schon verraten: die formelle Kleidung kann man während der ganzen Reise sehen.

Und dieser "offizielle" Fototermin war ohnehin sicher schon Grund genug, sich in Schale zu werfen, zumal das wohl im Anschluss an eine Einladung zum Tee vom Kapitän des Schiffes stattfand.

In welcher Klasse Heinz und Daniela fuhren, kann ich nicht sagen. 1. Klasse dürfte wohl selbst zu diesen Krisenzeiten kaum erschwinglich gewesen sein. Just, den ich regelmäßig zitiere fuhr als "armer Landpfarrer" 3. Klasse. Ich tippe aber mal darauf, dass der typische deutsche Mittelklasse-Mensch, zu denen ich Heinz und Daniela zähle, 2. Klasse fuhren.


Will mehr, mehr, mehr........


Jetzt mal Ruhe hier aus der 3. Klasse.... Sonst geht Ihr über die Planke...... :-)
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GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #22 am: 07.06.2011, 20:39 Uhr »
Ankunft in New York

Pünktlich am 18. August 1933 erreicht die „Hamburg“ den Hafen von New York. New York City hat 1933 an die 7 Millionen Einwohner und ist damit die größte Stadt der Welt.

Just: „Von früh morgens an Aufregung auf dem Schiff. Die Koffer müssen gepackt sein. Die Luft ist dunstig .... ein Boot .... Möven .... ein Stück Land! Man kann es nur nach einwöchiger Seereise verstehen, wie der Ruf 'Land!' wirkt. Die Neue Welt! Links und rechts Landstreifen. In der Ferne voraus durch den Dunst die Freiheitsstatue und die Wolkenkratzer-Insel. Wir halten vor Staten Island. Ein Prahm kommt ans Schiff, die Post wird ausgeladen. Von der anderen Seite naht ein Boot mit gelber Flagge: U.S. Public Health Service, von einem anderen Schiff steigt die Einwanderungsbehörde an Bord.
Zuerst werden die amerikanischen Bürger zur Kontrolle aufgerufen. Nach stundenlangem Warten kommen wir Nichtamerikaner an die Reihe. Der Arzt der Gesundheitsbehörde macht es kurz und schmerzlos, er knipst einfach die 'Gesundheitskarte'. Der Einwanderungskommissar aber macht einem Untersuchungsrichter Ehre. Auch das wird überstanden. Als ich auf Deck komme, fährt unser Schiff gerade an der Freiheitsstatue vorbei. Und nun – die Wolkenkratzer! Was ist die Freiheitsstatue dagegen? Ich schaue und staune nur. Zyklopenbauten, riesige aufgerichtete Zigarrenschachteln, schlanke viereckige hochgekantete Riesenbauholzbalken mit unzähligen Fenstern, schmale Schluchten zwischen Häusern, Quadernblöcke, die sich stockweise pyramidenförmig verjüngen, ein gotischer Turm, wie ein Baukasten der Riesen, wie gigantische Stalagmiten. Ich habe doch auf Bildern und Photographien dies Bild Manhattans öfter gesehen, aber als ich vorbeifahre, kommt es mir unfaßlich vor, wie ein Stück aus Gullivers Reisen.“
(Just, S. 9 f. stark gekürzt)

Unsere Reisenden Heinz und Daniela steigen hier im (1902 eröffneten und heute noch betriebenen) Hotel „Wellington“ in der 7. Avenue, ganz in der Nähe von Carnegie Hall und Central Park, ab. Die Tatsache, dass sie hier im 19. Stock untergebracht sind, war für sie so bemerkenswert, dass sie gleich mehrfach mit Fotografien im Album festgehalten ist.
 
Glücklicherweise wird auch Just im gleichen Hotel untergebracht, so dass wir auch hier ihre Gefühle nachvollziehen können.

Just: „Das Auto hält: Hotel Wellington. Ein dicker Neger im Portiersdreß winkt, Neger springen ans Auto, reißen den Schlag auf, packen die Koffer. Wir stehen in der Halle, ein hoher Raum, kühl, mit Sofas und Sesseln. Kein Hoteldirektor, der sich verbeugt und fragt, wie wir die Seefahrt überstanden haben, keine katzbuckelnden befrackten Kellner. An der Office (Bureau) wird der Zimmerschlüssel ausgehändigt: ein flaches Patentschlüsselchen mit leichtem Nummertäfelchen, bequem in der Westentasche einzustecken; kein Riesenschlüssel mit Hundeknüppel daran. Der Neger mit meinem Koffer führt mich zum Fahrstuhl – es gehen mehrere nebeneinander. Der Fahrstuhlführer ist ebenfalls ein Neger mit weißen Handschuhen. Im Nu ist der Fahrstuhl voll. Hinauf ..... eighteen (achtzehn), der Fahrstuhl hält. Der Neger winkt mir, ich folge ihm nach, durch ein Gang um die Ecke, Zimmer 1843. Ich schließe auf, der Koffer steht im Zimmer, lautlos ist der Neger verschwunden. Da stehe ich nun und schaue mich um. Das Zimmer ist nicht allzu hoch und breit, aber hell und freundlich. Ein riesiges breites Bett, geräumig für ein dickes Ehepaar. Zimmertelephon, ein Streichholzschächtelchen auf dem Nachttisch, kein Klingelknopf für Kellner und Zimmermädchen, eine Kommode mit Nadelkissen und Spiegel darüber, ein kleiner Schreibtisch, ein Sessel, ein Wandschrank für Kleider und Beutel für zu waschende Wäsche. Im Nebenraum das Bad und die Waschgelegenheit.
Ich trete ans Fenster und schiebe die Scheiben hoch, es sind Doppelschiebefenster, eins aus Gaze, eins aus Glas. Ich schaue hinunter .... mir wird fast schwindelig. Die Ameisen da unten – nein, das sind Menschen. Richtig, ich wohne ja im 18, Stock, im achtzehnten Stock!! Aber auf der anderen Straßenseite das Hochhaus, ist noch lange nicht die Hälfte der Höhe. Ich muss mich in den Sessel setzen, so benommen bin ich von allem und mir ist so heiß.“


Und die passenden Bilder von Heinz dazu (kann jemand das Hochhaus auf dem 2. Bild identifizieren - in NY kenne ich mich nicht aus):

Der Blick nach unten:


Und der Blick auf die Wolkenkratzer:


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GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #23 am: 07.06.2011, 20:40 Uhr »
Ach ja, falls jemand Bilder vom Einlaufen vermisst:

Es gibt zwar Bilder, aber auch bei Heinz und Daniela war die Sicht sehr dunstig - insofern sind die Bilder zum Abscannen zu schlecht.
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Marterpfahl

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #24 am: 07.06.2011, 22:24 Uhr »
Hallo Grey Wolf,

ich bin auch gerne wieder dabei.

Noch zum Thema Überfahrt:  Wenn mal jemand von Euch nach Bremerhaven ( Fishtown )
kommt, dann wäre das "Auswandererhaus" Pflicht. Ich finde, es ist absolut einen Besuch
wert. Man bekommt hier einen recht authentischen Eindruck. Es sind Teile der Schiffe
nachgebaut worden und man hat u.a. auch Einblick in die Schlafmöglichkeiten der
verschiedenen Klassen. Für uns aktuell kaum nachvollziehbar, wie man so die Überfahrt
lebend überstehen konnte: frei nach dem Motto: Wir lagen vor Madagaskar.



LG
Rolf


Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.

mrh400

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #25 am: 07.06.2011, 22:26 Uhr »
Hallo,
kann jemand das Hochhaus auf dem 2. Bild identifizieren - in NY kenne ich mich nicht aus
schwierig - wer weiß, ob das überhaupt noch in der Form steht aber inzwischen wohl eindeutig klar.

Das Gebäude links am Bildrand mit der Laterne auf dem pyramidenförmigen Walmdach ist das Helmsley-Building. In der siebten Bildreihe sieht man meinen Verdacht bestätigt, daß der nur noch vage erkennbare Wolkenkratzer direkt rechts dahinter das Chrysler Building ist - nahezu der gleiche Aufnahmewinkel (nur daß in dem Link noch das 1963 entstandene Pan-Am bzw. MetLife-Building drauf ist).

Eine sehr große Ähnlichkeit mit dem von Dir gesuchten Gebäude sehe ich beim GE-Building im Rockefeller Center, allerdings nicht in den auf der Architekturseite gezeigten Blickwinkeln, sondern von Norden her gesehen wie hier bei Bing-Maps - das würde dann einem Aufnahmeort in der Nähe 7th Ave/Central Park entsprechen. Wahrscheinlich ist es das dann wohl.

PS: Blick mit google-earth. Dort oben ist übrigens "Top of the Rock".

PPS: Hier in der vierten Reihe, rechtes Bild hat man eine fast gleiche Blickrichtung - nur daß es oben abgeschnitten ist; dafür ist auch noch das kleinere querstehende Gebäude sehr schön zu identifizieren.
Gruß
mrh400

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #26 am: 09.06.2011, 15:38 Uhr »
Hallo mrh400:
Super, ich denke, die Vergleichsbilder treffen es genau!
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GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #27 am: 09.06.2011, 15:50 Uhr »
Da wir gerade über Hochhäuser sprechen.......

Was hat denn nun den durchschnittlichen Deutschen am meisten fasziniert in New York City?
Interessanterweise ähneln sich die Reiseberichte der damaligen Zeit sehr. Im Wesentlichen werden drei Dinge immer wieder genannt:
- die Hochhäuser,
- der Verkehr
- und die Schnelligkeit und zugleich Einfachheit des Lebens.

Gehen wir mal diese Besonderheiten durch:

1. Die Hochhäuser

Die Entwicklung von höheren Gebäuden beschränkte sich jahrhundertelang auf solche mit besonderer Symbolkraft, insbesondere Kirchen (wobei viele Kirchen ihre imposanten Kirchtürme erst im 19. Jahrhundert erhielten).
Normale Gebäude erreichten hingegen nur wenige Stockwerke.

Ein Hauptproblem war dabei, dass bei der traditionellen Bauweise aus Stein die Masse der oberen Stockwerke auf den Wänden der unteren lag. Je höher das Haus wurde, desto massiver – also dicker – mussten die unteren Wände werden. Dies stieß nicht nur schnell auf technische Grenzen, sondern schränkte natürlich wegen der dicken Außenwände und der Notwendigkeit von weiteren tragenden Wänden die Benutzung der unteren Stockwerke ein.
Ein zweites Problem war der Transport der Menschen in höheren Gebäuden. Mal ehrlich, wer wollte denn – gerade als begüteter Erbauer eines Hauses - mehr als 1 oder 2 Stockwerke über Treppen hochlaufen? Entsprechend findet man in älteren Häusern heute noch die Aufteilung, wonach die besseren Wohnungen in den unteren Etagen waren (weil da die Eigentümer wohnten).

Doch gerade in Ballungszentren wuchs mit der steigenden Zahl von Bevölkerung und (Büro)Arbeitskräften einerseits und dem teureren Baugrund andererseits der Wunsch nach höheren Häusern. Drei technische Entwicklungen sorgten im 19. Jahrhundert dann für die Möglichkeit, wirklich hohe Häuser zu bauen.
Erstens die Erfindung der Stahlbauweise, wonach also Häuser aus einem Skelett von Stahl bestehen, das dann nur noch verkleidet werden muss. Ein Chicagoer Architekt setzte diese Methode 1885 erstmals ein und schuf so das zehnstöckige Gebäude der Home Insurance Company.
Zweitens der Einsatz von modernem Massenstahl, der dem bisher eingesetzten Gusseisen von seiner Festigkeit deutlich überlegen war.
Und drittens: die Erfindung von absturzsicheren und schnellen Aufzügen.

Jetzt stand dem Bau wirklich hoher Häuser nichts mehr im Wege. Schon aufgrund des knappen und damit besonders teuren Baugrunds und des für Bautätigkeit gut geeigneten felsigen Untergrundes war Manhatten wie geschaffen für diese Aufgabe. In kurzen Abständen entstanden immer höhere Häuser. Um nur ein paar Wegmarken zu nennen:

1888 Tower Building, 13 Stockwerke, 49 Meter
1899 Park Row Buildung, 29 Stockwerke, 119 Meter
1909 Metropolitan Life Building, 52 Etagen, 213 Meter
1913 Woolworth Building, 55 Stockwerke, 240 Meter.

1929 – damals standen schon fast 2500 Gebäude mit mehr als 10 Stockwerken in New York City – bahnte sich ein weiterer Wettkampf an. Zunächst zwischen dem Chrysler Buildung und dem Gebäude der Manhattan Co. Durch einen Trick – im Inneren des Gebäudes wurde heimlich eine Stahlkappe zusammengebaut, die dann auf das fertige Gebäude gestellt wurde – gewann das Chrysler Buildung zunächst mit 319,4 Metern den Kampf.
Zu diesem Zeitpunkt war das Empire State Building schon in der Planung. Trotz der einsetzenden Wirtschaftskrise wurde der Turm noch höher geplant – 320 Meter. Und damit man sich wirklich sicher sein konnte, nicht durch einen erneuten Trick von Chrysler den Titel des höchsten Gebäudes zu verlieren, setzt man in einer weiteren Planung einen 61 Meter hohen Mast zum Andocken von Luftschiffen oben drauf.
In nur 13 Monaten wurde das Hochhaus errichtet und im Mai 1931 mit 381 Metern Gesamthöhe (449,5 Meter mit Antenne) feierlich eröffnet.
So beeindruckend das Empire State Buildung auch war – wirtschaftlich gesehen war es ein Flop. Trotz aller Versuche gelingt es nicht, in der nunmehr voll entfachten Wirtschaftskrise genügend Mieter für die Büros zu finden. Von 80 Stockwerken waren anfangs kaum die Hälfte vermietet. Es dauerte 13 Jahre bis das Gebäude erstmals Profit abwarf. Übrigens: an dem Ankermast für Luftschiffe legte nur ein einziges Mal ein Luftschiff an.
Zum Vergleich: das höchste Hochhaus im Deutschen Reich (und zugleich in Europa) – es gab davon ohnehin nur wenige – war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 65 Meter hoch. Kein Wunder also, dass die deutschen Reisenden dieser Zeit (und auch heute noch) sich von diesen unglaublich großen Gebäuden geradezu erschlagen fühlten.

2. Der (Auto)Verkehr

Ein deutlicher Unterschied selbst zu deutschen Großstädten war der massive Autoverkehr. Die Motorisierung der Bevölkerung lag in den USA zu dieser Zeit um ein Vielfaches über der Deutschlands oder anderer europäischer Staaten. Grund hierfür war die günstige Massenfertigung von einfachen wie besseren Personenkraftwagen, die sich auch ein normaler Arbeiter und Angestellter leisten konnte. In Deutschland war hingegen ein privat genutztes Auto in den 30er Jahren noch für viele ein Luxus.

C.F. Werner schreibt: „Das unvorstellbarste ist aber der riesenhafte Autoverkehr! Es laufen in New York zirka eine Million Autos, eines hinter dem anderen, meist in zwei Reihen und trotzdem kann man ruhig eine Straße überqueren. Die Straßen sind für unsere Verhältnisse sehr breit, so dass meist in 4 Reihen gefahren wird.“ (S. 13)

3. Die Schnelligkeit und Einfachheit des täglichen Lebens

Was die Reisenden aber ganz besonders faszinierte, waren viele kleine Dinge, die das alltägliche Leben erleichterten. Z.B. dass man Zeitungen einfach gegen Münzeneinwurf aus einem Kasten ziehen konnte (und nicht wie zu Hause im Laden erwerben musste). Oder dass man in der Mittagspause nicht in ein Wirtshaus ging und dort umständlich ein Essen bestellte, sondern sich einfach in einem Selbstbedienungsrestaurant fertig zubereitete kalte und warme Speisen auf ein Tablett stellte und an einer zentralen Kasse bezahlte. Dass in den privaten Haushalten viele aufwändige Arbeiten durch elektrische Maschinen erledigt wurden (Waschmaschine, Spülmaschine) und dass man vorgekochte Mahlzeiten kaufen konnte, die man dann nur einfach aufwärmen musste. Überhaupt: dass man Lebensmittelbestellungen telefonisch durchgab und binnen weniger Stunden die Ware nach Hause geliefert bekam.

Und C.F. Werner schreibt: „Auf dem Heimweg wird ein großes Lebensmittelgeschäft besichtigt. Am Eingang nimmt man einen Korb, holt, was man will, und an der Kasse am Ausgang wird bezahlt. Bedienung ist nur am Fleischstand, im übrigen bedient man sich selbst. Angefangen von der Zwiebel, allem Grünkram, Teigwaren, eingemachten Früchten, Schleckereien, Obst usw. ist hier alles zu haben.“  (Werner, S. 26)
Aha – ein Supermarkt also. Das war natürlich ein bisschen anders als die Tante-Emma-Läden, in denen man in Deutschland einkaufte.
Auch das einfache System der Untergrundbahn sorgt für Bewunderung. Kein umständliches Lösen von unterschiedlichen Fahrkarten für unterschiedliche Strecken, sondern ein Einheitssystem mit Münzen.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Anti

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #28 am: 09.06.2011, 16:39 Uhr »
Dass das Empire State Building eine Andockstation für Luftschiffe war, hatte ich noch nicht gewusst. Sehr interessant. Toll, diese Infos!

dschlei

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #29 am: 09.06.2011, 16:55 Uhr »
Damals, in den 50ger Jahren, wurde in meiner Heimatstadt das erste Hochhaus gebaut, es hatte, glaube ich mich zu erinnern, ganze 14 Etagen!
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River