Hallo Dirk,
du wurdest heute bereits zu Hause erwischt (von meiner lieben Frau). Wie geht es weiter mit deinem "Live-Bericht"?
Hat sie gepetzt?!
Na gut, Du hast ja recht. Langsam wird es Zeit, meinen (nicht-mehr-ganz-so-)Live Bericht zum Ende zu bringen.
14.11. Grand Canyon - Sedona - San Diego
Trotz der leckeren Flasche Rotwein, die ich mir gestern zum Abendessen gegönnt habe, ist es mir irgendwie gelungen, mich wieder mal mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen. Nach dem tollen Sonnenuntergang gestern wollte ich auch den Sonnenaufgang am Grand Canyon bewundern (vielleicht mit etwas weniger Betrieb). Auf Shuttlebus hatte ich keine Lust und habe deshalb den Eat Rim Drive genommen. Zunächst hatte ich überlegt, bis Desert View zu fahren aber dafür war ich dann doch ein bisschen spät dran. Der Grand View Point schien mir eine gute Alternative zu sein. Nachdem ich ein Stückchen den Grand View Trail heruntergelaufen war, habe ich auch einen ganz interessanten Vordergrund gefunden. Das Wetter sah nicht so doll aus. Dichte schnell ziehende Wolken und ein kalter Wind. Aber am östlichen Horizont war immerhin ein schmaler wolkenloser Streifen, so dass noch Hoffnung bestand.
Bis die Sonne über den Horizont kam wurde der Streifen allerdings immer schmaler.
Zunächst sah es noch ganz gut aus:
Das war es dann aber leider auch. Noch bevor ihre Strahlen den Canyon erreichten verschwand die Sonne hinter den dichten Wolken
Immerhin hat mir das die Entscheidung abgenommen, ob ich noch etwas weiter den Grand View Trail herunterlaufen soll oder nicht. Bei diesem Wetter hat eindeutig der Hunger gesiegt und ich bin zum Frühstück in einen Diner in Tusayan gefahren.
Zwei Eier mit roten Zwiebeln, Jalapenos, Chilibohnen, einen Taco, ein paar Breakfast Potatoes, einen Orangensaft und einen halben Liter dünnem Kaffee später (an die amerikanschen Frühstückssitten könnte ich mich gewöhnen
) war das Wetter immer noch nicht besser. Da der Wetterbericht Richtung Südwesten Sonnenschein versprach bin ich daher gleich nach Sedona aufgebrochen.
Leider lagen die Meteorologen mal wieder deneben. Die dichten Wolken blieben mir erhalten. Die Fahrt hinunter nach Sedona durch den Oak Creek Canyon hat aber trotzdem Spass gemacht. Eine schöne Serpentinenstrecke mit zum Teil spektakulären Aussichten auf Wälder und rote Felsen. Unterwegs hat ein Van noch versucht mich von der Straße zu schubsen, indem er an einem Turnout abgebogen ist, sich das aber, gerade als ich neben ihm war, wieder anders überlegt hat. Mit einem elganten Schlenker bin ich an ihm vorbei und heil in Sedona angekommen. Hier wartete die nächste Enttäuschung: Die ganze Hauptstraße war eine einzige Großbaustelle.
Die Lage des Orts und das Panorama der umliegenden Berge fand ich doch schon sehr beeindruckend.
Auf schlechtes Wetter und Baustellenmatsch hatte ich aber gar keine Lust. Also bin ich nur ein Stündchen durch den Ort gelaufen und habe in ein paar Läden herumgestöbert (erstaunlicherweise ohne etwas zu kaufen). Dann habe ich mich entschlossen, einfach solange Richtung San Diego weiter zu fahren, bis das Wetter besser wird. So wird die Fahrt morgen wenigstens nicht so lang.
Nach einem Blick auf die Karte bin ich weiter auf der 89A Richtung Prescott gefahren. Das erste Stück bis Cottonwood war vor allem deshalb interessant, weil bei meiner Reisschüssel plötzlich eine Warnlampe leuchtete. Ein Blick in die Bedienungsanleitung sagte mir, dass wohl ein Ölwechsel fällig war. Vorsichtshalber habe ich kurz bei der Alamo-Hotline angerufen und mir bestätigen lassen, dass ich beruhigt weiterfahren kann.
Das nächste Stück hinauf über viele Serpentinen nach Jerome und weiter durch die Berge hat dann wieder deutlich mehr Spass gemacht. Jerome selber hat mit gut gefallen. Diese Mischung aus Geisterstadt, Künstlerkolonie und Tourinepp, die da oben auf dem Berggipfel sitzt, hat schon ihren eigenen Charme.
Die Gegend hier hat mir gut gefallen. Ich werde sicher noch einmal herkommen (mit mehr Zeit und hoffentlich besserem Wetter) und dann könnte ich mir vorstellen, in Jerome zu nächtigen.
Weiter gings, wieder runter von den Bergen nach Prescott (sah auch ganz interessant aus, besonders die Kneipenmeile in der Innenstadt) und schließlich auf die I10.
Bis Prescott hatte sich das miese Wetter gehalten, jetzt kam langsam die Sonne raus. Nachdem es aber so oder so fast ein reiner Fahrtag geworden war (es waren ja nur noch 2 oder 3 Stunden bis Sonnenuntergang), hatte ich mich inzwischen schon entschlossen, einfach heute noch bis San Diego durchzufahren und lieber noch einen freien Tag dort zu genießen. Außerdem hatte mich schon mittags in Sedona einer meiner Kollegen angerufen, um zu fragen, wo im Gaslamp Quarter wir uns heute zum Essen und ein paar Bierchen treffen würden. Also Augen zu und durch!
Von der I10 bin ich über die SR95 weiter nach Yuma gefahren und dann über die I8 nach San Diego. Faszinierend fand ich die Kontraste der Landschaft um Yuma. Erst große Äcker und Obstplantagen entlang der SR 95 und später nur ein paar Meilen weiter die Saharalandschaft der ausgedehnten Sanddünen an der I8.
Die unvermeidlichen Kontrollen der Border Patrol gab es hier, direkt an der mexikanischen Grenze, natürlich auch, incl. kompletter Sperrung des Interstate. Im Gegensatz zum letzten Jahr reichte aber diesmal mein unmexikanisches Aussehen, um einfach durchgewunken zu werden.
Irgendwann unterwegs fiel mir auf, dass meine Hotelbuchung ja erst morgen beginnt und ich mich vielleicht mal um ein Bett für die heutige
Nacht kümmern sollte.
Mein Hotel ab morgen war leider heute komplett ausgebucht. Also bin ich in El Centro runter vom Highway und habe mich auf den Parkplatz von einem Motel 6 gestellt und etwas von deren Free Wireless Internet schmarotzt. Nach mehreren Versuchen (Downtown war alles ausgebucht), habe ich schließlich ein Zimmer in einem Best Western am Hotel Circle gefunden. Nach einer unfreiwilligen kleinen Stadrundfahrt (bin am Hotel Circle versehentlich wieder auf den Highway, an der nächsten Ausfahrt wieder runter und dank mehrerer Einbahnstraßen irgendwo im Nirgendwo gelandet) hat mich ein freundlicher Tankwart schließlich auf den rechten Weg zurück gebracht und gegen 19:30h konnte ich das Auto endlich abstellen.
Ich habe gerade mal nachgeschaut. Laut Street Atlas waren das immerhin 900 km.
Abends waren ich mit o.g. Kollegen in irgendeiner Bar im Gaslamp District noch ein paar Bierchen trinken und wir haben uns für morgen für einen Besuch in Sea World verabredet.