19.10.2004 Sea WorldNach einem kleinen Frühstück in unserem Hotel – hier konnte man sich auch frische Waffeln aus Flüssigteig zubereiten; für uns eine willkommene Abwechslung – fuhren wir zeitig los in Richtung Sea World. Dabei passierten wir den nahen Flughafen der Stadt, der sich mit nur einer Landebahn und wenigen Gebäuden im Vergleich zu den anderen Flughäfen Kaliforniens – LAX und SFO – geradezu winzig ausnimmt. Überrascht war ich auch davon, dass wir im Hotel kaum etwas von dem Fluglärm mitbekommen hatten, ging doch die Einflugschneise fast direkt über unserem Hotel hinweg...
Wir kamen sehr zeitig am Parkplatz von Sea World an und durften erst mal $7 für das Parken unseres Autos abdrücken – ich bekam zunehmend den Eindruck, dass in Kalifornien das Eintreiben von Parkgebühren die neueste Erfindung der Touristenmelkindustrie darstellt, und dieser Eindruck sollte sich im weiteren Verlauf der Reise noch bestätigen.
Der Erlebnispark hatte noch nicht geöffnet, und so warteten wir am Eingang und sahen uns in einem Souvenirladen um, in dem es den überflüssigen Krimskrams in Form von Plüschtieren, Plastikspielzeug, Bilderbücher, Tassen usw. zuhauf gab.
Als dann der Park schließlich öffnete, wurde zu unserem Überraschen erst einmal die Nationalhymne über die Lautsprecheranlage abgespielt, und alle verharrten mit abgenommener Kopfbedeckung an Ort und Stelle bis die Hymne vorüber war. Für mich war zwar als zig-fachen Besucher von Sportveranstaltungen das Absingen der Hymne nichts Neues, dass dies aber auch in Erlebnisparks so gehandhabt wird, war mir aber bis dahin auch gänzlich unbekannt. Die Tickets zum Park hatten wir bereits in unserem Hotel gekauft, mit einigen Dollars Rabatt, versteht sich – übrigens halten fast alle Hotels in San Diego ermäßigte Tickets für Sea World, den weltberühmten Zoo und andere Attraktionen zu Sonderkonditionen vor; wer also eine solche Besichtigung plant, sollte vorher schon mal im Hotel nach solchen verbilligten Tickets fragen.
Wir betraten also den Park und es begann, wie schon am Vortag, kräftig zu regnen. Ich suchte mir also den nächsten der im Übermaß vorhandenen Souvenir-Shops und kaufte einen Regenschirm mit dem Sea-World-Logo für nur $15 – dies sollte aber dann auch die einzige Investition in diesen Läden sein. Nach einem kurzen Studium des am Eingang erhaltenen Lageplans war unser erstes Ziel das arktische Vogelhaus names „Penguin Encounter“, in dem –wie überraschend!- die diversen Pinguin-Arten hausten. Man muss sich das Ganze wie eine gigantische Gefriertruhe vorstellen; der Polar-Raum wurde von den Tierpflegern folgerichtig nur mit dicker Winterkleidung betreten. Bei unserem Besuch war gerade die Fütterung der Vögel, und diese wurde haarklein dokumentiert, d. h. es wurde genauestens aufgeschrieben, welcher Pinguin schon einen oder mehrere Fische erhalten hatte – so vermeidet man Überfütterung einerseits und Verhungern schwächerer Tiere andererseits.
Wir lauschten noch einige Zeit den Ausführungen des Parkangestellten außerhalb des „Kühlbereichs“, der interessante Informationen zu den Pinguinen parat hatte, und setzten dann unseren Weg fort. Das nächste Ziel im Park war das sog. „Wild Arctic“. Spätestens hier war ich froh, nicht zur Hauptreisezeit im Park zu sein – die Absperrungen für wartende Besucher waren hier so lang, dass bei einem gut besuchten Park wohl eine Stunde Wartezeit und mehr fällig werden. Dieser Eindruck zog sich übrigens über die gesamte Parkanlage hin, und so haderten wir zwar mit dem Wetter, kamen aber dafür wenigstens überall gleich rein und dran.
Das „Wild Arctic“ stellte sich dann auch als eines der Highlights von Sea World heraus. Als erstes begibt man sich auf eine Art simulierten Helikopterflug – man sitzt in einer kinoähnlichen Kapsel, die von außen bewegt wird und in der ein Film abläuft, in dem man per Hubschrauber über die Eiswüste fliegt und dort verschiedene Tiere beobachten kann. Es kam wie es kommen musste – der Film-Heli stürzte natürlich in der Arktis ab und man konnte sich „gerade noch“ in eine nahegelegene Polar-Station retten – diese betrat man nach dem Film durch den Ausgang an der anderen Seite der Kapsel. Die Station erinnerte mich prompt an Filme wie „Eisstation Zebra“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“.
In der Station zu sehen war als erstes ein Becken mit Beluga-Walen, die dort eher gemächlich im Wasser umherschwammen.
Wir beobachteten die Wale eine Zeitlang und gingen dann weiter. Gleich danach kommt man an ein anderes Becken, in dem sich zwei ausgewachsene Eisbären tummelten. An allen Becken gab es natürlich schriftliche Auskünfte über die Tierarten.
Nach einem weiteren Becken mit Walrössern verließen wir die Eisstation wieder – diesmal ganz banal „zu Fuß“. Ein kurzer Blick in unseren Plan verriet uns, dass in der nahen „Dolphin Discovery“ gleich eine Vorführung starten wird, und wir betraten die kleine Arena mit den Delphinen. Die Aufführung war wirklich sehenswert und wir waren ziemlich erstaunt, was man diesen gelehrigen Tieren so alles beibringen kann. Als Höhepunkt durfte eine Zuschauerin mit ans Becken, die aus Schusseligkeit natürlich prompt ins Wasser fiel und anschließend von den auf „Baywatch“-Tätigkeiten dressierten Delphinen gerettet wurde. Die Zuschauerin stellte sich natürlich anschließend als Tiertrainerin vor, die täglich mit ihren „Flippers“ arbeitet...
Nach unserem Plan sollte in Kürze die Hauptattraktion des Parks beginnen – „The Shamu Adventure“, also die Show mit den Killerwalen. „Shamu“ ist der Name des Wals, allerdings haben hier im Park scheinbar alle 18 Wale denselben Namen...
Die Show mit den Orcas war noch wesentlich beeindruckender als die Delphin-Show. Die Tiertrainer ließen die Wale die wildesten Sprünge aufführen, ließen sich stehend auf den Walen durchs Wasser befördern oder meterweit in die Luft schleudern. Als Belohnung für die Wale gab es natürlich eimerweise toten Fisch...
Der Gipfel der Show stellte die Flutung der sog. „Soak Zone“ dar – der untere Bereich der Ränge war extra markiert, um den Besuchern anzukündigen, dass sie dort nassgespritzt werden. Dies übernahmen dann die „Shamus“ mit deren Heckflosse; und ich kann nur jedem raten, der empfindliche Fotoausrüstung mit sich trägt, diese Zone zu meiden...
Die Kinder, die von ihren Eltern mit vom Park ausleihbaren blauen Ponchos eingewickelt waren, hatten natürlich einen Riesenspaß – noch lustiger wäre das Ganze allerdings bei Sonnenschein und 35° C gewesen, denn wir waren mittlerweile auch ohne Aufenthalt in der Soak Zone klatschnaß – allerdings mit Wasser von oben...
Mittlerweile war es Mittag geworden und wir gingen ins „Shipwreck Reef Cafe“ für eine kleine Stärkung. Das typisch amerikanische Fast-Food war hier richtig lecker, wenn auch, wie erwartet, unverschämt teuer – so wie in allen Parks dieser Art... Die Atmosphäre in diesem nachgebauten Schiffswrack mit Wasserfällen, Netzen usw. war aber klasse und passte gut zum Gesamterlebnis des Tages.
Nach dem Essen gingen wir zum „Shark Encounter“, und kamen davor an einer Kolonie mit Flamingos vorbei – wie die Macher des Parks die Vögel dazu bringen, in dem kleinen, nach oben offenen Bereich zu bleiben, ist mir bis heute ein Rätsel – angebunden waren sie jedenfalls nicht.
Unmittelbar vor dem Shark Encounter befindet sich noch ein Becken mit Rochen, an dem man die Fische im flachen Wasser sogar streicheln kann. Wir ließen den Mantas allerdings ihre Ruhe, zumal es just in diesem Moment das Regnen aufhörte und das Schütten anfing... Beim Betreten des Hai-Hauses lernten wir dann einen netten Führer namens „Matt“ kennen, und im Smalltalk erfuhr ich, dass er als Fußball-Fan (auch so was gibt’s in den USA) für 2006 eine Reise nach Deutschland zur Weltmeisterschaft plant. Da sonst keine Touristen im Gebäude waren, machte er mit uns beiden eine Art Privat-Tour und erklärte uns die verschiedenen Hai-Arten. Auf uns machte das Hai-Haus einen vorbildlichen Eindruck, das Becken war wirklich groß und nicht überfüllt, außerdem gab es kleine Neben-Becken zur Aufzucht des Hai-Nachwuchses.
Nach der Besichtigung des großen Beckens von oben konnte man auch eine Etage tiefer gehen und somit in die Welt der Haie eintauchen. Nur wenige cm war man hier von den gefürchteten Räubern der Meere entfernt, und der Anblick der messerscharfen Zähne des „Revolvergebisses“ (ja, das heißt tatsächlich so) eines Hais bestärkte mich in der Überzeugung, dass es kein Vergnügen sein muss, für so einen Fisch als Frühstück herhalten zu dürfen...
Mit im Hai-Haus untergebracht sind die Seekühe, die sich mit gigantisch großen Stören ein Becken teilen. Diese exotischen Tiere sind zwar in Sachen Bewegung im Wasser nicht die Spritzigsten, beeindruckten uns aber aufgrund ihres ungewöhnlichen Körperbaus...
Nach einigen kleineren Attraktionen kamen wir schlussendlich zum Spaß-Teil des Besuchs: Als erstes ließen wir uns mit einem schwimmenden Floß über die „Shipwreck Rapids“ fahren – hier ist zu sagen, dass ich die Warnung: „You will get soaked“ wieder mal unterschätzte, denn nach einer Kurve tauchte plötzlich ein massiver Wasserfall vor uns auf, durch den das Floß unaufhaltsam und auch noch recht langsam hindurchfuhr. Ein Blick auf die Canon in meiner Hand brachte mich trotz kühler Witterung sofort ins Schwitzen; ich schaffte es aber gerade noch, die Kamera mit meiner Lederjacke zu umwickeln und so vor dem sicheren „Tod“ zu bewahren. Dafür waren wir jetzt endgültig klitschnass, gottseidank hatte es jetzt wenigstens zu regnen aufgehört und die Sonne schien ein wenig, so dass wir nicht frieren mussten. Die Fahrt mit dem Floß hat trotzdem einen Riesenspaß gemacht, ich kann sie nur jedem empfehlen. Tip: Elektronische Geräte vorher abgeben...
Eine große Attraktion im Park fehlte uns noch: „Journey to Atlantis“, eine Wildwasserbahn. Im Eingangsbereich der Bahn war ein großes Becken mit Tieren, die aussahen wie Miniaturausgaben der Killerwale. Ein kurzes Nachfragen bei den Angestellten ergab überraschenderweise aber, dass es sich um eine seltene Art von Delphinen handelt...
Die anschließende Fahrt mit der Wildwasserbahn war auch erste Sahne – unter anderem braust man über einen steilen Abhang hinunter und klatscht unten in ein Becken hinein, was selbstredend spritzt ohne Ende – hätte unsere Kleidung nicht schon von den Shipwreck Rapids schwammähnliche Zustände gehabt, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen. Die Fahrt war aber derart toll, dass wir angesichts der Wartezeit von unter einer Minute gleich ein zweites Mal fuhren.
Nachdem wir nun alle Attraktionen des Parks durch hatten, beschlossen wir, zurück zum Hotel zu fahren.
Abschließend wäre zu sagen, dass ich einen Besuch von Sea World jedem wärmstens empfehlen kann – ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es zur Hauptreisezeit vor allem am Wochenende zu einer einzigen Warterei ausarten kann. Bei fast jeder Attraktion gab es endlose Absperrbänder, die die Warteschlangen bündeln und mäandern – wenn man sich das Ganze dann wirklich voll vorstellt, kommt man an einem Tag mit Sea World mit Sicherheit nicht durch. Welche Besuchermassen im Sommer den Park ansteuern, wurde uns auch am Parkplatz bewusst: Dieser war höchstens zu 10% belegt; nicht auszudenken, wenn der wirklich mal voll wird... So gesehen war unsere Reisezeit im Herbst ein echter Erfolg, und den Zustand von drei Tagen Dauerregen in Südkalifornien gab es nach Aussagen von etlichen Leuten dort um diese Jahreszeit die letzten 15 Jahre schon nicht mehr, somit hatten wir einfach nur ein wenig Pech...
Abends bummelten wir dann noch im Gaslamp Quarter, aßen im TGA Friday’s zu Abend – ein echtes Highlight unter den Restaurantketten! – und sahen uns, wie fast schon jeden Abend, anschließend das Baseballspiel im Fernsehen an. So langsam wurde mir die Siegesserie der Red Sox unheimlich... die werden doch nicht... das gab’s doch schon 86 Jahren nicht mehr...?