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Autor Thema: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004  (Gelesen 25567 mal)

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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #45 am: 09.10.2005, 16:03 Uhr »
20.10.2004 San Diego

Nach dem Aufstehen versorgten wir uns in der Lobby wieder mit den selbstgebackenen Waffeln und dem wie üblich dünnen Kaffee. Anschließend stellten wir fest, dass wir die Pläne für den heutigen Tag wohl ad acta legen können. Ursprünglich hatten wir nämlich ins Auge gefasst, einen Faulenzer-Tag einzuschieben und diesen am Strand der Halbinsel Coronado zu verbringen, der ja nach Hawaii der schönste Strand der USA sein soll.

Wie schon die letzten beiden Tage regnete es aber immer noch, so dass ein Strandaufenthalt keinen Sinn gemacht hätte. Nun kam uns in den Sinn, dass wir an der Stelle, an der die Kreuzfahrtschiffe anlegen, eine Haltestelle der „Old Town Trolley Tours“ gesehen hatten; dies sind Stadtrundfahrten mit urigen, alten Kleinbussen. Weil wir außer dem Gaslamp Quarter und Sea World ohnehin noch nicht viel von San Diego gesehen hatten, beschlossen wir, eine solche Tour zu mitzumachen.

Nach einigem Warten auf den Bus, bei dem wir neben dem strömenden Regen auch noch von Sturmböen vom Atlantik her eingedeckt wurden, kam der „Trolley“ dann auch an. Wir stiegen in den Wagen ein und fuhren mit. Wie man auf dem Bild deutlich erkennen kann, sank nach unserem Einsteigen das Durchschnittsalter im Bus um ca. 15 Jahre...



Hier muss gesagt werden, dass die Trolley Tours in San Diego nach dem hop-on / hop-off Verfahren betrieben werden – man kann an jeder der insgesamt acht Haltestellen aussteigen, sich dort aufhalten und irgendwann mit dem nächsten Trolley mitfahren. Eine schöne Einrichtung, wie wir fanden.

Wir fuhren also los und kamen beim nächsten Stop am Seaport Village an. Das Village stellt eine Ansammlung von diversen Läden dar, die hauptsächlich Geschenkartikel, Souvenirs und ähnlichen Krimskrams verkaufen. Von dort aus hat man aber auch einen schönen Überblick auf den Militärhafen in der San Diego Bay. Der Fahrer des Trolleys, der gleichzeitig als Führer fungierte, erklärte uns, dass in San Diego traditionell das „Rückgrat der amerikanischen Pazifik-Flotte“ vor Anker liegt. Aktuell lagen gerade zwei der größten Flugzeugträger der Welt im Hafen: die „USS Abraham Lincoln“ und die brandneue „USS Ronald Reagan“ (links). Beide haben etwa eine Länge von 380 m und würden, auf die Spitze gestellt, etwa gleich hoch sein wie das Empire State Building. Wer die Schiffe allerdings in dieser Weise aufstellen sollte, hat er uns dann nicht verraten...



Wir setzten unsere Fahrt fort und kamen als nächstes bei der „USS Midway“ vorbei – dieser Flugzeugträger liegt zwar auch hier vor Anker, aber er ist dekommissioniert, d. h. außer Dienst gestellt und wird heute nur noch als Museum genutzt. Die „Midway“ ist der am längsten genutzte Träger der US-Geschichte, er war ab 1945 im Einsatz und wurde zuletzt in der Operation „Desert Storm“ 1991 genutzt.



Weiter führte uns die Fahrt am Convention Center vorbei in Richtung Innenstadt. Der Fahrer zeigte sich nun von seiner lustigen Seite; denn je nachdem, welcher Stadtteil gerade befahren wurde, setzte er sich eine neue Kopfbedeckung auf. In einem Neubaugebiet einen Bauarbeiterhelm, am Qualcomm Stadium der San Diego Chargers eine Fan-Kappe des Teams usw.



Der Weg führte uns nun ins Zentrum, und am uns schon bekannten Horton Plaza gab es ebenfalls eine Haltestelle. Da es mittlerweile Mittag war, beschlossen wir, eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen. Neben dem Einkaufszentrum entdeckten wir den Gasthof zum goldenen „M“ und beschlossen, ausnahmsweise hier mal eine Kleinigkeit zu essen. Im Restaurant selbst war ich absolut positiv überrascht: Statt der üblichen hässlichen Plastikbestuhlung gab es hier massive und formschöne Holzmöbel, der Boden war mit Marmorplatten gekachelt und in der Ecke stand neben einigen Pflanzen sogar ein Konzertflügel (!). Das ganze Ambiente wurde durch dezente Hintergrundmusik in Form von Klassik à la Beethoven und Mozart abgerundet. Leute, ich kann Euch sagen: So stilvoll habe ich noch nie einen Quarterpounder verzehrt...

Nach dem Essen nahmen wir wieder den nächsten Trolley, der uns schnurstracks über die Coronado Bay Bridge auf die gleichnamige Halbinsel brachte. Während der Fahrt erzählte der Fahrer von den horrenden Grundstückspreisen auf Coronado, die zur Folge haben, dass sich nur die wirklich Gutbetuchten Kalifornier dort ein Anwesen leisten können. Höhepunkt der Insel ist selbstverständlich das berühmte „Hotel Del Coronado“, bekannt aus dem Film „Manche mögen’s heiß“. Leider konnten wir aufgrund des Regens auch nur einen kleinen Blick darauf erhaschen, aussteigen war uns dann doch zu feucht...



Wir blieben also an Bord des Trolleys und fuhren zurück über die Brücke. Die nächste Station war der berühmte Zoo von San Diego, der angeblich einer der besten der Welt sein soll. Wir besichtigten aber den Zoo selbst nicht, weil wir für den Folgetag schon andere Pläne hatten und es zudem schon Nachmittag war. Durch den Balboa Park führte der Weg weiter zum Old Town State Park, ein historischer Distrikt von San Diego. Diese sehr nett angelegte Anlage besteht aus kleinen alten Holzhäusern, in denen sich Läden, kleine Museen und Saloons befinden. Natürlich fehlen auch die allgegenwärtigen Souvenir-Shops nicht. Ein wenig wirkt hier alles wie eine alte Westernstadt.

Wir betraten einen schönen Saloon und tranken ein paar Bier, während wir mit dem Barkeeper plaudern. Nach der obligatorischen Frage, woher wir kommen würden, meinte er sinngemäß: „Ach ja, der Herbst ist wieder angebrochen. Jetzt kommen die europäischen Touristen, vor allem Deutsche und Franzosen.“. Ich fragte diesbezüglich näher nach und es stellte sich heraus, dass er seit Jahren dieses Phänomen beobachtet, dass „die Europäer“ erst nach der Hauptreisezeit im Sommer kommen würden. Das war mir selbst zwar auch neu, ich dachte mir aber, dass es wohl an den sehr hohen Flugpreisen im Sommer liegen muss.

Nach etwa zwei Stunden nahmen stiegen wir wieder in einen Trolley ein und fuhren weiter. Die nächste Station war dann wieder das „Cruise Ship Terminal“, also die Haltestelle, an der wir die Rundfahrt begonnen hatten.

Am Abend hörte es dann zu regnen auf und die Sonne kam sogar kurz heraus. Wir nutzten diese schon nicht mehr für möglich gehaltene Wetterlage, um einen Spaziergang am Hafen zu machen. Neben den großen Kreuzfahrt- und Kriegsschiffen gibt es in San Diego natürlich auch noch haufenweise Fischkutter, die hier vor Anker liegen...



Nach dem Spaziergang statteten wir dem Hard Rock Cafe San Diego noch einen Besuch ab, das aber meiner Meinung nach gegenüber den meisten anderen Ablegern dieser Kette stark abfällt – sehr klein und nicht wirklich schön ausgestattet...

Am Abend sahen wir uns dann in einer Sportsbar wieder das Baseball-Spiel an. Die Red Sox schafften tatsächlich die Sensation und kickten die Yankees nach 3-0 Rückstand noch mit 3-4 Spielen aus der Meisterschaft. Obwohl mich Baseball bis zu diesem Zeitpunkt eher peripher interessierte, fieberte ich richtig mit, schließlich hatte ich Boston als Stadt seit meinem ersten USA-Trip 1997/98 ins Herz geschlossen.

Insgesamt war heute kein wirklich aufregender Tag – unser geplanter Strandurlaub fiel buchstäblich ins Wasser und so mussten wir halt improvisieren. Gottlob sollte dies aber dann auch der letzte Regentag der Reise gewesen sein...
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Kauschthaus

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #46 am: 10.10.2005, 11:48 Uhr »
Ach Stefan,

nun muss ich San Diego auch auf meine Wunschliste setzen, und zwar relativ weit nach oben.  :lol:
Auch mit Kindern ist es sicher ein toller Aufenthalt.

Danke für das virtuelle Mitnehmen, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #47 am: 10.10.2005, 12:19 Uhr »
Zitat von: Kauschthaus
Ach Stefan,

nun muss ich San Diego auch auf meine Wunschliste setzen, und zwar relativ weit nach oben.  :lol:
Auch mit Kindern ist es sicher ein toller Aufenthalt.

Danke für das virtuelle Mitnehmen, Petra


Mit Kindern solltest Du Sea World auf alle Fälle machen (Wechselwäsche mitnehmen nicht vergessen :wink: ). Und warte erst mal auf den kommenden Tag, das ist für Kinder wahrscheinlich noch besser...   :!:
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Kauschthaus

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #48 am: 10.10.2005, 13:57 Uhr »
Zitat
Und warte erst mal auf den kommenden Tag, das ist für Kinder wahrscheinlich noch besser...


Ich sitz schon fix und fertig vorm :zeltfeuer: und warte ....   :wink:  

Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #49 am: 10.10.2005, 19:29 Uhr »
21.10.2004 San Diego – Wild Animal Park – Los Angeles

Am Morgen nach dem Aufstehen gleich der erste Lichtblick: Es hat aufgehört zu regnen!!! Klar, jetzt wo wir San Diego verlassen, kann das Wetter ja wieder gut sein...  :roll:

Nach dem obligatorischen kleinen Frühstück packten wir unsere Taschen in den Pontiac und fuhren los in Richtung Norden. Dabei passierten wir die Marinefliegerschule Miramar, die jedem, der den Spielfilm „Top Gun“ schon mal gesehen hat, ein Begriff ist – übrigens wurden etliche Szenen auch in San Diego selbst gedreht, und tags zuvor bei der Stadtrundfahrt kamen wir an der Bar vorbei, in der etliche Passagen des Films spielen. Wie auf Bestellung sah man auch etliche Kampfjets im Tiefflug; hauptsächlich F-16 „Falcon“, wie mir die Überbleibsel der Kenntnisse als Luftraumspäher der Bundesluftwaffe verrieten...

Wer nun meinen Reisebericht bis hier aufmerksam mitgelesen hat, kann sich sicher noch an die beiden Texaner erinnern, mit denen wir in Las Vegas im „Mirage“ Mittag gegessen hatten. Von diesen hatten wir den Tip erhalten, den ursprünglich für heute geplanten Besuch des Zoos von San Diego in leicht modifizierter Weise durchzuführen, in dem wir dessen Außenstelle besichtigen: Den Wild Animal Park bei Escondido. Nach deren Informationen soll dieser Park Impressionen vermitteln, als würde man sich in Afrika auf einer Safari befinden, was der normale Zoo niemals bewerkstelligen kann. Wir nahmen diesen Tip natürlich dankbar an.

Die Sonne schien mittlerweile richtig kräftig und es hatte angenehme Temperaturen von 25° C, als wir auf den Parkplatz des Parks fuhren. Durch die Erfahrungen von Sea World war mir bereits jetzt klar, dass sich ein Besuch lohnen wird: Auch hier waren nur etwa 10 – 20% der Plätze belegt, so dass davon auszugehen war, dass sich die Besucherscharen in Grenzen halten werden.

Wir entrichteten unseren Obolus an der Kasse, der sich mit $28 pro Person im Vergleich zu den anderen Parks eher bescheiden ausnahm. Gleich nach dem Eingang musste natürlich das erste Foto her...



Wir waren mit dem Fotografieren noch gar nicht richtig fertig, da kamen auch schon zwei Parkangestellte daher, von denen eine einen Leoparden an der Leine führte, als wäre es ein zahmer Dackel...



Wir begannen mit der sog. „African Aviary“, eine der vielen begehbaren Volieren. Schon hier wurde uns bewusst, was die beiden Texaner mit „hautnahes Erlebnis“ gemeint hatten – ich habe es bis jetzt in keinem Zoo erlebt, dass man zusammen mit den Vögeln im Inneren einer Voliere war. Bis auf wenige Zentimeter konnte man sich hier den Tieren nähern und sie fotografieren; ohne dazwischen liegendes Gitter. Um zu Verhindern, dass die Vögel aus der riesigen Voliere durch die Eingangstüre entkommen, ist in diese eine Schleuse in Form einer Doppeltüre eingebaut. Hier im Wild Animal Park sind Vogelarten zu sehen, von denen man bisher noch nie etwas gehört hat oder die man zumindest nur von Fotos kennt. Durch die Größe der Volieren und Käfige kommt zudem nie das Gefühl auf, dass die Tiere unter irgendeiner Enge leiden würden.



Wir schlenderten durch die verschiedenen Volieren und machten unzählige Fotos. Hier muss gesagt werden, dass ich nur einen winzigen Bruchteil der Fotos hier einstellen kann, insgesamt werden es so ca. 250 Bilder gewesen sein...

Nach den Volieren  kamen wir an einem Teich vorbei, an dem die Pelikane ihr Zuhause hatten. Auch hier konnte man sich den Tieren bis auf Tuchfühlung nähern...



Im selben Bereich erblickte ich dann inmitten einer kleinen Insel im Teich einen Schuhschnabel, eine seltene, große Vogelart.



Nach einem Gehege mit exotisch aussehenden kleinen Wildschweinen kamen wir zum sog. „Lorikeet Landing“ – die Lorikeets sind eine farbenfrohe Art von Paradiesvögeln, die in deren Voliere von den Besuchern per Hand mit einer nektarähnlichen Flüssigkeit gefüttert werden konnten – vor allem bei den Kindern stieß das auf Begeisterung...



In einem Insektenhaus gab es exotische Spinnen, Skorpione und Heuschrecken zu bewundern – alle Tierarten waren selbstredend erklärt. Bei einigen Blattheuschrecken musste man aufgrund ihrer „Camouflage“ länger suchen, bevor man sie im Blättergewirr entdeckte...



Nach unzähligen weiteren Volieren kamen wir zum Bereich der Gorillas. Auch hier war man wieder sehr nah dran, betreten durfte man das Gehege freilich nicht...



Nach einigen weiteren kleineren Gehegen kamen wir zu einem der Höhepunkte: „Heart Of Africa“, eine große Ansammlung von Gehegen, in denen Großtiere vom schwarzen Kontinent leben.



Beginnend mit „Bonteboks“ ging es weiter mit Riesengazellen, Geiern, Okapis, Warzenschweinen und Springböcken (um nur einige zu nennen), bis man zu einem größeren Gewässerkomplex kam, in dem die afrikanischen Wasservögel frei lebten – u. a. auch eine Flamingokolonie.



Weiter ging es zu den Raubkatzen. Auch wenn sich die Frage nach einem begehbaren Gehege hier erübrigte, kann man sagen, dass die Tiger und Löwen ausreichend Platz hatten, um sich einigermaßen artgerecht zu bewegen; es lebte auch dort ein ganzes Rudel mit einem offensichtlichen Alpha-Männchen zusammen.



Danach zog es uns zum Elefantengehege – eigentlich sind es zwei große, abgesperrte Bereiche: Eines für die indischen Elefanten, das andere für deren afrikanischen Verwandten. Mit den indischen Elefanten machte man auch in einer kleinen, abgetrennten Arena eine Vorführung, um zu zeigen, wie diese gelehrigen Tiere zur Arbeit abgerichtet werden.





Am Gehege der afrikanischen Elefanten dann eine Überraschung: In der Gruppe von insgesamt etwa 15 Elefanten hatte es vor ein paar Wochen Nachwuchs gegeben. Der kleine Kerl ist natürlich der Stolz des Parks, schließlich ist es das erste Mal, dass man im Park ein Elefantenbaby hat. Die Gruppe wurde übrigens vor wenigen Jahren aus Swaziland gekauft, weil sie dort aufgrund irgendeines Großprojekts störte und deshalb ohnehin umgesiedelt bzw. gar eingeschläfert hätte werden müssen. Angesichts des großen Lebensbereichs, der ihnen hier zugestanden wird, die doch bessere Alternative. Die afrikanischen Elefanten konnten übrigens von einer erhabenen Position auf einem Hügel besichtigt werden, so dass man relativ nah an den Tieren dran ist, ohne diese aber wirklich zu stören.



Der eigentliche Höhepunkt des Parks ist aber ein riesiges Freigehege, um das eine kleine Bimmelbahn führt. Die Bahn allein soll etwa 8 km lang sein, das Gehege hat meiner Meinung nach einen geschätzten Durchmesser von zwei Kilometern. In diesem Gehege hausen allerlei Tierarten aus Afrika friedlich nebeneinander (logisch, die Raubtiere haben ja einen abgesperrten Bereich) und leben praktisch wie in der afrikanischen Wildnis. In das Gehege kann man per Safari-Jeep hineinfahren und von dort aus eine Foto-Tour machen, was allerdings sehr teuer ist. Wir beließen es bei der Fahrt mit der kleinen Bahn, die im Eintrittspreis inbegriffen ist.



Zuvor aber schauten wir noch an einem Punkt vorbei, an dem die im Großgehege lebenden Giraffen wirklich „hautnah“ zu bewundern sind...



Eine der Tiere kam an meine Kamera bis auf wenige Zentimeter heran – vielleicht hielt sie sie für ein silberfarbenes Leckerli. Man muss übrigens dabei ganz leise sein und darf keine plötzlichen Bewegungen machen – Giraffen sind trotz ihrer Größe sehr schreckhaft...



Nachdem die Bahn losgefahren war, kamen wir an einem Bereich vorbei, an dem die Nashörner gerade fraßen. Insgesamt etwa 15 ausgewachsene Exemplare dieser Schwergewichte gibt es im Freigehege.



Im weiteren Verlauf der Bahnfahrt waren die verschiedensten Tierarten zu sehen: Populationen von Zebras, Antilopen, Giraffen, Longhorn-Rindern, Gnus und vieles mehr. Die Bahn hielt zwischendurch immer wieder an und es wurden die verschiedenen Tierarten erklärt.
 


Bemerkenswert war meines Erachtens, dass sich die Tiere zwar im gesamten Areal frei bewegen konnten, gleichartige Tiere aber stets zusammen zu sehen waren – für mich ein Indiz, dass aufgrund der Größe des Geheges das ganz normale Rudelverhalten zum Tragen kommt.




Es würde den Rahmen dieses Reiseberichts sprengen, über die weiteren Attraktionen des Parks zu berichten; ich glaube aber, ein grober Abriss ist mir gelungen. Es gäbe noch etliche weitere Bereiche im Park, u. a. sind in einer relativ neuen Sektion sogar Kondore in einer gigantischen Voliere zu besichtigen. Wer sich hier näher informieren will, klickt einfach auf

http://www.sandiegozoo.org/wap/

Wir verließen, schier erschlagen von all den Eindrücken, gegen 15.30 Uhr den Wild Animal Park und fuhren in Richtung der Großstadt Los Angeles. Schon von weitem konnte man die Skyline der Stadt erkennen, und je näher wir an den Stadtkern herankamen, desto breiter wurden die Autobahnen und dichter der Verkehr.



Das, was ich bisher über LA gelesen hatte, war keineswegs übertrieben: Der Verkehr ist einfach der Wahnsinn. Gottlob konnten wir die „Car Pool Lane“ (Extraspur für Autos mit mind. zwei Insassen) in Anspruch nehmen und so kamen wir dem größten Stau aus. Wie durch ein Wunder erreichten wir, ohne uns ein einziges Mal zu verfahren, das von uns vorgebuchte Days Inn am Nordrand des Stadtzentrums und checkten dort ein. Nebenbei gesagt handelte es sich um das beste Motel der ganzen Reise, die geräumigen und schönen Zimmer ließen keine Wünsche offen, und neben einem großen Kühlschrank gab es sogar einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt – leider etwas verwackelt...



Abends schlenderten wir noch ein bisschen durch Downtown, was uns nicht wirklich beeindruckte. Nach einem kleinen Dinner in einer Sportsbar wanderten wir weiter in Richtung StaplesCenter, das hell erleuchtet war. Dort angekommen wurde ich auch schon von den allgegenwärtigen „Scalpers“ („Skalpabzieher“, das amerikanische Synonym für Wucherpreise verlangende Schwarzhändler) in Empfang genommen, von denen ich erfuhr, dass die Lakers gegen die Golden State Warriors ein Vorbereitungsspiel austragen. Obwohl mich Basketball nicht so sehr interessiert, ließ ich mir zwei Karten (Originalpreis je $75) für zusammen $80 aufschwatzen – zumindest das Stadion der LA Kings wollte ich mal von innen gesehen haben. Die Wahl war dann aber gar nicht mal die schlechteste: Die Sitze waren in toller Position im Unterrang, und es herrschte für Basketball eine tolle Stimmung in der Halle. Die Partie ging dann sogar in die Verlängerung, die die Warriors für sich entschieden.

Nette Geschichte am Rande: Da es das erste Spiel der neuen Saison war, wurden im Fanartikelshop die „alten“ Souvenirs aus der letzten Saison zu deutlich billigeren Preisen verkauft. Das sorgte dort für einen Rummel, wie ich ihn noch nie gesehen habe; teilweise verließen Fans den Shop mit fünf Trikots und mehr auf dem Arm. Am Ende des Spiels sah der Laden dann regelrecht geplündert aus...

Wir gingen zurück zum Hotel, was einem regelrechten Spießrutenlauf ähnelte: Solche Heerscharen von bettelnden Schwarzen hatte ich bislang in noch keiner Stadt der USA erlebt, und das auch noch direkt im Finanzdistrikt. Letztlich waren wir froh, wenigstens nur angebettelt zu werden und ließen den Abend im Hotelzimmer ausklingen. Mein Dosenvorrat neigte sich langsam auch dem Ende zu...
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #50 am: 13.10.2005, 19:33 Uhr »
22.10.2004 Los Angeles – Universal Studios

Für den heutigen Tag war die Besichtigung der Universal Studios angesagt. Wir frühstückten in der Lobby des Days Inn, die ganz passablen Kuchen, Toast mit verschiedenen Aufstrichen und den wie immer sehr dünnen Kaffee vorhielt.

Dann fuhren wir los in Richtung der Studios. Dank zig-facher Beschilderung auf der Stadtautobahn wurde die richtige Ausfahrt auf Anhieb gefunden und wir befanden uns an der Einfahrt zu dem Vergnügungspark. In der Warteschlange stellte ich fest, dass neben mir ein ganzer Minivan voll Holländern ebenfalls auf Einlass wartete – „...die wird man auch nirgends auf der Welt los...“ schoss es mir durch den Kopf.



Nach dem Eingang waren erst einmal happige Parkgebühren zu begleichen (Sea World lässt grüßen), bevor wir unser Auto im Parkhaus abstellten. Gottlob war noch nicht allzu viel los, so dass wir nah am Ausgang einen freien Platz fanden. Nach einem kurzen Fußmarsch durch eine Art Einkaufspassage, wo vor allem Souvenirläden zu finden waren, erreichten wir den Parkeingang, wo meine Befürchtungen erst einmal wahr wurden: Endlos lange Warteschlangen an den Ticketschaltern. Wir standen schon eine Zeitlang in der Schlange, als ich in einiger Entfernung einen Automaten sah, an dem man per Self-Service Tickets mit seiner Kreditkarte erwerben konnte. Ich ließ also Claudia den Platz in der Schlange reservieren und ging zu dem Automaten: Wie erwartet funktionierte er nicht (warum auch?) und kurz später stand ich wieder in der Schlange. Während des Wartens fiel mir, wie so oft in Kalifornien, der unglaublich hohe Anteil an deutschsprechenden Touristen auf.



Endlich kamen wir an der Kasse dran und bezahlten den doch recht hohen Preis von ca. $50 pro Person, um in den Besitz von regulären Tickets zu gelangen. Es gäbe auch „FrontLinePasses“, die einen die Warteschlangen an den Attraktionen umgehen lassen, diese wären aber beinahe doppelt so teuer, und das war uns dann doch zu viel – eine richtige Entscheidung, wie sich später herausstellte.

Das Wetter war für einen Parkbesuch geradezu optimal; etwa 28° C und Sonnenschein. Dazu kam, dass der Park trotz der Besuchermassen am Eingang offensichtlich nur schwach besucht war, so dass wir überall gleich dran und rein kamen; die höchste Wartezeit betrug gerade einmal fünf Minuten.

Als erstes gingen wir in den Filmkulissen der Westernstadt umher und machten das eine oder andere Foto. Dann gleich hin zur ersten größeren Show: Terminator. Die Show selbst war ein beeindruckendes Spektakel, irgendwie eine Mischung aus Fortsetzung zu Terminator III als Film und von echten Darstellern gespielte Szenen auf der Bühne. Etliche Spezialeffekte ergänzten den tollen Gesamteindruck. Nach der Show durfte natürlich das obligatorische Erinnerungsfoto mit dem Motorrad aus Terminator II nicht fehlen...



Gleich danach ging es in die Show „Back To The Future“, in der ein simulierter Flug durch die Zeit dargestellt wird. Man besteigt dabei den Nachbau des DeLorean Sportwagens aus dem Film und fliegt vor einer riesigen Kinoleinwand in die Zukunft und die Vergangenheit.



Einer der absoluten Höhepunkte des Parks ist die Fahrt in einer Wildwasserbahn, in der „Jurassic Park“ nachgestellt wird. Am Eingang zur Bahn befindet sich neben einem Raptor auch eine Widmung von Steven Spielberg.



In der Bahn selbst trifft man auf etliche Dinos, und selbst ein Auto wird, analog dem Film, über eine Klippe hinuntergeworfen und droht auf die Bahn zu fallen...




Über nicht enden wollende Stufen und Rolltreppen ging es anschließend hinunter in den „unteren“ Teil des Parks – hier nahmen wir mit einer kleinen Bahn an der Rundfahrt durch die eigentliche Filmstadt teil, also den Teil, in dem auch wirklich die Spielfilme gedreht werden. Neben interessanten Infos gab es selbsverständlich auch wieder etliche Aha-Effekte. So konnte eine Brücke, über die man eben noch gefahren war, auf Knopfdruck zum Einsturz gebracht werden...



Etwas später fuhr man an einem Gewässer vorbei, und wie aus dem nichts tauchte der „Weiße Hai“ neben einem auf und man lief Gefahr, verspeist zu werden...



Die Fahrt ist im Übrigen wirklich sehenswert, vor allem für Leute, die an Spezialeffekten aus Filmen interessiert sind. Kaum zu glauben, was einem da so in den Movies vorgegaukelt wird...

Wir gingen zurück in den „Vergnügungsteil“ des Parks und dort zur Show des Films „Waterworld“ hin. Nach den Angaben der Parkbetreiber soll dies die beste und aufwändigste Show sein, deshalb findet sie auch nur zwei mal pro Tag in einer kleinen Arena statt, die eine getreue Nachbildung der Meeresstation aus dem Film ist. Die vorderen Sitzreihen waren als „Soak Zone“ gekennzeichnet, und unsere Erfahrungen aus San Diego reichten aus, um dann doch weiter hinten Platz zu nehmen....



Die Show war wirklich mit das Beste, was ich je gesehen habe. Die Stuntmen fuhren mit Jetskis und kleinen Booten im Wasser herum und simulierten einen Angriff der „Smoker“ auf die Wasserstation. Dabei geizten die Darsteller nicht mit Feuereffekten, simulierten Schusswaffen und waghalsigen Sprung- und Abseilaktionen.



Zu allem Überfluss flog kurze Zeit später auch noch ein Flugboot der Smokers in die Arena, und direkt auf uns zu. Das geschah mit einer solchen Geschwindigkeit, dass ich schon nach einem Fluchtweg suchte, um mich im letzten Moment mit einem Sprung in Sicherheit bringen zu können. Der Flieger hielt aber dann doch noch rechtzeitig und ich schoss ein Foto von dem Anblick, der mich so in Schrecken versetzt hatte...



Im weiteren Verlauf machten wir noch die Attraktionen „Die Mumie“, „Van Helsing“ und je eine Show mit Feuer-  und Spezialeffekten mit, aßen in einem originalen Nachbau aus „Die Feuersteins“ einen Burger und sahen uns alles genau an. Wegen der bereits erwähnten überschaubaren Besucherzahl kamen wir an dem einen Tag komplett durch und so rentierte sich der Eintrittspreis auch wirklich. In der Hauptsaison habe ich da allerdings so meine Zweifel – wie schon in Sea World deuteten schier endlose Bahnen für Wartende an, auf was man sich bei einem vollen Park einstellen kann.


Unterwegs trafen wir dann noch den Bösewicht aus „Spiderman“, der sich mir gegenüber aber als recht lustiger Zeitgenosse herausstellte – na ja, mit einem echten Cowboy aus Good Ol` Bavaria legt man sich natürlich auch nicht so leicht an wie mit einer überdimensionierten Spinne... :zwinker:



Gegen 17.00 Uhr verließen wir den Park wieder, natürlich nicht, ohne uns am berühmten Schild am Parkeingang verewigt zu haben...



Auf dem Weg zum Parkhaus schauten wir kurz noch beim HRC Hollywood rein und kauften uns je ein T-Shirt – dies erschien uns noch als das sinnvollste Souvenir.

Obwohl es schon dämmerte, beschlossen wir, noch den Rodeo Drive und den Walk Of Fame zu besichtigen. Wir fuhren also zur berühmten Nobelstrasse und stellten dort unser Auto ab. Leider hatten schon fast alle Geschäfte geschlossen; andererseits enttäuschte mich der Rodeo Drive zumindest dahingehend ein wenig, dass es sich halt auch nur um eine der sehr teuren Einkaufsmeilen à la München-Maximilianstraße handelt. Wirklich zu besichtigen gab es hier für uns nichts. So fuhren wir recht zeitnah weiter zum Walk Of Fame und hatten dort erst einmal eine Zeitlang damit zu tun, einen Parkplatz zu suchen. Nachdem dies endlich geschehen war, liefen wir –bereits im Dunkeln- den Walk Of Fame ab und wunderten uns zum Teil, wer hier so alles einen Stern erhalten hat....



Die Sterne für Elvis und die beiden Deutschen Siegfried und Roy waren ja noch verständlich....



... und auch dem „Gouvernator“ gestehe ich einen Stern zu...



... aber eine Comicfigur???



Nach dem Walk Of Fame gingen wir noch zum Mann Chinese Theatre und sahen uns die diversen Hand- und Fußabdrücke an. Auch hier hatte Arnie seine Pranken hinterlassen...



Nach deren eingehender Besichtigung wurden wir aber dann doch so müde, dass wir zurück ins Hotel fuhren. Zuvor drehte ich aber noch eine Runde mit dem Auto im Finanzdistrikt um die beleuchteten Wolkenkratzer ein wenig zu bestaunen – letztlich kam ich aber zu dem Schluß, dass die Skyline von LA in Sachen Schönheit mit der von Chicago oder Manhattan nicht annähernd mithalten kann...
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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #51 am: 20.10.2005, 17:37 Uhr »
23.10.2004 Los Angeles – Highway N° 1 – Monterey

Gleich nach dem Frühstück in der Lobby der DaysInn checkten wir aus und fuhren los in Richtung Norden. Über den Highway N° 1 sollte die Fahrt heute bis nach Monterey gehen, also doch eine beträchtliche Strecke.

Ohne Probleme fanden wir aus der Großstadt Los Angeles hinaus und fanden auch gleich auf den berühmten Highway. Nachdem wir Santa Barbara durchquert hatten, wies uns ein Hinweisschild auf die Ortschaft Solvang hin, ein von dänischen Einwanderern in genau jenem Stil erbautes Städtchen. Wir lagen gut in der Zeit und so beschlossen wir, uns den Ort ein wenig anzusehen. Wir erreichten also nach kurzem Abstecher den für kalifornische Verhältnisse doch recht exotischen Ort. Viele Gebäude hier sind tatsächlich im Stil Dänemarks gehalten, u. a. auch eine Windmühle.



Da es noch ein gutes Stück zu fahren war, hielten wir uns aber nicht allzu lange in Solvang auf, sondern fuhren zurück auf den Highway und diesen weiter Richtung Norden.

Ab der Ortschaft Morro Bay verläuft dann der Highway ständig an der Pazifikküste entlang, und trotz des suboptimalen Wetters – es war recht bewölkt, aber noch trocken – boten sich uns atemberaubende Ausblicke auf den Pazifischen Ozean und die Westküste.



Irgendwo unterwegs traf ich dann auf die Gebilde im Bild unten, und ich fühlte mich sofort an einen der Filme der „Die Nackte Kanone“ - Reihe erinnert, in dem diese (oder baugleiche?) eine recht delikate Rolle spielen. Claudia konnte mein aus ihrer Sicht unmotiviertes Lachen zwar überhaupt nicht verstehen, ich genoss aber den Anblick der beiden Kuppeln so sehr, dass ich gleich ein Foto schießen musste! :zwinker:



So fuhren wir gemächlich den ganzen Nachmittag am Highway N° 1 entlang nach Norden. Ein ums anderen mal blieben wir stehen, um wieder einmal ein schönes Panorama zu fotografieren.



Unterwegs ließ sich dann auch einmal eine Möwe (?) in der Nahaufnahme ablichten – sie schien auf mich und meine Kamera ebenso neugierig zu sein wie ich auf sie...



Im weiteren Verlauf passierten wir auch das Point Sur Lighthouse auf dem großen Felsen...



Am Spätnachmittag erreichten wir dann die herrliche Bucht Montereys, deren Pracht allerdings aufgrund des einsetzenden Regens etwas geschmälert wurde. Da mittlerweile die Dämmerung einsetzte, machten wir uns auf die Suche nach einer Bleibe – und wieder rächte es sich, dass wir am Wochenende unser Hotel nicht schon vorgebucht hatten. Obwohl augenscheinlich in der Stadt nur wenig los war, trafen wir ausschließlich auf „No Vacancy“ Schilder; und dort, wo noch etwas frei war, bot man uns nur größere Zimmer oder Suiten zu horrenden Preisen an. Letztendlich gaben wir nach etwa 1,5 Stunden Suchen auf und nahmen ein normales Standard-Motel für sage und schreibe $92 – das war noch das preisgünstigste Angebot. Etwas angesäuert angesichts dieses offensichtlichen Wuchers bezogen wir unser Quartier und überlegten anschließend, wo wir unser Abendessen genießen könnten.

Bei der Hotelsuche war mir ein Ableger der Kette „Denny’s“ aufgefallen, und wieder einmal entschieden wir uns für deren ebenso leckeres wie preiswertes Angebot. Meinem Favouriten – Strip Steak und Shrimps – konnte ich auch diesmal nicht widerstehen... :essen:

Im Anschluß machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und suchten uns eine Sportsbar, in der wir, wie fast jeden Abend, das Baseball-Spiel der Red Sox ansahen. Diese war übrigens an das örtliche Marriott-Hotel angegliedert und konnte deshalb von der Ausstattung her voll überzeugen – was sich jedoch erfreulicherweise nicht auf die Preise niederschlug. Die Sox machten dann an dem Abend den ersten wichtigen Schritt in Richtung Meisterschaft, indem sie die St. Louis Cardinals souverän besiegten. Die Stimmung in der Bar schwappte deshalb auch fast über, obwohl man ja etliche tausend Meilen von New England entfernt war...

Wir ließen den Abend noch ein wenig ausklingen und begaben uns gegen 23.00 Uhr zurück in unsere „Nobelherberge“ – vom Preis her jedenfalls...  :evil:
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #52 am: 22.10.2005, 15:28 Uhr »
24.10.2004 Monterey – San Francisco

Der Tag begann so ähnlich, wie der letzte aufgehört hatte – mit einem Besuch im “Denny’s”, diesmal natürlich zum Frühstücken. Dabei fiel mir ein Angebot der Kette auf, das mir wirklich in Erinnerung blieb: Kinder unter 12 frühstücken in Begleitung eines Erwachsenen komplett gratis – das nenne ich mal Kinderfreundlichkeit, da könnte sich so manches Restaurant in Deutschland eine Scheibe abschneiden! Wir selbst hatten von diesem Angebot natürlich nichts, der nette Herr am Nebentisch machte aber dafür umso mehr Gebrauch davon, hatte er doch als ein einzelner Erwachsener gleich sechs (!) kleine Schreihälse dabei, die sich alle auf Kosten der Kette mit dem gelben Schild die Mägen vollschlugen. Offensichtlich hatten ihm alle Nachbarn, die länger ausschlafen wollten, ihren Nachwuchs vorbeigebracht, und er hatte die Rasselbande jetzt am Hals. Wir schauten genüsslich der Szene zu und konnten uns ein Schmunzeln nicht verkneifen...

Nach dem Frühstück fuhren wir zum Old Fisherman’s Wharf und parkten in der Nähe unser Auto.



Wie auch in San Francisco gibt es hier Dutzende von Souvenirläden und Restaurants mit Seafood. Wir beließen es aber bei einem kurzen Spaziergang und setzten unseren Weg fort zum eigentlichen Hauptziel des heutigen Tages:



Wir entrichteten am Eingang das Eintrittsgeld von knapp $20 pro Person, was mir auf den ersten Blick etwas happig vorkam. Von SeaWorld und den Universal Studios abgehärtet nahm ich aber auch das noch in Kauf, und wir sollten es nicht bereuen.

Nach dem Eingang fällt einem sofort die Hauptattraktion des Aquariums auf: Das große runde Becken mit einem Wald aus Seetang und hunderten Fischen darin, genannt „Kelp Forest“.



Dieser gigantische Wassertank ist wirklich atemberaubend. Mit einer Höhe von etwa 8,5 m erstreckt er sich über drei Stockwerke und beherbergt ganze Schwärme von Fischen. Wir verbrachten insgesamt wohl etwa eine halbe Stunde nur staunend davor und betrachteten das Leben im Tangwald. Allein schon diese Attraktion ist das Eintrittsgeld in jedem Fall wert.

Danach sahen wir uns die kleineren Becken an. Hier wird einem die Vielfalt der Unterwasserwelt hautnah präsentiert.



Auffallend war, dass die Becken nicht nur strikt wissenschaftlich dargestellt wurden, sondern auch spielerisch-einfache Erklärungen für Kinder vorhanden waren. Da es sich ja um ein Wochenende handelte, waren diese auch reichlich vorhanden und hatten sichtlich Spaß mit den Becken.

In einem anderen Bereich gab es eine größere Ausstellung mit „Jellyfish“, also Quallen. Diese Becken waren in einer speziellen Art beleuchtet und so erstrahlten die exotischen Meeresbewohner in leuchtenden Farben. Es war übrigens ziemlich schwierig, ein annähernd authentisches Bild mit der Kamera zu schießen; das Blitzlicht nahm der Szene nämlich vieles der Farbenpracht. Unter anderem gibt es dort auch die „Upside-Down-Jellyfish“, die immer mit dem Kopf nach unten schwimmen. Andere Quallen haben meterlange Tentakeln, und es grenzt schon an ein Wunder, dass sich diese in dem Aquarium nicht heillos ineinander verknoten...



Ein anderes Becken war die Heimat von etwa zwei Dutzend Moränen, die in durchlöcherten Felsen hausten. Bis auf wenige Zentimeter kam man hier an diese Raubfische heran, und wir staunten nicht schlecht, wie viel unterschiedliche Farben und Größen es von diesen schlangenartigen Fischen gibt.



Im Monterey Bay Aquarium gibt es auch einen Außenbereich, wo man Seevögel und Robben im Pazifik besichtigen kann – wegen des schlechten Wetters war dort allerdings nicht allzu viel zu sehen. Weitere Becken beheimaten Rochen, Hammerhaie und ganze Rifflandschaften.



Wir blieben insgesamt gute zwei Stunden im Aquarium und sahen uns alles genau an. Danach schlenderten wir noch ein wenig in der „Cannery“ (bekannt aus John Steinbeck’s „Die Straße der Ölsardinen“), in der früher Fisch verarbeitet wurde. Heute befinden sich kleine Läden, eine Ausstellung und – wie könnte es anders sein – etliche Restaurant darin. Wir nutzten dies dazu, uns bei der „Starbüchse“ zwei große Becher Kaffee zu organisieren.

Danach machten wir uns auf den Weg zum „17-Mile-Drive“, einer Rundfahrt in und um Monterey und Pebble Beach. Am Beginn des „Scenic Drive“ waren erst mal $8,50 zu entrichten – wer dieses Eintrittsgeld einstreicht und für was es ausgegeben wird, ist mir bis heute nicht klar. Was soll’s – die acht Kröten machten das Kraut auch nicht fett und so fuhren wir, ausgestattet mit einer „wertvollen, mehrseitigen Farbbroschüre“ in die Rundfahrt ein.

Zuerst führt die Rundfahrt durch Huckleberry Hill, einem Ort, in dem sich viele schwerreiche Kalifornier ihre Villen errichten ließen. Nach kurzer Zeit kommt man direkt am Pazifik an. Wir stiegen aus und gingen an den Strand, um dort die starke Brandung zu beobachten.



Das Meer erzeugte hier eine starke Gischt, und es lag haufenweise gestrandeter Tang, Äste und anderes Treibgut im Sand.



Weiter führte der Weg an Golfplätzen vorbei an der Küste entlang. Immer wieder traf man auf schöne Aussichtspunkte, die zum Verweilen und Fotografieren einluden. Einer der berühmtesten ist dabei die „Lone Cypress“, ein Baum, der schon seit etwa 250 Jahren allein auf einem Felsen stehend Wind und Wetter trotzt.

Nach der Rundfahrt machten wir uns auf den Weg in Richtung San Francisco. Nach gut zwei Stunden Fahrzeit bei traumhaftem Wetter auf dem Highway N°1 erreichten wir schließlich die Stadt, in der unsere Reise vor gut zwei Wochen begonnen hatte – diesmal fuhren wir allerdings an der Pazifikküste in die Stadt hinein.



Da es schon Spätnachmittag war, fuhren wir nicht gleich zu unserem Hotel – Lage und Erreichbarkeit war uns ja schon von der ersten Nacht her bekannt – sondern steuerten schnurstracks den Coit Tower an, den wir heute noch besichtigen wollten. Dabei ging es zum zweiten mal über die weltberühmten Kurven der Lombard Street.



Nach einigem mühsamen Suchen konnten wir am Coit Tower schließlich auch einen Parkplatz ergattern. Der Turm selbst ist ein Geschenk von Lillie Coit, die Witwe des schwerreichen Howard Coit, an die Stadt und die Feuerwehr der Stadt San Francisco. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf in die Spitze und genossen dort den Sonnenuntergang und den wunderschönen Ausblick auf die Skyline von San Francisco und die Bay.





Nach dem Besuch des Coit Tower fuhren wir zu unserem Hotel. Wie auch am Beginn der Reise war der Checkin einfach und problemlos, schließlich hatte ich ja vorgebucht. Wir gingen dann die paar Blocks zurück bis zur Hyde Street und warteten dort auf eine der berühmten Cable Cars. Nach einigen Minuten, die ich damit verbrachte, mir die kuriose Konstruktion des unter der Straße laufenden Kabels anzusehen, traf dann auch mit lautem Getöse ein Wagen ein. Wir stiegen auf die Plattform und los gings...



Es war schon erstaunlich, wie zügig die Cable Car trotz des recht spektakulären Antriebs die Hügel hinauf- und wieder hinunterfuhr. Ein gesundes Gottvertrauen musste man dabei aber schon haben, anfangs war ich mir nämlich nicht sicher, ob der „Gripman“ in der Mitte das Vehikel bei abschüssiger Straße noch rechtzeitig bremsen kann...

In der Innenstadt angekommen schlenderten wir zum Steakhouse „Alfred’s“ nahe der Transamerica Pyramid. Bei meinen Planungen für die Reise war ich auf die Homepage des Restaurants gestoßen, dessen Speisekarte auch ein 60-Unzen-Steak (!) beinhaltet. Leider war kein Tisch frei, und eine Wartezeit von mindestens einer Stunde war uns zu viel. So suchten wir uns ein anderes Restaurant und wurden auch prompt fündig. In der Mason Street unweit des Union Square stießen wir auf „Lori’s Diner“, einer kleinen Restaurantkette in San Francisco. Das Restaurant war richtig gemütlich im Stil eines 50er-Jahre-Diners eingerichtet, und die Preise wirkten für Innenstadtverhältnisse keineswegs überzogen.

Nach dem Essen spazierten wir noch ein wenig am Union Square umher. Interessant am Rande: Das mondäne Crowne Plaza Hotel wurde in diesen Tagen bestreikt, die gesamte Belegschaft stand demonstrierend mit Trillerpfeifen und Transparenten vor der Nobelherberge und machte Passanten auf die unmoralischen Geschäftsmethoden der Firmenleitung aufmerksam. Unter anderem wollte diese Gehaltskürzungen und Arbeitszeitverlängerungen durchsetzen (wieso kommt mir das so bekannt vor...?). Übrigens wurde der Streik während unserem gesamten Besuch in San Francisco aufrechterhalten – wie viel Geld allein in diesem Hotel dem Konzern dadurch entgangen ist, wäre mal interessant zu erfahren.

Etwas später traf ich auf zwei Polizisten des San Francisco Police Department, die mit Mountainbikes auf Fahrradstreife waren. Natürlich hielt ich mit den Berufskollegen gleich mal eine Viertelstunde lang Smalltalk, und man tauschte Erfahrungen aus. Wirklich nett, wie sich dort um Touristen gekümmert wird. Interessant auch, dass ich zum ersten Mal auf Amerikaner traf, denen zu den Begriffen „Bavaria“ und „Munich“ was anderes einfiel als „Oktoberfest“ – die bayerische Landeshauptstadt war für einen der beiden vor allem wegen seiner Museen und der schönen Innenstadt bekannt. Mit einer Empfehlung für eine gute Sportsbar verabschiedeten wir uns und genossen noch ein paar Drinks in eben jenem Lokal.

Mit dem Taxi ging es danach zurück zum Hotel, in dem wir diesmal ein schönes ruhiges Zimmer im dritten Stock bekamen. Die Aussicht auf einen Garagenhof war zwar nicht wirklich berauschend, aber allzu viel Zeit sollten wir ohnehin nicht auf dem Zimmer verbringen.
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snoopy67

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #53 am: 23.10.2005, 21:30 Uhr »
Hi Stefan,

wie schade dass Eure Reise auch schon bald zu Ende geht! :cry:

Wir waren vom Monterey Bay Aquarium auch ganz begeistert. Sind damals (1997) aber nicht den 17-Mile Drive gefahren sondern den Scenic Drive "Pacific Grove". Die Gegend ist genauso schön, kostet aber nichts! :wink:

Bin gespannt was ihr in San Francisco noch erlebt habt! :lol: Eine echt geniale Stadt!!!

Gruß Michaela  :winke:

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #54 am: 25.10.2005, 16:52 Uhr »
25.10.2004 San Francisco – Muir Woods – Napa Valley

Morgens schlenderten wir die etwa 10 Minuten Fußmarsch hinunter zum Fisherman’s Wharf, wo uns der Weg zuerst zu dem kleinen Gebäude der “Blue and Gold Fleet” führte. Wir erkundigten uns nach Karten für die Überfahrt nach Alcatraz und erfuhren, dass trotz der Nachsaison für den aktuellen Tag keine Tickets mehr erhältlich waren. Bei meinen Reiseplanungen hatte ich von der Knappheit der Karten schon gehört, so dass mich dies nicht mehr wirklich überraschte. Wir reservierten also Tickets für den Morgen danach vor, bezahlten diese und begaben uns dann erst mal in den nahegelegenen „Starbuck’s“, um dort einen Kaffee zu genießen.

Da es ja mit der Besichtigung von „The Rock“ heute nichts mehr werden würde, beschlossen wir, den Tag für einen Trip in die Gegend nördlich der Bay zu nutzen. So gingen wir zurück zum Hotel und fuhren die Lombard Street Richtung Westen hinunter, schnurstracks auf die weltberühmte Golden Gate Bridge zu. Vieles hatte ich in der Vergangenheit, vor allem während der Planungsphase für diese Reise, von der Brücke schon gehört und gelesen, und heute sollten wir sie ganz aus der Nähe zu Gesicht bekommen.

Wir fuhren also kurz vor der Brücke rechts ab, wo sich das kleine Visitors Center der Golden Gate Bridge befindet. Dort ergatterten wir auch recht schnell einen Parkplatz und lasen uns die diversen Informationstafeln über die Brücke durch. Ein Erinnerungsfoto durfte natürlich nicht fehlen.



Die Ausmaße der Brücke sind wirklich beeindruckend: 227 m ragt jeder der beiden Pfeiler aus dem Wasser, die Gesamtlänge der Brücke, inklusive der Auf- und Abfahrten beträgt 2737 m, und der Durchmesser des 2332 m langen Hauptkabels liegt bei sagenhaften 92 cm. Gemessen an der Bauzeit der Brücke vor 1937 sind dies wirklich gigantische Ausmaße.



Wir blickten uns noch in dem Souvenirladen vor Ort um, fanden aber nichts wirklich Kaufenswertes. Anschließend fuhren wir zurück auf die Straße, um endlich selbst die Brücke zu überqueren. Ich passte einen geeigneten Moment ab, in dem im ohnehin nur schwachen Verkehr eine größere Lücke entstand, und so konnte ich quasi im Schneckentempo über die Golden Gate fahren, ohne jemanden zu behindern. Claudia knipste indessen mit unserer Canon, dass die Linse glühte – das war natürlich während der Fahrt nicht immer einfach. Trotzdem entstanden schöne Aufnahmen von den Brückenpfeilern...



Nachdem wir die Nordseite der Bucht erreicht hatten, fuhren wir noch ein kleines Stück weiter und fuhren bei Mill Valley zu unserem letzten Nationalpark der Rundreise:



Am Visitors Center nutzten wir noch einmal unseren National Parks Pass und erhielten wie immer nützliches Karten- und Infomaterial. In den Muir Woods sind die sog. Coastal Redwoods Mammutbäume beheimatet. Diese weisen im Gegensatz zu den Sequoias, die wir im Mariposa Grove bestaunt hatten, viel schlankere Stämme auf, erreichen aber dafür Höhen von bis zu 120 m.



Wir wanderten auf dem schattigen Trail durch den Nationalpark und schauten uns die Baumriesen an. Immer wieder trafen wir auf kleinere Gruppen, denen von einem Park Ranger die Bäume, Farne und auch Tiere des Parks erklärt wurden. Wir hörten dann oft gespannt zu und erfuhren so einiges Wissenswerte.



Die Coastal Redwoods waren früher an der gesamten Westküste beheimatet. Sie versorgen ihre Wurzeln mit Wasser, indem der vom Pazifik hereinziehende Nebel an den Nadeln der Baumwipfel kondensiert und dann heruntertropft. Heute gibt es nur noch geringe Bestände der Redwoods, da diese sich gut als Bauholz eigneten und deshalb in der Pionierzeit und während des Goldrauschs dem Kahlschlag zum Opfer fielen. Die Bäume in den Muir Woods verdanken ihr Überleben einzig und allein der Tatsache, dass dieser Hain so schlecht zugänglich war, dass man auf den Einschlag dieser Bäume verzichtete – der Abtransport wäre zu umständlich gewesen.

Unter anderem gibt es im Park auch eine Art grüner Nacktschnecken, die giftig sind und beachtliche Größen erreichen können – hier ein kleineres Exemplar davon...



Wir wanderten noch eine ganze Zeitlang im Park und verließen diesen nach etwa zwei Stunden wieder. Beim Verlassen des Parks waren wir ganz froh, die Besichtigung bereits hinter uns zu haben – während wir recht unbehelligt durch den nur spärlich besuchten Hain hatten wandern können, strömten jetzt ganze Heerscharen von Touristen herein, und mit der Ruhe war’s natürlich vorbei...

Mittlerweile war es Mittag geworden, und es herrschte ein herrliches Wetter in der Bay Area. Wir hielten an einem Ableger der „Subway“-Kette und teilten uns ein Footlong-Sub.

Weiter führte uns der Weg durch Sonoma und Napa Valley. Diese Weinanbaugebiete Kaliforniens wurden im 19. Jahrhundert vor allem durch eingewanderte Italiener begründet und zählen nicht zuletzt wegen des hervorragenden Klimas heute zu den besten Weinanbaugebieten der Welt. An einer der zahlreichen Winzereien, der „Charles Krug Winery“ machten wir Halt und ließen uns zu einer kleinen Weinprobe überreden. Für $5 pro Person testeten wir die Erzeugnisse des 1861 gegründeten Hauses, welche durchaus zu überzeugen wussten. Generell ist hier zu sagen, dass die kalifornischen Weine im Allgemeinen viel gehaltvoller und schwerer sind als die Deutschen oder auch die Italienischen Tropfen.




Nach der Weinprobe hätte man selbstredend die Möglichkeit zum Kauf der hauseigenen Produkte gehabt; Flaschenpreise von $15 aufwärts waren uns dann aber doch zu happig – da bleibe ich doch lieber beim soliden trockenen Riesling aus Rheinhessen...

Wir fuhren weiter durch die Weinanbaugebiete und kamen so am Spätnachmittag zurück zur Bay, wo wir aber nicht gleich wieder über die Golden Gate Bridge fuhren, sondern uns erst einmal rechts hoch Richtung Marin Headlands orientierten. Dieser Vista Point ermöglicht einem den wohl spektakulärsten Ausblick auf die Brücke und die Silhouette der Stadt dahinter. Das Wetter war zwar mittlerweile nicht mehr wirklich optimal, aber zumindest herrschte kein Nebel, der die Sicht verdeckt hätte. Die beginnende Dämmerung tauchte die Szene dann auch in ein wunderbares Licht.



Nach einiger Zeit, es war mittlerweile schon 19.00 Uhr, erschien ein Park Ranger und machte die wenigen Besucher darauf aufmerksam, dass der Bereich wie jeden Abend nun geschlossen wird. Wir fuhren deshalb etwas weiter nach unten, wo eine weitere Perspektive der Brücke zum Fotografieren einlud.



Nun hatte ich die Idee, uns selbst vor der schönen beleuchteten Brücke ins Bild zu bringen – aber irgendwie wollte es mir nicht recht gelingen. Bei zugeschaltetem Blitz sah man nur uns beide im Vordergrund, während bei abgeschaltetem Blitz und aufgelegter Kamera nur die Lichter der Brücke, nicht aber wir selbst im Vordergrund erkennbar waren. Hier zeigte sich einmal mehr die Hilfsbereitschaft der Amerikaner: Außer uns beiden waren noch zwei junge Texanerinnen an dem Aussichtspunkt, die meine verzweifelten Bemühungen auch bemerkten. Sie fragten mich sofort, ob sie helfen könnten, und nach einiger Überlegung kam mir eine Idee: Nach kurzer Rücksprache halfen mir die beiden mit dem Fernlicht ihres Cabrios, den Vordergrund zu beleuchten, und so schaffte ich mit ausgeschaltetem Blitz, Selbstauslöser, langer Verschlußzeit und aufgelegter Kamera schließlich, ein einigermaßen brauchbares Bild von uns beiden zu erstellen...



Wir bedankten uns herzlich bei den Beiden, die an der Erstellung des Fotos übrigens auch sichtlich Spaß hatten. Anschließend fuhren wir endgültig von Marin Headlands hinunter – der Park Ranger saß uns nämlich auch schon wieder im Nacken – und den kurzen Weg hinüber zur Ortschaft Sausalito. Dieses einstige Fischerdorf stellt heute eine noble Flaniermeile mit exzellenten Restaurants und Geschäften dar. Wir parkten unser Auto und schlenderten ein wenig umher, in der Hoffnung, ein Restaurant zu finden. Einige wenige hatten tatsächlich geöffnet, einzig ein Blick auf die Bekleidung der anderen Gäste und die Feststellung, dass meine Kreditkarte für derartige Gourmettempel wohl die falsche Farbe besitzt, hielt uns vom Betreten ab. Schließlich beschlossen wir, zurück zum Hotel zu fahren und uns am Fisherman’s Wharf etwas preisgünstigeres zu suchen – ein Seafood-Lokal sollte es ohnehin sein, und davon gibt’s wohl am Pier 39 mehr als genug...

Wir fuhren also in Richtung Golden Gate Bridge und durften an der Auffahrt erst einmal die fälligen $5 Brückenmaut entrichten. Ein wahrhaft stolzer Preis, mich hätte in diesem Moment interessiert, wie oft die Brücke durch die Maut wohl schon abbezahlt worden ist. Das Auto stellten wir gleich am Hotel ab und gingen zu Fuß hinunter zum Fisherman’s Wharf. Dort fanden wir auch gleich das, was wir suchten: In der Taylor Street warb ein Angestellter des „Sabella & LaTorre“ Restaurants, und wir ließen uns auch nicht lange bitten. Das Essen dort war wirklich hervorragend, ich genoss z. B. ein mir bis dahin unbekanntes Gericht mit ausgelösten Stücken Lobster-Tail. Claudia hielt sich mehr ans „Klassische“ und bestellte sich eine Portion Fish & Chips.

Nach dem Essen gingen wir noch in die benachbarte Bar „Joe’s Crab Shack“, eine recht lustig im Stil einer Seemannskneipe eingerichtete Sportsbar. Am Tresen kamen wir mit einem Geschäftsmann aus Boulder/CO namens „John“ ins Plaudern – übrigens wieder einmal ein Amerikaner, der nicht müde wurde, über die Dummheit, Ignoranz und Unfähigkeit der Bush-Administration zu schimpfen.

Einige Drinks später traten wir dann den Heimweg an; schließlich hatten wir ja für den Folgetag gleich für die erste morgendliche Überfahrt nach Alcatraz Karten gebucht...
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


Matze

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #55 am: 25.10.2005, 18:34 Uhr »
Glückwunsch zu dem schönen Bericht. Macht richtig Spaß mit zu fahren


San Francisco ist meine Lieblingsstadt!!
Gruß Matze




San Francisco!!

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #56 am: 26.10.2005, 21:02 Uhr »
26.10.2004 San Francisco

Schon früh krochen wir heute aus den Federn; schließlich hieß es ja, rechtzeitig am Fisherman’s Wharf zu sein, wo unsere gebuchte Fähre auf uns wartete. Wir spazierten also bei schönstem Wetter in Richtung der Anlegestelle, wo wir am Horizont schon unser heutiges Tagesziel erkennen konnten: Die Gefängnisinsel Alcatraz.




Um 09.15 Uhr bestiegen wir dann nach einigem Anstehen das Schiff der „Blue and Gold Fleet“, welches komplett ausgebucht war. Das Einsteigen dauerte denn auch eine Weile. Die Fähre fuhr uns dann unter ständigem Schaukeln hinüber auf die Insel, wo schon ein halbes Dutzend Park Ranger auf uns warteten.



Neben einem Schild, das den letzten Zweifelnden Auskunft darüber gab, wo man sich denn befände, wurde man über die umfangreichen Sicherheitsbestimmungen auf der Insel aufgeklärt.



Nach diesen wichtigen Instruktionen konnten wir zu Fuß die Insel erkunden. Unsere erste Station war eine Art kleines Kino, in dem ein Film über die Geschichte der Insel lief. Dieser Streifen war insofern recht interessant, da man gleich die wichtigsten Eckdaten über die Insel wusste.

Anschließend gingen wir hoch zum eigentlichen Zellentrakt. Beim Betreten wurde man mit einem Head-Set ausgerüstet, das einem in allen möglichen Sprachen das Gefängnis näher bringt. Wir wählten natürlich die deutsche Version und ließen uns dann von dem elektronischen Führer durch das Gebäude leiten. Diese „Audio-Tour“ würde ich übrigens jedem empfehlen, der die Insel besucht, denn nur durch die zahllosen Geschichten und Fakten, die einem hierdurch bekannt werden, erhält „The Rock“ seinen Reiz. Hauptattraktion der Insel ist selbstredend der Zellentrakt, in dem die Zellen ähnlich einer überdimensionierten Legebatterie angeordnet sind.



Wir schlenderten durch die Zellen und folgten dabei unserem virtuellen Guide. Einer der Haltepunke ist dabei eine nachgestellte Zelle mit der typischen Einrichtung, wie sie Anfang der 60er Jahre bestand. Die Gefangenen verbrachten darin etwa 22 bis 23 Stunden am Tag.



Wer sich nun insgeheim denkt „Oh Gott, das ist ja winzig – wie kann man es darin nur aushalten?“ und „Heutzutage gäbe es so etwas nicht mehr“, dem kann ich folgenden interessanten Fact präsentieren: Alcatraz ist zwar seit 1963 geschlossen, das am nächsten gelegene Bundesgefängnis, Leavenworth, ist aber nach wie vor existent. Die Zellen dort sind noch etwas kleiner als die auf Alcatraz; dafür sind sie aber mit zwei Insassen belegt (!). Einige Meter weiter erkannte ich eine Menschentraube vor einer anderen Zelle – offensichtlich war das der nächste Haltepunkt der Audio-Tour. Dort angekommen wurde mir der Grund für die Popularität ausgerechnet dieser einen Zelle bewusst: Es handelte sich um Zelle Nr. 181, die einst von „The Scarface“ Al Capone belegt war. Der Gangsterkönig von Chicago saß übrigens nicht wegen seiner zahllosen Kapitalverbrechen, darunter etliche Auftragsmorde, ein. Das einzige Vergehen, was ihm wegen seiner guten Kontakte in die Politik und Wirtschaft nachgewiesen werden konnte, war Steuerhinterziehung! Übrigens soll es sich bei Al Capone um einen ewigen Unruheherd und Quertreiber im Gefängnis gehandelt haben – u. a. weigerte er sich, Putzarbeiten auszuführen, weil das "unter seiner Würde" wäre...




Neben dem berühmtesten Häftling waren auf „The Rock“ die schlimmsten Schwerverbrecher eingesperrt, die die amerikanische Gesellschaft hervorbrachte. Vor allem jene Gangster, die in normalen Gefängnissen untragbar waren, weil sie selbst dort mit ihren Straftaten nicht aufhörten, wurden nach Alcatraz verlegt.



Nun gab es natürlich auch hier immer wieder Häftlinge, die sich Anordnungen widersetzten oder Unruhe stifteten. Hierfür gab es den Zellentrakt D – Isolations- und Dunkelhaft. Je nach dem Vergehen, das der Häftling auf Alcatraz begangen hatte, konnte diese von einigen Tagen bis hin zu Jahren (!) dauern. Hierbei wurde der Häftling bei völliger Dunkelheit 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in die Zelle gesperrt – wie man so etwas aushalten kann, ist mir schleierhaft; ich hielt es schon nach zwei Minuten nicht mehr aus. Insgesamt mussten nur sehr wenige Häftlinge in "The Hole“, wie diese Zellen genannt wurden. Diejenigen, die längere Zeit darin verbringen mussten, vertrieben sich u. a. die Zeit damit, dass sie einen Knopf von ihrer Jacke abtrennten, im Dunkeln in die Luft warfen und versuchten, diesen wieder zu fangen bzw. zu suchen.



Das Wort „Alcatraz“ kommt übrigens aus dem Spanischen – ursprünglich hieß die Insel nämlich „La Isla de los alcatraces“ – Die Insel der Pelikane. Während der gesamten Zeit, in der das Gefängnis aktiv war, gab es nur einen mehr oder weniger erfolgreichen Ausbruchsversuch – Frank Morris und die Brüder John und Clarence Anglin schafften es, durch einen Versorgungsschacht auf das Dach des Gebäudes und anschließend von der Insel zu fliehen – allerdings wurden die drei nie mehr gesehen. Man vermutet, dass sie im etwa 8 Grad kalten Wasser ertranken – einige Wochen später ist auch in der Nähe der Golden Gate Bridge eine Leiche angespült worden; die Rechtsmedizin war aber damals noch nicht so weit, den völlig entstellten Leichnam einem der drei Ausbrecher zuzuordnen. Offiziell werden die drei Geflohenen aber auch heute noch mit Haftbefehl und ausgelobter Fangprämie gesucht – wer also einen der drei Verbrecher, die mittlerweile knapp 80 Jahre alt sein müssten, antrifft, kann sich schnell $100.000 verdienen...

Allgemein ist zu sagen, dass zwar die etwa 1,8 km Entfernung zum Festland auf den ersten Blick für einen guten Schwimmer kein Problem wären – das kalte Wasser lähmt aber nach einiger Zeit die Muskeln und nur wirklich Durchtrainierte können dann noch weiterschwimmen. Hinzu kommt, dass es sich bei der Bay ja eigentlich um ein gigantisches Flussdelta handelt, in dem starke Strömungen in Richtung Pazifik vorherrschen. Zudem hatte man auf Alcatraz eine ausgefeilte Taktik, um Ausbrüche zu verhindern: Aus den Duschen kam z. B. nur warmes Wasser, damit sich kein Insasse an das kalte Wasser der Bay gewöhnen konnte. Außerdem wurde man nicht müde, den Gefangenen von blutrünstigen Haien zu erzählen, die in der Bucht ihr Unwesen treiben sollen. Tatsächlich gibt es aber dort nur drei Hai-Arten, von denen eine harmloser als die andere ist...

Nach der Besichtigung der Gebäude sahen wir uns noch im Außenbereich um. Dabei wurde man auch von der Besetzung der Insel durch vier Indianer am 09.11.1969 informiert – die mittlerweile ungenutzten Gefängnisgebäude und der Felsen wurden von ihnen kurzerhand zu „Indianergebiet“ erklärt, um auf die Unterdrückung der Indianerstämme in den USA aufmerksam zu machen. Am 20.11.1969 folgten ihnen weitere 90 Indianer auf die Insel. Die Besetzung dauerte insgesamt 19 Monate, in denen immer wieder mit der Regierung verhandelt wurde und in denen -teils absichtlich, teils unabsichtlich- ein Gebäude nach dem anderen auf der Insel in Flammen aufging. Nachdem der Anführer der Indianer aber seine junge Tochter verlor, die beim Spielen vom Dach eines Gebäudes gefallen war und hierdurch tödlich verletzt wurde, verließ er freiwillig die Insel und die Revolte brach mehr und mehr auseinander, bis schließlich am 11.06.1971 die verbliebenen 11 Indianer durch US-Truppen verhaftet wurden, die die Insel erstürmt hatten.



Wir ließen uns noch vor der wunderschönen Skyline von San Francisco ablichten und fuhren dann wieder zurück. Während der Rückfahrt eröffnete sich uns ein schöner Blick auf die Golden Gate Bridge.



Das Wetter war mittlerweile sonnig und warm und wir aßen an den zahlreichen Seafood-Ständen des Fisherman’s Wharf zu Mittag. Für mich als Fischliebhaber war das Ganze wie im Paradies, und so testete ich eine Spezialität nach der anderen.

Mit einem Taxi fuhren wir dann zum Union Square – der heutige Tag sollte nämlich noch zum Shopping und Sightseeing genutzt werden. Vom Union Square aus spazierten wir erst einmal mehr oder weniger drauf los und trafen kurz darauf schon auf den Eingang zu Chinatown – übrigens eine der größten chinesischen Ansiedlungen außerhalb Asiens. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, man würde sich wirklich in China befinden.



In Chinatown stöberten wir dann in einigen Souvenirläden herum und staunten ein ums andere mal, wie viel verschiedenen überflüssigen Krimskrams sich die Menschheit einfallen lassen kann. Gottlob gab es auch noch normale Dinge wie Postkarten und Sweatshirts zu wirklich günstigen Preisen; und so fanden wir schließlich auch das ein oder andere Erinnerungsstück. Wirklich überrascht waren wir aber an einem größeren China-Restaurant, in dessen Eingangstür doch tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift: „Man spricht deutsch“ hing – ich glaub’s nicht...!



Zurück am Union Square war nun Shopping angesagt. Der örtliche Ableger der Kaufhauskette „Macy*s“ ist hier gleich mit zwei getrennten Häusern für Damen und Herren vertreten, und so trennten wir uns für eine Stunde, um jeder für sich einkaufen zu können. Wir fanden schließlich auch das ein oder andere, und auch die anschließenden Besuche im nahen „Old Navy“, „Nordstrom“ und „Payless Shoe Store“ blieben nicht ohne Beute.

Da ein derartiger Beutezug über mehrere Stunden natürlich auch hungrig macht, statteten wir „Tad’s Steaks“ noch einen Besuch ab. Diese Selbstbedienungs-Steakhouse-Kette kannte ich schon von meiner Reise nach New York City im Jahr 2000 und erinnerte mich an ebenso schmackhafte wie preiswerte USDA Prime Rib Steaks. Ein eben solches verspeiste ich dann auch, während sich Claudia an einem Lachsfilet schadlos hielt. :essen:

Nach dem Essen war wieder mal Sportsbar-Time angesagt: Die Red Sox setzten ihren Siegeszug fort, besiegten die St. Louis Cardinals erneut und waren nur noch einen Sieg von der Sensation entfernt. In der Bar traf ich auf einen weiteren Deutschen, der gerade erst am selben Tag in San Francisco eingetroffen war und einige Wochen Praktikum machte. Wir plauderten ein wenig und ich erklärte ihm die aus seiner Sicht etwas eigenwilligen Regelungen mit dem Vorzeigen einer ID Card bei einer bloßen Bierbestellung.

Schön langsam wurden wir auch ein wenig melancholisch, schließlich handelte es sich um den letzten Abend unserer Reise – wo war bloß die Zeit geblieben? Wir schwelgten ein wenig in den Erinnerungen und Eindrücken der vergangenen Wochen und trösteten uns mit einigen Pints Molson Canadian. :bier: Gegen 23.30 Uhr ließen wir uns dann von einem Taxi zurück ins Hotel chauffieren.
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Utah

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #57 am: 27.10.2005, 17:12 Uhr »
Hallo Stefan!

Ich sag schon mal danke für deinen Bericht, hat Spass gemacht ihn zu lesen :-)
Den Abflug muß ich nicht haben ;-)
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

Stefan M.

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Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #58 am: 30.10.2005, 15:20 Uhr »
27.10.2004 San Francisco

Gegen 09.00 Uhr wurden wir vom Zimmermädchen geweckt – obwohl wir das in keinster Weise gewollt oder in Auftrag gegeben hatten. Ich als passionierter Morgenmuffel hatte dann auch einige geharnischten Worte für die Dame parat, was zwar wahrscheinlich nicht den höflichsten Eindruck machte, aber zumindest den Zweck nicht verfehlte – nach einer rasanten Kehrtwendung zog sie es nämlich vor, von dannen zu ziehen. :nixwieweg:

Wir packten unsere Reisetaschen mit den im Hotelzimmer befindlichen persönlichen Dingen und gingen danach gleich zur Rezeption, um auszuchecken. Dies ging wie immer reibungslos, und nach dem Verladen unserer Siebensachen ins Auto fuhren wir los.

Erstes Tagesziel war der Hügel Twin Peaks, von dem aus man den besten Überblick über die Stadt haben soll. Erst einmal galt es aber, überhaupt hinzukommen. Dies gestaltete sich nicht allzu einfach, weil wir erst nach längerem Suchen die recht unscheinbare Auffahrt fanden. Schließlich erreichten wir aber doch das ersehnte Ziel.



Der Ausblick von hier oben war wirklich gigantisch, und man erkannte gut den Verlauf der Market Street, die Transamerica Pyramid und die anderen wichtigen Gebäude der Stadt. Überhaupt war dank des hervorragenden Wetters der Überblick über die Bay beeindruckend. Richtete man den Blick nach Norden, konnte man gut die rot glänzende Golden Gate Bridge erkennen.



Leider wurde der tolle optische Eindruck von dem Geschrei und Gekicher der japanischen Touristen, die hier in ganzen Hundertschaften eingefallen waren, etwas getrübt. So fotografierte ich noch schnell den Sutro Tower, der auf dem gleichnamigen Hügel gleich nebenan steht und einer überdimensionierten Kartoffelschäl-Gabel ähnelt.



Anschließend verließen wir den Hügel wieder und fuhren Richtung Golden Gate Park. Da wir das Frühstück im Motel ausgelassen hatten (allein der Gedanke an die Muffins und den dünnen Kaffee erzeugte mittlerweile bei uns schon Brechreiz), suchten wir uns ein kleines Restaurant, das auch Frühstück anbot und zudem gut besucht war. Wir erhielten dort dann wirklich ein leckeres Frühstück mit Bratkartoffeln, Spiegelei und gebratenen Speck. Kostenlose Refills beim endlich mal ordentlich starken Kaffee waren ebenfalls inklusive. Leider kann ich mich weder an den Namen noch die Adresse erinnern (es lag in irgendeiner Nebenstraße nahe des Golden Gate Parks), sonst würde ich hier eine Empfehlung abgeben.

Wir suchten uns dann einen Parkplatz und wurden unmittelbar an der „Panhandle“, also die schmale Verlängerung des Golden Gate Park in Richtung Osten, fündig. Von dort aus starteten wir bei warmem und sonnigem Wetter unseren Spaziergang durch den Park. Obwohl dieser weitaus weniger bekannt ist als der Central Park in New York City, ist er diesem in Größe und meiner Meinung nach auch in Sachen Schönheit und Angeboten überlegen. Zuerst schlenderten wir einfach mal ohne explizites Ziel los in Richtung Westen. Im Park war wegen des Werktags nicht allzu viel los, aber einige Leute lagen in der Sonne und lasen Bücher; andere amüsierten sich mit dem Zuwerfen eines Footballs. Zwischendurch kam ein Schwarzer auf mich zu und bot mir „some weed“, also Marihuana, zum Kauf an – ich lehnte dankend ab und dachte mir mit einem süffisanten Grinsen: „Junge, wenn Du wüsstest, als was ich in Deutschland arbeite, hättest Du mir bestimmt nichts angeboten...“ – Claudia musste ebenfalls herzhaft lachen.

Nach etwa einer Stunde spazieren gehen erreichten wir den Japanese Tea Garden. Bei den Planungen für die Reise hatte ich von der Schönheit dieses Gartens gelesen und so beschlossen wir, auch diesen zu besichtigen. Hinein in den Garten ging man gleich durch ein im japanischen Stil gehaltenes Tor.



Nach der Entrichtung des Eintrittsgeldes spazierten wir durch den Garten, der wirklich sehr schön war. Neben einem Teehaus, das dem Garten letztlich auch den Namen gab, sind mehrere kleine Teiche, Brücken und liebevoll gepflegte Pflanzen, aber auch japanische Pagoden und Statuen zu sehen.



In den Teichen wohnen Populationen von Koi Goldfischen und Enten. Der Garten hatte eine unheimlich entspannende Wirkung und es machte wirklich Spaß, sich dort aufzuhalten und alles anzusehen.



In einem Bereich des Garten befindet sich eine Stelle, an der Steine und Büsche in einer bestimmten Anordnung platziert wurden – dabei soll es sich um einen Ort mit einer spirituellen Bedeutung handeln.



Ein paar Meter weiter trifft man auf eine Buddha-Statue – soweit ich mich erinnere, ist diese ein Geschenk Chinas; in Japan ist ja der Buddhismus nicht so stark verbreitet.



Wir blieben noch eine Weile im Garten und schlenderten umher. Was mich ein wenig irritierte, war die Tatsache, dass man direkt neben dem Teehaus, das eigentlich Ort der Entspannung sein sollte, ein Häuschen mit einem Souvenirartikelverkauf platziert hatte, aus dem auch noch penetrantes Gedudel irgendwelcher Spieluhren drang – so etwas gehört meiner Meinung nach vor den Eingang. Ansonsten ist der Garten aber durchaus einen Besuch wert, auch wenn ich ihn mir größer vorgestellt hatte.

Anschließend verließen wir den Garten und gingen weiter. Gleich neben dem Garten befand sich der Eingang zum „San Francisco Botanical Garden“. Eine Informationstafel neben dem Eingang besagte, dass jeden Mittwoch um 14.00 Uhr Gratisführungen durch den Botanischen Garten durchgeführt werden, die hier starten. Hm... Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es exakt 13.50 Uhr war; und Mittwoch noch dazu. Bingo!

Kurz darauf traf tatsächlich ein Angestellter des Parks ein, der uns durch den Garten führte und alles genau erklärte.



Der Garten ist nicht nur ein Highlight für Besucher, sondern es wird hier auch sehr viel Forschung betrieben, u. a. wird versucht, ausgestorbene Pflanzen nachzuzüchten. So steht im Park auch ein eigentlich unscheinbarer Baum, bei dem es sich aber um die Urform der Mammutbäume handelt – von ihm sollen also die Sequoias und Redwoods abstammen.



Daneben gibt es Pflanzen aus aller Herren Länder. Der Strauch unten beispielsweise ist aus Chile.




Neben unzähligen Pflanzen gibt es auch einen größeren Teich im Garten, der neben Wasserpflanzen auch etliche Tiere beheimatet.




Etwa zwei Stunden wurden wir von unserem Guide durch den Park geführt, und er wurde nicht müde, uns alles haarklein zu erklären. Nachdem er von uns erfahren hatte, dass wir aus Deutschland kommen, erwähnte er, dass er dort auch schon andere Botanische Gärten besucht habe und ihm davon der in Hamburg als vorbildlich in Erinnerung blieb. War mir bis dahin auch nicht bekannt...

Gegen 16.00 Uhr verabschiedeten wir uns von unserem Führer und gingen zurück zum Auto – was übrigens ein ganz schönes Stück war, man hatte beim spazieren gehen gar nicht gemerkt, wie weit wir uns schon in den Park vorgewagt hatten.

Wir fuhren auf der 19th Avenue in Richtung Süden und hielten an einem kleinen Einkaufszentrum, um die verbleibende Zeit bis zum Abflug dort zu verbringen. Dort tankte ich den Pontiac ein letztes mal voll, schließlich war dies Vertragsgegenstand und ich hatte keine Lust, bei Hertz überteuerten Sprit in Rechnung gestellt zu bekommen.

Das Einkaufszentrum selbst hatte indes nicht wirklich viel zu bieten, und so beließen wir es bei einem Schaufensterbummel mit anschließendem Aufenthalt im unvermeidlichen Food Court zu einem extra großen Kaffee bei Starbuck’s. Gegen 17.30 Uhr fuhren wir dann los in Richtung des Airports.

Die Fahrt dahin verlief zwar relativ problemlos, aber ich war schon irritiert, dass der Flughafen zuerst überhaupt nicht ausgeschildert war. Etliche Male überprüfte ich, ob wir uns wirklich auf der richtigen Straße befanden – ja, Nummer und Richtung stimmte. Schließlich aber dann doch der Hinweis auf den „San Francisco International Airport“. Alles klar, von nun an einfach in Richtung der Schilder. Jetzt galt es, die richtige Abfahrt zu unserem Autoverleiher zu nehmen – ich hoffte inständig, mich auf diesen mehrspurigen Highways im dichten Verkehr nicht zu verfransen. Aber erneut zeigte sich, wie modern der örtliche Flughafen ist: Sämtliche Car Rental Companies waren exzellent beschildert und so landeten wir ohne größere Problem in der Garage von Hertz. Ich erwartete nun eigentlich eine genaue Inaugenscheinnahme des Wagens durch die Angestellten, um etwaige Schäden festzustellen – aber weit gefehlt. Wir konnten gar nicht schnell genug unser Gepäck aus dem Wagen bringen, nur schnell eine Unterschrift auf der Rechnung und fertig. So einfach hätte ich mir das nicht vorgestellt... Ach ja: Ob die Fa. Hertz mit uns wirklich ein gutes Geschäft gemacht hat, wage ich zu bezweifeln – über 4000 Meilen hatte ich auf den Pontiac gespult und damit den Meilenstand im Tacho fast verdoppelt... :pfeifen:

Mit dem Gepäck im Schlepptau ging es mittels AirTrain zu unserem Terminal, welches offensichtlich nagelneu und wirklich riesig war. Die Schlange bei Lufthansa bestand lediglich aus drei Personen vor uns, und so war das Einchecken völlig unproblematisch.

Froh, endlich unser Gepäck los zu sein, suchten wir uns eine Beschäftigung bis zum Abflug – die Maschine ging schließlich erst in gut zwei Stunden. Wir entdeckten eine Sportsbar, in der – was auch sonst – das MLB-Finale übertragen wurde. Ach ja, die Red Sox könnten ja heute die Sensation schaffen...

Nichts wie hinein also. Die Bar war gut gefüllt und es wurde richtig mitgezittert mit den Red Sox. Wir ließen uns anstecken und fieberten ebenfalls mit. Und es sollte sich lohnen: Die Jungs aus Beantown machten den Sack zu, schickten die Cardinals mit 3-0 in die Versenkung und sich selbst in den 7. Himmel – 86 Jahre Warten sind vorbei! Die Stimmung in der Bar an der Westküste schwappte förmlich über – eigentlich erstaunlich angesichts der Location in einem Flughafen.

Nun wurde es auch Zeit zum Boarding, welches recht zügig ging. Der Heimflug nonstop nach München erfolgte mit einem Airbus A340-300; für mich eine kleine Enttäuschung, weil eigentlich der A340-600 angekündigt war, das (damals) längste Verkehrsflugzeug der Welt. Was soll’s, dafür hatten wir Fensterplätze auf der rechten Seite. Dieser eigentlich nicht ungewöhnliche Umstand sollte uns aber gleich nach dem Start eine allerletzte, überwältigende Show liefern. Der Airbus startete in Richtung Nordwesten, flog kurz über dem Pazifik und bog dann in einer langgezogenen Rechtskurve genau über der Golden Gate Bridge und die Bay auf Nordostkurs ein. Statt des sonst üblichen Nebels herrschte heute glasklare Sicht, und wir genossen minutenlang den Ausblick auf das Lichtermeer der Brücke, der Stadt und der Bay. Einfach unvergesslich!!! Ach ja: Sollte jemand den Lufthansapiloten kennen, der am 27.10.2004 den Flug LH459 durchgeführt hat: Ich würde ihm gern einen Drink spendieren...

Auf Wiedersehen, San Francisco! Drei unvergessliche Wochen gingen zu Ende. Es war die erste Reise in den Westen der USA, aber schon im Flugzeug nach Hause beschlossen wir, dass es nicht die letzte war.

Elf Stunden später erreichten wir den Flughafen von München. Anders als sonst hatte ich unterwegs ein paar Stunden schlafen können und so hielt sich der Jetlag in Grenzen. Claudias Eltern holten uns vom Flughafen ab und lachten natürlich erst mal herzlich über meinen Renegade Cowboyhut...

So, Leute, das war’s!!! Ich danke allen Mitfahrern für ihr Interesse und hoffe, in Einigen von Euch Erinnerungen und bei Anderen die Neugier auf bestimmte Ziele geweckt zu haben. Danke auch an Utah für die großzügige Bereitstellung von Webspace für die ganzen Bilder. Wer Fragen zu bestimmten Zielen hat oder Tipps benötigt – immer her damit! Freue mich immer, wenn ich jemand helfen kann...

"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


Westernlady

  • Gast
Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #59 am: 30.10.2005, 15:47 Uhr »
:applaus:  Stefan, vielen Dank für diesen tollen Bericht  :applaus:
Schade, dass er schon zu Ende ist  :heulend:
Mir hat das Mitfahren  :D  großen Spaß gemacht  :D