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Autor Thema: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004  (Gelesen 25511 mal)

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Westernlady

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #30 am: 28.09.2005, 18:23 Uhr »
Stefan, auch von mir nachträglich ganz herzliche Glückwünsche.

(Ich kann Claudia gut verstehen, dass sie verdammt neugierig ist, wie Du die Ringe durch die Kontrolle am Statosphere gebracht hast  :D  )

Ich bin sehr froh, dass Du Dich entschlossen hast, uns hier an Eurer Reise teilhaben zu lassen: super Reisebericht! So richtig "von Mensch zu Mensch" geschrieben ich freue mich immer wenn´s weitergeht. Kompliment!

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #31 am: 28.09.2005, 19:37 Uhr »
12.10.2004 Las Vegas – Zion NP

Wir ließen den Tag locker angehen und entschlossen uns, im hoteleigenen „Courtyard Buffet“ das Frühstück einzunehmen. Gemessen am niedrigen Preis war die Leistung hervorragend: Die Auswahl war riesig und die Speisen wussten auch geschmacklich zu überzeugen. Einzig der Service fällt gegenüber anderen Buffets ab – so müssen z. B. Kaffee und Saft selbst geholt werden. Uns war’s egal und wir frühstückten ausgiebig, geplant war schließlich, das Mittagessen ausfallen zu lassen.

Anschließend besichtigten wir noch die Einkaufspassage des Hotels und sicherten uns das ein oder andere Souvenir. Ich habe übrigens noch nirgends auf der Welt einen Ort kennengelernt, in denen diese Mitbringsel so extrem billig sind, z. B. schöne Kaffeetassen für $1...

Gegen 10.00 Uhr checkten wir dann aus, was extrem schnell und problemlos vonstatten ging. Wir verließen Las Vegas auf der I-15 Richtung Norden und fuhren über St. George bis Springdale am Zion NP.

Schon bei den Reiseplanungen war mir für die heutige Übernachtung das „Majestic View Lodge“ im Internet aufgefallen, und wieder hatten wir Glück: Es waren reichlich Zimmer frei und wir sicherten uns eines davon. Es sollte die schönste Unterkunft der gesamten Reise werden, und das war mir die $130 incl. tax auch wert. Die Eindrücke von dieser ebenso urig wie luxuriös eingerichteten Lodge will ich Euch nicht vorenthalten:






Nachdem wir unser Gepäck im Zimmer verstaut hatten, ging es los – der Zion NP wollte erkundet werden. Auch hier kam uns wieder entgegen, dass wir in der Nachsaison reisten: Der Besucherandrang war minimal, das Wetter hingegen optimal. Die Sonne schien und es war nicht allzu heiß; gute Bedingungen also zum Wandern. Der Shuttle-Bus brachte uns zum Eingang des Parks, wo wir unseren National Parks Pass zum zweiten mal einsetzten und hierfür reichlich Karten- und Infomaterial erhielten.



Nach dem Parkeingang durften wir das Shuttle wieder betreten und fuhren bis zum ersten Stop mit. Dieses Shuttle ist wirklich eine tolle Einrichtung: Man kann im hop-on / hop-off Verfahren beliebig mitfahren oder immer mal wieder ein Stück wandern.



Und genau das taten wir auch. Das Wetter lud dazu ein und die Entfernungen bis zum nächsten Shuttle Stop waren nicht zu lang. So boten sich uns schöne Eindrücke des Parks.





Als letzten Punkt erreichten wir den „Temple of Sinawava“ – ein von Steilwänden umgebenen Punkt am Ende des Tals. Die Felsbastionen sind hier wirklich atemberaubend; kein Wunder also, dass die Indianer diesen Ort als eine heilige Stätte ansahen.



Wir wanderten noch bis ganz hinten zu dem Punkt, wo der Trail an einem Fluss endete. Leider war mittlerweile auch die Sonne schon untergegangen und es wurde merklich kühler. Wir beschlossen also, das nächste Shuttle zurück zur Lodge zu nehmen. Lustige Anekdote am Rande: Im Shuttle hinter mir unterhielt sich ein älteres Paar in tiefstem bayerischen Dialekt. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, die beiden auf bayerisch anzusprechen und genoss die verdutzten Gesichter – tja, von einem Cowboyhutträger in Utah hätten sie das nicht erwartet...

Zurück in der Lodge aßen wir im dazugehörigen Steakhouse zu abend – wie das Hotel nicht ganz billig, aber erstklassig. Das Ambiente der komplett aus Holz erbauten Gebäude passte auch wunderbar, und so schmeckte es gleich doppelt gut.

Nach dem Essen besichtigten wir noch die ebenfalls zur Lodge gehörige Ausstellung mit ausgestopften Tieren der nordamerikanischen Fauna. Insgesamt sind hier etwa 30 Tiere ausgestellt, hier zwei ausgesuchte davon:




Die Hirsche im unteren Bild haben sich übrigens tatsächlich in der freien Natur so verkeilt und kamen nicht mehr voneinander los. So gingen sie letztlich an Erschöpfung zugrunde.

Nach dieser Besichtigung zogen wir uns auf unser tolles Zimmer zurück. So vorsintflutlich wie das Bett auch aussieht – bequem war es auf alle Fälle...




Wir ließen den Abend also im Zimmer ausklingen und mein Dosenbestand verringerte sich erneut...
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Schneewie

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #32 am: 30.09.2005, 14:06 Uhr »
Als wir im Mai im Zion waren, wollten wir auch in dieses Hotel. Sieht ja von außen richtig klasse aus und das Forum hier hat es auch "angepriesen".

Wir haben es dann aber aufgrund des Preises gelassen.  :cry:
Beim nächsten Mal sparen wir bei den anderen Motels  :wink:  und dann ab in diese Lodge.  :D
Gruß Gabriele

Stefan M.

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Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #33 am: 02.10.2005, 19:08 Uhr »
So, nach ein paar Tagen Pause (Motorradtrip nach Italien) gehts heute weiter....

13.10.2004 Zion NP – Bryce Canyon – Torrey

Nur ungern verließen wir am heutigen Morgen unsere Lodge – zu gut hatte es uns dort gefallen. Aber ein weiterer Tag am Zion NP hätte meinen Zeitplan komplett durcheinander gebracht, und es hab ja schließlich auch noch andere Parks zu besichtigen.

Wir machten uns also auf den Weg in Richtung des Bryce Canyon, der auch unser heutiges Hauptziel darstellte. Vor Erreichen des Bryce Canyon durchfuhren wir aber noch den sog. „Red Canyon“, eine Art kleiner Ableger des Bryce. Die tiefroten Felsen des Red Canyon gaben uns dann schon einen kleinen Vorgeschmack, was uns heute erwarten würde.



Nach etwa 2 Stunden Gesamtfahrzeit erreichten wir dann den Nationalpark und konnten erneut unseren National Parks Pass zum Einsatz bringen - wie üblich gab es auch hier wieder umfangreiches Karten- und Informationsmaterial.



Das Wetter war für eine Besichtigung des Parks optimal, es war sonnig und nicht zu warm. Schon nach kurzer Zeit hielten wir beim ersten Viewpoint und genossen die schier unglaubliche Aussicht auf die sog. Hoodoos des „Bryce Amphitheaters“. Diese Gebilde aus rotem Sandstein kommen so nur im Bryce Canyon vor.



Ich konnte mich daran gar nicht satt sehen und wir beschlossen, eine kurze Wanderung nach unten zum Fuß der Hoodoos zu machen. Wir gingen also los und fanden uns schon bald auf einem engen, serpentinenförmig nach unten führenden Wanderweg wieder.



Unten angekommen kamen wir dann aus dem Staunen gar nicht mehr heraus – von diesem Blickwinkel aus sahen die Gesteinsformationen noch beeindruckender aus als von oben. Außerdem variierte die Farbe der Hoodoos mit unterschiedlichem Lichteinfall von tiefrot bis hin zu hellbraun.




Wir gingen den Wanderweg weiter und trafen auf einen Punkt, an dem die Hoodoos ganz eng aneinander stehend eine Art Klamm bildeten und beiderseits des Weges senkrecht nach oben ragten.




Mit einem kurzen Blick in das erhaltene Kartenmaterial überprüfte ich, wohin der durch diese Klamm führende Weg wohl führt und stellte fest, dass wir uns noch am Anfang eines längeren Trails befanden, der sich über etliche Meilen hinzog und an einem anderen Aussichtspunkt endet. Da wir weder die Zeit für so eine lange Wanderung noch jemanden hatten, der unser Auto nachgefahren hätte, kehrten wir um und setzten die Fahrt mit dem Auto fort. Überflüssig zu erwähnen, dass uns der Aufstieg zum „Rim“ ungleich schwerer fiel als der vorangegangene Abstieg...

Wir hielten im weiteren Verlauf an jedem Viewpoint und sahen uns den Canyon aus den verschiedensten Blickwinkeln an. Allein um das „Amphitheater“ gibt es vier eigene Punkte; und die verschiedenen Aussichtspunkte haben selbstredend alle klangvolle Namen wie „Sunrise Point“, „Inspiration Point“ oder „Rainbow Point“. Etwas später gelangten wir zu einem Punkt, von dem man aus fast den gesamten Bryce Canyon überblicken kann – ein unvergesslicher Anblick. An diesem Punkt erklärte auch eine Park Ranger(in) die Entstehungsgeschichte und die geologischen Vorraussetzungen für das Entstehen der „Hoodoos“.



An einem weiteren Viewpoint war dann eine „Natural Bridge“ zu sehen – die aber eigentlich ein Arch ist, weil sie ohne den Einfluß eines fließenden Gewässers entstanden ist. Mit 38 Metern Spannweite hat sie/er durchaus imposante Maße – vor allem, wenn man wie wir zu diesem Zeitpunkt, die viel größeren Exemplare im Arches NP noch nicht gesehen hat...



Am Spätnachmittag verließen wir dann den Bryce Canyon – schließlich hatten wir noch ein gutes Stück Fahrerei vor uns. Ich wollte es am heutigen Tage auf alle Fälle noch in die Gegend um Torrey schaffen, um tags darauf keine recht langen Anfahrtswege zu haben, und das bedeutete noch etwa drei Stunden Fahrzeit. Unterwegs durchfuhr man die verschiedenartigsten Landschaften, und u. a. traf ich dann auf ein wundervolles Panorama in der Abendsonne, das ich Euch nicht vorenthalten will...



Da ich auch heute kein festes Hotel vorgebucht hatte, fuhr ich also in den winzigen Ort Torrey hinein. Am Ortseingang war mir zwar gleich ein „Days Inn“ aufgefallen, das ich aber vorerst links liegen ließ; schließlich sind diese Motels eh nahezu überall gleich, und in diesem urigen Örtchen wollte ich etwas „authentischeres“ haben. Kurz darauf fand ich dann exakt das, was ich gesucht hatte: „Austin’s Chuckwagon Motel“, nebst daneben liegendem General Store. Das familienbetrieben Motel hatte zwar keine Zimmer mehr im neueren Gebäude frei, dafür aber noch eins in dem viel älteren Teil – offensichtlich noch vom Anfang des vorigen Jahrhunderts stammend, dafür aber noch wesentlich preiswerter als die „normalen“ Zimmer. Mir gefiel das Motel auf Anhieb und wir nahmen das Zimmer im alten Gebäude. Dieses war zwar einfachst eingerichtet, aber sauber und verfügte über die übliche Ausstattung, incl. Fernsehgerät. Da jedoch alles aus Holz war, kam richtige Westernstimmung bei uns auf und wir waren froh, nicht das Days Inn gebucht zu haben. Der kauzige Mann im Motelbüro – offensichtlich auch Inhaber des kleinen Komplexes – war sehr nett und gab uns noch einige Restaurantempfehlungen für das Abendessen – diese hielten sich natürlich in Anbetracht der äußerst übersichtlichen Größe von Torrey in Grenzen. Gleichwohl genossen wir dann noch ein sehr gutes Dinner, wenn auch der gesalzene Preis dafür gar nicht so recht zur Beschaulichkeit des Ortes passen wollte.
Offensichtlich zieht man hier Nutzen aus dem bereits erwähnten recht beschränkten Angebot. Wir ließen den Tag auch heute wieder auf unserem Zimmer ausklingen – was hätten wir auch sonst tun können...???
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snoopy67

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #34 am: 02.10.2005, 20:34 Uhr »
Hi Stefan,

muss mich heute auch mal als "Mitfahrerin" outen. Toller Bericht und super schöne Bilder. :applaus:

Da werden auch bei uns (GBPacker und mir) die Erinnerungen von unserem Roundtrip durch den Südwesten 1997 wach. :D

Damals sind wir auch durch den Bryce Canyon gewandert. Wir fanden, dass man so die Schönheit diese NP noch besser erfassen kann! :daumen:

Wir freuen uns noch auf viele schöne Reisetage!

Michaela

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #35 am: 02.10.2005, 22:15 Uhr »
14.10.2004 Torrey – Goblin Valley – Dead Horse Point SP – Arches NP

Der heutige Tag sollte es in sich haben – gleich mehrere kleine Naturparks waren unser Ziel. Nachdem wir aus der gemütlichen Chuckwagon Lodge ausgecheckt hatten, fuhren wir weiter auf dem kleinen Highway 24 in Richtung Norden. Vor Fahrtantritt deckten wir uns bei Subway in Torrey noch mit einem Footlong Sub ein, der zusammen mit einigen Diet Cokes das Frühstück ersetzte – auch in dieser Hinsicht wurden wir immer „amerikanischer“...

Wir durchquerten mit dem Auto kurz später den Capitol Reef NP, ohne hier aber zu wandern oder etwas zu besichtigen – leider reichte unser Zeitplan nicht aus, um alle Nationalparks zu besuchen.

So bogen wir einige Zeit später von der Hauptstraße nach links in eine kleine Nebenstraße ein, um etliche Meilen später das erste Highlight des heutigen Tages zu erreichen:



Am Eingang zu dem State Park, in dem der National Parks Pass keine Gültigkeit hat, fand ich ein kleines Ranger-Häuschen, das jedoch verwaist war. Auf einem Schild war die Anweisung zu lesen, in Abwesenheit eines Rangers das Eintrittsgeld von $5 pro Auto in eins der dort befindlichen Kuverts zu stecken, Name und Kfz-Kennzeichen darauf zu notieren und in eine Box einzuwerfen. Etwas erstaunt über so viel Vertrauen zu den State-Park-Besuchern (es war ja auch keine Schranke o. ä. vorhanden, die potentielle Nicht-Zahler von der Einfahrt in den kleinen Park abgehalten hätte) entrichtete ich also meinen Obolus, trug die erforderlichen Daten auf dem Kuvert ein und warf letzteres in die bereitgestellte Box, nicht ohne vorher den Bestätigungscoupon mit aufgedruckter Kuvert-Seriennummer abgetrennt und aufs Armaturenbrett gelegt zu haben. So fuhr ich also die paar Meter weiter zu dem kleinen Parkplatz und stellte dort unseren GrandAm ab. Hier muss den „Mitfahrern“, die besagten State Park noch nicht besucht haben, vielleicht gesagt werden, dass es sich bei Goblin Valley um einen winzigen Park handelt, der insgesamt vielleicht einen halben Quadratkilometer groß ist (gut drei Acres). Es gibt keine Wanderwege, man schlendert einfach inmitten des Parks hindurch, wie man gerade will.

Hier bot sich uns dann ein grotesker Anblick: Viele kleine, pilzartige Gebilde, die mit einiger Phantasie als Zwerge, Kobolde oder Gnome angesehen werden können – das gab dem Park schließlich auch seinen Namen.



Claudia und ich fotografierten uns gegenseitig inmitten der eigenartigen Felsen – dabei entstanden kuriose Aufnahmen. Für Euch die Gelegenheit, endlich den von mir in Las Vegas erstandenen Cowboyhut zu bewundern...




Bei einigen Gebilden muss die Phantasie gar nicht so groß sein, um in diesen ein Gesicht zu erkennen ...



Wir wanderten etwa eine Stunde im Park umher, bevor wir wieder zum Parkplatz gingen. Außer uns standen dort nur zwei weitere Pkws, als plötzlich ein Fahrzeug der Parkverwaltung mit einem Park Ranger auftauchte. Jetzt zahlte sich meine Ehrlichkeit am Parkeingang aus – er überprüfte nämlich jeden Wagen, ob dort ein Coupon eines Kuverts hinterlegt war, und notierte die Nummer sowie das zugehörige Kfz-Kennzeichen. Logisch, dass diese anschließend am Parkeingang mit den eingeworfenen Kuverts und deren Inhalt verglichen wurden...

Wir fuhren die paar Meilen zurück zum Highway 24 und setzten unsere Fahrt weiter Richtung Norden fort. Dieser mündete in den Highway 70, in den wir nach rechts einbogen. Kurze Zeit später bogen wir erneut rechts ab, auf den Highway 191. Dort lag nämlich unser nächstes Ziel, ebenfalls wieder ein kleiner State Park:



Dieser kleine Park besteht aus einem einzigen Aussichtspunkt auf der Spitze einer Klippe, von der man einen gigantischen Ausblick auf das Tal des Colorado River hat. Der Name des Parks rührt von dem Zweck her, den diese Stelle früher einmal erfüllen musste: Hier wurden nämlich Mustangs eingefangen und eingesperrt, indem man sie auf die Klippe trieb, den engen, flaschenartigen Zugang zur Klippe versperrte und die Wildpferde dort oben erst einmal tagelang dursten ließ, um sie gefügig und zahm zu machen. Einmal ist dabei wohl vergessen worden, die überschüssigen Mustangs wieder raus zu lassen und diese verendeten dann – dies brachte dem Park seine Bezeichnung ein.



Ein wenig erinnert der State Park, für den $7 zu berappen waren, an den Grand Canyon – nur etwas kleiner halt.



Natürlich durfte auch hier das obligatorische Erinnerungsfoto nicht fehlen...



Wir hielten uns am Dead Horse nicht lange auf – sondern fuhren das kurze Stück rüber zum eigentlichen Hauptziel des heutigen Tages:



Es war mittlerweile Nachmittag und die Sonne brannte ziemlich heiß. Wir fuhren an den ersten Sehenswürdigkeiten - Three Gossips, The Organ und Petrified Dunes - vorbei, nicht ohne dort ausgiebig zu fotografieren. Den ersten Halt machten wir dann am Balanced Rock – schier unglaublich, was Mutter Natur so alles hervorbringen kann...



An der „Parade of the Elephants“ vorbei fuhren wir bis hin zu dem Trailhead, der zu den „Windows“ führte und wir wanderten den kurzen Weg zu den Bögen hin – zum ersten mal die Arches hautnah zu erleben, war für mich ein wunderbares Erlebnis...




Übrigens: Der kleine helle Punkt unter dem Arch ist Claudia...

Weiter führte uns der Weg zum wohl bekanntesten Bogen: Dem Delicate Arch. Da die Zeit schon fortgeschritten und es immerhin auch schon der dritte Park des heutigen Tages war, erwanderten wir nur den kurzen Weg zum Delicate Arch Viewpoint, von wo aus man einen schönen Ausblick auf den gleichnamigen Bogen hat – trotz des relativ kurzen Weges war Claudia sichtlich gezeichnet. Tolle Fotoaufnahmen entschädigten aber für den kurzen Aufstieg...



Obwohl es schon langsam dämmerte, hatten wir noch nicht genug vom Park. Wir gingen noch den kurzen Weg zum Sand Dune Arch und den etwas längeren zum Broken Arch hin. Ich war so begeistert von dem Park, dass ich am liebsten auch den Rest gleich jetzt noch besichtigt hätte – die hereinbrechende Dunkelheit machte uns aber einen Strich durch die Rechnung.



Wir fuhren also den ganzen Weg zurück zum Parkeingang und von dort ins nahe gelegene Moab, wo wir übernachten wollten. Auf Anhieb bekamen wir im Days Inn ein schönes, geräumiges und preisgünstiges Zimmer – dieser lokale Ableger der bekannten Motelkette kann übrigens ohne Einschränkung empfohlen werden.

Die diversen Wanderungen des Tages hatten natürlich großen Hunger in uns geweckt. Fündig wurden wir diesbezüglich im nahegelegenen „Eddie McStiffs“ Brewpub. Hierbei handelt es sich um eine der in den USA immer beliebteren Microbreweries, also einer kleinen Hausbrauerei mit Restaurant. Beim Studium der Angebote stellte ich voller Überraschung fest, dass unter den etwa 10 hauseigenen Biersorten sogar ein Weißbier war, welches ich natürlich sofort in Pitcher-Größe probieren musste. Positiv überrascht von der Qualität des Gebräus sah ich voller Erwartung dem von uns georderten Essen entgegen: Und auch hier absolute Zufriedenheit auf unserer Seite, sowohl Qualität als auch Quantität waren überragend.

Dieses hohe Niveau schlug sich übrigens keineswegs auf die Preise nieder – diese waren erstaunlich niedrig. Ergo: Wenn ihr mal in Moab seid, schaut ruhig mal bei Eddie McStiffs rein – ich hoffe, so viel Schleichwerbung ist seitens der Admins erlaubt (ich bekomm auch kein Geld dafür...)

http://www.eddiemcstiffs.com/

Nach ein paar weiteren Drinks an der Bar nebst interessanten Gesprächen mit dem Barkeeper zogen gingen wir dann zum Hotel zurück – wir wollten schließlich tags darauf den Rest des Arches NP besichtigen, und das sollte unseren Zeitplan nicht zu sehr aus den Fugen reißen. So hieß es also: Ab ins Bett - früh aufstehen war angesagt!
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #36 am: 05.10.2005, 21:02 Uhr »
15.10.2004 Arches NP – Natural Bridges NM – Goosenecks SP – Monument Valley

Wie tags zuvor schon beschlossen krochen wir heute früh aus den Federn. Das nochmalige Fahren in den Arches NP hatte ich nämlich bei meiner Streckenführung nicht eingeplant, und für den heutigen Tag stand ohnehin schon eine umfangreiche Besichtigungstour auf dem Programm. Hier zeigte sich zum ersten mal, dass es für mich die erste selbstgeplante Rundreise war und ich damit noch nicht so große Erfahrung hatte – ein zusätzlicher Tag in den Nationalparks hätte das ganze Programm entzerrt...

So frühstückten wir also noch im Days Inn – gemessen an dem üblichen Donut/dünner-Kaffee-Standardfrühstück der Motels war es sogar ziemlich gut und die Auswahl ansprechend – nebenbei las ich noch ein wenig Zeitung (man will ja schließlich wissen, was in der Welt sonst noch so vor sich geht).

Gegen 08.00 Uhr starteten wir dann in den Arches NP und fuhren gleich durch bis zu dem Punkt, an dem wir tags zuvor unsere Tour beendet hatten. Wir wanderten ein kleines Stückchen und erreichten einen weiteren imposanten Bogen: Skyline Arch



Dieser Arch war bis Mitte des 19. Jahrhunderts viel kleiner, ehe 1940 ein weiteres großes Stück herausbrach und den Bogen so deutlich vergrößerte. Die massiven Gesteinsbrocken, die damals herunterfielen, sind wirklich beeindruckend...



Anschließend fuhren wir weiter zum Trailhead des „Devil’s Garden“.
 


Wir wanderten also los und erreichten nach kurzer Zeit Tunnel Arch und Pine Tree Arch. Ein Stück weiter trafen wir dann auf den meiner Meinung nach schönsten und filigransten Bogen: Landscape Arch



Auch aus ihm ist vor gar nicht allzu langer Zeit, am 1. September 1991, ein Stück herausgebrochen (erkennbar an der etwas helleren, dünnen Stelle halbrechts), und das auch noch zu einer Zeit, als Touristen darunter standen. Diese vernahmen kurz bevor das Gestein herabstürzte ein Knacken und rannten logischerweise um ihr Leben – wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Ein Schweizer Tourist hielt „den Moment“ sogar noch mit einer Videokamera fest – der Mann muss Nerven haben...

Nach etlichen Fotos wanderten wir weiter und erreichten schließlich eine Stelle, an der das Wandern in Klettern überging – Claudia zog es vor, hier zu warten, weniger wegen der Kletterei als vielmehr wegen des suboptimalen Schuhwerks... Ich ging also allein weiter und wanderte noch das kurze Stück bis zum Wall Arch – ebenfalls ein recht schönes Exemplar. Am Bogen selbst war außer mir nur ein einziger weiterer Tourist, der ausgiebig Fotos schoss. Irgenwann drehte er sich zu mir herüber und meinte: „Amazing, isn’t it?“ – Ich hätte nun selbstverständlich auf Englisch antworten können, habe aber den „Braten“ in Form des deutlich vernehmbaren ostdeutschen Akzents schon gerochen und deshalb nur geantwortet: „Allerdings...!“. Nach einem kurzen Moment des Erstaunens meinte mein Gegenüber aus Thüringen dann lapidar: „Na, dann können wir uns ja gleich auf Deutsch unterhalten!“ und wir lachten beide laut los.



Wir schossen dann noch gegenseitig Erinnerungsfotos und nach einiger Zeit beschloss ich, zur wartenden Claudia zurück und zum Auto zu gehen – unser Zeitplan erlaubte leider nicht mehr die komplette Erkundung des Devil’s Garden.

Der Arches NP sollte uns beiden, vor allem mir, später auch als der schönste Nationalpark in Erinnerung bleiben. Sollte mich eine meiner Reisen nochmal in die Gegend um Moab führen, werde ich den Park sicherlich noch ausgiebiger erwandern. So fuhren wir aber aus dem Park und erreichten nach einiger Fahrzeit unser nächstes Ziel:



Dieser recht kleine Naturpark besteht hauptsächlich aus drei „natürlichen Brücken“ – im Unterschied zu den Arches ist die Ursache für dieses Phänomen nämlich nicht natürliche Erosion durch Regen und Wind, sondern ein darunter hindurchlaufendes fließendes Gewässer.

Gleich an der ersten „Brücke“ kletterten wir einen kleinen Wanderweg halb nach unten, um dort bessere Fotos schießen zu können.



Dass es sich hierbei nicht um einen komfortabel ausgebauten Wanderweg handelte, wird vielleicht daran deutlich, dass dort auch mehrere Leitern zur Bewältigung von steileren Passagen aufgestellt sind.



Man könnte über den Trail auch bis ganz nach unten unter die „Brücke“ wandern; Auf- und Abstieg würden aber mehrere Stunden in Anspruch nehmen, und... ihr wisst schon, es warteten noch mehrere Ziele...

So beließen wir es bei den anderen beiden Natural Bridges bei Fotos von den Viewpoints aus und verließen das National Monument wieder. Es war schon Nachmittag geworden und wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein den Highway 261 nach Süden. Doch was war das? Plötzlich tauchte vor uns ein Abgrund auf – wir befanden uns auf einer Art Tafelberg, und dieser fiel steil ab nach unten. Ich begann schon innerlich auf den Rand McNally RoadAtlas zu schimpfen (dieser hatte hier schließlich eine durchgehende Straße eingezeichnet), als ich feststellte, dass tatsächlich eine winzige Schotterstraße in engen Serpentinen nach unten führte. Unten ging die Straße dann weiter – von oben sah diese allerdings aus, als hätte man einen gigantischen Meterstab in die Landschaft gelegt...



Kurz vor Befahren der Schotterstraße fiel mir plötzlich ein, dass im Mietvertrag des Leihwagens von Hertz irgendwas von einem Verbot zum Befahren unbefestigter Straßen stand – um kurz darauf zu beschließen, dass ich das ja mittlerweile schon vergessen hatte...

Wir fuhren also über die Schotterstraße nach unten und amüsierten uns köstlich über die strikten Geschwindigkeitsbeschränkungen auf dieser Straße – als ob man dort überhaupt schneller fahren hätte können, und selbst wenn: Welcher Cop würde hier schon eine Radarmessung durchführen...?

Kurz darauf erreichten wir den Goosenecks SP. Nomen est omen – die Windungen des San Juan River sehen hier tatsächlich aus wie ein Gänsehals. Fotografieren vom einzigen Aussichtspunkt dieses winzigen State Parks war allerdings durch die tiefstehende Sonne des Spätnachmittags nicht einfach... Trotzdem bot sich ein beeindruckendes Bild – wie viele Jahrtausende muss sich der Fluss hier wohl schon so eingraben...?



Weiter ging’s. Kurz vor der Ortschaft Mexican Hat trafen wir dann auf den Felsen, der offensichtlich dem Ort den Namen gegeben hat – Mexican Hat Rock. Kaum zu glauben, dass die Natur diesen Felsen so geschaffen hat, und ein Wunder, dass der "Hut" nicht irgendwann runter fällt...!



Wir hielten uns aber nicht lang auf – schließlich wollten wir unser heutiges Hauptziel noch bei Tageslicht erreichen: Monument Valley!

Schon beim Zufahren auf dieses weltbekannte Tal schoss ich natürlich die ersten Fotos....



Am Parkeingang entrichtete ich dann meinen Obolus – schließlich befindet sich ja Monument Valley auf Indianergebiet, somit hat der National Parks Pass keine Gültigkeit – und lehnte ein Angebot, von den Indianern mittels Pick-Up-Truck durchs Tal gefahren zu werden, dankend ab.



Warum sollte ich dieses nicht gerade günstige Angebot auch annehmen; schließlich hatte ich mich im Verlauf des heutigen Tages schon einmal von der Geländegängigkeit des GrandAm überzeugt... ja, ja, ich weiß... Fa. Hertz wird’s verkraften... :whistle:

Gleich nach dem Parkeingang befinden sich die berühmtesten der „Buttes“, wie diese Gebilde genannt werden: East und West Mitten Butte sowie Merrick Butte




Endlich standen wir vor diesen Felsen, die wir schon zig mal im Fernsehen in diversen Western gesehen hatten! :dance:

Weiter ging die Fahrt an den verschiedenartigsten Felsformationen weiter. Diese tragen, wie in den USA üblich, natürlich phantasievolle Namen, wie Elephant Butte, Camel Butte oder Totem Pole. Wieviel "Feuerwasser" im Spiel sein muss, bis ein Indianer dieses Gebilde als Kamel betrachtet, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis... :kratz:



Etwa eine Stunde fuhren wir so im Valley umher, bis wir alles gesehen hatten. An einer Art Aussichtspunkt erklärte gerade ein Indianer, offensichtlich Führer einer der vorher erwähnten Touren, den Touristen die verschiedenen Felsen des Tals. Einen der Touristen konnte ich zu einem Erinnerungsfoto überreden...



Wir fuhren wieder Richtung Eingang des Tals und hielten noch einmal bei den drei berühmten Buttes. Jetzt zahlte es sich aus, dass wir am Nachmittag „auf die Tube“ gedrückt hatten: Wir erwischten jetzt nämlich das wundervolle Licht der Abenddämmerung, um die Buttes noch einmal zu fotografieren.




Wir verweilten noch bis fast zur Dunkelheit dort und genossen den atemberaubenden Anblick. Fast wäre es schon zu spät geworden, denn die Einfahrt zum Park war schon zugesperrt und weit und breit kein Indianer in Sicht... Abhilfe brachte aber ein kleines Schildchen, das einem den Weg zu einem kleinen Nebenausgang wies.

Wir fuhren dann weiter durchs nächtliche Arizona und wollten uns in Kayenta eine Bleibe suchen – das Vorbuchen der im Tal befindlichen Gouldings Lodge hatte ich wegen der doch recht hohen Preise bleiben gelassen. Leider war trotz intensivster Suche in Kayenta kein Zimmer mehr aufzutreiben, so dass uns nichts übrig blieb, nach einem kurzen Abendessen bei BurgerKing weiterzufahren. Kurz darauf entdeckten wir aber, etwa 10 Meilen hinter Kayenta, eine kleine Trading Post am Rand des Highway, an die auch ein Motel angeschlossen war. Das „Anasazi Inn“ bestand zwar eher aus einem von außen alles andere als schönen Containerdorf, aber letztlich waren wir froh, noch eine Unterkunft gefunden zu haben. Beim Betreten unseres „Zimmers“ (Containers?) waren wir dann allerdings positiv überrascht – die Ausstattung umfasste eine komplette kleine Küche, einen großen Kühlschrank und ein großes, komfortables Bett. Hätte man so von außen gar nicht vermutet...

Hundemüde fielen wir nach einer Dusche auch recht schnell ins Bett; und ein weiterer ereignisreicher Tag lag hinter uns.   8)
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sonny

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #37 am: 05.10.2005, 22:15 Uhr »
Hallo Stefan,

ich lese deinen Reisebericht begeistert mit.....
Da kommen Erinnerungen von 1998 hoch, da war ich nämlich auch in dieser Gegend, auch die Bilder sind toll !!!!

Die letzten zwei Tage deines Bericht waren ja ziemlich vollgepackt, aber kommt eben nicht jede Woche in diese Gegend  :wink:

Übrigens, 1998 haben wir in Kayenta auch kein Zimmer mehr bekommen und nun rate mal, wo wir im Enddefekt abgestiegen sind... richtig .... im Anasazi Inn...  !!! 8)

Die Schotterstraße die du so schön beschrieben hast, war der Moki Duckway !!!!

So long

Sonny
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #38 am: 06.10.2005, 18:43 Uhr »
16.10.2004 Kayenta – Page – Grand Canyon – Williams

Nach einer recht erholsamen Nacht in unserem Wohncontainer checkte ich bei der indianischen jungen Dame an der Rezeption aus und wir fuhren weiter in Richtung Westen. Kurze Zeit später bogen wir rechts ab in Richtung des Navajo National Monument. An diesem Ort ist ein im Original erhaltenes Pueblo der Navajo erhalten. In einem Visitors Center erfährt man einiges über die frühen Indianer-Kulturen und den Bau der Pueblos im Allgmeinen. Es gäbe auch Führungen in den Pueblos selbst, aber die Wartezeit hierfür war uns zu lang.



Wir beließen es deshalb bei ein paar Fotos von einem Viewpoint aus und setzten unsere Fahrt in Richtung Page fort. In Page gab es dann erst einmal ein ausgiebiges „Frühstück“ bei KFC; übrigens das erste und letzte mal dass ich diese Kette auf unserer Reise austestete. Die Hähnchenteile trieften nämlich geradezu vor Fett und ich war zudem der Überzeugung, dass in der Friteuse der Küche ein Ölwechsel längst überfällig ist...

Nach dieser etwas unschönen Erfahrung machten wir uns daran, den nahegelegenen Glen Canyon Staudamm zu besichtigen. Vor der Reise hatte ich den Tipp erhalten, diesen dem Hoover Dam vorzuziehen, da er besser einzusehen und nahezu genauso groß ist. Wir fuhren also über die Brücke vor dem Damm zum



Dort informierten wir uns über die technischen Daten des Damms und sahen ein Video über den Bau. Wir erhielten auch interessante Informationen über die Stromerzeugung und den Wasserhaushalt in der Region. Anschließend gingen wir zu Fuß zurück zur Brücke und gingen auf dieser bis hin zur Mitte, von wo aus man den Damm am besten sehen kann.





Nach den fälligen Fotos gingen wir auf die Rückseite des Damms und sahen hier die Auswirkungen der von den Führern im Visitors Center beschriebenen Wasserknappheit, die seit Jahrzehnten vorherrscht. Die hellen Streifen am Fels stellen die frühere Wasserhöhe des zum Lake Powell aufgestauten Colorado River dar, die aber schon ewig nicht mehr erreicht wurde.



Wir fuhren nun weiter zum eigentlichen Tagesziel: Dem South Rim des Grand Canyon. Nach einigen Stunden Fahrzeit erreichten wir ihn dann, den



Eines fiel uns sofort auf: Im Gegensatz zu den anderen Nationalparks, die wir schon besichtigt hatten, strömten hier wahre Menschenmassen umher. Und das überraschende war: Fast alle Touristen waren aus deutschsprachigen Ländern. Hierbei handelte es sich wohl in der Mehrzahl um Besucher von Las Vegas, die einen Abstecher machen oder aber Teilnehmer an einer Rundreise. Jedenfalls musste man an den Viewpoints regelrecht anstehen, um ein Foto machen zu können. Wie muss es hier wohl erst in der Hauptreisezeit zugehen? Das Warten lohnte sich aber – der Ausblick auf das wohl „größte Loch der Welt“ ist schier unglaublich...



Wir fuhren am South Rim entlang und betrachteten den Canyon von den verschiedenen Viewpoints aus. Egal von wo man auch hinsieht – der Canyon ist wirklich gigantisch. Natürlich durften auch die üblichen Erinnerungsfotos nicht fehlen...




Wir fuhren dann nach Tusayan, wo wir mit Papillon Helicopters einen Rundflug über den Canyon unternehmen wollten. Leider wurde daraus nichts – alle Flüge waren restlos ausgebucht und auch die Wartelisten waren ewig lang. Ich ärgerte mich maßlos über mich selbst, dass ich nicht vorgebucht hatte – dabei fiel mir ein, dass wir ja nur deshalb an einem Wochenende am Grand Canyon waren, weil ich kurz vor Reiseantritt die Route noch etwas geändert hatte – natürlich hatte ich diesen Umstand nicht mehr beachtet... Der Rundflug wird übrigens demnächst nachgeholt – mit Vorbuchung, versteht sich!

So fuhren wir von Tusayan zurück zum South Rim, wo mittlerweile die Dämmerung begann. Nach einem kleinen Spaziergang suchten wir uns eine schöne exponierte Stelle, von wo aus man den Canyon in der Abendsonne fotografieren kann. Leider machte Petrus uns und den Dutzenden anderen wartenden Touristen einen Strich durch die Rechnung: Ein Wolkenband schob sich vor die Sonne und so wurde es erst mal nichts mit den begehrten Fotos. Kurz vor Sonnenuntergang hatte er aber dann wohl doch noch ein Einsehen und es tat sich eine Lücke in den Wolken auf.... SHOWTIME!!!



Obwohl jetzt natürlich nur noch die Spitzen des Canyons beleuchtet wurden, war es trotzdem ein unvergesslicher Anblick. Ein weiterer schöner Tag ging zu Ende, und beim Anblick der untergehenden Sonne wurde ich unweigerlich an die legendären Fotos aus Blacky Fuchsbergers „Auf los geht’s los“ erinnert...



Nach Einbruch der Dunkelheit sahen wir uns in Tusayan den IMAX-Film über den Grand Canyon an - quasi als Entschädigung für den entgangenen Rundflug. Ein wirklich sehenswerter Film. Nach dessen Ende fuhren wir noch etwa eine Stunde in Richtung Süden bis zur Route 66 und suchten uns in Williams/AZ ein günstiges und gutes Motel6 - so entgingen wir den recht gesalzenen Zimmerpreisen in Tusayan. In einer nahegelegenen Sportsbar ließen wir den Abend ausklingen. Ein echt authentisches Erlebnis, denn außer uns waren nur Einheimische in der Bar, etliche davon bereits nachhaltig alkoholisiert und deshalb recht redselig. Einer der Gäste erzählte mir, dass der Grand Canyon und der Tourismus die einzige große Einnahmequelle in der Gegend sind, weshalb viele auf George W. Bush wegen seiner Haltung zu Frankreich und Deutschland nicht allzu gut zu sprechen sind - stellen doch Touristen aus diesen Ländern einen hohen Anteil der Besucher in der Gegend.

Gegen 23.00 Uhr gingen wir zurück zu unserem Motel und schliefen zufrieden ein.
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Schneewie

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #39 am: 06.10.2005, 19:10 Uhr »
Dieses habt Ihr am Moki Dugway "überwunden".


Gruß Gabriele

Calamity Jane

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #40 am: 06.10.2005, 20:48 Uhr »
Hallo Stefan,

ich lese auch fleißig mit und finde Deinen Bericht einfach wunderbar :D!

Mußte kräftig über die Bier-Story schmunzeln... Früher (vor 9/11) haben wir nämlich zu unseren Freunden drüben immer ein 5 Liter Fäßchen Bier im Handgepäck mitgenommen  :prost:....heute käme man damit sicher nicht mehr durch die Kontrollen :roll:...

Also, weiter so, ich freu mich auf die Fortsetzung  :D !

Jane

Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #41 am: 06.10.2005, 21:43 Uhr »
Sag das nicht - in Philadelphia ist mal 2002 unmittelbar vor mir ein Schwarzer eingereist - "als Handgepäck" hatte er offen einen halben Kasten Paulaner dabei... Ich nehme an, dass Dosen und Flaschen zwar gesehen werden, aber das den Zoll nicht wirklich interessiert - schließlich handelt es sich meist um Eigenverbrauchsmengen, und wenn die da jeden kontrollieren und abkassieren würden, dann würden sie gar nicht mehr fertig werden...  :roll:
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #42 am: 06.10.2005, 23:02 Uhr »
17.10.2004 Williams – Route 66 – Joshua Tree NP – Palm Springs

Gleich nach dem Auschecken morgens fuhren wir in Richtung Westen los. Einige Meilen nach Williams zweigt von der I-40 die historische Route 66 ab, die wir natürlich auch nahmen. Ein ganzes Stück läuft neben der historischen Straße ein Schienenstrang her, auf dem dann auch ein Güterzug auftauchte. Da dieser nahezu genauso schnell fuhr wie wir, fuhren wir eine ganze Zeit nebeneinander her. Der sehr lange Zug wurde von gleich drei Lokomotiven gezogen....



Das ist übrigens scheinbar nicht mal so außergewöhnlich, kam uns doch etwas später ein noch längerer Zug entgegen, der von gleich fünf (!) Lokos gezogen wurde. Wir fuhren durch etliche kleinere Orte, in denen noch der alte Flair der Route 66 vorherrscht. Über den General Store in Hackberry hatte ich vor Reiseantritt schon einiges gelesen, deshalb machten wir hier halt. Der kleine Store ist wirklich sehenswert, man könnte ihn als eine Art Mischung aus Souvenirladen und Museum bezeichnen. An der Eingangstür hing ein unmissverständliches Schild, das ich unbedingt fotografieren musste...



Außerdem steht noch eine sehr gut erhaltene Chevy Corvette aus den 50er Jahren vor der Tür, die Claudia liebend gerne gegen unseren GrandAm eingetauscht hätte...



Wir kauften uns im Store noch ein US-Nummernschild mit dem „Route 66“-Schriftzug, das seither das Seitenfenster unseres BMW ziert, und setzten dann unsere Fahrt fort. In Kingman packte uns dann der Hunger und wir statteten unserer Lieblings-Restaurant-Kette „Denny’s“ erneut einen Besuch ab.

Gestärkt ging es weiter. Der heutige Tag war vor allem als „Fahrtag“ eingeplant, galt es doch, den langen Weg bis hinunter in die Gegend um Palm Springs zurückzulegen. So fuhren wir stundenlag durch recht ödes Gebiet, lediglich die Gegend am Lake Havasu gefiel uns ganz gut. Zwischendurch rief mich mein Freund aus Philadelphia am Handy an – er hatte ursprünglich geplant, uns die letzten Tage unserer Rundreise in San Francisco zu besuchen, was aber dann wegen Zeitmangels seinerseits nicht klappte.

Am Spätnachmittag trafen wir endlich in 29 Palms ein und fuhren nach erneutem Tankstopp gleich in den



Am Parkeingang gibt es ein Visitors Center, an dem wir wie üblich das so nützliche Karten- und Infomaterial erhielten.

Schon nach kurzer Zeit fielen uns die so bizarr anmutenden Joshua Trees ins Auge – kein Baum gleicht hier dem anderen und es gibt sie in allen erdenklichen Größen und Formen...



Der Bewuchs mit diesen Bäumen wurde immer dichter und kurz später fuhr man durch einen regelrechten „Joshua-Wald“...



Einige Zeit später trafen wir auf die zweite Hauptattraktion des Parks – die Jumbo Rocks. Kaum zu glauben, dass diese Felshaufen von der Natur so geschaffen wurden...



Na, wer hat den denn da drauf gelegt...?



Einer der Felsen sieht mit ein bißchen Phantasie tatsächlich aus wie ein Totenkopf und heißt demnach auch folgerichtig "Skull Rock"



An der Südseite des Parks trafen wir auf den „Keys View“, einem Aussichtspunkt, von dem man bei gutem Wetter einen tollen Überblick über Palm Springs und das Coachella Valley hat. Leider war das Wetter nicht so überragend, so dass ich kein wirklich brauchbares Foto zustande brachte. Eine interessante Information am Rande: Die Sicht wird auch bei gutem Wetter seit Jahrzehnten immer schlechter, weil der Smog des Molochs Los Angeles u. a. durch dieses Tal abzieht und so die Luft trübt.

Bei der Ausfahrt aus dem Nationalpark kam uns noch ein Coyote entgegen – für uns die erste Begegnung mit dieser Art Tiere. Völlig überrascht waren wir auch von der Tatsache, dass sich diese gelehrigen Tiere sogar ans Rechtsfahrgebot halten... :kratz:



Da die Dämmerung schon hereingebrochen war, fuhren wir den „29 Palms Highway“ weiter in Richtung Palm Springs, wo wir abends noch weggehen und dann übernachten wollten. Auf Anhieb fand ich auch auf den „Palm Canyon Drive“, der Hauptstraße durch Palm Springs. Schon beim Durchfahren dieser Prachtstraße kamen mir starke Zweifel, ob wir hier zentrumsnah eine Unterkunft finden würden, die in unseren Reiseetat passen würde.

Doch wieder wurden wir überrascht: Direkt am Ende des Hauptteils des Palm Canyon Drive stießen wir auf ein sehr schön angelegtes Motel 6, wo wir auch prompt nach den Übernachtungspreisen fragten. Ich erwartete eigentlich, dass sich auch die Motelkette an das gehobene Preisniveau von Palm Springs angepasst hätte – und sah mich getäuscht. Der Preis war mehr als günstig, das Zimmer nagelneu eingerichtet und sauber und der logischerweise darauf folgende Checkin erfolgte in biturboschneller Geschwindigkeit: Nach etwa 45 Sekunden war das Formular ausgefüllt und unterschrieben, die Kreditkarte durch den Schlitz gezogen und wir hielten die Zimmerschlüssel in der Hand. Das nenne ich Service!!!  :daumen:

Wir machten uns frisch und gingen den Palm Canyon Drive hinunter. Dort fanden wir ein erstklassiges mexikanisches Restaurant, in dem wir stilvoll „dinierten“. :essen:

Danach verfolgten wir noch ein bisschen US-Sport in einer Sportsbar mit Livemusik (zur Erinnerung: Die USA lagen zu der Zeit im Baseball-Fieber, Red Socks gegen Yankees) und gingen dann zurück ins Hotel.
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #43 am: 07.10.2005, 13:19 Uhr »
18.10.2004 Palm Springs – San Diego

Der (noch sonnige) Morgen in Palm Springs lud uns dazu ein, unser Frühstück im Freien zu uns zu nehmen und so schlenderten wir noch einmal bei Tageslicht den Palm Canyon Drive in Richtung Zentrum. An einer größeren Starbucks-Filiale, an der es auch Tische und Stühle im Freien gab, kauften wir uns je einen großen Kaffee und einen Muffin, und verzehrten beides genüsslich in der Morgensonne. Hier fiel mir auf, dass der Palm Canyon Drive so ein bisschen mit „Sehen und gesehen werden“ zu tun hat – der Flanierverkehr mit den diversen Nobelkarossen erinnerte mich stark an die Leopoldstraße in München oder den Ku’damm in Berlin.

Beim Zurückgehen ins Motel fiel mir ein Store mit den verschiedensten Tonträgern auf, und aus Neugier stöberten wir ein wenig darin. Prompt wurde ich fündig: Eine Vier-CD-Sammlung mit Country-Musik für nur $10, und fortan sollte das also unser musikalischer Begleiter im Pontiac sein.

Wir fuhren also nach dem Auschecken los in Richtung Cathedral City und bogen später nach rechts auf den Highway 74 ab, der in die Berge führte. Zuvor konnten wir uns aber noch von der Schönheit der Prachtstraßen hier überzeugen.



Kaum fuhren wir in die Berge hinauf, wurde das Wetter merklich schlechter und es begann zu regnen. Da fiel mir ein, dass ich tags zuvor im TV mitbekommen hatte, dass vom Pazifik eine Schlechtwetterfront hereinziehen soll, und das waren wohl die ersten Ausläufer. Ohne größere Probleme gerieten wir aber dann auf die I-15 nach San Diego hinein und fanden nach kurzer Suche auch unser Hotel, das Pacific Inn Hotel & Suites. Hier kann gesagt werden, dass der Name zwar einiges versprach, das Hotel selbst aber gerade mal durchschnittliche Motel-Qualität aufwies. Die Lage war aber ganz gut und im Hotel aufhalten wollten wir uns sowieso nicht lange.

Nach dem Einchecken wanderten wir bei ziemlich schlechtem Wetter los in Richtung Zentrum. Gleich in der Nähe unseres Hotels lag die „Star of India“ vor Anker, ein altes Segelschiff.



Etwas weiter südlich trafen wir auf den Teil des Hafens, in dem etliche Kreuzfahrtschiffe anlegen und den Touristen eine Stadtbesichtigung ermöglichen. Später erfuhr ich, dass diese Kreuzfahrten an der Pazifik-Küste entlang bei den Amerikanern sehr beliebt sind.



Außerdem gibt es am Hafen etliche schön anzusehende Hochhäuser zu sehen, wie hier z. B. Harbor Club 1 und 2.



Wir gingen weiter in Richtung „Gaslamp Quarter“, dem historischen Stadtkern von San Diego. Da das Wetter immer noch ziemlich schlecht war, bummelten wir ein wenig in der „Horton Plaza“, das zentral gelegene Einkaufszentrum in der Stadt. Hier ließ ich auch zum zweiten mal meine Fotos auf CD brennen, nachdem meine Speicherkarten schon wieder voll waren... Auf dem Bild unten ist der Platz vor dem Einkaufszentrum zu sehen.



Da das Wetter partout nicht besser wurde, suchten wir uns eine nette Sportsbar und sahen uns die Fortsetzung des Duells Boston Red Sox – New York Yankees an. Die Sox gewannen auch dieses Spiel und ich war ziemlich überrascht, mit wie viel Herzblut die Besucher der Bar mit den Jungs aus Beantown mitfieberten – hätte ich bei einem klassischen Ostküstenduell nicht erwartet.

Später bestellten wir uns noch eine „Portion“ Spare Ribs, wobei mir bei der Bestellung nicht bewußt war, dass diese gleich eimerweise serviert werden...



Eine kleine Geschichte aus besagter Bar muss ich Euch aber unbedingt noch erzählen: Auf dem Weg zu den „Restrooms“ kam ich an einem Automaten vorbei, wie ihn jeder von uns kennt – ähnlich einem Teddybären – Greifautomaten. Der große Unterschied war, dass am Boden des Glaskastens keine Plüschtiere, sondern lebendige Hummer in einem Wasserbasin schwammen. Wer es also nun schaffte, nach dem Einwurf von $2 eines der Tiere in den Auswurfschacht zu bugsieren, konnte es in der Küche abgeben und dort wurde es dann kostenlos zubereitet – lediglich die „Sides“ müssen extra bezahlt werden. Ich fragte einen der Kellner, wie oft das den passieren würde, dass jemand tatsächlich einen der Lobster rausbekommt (schließlich bewegen sich die Viecherl in dem Wasser ja auch!), und er meinte, dass das Becken zwei mal pro Woche aufgefüllt werden muss (mit schätzungsweise 20 Tieren). Ich stellte mir kurz vor, wie viel Tierschutzaktivisten in Deutschland wohl Sturm laufen würden, wenn man hierzulande so einen Apparat aufstellen würde...

Später wechselten wir noch in eine andere Bar, wo man eisgekühltes Molson Canadian in „Kelchen“ serviert bekam...



Wir ließen den Abend locker ausklingen und hofften für den morgigen Tag auf besseres Wetter – schließlich stand der Besuch von Sea World auf dem Programm.
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Stefan M.

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Re: Drei Wochen durch den Westen der USA - Oktober 2004
« Antwort #44 am: 08.10.2005, 16:10 Uhr »
19.10.2004 Sea World

Nach einem kleinen Frühstück in unserem Hotel – hier konnte man sich auch frische Waffeln aus Flüssigteig zubereiten; für uns eine willkommene Abwechslung – fuhren wir zeitig los in Richtung Sea World. Dabei passierten wir den nahen Flughafen der Stadt, der sich mit nur einer Landebahn und wenigen Gebäuden im Vergleich zu den anderen Flughäfen Kaliforniens – LAX und SFO – geradezu winzig ausnimmt. Überrascht war ich auch davon, dass wir im Hotel kaum etwas von dem Fluglärm mitbekommen hatten, ging doch die Einflugschneise fast direkt über unserem Hotel hinweg...

Wir kamen sehr zeitig am Parkplatz von Sea World an und durften erst mal $7 für das Parken unseres Autos abdrücken – ich bekam zunehmend den Eindruck, dass in Kalifornien das Eintreiben von Parkgebühren die neueste Erfindung der Touristenmelkindustrie darstellt, und dieser Eindruck sollte sich im weiteren Verlauf der Reise noch bestätigen.

Der Erlebnispark hatte noch nicht geöffnet, und so warteten wir am Eingang und sahen uns in einem Souvenirladen um, in dem es den überflüssigen Krimskrams in Form von Plüschtieren, Plastikspielzeug, Bilderbücher, Tassen usw. zuhauf gab.

Als dann der Park schließlich öffnete, wurde zu unserem Überraschen erst einmal die Nationalhymne über die Lautsprecheranlage abgespielt, und alle verharrten mit abgenommener Kopfbedeckung an Ort und Stelle bis die Hymne vorüber war. Für mich war zwar als zig-fachen Besucher von Sportveranstaltungen das Absingen der Hymne nichts Neues, dass dies aber auch in Erlebnisparks so gehandhabt wird, war mir aber bis dahin auch gänzlich unbekannt. Die Tickets zum Park hatten wir bereits in unserem Hotel gekauft, mit einigen Dollars Rabatt, versteht sich – übrigens halten fast alle Hotels in San Diego ermäßigte Tickets für Sea World, den weltberühmten Zoo und andere Attraktionen zu Sonderkonditionen vor; wer also eine solche Besichtigung plant, sollte vorher schon mal im Hotel nach solchen verbilligten Tickets fragen.



Wir betraten also den Park und es begann, wie schon am Vortag, kräftig zu regnen. Ich suchte mir also den nächsten der im Übermaß vorhandenen Souvenir-Shops und kaufte einen Regenschirm mit dem Sea-World-Logo für nur $15 – dies sollte aber dann auch die einzige Investition in diesen Läden sein. Nach einem kurzen Studium des am Eingang erhaltenen Lageplans war unser erstes Ziel das arktische Vogelhaus names „Penguin Encounter“, in dem –wie überraschend!- die diversen Pinguin-Arten hausten. Man muss sich das Ganze wie eine gigantische Gefriertruhe vorstellen; der Polar-Raum wurde von den Tierpflegern folgerichtig nur mit dicker Winterkleidung betreten. Bei unserem Besuch war gerade die Fütterung der Vögel, und diese wurde haarklein dokumentiert, d. h. es wurde genauestens aufgeschrieben, welcher Pinguin schon einen oder mehrere Fische erhalten hatte – so vermeidet man Überfütterung einerseits und Verhungern schwächerer Tiere andererseits.



Wir lauschten noch einige Zeit den Ausführungen des Parkangestellten außerhalb des „Kühlbereichs“, der interessante Informationen zu den Pinguinen parat hatte, und setzten dann unseren Weg fort. Das nächste Ziel im Park war das sog. „Wild Arctic“. Spätestens hier war ich froh, nicht zur Hauptreisezeit im Park zu sein – die Absperrungen für wartende Besucher waren hier so lang, dass bei einem gut besuchten Park wohl eine Stunde Wartezeit und mehr fällig werden. Dieser Eindruck zog sich übrigens über die gesamte Parkanlage hin, und so haderten wir zwar mit dem Wetter, kamen aber dafür wenigstens überall gleich rein und dran.

Das „Wild Arctic“ stellte sich dann auch als eines der Highlights von Sea World heraus. Als erstes begibt man sich auf eine Art simulierten Helikopterflug – man sitzt in einer kinoähnlichen Kapsel, die von außen bewegt wird und in der ein Film abläuft, in dem man per Hubschrauber über die Eiswüste fliegt und dort verschiedene Tiere beobachten kann. Es kam wie es kommen musste – der Film-Heli stürzte natürlich in der Arktis ab und man konnte sich „gerade noch“ in eine nahegelegene Polar-Station retten – diese betrat man nach dem Film durch den Ausgang an der anderen Seite der Kapsel. Die Station erinnerte mich prompt an Filme wie „Eisstation Zebra“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“.

In der Station zu sehen war als erstes ein Becken mit Beluga-Walen, die dort eher gemächlich im Wasser umherschwammen.



Wir beobachteten die Wale eine Zeitlang und gingen dann weiter. Gleich danach kommt man an ein anderes Becken, in dem sich zwei ausgewachsene Eisbären tummelten. An allen Becken gab es natürlich schriftliche Auskünfte über die Tierarten.



Nach einem weiteren Becken mit Walrössern verließen wir die Eisstation wieder – diesmal ganz banal „zu Fuß“. Ein kurzer Blick in unseren Plan verriet uns, dass in der nahen „Dolphin Discovery“ gleich eine Vorführung starten wird, und wir betraten die kleine Arena mit den Delphinen. Die Aufführung war wirklich sehenswert und wir waren ziemlich erstaunt, was man diesen gelehrigen Tieren so alles beibringen kann. Als Höhepunkt durfte eine Zuschauerin mit ans Becken, die aus Schusseligkeit natürlich prompt ins Wasser fiel und anschließend von den auf „Baywatch“-Tätigkeiten dressierten Delphinen gerettet wurde. Die Zuschauerin stellte sich natürlich anschließend als Tiertrainerin vor, die täglich mit ihren „Flippers“ arbeitet...



Nach unserem Plan sollte in Kürze die Hauptattraktion des Parks beginnen – „The Shamu Adventure“, also die Show mit den Killerwalen. „Shamu“ ist der Name des Wals, allerdings haben hier im Park scheinbar alle 18 Wale denselben Namen... :kratz:

Die Show mit den Orcas war noch wesentlich beeindruckender als die Delphin-Show. Die Tiertrainer ließen die Wale die wildesten Sprünge aufführen, ließen sich stehend auf den Walen durchs Wasser befördern oder meterweit in die Luft schleudern. Als Belohnung für die Wale gab es natürlich eimerweise toten Fisch...



Der Gipfel der Show stellte die Flutung der sog. „Soak Zone“ dar – der untere Bereich der Ränge war extra markiert, um den Besuchern anzukündigen, dass sie dort nassgespritzt werden. Dies übernahmen dann die „Shamus“ mit deren Heckflosse; und ich kann nur jedem raten, der empfindliche Fotoausrüstung mit sich trägt, diese Zone zu meiden...



Die Kinder, die von ihren Eltern mit vom Park ausleihbaren blauen Ponchos eingewickelt waren, hatten natürlich einen Riesenspaß – noch lustiger wäre das Ganze allerdings bei Sonnenschein und 35° C gewesen, denn wir waren mittlerweile auch ohne Aufenthalt in der Soak Zone klatschnaß – allerdings mit Wasser von oben...

Mittlerweile war es Mittag geworden und wir gingen ins „Shipwreck Reef Cafe“ für eine kleine Stärkung. Das typisch amerikanische Fast-Food war hier richtig lecker, wenn auch, wie erwartet, unverschämt teuer – so wie in allen Parks dieser Art... Die Atmosphäre in diesem nachgebauten Schiffswrack mit Wasserfällen, Netzen usw. war aber klasse und passte gut zum Gesamterlebnis des Tages. :burger:

Nach dem Essen gingen wir zum „Shark Encounter“, und kamen davor an einer Kolonie mit Flamingos vorbei – wie die Macher des Parks die Vögel dazu bringen, in dem kleinen, nach oben offenen Bereich zu bleiben, ist mir bis heute ein Rätsel – angebunden waren sie jedenfalls nicht.



Unmittelbar vor dem Shark Encounter befindet sich noch ein Becken mit Rochen, an dem man die Fische im flachen Wasser sogar streicheln kann. Wir ließen den Mantas allerdings ihre Ruhe, zumal es just in diesem Moment das Regnen aufhörte und das Schütten anfing... Beim Betreten des Hai-Hauses lernten wir dann einen netten Führer namens „Matt“ kennen, und im Smalltalk erfuhr ich, dass er als Fußball-Fan (auch so was gibt’s in den USA) für 2006 eine Reise nach Deutschland zur Weltmeisterschaft plant. Da sonst keine Touristen im Gebäude waren, machte er mit uns beiden eine Art Privat-Tour und erklärte uns die verschiedenen Hai-Arten. Auf uns machte das Hai-Haus einen vorbildlichen Eindruck, das Becken war wirklich groß und nicht überfüllt, außerdem gab es kleine Neben-Becken zur Aufzucht des Hai-Nachwuchses.



Nach der Besichtigung des großen Beckens von oben konnte man auch eine Etage tiefer gehen und somit in die Welt der Haie eintauchen. Nur wenige cm war man hier von den gefürchteten Räubern der Meere entfernt, und der Anblick der messerscharfen Zähne des „Revolvergebisses“ (ja, das heißt tatsächlich so) eines Hais bestärkte mich in der Überzeugung, dass es kein Vergnügen sein muss, für so einen Fisch als Frühstück herhalten zu dürfen...



Mit im Hai-Haus untergebracht sind die Seekühe, die sich mit gigantisch großen Stören ein Becken teilen. Diese exotischen Tiere sind zwar in Sachen Bewegung im Wasser nicht die Spritzigsten, beeindruckten uns aber aufgrund ihres ungewöhnlichen Körperbaus...



Nach einigen kleineren Attraktionen kamen wir schlussendlich zum Spaß-Teil des Besuchs: Als erstes ließen wir uns mit einem schwimmenden Floß über die „Shipwreck Rapids“ fahren – hier ist zu sagen, dass ich die Warnung: „You will get soaked“ wieder mal unterschätzte, denn nach einer Kurve tauchte plötzlich ein massiver Wasserfall vor uns auf, durch den das Floß unaufhaltsam und auch noch recht langsam hindurchfuhr. Ein Blick auf die Canon in meiner Hand brachte mich trotz kühler Witterung sofort ins Schwitzen; ich schaffte es aber gerade noch, die Kamera mit meiner Lederjacke zu umwickeln und so vor dem sicheren „Tod“ zu bewahren. Dafür waren wir jetzt endgültig klitschnass, gottseidank hatte es jetzt wenigstens zu regnen aufgehört und die Sonne schien ein wenig, so dass wir nicht frieren mussten. Die Fahrt mit dem Floß hat trotzdem einen Riesenspaß gemacht, ich kann sie nur jedem empfehlen. Tip: Elektronische Geräte vorher abgeben... :zwinker:

Eine große Attraktion im Park fehlte uns noch: „Journey to Atlantis“, eine Wildwasserbahn. Im Eingangsbereich der Bahn war ein großes Becken mit Tieren, die aussahen wie Miniaturausgaben der Killerwale. Ein kurzes Nachfragen bei den Angestellten ergab überraschenderweise aber, dass es sich um eine seltene Art von Delphinen handelt... :dozent:



Die anschließende Fahrt mit der Wildwasserbahn war auch erste Sahne – unter anderem braust man über einen steilen Abhang hinunter und klatscht unten in ein Becken hinein, was selbstredend spritzt ohne Ende – hätte unsere Kleidung nicht schon von den Shipwreck Rapids schwammähnliche Zustände gehabt, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen. Die Fahrt war aber derart toll, dass wir angesichts der Wartezeit von unter einer Minute gleich ein zweites Mal fuhren. :dance:



Nachdem wir nun alle Attraktionen des Parks durch hatten, beschlossen wir, zurück zum Hotel zu fahren.

Abschließend wäre zu sagen, dass ich einen Besuch von Sea World jedem wärmstens empfehlen kann – ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es zur Hauptreisezeit vor allem am Wochenende zu einer einzigen Warterei ausarten kann. Bei fast jeder Attraktion gab es endlose Absperrbänder, die die Warteschlangen bündeln und mäandern – wenn man sich das Ganze dann wirklich voll vorstellt, kommt man an einem Tag mit Sea World mit Sicherheit nicht durch. Welche Besuchermassen im Sommer den Park ansteuern, wurde uns auch am Parkplatz bewusst: Dieser war höchstens zu 10% belegt; nicht auszudenken, wenn der wirklich mal voll wird... So gesehen war unsere Reisezeit im Herbst ein echter Erfolg, und den Zustand von drei Tagen Dauerregen in Südkalifornien gab es nach Aussagen von etlichen Leuten dort um diese Jahreszeit die letzten 15 Jahre schon nicht mehr, somit hatten wir einfach nur ein wenig Pech...

Abends bummelten wir dann noch im Gaslamp Quarter, aßen im TGA Friday’s zu Abend – ein echtes Highlight unter den Restaurantketten! – und sahen uns, wie fast schon jeden Abend, anschließend das Baseballspiel im Fernsehen an. So langsam wurde mir die Siegesserie der Red Sox unheimlich... die werden doch nicht... das gab’s doch schon 86 Jahren nicht mehr...?
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