21.10.2004 San Diego – Wild Animal Park – Los Angeles
Am Morgen nach dem Aufstehen gleich der erste Lichtblick: Es hat aufgehört zu regnen!!! Klar, jetzt wo wir San Diego verlassen, kann das Wetter ja wieder gut sein...
Nach dem obligatorischen kleinen Frühstück packten wir unsere Taschen in den Pontiac und fuhren los in Richtung Norden. Dabei passierten wir die Marinefliegerschule Miramar, die jedem, der den Spielfilm „Top Gun“ schon mal gesehen hat, ein Begriff ist – übrigens wurden etliche Szenen auch in San Diego selbst gedreht, und tags zuvor bei der Stadtrundfahrt kamen wir an der Bar vorbei, in der etliche Passagen des Films spielen. Wie auf Bestellung sah man auch etliche Kampfjets im Tiefflug; hauptsächlich F-16 „Falcon“, wie mir die Überbleibsel der Kenntnisse als Luftraumspäher der Bundesluftwaffe verrieten...
Wer nun meinen Reisebericht bis hier aufmerksam mitgelesen hat, kann sich sicher noch an die beiden Texaner erinnern, mit denen wir in Las Vegas im „Mirage“ Mittag gegessen hatten. Von diesen hatten wir den Tip erhalten, den ursprünglich für heute geplanten Besuch des Zoos von San Diego in leicht modifizierter Weise durchzuführen, in dem wir dessen Außenstelle besichtigen: Den Wild Animal Park bei Escondido. Nach deren Informationen soll dieser Park Impressionen vermitteln, als würde man sich in Afrika auf einer Safari befinden, was der normale Zoo niemals bewerkstelligen kann. Wir nahmen diesen Tip natürlich dankbar an.
Die Sonne schien mittlerweile richtig kräftig und es hatte angenehme Temperaturen von 25° C, als wir auf den Parkplatz des Parks fuhren. Durch die Erfahrungen von Sea World war mir bereits jetzt klar, dass sich ein Besuch lohnen wird: Auch hier waren nur etwa 10 – 20% der Plätze belegt, so dass davon auszugehen war, dass sich die Besucherscharen in Grenzen halten werden.
Wir entrichteten unseren Obolus an der Kasse, der sich mit $28 pro Person im Vergleich zu den anderen Parks eher bescheiden ausnahm. Gleich nach dem Eingang musste natürlich das erste Foto her...
Wir waren mit dem Fotografieren noch gar nicht richtig fertig, da kamen auch schon zwei Parkangestellte daher, von denen eine einen Leoparden an der Leine führte, als wäre es ein zahmer Dackel...
Wir begannen mit der sog. „African Aviary“, eine der vielen begehbaren Volieren. Schon hier wurde uns bewusst, was die beiden Texaner mit „hautnahes Erlebnis“ gemeint hatten – ich habe es bis jetzt in keinem Zoo erlebt, dass man zusammen mit den Vögeln im Inneren einer Voliere war. Bis auf wenige Zentimeter konnte man sich hier den Tieren nähern und sie fotografieren; ohne dazwischen liegendes Gitter. Um zu Verhindern, dass die Vögel aus der riesigen Voliere durch die Eingangstüre entkommen, ist in diese eine Schleuse in Form einer Doppeltüre eingebaut. Hier im Wild Animal Park sind Vogelarten zu sehen, von denen man bisher noch nie etwas gehört hat oder die man zumindest nur von Fotos kennt. Durch die Größe der Volieren und Käfige kommt zudem nie das Gefühl auf, dass die Tiere unter irgendeiner Enge leiden würden.
Wir schlenderten durch die verschiedenen Volieren und machten unzählige Fotos. Hier muss gesagt werden, dass ich nur einen winzigen Bruchteil der Fotos hier einstellen kann, insgesamt werden es so ca. 250 Bilder gewesen sein...
Nach den Volieren kamen wir an einem Teich vorbei, an dem die Pelikane ihr Zuhause hatten. Auch hier konnte man sich den Tieren bis auf Tuchfühlung nähern...
Im selben Bereich erblickte ich dann inmitten einer kleinen Insel im Teich einen Schuhschnabel, eine seltene, große Vogelart.
Nach einem Gehege mit exotisch aussehenden kleinen Wildschweinen kamen wir zum sog. „Lorikeet Landing“ – die Lorikeets sind eine farbenfrohe Art von Paradiesvögeln, die in deren Voliere von den Besuchern per Hand mit einer nektarähnlichen Flüssigkeit gefüttert werden konnten – vor allem bei den Kindern stieß das auf Begeisterung...
In einem Insektenhaus gab es exotische Spinnen, Skorpione und Heuschrecken zu bewundern – alle Tierarten waren selbstredend erklärt. Bei einigen Blattheuschrecken musste man aufgrund ihrer „Camouflage“ länger suchen, bevor man sie im Blättergewirr entdeckte...
Nach unzähligen weiteren Volieren kamen wir zum Bereich der Gorillas. Auch hier war man wieder sehr nah dran, betreten durfte man das Gehege freilich nicht...
Nach einigen weiteren kleineren Gehegen kamen wir zu einem der Höhepunkte: „Heart Of Africa“, eine große Ansammlung von Gehegen, in denen Großtiere vom schwarzen Kontinent leben.
Beginnend mit „Bonteboks“ ging es weiter mit Riesengazellen, Geiern, Okapis, Warzenschweinen und Springböcken (um nur einige zu nennen), bis man zu einem größeren Gewässerkomplex kam, in dem die afrikanischen Wasservögel frei lebten – u. a. auch eine Flamingokolonie.
Weiter ging es zu den Raubkatzen. Auch wenn sich die Frage nach einem begehbaren Gehege hier erübrigte, kann man sagen, dass die Tiger und Löwen ausreichend Platz hatten, um sich einigermaßen artgerecht zu bewegen; es lebte auch dort ein ganzes Rudel mit einem offensichtlichen Alpha-Männchen zusammen.
Danach zog es uns zum Elefantengehege – eigentlich sind es zwei große, abgesperrte Bereiche: Eines für die indischen Elefanten, das andere für deren afrikanischen Verwandten. Mit den indischen Elefanten machte man auch in einer kleinen, abgetrennten Arena eine Vorführung, um zu zeigen, wie diese gelehrigen Tiere zur Arbeit abgerichtet werden.
Am Gehege der afrikanischen Elefanten dann eine Überraschung: In der Gruppe von insgesamt etwa 15 Elefanten hatte es vor ein paar Wochen Nachwuchs gegeben. Der kleine Kerl ist natürlich der Stolz des Parks, schließlich ist es das erste Mal, dass man im Park ein Elefantenbaby hat. Die Gruppe wurde übrigens vor wenigen Jahren aus Swaziland gekauft, weil sie dort aufgrund irgendeines Großprojekts störte und deshalb ohnehin umgesiedelt bzw. gar eingeschläfert hätte werden müssen. Angesichts des großen Lebensbereichs, der ihnen hier zugestanden wird, die doch bessere Alternative. Die afrikanischen Elefanten konnten übrigens von einer erhabenen Position auf einem Hügel besichtigt werden, so dass man relativ nah an den Tieren dran ist, ohne diese aber wirklich zu stören.
Der eigentliche Höhepunkt des Parks ist aber ein riesiges Freigehege, um das eine kleine Bimmelbahn führt. Die Bahn allein soll etwa 8 km lang sein, das Gehege hat meiner Meinung nach einen geschätzten Durchmesser von zwei Kilometern. In diesem Gehege hausen allerlei Tierarten aus Afrika friedlich nebeneinander (logisch, die Raubtiere haben ja einen abgesperrten Bereich) und leben praktisch wie in der afrikanischen Wildnis. In das Gehege kann man per Safari-Jeep hineinfahren und von dort aus eine Foto-Tour machen, was allerdings sehr teuer ist. Wir beließen es bei der Fahrt mit der kleinen Bahn, die im Eintrittspreis inbegriffen ist.
Zuvor aber schauten wir noch an einem Punkt vorbei, an dem die im Großgehege lebenden Giraffen wirklich „hautnah“ zu bewundern sind...
Eine der Tiere kam an meine Kamera bis auf wenige Zentimeter heran – vielleicht hielt sie sie für ein silberfarbenes Leckerli. Man muss übrigens dabei ganz leise sein und darf keine plötzlichen Bewegungen machen – Giraffen sind trotz ihrer Größe sehr schreckhaft...
Nachdem die Bahn losgefahren war, kamen wir an einem Bereich vorbei, an dem die Nashörner gerade fraßen. Insgesamt etwa 15 ausgewachsene Exemplare dieser Schwergewichte gibt es im Freigehege.
Im weiteren Verlauf der Bahnfahrt waren die verschiedensten Tierarten zu sehen: Populationen von Zebras, Antilopen, Giraffen, Longhorn-Rindern, Gnus und vieles mehr. Die Bahn hielt zwischendurch immer wieder an und es wurden die verschiedenen Tierarten erklärt.
Bemerkenswert war meines Erachtens, dass sich die Tiere zwar im gesamten Areal frei bewegen konnten, gleichartige Tiere aber stets zusammen zu sehen waren – für mich ein Indiz, dass aufgrund der Größe des Geheges das ganz normale Rudelverhalten zum Tragen kommt.
Es würde den Rahmen dieses Reiseberichts sprengen, über die weiteren Attraktionen des Parks zu berichten; ich glaube aber, ein grober Abriss ist mir gelungen. Es gäbe noch etliche weitere Bereiche im Park, u. a. sind in einer relativ neuen Sektion sogar Kondore in einer gigantischen Voliere zu besichtigen. Wer sich hier näher informieren will, klickt einfach auf
http://www.sandiegozoo.org/wap/Wir verließen, schier erschlagen von all den Eindrücken, gegen 15.30 Uhr den Wild Animal Park und fuhren in Richtung der Großstadt Los Angeles. Schon von weitem konnte man die Skyline der Stadt erkennen, und je näher wir an den Stadtkern herankamen, desto breiter wurden die Autobahnen und dichter der Verkehr.
Das, was ich bisher über LA gelesen hatte, war keineswegs übertrieben: Der Verkehr ist einfach der Wahnsinn. Gottlob konnten wir die „Car Pool Lane“ (Extraspur für Autos mit mind. zwei Insassen) in Anspruch nehmen und so kamen wir dem größten Stau aus. Wie durch ein Wunder erreichten wir, ohne uns ein einziges Mal zu verfahren, das von uns vorgebuchte Days Inn am Nordrand des Stadtzentrums und checkten dort ein. Nebenbei gesagt handelte es sich um das beste Motel der ganzen Reise, die geräumigen und schönen Zimmer ließen keine Wünsche offen, und neben einem großen Kühlschrank gab es sogar einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt – leider etwas verwackelt...
Abends schlenderten wir noch ein bisschen durch Downtown, was uns nicht wirklich beeindruckte. Nach einem kleinen Dinner in einer Sportsbar wanderten wir weiter in Richtung StaplesCenter, das hell erleuchtet war. Dort angekommen wurde ich auch schon von den allgegenwärtigen „Scalpers“ („Skalpabzieher“, das amerikanische Synonym für Wucherpreise verlangende Schwarzhändler) in Empfang genommen, von denen ich erfuhr, dass die Lakers gegen die Golden State Warriors ein Vorbereitungsspiel austragen. Obwohl mich Basketball nicht so sehr interessiert, ließ ich mir zwei Karten (Originalpreis je $75) für zusammen $80 aufschwatzen – zumindest das Stadion der LA Kings wollte ich mal von innen gesehen haben. Die Wahl war dann aber gar nicht mal die schlechteste: Die Sitze waren in toller Position im Unterrang, und es herrschte für Basketball eine tolle Stimmung in der Halle. Die Partie ging dann sogar in die Verlängerung, die die Warriors für sich entschieden.
Nette Geschichte am Rande: Da es das erste Spiel der neuen Saison war, wurden im Fanartikelshop die „alten“ Souvenirs aus der letzten Saison zu deutlich billigeren Preisen verkauft. Das sorgte dort für einen Rummel, wie ich ihn noch nie gesehen habe; teilweise verließen Fans den Shop mit fünf Trikots und mehr auf dem Arm. Am Ende des Spiels sah der Laden dann regelrecht geplündert aus...
Wir gingen zurück zum Hotel, was einem regelrechten Spießrutenlauf ähnelte: Solche Heerscharen von bettelnden Schwarzen hatte ich bislang in noch keiner Stadt der USA erlebt, und das auch noch direkt im Finanzdistrikt. Letztlich waren wir froh, wenigstens nur angebettelt zu werden und ließen den Abend im Hotelzimmer ausklingen. Mein Dosenvorrat neigte sich langsam auch dem Ende zu...