Es geht weiter, wir haben eine lange Strecke vor uns
Tag 3, 6. OktoberHeute steht die längste Fahretappe unserer Reise an. Von Twentynine Palms geht es über ein Stück der historischen Route 66 über die Orte Oatman, Seligman und Kingman zum South Rim des Grand Canyon. Erwartungsgemäß sind wir nach unserem frühen Ins-Bett-fallen gestern schon früh auf den Beinen. Gegen 6 Uhr morgens sind wir ausgeschlafen und freuen uns darauf, den Tag zu beginnen. Es verspricht schon wieder ein heißer Tag zu werden. Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein verabschieden wir uns von Twentynine Palms und machen uns auf den Weg. Noch können wir es kaum glauben, dass wir bereits heute abend am Rand des Grand Canyons stehen werden.
Die Strecke die nun folgte, war genauso, wie wir sie uns vorgestellt haben. Schnurgerade Straßen, dürre, trockene Vegetation und eine endlose Weite. Am Horizont sind Berge zu sehen, die nicht größer zu werden scheinen - obwohl man stetig auf sie zufährt. Mit eingeschaltetem Tempomat könnte man fast ein Buch lesen, so wenig hat man am Steuer zu tun. Dazu gute Musik und kalte Getränke aus der Kühlbox - was will man mehr?
Wir gelangen auf die Route 66, kommen natürlich an Roy`s Motel vorbei und ich schieße das obligatorische Foto der wohl berühmtesten Fahrbahnmarkierung
Nach gut 100 Meilen ab Amboy erreichen wir schließlich Oatman. Eine kleine, etwas kitschige und auf den Tourismus ausgerichtete, aber trotzdem liebenswerte ehemalige Goldgräberstadt. Was die Touristen anlockt und den Ort überhaupt belebt, sind natürlich die wildlebenden Esel, die in der Stadt umherlaufen und dort gefüttert werden. In vielen Farben und Größen haben wir sie gesehen, sehr neugierig und immer auf der Suche nach etwas Fressbaren.
Burro frisst Scheibe
In einem der Reiseberichte hier im Forum habe ich vor wenigen Monaten ein Foto eines wenige Tage/Wochen alten Esels gesehen. Ob es dieser hier ist, den ich nun selbst live gesehen habe?
Es herrscht recht viel Betrieb in Oatman. Es gibt die üblichen Läden mit touristischen Andenken und Souvenirs, die uns aber im Moment nicht locken. Wir schlendern ein bißchen durch die Straße und beobachten die Esel, die gerade dabei sind, eine Mülltonne zu plündern.
Weiter geht`s in Richtung Kingman. Ab Oatman windet sich die Strecke einen Berg hinauf und wird anschließend zu einer beeidruckenden und kurvigen Panoramastrecke. Wow, wieder können wir nur über die Landschaft staunen - was für eine Kulisse! In Kingman wird kurz getankt - im Übrigen ganz ohne Zip und völlig problemlos - und dann folgt der erste Burger auf amerikanischem Boden. Bei Carls Jr. entscheiden wir uns jeweils für die 6-Dollar-Burger Combo. Unser erster Burger mit Angusbeef und wie ihr euch sicher denken könnt, nicht der letzte
Satt und zufrieden (oder schlichtweg vollgefressen) machen wir uns auf den Weg nach Hackberry, bekannt für seinen berühmten Generalstore an der Route 66. Ich denke, ein jeder hier, der schon ein paar Reiseberichte aus dem Südwesten gelesen hat, wird die üblichen Bilder kennen, und diejenigen die schonmal vor Ort waren sowieso, aber ich poste sie dennoch, gehören sie doch einfach dazu zu diesem Teilstück der Route 66. Es hat jedenfalls Spaß gemacht im und um den Generalstore herumzulaufen und die vielen Dinge zu erkunden, die es dort zu sehen gibt.
Was mir inzwischen immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich an Arizona zurückdenke, sind neben den oben beschriebenen schnurgeraden Straßen und der enormen Weite die häufigen Ansammlungen der typischen, für mich sehr hübschen Briefkästen am Straßenrand. Mehrmals musste mein Freund auf der Strecke rechts ranfahren, weil ich die Dinger fotografieren wollte. Ich weiß nicht warum, finde aber, sie geben ein sehr hübsches Motiv ab. Sollte ich jemals ein Haus besitzen, so wäre eine meiner ersten Anschaffungen ein solcher Briefkasten
Besonders einprägsam sind neben den Briefkästen die oft dazugehörigen Trailer und Container, in denen scheinbar nicht wenige Amerikaner in der Region dort leben. Auffallend, wie häufig sich die Grundstücke dabei ähneln - meist mit einer Menge Schrott im Garten und einigen großen Autos/Pickups vorm Haus, oft scheinbar mittem im Nichts gelegen.
Die vorletzte Etappe am heutigen Tag führt uns nach Seligman, wo wir kurz am Straßenrand halten und uns ein wenig umsehen. Nicht zuletzt mit Angels Barbershop hat Seligman einige kultige und beliebte Anlaufpunkte für Touristen und Nostalgiker zu bieten. Wir schlendern ein bißchen umher und schießen ein paar Fotos, bis wir uns schließlich auf das letzte Stück unserer Reise heute begeben - wir müssen schließlich noch bis zum Grand Canyon fahren, und bis dahin ist es noch ein gutes Stück.
Und dann, am späten Nachmittag/frühen Abend, ist es tatsächlich so weit. Wir kommen im Grand Canyon Village an. Hier haben wir für die nächsten beiden Nächte ein Zimmer in der Bright Angel Lodge reserviert. Wir checken ein und parken dann vor unserer Lodge. Möglichst nicht direkt an der Kante, der erste Blick in den Canyon soll nicht so beiläufig einfach aus dem Auto heraus erfolgen
. Ein bißchen ehrfürchtig und ganz gespannt, wie der Canyon auf uns wirken wird, wagen wir nach dem Aussteigen aber doch einen Blick über die Kante. Und der Wow-Effekt lässt nicht lange auf sich warten. Aber wirklich, wow!
Nach dem Beziehen unserer Zimmer spazieren wir noch ein paar Meter am Ring entlang und warten darauf, dass die Sonne untergeht. Die Bright Angel Lodge liegt nur ein kurzes Stück vom Rim entfernt und die gesamte Anlage ist meiner Meinung nach wirklich schön in den Park integriert. Bis es dunkel wird, schauen wir uns den Canyon an. Morgen haben wir einen ganzen Tag zur Verfügung, den wir für einen Teil der Rim-Wanderung nutzen möchten. Ich würde mich freuen, wenn ihr weiterhin dabei seid!
UnterkunftBright Angel Lodge
154 $ für zwei Nächte