Tag 6, 9. SeptemberFür heute stand ein weiteres Highlight unserer Reise an: die Wahweap Hoodoos. Vorallem ich freute mich ganz besonders auf diesen Tag, denn die Wahweap Hoodoos haben mir beim Lesen diverser Reiseberichte schon lange gut gefallen und ich wollte sie auf jeden Fall selbst besuchen, zumal ja leider der Yellow Rock am gestrigen Tag schon ausfallen musste.
Da die Hoodoos etwa ab Mittags im Schatten liegen und wir zudem die lange Wanderung von Big Water aus machen mussten, brachen wir auch an diesem Tag früh auf. Etwa 18 Meilen ab Page liegt der kleine Ort Big Water, von dem aus wir auf die kiesige und rumpelige Fish Hatchery fuhren und unseren Wagen parkten. Außer der Fischzuchtanlage und einem einsamen Haus war weit und breit nichts zu sehen. Mit genügend Wasser und Proviant im Gepäck machten wir uns auf den Weg, etwa 12 Meilen lang sollte die Strecke hin-und zurück betragen. Nicht weit vom Auto entfernt trafen wir auf ein Gatter, die Viehverladestelle, die auch in einer Wegbeschreibung zu den Hoodoos erwähnt wurde. Von dort aus stiegen wir in das trockene Flussbett hinab und liefen nordwärts unserem Ziel entgegen.
Es versprach schon wieder ein heißer Tag zu werden, zum Glück war es aber noch früh und somit war zumindest der Hinweg einigermaßen erträglich zu laufen. Anstrengend war es aber dennoch und der Weg zog sich wahnsinnig. Große Steine und ein sehr unebener Untergrund im Flussbett ließen uns nur langsam vorankommen - immer wieder mussten wir zickzack laufen, um einen möglichst ebenen Weg zu finden. Hinzu kamen hinterhältige Schlammlöcher, denn vor nicht allzu langer Zeit musste es hier geregnet haben. Auch wenn der Boden zum großen Teil trocken aussah, blieben wir mehrmals mit einem Fuß in hohem Schlamm stecken oder rutschten aus. Wieder trafen wir heute keine Menschenseele, eingetrocknete Fußspuren zeigten uns aber zumindest, dass wir auf dem richtigen Weg waren.
Endlose Einöde
Nach ca. zwei Stunden waren wir froh, als wir auf der linken Seite der Hügel die ersten Hoodoos in der Ferne entdeckten. Das eigentliche Ziel, die Ansammlung der White Ghosts, lag jedoch noch ein Stück nördlicher. Und tatsächlich - in einem kleinen Tal westlich des Flussbettes erblickten wir sie dann plötzlich. Wir schlugen uns durch die Böschung und befanden uns dann mittendrin - so etwas Seltsames hatten wir wirklich in noch keiner Landschaft zuvor gesehen und kamen uns ein bißchen vor, wie auf einem anderen Planeten. Überall ragten die bizarren Felsnadeln aus dem Boden, in allen Größen, manche mit, manche leider schon ohne "Haube" auf dem "Kopf". Gipsartig sehen sie aus und sehr porös, bei ihrer fragilen Oberfläche ist es überhaupt ein Wunder, dass sie sich scheinbar schon so lange halten. Der Untergrund der Hoodoos erinnerte mich zum Teil an eine dicke Schicht Zuckerguss, schneeweiß und glatt und wie mit einer großen Tülle dort hingespritzt.
Eine knappe Stunde hielten wir uns an den Hoodoos auf, fotografierten und erkundeten die Landschaft. Wieder herrschte eine fast gespenstische Stille um uns herum. Bis auf ein sehr freches Hörnchen, dass sich hinterrücks immer wieder an unsere Rucksäcke anschlich, um unser Essen zu klauen, sahen wir kein einziges Lebewesen.
Inzwischen war es fast Mittag und unerträglich heiß geworden. Doch uns blieb nichts anderes übrig, wir mussten uns auf den Rückweg machen. Gut eingecremt, mit Sonnenschutz auf dem Kopf und zum Glück mit noch reichlich Wasser machten wir uns auf den beschwerlichen Rückweg. So lang sich der Hinweg schon zog, so unerträglich wurde es auf dem Weg zurück. Der Weg ist wirklich nicht ohne und zieht sich gewaltig, zudem gibt es so gut wie keinen Schatten auf der Strecke. Ihr könnt euch also vorstellen, wie froh wir waren, als irgendwann die Viehverladestelle wieder vor uns auftauchte.
Bei aller Liebe zum Wandern, denn das tun wir wirklich gerne, der Weg zu den Wahweap Hoodoos war wirklich furchtbar - auch wenn sich die Strapazen letztendlich gelohnt haben.
Leider gab es für uns nicht die Möglichkeit, den kürzeren Weg über die Cottonwood Canyon Road zu nehmen, da diese ja gesperrt war und der Weg laut diverser Aussagen im Internet inzwischen ohnehin umstritten ist und anscheinend nicht mehr wirklich erlaubt. Auf der anderen Seite ist es natürlich ganz gut, dass der Weg zu den Hoodoos so umständlich und lang ist, da die empfindlichen Felsnadeln leicht beschädigt werden könnten - ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es dort aussehen würde, wenn jeden Tag Massen an Touristen dort herumlaufen würden.
Nichtdestotrotz haben uns die Wahweap Hoodoos super gefallen. Bei sommerlichen Temperaturen ist der Weg aber wirklich nicht ohne und das sollte unbedingt bedacht werden. Ich würde fast so weit gehen, davon abzuraten, die Strecke im Sommer auf sich zu nehmen. Hinzu kommt, dass einem auf dem Weg im Wash große Steine und Äste zu schaffen machen - man muss sich stellenweise ziemlich konzentrieren um nicht zu stolpern bzw. umzuknicken. Man sollte also wirklich wissen, worauf man sich einlässt und eine gewisse körperliche Fitness mitbringen.
Wieder in Page angekommen waren wir so platt, dass wir den restlichen Tag ruhig angehen ließen und uns nachmittags die Zeit im Walmart vertrieben, wo wir unsere Vorräte aufstockten und die Auswahl amerikanischer Lebensmittel bestaunten. Abends im Motel sahen wir dann eher zufällig noch den wunderschönen Abendhimmel über Page, sehr beeindruckend!
Morgen geht es zunächst zum Horseshoe Bend mit anschließender Weiterfahrt ins Monument Valley. Ich hoffe, der heutige Tag hat euch nicht abgeschreckt und ihr seid weiterhin dabei. Morgen wird es deutlich entspannter, versprochen!