DI, 26.10.2010: Scottsdale - TucsonGing schon besser mit dem Längerschlafen. "Erst" um 7 Uhr war ich wach. Sollte ich zum Denny´s nebenan frühstücken gehen? Ach nein, lieber erst etwas fahren und dann frühstücken, wenn ich richtig Hunger habe. Erst einmal musste es ein Kaffee tun, den es auch hier im Hotel gab, na ja, gab noch 2 Kekse dazu.
Dann ging´s los in Richtung Tucson. Da ich erst unterwegs mal meine Navi befragte, welchen Vorschlag sie hat um zur Biosphäre 2 zu kommen und ich auch nicht in die Karte gesehen hatte, erfuhr ich nun erst, dass ich am besten anders als über die Interstate gefahren wäre. Aber es war ja noch nicht zu spät. Meine Navi teilte mir ihren Vorschlag mit, dem ich dann unbesehen folgte und plätzlich war ich auf dem platten Land: Traktoren, Felder, an einer Kreuzung zum Glück eine Tankstelle. Wusste ich gar nicht, dass hier auch Baumwolle angebaut wurde. Neben mir breiteten sich riesige Felder aus. Vor mir zog ein Flugzeug Schleifen. Huch, machte der Übungen? Immer hin und her ging es. Dann kam ich näher und zog unwillkürlich den Kopf ein, so dicht war das Flugzeug über mir. Tja, hier kleckerte man nicht, man klotzte und bearbeitete die Felder aus der Luft.
Weiter ging´s über einen wunderschönen Highway (Nr 79), mitten durch die schönste Kakteenlandschaft, die sich fast bis zu meiner Ankunft bei der Biosphäre 2 hinzog.
Dort gegen 11 Uhr angekommen, kostete es erst einmal 20 Bucks Eintritt. Wie meistens an den USA-Sehenswürdigkeiten lotste man mich zunächst in einen Raum, in dem ich mir einen Info-Film ansehen konnte. Es blieb bis zum Beginn der Führung noch Zeit um die Wohn- und Arbeitsräume der Bewohner anzusehen, die von 1991 bis 1993 dort lebten und arbeiteten. Jeder hatte sein eigenes kleines Apartment. Wie der Guide später berichtete, haben die 4 Männer und 4 Frauen sich nach einem halben Jahr gehasst, es gab ja keine Möglichkeit sich einfach mal abzusetzen. Während sie drinnen von dem lebten, was sie dort zum Wachsen bekamen, liefen draußen Touristen mit ihrer Pizza entlang und ließen Neid aufkommen bei den Bewohnern des riesigen Gewächshauses innen drin. Der Kontakt nach außen war zwar jederzeit in vollem Umfang gegeben, aber Besuche gingen eben nur durch die Glaswände getrennt.
Schnell vor Beginn der Führung um 11.45 Uhr noch in die Restrooms. Äääh, war ich hier richtig? Es handelte sich ganz offensichtlich um eines der Bäder der Biospherians. Vorsichtshalber probierte ich aus, ob auch Wasser lief. Papier im Mülleimer zeigte mir dann, dass es wohl nicht nur ein Ausstellungsraum war. Nicht, dass es mir so erging wie angeblich mal einem IKEA-Besucher in einer Ausstellungswohnung!
Die Führung selbst war interessant: 5 Lebensumwelten werden dort erzeugt: Ozean, Marschenland, Savanne, Urwald und Wüste.
Nicht nur diese konnte man bewundern, sondern auch den Keller, in dem die Biospherians das Klima erzeugten.
Da die Biosphäre 2 Sauerstoff verlor, wurde das Projekt als gescheitert erklärt. Heute dient die Anlage noch zu Forschungszwecken und natürlich auch als Touriattraktion. Im Gegensatz zu dem, was in verschiedenen Reiseführern steht, dass es Nepp und völlig uninteressant sei, muss ich sagen, dass ich mich keine Sekunde gelangweilt habe. Kurz nach 13 Uhr war ich dann wieder am Auto und auf der Weiterfahrt.
Nun wollte ich den Mount Lemmon in Angriff nehmen. Bis ich dort angekommen war, folgte aber leider eine sehr nervige Fahrt durch den Großraum Tucson. Auf google Maps sah es so harmlos aus, hier kam man aber immer nur ein paar Meter vorwärts. Aber es wurde besser und auch interessanter als die Stadt zuvor versprach. Entlang des Fußes des Berges ging es zunächst durch dicht mit Saguaros bewachsene und sonst karge Landschaft. Im Geiste hatte ich schon die Schlagzeile in der Bild vor Augen: Deutsche Touristin von 1000kg-Kaktus erschlagen": Wenn man nach oben schaute, standen die Dinger dort wirklich sehr dicht am teilweise steilen Hang.
Nun, ansonsten war der Mount Lemmon eben ein Berg mit schon teilweise interessanten Felsen und vor allem sehr weiten Ausblicken. Aber ich muss da nicht nochmal hin, demnach war ich auch ziemlich bald wieder unten. Kosten: 5 USD oder Nationalpark-Pass.
Und was nun? Wollte ich in´s Hotel oder noch nicht? Das Licht wurde nun sehr schön nachmittäglich golden, warum nicht noch schnell zum Sabino-Canyon? Viel versprach ich mir davon nicht, aber ein Umweg war es nicht wirklich, also los! Ich wurde angenehm überrascht. Die Tram fuhr nicht mehr, dafür waren Radfahrer und Jogger auf der schnurgeraden Straße unterwegs. Neben der Straße gingen Wege ab in die Kakteenlandschaft.
Noch etwa eine Stunde lief ich dort entlang bis die Sonne verschwand, während die Farben in dem Licht nun warm und satt wirkten. Hierbei begegnete mir dieser Zeitgenosse: Während ich andächtig stehen blieb, stapfte ein Ami an mir vorbei. Während der Vierbeiner stoisch stehen blieb, würdigte auch der Wandersmann ihn keines Blickes und ging grußlos erst an mir und dann an ihm vorbei.
Während es mir hier im Norden der Stadt gut gefiel, musste ich nun weiter in den Süden zum Hotel. Hier übrigens entpuppte sich das Vorbuchen als Nachteil. Das Hotel Riverpark Inn hatte ich so ausgesucht, dass ich nur eine kurze Fahrt zu den Sehenswürdigkeiten im Süden hatte, andererseits abends aber auch in die Altstadt laufen konnte. Anheimelnd mit einer Reihe anderer Hotels an die Interstate gekuschelt, nur leider keine Gastronomie und kein Laden in der Nähe, hatte sich nun die Frage erledigt, ob ich heute ein Bier zum Essen trinken würde: Den Versuch in dieser dunklen Stadt zu Fuß loszugehen, konnte ich vergessen, denn da war nichts los, was mich gereizt hätte.
Also wollte ich mich mal bei der Uni umsehen. Hier gab´s ein Essen beim Italiener und anschließend eine Neuentdeckung: Dairy Queen hatte ich bisher als nicht sehr attraktiv empfunden, aber seit meinem bis dahin ersten und letzten Besuch vor 5 Jahren dort haben die ihr Angebot ja wohl deutlich erweitert. Also saß ich da mit einem riesigen Eisbecher mit Strawberry Cheese quake und beobachtete, wie sich gegenüber eine Menge Leute beim Steptanz abmühten, dort war nämlich eine Tanzschule, in die man hineinsehen konnte wie in ein Aquarium.
Zurück in´s Hotel, das mir irgendwie nicht wirklich gefiel: War irgendwie alles ein wenig marode, überaltert und tot, und für meinen Geschmack wurde hier zu viel reglementiert, fast wie in einer Pension in deutschen Mittelgebirgen. Man wurde aufgefordert den Duschvorhang in die Wanne zu hängen, die Nachtruhe einzuhalten, nicht so viel Eis aus der Maschine zu entnehmen usw.
Übrigens: Wegen des Kitt Peak Observatoriums war Tucson nachts kaum beleuchtet. Das war irgendwie interessant, verstärkte jedoch noch den tristen Eindruck meiner Wohngegend.
Hotel: Riverpark Inn, gebucht über FTI für 75 Euro pro Nacht
gefahren: 243 Meilen