28.8.2010 Mt.RobertsGroßes Kino .
Wenn ich wirklich das Drehbuch fuer einen Kinofilm schreiben wuerde, dann waere meine Arbeit jetzt getan. Langsam den Spannungsbogen aufgebaut und dann der grosse Kracher zum Abschluss mit der Fahrt in den den Tracy Arm. Vorhang, Applaus. Dankeschoen!!!
Allerdings ist dies ein Reisebericht und kein Kinofilm und die Chronistenpflicht erfordert, dass ich weiterschreibe, auch wenn nach Gestern keine Steigerung mehr moeglich ist.
Der Tag beginnt dann auch ganz gemaechlich mit Ausschlafen und gemuetlichem Fruehstueck. Dann ist Souvenirshopping angesagt. Fuer mich habe ich ja schon mit meinen Juneau Sneakers das ideale Mitbringsel gefunden, aber ich wollte dann doch nicht mit soundsovielen Paaren Gummistiefel fuer die Lieben daheim in den Flieger steigen, daher hatte ich mein Auge auf geraeucherte Fische gerichtet und Brad gefragt, ob die Fische, die direkt am Hafen in den Touristenlaeden verkauft werden, zu empfehlen sind. Er meinte, die waeren nicht schlecht, aber ich sollte mal mit ihm zu seinem bevorzugten Raeucherladen in der Naehe des Flughafens kommen. Jerry’s Meat & Seafood ist ein kleiner Laden in einer grossen Lagerhalle, wo Brad als alter Bekannter begruesst wird.
Der Laden setzt bei mir aehnliche Hormone frei wie ein Schuhladen bei Paris Hilton und ich verfalle in einen Shoppingrausch. Neben geraeuchertem Sockeye, King und Heilbutt empfiehlt mir der Besitzer auch den White King Salmon. Davon hatte ich noch nie was gehoert. Es ist eine sehr seltene weissfleischige Variante des King Salmon der - wie ich nach einer kurzen Verkostung feststelle - wirklich ausssergewoehnlich gut schmeckt und die paar Dollar extra wert ist.
Nachdem also als guter Tourist meine original Alaska Mitbringsel gekauft habe stehen weitere Touristenpflichten an: nachdem ich gestern den Red Dog Saloon besucht habe und auch schon am Mendenhall Gletscher war steht, fehlt mir noch der Mt.Roberts aus dem Pflichtprogramm fuer jeden Juenau-Touristen. Auf diesen Berg fuehrt direkt vom Kai am Hafen eine Seilbahn hinauf, aber Julie, Brad und ich haben uns fuer einen etwas aufwendigeren Weg entschieden und wollen zu Fuss auf den Berg gehen. Der Trail startet mehr oder weniger direkt hinter ihrem Haus.
Der Weg fuehrt durch feuchten Regenwald so dass sich meine neuen Stiefel wieder einmal bewaehren koennen.
Der Trail ust gesaeumt von Blaubeerbueschen und Julie und Brad waren clever genug ein paar Ziploc-Beutel mitzunehmen, so dass wir ordentlich Blaubeeren sammeln. Ich verfolge dabei die “Eins ins Toepfchen, eins ins Kroepfchen”-Taktik.
Schneller als gedacht sind wir an der oberen Seilbahn Station angekommen.
Ein Blick auf die grossen Kreuzfahrtschiffe direkt unter einem zeigt wie steil der Berg direkt hinter der Stadt aufragt.
Neben diversen Shops und Restaurants gibt es hier oben auch ein ganz interessantes Nature Center und das Raptor Center wo verletzte Greifvoegel aufgepaeppelt werden. Derzeitiger Gast war ein Weisskopfseeadler, den ein besonders aufmerksamer Hubertusjuenger wohl mit einer Ente verwechselt und unter Beschuss genommen hatte. Da der Waidmann eben so gut gezielt wie er den Vogel angesprochen hat, ist der Adler mit einem verletzten Auge und Wunden am Schnabel davongekommen. Da er mit nur einem Auge nicht mehr dreidimensional sehen kann, wuerde er in der Wildnis nicht mehr uberleben und bleibt Dauergast im Raptor Center.
Extra fuer Dreamer zeigt er nocheinmal seine Schokoladenseite, wo man ihm seine Verletzung kaum ansieht:
Im Gespraech mit dem Ranger hoere ich nicht zum ersten Mal in den USA deutlichen Frust ueber den fehlenden Respekt vor der Kreatur und die mangelnde Kenntnis vieler Hobbyjaeger. Wobei Du lauteste Kritik an schlechten Jaegern meist von Leuten kommt, die selber auch jagen.
Die Seilbahnstation ist Ausgangspunkt fuer ein grosses Trailsystem, das sich ueber Mt.Roberts, den benachbarten Mt.Juneau und weiter bis hoch ins Juneau Icefield erstreckt.
Heute ist aber nur eine kleine Runde direkt oberhalb der Station angesagt. Auf dem Weg sieht man Schnitzereien an Baeumen in der Tradition der Tlingit-Indianer.
Es gibt ein grosses Kreuz zu Ehren von Pater Brown (nicht Ottfried Fischer), einem Geistlichen der sich fuer den Bau der Trails engagiert hat ,und immer wieder schoene Aussichten ueber den Gastineau Channel und Juneau.
An einer Aussichtsplattform treffen wir ein Murmeltier, das mit uns die Aussicht geniesst.
Zurueck an der Seilbahn erklaert Brad, dass die Fahrt auf den berg 25$ kostet, die Fahrt runter aber nur 5$. Und letztere werden mit Einkaeufen im Gift Store verrechnet. Ich kaufe mir daher einen Snack und Briefmarken, die unter anderem auf meiner Postkarte hier ans Forum landen.
Dann fahren wir mit der Seilbahn wieder runter in den Ort.
Abends geht es in eins der angesagtesten Restaurants Juneaus. Bei dem Thai in Auke Bay muss man eine dreiviertel Stunde auf den Tisch warten, so beliebt ist er.
Auf die Gefahr mich zu wiederholen: es gibt ein tolles Heilbutt-Curry und leckere Shrimps, fuer alle anderen Gerichte wuerde man im Rest der USA keine fuenf. Minuten Wartezeit in Kauf nehmen geschweige denn 45 Minuten. Aber auch hier merkt man wie klein der Ort ist: die Bedienung gratuliert zur Hochzeit und auch der Besitzer schaut vorbei und spendiert den Frischverheirateten Nachtisch aufs Haus.