Guten Morgen zusammen!
Heute stimmen dann die Bildunterschriften hoffentlich. - Und heute sind wir schließlich wirklich in Arizona...
12.9.2007: Gallup - FlagstaffHeute gibt es bei uns ein ganz besonderes Frühstück: In der Travelodge in Gallup kann man sich selber Waffeln backen. Den Teig dazu gibt es fertig gemischt in kleinen Döschen. Katharina ist die erste, die sich traut, danach bildet sich sofort eine Schlange am Waffeleisen. Das System ist nicht jedem sofort klar, die meisten vergessen, das Waffeleisen zu drehen - somit läuft auch die Zeituhr nicht los. Als Endprodukt ergibt sich dann auch in manchen Fällen keine Waffel, sondern Kaiserschmarrn. Wir amüsieren uns still und genießen unsere Waffeln mit Ahornsirup.
Westlich von Gallup verläuft die Route 66 durch ein breites Tal mit steilen, fast klippenartigen Anstiegen links und rechts. Während die Interstate quer durch die Mitte führt, schmiegt sich die ältere Straße an den Rand.
Route 66 in New Mexico Kurz vor der Grenze nach Arizona kommen wir an einem weiteren Indian Village vorbei. Besonderheit an diesem Ramschladen ist die sehr pittoreske Lage im Eingang einer großen Höhle. An der Grenze nach Arizona besuchen wir das Begrüßungscenter und kommen so zum ersten Mal während unserer Reise dazu, ein paar der vieldiskutierten Couponhefte abzugreifen. Wir sind gespannt, ob wir damit wirklich die Motelkosten drücken können. Die Tankstelle direkt neben dem Begrüßungscenter ist übrigens die allererste auf unserer Reise, die vor Beginn des Tankvorgangs unsere ZIP verlangt. Wir verwenden unsere heimische Postleitzahl - die existiert auch in den USA und gehört zu einem Kuhkaff 150 km östlich von Denver - und können so problemlos den Wagen voll tanken.
Die gut 70 km von der Staatsgrenze zum Petrified Forest National Park legen wir zum Großteil auf der Interstate zurück. Am Eingang des Nationalparks verlangt Dirk einen Jahrespass und ist nach unseren Sandia-Erfahrungen gespannt, was passiert. Wie eigentlich zu erwarten, bekommen wir ohne Widerspruch einen America the Beautiful-Pass ausgehändigt und brechen auf, den Park zu erkunden. Gleich am ersten Aussichtspunkt machen wir eine ausgedehnte Pause. Wer sich unter einer "Painted Desert" nichts vorstellen kann, bekommt hier auf schönste Weise verdeutlicht, woher dieser Name kommt: Unter uns breiten sich ausgedehnte Hügel in Rot, Orange, Braun und Weiß aus. Das Bild macht wirklich fast den Eindruck, als wären die verschiedenen Farben nacheinander von Bob Ross auf seine Leinwand aufgebracht worden. Wir fahren weiter in das Innere des Parks und bekommen so die großartige Landschaft aus immer neuen Blickwinkeln zu sehen. Kurz bevor wir die Interstate kreuzen, kommen wir an einem Denkmal für die Route 66 vorbei.
Damit man es sich auch richtig einteilen kann... Painted Desert Straße im Petrified Forest National Park Route 66-Denkmal im Petrified Forest National Park In der zweiten Hälfte des Parks ändert sich allmählich die Stimmung: Die Badlands sind nicht mehr von roten Farben geprägt, stattdessen gibt es nun beeindruckende graue Strukturen aus Bentonit, die ein wenig an Schlammhaufen erinnern. Etwas später kommen wir in den Bereich, der den Park seinen Namen gegeben hat: Zuerst sehen wir nur einzelne versteinerte Bäume, dann werden es immer mehr. Hier laufen wir den Trail am Crystal Forest ab. Zunächst läuft eine Gruppe Japaner vor uns her. Nach kurzer Zeit realisieren die Japaner allerdings die Länge des eigentlich recht kurzen Trails und kehren um. Wir dagegen nehmen uns viel Zeit, um die Eindrücke in uns aufzunehmen: Auch wenn noch zu Beginn des 20ten Jahrhunderts viele der versteinerten Baumstämme zerstört wurden, um an im Inneren enthaltene Mineralien zu gelangen, ist die Menge der noch vorhandenen Bäume überwältigend. Wir berühren die versteinerte Baumrinde und sind überrascht: Da die Struktur erhalten geblieben ist, fühlen sich die Bäume trotz des völlig anderen Materials genau so an, wie lebende Bäume aus Holz.
Haufen aus Bentonit Versteinerter Baumstamm Auch Überreste von Siedlungen der Native Americans finden sich im Petrified Forest National Park: Wir schauen uns das fast 1000 Jahre alte Puerco Pueblo an sowie nicht weit davon entfernt den Newspaper Rock. Dieser Fels ist über und über mit Petroglyphen bedeckt, jenen bekannten hellen Piktogrammen auf dunklem Grund. Kurz vor dem Ende des Parks liegt oberhalb eines kleinen Museums der größte versteinerte Baum, den wir zu Gesicht bekommen: "Old Faithful" hat einen Durchmesser von fast drei Metern
Nach Verlassen des Parks kommen wir zunächst durch Holbrook. Dieses Städtchen hat eigentlich nur eine Sehenswürdigkeit zu bieten, und zwar das berühmte Wigwam Motel. Hier kann man in nachgebauten Indianerzelten aus Beton schlafen. Das Ganze ist übrigens auch die Vorlage für das Cozy Cone Motel im Film "Cars". Nachdem es erst früher Nachmittag ist, entschließen wir uns aber, nicht hier zu übernachten und fahren weiter.
Kurz hinter Holbrook kommen wir durch Joseph City. Hier steht die Jackrabbit Trading Post, deren kleinere Kopie wir ganz zu Beginn der Route 66 in Illinois gesehen haben.
Jackrabbit Trading Post in Joseph City Ungefähr 40 km hinter Joseph City kommen wir durch Winslow, noch mal 30 km später biegen wir Richtung Meteor Crater ab. Dieser Krater entstand, als vor 50000 Jahren ein etwa 50 Meter großer Meteorit einschlug. Nachdem der Krater im 19ten Jahrhundert von weißen Siedlern entdeckt worden war, hielten ihn die Wissenschaftler lange Jahre für das Resultat eines Vulkanausbruchs. Erst 1960 konnte durch Eugene Shoemaker nachgewiesen werden, wie der Krater tatsächlich entstand, übrigens war dies der erste Meteoritenkrater auf der Erde überhaupt, bei dem dieser Nachweis gelang.
Wir zögern zunächst, den Eintritt zu bezahlen, da wir auch negative Meinungen über den Krater gehört haben. Letztendlich überwinden wir uns und sind positiv überrascht: Es gibt geführte Touren in den Krater, eine hervorragende Ausstellung über Meteoritenkrater inklusive Film sowie natürlich das obligatorischen Andenkengeschäft. Draußen steht eine originale Apollo-Kapsel und eine Hall of Fame für alle Astronauten, die bisher bei amerikanischen Weltraumflügen dabei waren. Aber am beeindruckendsten ist natürlich der Krater selber. Wir spazieren einige Zeit am Rand umher. Hier stehen Fernrohre, mit denen man unter anderem einen Pappastronauten inklusive US-Flagge im Kraterinneren genauer unter die Lupe nehmen kann. Diese Astronautenfigur soll daran erinnern, dass die NASA aufgrund der Bodenbeschaffenheit in diesem Krater ihre Astronauten für die Mondlandung trainiert hat.
Der Meteor Crater In Twin Arrows schauen wir uns die großen Doppelpfeile an, ehemalige Werbung für einen nicht mehr vorhandenen Truck Stop und auch eine klassische Route 66-Sehenswürdigkeit. Allerdings hat der Zahn der Zeit doch deutlich an den Pfeilen genagt, sehr viel mehr als zwei schräg im Boden steckende Holzstangen ist nicht mehr zu sehen. Winona haben wir auch nicht vergessen, in dieser Ortschaft gibt es eine schöne alte Route 66-Stahlbrücke, die allerdings seit einiger Zeit für den Verkehr gesperrt ist. Oberhalb von Winona sehen wir einen Berg, der in einigen Jahren komplett dem Eisenbergbau zum Opfer gefallen sein wird, das lassen jedenfalls die riesigen Bagger erahnen, die sich in die seitlich in den Berg fräsen.
Sonnenuntergang über der I 40 Während wir uns weiter Flagstaff nähern, wird die Landschaft immer mitteleuropäischer: Nachdem wir den Großteil des Tages durch eine Steppe gefahren sind, säumt nun dichter Kiefernwald die Straße. In Flagstaff weigert sich das Rodeway Inn, unsere Coupons anzuerkennen, das ist uns egal, dann gehen wir halt zur anderen Straßenseite ins Motel 6.
Fortsetzung folgt...
Viele Grüße,
Katharina