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Autor Thema: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA  (Gelesen 102415 mal)

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Palo

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #195 am: 16.12.2007, 01:54 Uhr »
Übrigens: Ist nicht in Cameron auch ne Tankstelle?
Ja, in Cameron ist ein Trading Post, Hotels und Tankstelle(n)

Stimmt. War meiner Erinnerung nach die erste und einzige Tankstelle zwischen dem Ausgang vom Grand Canyon National Park und Page.

Dirk
Stimmt. Wenn man von der 89 Richtung Kayenta abbiegt ist die erste Tankstelle zwischen Cameron und Kayenta in Tuba City
Gruß

Palo

wuender

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #196 am: 17.12.2007, 08:33 Uhr »
Hallo allerseits,

nachdem wir unser kleines automobiltechnisches Problem gelöst hatten, wurde es noch ein sehr schöner Tag:

15.9.2007: Kayenta - Kingman
Dirk steht relativ früh auf und fragt an der Rezeption nach, wo man in Kayenta einen kaputten Reifen flicken lassen kann. In ganz Kayenta scheint es keine richtige Autowerkstatt zu geben, Dirk wird zu einer Speedys-Filliale nicht weit weg vom Hotel geschickt. Dort angekommen erfährt er, dass hier zwar Reifen verkauft werden, nicht aber montiert oder repariert werden. Dafür sei die Tankstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite zuständig. Also schnell die Straßenseite gewechselt und dort nachgefragt, was möglich ist: Reifenwechsel geht im Prinzip schon, wenn denn irgendwann die Mechaniker da sind. So ab neun Uhr oder halb zehn. Ach, Moment, es ist ja Samstag, da kann es sein, dass die Mechaniker auch gar nicht kommen. In solchen Momenten wünscht man sich nach Deutschland mit zwar eingeschränkten aber wenigstens festen Öffnungszeiten. Glücklicherweise erinnert sich eine Kundin der Tankstelle an einen Reifenservice, 9 Meilen vor Kayenta direkt am Highway. Nach kurzem Anruf dort ist klar, dass man uns dort uns einen gebrauchten Austauschreifen verkaufen kann. Also auf dem Notrad ganz langsam die neun Meilen zurückgelegt, dann durch Schlaglöcher in einen Hof gerumpelt, der schon mal bessere Zeiten gesehen hat: Hier steht ein Trailer, jede Menge Schrott und es laufen viele Hühner, Katzen und Hunde rum. Aber Reifen montieren kann der Mann: Keine 20 Minuten später ist alles geschehen, und das für insgesamt 30 Dollar. Dirk bekommt erzählt, dass er nicht der erste ausländische Kunde ist, es seien schon viele Japaner, Italiener und andere Deutsche da gewesen. Na, wo die sich wohl alle ihre kaputten Reifen geholt haben? Zurück im Hotel nehmen wir uns die Zeit um das ganz vorzügliche Frühstück zu genießen, ehe wir auf dem neuen Reifen in Richtung Flagstaff rollen.


Elaphant Feet

Als wir uns Flagstaff nähern, finden wir es wieder sehr interessant, wie schnell sich die Landschaft von Steppe zu einer beinahe nordischen Waldlandschaft ändert, während wir die Flagstaff umgebende Hochebene erklimmen. Links von der Straße sehen wir den Sunset Crater. In Flagstaff angekommen, schauen wir kurz bei National-rent-a-car vorbei, um wegen des Reifentauschs bescheid zu geben. Das sei normal und der Wertverlust durch den nun älteren Reifen im Mietpreis inbegriffen, erklärt die Dame. Gut, wieder etwas gelernt.

Wir verlassen Flagstaff Richtung Westen und sind somit zum ersten Mal seit drei Tagen wieder auf der Route 66 unterwegs. Diese führt zum Teil sehr schön durch die Wälder, manchmal müssen wir aber leider auch auf die I 40 ausweichen. Hinter Bellemont kommen wir auf eine Schotterstraße, die einsam durch schöne Bergwiesen und Wälder zum angeblich ehemals höchsten Punkt der Route 66 führt. Auch nachdem die Straße wieder einen Asphaltbelag hat, geht es ziemlich pittoresk an vielen Bäumen und einsamen Farmen vorbei. Einige Zeit später erreichen wir Williams. Diese Stadt ist der Startpunkt der Eisenbahnstrecke zum Grand Canyon und bietet viele alte Motels, Restaurants und Saloons. Bekannt ist beispielsweise Rod's Steak House mit seinem alten Neonschild. Williams ist auch die letzte Ortschaft auf der Hochebene, danach führt die Autobahn sehr steil bergab in die Halbwüste von Arizona. Diese Halbwüste entspricht so sehr allen Klischees, dass Katharina in der nächsten Ortschaft, Ash Fork einen lange gehegten Wunsch erfüllt bekommt: Vor unserem Auto rollt eines der runden Gestrüppgebilde, die man aus Westernfilmen kennt, über die Straße.


Zum ersten Mal Los Angeles...


Zur Schotterpiste runtergekommene Route 66 in Arizona


Rod's Steak House in Williams

Wir rollen auch weiter, aber in eine andere Richtung. Wir müssen noch 40 km auf der Interstate zurücklegen, dann wartet ein Highlight auf uns: Der Streckenabschnitt zwischen Seligman und Kingman ist berühmt, da hier die Route 66 ziemlich weiträumig von der Autobahn umfahren wird. Die an der alten Straße gelegenen Ortschaften sind daher mit dem Bau der Interstate in eine Art Dornröschenschlaf gefallen, vergleichbar mit dem Schicksal von Radiator Springs aus "Cars". Witzigerweise ging aber auch die momentane Route 66-Renaissance zum Teil von hier aus: In Seligman wohnt Angel Delgadillo, berühmter Friseur und Andenkenladenbesitzer, der seit Jahren darum kämpft, die Historic Route 66 zu erhalten. Wir müssen aber erst noch ein paar Kilometer fahren, um nach Seligman zu kommen. Die Straße fügt sich sehr schön in die hügelige Landschaft ein. Und hier gibt es echte Burma-Shave-Tafeln mit den originalen Werbesprüchen aus den 60er Jahren. Wir fühlen uns wie mit einer Zeitmaschine 50 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt.


Route 66 in Arizona


Riesige Heuschrecke in Arizona

Seligman ist ein sehr lustiges Städtchen: Da man nur von der Route 66 lebt, sind alle Geschäfte und Restaurants auch dementsprechend kitschig und übertrieben dekoriert. Wir schlendern eine Weile die Hauptstraße entlang. Im berühmten Barber Shop treffen wir leider nicht Angel Delgadillo persönlich, aber immerhin ist seine Frau Vilma da. Die direkt nebenan gelegene Eisdiele, ursprünglich von Angels inzwischen leider verstorbenem Bruder Juan gegründet, hat geschlossen. Auf der anderen Straßenseite steht ein "Green Turtoise"-Bus, dementsprechend hippes Publikum gemischten Alters ist unterwegs. Dirk ist begeistert, einen Blick ins Innere so eines Busses werfen zu können. Nachdem er Katharina den entsprechenden Abschnitt im Grundmann zum Lesen gegeben hat, kann sie seine Begeisterung nachvollziehen.


Oldtimer vor Andenkenladen in Seligman


Angel Delgadillos Barber Shop

Von Seligman führt die Route 66 durch eine schöne und einsame Gegend weiter nach Westen. Hier ist die Landschaft die Hauptsehenswürdigkeit. So verwundert es auch nicht, dass wir von unseren nächsten Stopp ein klein wenig enttäuscht sind: Wir buchen eine Führung durch die Grand Canyon Caverns und stehen wenig später in den Höhlen. Man merkt ganz klar, dass die Feriensaison vorbei ist, denn die Gruppe besteht nur aus uns beiden und der Führerin. Die Dame ist klasse und hat jede Menge Anekdoten auf Lager. An vielen Stellen zeigt sie uns Felsformationen, die bei Bestrahlung mit der Taschenlampe in einem bestimmten Winkel wie das Gesicht von George Washington oder eine Frühstücksplatte mit Rührei und Schinken aussehen. Höhepunkt der Tour ist ein mehr als 150 Jahre alter mumifizierter Luchs. Trotz allem sind die Höhlen insgesamt nicht ganz so beeindruckend wie die Meramac Caverns.


Mumifizierter Luchs in den Grand Canyon Caverns

Als wir in Kingman, gut 90 Kilometer hinter den Höhlen, ankommen, beginnt es schon, zu dämmern. Hier sehen wir den ersten Säulenkaktus unserer Reise. Das Ding ist zwar künstlich vor einem Verwaltungsgebäude eingepflanzt worden, wir freuen uns aber trotzdem. Wir suchen uns ein billiges Motel aus dem Couponheft raus. Das Motel ist an und für sich recht schön, aber wir haben - obwohl wir es aus diversen Reiseberichten hätten wissen müssen - den typischen Route 66-Fehler begangen, eine Absteige direkt an der Bahnlinie zu nehmen. Der Lärm der regelmäßig vorbeidonnernden Züge lässt sich recht gut mit Ohrstöpseln in den Griff bekommen, das ebenfalls von den Zügen verursachte Vibrieren des gesamten Gebäudes aber leider nicht. 


Säulenkaktus in Kingman

Schöne Grüße,
Dirk

Willi

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #197 am: 17.12.2007, 11:29 Uhr »
Nach kurzem Anruf dort ist klar, dass man uns dort uns einen gebrauchten Austauschreifen verkaufen kann. ......

Dirk bekommt erzählt, dass er nicht der erste ausländische Kunde ist, es seien schon viele Japaner, Italiener und andere Deutsche da gewesen.

Wo nimmt der dann wohl die vielen gebrauchten Austauschreifen her  :roll:

aber wir haben - obwohl wir es aus diversen Reiseberichten hätten wissen müssen - den typischen Route 66-Fehler begangen, eine Absteige direkt an der Bahnlinie zu nehmen. Der Lärm der regelmäßig vorbeidonnernden Züge lässt sich recht gut mit Ohrstöpseln in den Griff bekommen, das ebenfalls von den Zügen verursachte Vibrieren des gesamten Gebäudes aber leider nicht.

Also das gehört inzwischen für mich schon fest zu einer Südwest-Rundreise dazu. Wenn nicht spätestens am 3. Tag der Reise irgendwo die Züge nachts vorbeidonnern, fehlt mir richtig was.  :lol:

wuender

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #198 am: 17.12.2007, 14:57 Uhr »
Nach kurzem Anruf dort ist klar, dass man uns dort uns einen gebrauchten Austauschreifen verkaufen kann. ......

Dirk bekommt erzählt, dass er nicht der erste ausländische Kunde ist, es seien schon viele Japaner, Italiener und andere Deutsche da gewesen.

Wo nimmt der dann wohl die vielen gebrauchten Austauschreifen her  :roll:

 :lol:
Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, welche Mengen Gerümpel da rumstanden, hat der Mensch mit Sicherheit die nächsten 10 Jahre keine Nachschubprobleme...

Zudem lässt ja jeder Monument-Valley-Geschädigte seinen alten Reifen da. Mich würde schon brennend das weitere Schicksal unseres Reifens interessieren. So kaputt, dass man den wegwerfen muss, war der nämlich definitiv nicht...

Schöne Grüße,
Dirk

Willi

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #199 am: 17.12.2007, 15:35 Uhr »
Zudem lässt ja jeder Monument-Valley-Geschädigte seinen alten Reifen da. Mich würde schon brennend das weitere Schicksal unseres Reifens interessieren. So kaputt, dass man den wegwerfen muss, war der nämlich definitiv nicht...

Nun, die Reifen werden fachmännisch instandgesetzt, siehe Beispiel:

http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=26658.msg341620#msg341620

und danach dem nächsten Monument-Valley-Geschädigten als Austauschreifen verkauft  :D

wuender

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #200 am: 17.12.2007, 15:46 Uhr »
Nun, die Reifen werden fachmännisch instandgesetzt, siehe Beispiel:

http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=26658.msg341620#msg341620

und danach dem nächsten Monument-Valley-Geschädigten als Austauschreifen verkauft  :D

So ähnlich habe ich mir das gedacht.

Leider war unser Austauschreifen nicht ganz so fachmännisch instand gesetzt wie der in dem verlinkten Reisebericht. Der Mensch hat nämlich vergessen, das Pflaster drauf zu kleben  :lol: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Scooby Doo

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #201 am: 18.12.2007, 09:10 Uhr »
aber wir haben - obwohl wir es aus diversen Reiseberichten hätten wissen müssen - den typischen Route 66-Fehler begangen, eine Absteige direkt an der Bahnlinie zu nehmen. Der Lärm der regelmäßig vorbeidonnernden Züge lässt sich recht gut mit Ohrstöpseln in den Griff bekommen, das ebenfalls von den Zügen verursachte Vibrieren des gesamten Gebäudes aber leider nicht.

Komisch, Vibrationen hatte ich bei unserem Motel in Holbrook damals keine erlebt. Ich hatte mich allerdings schon gewundert, warum die Motels auf der rechten Seite der Straße günstiger waren als die auf der linken Seite. Beim nächsten Zug wussten wir es, aber mich hat der Lärm eigentlich nicht gestört. Ist doch wie Musik ;-)
Viele Grüße, Markus

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wuender

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #202 am: 18.12.2007, 11:30 Uhr »
[...] aber mich hat der Lärm eigentlich nicht gestört. Ist doch wie Musik ;-)

:lol:
Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie Du bei jedem vorbeirollenden Zug die Ohren spitzt :musik:. Und dann in der Lage bist, anhand des Rumpelns den Typ der vier Lokomotiven zu erkennen :wink:.

Schöne Grüße,
Dirk

Matze

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #203 am: 18.12.2007, 12:43 Uhr »
[...] aber mich hat der Lärm eigentlich nicht gestört. Ist doch wie Musik ;-)

:lol:
Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie Du bei jedem vorbeirollenden Zug die Ohren spitzt :musik:. Und dann in der Lage bist, anhand des Rumpelns den Typ der vier Lokomotiven zu erkennen :wink:.

Schöne Grüße,
Dirk

Und dann meldet er sich bei "Wetten das...!" an!  :D :lol: :lol:
Gruß Matze




San Francisco!!

Willi

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #204 am: 18.12.2007, 13:50 Uhr »
[...] aber mich hat der Lärm eigentlich nicht gestört. Ist doch wie Musik ;-)

:lol:
Ich stelle mir gerade bildlich vor, wie Du bei jedem vorbeirollenden Zug die Ohren spitzt :musik:. Und dann in der Lage bist, anhand des Rumpelns den Typ der vier Lokomotiven zu erkennen :wink:.

Schöne Grüße,
Dirk

Und dann meldet er sich bei "Wetten das...!" an!  :D :lol: :lol:

Außenwette aus Kingman, AZ

Da wär ich als Fan gleich mit vorort dabei  :lol:

Nekochan

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #205 am: 19.12.2007, 08:25 Uhr »
Guten Morgen zusammen! Heute geht es weiter nach Las Vegas.
16.9.2007: Kingman - Las Vegas
Trotz der direkt neben dem Motel verlaufenden Bahnstrecke haben wir erstaunlich gut geschlafen. Nach dem Auschecken verlassen wir zu zweiten Mal im Verlauf unserer Reise den Verlauf der Route 66 und folgen der US 93 nach Nordwesten Richtung Las Vegas. Die Straße ist gut ausgebaut und führt ziemlich grade durch eine flache und trostlose Ebene. Rechts und links türmen sich in einiger Entfernung Gebirgsketten auf. Nach einigen Kilometern führt die Straße in bergiges Gelände und wird steiler und kurviger. Hügel, die der Streckenführung im Weg standen wurden teilweise auf ziemlich rücksichtslose Art und Weise durchstochen.


Auf dem Weg nach Las Vegas

Kurz vor Erreichen des Hoover Dams sehen wir aus einiger Entfernung rechts von der Straße eine ziemlich fertige Brücke. Sollte das etwa die große Brücke des Hover Dam Bypass sein? Sind die schon so weit? Als wir uns der Brücke sehen, merken wir, dass wir uns getäuscht haben, es handelt sich um eine der kleinen Brücken der Umgehungsstraße. Die große Brücke sehen wir erst später, von der Krone der Staumauer aus. Und man erkennt, dass die Bauarbeiten noch nicht sehr weit vorangeschritten sind. Während der Führung durch den Damm etwas später erfahren wir einen Grund für die Verzögerung: Im vergangenen Herbst während eines Sturms sind zwei Baukräne umgefallen. Sowieso ging früher alles schneller als heute: Die Führerin seufzt, dass man heute die Ingenieure und Arbeiter aus den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts bräuchte. Die haben nämlich die Staumauer zwei Jahre schneller als geplant fertig gestellt.


Noch ziemlich unfertige Brücke für den Hoover Dam Bypass

Wir suchen uns zuerst einen Parkplatz im Parkhaus direkt am Staudamm und schauen uns dann um. Die Position des Damms inmitten eines vom Colorado River tief eingeschnittenen Canyons ist ziemlich beeindruckend, der niedrige Wasserstand des Lake Mead ist dagegen nur erschreckend. Wir gehen zum Visitor-Center und buchen eine Tour. Im Gegensatz zum Glen Canyon Dam wird hier Eintritt verlangt, und zwar nicht zu knapp. Außerdem ist hier wesentlich mehr los. Trotzdem finden wir es sehr interessant, im Inneren der Staumauer herumlaufen zu können und uns die Generatorenhalle anzuschauen.


Hoover Dam

Nachdem wir noch etwas auf der Staumauer auf- und abspaziert sind sowie in einem Nebengebäude ein riesiges Modell des Einzugsgebiets des Colorado River von den Rockies bis zur Mündung bewundert haben, fahren wir weiter, stoppen jedoch recht bald wieder an einem Aussichtspunkt über den Lake Mead. Und hier wird das ganze vom Wassermangel der vergangenen Jahre verursachte Elend deutlich: Es gibt einen Plan, der die Küstenlinie und die im See gelegenen Inseln erklärt. Nur stimmt die Küstenlinie leider überhaupt nicht mehr und einige der eingezeichneten Inseln sind inzwischen aus dem Festland emporragende Hügel. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Jahren in den Rocky Mountains sehr viel Schnee fällt.


Blick auf den Lake Mead

Wir fahren weiter Richtung Las Vegas. Schon aus einiger Entfernung sehen wir die markanten Gebäude der Casinos am Strip und freuen uns auf die Stadt, die wir bisher nur aus Filmen und Fernsehserien kennen. Um einen umfassenden ersten Überblick zu bekommen, fahren wir nicht direkt zu unserem Hotel, sondern auf dem Boulder Highway mitten rein ins Vergnügen. In Downtown einmal rum um den Block mit den ganz alten Casinos und der Freemont Street Experience mit dem berühmten großen Dach und dann Richtung Süden auf den Las Vegas Strip. An einer Ampel steht vor uns ein großer SUV aus Nevada mit einem einzigen kleinen Aufkleber auf der Rückseite. Motiv dieses Aufklebers ist ein uns sehr bekanntes Wappen sowie der Schriftzug "Bayern". Ein kleines Stück Heimat in der Fremde, ist doch irgendwie schön.

Der Strip ist einfach faszinierend. Gut, es ist viel zu viel Verkehr und es gibt viel zu viele Ampeln, aber was sich an Gebäuden links und rechts aufreiht, entschädigt: Zuerst sehen wir jede Menge Heiratskapellen, dann kommen die berühmten Casinos, die jeder kennt, der schon mal den Vorspann von CSI gesehen hat. Da es noch sehr früh ist, rollen wir an unserem Hotel - dem Paris Las Vegas - vorbei und fahren zum wenige Kilometer südlich gelegenen Las Vegas Outlet Center. Diese Mall ist einfach gigantisch. Ein Markenladen reiht sich an den nächsten und überall die Preise sind im Vergleich zu Deutschland einfach spottbillig. Wir decken uns mit Jeans ein. Dirk möchte auch gerne einen Ersatz für seinen in die Jahre gekommenen Rucksack kaufen, wird aber erstaunlicherweise nicht fündig.

Auf dem Rückweg zum Hotel wollen wir das berühmte "Welcome to Las Vegas"-Schild fotografieren. Dazu müssen wir den Wagen an einer Wendestelle in der Mitte der vierspurigen Straße abstellen. Dirk weiß nicht so recht, ob das erlaubt ist. Aber als wir an dem Schild ankommen, sehen wir, dass die betreffende Stelle schon quasi zum Parkplatz unfunktioniert wurde. Um sich vor dem Schild fotografieren zu können, müssen wir kurze Zeit in einer Warteschlange mit allerlei mehr oder weniger schrägen Gestalten anstehen. Kurz bevor wir fahren, hält sogar eine dicke Limousine an, aus der ein Brautpaar aussteigt.

Keine 20 Minuten später steht unser Impala im Parkhaus des Paris Las Vegas und wir schleppen unser Gepäck zur Rezeption. Das ist leichter gesagt als getan, denn das Hotel ist riesig. Wir laufen durch große, passagenähnliche Gänge, in denen tatsächlich Paris nachgebildet ist: Geschäfte, Cafes und Restaurants, Straßenlaternen und Bäume. Das alles im Inneren des Gebäudes, inklusive auf Beton aufgemalten Himmel. Wir finden die Rezeption nahe einer großen Halle. Auffälliges Merkmal dieser Halle sind - neben jeder Menge Spielautomaten - die vier Beine des vor dem Hotel aufgestellten Eiffelturms. Ein Zimmer mit Blick auf den Strip kostet 60 Dollar extra, wir lehnen dankend ab. Das Zimmer ist trotzdem einfach gigantisch, hier ist alleine das Badezimmer größer als manches während unserer Reise besuchte Motelzimmer.


Im Paris Las Vegas Hotel


Das Paris Las Vegas von außen

Abends schauen wir uns den Teil des Strips an, der südlich unseres Hotels liegt. Jedes der vielen Casinos wird ausgiebig von innen und außen bewundert und überall werden einige der Spielautomaten ausprobiert. Katharina gewinnt fast 20 Dollar und hört dann auf. Dirk dagegen verspielt seinen ursprünglichen Gewinn wieder komplett. Das ehemalige Coca-Cola-Museum in Form einer riesigen Flasche ist inzwischen leider nur noch ein Coca-Cola-Shop. Schade, wir hätten sehr gerne exotische Getränkesorten probiert.


New York, New York


Excalibur

Ganz am südlichen Ende des Strips stehen zwei sehr besondere Hotels: Das Luxor ist in Form einer hohlen Pyramide errichtet. Innen führen Fahrstühle schräg nach oben. Wir fühlen uns an den Gateway Arch in St. Louis erinnert und wollen mit einem dieser schrägen Fahrstühle fahren. Das ist eigentlich nur für Gäste des Hotels erlaubt, aber wenn man unauffällig zu anderen Leuten mit in den Fahrstuhl einsteigt, sagt niemand was… Nicht weit entfernt vom Luxor steht das MGM Grand mit seinen berühmten Löwen: Die in einem Glaskäfig hautnah zu bewundernden Löwen arbeiten quasi im Schichtdienst. Nach sechs Stunden im Käfig dürfen sie zwei Tage lang auf einer Ranch wieder auftanken.


MGM Grand


Im Inneren der Pyramide des Luxor

Zum Abschluss schauen wir uns das Bellagio mit seiner berühmten und wunderschönen Fontänenshow sowie das Cesars Palace an. Dieses erinnert von der Machart etwas an das Paris, nur ist hier halt das historische Rom nachgebaut. Nachdem wir den Untergang von Atlantis miterlebt haben, gehen wir wieder zurück in unser Hotel und ins Bett.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße,
Katharina
The best creator next to God is a civil engineer

Willi

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #206 am: 19.12.2007, 08:55 Uhr »
Die in einem Glaskäfig hautnah zu bewundernden Löwen arbeiten quasi im Schichtdienst. Nach sechs Stunden im Käfig dürfen sie zwei Tage lang auf einer Ranch wieder auftanken.

Nachdem wir den Untergang von Atlantis miterlebt haben, gehen wir wieder zurück in unser Hotel und ins Bett.

Über Deine Formulierungen könnte ich mich immer wieder amüsieren, Katharina   :lol:




Nekochan

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #207 am: 20.12.2007, 08:59 Uhr »
Über Deine Formulierungen könnte ich mich immer wieder amüsieren, Katharina   :lol:

Vielen Dank für das Lob  :oops:!

Viele Grüße,
Katharina
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wuender

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #208 am: 21.12.2007, 08:40 Uhr »
Einen guten Morgen allerseits,

Sind noch alle da? Es geht weiter:

17.9.2007: Las Vegas
Heute wollen wir uns zum Frühstück eines der berühmten Büffets in einen Casino gönnen. Preislich und qualitativ scheint das Büffet im Gold Coast sehr gut zu sein. Als wir an diesem Casino angekommen sind und uns nach einiger Zeit durch jede Mange Spielautomaten zum Restaurant durchgeschlagen haben, ist der Einlass zum Frühstück seit exakt 10 Minuten geschlossen. Mist. Dann gibt es halt später ein größeres Mittagessen.

Da wir uns eh schon westlich von Downtown befinden fahren wir gleich weiter in diese Himmelsrichtung und kommen nach längerer Fahrerei durch Vororte und Wüste zum Eingang der Red Rock Canyon National Conservation Area. Am Visitor Center gibt es einen schönen Wüstengarten mit Gehegen, in denen - streng nach Geschlecht getrennt - Schildkröten gehalten werden. Wir schauen uns die Tiere kurz an und machen uns dann auf den Rundkurs. Die Straße schlängelt sich in einen weiten Bogen durch den Park, und gewinnt dabei zur Mitte hin mächtig an Höhe. Immer geht es an beeindruckenden Felswänden vorbei, mal rot, mal grau. An den Parkplätzen gehen gut ausgeschilderte Trails los, die wir jedoch zum Großteil nur kurz antesten. Vom höchsten Punkt der Straße bietet sich ein beeindruckender Blick auf die unter uns liegende Ebene, in der sich auch Las Vegas befindet. Ein kurzes Stück weiter sind die Felswände von schönen Tälern durchschnitten, die man teilweise durchwandern kann, teilweise führen auch Gravel-Roads tiefer hinein. Das wollen wir unserem Auto nach den Monument-Valley-Erfahrungen jedoch nicht zumuten.


Schildkröte im Visitor Center vom Red Rock Canyon


Im Red Rock Canyon


Im Red Rock Canyon

Nach einiger Zeit fahren wir wieder zurück nach Las Vegas. Zum Mittagessen haben wir uns etwas Besonderes rausgesucht: Nicht weit weg von unserem Hotel steht das Hofbräuhaus Las Vegas, eine ziemlich originalgetreue Replik vom Hofbräuhaus in München. Gut, das Original liegt nicht an einer Kreuzung mehrspuriger Straßen, aber ansonsten ist die Übereinstimmung ziemlich gut. Es gibt sogar einen Biergarten mit Kastanienbäumen - und das im Inneren des Gebäudes. Der Himmel ist - wie so oft in Las Vegas - aufgemalt. In der Schwemme steht eine Bühne für die Kapelle, die "Las Vegas Festkapelle". Es gibt bayerische Spezialitäten und Bier, auf der Karte ist das Reinheitsgebot erklärt, alles ganz korrekt unter Verwendung von Umlauten. Wir finden das Ganze sehr schräg und witzig. Als wir unser Essen bestellen wollen, versteht die Bedienung zunächst nicht, was wir wollen. Oh je, wie spricht man "Schweinsbraten" auf Englisch aus? Das Essen selber ist aber sehr gut und schmeckt recht originalgetreu. Man merkt schon, dass das Lokal von einem ausgewanderten Deutschen gegründet worden ist. Nach dem Essen schauen wir uns noch mit viel Amüsement den Andenkenladen an. Hier gibt es schlimmsten Kitsch, der sich aber nicht allzu sehr von dem Gerümpel unterscheidet, das in der Münchener Fußgängerzone verkauft wird. Als wir das Restaurant verlassen, wird uns zur Verabschiedung "Auf Wiedersehen" hinterhergerufen.


Hofbräuhaus Las Vegas


Künstlicher Biergarten im Hofbräuhaus Las Vegas

Zurück im Hotel spannen erstmal für ein paar Stunden am winzigen aber trotzdem ganz netten Pool des Paris Las Vegas aus. Es ist schon ein besonderes Gefühl, direkt unter dem Eiffelturm seine Runden in einem Schwimmbecken drehen zu können.

Am späten Nachmittag erkunden wir ganz kurz den Teil des Strips, der direkt nördlich an unser Hotel anschließt. Besonders gut gefallen uns das Venetian mit seiner Nachbildung der Lagunenstadt und das Mirage. Hier wollen wir uns am Abend den Vulkanausbruch anschauen, doch zunächst haben wir noch zwei andere Punkte auf unseren Plan.


Venetian

Wir holen das Auto und fahren zunächst nach Downtown, parken dort und laufen zur Freemont Street. Um die alte Innenstadt gegenüber den immer pompöser werdenden Casinos am Strip interessant zu halten, wurden 1995 fünf Blöcke der Straße überdacht. Das Dach beinhaltet 12 Millionen LED-Lampen. In Kombination mit einem 550000-Watt-Soundsystem gibt es hier die wohl größte Lightshow der Welt. Vorstellungen finden zu jeder vollen Stunde statt. Kurz bevor es losgeht, wird die Beleuchtung aller Casinos gelöscht. Was dann folgt, ist ein und optisch und akustisch unvorstellbares Erlebnis: Wir haben das Programm "American Freedom" erwischt. Das heißt, auf der Innenseite des Dachs erscheinen mit viel Gedröhn die amerikanische Flagge, Kampfflugzeuge, typische US-Sehenswürdigkeiten und jede Menge Spezialeffekte. Technisch ist das alles zweifellos sehr beeindruckend, den etwas übertriebenen Patriotismus finden wir jedoch leicht befremdlich. Nachdem das Programm vorbei ist, schlendern wir noch ein wenig die Freemont Street auf und ab, schauen in die schönen alten Casinos und bewundern die an den Kreuzungen aktiven Künstler und Gaukler. Das ist ein sehr gelungenes Beispiel, wie man ein alterndes Stadtviertel aufwerten kann.


In der Freemont Street

Wir fahren weiter von der Freemont Street auf die Bonanza Road und diese mehr oder weniger immer geradeaus bis zum Mormonentempel von Las Vegas. Dieser liegt auf halber Höhe des Sunrise Mountain, schon etliche Höhenmeter oberhalb der Stadt. Vom Parkplatz der benachbarten Kirche bieten sich beeindruckende Blicke auf die hell erleuchtete Metropole. Quer durch zieht sich der Strip, alle Hotels sind deutlich zu erkennen, allen voran die Pyramide des Luxor, von deren Spitze ein Lichtstrahl in den Himmel ragt.


Nächtlicher Blick auf den Strip

Nachdem wir wieder zum Hotel zurückgefahren sind sind, laufen wir zum Abschluss des Abends noch mal zum Mirage und schauen uns den spektakulären, alle 15 Minuten stattfindenden Vulkanausbruch an. Die Mischung aus Wasserspielen, Lightshow und Feuerinstallation ist sehr effektvoll in Szene gesetzt. Auf dem Rückweg zum Hotel geht es an der Fontänenshow des Bellagio vorbei, die dieses Mal zu anderer Musik stattfindet als gestern. Diese Installation ist ganz klar ein absoluter Höhepunkt von Las Vegas.


Vulkanausbruch am Mirage


Bellagio bei Nacht

Schöne Grüße,
Dirk

Willi

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Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #209 am: 21.12.2007, 08:58 Uhr »
Am Visitor Center gibt es einen schönen Wüstengarten mit Gehegen, in denen - streng nach Geschlecht getrennt - Schildkröten gehalten werden.

Wie konntet Ihr erkennen, daß die wirklich nach Geschlechtern getrennt waren ?  :wink:



Als wir unser Essen bestellen wollen, versteht die Bedienung zunächst nicht, was wir wollen. Oh je, wie spricht man "Schweinsbraten" auf Englisch aus?

Da würde ich mal Scooby Doo fragen. Der hat sicher eine gelungene "Übersetzung" in sein Bilderrätsel eingebaut  :lol:



Ein schöner Tag in Las Vegas  :daumen: