20.3.2015 Teil 1
Heute ist es draußen grau und bewölkt. Später soll es Schnee geben. Deshalb haben wir unsere Einkaufstour zum Mall in Jersey auf heute gelegt. Die grüne Tasche hat sich am Vortag bewährt hat und meine Schulter tutschon viel weniger weh tut. So bleibt die Fototasche heute wieder zu Hause. Da wir nach dem Mall noch auf die Highline und zum Chelsea Market wollen, packe ich heute das 24-70 auf die Kamera. Der Rest der Objektive bleibt im Hotel. Bevor wir zum Mall fahren, will meine Freundin noch zur Post und ich will ja endlich in dem B und K Superstore die Sonnenblende kaufen. Also fahren wir wieder in der Morning Rush Hour mit der vollgepackten U-Bahn in Richtung Times Square. Ich gebe zu, ich bin schon jetzt etwas nervös – das letzte Mal haben wir so einen Stress gehabt mit der Fahrt in den Mall, haben das Gate nicht gefunden, der Mann am Schalter hat nur rumgenuschelt und mein Mann war mega gestresst. Natürlich lasse ich das meine Freundin nicht wissen. Ich habe ihr gesagt, dass es überhaupt kein Problem ist, mit dem Bus zum Mall zu fahren und so weiß sie nicht, dass ich mir deshalb seit Tagen in die Hose mache.
Glücklicherweise ist die Fahrt in der vollen Bahn nicht lange und vom Times Square kann man unterirdisch bis zum Port Authority laufen. Nach etwas Suchen finden wir auch das Postamt, es ist im Gebäude und dort wirklich direkt gegenüber von den Verkaufsfenstern der Buslinien. Nachdem alle Briefmarken für die Postkarten gekauft sind, wollen wir jetzt erst noch zum B und K Fotoladen, denn dieser macht heute schon um 14 Uhr zu. Unterwegs bin ich richtig stolz, als uns eine Frau fragt, in welche Richtung eine Straße ist, und ich es ihr sagen kann, weil ich endlich das Straßensystem kapiert habe. An der Ecke 34th und 9th Ave liegt dann auch der Fotoladen. Von dem SUPERSTOR bin ich wirklich geplättet - anscheinend komme ich doch aus einem unterentwickelten Land, denn so etwas habe ich noch nicht erlebt ... wie war das in USA ist alles bigger and better … der Laden ist so komplett durchorganisiert, dass ich völlig überfordert bin. Alles läuft hier sehr effizient. Ich frage mich durch und komme schließlich im oberen Stockwerk bei der richtigen Person an. Nein, die Sonnenblenden liegen nicht irgendwo in einem Regal. Ich muss dem Mann alle meine Daten sagen, d.h. er schiebt mir den Computer rüber, damit ich sie selbst eingeben kann. Kluger Mann, denn die deutsche Adresse etc. ist natürlich nicht so leicht für einen Amerikaner. Dann bekomme ich eine Quittung und muss die Ware an der Kasse abholen. Unten angekommen, gibt es drei verschiedene Orte, wo man sich anstellen kann. Zum Glück ist nicht ganz so viel los, denn zuerstmal lande ich beim falschen Verkäufer. Dort wird die Ware nur ausgegeben. Vorher muss ich sie bezahlen. Ich stelle mich also dort an, wo man mit Kreditkarte bezahlen kann. Hier begleiche ich die Rechnung bei einer sehr netten jungen Frau aus Puerto Rico, mit der ich mich über das Wetter in New York City unterhalte und darüber, dass ich mich inzwischen in der Stadt nicht mehr verlaufe, dafür aber in diesem Laden! Mit dem Beweis, dass ich bezahlt habe, geht’s dann zurück zur anderen Schlange, wo ich aber sofort dran komme und dann auch meine Sonnenblende überreicht bekomme. Völlig beeindruckt ob dieser Effizienz verlasse ich den Laden. Wow, das war ein echtes Erlebnis. Meiner Freundin geht es nicht anders. Wir laufen schweigend zurück zum Port Authority. So einen Laden haben wir noch nicht erlebt. Wir sind sprachlos. Und das meine ich jetzt ganz ohne irgendeine Wertung, weder negativ noch positiv. Wer in New York ist und Kamera Equipment ersetzen muss, dem sei dieser Laden wärmstens empfohlen. Ich bin davon überzeugt, dass es nichts gibt, was die nicht haben!
Ich habe übrigens gerade eben beim Schreiben dieses Berichtes, als mein Kater mich unterbrochen hat, damit ich ihn füttere, neben seiner Futterdose die alte Sonnenblende ersetzt. So ein fieser Leprechaun ... sie mir in New York zu klauen und zurück nach Hause zu bringen!!!Am Port Authority angekommen gehen wir erstmal zum NJ Transit (da wir annehmen, dass unser Bus dazugehört). Die Dame gibt uns einen Zettel, auf dem steht, welchen Bus wir nehmen müssen. Den sollen wir am Kassenhäuschen abgeben. Auch die Dame am Kassenhäuschen ist sehr nett. Wir zahlen 13 Dollar für ein Return Ticket und bekommen von ihr noch einen Plan mit den Rückfahrtzeiten der Busse in die Hand gedrückt. Auf meine Frage erklärt die Dame uns auch noch, wo unser Gate ist. Unser Bus geht in 10 Minuten. Dank der Erklärung finden wir das Gate auch sofort und steigen gerade noch rechtzeitig vor Abfahrt des Busses ein. Glücklicherweise fahren in etwa gleichzeitig zwei Busse ab und es ist im zweiten Bus auch noch für uns ein Sitzplatz vorhanden. Tja .... hatte ich meiner Freundin nicht schon vorher gesagt, dass es gar kein Problem ist! .... Erleichtert lehne ich mich in den Sitz und genieße die Fahrt zum Mall.
Nach ca. 40 Minuten sind wir auch schon am Mall. So richtig Lust zum Einkaufen habe ich zwar nicht, aber was soll ich machen, ich habe von zu Hause eine Einkaufsliste mitgebracht und ich brauche unbedingt was für die Abiturfeierlichkeiten von Miss18 im Juni. Eigentlich wollten wir an der Information auch ein Couponbuch abholen, aber als ich die Endlosschlange dort sehe, habe ich keine Lust mich anzustellen. Nach der Immigration und dem Museum of Natural History habe ich erstmal überhaupt keine Geduld mehr, wenn es um's Anstellen geht. Da ich den ganzen Mall mal ablaufen will, fangen wir unten an und drehen eine Runde …. wir kommen am H und M vorbei – da will ich vielleicht am Ende auch noch rein, aber erstmal Geschäfte anschauen, die wir in Deutschland nicht haben. Da ich so einkaufsunlustig bin, konzentriere ich mich halt auf Miss18s Liste. Rein geht’s zu Burlingtons … die haben Nike Schuhe … die meisten sind neonbunt, aber dann sehe ich doch ein Paar in schwarz/weiß. Die fühlen sich auch so ähnlich an, wie ich Miss 18s alte Schuhe in Erinnerung habe. Ich schlucke, als ich den Preis sehe. 59 Dollar ist nicht wenig. Ich nehme sie trotzdem mit. Ich werde wohl meinem Mann doch irgendwie ähnlicher nach über 20 Jahren Ehe. Er kauft beim Shoppen immer alles im ersten Laden, Hauptsache schnell! Als ich jünger war, wäre ich jetzt alle Läden durch und hätte Preise verglichen, aber jetzt bin ich einfach nur froh, einen Punkt auf der Einkaufsliste streichen zu können. Ich werde wohl alt!
Als nächstes sind wir im Addidas Shop – aber die Hose, die ich für Miss 18 sehe und die auf 8 Dollar heruntergesetzt ist, gibt es leider nicht in ihrer Größe. Weiter zum Nike Shop … da finde ich die Shorts, die sie wollte – leider für 19 Dollar 99. Ich bin mir auch nicht sicher, welche Größe ich brauche. Vom Augenmaß her S. Nach mehreren Beratungsgesprächen mit Verkäufern und Kunden bin ich mir aber nicht mehr sicher und nehme dann doch lieber M. (Bevor ich das am Ende des Reiseberichts vergesse - die Hose passt, auch wenn sie etwas zu groß ist. S wäre perfekt gewesen! Sage noch einer mal was zu meinem Augenmaß!
Nachdem das erledigt ist, habe ich erstmal Durst. Ich gehe zu dem Automaten, der im Gang des Malls steht, drücke auf das Getränk, was ich will, werfe das Geld ein … aber es kommt nichts raus, auch mein Geld nicht wieder. Ich bin stinkesauer und würde den Automaten am liebsten kleinschlagen, aber da ich mich dabei wahrscheinlich eh nur selbst verletzen würde, lasse ich das. Außerdem habe ich auch keine Lust auf ein amerikanisches Gefängnis und so gebe ich auf und habe weiter Durst. Um mir woanders ein Getränk zu kaufen, bin ich jetzt zu stur. Ich versuche mich von dem Frust abzulenken, indem ich mich erstmal auf die Klamotten für Miss 18s Abifeier konzentriere, während meine Freundin sich auf die Suche nach einer von der Beinlänge her passenden Jeans macht. Bei Banana Republic sehe ich eine helle Hose … nicht hellgrau eher ganz hellbeige – aber sonst sehe ich nichts. Obwohl meine Tochter auf keinen Fall möchte, dass ich wieder was beiges kaufe ... ich mag die Farbe aber, außerdem sieht man da nicht gleich die Katzenhaare drauf! Ich probiere die Hose an und ich finde, sie passt gut, leider passt der dazugehörende Blazer nicht … der sieht gräßlich aus, obwohl er viel Geld kostet. Zum Glück gibt es aber eine Bluse, die dazupasst. Alles ist 50% runtergesetzt. Das Gute an der Bluse ist, dass man sie auch gut zu einer Jeans anziehen kann. Ich fühle mich drin wohl und es ist schick genug für ne Abifeier und nicht so dick, dass man im Hochsommer drin erstickt. Ich nehme beide Teile für insgesamt 60 Dollar – ein echt guter Preis. Draußen treffe ich mich wieder mit meiner Freundin, die von ihrer Jeanssuche völlig entnervt ist, weil sie auf eine faule Verkäuferin getroffen ist und auch keine Lust mehr hat, weiterzusuchen. Ich würde gerne noch nach einer Bluse schauen - jetzt, wo ich das Zeug für die Abifeier habe, bin ich nicht mehr ganz so kaufunlustig – außerdem haben wir unsere Runden ja noch nicht durch. Bevor es weitergeht, stärken wir uns schnell im Food Court.
Bei Aeropostle finde ich ndann noch eine Bluse, bei H und M gibt’s noch Shirts für unter die beige Bluse und obendrauf für 10 Dollar noch ein befranzest irgendwas zum Drüberziehen. Im Großen und Ganzen bin ich aber entäuscht von dem Mall. Viele der Geschäfte, die es vor vier Jahren dort noch gab und bei denen ich gerne war, gibt es nicht mehr. Ob ich diese Fahrt nochmal machen würde, wohl eher nicht.
Vom Shoppen habe auch ich nun absolut genug. Irgendwie ist eine Stunde Laufen im Mall zehnmal so anstrengend wie 4 Stunden Wald. Da der nächste Bus aber erst in ca. einer Stunde fährt, gönnt sich meine Freundin noch ein Eis bei Haägen Daz. Als wir den Mall verlassen, ist draußen alles weiß und dicke nasse Schneeflocken schweben durch die Luft. An der Haltestelle sind die Bushäuschen voll, glücklicherweise gehen gerade zwei Leute weg und wir können uns ins Häuschen drücken. Erst als der Bus kommt, gehen wir nach draußen. Da wieder zwei Busse direkt nacheinander fahren, bekommen wir auch diesmal einen Platz. Busfahren macht müde und wir beide dösen die ganze Fahrt vor uns hin. In wildem Schneetreiben kommen wir schließlich am Port Authority an. Jetzt heißt es erstmal ein Stück durch die Stadt laufen. Gemeinsam mit den Menschenmassen wälzen wir uns im Schneesturm durch die lauten Straßen. Die Ampel scheint an jeder Ecke auf rot zu stehen. Das ist wirklich nervig.
Ich bin erleichtert, als wir endlich unser Ziel, die Highline, erreichen.
Wir gehen nach oben und plötzlich ... Ruhe. Als wären wir durch ein Portal in eine andere Welt gegangen. Eine Welt, in der der Schneestrum alle Gräser und Bäume in Weiß gehüllt hat. Der Wind bläst uns Schneeflocken ins Gesicht und ich fühle mich verzaubert. Wie schön es doch ist, jetzt hier oben über der Stadt in dieser Stille weitergehen zu können. Keine Ampel hindert unser Fortkommen. Eigentlich könnten wir jetzt zügig vorankommen, aber ich kann nicht anders, ich muss immer wieder die Kamera herausholen, auch wenn das Einpacken wegen des Schnees nervig ist und mich aufhält. Diese in Schnee gehüllte Highline muss ich unbedingt festhalten.
Wo früher Schienen verliefen, führt nun ein Weg in Richtung Süden.
Kunst am Rande der Highline
An diesem lauschigen Plätzchen habe ich 2011 die blühenden Ranken fotografiert!
Unter Dach! Pause vom fallenden Schnee.
Und dann ist noch der Blick auf die Stadt von hier oben, der mich immer wieder in seinen Bann zieht!
Eigentlich müssten wir an der 16ten runter von der Highline, weil wir noch in den Chelsea Market wollen, aber vor lauter Schauen laufen wir erstmal vorbei. Erst als wir fast am Ende der Highline sind, merken wir, dass wir zu weit sind und gehen zurück. Aber ganz ehrlich .... dort oben verlaufe ich mich gerne noch 1000 Mal! Wenn mich jemand fragen würde, welcher Ort in New York City für mich der Schönste ist, dann würde ich ohne Überlegung jedesmal wieder HIGHLINE sagen.