Dienstag, 24.3.2015 Teil 1
Seit 2011 möchte ich mir das Jamaica Bay Wildlife Refuge anschauen. Inzwischen ist Hurricane Sandy durchgerauscht und hat einiges zerstörrt. Beinahe hätte ich es auch diesmal wieder von unserer Liste gestrichen, weil die Fahrt so umständlich und lang ist. Aber nachdem eine der Frauen bei Bob's Birding Walk so davon geschwärmt hat, habe ich mich entschieden, es diesmal zu tun. Also steigen wir heute mal in die U-Bahn in entgegengesetzte Richtung ein. So weit müssen wir gar nicht fahren, aber als wir aussteigen und den Schildern zur Bushaltestelle folgen, geht irgendetwas schief und wir landen bei den Bahnschienen. Also gehen wir erstmal raus auf die Straße. Da wir überhaupt keinen Plan haben, wo denn nun die Bushaltestelle ist, wage ich einen erneuten Versuch, einfach einen Passanten nach dem Weg zu fragen. Und zu meiner großen Überraschung habe ich diesmal Glück. Nicht nur, dass der Mann uns wahrnimmt, er bleibt sogar stehen und holt sein Handy raus. Da hat er nämlich ne App drauf, wo er sehen kann, wo die Haltestelle ist. Dank ihm finden wir dann die Haltestelle auch ganz schnell und stellen uns brav hinten an. Schon irgendwie komisch, wie ordentlich die Amerikaner an der Bushaltestelle stehen und wie undiszipliniert sie beim Einsteigen in die U-Bahn sind. Wenn man da zwischen sich und dem Bahnsteig auch nur etwas Platz lässt, kommt nämlich immer hundertprozentig jemand und stellt sich direkt vor einen.
Der Bus kommt und wir steigen ein, mein Versuch, zu fragen, wo wir raus müssen scheitert zuerst mal, weil ich die Haltestelle nicht richtig benennen kann. Da aber im Bus weder die Haltestellen angesagt werden, noch eine Anzeige sie anzeigt, suche ich auf meinem Platz erstmal den Zettel raus und gehe bei einer der nächsten Stopps kurz vor zum Busfahrer, der dann doch noch kapiert, wo wir raus wollen. Ja, das sei der erste Stopp nach der Brücke. Gut, der Busfahrer weiß, wo wir raus wollen und wir können uns zurücklehen und zuschauen, wie die unterschiedlichen Wohngebiete an uns vorbeirauschen, denn wir haben eine lange Fahrt vor uns. Nach ca. 1 Stunde überqueren wir die Brücke und können am Wildlife Refuge aussteigen.
Wir wollen erstmal schauen, wie oft der Bus zurück fährt. Während wir noch interessiert und total konzentriert den Fahrplan lesen, kommt der nächste Bus .. nein, wir wollten doch gar nicht mit … so ein Mist, der ist extra wegen uns stehengeblieben. Wir haben ihn aber gar nicht kommen sehen, weil wir so mit dem Fahrplan beschäftigt waren.
Es geht zurück über die Straße und nun erstmal zum Visitor Center. Das ist leider dienstags geschlossen. Schade. Ich glaube, ich hatte das bei der Vorbereitung auch mal gelesen, aber jetzt doch wieder vergessen. Aber wenigstens die Toiletten sind offen. Hurricane Sandy hat ein Stück des Weges um den West Pond weggespühlt, wir müssen also beide Wege hin und zurück gehen und können nicht die Runde laufen. Wir wählen zurerst den kürzeren Südweg. Die Pflanzen um uns sind alle noch kahl und alles sieht irgendwie trostlos aus, aber wir sind ja hier, um Vögel zu sehen. In ein paar Wochen werden hier sehr viele Zugvögel durchkommen. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass ich wegen der Urlaubsregelung bei mir auf der Arbeit, nicht später fahren konnte.
Wir sind noch gar nicht so weit gelaufen, als wir einen Greifvogel am Himmel sehen. Wir versuchen ihn mit der Kamera einzufangen. Im Vorbeifliegen meine ich, dass es ein Fischadler ist. Wir gehen weiter und sehen nun auch ein Nest, ein paar Schritte weiter kommt auch eine Tafel, auf der meine Vermutung mit dem Fischadler oder Osprey, wie er hier in Amerika heißt, bestätigt wird. Der Vogel ist fleißig dabei Stöcke für sein Nest zu sammeln und wir haben noch eine weitere Möglichkeit, ihn im Flug mit der Kamera zu erwischen.
Links von uns fliegen immer wieder Gänse und Flugzeuge vorbei - JFK ist nicht weit von hier. Im Hintergrund auf der anderen Seite der Bucht, sehen wir Hochhäuser. Schon verrückt, diese kleine Oase für die Zugvögel hier mitten in New York City.
Erst zu Hause am Computer kann ich die Vögel bestimmen. Es sind Schneegänse. Vor einiger Zeit habe ich mal einen Film über ihren langen Zug hoch in die Arktis zum Brüten gesehen. Sie jetzt auf ihrer langen Reise gesehen zu haben, macht mich glücklich.
Was mich, gerade aber nicht glücklich macht, sind diese vielen Wolken am Himmel. Es wird doch heute Abend nicht doch schon Regen aufziehen? Der ist schließlich erst für morgen angesagt und für heute Abend haben wir Karten für Top of the Rock. Ich hatte mir doch extra diesen Tag ausgesucht, weil es etwas wärmer sein sollte und weil erst am nächsten Tag Regen kommen sollte … ich hatte gehofft, dass wir vielleicht ein bisschen Wasser in der Luft haben, so dass es ein schönes Abendrot wird … aber so richtig zuziehen darf es natürlich nicht, weil sonst die Sonne nicht mehr durchkommt und es nix wird mit dem spektakulären Abendrot. Na ja, das Wasser in der Luft habe ich ja nun und ändern kann ich das Wetter auch nicht, und so laufen wir langsam, immer die Ohren und Augen offen für Vögel den Weg entlang. Die gängigen Vögel wie Robin und einen Song Sparrow sehen wir auf den Zweigen der Büsche sitzen.
Wir erreichen bald das Ende des Weges und müssen umkehren. Hier gibt es viele Möwen und am Strand viele geknackte Muscheln. Wir können beobachten, wie manche Möwen ihren Fang aus dem Wasser aufbrechen.
Aufnehmen, hoch fliegen, fallen lassen und hinterherstürzen. (leider im Gegenlicht)
Zurück am Visitors Center kommt nun die längere Nordroute dran. Erstmal sehen wir kaum noch Vögel. Ich kann aber auch der noch blattlosen Landschaft etwas abgewinnen. Vor allem, weil ich mir ganz gut vorstellen kann, wie alles bald grün werden wird.
Meine Freundin würde gerne umkehren, weil hier gerade so gar keine Vögel zu sehen sind, aber mein Erkundungsgeist ist geweckt und schließlich bin ich über eine Stunde hier rausgefahren. Wer weiß, ob hinter der nächsten Biegung nicht vielleicht ein spannender Vogel auf mich wartet. Vor mir rennt irgendein großes braunes rattenähnliches Wesen über den Weg … keine Ahnung, was das war … gibt es hier Bisamratten? Dann sehen wir einen Vogel auf dem Weg. Es ist eine Mourning Dove, von der mir aber kein scharfes Bild gelingt. Etwas weiter sitzt wieder ein Vogel im Gebüsch … er hat einen langen Schwanz, also nicht wieder eine Taube. Wir machen Bilder und können den Vogel schließlich als Northern Mockingbird identifizieren – mein erster! Für mich hat sich dieser Ausflug schon jetzt mehr als gelohnt, erst der Fischadler und jetzt der Mockingbird. Denn schon seit ich vor sicher über 30 Jahren das Buch "To Kill a Mockingbird" gelesen habe, wollte ich zu gerne mal einen sehen.
Ich weiß, dass meine Freundin nicht mehr viel Lust hat, hier bis zum Ende zu laufen. Als wir an einer Bank vorbeikommen, frage ich sie, ob sie hier auf mich warten will. Sie bejaht und ich gehe alleine den Weg noch bis zum Ende und wieder zurück zu ihr und mache noch ein paar Bilder von der Landschaft und den Hochhäusern im Hintergrund.
Auch eine Kanadagans entdecke ich gar nicht so weit vom Weg.
Und die auffliegenden Ringelgänse runden meine Jamaica Bay Wildlife Refuge Erfahrung ab.
Für mich ist es eine ganz klare Empfehlung für Natur liebende New York City Besucher - ganz besonders, wenn man zur Zugvogelzeit in der Stadt ist. Dann gibt es machmal hier auch Führungen und auch Birding Bob bietet hier dann mal die eine oder andere Tour an. Außerdem gibt es einen Beobachtungsverschlag direkt an einem Wasserloch mitten im Wald. Da gibt es sicher viele Vögel zu sehen, wenn die Vögel, die im Sommer hier brüten, erstmal da sind.
Auf dem Weg zurück zu meiner Freundin laufen zwei Männer an mir vorbei. Einer hat ein Spektiv auf einem Stativ dabei. Während wir langsam zurücklaufen überholen sie uns wieder.
Wir schlendern hinterher. Nach einer Weile sehen wir die Männer wieder. Das Stativ steht und das Spektiv ist auf einen Baum ausgerichtet. Dank meiner Freundin kommen wir ins Gespräch. Da ist ein Baby Great Horned Owl auf dem Baum, erzählen uns die Männer. Der Mann mit dem Spektiv lässt uns durch das Spektiv schauen …. klasse!!! Ich zücke die Kamera und mache Bilder.
Leider fehlt uns die Zeit, um auf Mama oder Papa zu warten. Wir müssen zurück zum Bus und ins Hotel, sonst haben wir vor unserer Abendaktivität Rockefeller Center – Top Of The Rock – keine Zeit mehr. Die Männer erzählen uns aber noch, dass es früher hier viel mehr Entenarten gab. Durch den Durchbruch, der während des Hurricanes entstanden ist, ist jetzt Salzwasser in den Süßwassersee gelangt und deshalb gibt es hier jetzt auch weniger Vögel. Ich bin aber rundum zufrieden und glücklich mit diesem Ausflug. Ich habe einige für mich sehr interessante Vögel gesehen und ich war mal raus aus der lauten hektischen Stadt. Das hat gut getan.
Wir haben Glück als wir an der Bushaltestelle ankommen, der Bus kommt sofort. Nur, wo müssen wir jetzt aussteigen. …. werden wir die Haltestelle wiedererkennen? Wir hoffen es und sind bei der Fahrt sehr konzentriert. Ich fange an zu frieren und fühle mich nicht so gut .. oh je … ich glaube, ich werde krank. Kopfschmerzen habe ich auch … obwohl die auch vom fehlenden Koffein heute kommen könnten. Hoffentlich kriege ich kein Fieber!
Wir finden die richtige Haltestelle zum Aussteigen ohne Probleme, denn der Bus hält genau dort, wo wir auch eingestiegen sind. Jetzt müssen wir nur noch in die U-Bahn umsteigen und sind schon fast im Hotel. Ich fühle mich fürchterlich. Mir ist so kalt! Als wir ganz oben auf der Hochbahn stehen und auf den Zug warten, ziettere ich richtig. Nach gefühlten 1000 Jahren erreichen wir endlich das Hotel. Ich nehme erstmal ein heißes Bad, in dem ich so lange liegenbleibe, bis ich endlich nicht mehr friere. Jetzt will ich noch schnell meine Bilder rüberladen, aber …. ich komme plötzlich nicht mehr in den Laptop rein … aber das Passwort stimmt doch!!! Nichts da … die Türe bleibt mir verschlossen. Irgendwann gebe ich auf und erledige mein Internet mit dem Handy! Ich bin so froh, dass ich es mitgebracht habe! Es rettet mich immer wieder.
Ich versuche zu schlafen, aber irgendwie kriege ich es nicht hin. Ich bin zwar erschöpft, aber es geht mir einfach nicht gut. Ich fülle Koffein nach …. gut, die Kopfschmerzen gehen weg … aber ich merke jetzt, dass ich mir einen Schnupfen eingefangen habe … so ein Mist. Trotzdem bin ich erleichtert, dass es "nur" ein Schnupfen ist und keine fiebrige Erkältung. Ich werde mir irgendeine Medizin besorgen müssen, damit ich auf dem Rückflug keine Probleme bekomme.