Teil 1 - New York, New York - 16.12. und 17.12. Morgens früh um 6 fuhr ich aus dem braungrauen Vermont los, um pünktlich am frühen Nachmittag Heiko vom Flughafen John F Kennedy in New York abholen zu können. Ich nahm eine Freundin, Paulina, auf dem Weg mit, denn ihre Eltern wohnen in Saratoga Springs, was wirklich direkt auf dem Weg liegt. Als wir in Middlebury losfuhren, schneite es und war windig – eine perfekte Verabschiedung, um vor dem kalten Wetter in den Süden zu fliehen!
Mit Paulina verging die Zeit im Auto schnell und sie wünschte mir schließlich noch einen schönen Urlaub und schenkte mir eine „Weihnachtssocke“ mit Süßigkeiten gefüllt – unter anderem mit Lindor Erdnussbutter….die Amis
– die ich sogleich an den Rückspiegel hängte. Der Rest der Fahrt war sehr langweilig und nebelig, denn bald wandelte sich der Schnee in Nieselregen. Als Heiko sich auf dem Handy meldete, dass er gut angekommen sei, war ich noch 20 Minuten vom Flughafen entfernt und steckte mitten im New Yorker Großstadtverkehr fest. Also war ich etwas zu spät, aber nach 3.5 Monaten warten machen 20 Minuten ja auch keinen Unterschied mehr.
Wir packten dann sein Gepäck in meine kleine Karre und machten uns auf den Weg in unser Hotel. Wir hatten über Priceline wieder ein tolles Schnäppchen im Voraus gebucht: in Jersey City mit Blick auf die Skyline. Also gaben wir unser Hotel ins Navi ein, um dann festzustellen, dass es uns quer durch Manhattan schickt. Dort lernten wir auch, was „Gridlock“ heißt: nein, das ist nichts zu essen, sondern die Bezeichnung dafür, dass ganz Manhattan ineinander verstaut ist, weil zu viele Leute während einer Grün(oder gelb)phase die Kreuzung passieren und dann mitten darauf stehen bleiben. Da muss man sich schon rauere Fahrweisen angewöhnen – Berlin² (die Quittung für die rauen Fahrweisen gibt’s dann in Form von Stinkefingern von anderen Verkehrsteilnehmern, mit dem lauten Ausruf „WHAT DA FUCK?“).
Dazu noch Taxifahrer, Radfahrer und verrückte (nicht auf Ampeln achtende) Fußgänger. Irgendwann erreichten wir dann doch sicher den Holland Tunnel, fuhren unterm Hudson River durch und waren in Nullkommanichts in Jersey City und bei unserem Hotel. Während dort die Lobby noch etwas zerwürgt aussah von dem kürzlich durchgezogenen Hurricane Sandy (31. Oktober 2012), fanden wir ein wunderschönes Zimmer mit einem seitlichen Blick aufs Empire State Building vor. Nach einer Weile machten wir uns dann auf den Weg, um Essen zu finden und uns die Beine zu vertreten. Dabei stellte sich heraus, dass Jersey City eine Stadt ist, die aus vielen Hochhäusern, aber wenig Leben besteht, und noch weniger Restaurants. Nachdem wir den Nieselregen dann ausreichend lange genossen hatten, landeten wir in einem Kettenrestaurant namens Chili’s und ließen es uns schmecken.
Am nächsten Morgen standen wir recht früh auf (Heikos Jetlag!) und spazierten zu unserem Transportmittel nach Manhattan: der Fähre. Das Wetter ließ zu wünschen übrig (kein Regen, aber tief hängende Nieselwolken), aber davon ließen wir uns nicht abschrecken. Auf der Fähre genossen wir die Ausblicke auf Manhattan, während die ganzen Pendler davon gänzlich unbeeindruckt waren.
In Manhattan machten wir als erstes einen Stopp bei einem Monument für die irische Hungersnot, das sich dadurch auszeichnete, dass ein riesiger grüner Hügel mitten im grauen Finanzbezirk von Manhattan stand. Danach machten wir uns auf zu unserem ersten geplanten Stopp: dem Museum of Natural History (Naturkundemuseum), dem berühmten Museum mit dem Dinosaurierskelett im Foyer. Aufgrund des schlechten Wetters nahmen wir uns hierfür ganz gemütlich Zeit.
In unseren Tickets war auch eine Planetariums-Show inbegriffen, an der wir sofort teilnehmen sollten. 10 Minuten später saßen wir in der Kuppel und schauten einer fantastischen Tour durchs Universum zu – über Geburt und Tod von Sternen, unsere Milchstraße, unser Sonnensystem usw.
Danach liefen wir noch eine Weile durch den Universumsbereich des Museums, wo man Planetenmodelle anschauen konnte, die Geschichte des Universums mitverfolgen konnte, einen Film über den Urknall schauen konnte oder sein eigenes Gewicht auf einem Neutronenstern (in Trillionen Kilo
) oder der Sonne (1500 kg!) messen konnte. Nach einem Snack im Museum schauten wir uns dann etwas über Plattentektonik und Erdbeben an, Geologie, Mineralien und Edelsteine (inklusive versteinerten Baumstämmen) – ganz wichtig, sie glitzerten; Ausstellungsstücke von Meteoriten die auf der Erde gelandet waren und so weiter. Ein weiteres Highlight waren Tiere, die ausgestopft waren (oder bloß lebensechte Puppen?) und in jeweils ihrem eigenen Glaskasten mit entsprechendem Hintergrund, ihrem Lebensraum, in Szene gesetzt waren. Die Beleuchtung, die Bilder und die Tiere selbst waren dabei so gekonnt dargestellt, dass man das Gefühl hatte, man würde wirklich dabei sein, ganz große Klasse.
Daneben gab es immer eine Schautafel mit dem Lebensraum und anderen Fakten über das Tier; und diese Kästen gab es für Vögel, Meerestiere und lebende sowie ausgestorbene Säugetiere. Bevor wir dann in die „Abteilung für Evolution“ kamen, liefen wir noch durch Räume mit Infos über die Vegetation von Nordamerika. In der Evolutionsabteilung war jede Art und deren Herkunft dargestellt, mit originalen Skeletten und Fossilien, aber auch Reproduktionen, z.B. wie gigantische Urzeitfrösche ausgesehen haben.
Nachdem wir dann genug gesehen hatten, wollten wir zum berühmten Rockefeller-Weihnachtsbaum. Wir stiegen aus der U-Bahn aus und landeten im Keller des Rockefeller Centers, wo Geschäftsmänner Schlange standen zum Schuheputzen. Draußen auf der Straße herrschte geschäftiges und weihnachtliches Treiben, mit Heilsarmee-Leuten, die zu Weihnachtsliedern tanzten und Glocken klingeln ließen, um Spenden zu erbitten. Am Baum selbst herrschte natürlich großes Gedränge, doch wir konnten einige tolle Ausblicke und Fotos erhaschen.
Erst dachten wir darüber nach, auch einmal auf der berühmten Eislaufbahn (war in vielen Filmen!) Schlittschuh zu laufen, stellten dann aber fest, dass es uns 75$ nicht wert wäre (ist das Eis mit Goldstaub oder was?
). Danach bummelten wir durch Manhattan, schauten uns die tollen Weihnachtsdekorationen an und kamen dann schließlich überraschenderweise zu einem hübschen Weihnachtsmarkt, der alles anbot was ein „vernünftiger europäischer Weihnachtsmarkt“ auch hat: Mützen, heiße Schokolade, Süßigkeiten, (Weihnachtsbaum-)Schmuck und so weiter – nur kein Glühwein, so was gibt’s hier wohl nicht.
In der Mitte war eine große weitere Eislaufbahn, die wir für wesentlich günstiger benutzen konnten, so dass wir uns dann aufs Glatteis wagten.
Hand in Hand liefen wir bei kitschigster Weihnachtsmusik zwischen den hell erleuchteten Hochhäusern ungefähr 100 Runden im Kreis und gaben dann unsere Schlittschuhe wieder ab. Zu unserem Glück fehlte uns jetzt nur noch ein Crepe mit Zimt und Zucker, und dann brachen wir Richtung Times Square auf und aßen unterwegs noch heiße Esskastanien.
Auf dem Weg lag das „weltgrößte Kaufhaus“ Macy’s, das wir im August ja eher stiefmütterlich behandelt hatten. Jetzt konnten wir richtig stöbern und bummeln, sofern wir uns von den Massen im Weihnachtseinkaufsrausch nicht stören ließen. Wir fingen in der Herrenabteilung an (Handschuhe und Schal für Heiko), dann ging es in die Weihnachtsabteilung, wo wir erst einmal ungläubig und geblendet vom überbordenden Kitsch stehen blieben.
Wir spazierten zwischen Oktopussen, Eichhörnchen, Pilzen, Schnecken (pink und grellgelb!), Disneyfiguren, Hello Kitty, Yankee-Stadion, New Yorker Ikonen (Freiheitsstatue…) und Teddybären – alles ausnehmend hässlich – als Weihnachtsbaumanhänger hindurch und als Krönung kaufte ich mir für 2.5$ eine glitzernde Freiheitsstatue, für meinen zukünftigen Weihnachtsbaum.
Einen Snack nahmen wir beim ins Macy’s integrierten McDonalds ein (natürlich in der Spielzeugabteilung). Nach der Frauen-, Kinder-, Männer-, Schuhe-, Koffer-, Jacken- und Kochabteilung waren wir dann ausreichend erschöpft, strichen den Times Square vom Abendplan (es regnete in Strömen) und fuhren ins Hotel zurück (dieses Mal mit der U-Bahn).
Das Album mit mehr Bildern gibt es hier:
http://s169.photobucket.com/user/Elli_0991/library/Go%20South%2012-13/Part%201 (Passwort D00494)