Donnerstag 31.1.2013 Über Fort Myers nach SanibelHuch, was ist das denn? Da hatte ich wohl gestern durch intensives Nachdenken über das beständig schöne Wetter den Trotz des Wettergottes heraufbeschworen, der es mir wohl so richtig zeigen wollte. Es regnete, aber richtig! Und damit verbunden war dann auch gleich ein Temperatursturz, mir jedenfalls war heute nach langer Hose, Socken und Fleecejacke zumute.
Vor 9 Uhr war ich schon unterwegs in Richtung Sanibel. Ich konnte mir ja Zeit lassen, denn erst musste noch das Wetter schön werden - und da vertraute ich doch glatt der Kraft der tropischen Sonne.
Erst ging es zum Manatee Park in Fort Myers. Hier zahlt man pro Stunde Parken in den Wintermonaten 2 USD und das nach dem selben Prinzip wie in den Stateparks im Westen der USA. Ihr wisst schon, Geld in den Umschlag, diesen in einem Kasten versenken, Abriss ins Auto.
Nur leider ließ sich kein Manatee blicken. Eine Mitarbeiterin berichtete, das liege daran, dass es in den letzten Tagen so warm gewesen sei, hier im Wasser finden die Tiere nichts zu fressen, nur Wärme. Wenn es ihnen also draußen warm genug ist, haben sie hier ja auch nichts verloren.
Verantwortlich dafür, dass man hier den Tieren etwas Gutes tut, ist eigentlich diese Umweltsünde, die so hässlich ist, dass es fast an Körperverletzung grenzt, also dieses Kraftwerk. Das Wasser verlässt das Kraftwerk sehr warm, sodass der angrenzende Fluss heute deutlich über 25 Grad hatte.
Man kann hier auch ein Kajak mieten und so sein Glück versuchen oder von den Stegen mit den Aussichtsplattformen versuchen einen der Dickhäuter zu sichten, die tatsächlich mit den Elefanten verwandt sind.
Von hier aus waren es nur noch ein paar Meilen Fahrt zu den Edison und Ford Winter Estates. Hierhin lotste die Navi mich offensichtlich durch die "Old Town" von Fort Myers, einen Straßenzug voll mit Kneipen, die nun am Vormittag und bei dem trüben Wetter allerdings leer waren, sodass diese Ecke zumindest auf mich nicht attraktiv wirkte. Anders mag das abends am Wochenende sein, wenn hier gefeiert wurde, falls das denn so war.
Aber zurück zu Ford und Edison: Man kann die Anlage besichtigen, in der die Familien gelebt haben, dann das Museum zu den Erfindungen der beiden klugen Köpfe und Edisons Labor. Das geht als Audiotour oder als deutlich teurere geführte Tour, beides kann man auch auf Deutsch haben, die geführte Tour allerdings nur einmal pro Woche.
Typisch amerikanisch: Die Audioguides wurden nicht ohne vorherige ausgiebige 'Informäschen' ausgeteilt, dann wurde der ganze Trupp im Gänsemarsch über die Straße begleitet.
Hier war es übrigens sehr voll, man musste beim Ticketkauf richtig Schlange stehen, und das, obwohl vorher schon in der Schlange die Wartenden mit Zetteln versorgt wurden, was es für welchen Preis zu sehen gibt und das ganze dann auf Wunsch nochmals persönlich vertieft wurde. Sehr angenehm, denn ansonsten hätte alles sicher deutlich länger gedauert, hätte der arme Kassierer das jedem einzelnen nochmals erklären müssen, schließlich hat der amerikanische Tourist im allgemeinen viele Fragen vor seiner Entscheidung, aber so hatte selbst der Langsamste in der Schlange ausreichend Zeit sich zu überlegen, was für ein Ticket er genau haben will.
Der Besuch hat sich schon gelohnt, auch wenn es natürlich relativ teuer war mit 20 USD für die self guided Audiotour. Ich wusste gar nicht, dass die beiden so ein gutes Team waren, und irgendwie wusste ich über Edison nur das mit der Glühlampe, nicht aber, dass er auch den Beton erfunden hat.
Man kann durch die Fenster in alle Gebäude hineinschauen, auf dem Gelände wird die passende 20er-Jahre-Musik eingespielt. Man kann sich gut vorstellen, wie das alles früher ausgesehen hat, wenn man dann noch die Fotos der damaligen Zeit im Museum ansieht. Beschränkt man sich auf das Hören der Audiokommentare an den verschiedenen Punkten auf dem Gelände und auf einen flüchtigen Gang durch das Museum, ist man eine gute Stunde hier beschäftigt, vielleicht auch 2 Stunden, aber dann hat man wohl auch alles gesehen und jede Informäschen ausgiebig studiert.
Ein Banyan Tree (ich dachte eigentlich, die gibt es nur in Asien...):
Bougainvillea:
Der Steg am Grundstück:
Pool der 20er:
Office:
Wo Edison schlief:
Dinieren im erlauchten Kreis:
Ist das nicht der von den Waltons?
Eine Feige - ob die "Würge-Feige aus Harry Potter wohl hiermit verwandt ist?
Das Anwesen:
Orchidee:
Und das Labor:
Nun machte ich mich auf die Socken in Richtung Sanibel. Den letzten Regentropfen hatte ich im Manatee Park, bei den Herren Ford und Edison riss der Himmel auf, im Laufe des frühen Nachmittags wurde der Himmel dann ganz blau. Allerdings hielt die Wärme sich vornehm zurück, es wurde kaum wärmer als 20 Grad, zudem blies auf Sanibel ein sehr frischer Wind.
Einen gaaaaanz kurzen Abstecher machte ich vorher jedoch noch nach Fort Myers Beach, nur so für den Fall der Fälle, dass ich irgendwann wieder mal nach Florida kommen wollte und einen Ort suchte um dort mal länger zu bleiben. Ich glaube aber, Fort Myers Beach wird das nicht, das ist irgendwie ein recht fauler Kompromiss. Zwar stehen hier keine Hochhäuser, aber Verkehr ist trotzdem genug, dafür aber auch relativ wenig Atmosphäre, und zumindest auf den ersten Kilometern aus Fort Myers kommend lud die Insel nicht sehr zum Bummeln ein.
Gegen 14 Uhr erreichte ich dann das Sanibel Inn und zum ersten Mal seit langem war mein Zimmer noch nicht parat für mich. Was also tun? An den Pool zum Warten? Ach nee, das war doch ein bisschen zu frisch.
Übrigens: Angeblich ist bei Hertz-Autos inklusive, dass die Toll auf Mautstrecken über ein Erkennen des Kennzeichens erkannt und beglichen wird. Ich hoffe, das klappt auch wirklich, denn im Gegensatz zu den mit einem Transponder ausgestatteten Autos erkennt das System nicht, dass hier 'by plate' gezahlt wird und nicht nur einmal fuhr ich an den Mautstellen weiter, obwohl das Licht noch auf Rot gestellt war, bzw. die Warnung kam, dass die Gebühr nicht gezahlt sei. Wenn das aus irgendeinem Grund doch anders ist als ich etwa 20mal anhand verschiedener Quellen überprüft hatte, würde ich einige hundert Dollar Strafe für meine Mautvergehen zahlen müssen. Das hinterließ ein irgendwie mulmiges Gefühl, aber scheint schon so seine Richtigkeit zu haben.
Also auf der Insel nach dem zunächst nur theoretischen Einchecken Verdeck runter und ab zur Erkundungstour über die Insel um zu entscheiden, wie weit ich hier morgen herumkommen wollte.
Ich machte dann das Darling Ding, also fuhr durch das JN Darling Wildlife Refuge. Upps, die Insel war ja deutlich kleiner als ich dachte. Nach der kurzem Strecke durch das Wildlife Refuge war ich fast schon auf Captiva, das tat ich mir dann auch noch an.
Captiva wirkte ein wenig in sich geschlossener und exklusiver als Sanibel. Das soll heißen, hier war so ziemlich überall am Straßenrand das Parken verboten. Am Beach hingegen konnte ich einmal kurz aussteigen, musste trotzdem eine Stunde Parken bezahlen und staunte, wie windig und rau es hier war im Gegensatz zum nur wenige Kilometer entfernten Strand vor dem Sanibel Inn.
über die gesamte Insel ging es zurück zum Hotel, erst jedoch noch zum alten Lighthouse.
Nun konnte ich einchecken. Noch ein kurzer Strandspaziergang vor Sonnenuntergang, bei dem ich ganz schön ins Bibbern kam, dann suchte ich eine der Kneipen in der Nähe auf.
Leider kann man hier nicht nett bummeln gehen. Zwar muss man nicht auf der Straße laufen, da neben den Straßen so ziemlich überall breite Radwege sind, aber es gibt keine Straßenbeleuchtung und die Restaurants sind weit voneinander entfernt. Dazwischen liegt eben Straße ohne Licht und eben der Radweg.
In der ersten Kneipe am Hotel (das Hotelrestaurant selbst war zwar geöffnet, wirkte aber eher verwaist) kehrte ich ein, aß schlechten Conch Salad und einen durchschnittlichen Burger, tröstete mich nebenan bei Dairy Queen noch mit einem Eis mit Reeses, kaufte mir fürs Frühstück morgen im einsam gelegenen Grocery Store einen Muffin und ein Joghurt und freute mich auf mein gut geheiztes Zimmer. Das erste Mal in diesem Urlaub vermisste ich meine alberne Heizdecke im Bett und verbrachte den Abend mit einem Film auf HBO und diesem Reisebericht.