Freitag, 4. 6. 2004:
Kurz nach dem schrillen Ton des Weckers sprang ich aus dem Bett. Heute wollten wir ja wandern!
Aber ohje - mir war gar nicht gut, genauer gesagt fühlte ich mich elendig und ich wusste nicht, warum. Trotzdem ging ich mit zum Frühstücks-Buffet im hoteleigenen Restaurant, es wollte mir aber nicht recht schmecken. Mit Müh und Not aß ich ein wenig. Was sollte dieser Scherz? Wir wollte doch wandern und ich hatte keine Lust, darauf zu verzichten.
Ich ging alleine ins Zimmer zurück und ehe ich noch länger überlegen konnte, verschwanden die unerklärlichen Beschwerden. Na super!
Ich rief Melitta an, bei ihnen war es zur Zeit 21:40 h des selben Tages. Sie hatten die ganze Zeit schon Schlechtwetter, Helmut musste sogar schon Wasser aus unserem Pool auslassen. Ansonsten ist alles in Ordnung. Schon toll, wie man sich auf die beiden verlassen kann!!!
Am heuten Tagesplan stand der Kuilau Ridge Trail. Zu diesem Zweck mussten wir nur ein kurzes Stück vom Hotel entfernt von der Kuhio Avenue in die Kuamo'o Road (580) einbiegen.
Unterbrochen wurde unsere Fahrt durch den Blick auf die Opaeka'a Falls auf der einen Seite und den Blick auf den Wailua River auf der anderen Seite. Von dieser Seite (Blick auf den Wailua River) sahen wir auch das hawaiische Dorf "Kamokila Hawaiian Village", zu dem ich unbedingt wollte. Aber erst mal der Trail, eins nach dem anderen
Nach fast 7 Meilen gelangten wir, nachdem wir eine ganz tolle Landschaft durchfahren hatten, zum Trailhead, wo es allerdings nur ganz wenige Parkplätze gab, vielleicht 4 oder 5. Daher fuhren wir ca. 100 m weiter und dort gab es linkerhand (ist ausgeschildert) noch mehr Parkplätze, hier konnten wir unser Auto abstellen.
Vernünftig ausgerüstet machten wir uns auf den Weg, es war mittlerweile 10:00 am und verdammt heiß. Der Himmel zeigte etliche Wolken, doch wir ließen uns nicht abhalten, unseren Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.
Gleich zu Beginn des Trails gab es linkerhand wild wachsende "hanging Heliconia" zu sehen, ein Traum!!! Michi filmte, ich schoss Fotos, das Abschneiden der Heliconiae überließen wir jenen, die schon einen Teil abgeräumt haben
Wir waren noch nicht lange auf dem Trail, vielleicht eine halbe Stunde, als es plötzlich ziemlich heftig zu regnen begann. Ich schaffte es gerade noch, das Regencap für Michi aus seinem Rucksack zu holen und ihm überzuziehen, für meines hat die Zeit nicht mehr gereicht. Vor allem wollte ich bei diesem Wolkenbruch meinen Rucksack nicht öffnen. Was nun? Weitergehen bei diesem Wetter, wo über uns alles grau in grau war? Nein, das wollten wir nicht. Also umdrehen und zum Auto zurück. Verdammter Mist!
Kaum hatten wir an die 100 m zurück gelegt, hörte der Regen auf und ich machte den Vorschlag, doch den Trail weiter zu gehen. Michi war damit einverstanden.
Durch den Regen war es aber mittlerweile fast unerträglich schwül und unabhängig vom vorhergehenden Regen lief uns der Schweiß überall hinunter. Was tut man nicht alles freiwillig
Aber Scherz beiseite - es war wirklich kein Honiglecken.
Glücklicherweise wurden wir immer wieder abgelenkt. Die traumhafte Landschaft war der Grund, an der wir uns nicht satt sehen konnten. Das in Worte zu fassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, man muss es gesehen haben. Und wenn man sich dann noch vorstellt, dass die Insel, wie andere (Hawaii-) Inseln auch, durch Vulkanismus, also durch Naturgewalt entstanden ist, fehlen einem ohnehin die Worte. Nichts ist faszinierender als das.....
Der Trail zwar ziemlich schwierig zu gehen, wir mussten immer wieder auf halbwegs gehbare Strecken ausweichen, aber wir haben es geschafft und nach einiger Zeit hatten wir einen Boden unter den Füßen, wo es offenbar nicht geregnet hat. Der Regen war also wieder mal auf ein gewisses Gebiet beschränkt. Ein Segen, dass wir vorher nicht wirklich umgekehrt sind!!
Vor uns sahen wir lange Zeit immer wieder den Mt. Wekiu, 3.255 feet hoch, linkerhand versteckte sich der den Mt. Waialeale, 1.569 m hoch, hinter den Wolken. Er ist der regenreichste Punkt der Erde. Pro Jahr fallen dort 12.000 mm Wasser herab, eine Wahnsinnsmenge! Dementsprechend oft bzw. fast meistens ist der Mt. Waialeale nicht zu sehen.
Besonders schön fanden wir die vielen zum Teil schon aufgeblühten Oleander-Büsche bzw. fast schon Bäume, die den Weg säumten. Aber auch abgesehen davon blühte einiges, z. B. die Ohia Lehua's, und diese nicht zu schwach. Wir hatten also wieder die richtige Jahreszeit gewählt oder einfach auch nur Glück. Egal wie, wir genossen es.
Nachdem wir vom Ausgangsort ca. eine Meile gegangen waren, sahen wir rechterhand den "Sleeping Giant", ein sehr schöner Anblick.
Diesen Trail möchten wir gerne morgen in Angriff nehmen.
Kurz darauf kamen wir zu zwei überdachten Picknick-Plätzen, wo wir uns häuslich nieder ließen. Wir hatten Proviant mit, es war kurz vor 12:00 am - wer sollte uns aufhalten, hier eine Rast einzulegen? Niemand
Nach gut einer halben Stunde marschierten wir weiter. Ungefähr eine viertel Meile später kamen wir zu einer Brücke, die aus Holz gebaut war. Hier stand linkerhand ein Schild "End of Kuilau Trail". Das war also das offizielle Ende dieses Trails.
Und hier begann nun der Moalepe Trail, von hier aus 1,25 Meilen bis zum Parkplatz, 2,75 Meilen zur Olohena Road. Wir beschlossen, nur bis zum Parkplatz zu gehen, denn was machen wir bei der Olohena Road? Unser Auto stand ja ganz woanders.
Der Moalepe Trail schien offenbar ein Pferdetrail zu sein. Viele Hufspuren sahen wir, vieles vom Trail, das durch die Pferde beschädigt wurde. Oftmals mussten wir weit nach rechts oder links ausweichen, sodass uns nicht mehr ganz wohl bei der Sache war. Und trotzdem machte es Spaß, einerseits weil es rechts und links entlang des Trails viele blühende Sträucher gab, vor allem Oleander mit rosa und weißen Blüten gab, aber auch anderes blühte wunderschön. Andererseits ist das - bis auf die offensichtlichen Pferde - kein häufig begangener Trail und man kann die Natur und die Ruhe genießen. Teilweise bildeten die entlang des Trails stehenden Büsche und Bäume eine Art natürlichen Tunnel, durch den wir gingen, Romantik pur
Und immer wieder sahen wir in der Ferne den Sleeping Giant.
Bei einer entscheidenden Weggabelung gingen wir rechts, viele Ohelo-Bäume standen in der Blüte und nach 1,25 Meilen hatten wir den Parkplatz erreicht. Dieser stand allerdings vollkommen leer, nur Reifenspuren zeugten davon, dass doch ab und zu hier ein Fahrzeug fuhr.
Dies war die Stelle, an der wir umdrehten, es musste ja einmal sein. Die Hitze war nach wie vor enorm, wir schwitzten mehr als in einer Sauna und der Getränkekonsum war auch nicht ohne.
Beim Picknickplatz machten wir nochmals eine kurze Rast, aßen Obst und dann ging's weiter.
Plötzlich sahen wir links auf einem Baumstamm eine Echse, grasgrün, sie bewegte sich kaum. Wir beobachteten sie eine Weile, filmten und fotografierten sie und innerhalb kurzer Zeit hatte sie ihre Farbe von grasgrün auf braun (Baumstammfarbe) gewechselt. Sagenhaft, wenn man das sieht. Irgendwie dürften wir ihr ungeheuer gewesen sein, denn sie wechselte auf einen Ast, wobei sie aber von einem Ast zum anderen sprang! Kaum hatte sie sich dort häuslich niedergelassen, wechselte sie ihre vorher braune Farbe wiederum auf grasgrün! Ich hatte dieses Farbspiel schon vor Jahren mal gesehen, Michi aber noch nicht und er war von den Socken
Völlig unerwartet sahen wir für kurze Zeit den Mt. Waialeale nahezu ohne Wolken. Also nichts, wie rasch Fotos und Filme angefertigt, denn den Mt. Waialeale zu sehen, ist wirklich eine Seltenheit, die nur ein paar Mal pro Jahr vorkommt. Super, dass wir solch ein Glück hatten!!
Um 4:00 pm waren wir am Parkplatz und zogen uns um. Im Wailua River, der direkt hinter unserem Auto verlief, badeten etliche Leute, jüngere und ältere. Es scheint ein beliebter Badeplatz zu sein.
Am Rückweg nach Wailua machten wir einen Abstecher in das Kamokila Hawaiian Village. Der Abzweig dorthin ist fast gegenüber des Lookouts für die Opaeka'a Falls.
Beim Kamokila Hawaiian Village handelt es sich um ein altes hawaiisches Dorf, das "neu" aufgebaut wurde. Die meisten Teile dafür stammen aus der früheren Zeit bzw. sind Funde, die liebevoll zusammen getragen wurden. Der Eintritt betrug $ 5,00 pro Nase und es war eine selfguided tour (Touren, wie sie in den Reiseführern stehen, gibt es nicht mehr). Wir bekamen einen DIN-A-4-Zettel, der in Folie eingeschweißt war, in die Hand gedrückt. Darauf stand geschrieben, bei welcher Nummer (von der jeweiligen Hütte etc.) man jeweils etwas sehen konnte. Mal war es das "men's house", dann das "menstrual house", das "doctor house" etc. Dazu genaue Erklärungen, in welchem Haus bzw. in welcher Hütte früher etwas abgehalten wurde und wie es vonstatten ging. War wirklich sehr interessant.
Witzig waren die vielen freilaufenden Hühner und Pfaue, aber auch Wildschweine, die herum liefen, aber nie lästig wurden.
Übrigens war das Kamokila Hawaiian Village bereits mehrere Male die Kulisse für einige Filme, darunter die Filme "Outbreak" oder "6 Tage, 7 Nächte".
Inmitten diesen hawaiischen Dorfes spielte, anscheinend von einer CD, die passende hawaiische Musik. Wir lauschten eine ganze Weile, denn sie gefiel uns sehr. Währenddessen ich zur nächsten Hütte ging, bekam ich gar nicht mit, dass Michi plötzlich verschwunden war. Nach längerer Zeit begann ich mit der Suche und fand ihn - bei der Eintrittshütte. Was um alles in der Welt wollte er dort??? Um das zu erfahren, ging ich zu ihm und dann fiel ich fast in Ohnmacht
Er hat den Herrn, der den Eintritt kassiert, gefragt, um welche CD es sich handelt, er möchte gerne den Titel und die Interpreten wissen, denn er möchte die CD unbedingt kaufen. Nun, daran wäre noch nichts auszusetzen gewesen. Aber nun kam das Beste
Ohne lange zu diskutieren, bot ihm der Herr an, Michi könne die CD gerne kaufen, allerdings sei es eine private CD, er habe aus verschiedenen CD's Lieder auf eine CD kopiert. Jetzt wusste ich endlich, weshalb ich schon seit geraumer Zeit keine Hawaii-Musik mehr hörte!
) Weil der Herr die CD aus dem Player genommen hatte! Das war des Rätsels Lösung! Und für $ 15,00 konnte Michi sie kaufen. Super! Wir machten unsere self guided tour zu Ende, bekamen zum Schluss noch gute Tipps für Restaurants, in denen man gut essen kann und für den Borders, bei dem man gute Hawaii-Musik kaufen kann. Letzteres wussten wir natürlich schon, waren aber trotzdem dankbar, denn der gute Mann konnte ja nicht wissen, dass wir bei Borders schon ein und aus gingen. Das Village verließen wir um 5:45 pm und fuhren zum Resort.
Nachdem wir unsere Körper wieder richtig restauriert hatten, gingen wir um 7:00 pm ins hoteleigene Restaurant zum Dinner. Michi bestellte sich Filets aus dem Lungenbraten, dazu Reis, Gemüse und vorweg Salat, ich ein NY-Whisky-Pfeffersteak mit einer Folienkartoffel, dazu ebenfalls Gemüse und vorweg auch Salat. Vom Pfeffersteak gab ich Michi fast die Hälfte ab, es war mir einfach viel zu viel.
Somit war es fast 9:00 pm und Zeit, um die Fotos auf den Laptop zu laden, die Akkus wollten auch geladen werden und der Reisebericht wartete ebenfalls schon.
Michi schlief bereits um 10:00 pm tief und fest, ich war um 11:30 fällig fürs Bett.
Angie