Freitag, 18. 6. 2004:
Weckerläuten wie nahezu immer um kurz vor 6:00 am, frühstücken war wiederum im Hotel-Restaurant angesagt - mit Gutschein um $ 5,00 - ebenfalls wie immer
Das Dumme war nur, dass es nicht nur während der Nacht, sondern auch während des Frühstücks draußen pausenlos wie aus Eimern regnete. Was sollte nur aus unserem gebuchten Heli-Flug werden, falls sich wirklich noch 2 weitere Willige dafür finden würden? Wir konnten nichts Anderes machen, als abwarten, spätestens um 4:30 pm würden wir es erfahren, denn dann sollte der Heli starten.
Wie durch ein Wunder hörte es genau zu dem Zeitpunkt zum Regnen auf, als wir das Hotel in Richtung Volcanoes National Park verließen.
Wir fuhren also den Hwy. 11 entlang und mir ließ es keine Ruhe, weshalb wir gestern die Kazumura Cave nicht gefunden haben. Hatten uns die beiden Damen vom Orchideenladen doch auf die falsche Fährte gesetzt? Deshalb beschloss ich, genau eine Straße v o r dem Orchideenladen links einzubiegen und nicht, wie gestern, eine Straße danach. Auch diese Straße fuhr ich bis zum asphaltierten Ende, Kazumura Cave fanden wir keine, daher drehten wir erfolglos um.
Im Visitor Center des National Parks machten wir Halt, gestern hatte ich mir nicht die Zeit genommen, die dort zum Verkauf angebotenen Bücher anzusehen. Uihh, was fand ich da? Ein Buch über Hiking Trails auf Big Island - in der Neuausgabe, mit ganz aktuellen Infos zum Lavafluss! Und diese Infos stimmten tatsächlich mit der Gegenwart überein! Keine Ahnung, wie es das gibt, aber es ist jedenfalls so. Ich las ein wenig in dem Buch, dann drängte Michi zum Weiterfahren, wir wollten ein wenig hiken. Er hatte ja Recht, also stellte ich das Buch ins Regal zurück und wir fuhren zuerst den Crater Rim Drive, anschließend die Chain of Craters Road bis zum Kealakomo Aussichtspunkt. Dort stellten wir unser Auto ab, zogen uns entsprechende Wanderkleidung an und gingen auf die andere Straßenseite, wo der Naulu Trail beginnt.
Als Erstes sahen wir ein Schild, das uns darauf hinwies, man muss sich vor Beginn des Naulu Trails im Visitor Center das entsprechende Permit holen. Mist! Das hatten wir natürlich nicht! Warum nicht? Ganz einfach - weil ich in keinem Buch oder sonstwo gelesen habe, dass man eines braucht. Was tun? Trotzdem den Trail gehen, ohne Permit? Wir überlegten nicht lange und zogen los.
Beginn des Naulu Trails
in fast jedem Spalt wächst eine neue Pflanze heran
Bis zu Kreuzung mit dem Kalapana Trail sollten es 2 Meilen sein, aber uns war klar, so viel schaffen wir nicht, da wir erst um 11:00 am mit dem Naulu Trail starteten.
Der Beginn des Naulu Trails führte über Schlacke, nicht gerade einfach zu gehen. Überall wuchsen Farne und Ohias, die gerade blühten, echt traumhaft!
Ohia-Blüte
Nach kurzer Zeit ging die Schlacke in Lavaboden über, und zwar Lava gemischt, mal a'a, dann pahoehoe, dann Stricklava, also von jedem etwas. Auch Pele's Haar sahen wir, nur ihre Tränen fand ich nicht. Die Wegmarkierung war relativ einfach, da mehrfach Steinmännchen aufgestellt waren. Manchmal fanden wir sie nicht auf Anhieb, aber dafür beim 2. Anlauf. Teilweise war der Weg auch durch weiße Baumstämme markiert, die entlang des Trails lagen.
ups, fast hätte ich dieser Spinne ihr Heim zerstört
Zwischendurch wuchsen nur niedrige Büsche und Farne, erst später, nach etwa 1 Meile, kurz bevor wir Picknick machten, waren wieder größere Ohias zu sehen. Unter einem von ihnen verzehrten wir unser Mitgebrachtes. Kaum waren wir damit fertig, mittlerweile war es 12:30 pm, fing es zu regnen an. Zuerst dachten wir noch, das sei ein kurzes Vergnügen, doch der Regen wurde immer stärker, sodass wir uns doch unsere Regencaps überwarfen. Logisch, dass kurz darauf der Regen nachließ
Schneller als gedacht, nämlich um 1:30 pm, waren wir beim Auto und überlegten, wie wir am besten die Zeit bis 3:45 pm (zu diesem Zeitpunkt mussten wir uns am Airport bei den Tropical Helicopters einfinden) überbrücken könnten.
Unsere gemeinsame Müdigkeit nahm uns die Entscheidung ab bzw. machte sie es uns leichter - es musste ein Starbucks her
Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Im gesamten Nationalparksgebiet und auch außerhalb, in Volcano Village, gibt es nur regular coffee, den wollten wir nicht, wir brauchten etwas Stärkeres
Der nächste Starbuck war in Hilo, also auf die Socken gemacht. Von unserem Standplatz am Kealakomo Aussichtspunkt bis nach Hilo hatte ich nun eine reine Fahrzeit von 1 Std. 15 Min. vor mir - ohne Espresso
Erstaunlicherweise überlebten wir das und genehmigten uns dafür gleich 2 doppelte Espresso für jeden von uns, dann waren wir wieder Menschen
Nun blieben noch 15 Min. übrig, ehe wir zum Airport fahren mussten. Wie kann man am leichtesten 15 Minuten überbrücken, wenn der nächste Borders nicht weit ist?
)) Also Borders!!!
Was ich dort wollte? Klar doch, das Buch, dass ich im Visitor Center wieder ins Regal gestellt hatte, die Trails von Big Island
Nun stand der Fahrt zum Airport nichts mehr im Weg. Was uns leider nicht im Weg stand, war am Airport ein Hinweisschild für die Tropical Helicopters. Da half nur eines - jeden Menschen, den wir sichteten, danach befragen und pünktlich trafen wir bei Tropical Helicopters ein. Das Wetter hatte sich mittlerweile deutlich gebessert, die Sonne schien, ein paar Wolken zogen durch, teilweise war der Himmel auch stärker bewölkt, aber es regnete zumindest nicht, auch etwas wert! - Würden sich nun 2 weitere Passagiere gefunden haben oder waren wir umsonst angereist? Die Beantwortung dieser Frage wurde uns rasch abgenommen - es hatten sich 2 weitere Interessierte gefunden!!! Der Flug konnte stattfinden!!! Super
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Michi zahlte für uns beide $ 246,00, zwar nicht gerade billig, aber Helis ohne Türen sind nunmal teurer als die mit Türen und die wollten wir, seit der sehr guten Erfahrung in Australien, nicht mehr
In der Bar am Airport tranken wir noch eine eisgekühlte Cola, denn wir hatten bereits unsere Jeans (Vorschrift!) angezogen und unsere warmen Jacken (auch Vorschrift!) in der Hand - bei knapp 33 ° C im Schatten!!! Wir sind uns reichlich dämlich vorgekommen, zumal uns andere Reisende angesehen haben, als seien wir angesichts der hohen Temperaturen und unserer Kleidung nicht ganz dicht
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Wir gingen zur Passanger Lounge, sahen ein Video über den Kilauea sowie über Kamehameha etc., wurden in die Sicherheitsvorkehrungen eingewiesen und dann konnte es losgehen.
Das andere Pärchen, sie wohnen in Honolulu und sind für 3 Stunden (!!) in Hilo, dann fliegen sie wieder zurück, und wir, gingen zu "4A", dort sollten wir von unserer Guide abgeholt und zum Heli gebracht werden. Gerade als wir auf "4A" zugingen, kam unser Heli angeflogen - mit Türen!! Oh Schreck! Wir hatten doch extra den Flug ohne Türen gebucht! Es hieß, wieder mal abwarten, vielleicht verschwinden die Türen noch. Das taten sie tatsächlich und ich hatte Mühe, diesen kurzen Prozess auf den Camcorder zu bringen. Anschließend durften wir den Heli besteigen. Die beiden aus HNL belegten neben der Pilotin (eine etwa 60-jährige Frau mit einem langen, blond/grauen Zopf), Platz 1 und 2, ich belegte den Sitz hinter der Pilotin und Michi Platz 4, neben mir. Wir hatten also beide Fensterplätze!
Wir wurden angeschnallt, unsere Schwimmwesten mussten wir schon zuvor anlegen, eine Begrüßung durch die Pilotin folgte und dann ging es los!
Nur unweit vom Boden entfernt schwebten wir dahin, erst ein wenig später kamen wir mehr in die Höhe.
Flug über Macadamia-Plantagen
Über Macadamia-Plantagen ging der Flug zuerst an die Küste, wo wir die Wasserdampfschwaden sehen konnten, wenn die Lava ins Meer fließt.
an diesen beiden Stellen fließt Lava ins Meer
Auch ein wenig Lava sah ich, aber nicht allzu viel und ich hatte schon Befürchtungen, dass das Geld zum Fenster hinaus geworfen sei.
An der Küste hielten wir uns nicht lange auf, denn unser gebuchter Flug hatte nicht umsonst den Titel "Feel the Heat"
bei genauem Hinsehen zu erkennen: Lava begräbt die Chain of Craters Road unter sich
Oh Mann!!! Als wir 2000 den "Circle of Fire"-Flug mit den Blue Hawaiian Helicopters machten, dachten wir schon, wir seien nahe beim Pu'u O'o, aber was wir nun erlebten - ohne Türen!! - war der Hammer schlechthin!
Zum Einen flog die Pilotin fiel tiefer als ihre Kollegen vor 4 Jahren, zum Anderen auch viel öftern um den Krater herum, wir konnten (wie ich mich mittlerweile überzeugen konnte) sehr gute Fotos machen und der von mir gedrehte Film ist sicherlich auch gut geworden (Nachtrag: Jawohl, er ist!!).
Erstaunlich und verblüffend für uns war, wie sich der Pu'u O'o seit 2000 in seiner Form verändert hat. Damals hatte er oben rundherum einen "Kranz", weit darunter, kaum sichtbar, war der Lavaspiegel.
so sah der Pu'u O'o im Jahr 2000 aus
Heute war von einem Kranz keine Rede mehr, davon war in der Zwischenzeit viel abgebrochen und die Form des heutigen Pu'u O'o's erinnert kaum noch an den von 2000. Dazu kam, dass der Lavaspiegel bis an den noch übrig gebliebenen Rand angestiegen war, in ihm hatten sich weitere Lavakegel gebildet, aus denen die flüssige Lava floss und es gewaltig dampfte und nach Schwefel roch.
und so sah er dieses Jahr aus - ein Großteil des Kraterrandes war gebrochen und Magma floss aus
Ein Naturschauspiel sondergleichen!!! Am - ich glaube - westlichen Kraterrand sahen wir einige Messinstrumente aufgebaut.
Zu dumm!!! Genau jetzt "spendete" ich der Feuergöttin Pele den Akku vom Camcorder!!! Er flog mir einfach vom Camcorder herunter und ab in den Pu'u O'o!!!!!! Ich hoffe, die Feuergöttin Pele weiß das zu schätzen
irgendwo im Krater liegt nun mein Akku
Ich kramte einen neuen Akku hervor, Michi half mir dabei, denn der Wind blies so stark, dass wir Angst hatten, dass nun entweder der Camcorder und Michi's Digikamera das Weite suchen würde. Doch nichts davon geschah, Pele schien uns dabei behilflich gewesen zu sein.
Nun konnte ich meinen Film weiter drehen, achtete aber auch ganz besonders auf den Akkus. Zwar hätten wir noch einige auf Lager gehabt, aber endlos ist unser Lager auch nicht.
Nach zahlreichen Runden rund um den Krater flogen wir zum Airport zurück.
Bäume und Häuser sind metertief unter der Lava vergraben
Wir brachten vor Staunen, was wir gesehen hatten, kaum ein Wort hervor und das will etwas heißen. Dieses Erlebnis hier im Reisebericht in Wörter zu fassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, so etwas muss man erlebt haben, sonst hat man keinerlei Vorstellung davon.
So, und nun? Es war 5:30 pm, der Heli-Flug war vorüber, wir hatten am Airport beim Auto unsere Jeans und auch die Jacken, die uns aber während des Fluges sehr gute Dienste geleistet hatten, wieder abgelegt. Der nächste vernünftige Weg war, zuerst ins Hotel und dann weiter sehen. Doch bereits auf dem Weg zum Hotel fiel Michi eine ganz gute Idee ein - wir fahren in den Abendstunden auf die Saddle Road, mindestens bis zum Hunter Checking, ev. bis zum Visitor Center am Weg zum Mauna Kea und wollten den Sternenhimmel, der dort besonders gut sichtbar ist, beobachten.
Gesagt, getan!!! Wir duschten im Hotel und um 7:00 pm fuhren wir schon wieder los! Bei einem Fastfood-Drive-in versorgten wir uns mit gebackenen Hähnchen und Cola light und schon waren wir auf dem Weg zur Saddle Road. Das ist auf Big Island eigentlich meine Lieblingsstrecke. Den Sonnenuntergang erlebten wir noch in Hilo, dann wurde es bereits düster und kurz darauf dunkel. Viel befahren war die Saddle Road zu dieser Zeit nicht mehr, nur wenige Autos kamen uns entgegen. Nach geraumer Zeit, eigentlich kürzer als gedacht (die Zeit verging wie im Flug), kamen wir zum Hunter-Checking-Häuschen, wo wir einbogen. Wir holten unser Fast-food-Essen hervor und dinierten ganz fein im Auto! Einige Autos kamen vom Mauna Kea herunter und bogen Richtung Kona bzw. Hilo ab, niemand beachtete uns, obwohl wir im Auto natürlich Licht brennen hatten, sonst hätten wir unsere Hähnchen mit Reis nicht gesehen.
Nach diesem doch wirklich köstlichen Abendessen betrachteten wir den Sternenhimmel. Plötzlich sahen wir eine Sternschnuppe und nach Brauch wünschte sich jeder von uns etwas. Ich weiß, diesen Wunsch sollte man geheim halten, aber wir haben ihn uns gegenseitig doch verraten und wir hatten nur einen einzigen, übereinstimmenden, Wunsch! Hoffentlich geht er in Erfüllung, die Zeit wird es zeigen.
Den Plan, nun noch bis zum Visitor Center vom Mauna Kea zu fahren, ließen wir fallen, denn mittlerweile war es 8:30 pm, bis wir beim Visitor Center sind, vergehen nochmal 45 Minuten, macht 9:15 pm und bis maximal 10:00 pm gibt es kurze Vorträge, die je nach Anzahl der Personen auch schon etliches vor 10:00 pm enden können.
Wir fuhren, mit einer kleinen Pause, nach Hilo zurück. Zwei Irre (mit Fahrzeug natürlich) überholten mich, meinen Segen hatten sie.
Im Hotel angekommen, tranken wir noch einen Blue Hawaii, den wir uns an der Bar holten. Diese verließen wir aber fluchtartig, da eine (sehr gute!!) Live Band spielte, aber leider viel zu laut, sodass man nicht mal das eigene Wort hörte.
Morgen steht der Naulu Trail sowie ein Teil des Kalapana Trails am Plan. Hoffentlich spielt das Wetter mit, denn als wir in der Nacht von der Saddle Road nach Hilo fuhren, regnete es in Hilo bereits, zwar nicht viel, aber immerhin.
Wenn aus diesem Plan nichts wird, bleiben als Alternative die Fahrt auf den Mauna Loa, der Powerline Trail, der Pu'u O'o Vent Trail (wäre auch sehr toll!!!) oder einfach faulenzen, die längst fälligen Ansichtskarten schreiben etc. Also, zu tun hätten wir genug
Nun ist es 0:26 am - des nächsten Tages, daher bereits Samstag. Mein Name ist Gummi, ich ziehe mich zurück
Sleep well!!! Cu tomorrow!!
Angie