Hallo,
es geht weiter:
8. Tag Sa 09.09.2006 Thermopolis – CodyNach etwas unruhigem Schlaf bergüßt uns der Morgen noch trübe, während des wieder mickrigen Continental Breakfast klart es aber auf.
Die Tante am Empfang behauptet, sie könne mehrere Dinge gleichzeitig verrichten, "because I'm mother", ist aber nicht in der Lage, die falsche Rechnung zu korrigieren (Wir haben nur für die erste Nacht die AAA-Rate und für die zweite den vollen Tarif berechnet bekommen). Dafür telefoniert sie zwischendurch und verliert total den Überblick über unser Anliegen. Ob wir nicht vielleicht in ein paar Stunden nochmal vorbeischauen wollen, wenn der General Manager wieder da ist?
Wir wollen nicht, ich korrigiere daher kurzerhand handschriftlich und nach einigem hin und her sagt sie zu, daß sie das fixen werde – warten wir's ab.
(Als ich dann zuhause meine Kreditkartenbelastungen online betrachte, ist doch zunächst der volle Betrag belastet worden. Auf eine Beschwerde per Mail kam keinerlei Reaktion. Nach einer weiteren Mahnung per Fax wurde die falsche Belastung storniert und der richtige Betrag belastet, ohne daß ich jedoch irgendeine Antwort oder gar Entschuldigung erhalten hätte – auf die richtige Gutschrift meiner Goldcrown-Punkte mußte ich trotz Reklamationen bis 16.11.2006 warten.)Fazit: die armen Kids...
Somit geht es mit leichter Verzögerung auf die Straße; das erste Stück kennen wir schon. Auch bis Greybull setzt sich der Ackerbau fort, ansonsten nichts Besonderes. Der weitere Weg nach Shell wird zunehmend attraktiv, auch die Häuser werden erkennbar besser und kein Schrott liegt mehr am Straßenrand. Offenbar ist in dieser Gegend ein Erholungsgebiet für etwas besser situierte Leute.
Von Shell geht es zunächst durch den Shell Canyon, allmählich wird die Straße gebirgiger und bietet schon nahezu alpine Eindrücke. Auf der linken Seite ist in der Höhe auch hier ein "Elephant Rock" zu erkennen; inzwischen habe ich eine
Quelle gefunden, die nicht auf den von mir aufgenommenen "Rüssel" abstellt, sondern die gesamte Felsformation als liegenden Elefanten interpretiert.
Anschließend kommen wir zu den Shell Falls, die man von einer kleinen Plattform aus besichtigen kann.
Die Weiterfahrt über den Granite Pass zur Burgess Junction und zur Medicine Wheel Passage führt über sanfte Hochebenen und hochschwarzwaldähnliche Landschaften. Zwischen den vielen Nadelbäumen gibt es ab und an richtig schön hernstlich gefärbte Laubbäume. An einem Parkplatz erklärt mir ein halbwegs Einheimischer, wo die Abzweigung zum Medicine Wheel ist, nämlich kurz vor uns.
Von dort geht eine schmale Schotterstraße ca. 1,5 mi zu einer Ranger Station, wo man an einem nicht allzu großen Parkplatz das Auto abstellen muß. Der Ranger fragt uns, ob wir denn wohl zum Medicine Wheel wollen – ich nehme an, das fragt er jeden (ich möchte nur wissen, wieviele abweichende Antworten er wohl im Jahr erhält). Er ermahnt uns, doch bitte auf dem Weg zu bleiben, der nochmals 1,5 mi weit ist und sanft auf- und absteigt. Die Landschaft erinnert auch hier an eine Mischung von Südschwarzwald und Toskana. Unterwegs werden wir von zwei mit Natives besetzten Autos überholt, die offenbar hier fahren dürfen.
Das Medicine Wheel selbst ist hoch beeindruckend, wenngleich es aus der Frosch- bzw. Menschperspektive nicht gar so eindrucksvoll erscheint wie auf den bekannten Luftbildern; aber der Ort “hat was“. Ein Ranger ist gerade dabei, den Innenbereich, den man nicht betreten sollte, von Hinterlassenschaften vorwitziger Eindringlinge zu befreien. Man umrundet das Wheel im Uhrzeigersinn; am Zaun außen herum sind viele Devotionalien angebracht: Federn, Schnüre, kleine Medizinbeutel, vertrocknete Blumen etc.
Zu unserer freudigen Überraschung werden wir mehr Ohren- als Augenzeugen indianischer Gebetsrituale: Zunächst am etwas entfernten Felsabbruch, dann in einem mit bunten Bändern verzierten Wäldchen sind ein paar Indianer, davon ein junges Pärchen in traditionellem Gewand zugange und trommeln und singen. Wir hören sie noch ein ganzes Stück auf dem Rückweg, weil wir nicht zu auffällig bleiben wollen. Vorgefahren sind die Herrschaften übrigens mit dem eigenen PKW bis unmittelbar vor das Wheel – das waren die Autos, die an uns vorbeigefahren sind –, was die romantische Illusion doch etwas beeinträchtigt hat.
Wenig später machen wir auf der Weiterfahrt Picknick an einem Parkplatz, wobei wir uns bei geöffneter Heckklappe auf der Stoßstange niederlassen. Der Blick auf die Ebene ist leider durch den Dunst nicht so beeindruckend wie er sein könnte.
Nach steiler Abfahrt von den Bighorns glauben wir uns schon fast zu weit, als endlich schon wieder in der flachen Pampa die Abzweigung zum Bighorn Canyon kommt. Nach kurzer Wegstrecke kommt allerdings eine Baustelle, die uns zum Warten auf den Pilot Car zwingt. Die Flagwoman hat ihren aufdringlichen Tag und bequatscht die Wartenden in aufgesetzt lustiger Manier – zum Glück hat sie sich unseren Vordermann auserkoren. Wir wollten schon aufgeben, als es hieß "nur noch zwei Minuten". Zwar waren es dann nochmal fünf, aber die Warterei hat sich gelohnt. Vom Devils Canyon Overlook, der auf einer noch nicht ganz fertiggestellten neuen Teerdecke zu erreichen ist, hat man einen phantastischen Blick auf den Canyon, in dem allerdings nur ein trübes Rinnsal - jedenfalls gemessen an den erkennbaren früheren Wasserständen - fließt.
Die Weiterfahrt nach Cody geht wieder überwiegend durch eher langweilige Landschaft – allerdings eher krautig als Pampa; erst ca. 15 mi vor Cody wird es wieder ansehnlich gebirgig. Westlich von uns muß es ein ziemliches Unmwetter haben, weil ganz finstere Wolken mit schon fast tornadoartigem Trichter zugange sind. Wir fahren jedoch in Richtung Süden daran vorbei.
Das Motel in Cody haben wir recht schnell gefunden – die Durchquerung der Stadt geht schnell und ist nicht ganz unseren hochgesteckten Erwartungen entsprechend. Kein Vergleich z.B. mit Durango.
Das Best Western ist ein typisches amerikanisches Motel älteren Kalibers. Trotzdem ist es wie viele andere Motels im Ort ausgebucht (überall leuchtet das „no“ vor vacancy) und es steht sogar ein Maybach vor der Tür.
Nach einem Kaffee geht es in die Stadt zum Gucken (ist schnell erledigt, zumal das Museum schon zu ist) und das vom Tourbook empfohlenen Restaurant aufzusuchen (Wyomings Rib & Chop House), wo uns eine voraussichtliche Wartezeit bis kurz nach 7:00 angekündigt wird. Somit setzen wir das Gucken in fürchterlich verkitschten Läden fort (gefüllt mit einer Art Tegernsee-Barock zu irrwitzigen Preisen oder billigem Fernost-Plastikkram) und bekommen noch etwas von der Schießaufführung vor Irma's Hotel mit, das Buffalo Bill gehört hat und nach seiner Tochter benannt ist.
Nach hervorragenden Steaks auf glühendheißen Tellern geht es noch zum Einkaufen zu Albertsons und zum Tanken. Dann ins Motel, Internet etc.
259 mi