Samstag, 12.5.2007"The Heat Is On"Nach einer erholsamen Nacht, in welcher wir beide sehr gut geschlafen hatten, ließen wir es am Morgen bewusst etwas ruhiger angehen. Kurz nach 7 Uhr stand ich auf, duschte und ging zur Rezeption. Für einen Morgenmuffel hatte ich blendend gute Laune. Kein Wunder, stand doch heute der erste echte Hike an. Das mehrseitige Fax von unserem "Sekretär" in Deutschland war angekommen. Auf meine Frage nach einem Kopierer im Motel oder an der Rezeption erhielt ich lediglich ein Kopfschütteln. Naja, wer's glaubt...
Auf dem Rückweg nahm ich mir einen Kaffee vom Frühstücksbuffet mit, welcher mich aber sofort an den 2004er-Urlaub erinnerte. Da war es wieder, das gefärbte Wasser.
Zurück im Zimmer prüfte ich wieder einmal den Status unseres Gepäcks, aber erwartungsgemäß war keine Veränderung erkennbar.
Nebenbei bemerkte ich, dass der Akku des Laptops nahezu leer war und ich brachte ihn schon mal zu OKY zum Laden. Auf dem Weg kam mir ein Gedanke, welcher mich mit jeder Sekunde nervöser machte. Wo waren unsere Ladegeräte für die speziellen Akkus unserer Canon-Kameras? Kaum zurück im Zimmer durchsuchte ich unser komplettes Handgepäck... Fehlanzeige! Also waren beide Ladegeräte in den Koffern, was bedeuten würde, dass wir in Kürze keine Fotos mehr machen könnten.
Meine noch vor wenigen Minuten blendende Stimmungslage war im freien Fall und mündete in einen kurzen, aber heftigen Wutausbruch. Dabei kommen einem hin und wieder die besten Ideen. Ich könnte mir ja eines bestellen und es per Termin an einen unserer nächsten Aufenthaltsorte schicken lassen. Na also, geht doch. Wo ich gedanklich schon mal beim Fotografieren war, fiel mir ein, dass auch mein nagelneues Stativ im Koffer war. Dies war der Grund, warum meine Stimmung nicht mehr die morgendliche Bestmarke erreichte.
Um 8:30 Uhr saßen wir im McD und Tina stärkte sich ein wenig. Mir war doch irgendwie der Appetit vergangen. Schon beim Verlassen des McD bemerkten wir, dass es wahnsinnig heiß war. Um diese frühe Zeit waren es schon rund 30°C. Der Wasservorrat war bereits im Rucksack verstaut und so verließen wir Moab in nördlicher Richtung. Rund vier Meilen nördlich von Moab zweigt links die Potash Road ab, welche wir Dank unseres Navigationssystems "Topo USA" von DeLorme problemlos fanden. Und wie am Vortag auf der SR 128 fahren wir wieder staunend am Ufer des Colorado Rivers entlang.
Nach rund 5 Meilen sagte mir das Navi, dass auf der rechten Seite die so oft erwähnten Petroglyphen sein müssten. Wir steigen aus und suchen die Wand ab. Nach einer ganzen Weile finden wir sie und sind regelrecht enttäuscht. Dies hat den Stopp nicht wirklich gerechtfertigt. In irgendeinem Reisebericht hatte mal jemand geschrieben, dass er das Alter dieser Petroglyphen anzweifelt und die Entstehung vielmehr ins 20. Jahrhundert legt. Dieser Ansicht schließe ich mich vorbehaltlos an. Knapp eine Meile später gibt es einen weiteren Parkplatz, bei dem ein kurzer Trail zu einigen Dinosaurier-Spuren führt. Diesen haben wir auf Grund der enormen Hitze ausgelassen und sind gleich weiter zum Trailhead des Corona Arch gefahren, welcher knapp 10 Meilen nach Beginn der Potash Road liegt. Den Trailhead erreichten wir um 10:45 Uhr und als wir aus dem gut klimatisierten OKY ausstiegen, traf uns fast der Hitzeschock, obwohl es "nur" 32°C waren. Nun denn, Wasser hatten wir genug im Rucksack und die Wanderung war gemäß der Beschreibung nicht all zu weit und nicht besonders anstrengend. Wir schnürten unsere neuen Wanderschuhe, welche wir in Denver gekauft hatten und ich war gespannt, mit wie vielen Blasen wir zurück kommen würden. Dann wurde noch mein Garmin gestartet, wohlwissend, dass ich es für diese Wanderung nicht brauchen würde. Einerseits wollte ich so den ersten Live-Test durchführen und andererseits hatte ich mir vorgenommen, unsere Wanderungen abzuspeichern, um sie später zu analysieren oder in Google-Earth zu betrachten.
So starteten wir also unsere erste "echte" Wanderung zum Corona Arch. Rechts vom Parkplatz ging es in einigen steilen Serpentinen nach oben, bis wir ein Bahngleis überquerten. Ab hier ging es relativ eben und bequem zu laufen weiter.
Rund 15 Minuten später erreicht man noch zwei abwechslungsreiche Stellen. Einmal geht es eine Steigung nach oben, welche mit einem Seil gesichert ist. Das andere Mal klettert man eine kurze Metallleiter hinauf. Es sind aber lediglich kleine Schmankerl und keine echten Herausforderungen. Kurz darauf und nach insgesamt einer starken halben Stunde hatten wir den Corona Arch erreicht. Erwartungsgemäß waren wir nicht alleine dort, was aber die Faszination für diesen grandiosen Arch nicht trübte. Denn mit seiner Höhe von rund 30 Metern und seiner Spannweite von über 40 Metern gehört der Corona Arch sicherlich zu Größeren seiner Gattung. Tina erholte sich ein wenig im Schatten des Corona Arch, während ich ein paar Fotos schoss.
Kurze Zeit später brachen wir aber auch bereits zum Rückweg auf. Vorbei am Bowtie Arch flohen wir aus der Hitze zu OKY, um in den Genuss der Klima-Anlage zu kommen.
Ziemlich exakt zur Mittagszeit hatten wir dieses Etappenziel erreicht. Folglich waren wir gerade mal 75 Minuten für diese insgesamt drei Meilen unterwegs. Es war die ideale Wanderung zum Auftakt und zum Einlaufen der neuen Wanderschuhe, denn die Anzahl der Blasen belief sich auf insgesamt Null.
Anschließend ging es weiter in Richtung Shafer Trail, schließlich sollte OKY Gelegenheit bekommen, zu zeigen was er so zu leisten vermag.
Dazu fuhren wir weiter auf der Potash Road, vorbei an der Kane Creek Potash Mine, der Potash-Anlage, der Pyramid Butte und dem Gooseneck bis wir den Canyonlands Nationalpark erreichen.
Hier beginnt auch der Shafer Trail und kurz darauf erreichen wir den so oft beschriebenen Aufstieg mit seinen Serpentinen. Tina wurde auf dem Beifahrersitz zusehends unruhiger und so wie sie aussah, hätte eigentlich die Klimaanlage von OKY versagt haben müssen. Aber nein, diese lief noch. Zum ersten Mal schaltete ich OKY in den Allradbetrieb und wir begannen munter unseren Aufstieg. Das war in der Tat ein neues Erlebnis für mich. Beeindruckend wie problemlos man diese Steigung mit all ihren Felsplatten und Riesenlöchern bezwingen kann. Auf der einen Seite durchaus anstrengend, aber auf der anderen Seite machte es einen Riesenspaß. Zumindest für OKY und mich. Tina fragte ich besser nicht danach. Oben angekommen bot sich uns ein toller Blick hinunter ins Tal und auf die zurückgelegte Strecke. Dies ließen wir eine ganze Weile auf uns wirken.
Auf der Island In The Sky Road fuhren wir weiter, bis es rechts zum Dead Horse State Park ging. Wir bogen ab, um am Dead Horse Point nochmals einen Blick auf den Gooseneck zu werfen. Allerdings war es uns dann den separaten Eintritt doch nicht wert und so drehten wir um und fuhren zurück nach Moab. Dort angekommen kehrten wir kurz im McD ein, um eine ganz kleine Stärkung zu uns zu nehmen, denn wir waren am Abend noch mit Gertraud aus dem USA-Forum und ihrem Mann bei Eddie McStiff's zum Essen verabredet. Während wir unsere Kleinigkeit verspeisten deutete Tina auf einmal aus dem Fenster und zeigte mir gegenüber einen Radio Shack. Da ich nur Augen und Sinn für meinen Big Mac hatte, war mir nicht klar, was sie mir eigentlich zeigen bzw. sagen wollte. Dann meinte Tina, ob es dort nicht den benötigten Netzadapter gäbe?
Gute Idee, nur hatte ich wenig Hoffnung, da der Laden eher nach einer umgebauten Garage aussah. Aber fragen kostet ja bekanntermaßen nichts. Also kurz über die Straße, den wider Erwarten toll ausgestatteten Laden betreten, den freundlichen Mann an der Kasse befragt und zwei Minuten später verließ ich die Garage mit meinem neuen Adapter. Wieder ein Problemchen weniger, Dank mir und meinen guten Ideen. Äääähm...
Anschließend haben wir uns in einem Outdoor-Laden noch Kopfbedeckungen zugelegt, denn die kurze Wanderung zum Corona Arch hatte uns gezeigt, dass diese unbedingt notwendig war. Dann sind wir noch schnell bei einem Copy-Shop und Schreibwarenladen vorbei und haben uns die Vordrucke für die Verlustmeldung an United kopieren lassen. Dann ging es zurück ins Motel.
Dort angekommen hat Tina sich gleich mal an den mehrseitigen Formularsatz gemacht und versucht diesen nach bestem Wissen zu füllen. Ihre zahlreichen Kommentare während des Ausfüllens möchte ich hier besser nicht wiedergeben... Gegen 18 Uhr machten wir uns dann frisch geduscht auf zu Eddie McStiff's. Mit Gertraud war ein Erkennungszeichen vereinbart und so ging ich einmal durch das Lokal. Allerdings entdeckte ich die beiden nicht. Wir gingen noch eine kleine Runde und kehrten rund 30 Minuten später wieder zurück, aber auch jetzt konnte ich unsere Essenspartner nicht finden. Wir setzten uns so, dass wir den Eingang im Blick hatten und nachdem wir nochmals eine Viertelstunde gewartet hatten, bestellten wir unsere Pizza und Pasta. Das Essen war wirklich äußerst lecker, aber Gertraud und ihren Mann trafen wir leider nicht mehr. Später stellte sich heraus, dass sie zur gleichen Zeit in einem anderen Seitentrakt des Restaurants saßen. Schade, aber vielleicht klappt's ja ein anderes Mal.
Um etwa 21 Uhr waren wir zurück auf unserem Zimmer, wo sich Tina sofort wieder über ihre Verlustmeldungen hermachte. Das stand mir ja noch bevor und ich hatte überhaupt keine Lust dazu. Stattdessen beschäftigte ich mich nochmals mit dem Canon-Ladegerät, welches ich am Folgetag bestellen wollte. Zum Abschluss des Tages schaute ich natürlich wieder auf die United-Gepäckstatusseite und was sehen meine müden Augen? Nichts!
Tina hatte mittlerweile ihre Verlustmeldungen komplett fertig und kam auf einen Betrag von über 2.200 Euro.
Nach dem Montrealer Abkommen gibt es laut der Lufthansa-Homepage aber lediglich 1.220 Euro je Reisendem. Ich war gerade auf dem besten Weg eine erneute LHB-Attacke zu bekommen, als mir einfiel, dass wir ja über unsere Kreditkarten eine zusätzliche Reisegepäckversicherung hatten. Ein innerliches "Ooohhhhmmmmm" in Verbindung mit einem Gute-Nacht-Küssle an Tina und ein toller Urlaubstag ging um 22 Uhr zu Ende.