Mittwoch, 16.5.2007"Somewhere In America"Dass ich nun im Urlaub mittendrin war und nicht nur dabei, merkte ich unter anderem daran, dass ich bereits um 6:30 Uhr sowas von fit war und aufstand. Tina schlief noch selig und ich beließ es auch dabei, was sich ja nicht unbedingt negativ auf meinen Erholungswert auswirken musste. Am Vorabend beim Checkin hatte ich entdeckt, dass es einen Frühstücksraum mit großen Kaffeekannen gab.
So schlich ich mich aus dem Zimmer, um mir einen Kaffee zu holen und damit den heutigen Urlaubstag ganz gemütlich zu beginnen. Tatsächlich, die beiden großen Kannen waren gefüllt und der Kaffe war wider Erwarten richtig gut. Also trank ich den ersten Becher im Foyer des Super 8 Motels, füllte den Becher erneut und ging zurück ins Zimmer. Tina lag noch im Bett, wobei jetzt erste Lebenszeichen hörbar wurden.
Ich schnappte mir das Laptop und schrieb den einen oder anderen kurzen Bericht in meine beiden gewohnten USA-Foren. Schließlich litt da der ein oder andere noch mit uns und unserem fehlenden Gepäck und folglich war hier dringend Aufklärung angebracht. Als ich meine Postings fertig hatte, war auch Tina physisch und psychisch voll da, so dass ich ihr den Laptop zum Festhalten der Tagesberichte überließ. Ich selbst gönnte mir eine ausgiebige Dusche und anschließend noch einen Becher des leckeren Kaffees.
Um 8 Uhr verließen wir Blanding und fuhren auf der SR95 West in Richtung Hanksville. Hierbei handelt es sich um eine äußerst abwechslungsreiche und somit kurzweilige Strecke, welche uns immer wieder zum Anhalten und Fotografieren nötigte.
Nach knapp drei Stunden erreichten wir die Granite Road, welche in westlicher Richtung von der SR 95 abzweigt. Der Beginn der Granite Road war äußerst vielversprechend.
Ich hatte geplant, über die Granite Road und die Henry Mountains
beziehungsweise dem Mount Ellen zur Sawmill Basin Road und weiter zur County Road zu fahren und auf dieser südlich bis zum Burr Trail, welcher uns dann letztlich nach Escalante bringen sollte.
Aber bereits nach rund einer Viertelstunde war diese Road schon kein Vergnügen mehr sondern artete eher in "Arbeit" aus. Nach insgesamt einer halben Stunde standen dann wir vor einer Stelle, an der ich keine Möglichkeit fand, OKY ohne bleibende Schäden darüber zu bringen. Nach einer Begehung dieser Schikane und einer kurzen Beratung mit Tina entschlossen wir uns zur Umkehr. Diese Stelle war uns dann doch mindestens eine Nummer zu heftig. Eigentlich sehr schade, denn die Strecke sah vielversprechend aus und auch die Henry Mountains hätten mich sehr interessiert. Manchmal ist es aber auch besser, wenn die Vernunft siegt. Aber ich denke, dass ich diese Strecke 2008 nochmals probieren werde.
So fuhren wir also zurück auf die SR 95 und von dort weiter über die SR 276 zum Beginn des Burr Trails, welchen wir um 13 Uhr erreichten.
Der Burr Trail ist eine 108 Kilometer lange ungeteerte Straße, welche aber bei trockenem Wetter problemlos auch für PKW's zu befahren ist. Landschaftlich ist der Burr Trail zweifelsohne eines der Hightlights unter den Straßen im Westen.
Zu Beginn noch eher unspektakulär, steigert er sich von Meile zu Meile zu einem landschaftlichen Leckerbissen.
Einiges vor Boulder zweigt links der Wolferine Loop ab, welchen wir eventuell in den nächsten Tagen befahren würden, um die Wanderungen zum Horse Canyon und/oder Little Death Hollow zu unternehmen.
Nach insgesamt 3 Stunden auf dem Burr Trail erreichten wir unser Ziel Escalante, wo wir die nächsten Tage bleiben würden. Bereits im Vorfeld hatte ich mich für das Circle D Motel entschieden und bei der Inhaberin Rose per Email reserviert. Wir durchfuhren Escalante und waren auf Anhieb angetan von diesem kleinen Nest. Am Ortsausgang liegt linker Hand das Circle D und wir parkten vor dem Office, wo bereits zwei Touristen in ihrem Auto warteten. Ich ging zum Office, musste aber feststellen, dass die Türe verschlossen war. Ich wollte gerade zurück zu Tina und OKY als ich einen kleinen Zettel an der Scheibe der Office-Tür bemerkte, welcher mir mitteilte, dass unser Schlüssel im Briefkasten deponiert war.
Also den Schlüssel an mich genommen und unter den verwunderten Blicken der beiden anderen Touristen zu unserem Zimmer im hinteren Teil der Anlage gefahren. Äußerst gespannt, was uns erwarten würde, öffneten wir die Zimmertür. Wir hatten in den USA-Foren schon die unterschiedlichsten Aussagen bezüglich des Circle D gelesen. Aber sämtliche Befürchtungen waren völlig unbegründet. Das Zimmer war geräumig, gut ausgestattet und vor allem absolut sauber. Wir, vor allem ich, hatten so richtig Hochstimmung, da nach den Anfangsproblemen des Urlaubs nun alles perfekt zu gelingen schien. So konnte es natürlich weiter gehen, eigentlich...
Gut gelaunt fuhren wir ins "Zentrum" von Escalante, wo wir im Supermarkt unsere üblichen Vorräte auffüllten. Wichtig waren vor allem Wasser, Powerade und Cashews. Anschließend inspizierten wir erst einmal die Escalante Outfitters, über die wir schon so viel gelesen hatten. Und auch dieses Geschäft, Restaurant, Bar und Internet-Cafe in einem, gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Wir stöberten eine Weile und entdeckten dabei ein gut sortiertes Weinregal. Kurzerhand einen australischen Shiraz gewählt und nebenan an der Bar noch ein Sixpack Heineken aus dem Kühlschrank genommen. Das Auffüllen unserer Reisebar in einer Mormonenstadt war natürlich nicht gerade günstig, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Zurück ging es ins Circle D, wo ich einen Teil unserer Einkäufe doch gleich mal testen musste. Anschließend machten wir uns in aller Ruhe frisch und standen erneut vor unseren gut gefüllten Koffern. Sollte ich heute mal die schwarze Jeans anziehen? Oder vielleicht doch lieber die leichte Trekkinghose? Und Tina, wie wär's bei Dir mit dem kleinen Schwarzen?
Was war das doch jedes Mal für ein Glücksgefühl unsere Koffer zu öffnen. Da sage noch mal einer, das Glück dieser Erde läge auf dem Rücken der Pferde! So ein Quatsch, allein die Koffer sind's!
Kurz nach 18 Uhr machten wir uns mit knurrendem Magen erneut auf zu den Escalante Outfitters. Außer einem belegten Burgerbrötchen während der Fahrt auf dem Burr Trail, hatten wir heute noch nichts gegessen. Da die Outfitters-Pizza ja international bekannt ist, war unsere Bestellung im Vorfeld schon klar. Dazu gab es noch zwei helle Gezapfte.
Während dem Essen beratschlagten wir, was wir am folgenden Tag unternehmen wollten. Es dauerte nicht all zu lange und unsere Entscheidung war gefallen. Eines der drei Highlights dieses Urlaubs sollte es werden - der Coyote Gulch.
Tina wurde zwar bei dem Gedanken daran, vor allem wegen des Aufstiegs am Jacob Hamblin Arch, etwas nervös, aber die Vorfreude war auch bei ihr zu erkennen. Mit einem zweiten Hellen ließen wir den Tag ausklingen und fuhren anschließend zurück ins Motel, wo wir erneut um etwa 21 Uhr die Augen schlossen.