Montag, 21.05.2007 Endlich war der lang ersehnte Tag gekommen. Seit der turbulenten Online-Verlosung der Wave-Permits am 1. Februar 2007 freuten wir uns auf diesen Tag. Jetzt musste nur noch das Wetter mitspielen, aber die Wetterprognose am Vortag sah vielversprechend aus. So sprang ich voller Vorfreude aus dem Bett und schob mit etwas zittrigen Fingern den Vorhang beiseite. Jaaaa, das sah doch gut aus.
Zumindest das, was ich in der Dämmerung erkennen konnte. Was haben wir doch für einen tollen Urlaub und vor allem so viel Glück mit dem Wetter, schoss es mir durch den Kopf. Beschwingt und gut gelaunt weckte ich meine "Hiking-Tina". Kleidungsmäßig richteten wir uns auf einen heißen und sonnigen Tag ein. Und das war gut so. Denn es sollten im Tagesverlauf annähernd 30° werden und das bei strahlendem Sonnenschein. Wer schon mal die Wave besuchen durfte, weiß was das heißt. Wir füllten unsere Rucksäcke mit reichlich Wasser und dem üblichen Proviant. Um kurz vor 6 Uhr starteten wir OKY und fuhren in Richtung Denny's, um wie vereinbart Alexandra und Günter zu treffen. Aber noch bevor das Denny's überhaupt in Sichtweite war, kam von hinten so ein verrückter SUV-Fahrer angeschossen und gab mir die Lichthupe. Na das kann ich gebrauchen am frühen Morgen.
Ich wollte gerade beginnen, mich über den Spinner hinter mir auszulassen, als Tina meinte, das wären sicherlich unsere beiden "Mitläufer". Klar, hätte ich auch selbst drauf kommen können.
Ich fuhr rechts ran und tatsächlich begrüßten wir kurz darauf Alexandra und Günter. Somit konnten wir nun auf direktem Weg zum Wire Pass Trailhead durchstarten, welchen wir um 7 Uhr erreichten. Es war ein beruhigendes Gefühl gewesen, die 8 Meilen lange Dirt Road nicht alleine ohne Reserverad fahren zu müssen.
Nachdem wir unsere Wanderschuhe geschnürt, die Rucksäcke aufgeladen, die Garmins startklar, die Wegbeschreibungen griffbereit, die Permits angebracht und die Fahrzeuge abgeschlossen hatten, konnte ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. So marschierten wir vier Wave-Wanderer zielstrebig in die Richtung oberhalb des Parkplatzes, wo bereits weitere Hiker bei Ihren Fahrzeugen standen. Alexandra und ich waren noch mit unseren Navis beschäftigt, als wir bei den beiden Hikern ankamen. Einer fragte uns wohin wir wollten. Na zur Wave, war unsere stolze Antwort. Ich bin mir sicher, ein verstecktes Lachen bei ihm erkannt zu haben, als er uns eröffnete, dass wir dann exakt in die falsche Richtung laufen würden.
Ich könnte mich heute noch wegschmeißen, wenn ich an das Bild denke, welches wir in diesem Moment abgegeben haben mussten. Da stehen sie, die High-Tech-Hiker mit ihren zwei Navis und verlaufen sich bereits am Parkplatz.
Mir war das so peinlich, dass ich ihm und seinen detaillierten Wegbeschreibungen nicht mehr folgen konnte. Als er das Ganze anschließend nochmals wiederholte, war mir klar, dass er gedanklich wohl schon die Schlagzeile "Vier Deutsche auf dem Weg zur Wave verschollen" vor Augen hatte.
Nach diesem Fauxpas gingen wir etwas bedröppelt in die uns gewiesene Richtung, was mir von meinem Garmin auch als korrekt bestätigt wurde.
So schlenderten wir eine Weile in dem Wash entlang und stellten dabei fest, dass es bereits um diese Uhrzeit recht heiß war. Nach Verlassen des Washs wird die Wanderung erst so richtig interessant und abwechslungsreich.
Nach dem ersten kleinen Anstieg über eine Felsformation, eröffnet sich einem ein grandioser Blick über die Paria Canyon - Vermillion Cliffs Wilderness Area. Anhand der Wegbeschreibung und meinem Garmin, in welches ich die zentralen Punkte der Route eingegeben hatte, nahmen wir Kurs auf die Wave. Zwischendurch blieben wir immer mal stehen, um diese einzigartige und wunderschöne Landschaft zu genießen.
Bereits um 8:45 Uhr waren wir kurz vor dem Ziel. Lediglich einen tiefsandigen Anstieg galt es noch zu bewältigen. Und dieser hatte es gewaltig in sich. Spätestens hier zeigte sich, dass sich die Vorbereitungen in Form von Walken bei Tina und Joggen bei mir, gelohnt hatten. Kurz nach diesem schweißtreibenden, halbstündigen Anstieg standen wir am Eingang zur Wave, welcher noch im Schatten lag. Geradezu ehrfürchtig betraten wir diese überwältigende Naturschönheit. Was einem beim ersten Anblick der Wave durch den Kopf geht, ist nur schwer in Worte zu fassen. Unglaublich, was Mutter Natur hier geschaffen hat. Das ist die eine Art von Gedanken. Das andere ist ein Gefühl überschäumenden Glücks, die Gelegenheit zu haben, diesen Ort genießen zu dürfen.
Neben uns waren noch drei weitere Personen anwesend, die aber kurz darauf weiter marschierten. Somit hatten wir die meiste Zeit die Wave für uns alleine. Wir konnten in Ruhe diese Atmosphäre in der Wave in uns aufnehmen, unseren Gedanken nachhängen und stille Bewunderung zollen. Natürlich hatten wir dadurch auch ideale Bedingungen, diese Eindrücke digital festzuhalten.
Von Anfang an wussten wir, dass Alexandra und Günter ausschließlich zur Wave wollten und nicht weiter. Tina und ich hatten jedoch vor, zumindest noch zur Second Wave weiter zu gehen. Somit verabschiedeten wir uns nach etwa einer Stunde von den beiden. Alexandra hatte ja auf ihrem Garmin den Weg aufgezeichnet, so dass sie problemlos zum Parkplatz zurück finden müssten. Sollte bei unserer Rückkehr wider Erwarten ihr Auto noch auf dem Parkplatz stehen, würden wir einen Suchtrupp beauftragen.
Tina und ich verließen die Wave über den Westausgang und schlugen die Richtung zur Second Wave ein. Allerdings wurde es bereits nach Kurzem etwas steiler und erschwerend kam hinzu, dass ein starker, böiger Wind aufzog. Dies zusammen bewirkte bei Tina seit langem mal wieder, dass so etwas wie Höhenangst bei ihr einsetzte. Daraufhin wollte sie lieber umdrehen und in der Wave auf mich warten. So ging ich alleine zur Second Wave weiter. Der Weg dorthin ist nicht sonderlich schwer und lediglich etwa 200 - 300 Meter.
Auch wenn die Second Wave eine eindeutige Spätlocation ist, kann man auch am Vormittag interessante Fotos machen.
Ich hatte ursprünglich noch vor, neben der Second Wave zum Melody Arch aufzusteigen. Nachdem ich in etwa die Hälfte des Aufstiegs hinter mir hatte, machte der zeitweise sturmartige Wind das Unterfangen zu gefährlich und ich drehte um. Auf dem Rückweg zur Wave entdeckte ich noch den "Hamburger" oder "Big Mac", wie er auch schon bezeichnet wurde. Zurück in der Wave und bei Tina tobten wir uns noch eine Weile fotografisch aus.
Wir hatten die Wave absolut für uns alleine. Weit und breit keine weitere Menschenseele. Nachdem wir uns noch etwas gestärkt hatten, machten wir uns ziemlich genau um 12 Uhr auf den Rückweg.
Tina fand den Rückweg ziemlich zäh, was wohl primär auch am Wind lag. Ich genoss ihn dagegen mehr als den Hinweg, da ich nun das Navigieren vernachlässigen und mich noch mehr auf die Landschaft konzentrieren konnte.
Um 13:30 Uhr waren wir zurück am Parkplatz. Als erstes stellten wir beruhigt fest, dass der SUV von Alexandra und Günter nicht mehr da stand. Als zweites wurden wir von einem BLM-Mitarbeiter empfangen, der wissen wollte, ob ich bereit wäre einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Dabei ging es um die Wave, die Wanderung dorthin, wie man das Permit-Verfahren findet und ähnliche Fragen. Nachdem ich ihm den ausgefüllten Bogen zurück brachte unterhielten wir uns noch ein wenig über das Wandern allgemein. Etwas verwundert war ich doch, als er meinte, dass wir in Deutschland ja auch sagenhaft schöne Berge hätten.
Er wäre dort auch schon gewandert. Er wiederum war begeistert, dass ich auch die eigene Landschaft im eigenen Land gekannt habe. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging es über die Dirt Road wieder zurück. Tina hatte die gesamten 8 Meilen die Befürchtung, dass wir noch einen Platten bekämen. Dies blieb uns aber Gott sei Dank erspart.
Um 14:30 Uhr waren wir zurück im Days Inn. Wir luden unsere Sachen aus und Tina blieb im Motel. Ich fuhr in die Stadt, um einen Reifenhändler zu suchen. Nachdem ich Dank einer Baustelle im Industriegebiet von Page ein paar Mal in die Irre geleitet wurde, fand ich letztlich Big O Tires. Ich betrat den Laden und dann stand ich da erst einmal völlig allein.
Irgendwann kam ein weiterer Interessent, so dass ich mir nicht mehr ganz so einsam und verlassen vorkam. Dieser hielt es jedoch maximal fünf Minuten aus und verschwand dann wieder. Ich schätze mal nach rund 15 Minuten kam der vermeintliche Inhaber der Werkstatt. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte, bekam ich den Auftrag den Reifen schon mal herab zu lassen, er wäre dann gleich bei mir. Das war, Dank meiner Übung, schnell erledigt und so stand ich mit dem Reifen vor den Garagen. In der halben Stunde, die der Reifen und ich warteten, konnte ich mir in aller Ruhe das Treiben in dieser Werkstatt ansehen. Ich glaube es waren insgesamt sechs Monteure. Von denen war immer mal wieder einer beschäftigt, während die anderen fünf dabei zusahen. Wenn überhaupt. Denn sobald sich irgendwas außerhalb der Werkstatt tat, sei es auch nur das Parken eines Pickups, war dies wichtiger. Dies hatte zur Folge, dass dann alle sechs Monteure das Geschehen außerhalb der Werkstatt verfolgten.
Irgendwann kam dann mein Ansprechpartner wieder vorbei und nahm den Reifen mit. Keine Minute später war er wieder bei mir, um mir mitzuteilen, dass der Reifen nicht repariert werden könnte. Warum nur hatte ich das bereits geahnt?
Die Tatsache, dass er nicht den gleichen Reifen vorrätig hatte, war mir mittlerweile auch egal. So wurde ein Goodyear für 173 USD aufgezogen und OKY hatte nach insgesamt 1,5 Stunden wieder ein Reserverad.
Zurück im Motel bei Tina, beschlossen wir, am Abend nur noch kurz zum Burger King zu gehen.Tina fühlte sich nicht besonders und zusätzlich hatte sie zwei üble Herpes-Blasen an der Lippe bekommen. Somit ging dieser tolle Tag mit Fotos übertragen und etwas Fernsehen zu Ende. Für meinen Geschmack könnte es am nächsten Tag so weitergehen, eigentlich...