Dienstag, 22.05.2007Horse With No NameAls ich wie gewohnt gegen 7 Uhr zum ersten Mal wach wurde, traute ich meinen Ohren nicht. Was war denn das für ein Plätschern draußen auf dem Balkon.
Ohne Tina zu wecken schob ich den Vorhang ein wenig zur Seite und dann sah ich das Übel. Es regnete und der gewohnt blaue Himmel war grau in grau.
Na klasse. Ich verkroch mich wieder ins Bett und sinnierte über weitere zu streichende Vorhaben wie Wahweap Hoodoos, Cobra Arch und so weiter. Zum wiederholten Male haderte ich mit unserem Schicksal. Nachdem OKY nun mit Reserverad wieder voll einsatzfähig war, machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
An Einschlafen war natürlich bei mir nicht mehr zu denken und so standen wir um 8 Uhr gemeinsam auf. Tina bemerkte natürlich sofort meine erneut verschlechterte Laune. Um diese nicht weiter abrutschen zu lassen gab es nur eines: Kaffee!
Wir gingen ins Foyer des Days Inn, wo ein wirklich reichhaltiges Frühstücksbüffet geboten wurde. Dieses genossen wir in aller Ruhe und bemerkten dabei, dass der Regen nachließ.
Wir diskutierten, was wir unter diesen Voraussetzungen unternehmen sollten. An das Befahren von Dirt Roads war natürlich nicht zu denken und somit fielen schon mal einige Ziele aus. Am Ende beschlossen wir zum Horseshoe Bend zu fahren und dort die Wanderung im Ninemile Draw zu machen.
So fuhren wir um 10:45 Uhr die wenigen Kilometer auf der US 89 zum Parkplatz des Horseshoe Bends. Erwartungsgemäß waren hier zahlreiche Fahrzeuge geparkt, aber ich war guter Hoffnung, dass wir im Ninemile Draw wenige Wanderer treffen würden. Wir spazierten mit einigen anderen Besuchern zur Abbruchkante, wo man in der Tat einen atemberaubenden Blick auf das "U" des Colorado Rivers hat. Äußerst schade war nur, dass das Licht zum Fotografieren nicht besonders gut war. Dennoch schossen wir zahlreiche Fotos bevor wir uns dem eigentlichen Ziel zuwendeten. Nun war nach dem Coyote Gulch zum zweiten Mal das Garmin gefordert. Denn der Weg zum richtigen Einstiegspunkt für diese Wanderung, ist nicht markiert. Die entscheidenden Koordinaten hatte ich dem Buch von Peter Schäfer entnommen und im GPS hinterlegt. So war es ein Kinderspiel das ausgetrocknete Bachbett zu finden, an dessen Einstiegsstelle ein Steinmännchen den Weg weist. Kurz darauf taucht man bereits in eine völlig andere, rotbraune Welt ein.
Mit jedem Schritt werden nun die Seitenwände höher und das Canyonfeeling nimmt zu.
Unterwegs stießen wir auf einige Knochen, deren Länge auf ein etwas größeres Tier schließen ließen.
Ab diesem Zeitpunkt war es Tina in diesem Canyon nicht mehr geheuer. Ob es hier Bären gäbe, war nur eine von unzähligen weiteren Fragen. Wirklich ausschließen konnte ich natürlich nichts.
Nach etwa einem Kilometer erreichten wir eine Stelle, welche komplett zu gewachsen war. Um hier weiter zu kommen, musste ich etwas die Canyonwand nach oben steigen, um so das Hindernis zu umgehen. Tina blieb zurück, da sie sich diese Kraxelei nicht unbedingt antun wollte. Nachdem ich diese kleine Hürde genommen hatte sah ich, dass der weitere Weg nicht mehr ganz so unbeschwerlich sein würde als zuvor.
Es würde also keinen Sinn machen, Tina zur Kraxelei zu motivieren, damit sie dann wenige Meter später eh abbrechen würde. Nachdem ich mich umdreht hatte, sah ich auch die Stelle, an der man aus dem Canyon heraus klettern kann.
Oben angelangt kann man am Canyonrand entlang in Richtung Westen weiter gehen, bis man einen Aussichtspunkt erreicht. Zurück bei Tina, versuchte ich mich an dem Ausstieg, welcher problemlos machbar gewesen wäre.
Allerdings hatte ich das Kletterseil nicht dabei, um Tina mit nach oben zu bringen. Schweren Herzens entschloss ich mich zum Abbruch dieser Wanderung.
So schlenderten wir gemütlich zurück zum Einstiegspunkt und folgten dann dem Navi zurück zum Horseshoe Bend. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir noch einen versteinerten Riesen-Kuhfladen.
Exakt in dem Moment als wir am Horseshoe Bend ankamen, riss die Wolkendecke auf und die Sonne beleuchtete diese grandiose Szenerie. so konnten wir schnell noch ein paar Fotos machen, bevor die Wolkendecke wieder die Oberhand gewann.
Um 13:30 fuhren wir zurück nach Page und in den WalMart, um unsere Vorräte zu erneuern. Unter anderem gab es hier das bisher größte Miller-Gebinde. 24 Flaschen und das noch im Angebot, da mussten wir nicht zweimal überlegen.
Nachdem unser Wagen recht gut gefüllt war, ging es zur Kasse. Zum ersten Mal sahen wir diese Selbstbedienungskassen und wollten, aufgeschlossen und modern wie wir nun mal sind, diese nutzen. Der Anfang war recht einfach bis wir zum Miller-Pack kamen. Kaum hatten wir dieses über den Scanner gewuchtet, begann ein Piepsen und seltsame Symbole erschienen auf dem Display.
Ich war noch damit beschäftigt, mit fragenden Blicken um mich zu werfen, als bereits eine WalMart-Mitarbeiterin auftauchte. Ihre Frage, ob ich immer so viel trinken würde, ignorierte ich einfach.
Tina fand es dagegen sehr witzig. Nachdem offensichtlich war, dass wir berechtigt waren, soo viel Alkohol zu trinken, konnten wir unseren Kassiervorgang abschließen.
Anschließend fuhren wir weiter zum Glen Canyon Dam und schauten uns dort ein wenig um. Das war jedoch mehr Zeitvertreib als wahres Interesse. Wobei ich zugeben muss, dass mir dieser Staudamm irgendwie besser gefiel als der Hoover Dam.
Auf dem Rückweg ins Days Inn kamen wir an einem McD vorbei, besser gesagt nicht vorbei. Mein Magen schrie förmlich nach einem Big Mäc. Und einem Cheeseburger. Und natürlich Pommes.
Gut gesättigt waren wir um 15:30 Uhr zurück im Motel, wo wir den gesamten Nachmittag faulenzten. Das war zwar überhaupt nicht nach meiner Vorstellung, aber ich hatte ehrlich gesagt auch keine andere Idee, was wir unter den gegebenen Umständen hätten tun können. Ich habe mich dann mit dem Übertragen der Fotos und ein wenig Chatten über den Messenger beschäftigt.
Um 19:30 Uhr fuhren wir zum Abschluss des Tages zum Abendessen ins Denny's, was uns am Vortag von Alexandra und Günter wärmstens empfohlen worden war. Auch wenn dort wohl akuter Personalmangel herrschte und die Hektik entsprechend groß war, war es dennoch kein Fehler gewesen. Das Essen war wirklich sehr gut und üppig bemessen. Um etwa 10 Uhr, was für unsere Verhältnisse sehr spät war, lagen wir im Bett. Mit Vorfreude auf den nächsten Tag, denn dieser konnte ja eigentlich nur besser werden, schlief ich ein.