Donnerstag, 24.05.2007Higher GroundUm 6 Uhr klingelte Tinas Wecker und ich war überrascht, wie gut ich geschlafen hatte. Und das Beste war, dass die extrem miese Laune des Vortags komplett verschwunden und ich wieder voller Tatendrang war.
Tina ging es nach dem gestrigen "Ausfalltag" mindestens genauso und so teilte sie mir mit, dass sie sich für den heutigen Tag den Hidden Canyon ausgesucht hätte. Ihr Wunsch war mir Befehl und so packten wir unsere üblichen Sachen. Als wir kurz nach 6:30 Uhr zum McD fuhren, zeigte sich bereits, dass es wettermäßig ein toller Tag werden würde.
Der erneut gute Kaffee beim McD sorgte dafür, dass sich meine Stimmungslage völlig aus dem Allzeittief erholte. Zur Stärkung gab es die obligatorischen Egg-McMuffins, von denen ich einfach nicht genug bekommen kann. Um 6:45 Uhr waren wir bereits in Richtung Zion Nationalpark unterwegs. Nach rund einer Viertelstunde meinte Tina ganz lapidar, dass sie den National Park Pass im Motelzimmer vergessen hatte. Na ganz toll! Da quält man sich so früh aus dem Bett, um den Besuchermassen im Zion einigermaßen zu entgehen und dann das... Nur ein inbrünstiges "Ooooohhhhmmmmm" verhinderte den neuerlichen Absturz meiner Stimmungslage.
Notgedrungen drehte ich um und fuhr zurück nach Hurricane. Nachdem Tina den Pass im Motelzimmer geholt hatte, fuhren wir nun endgültig, allerdings etwas schweigsamer, zum Zion National Park.
Ziemlich exakt um 8 Uhr parkten wir OKY und gingen zum Visitor Center beziehungsweise zur Haltestelle der Park-Shuttles. Ich war mehr als positiv überrascht, als ich feststellte, dass nur wenige Hiker um diese Zeit aufbrachen. Denn die Blechlawine und die Menschenmassen, welche wir am Vortag hier im Zion erleben mussten, ließen Anderes befürchten. Wieder einmal sollte sich also das frühe Aufstehen lohnen. Nach einer kurzen Wartezeit kam der Shuttel-Bus und es ging hinein in den von mir so geliebten Zion National Park. Vorbei ging es unter anderem an Angels Landing bis wir die Haltestelle Weeping Rock erreichten, wo wir ausstiegen. Welch ein herrlicher Tag zum Wandern, schoss er mir bei diesem Anblick durch den Kopf.
Kurze Zeit später nahmen wir bereits die ersten Serpentinen des Weges, welcher sowohl zum Hidden Canyon als auch zum Observation Point führt. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir eine Gabelung und gingen rechts weiter zum Hidden Canyon. Der weitere Weg wurde nun sehr unterhaltsam und teilweise auch spannend, war er doch zeitweise "kettengesichert".
Jedoch war es überhaupt kein Problem für meine hin und wieder höhenängstliche Tina. Spätestens ab dem Canyoneingang wird es richtig schön. Es beginnt ein Farbenspiel zwischen den orange-, rot- und bräunlich-leuchtenden Canyonwänden und dem satten Grün der Bäume.
Es wäre auch interessant zu sehen, wie sich dieses Farbenspiel darstellt, wenn die Sonne um die Mittagszeit den Canyon komplett erleuchtet. Fasziniert gingen wir tiefer in den Canyon, in dem es so viel zu entdecken gibt, wenn man mit offenen Augen unterwegs ist. Faszinierend ist zum Beispiel ein Baum, welcher, exakt an die Canyonwand geschmiegt, in schwindelnde Höhen wächst. Nach kurzer Zeit erreichten wir den kleinen Arch des Hidden Canyons. Gerade im Frühjahr und Sommer muss man höllisch aufpassen, um nicht an ihm vorbei zu laufen.
Dieser kleiner Arch allein rechtfertigt sicherlich nicht die Begehung des Hidden Canyons. Hier geht es vielmehr um das Gesamterlebnis und dieses hat uns sehr gut gefallen. Wir überlegten, ob wir noch weiter in den Canyon laufen sollten, entschieden uns aber dagegen. Auf dem Rückweg trafen wir einige Wanderer, welche beim Anblick der kettengesicherten Stellen umdrehten. Es scheinen doch weitaus mehr Leute ein Problem mit der Höhe zu haben, als ich immer dachte.
Als wir an der Weggabelung ankamen, war es gerade mal 11 Uhr. Wir überlegten, was wir mit dem gerade mal begonnenen Tag noch anfangen wollten. Relativ schnell waren wir einig, dass wir, wo wir schon mal da sind, den Observation Point gleich mit machen. Und schon ging es in steilen Serpentinen weiter bergauf. Das ging mal wieder mächtig auf die Wadeln. Nach einiger Zeit mühsamen Steigens wurde der Weg wieder eben. Von hier aus kann man den nicht-technischen Teil des Echo Canyons begehen, was ich mir für eine spätere Tour vorgemerkt habe. Unser Ziel hieß für heute Observation Point und so ging es kurz darauf wieder ständig bergauf.
So anstrengend der Weg nach oben auf der einen Seite ist, so schön und abwechslungsreich ist er auf der anderen. Nach jeder Wegbiegung offenbarten sich uns neue, grandiose Panoramen auf die Bergmassive und in die Täler des Zion Nationalparks.
Sehr zur Freude Tinas blieb ich häufig stehen, um zumindest einen kleinen Teil dieser Faszination auf meine Speicherkarte zu übertragen. Wohl wissend, dass ein Foto niemals dieses Gefühl von Freiheit, purer Freude und Bewunderung einfangen und wiedergeben kann.
Nach über zwei Stunden steten Aufstiegs erreichten wir um 13:15 Uhr den Oberservation Point. Neben uns waren noch etwa 10 weitere Hiker anwesend, was allerdings überhaupt nicht störte. Das Plateau ist weitläufig und bietet zahlreiche Gelegenheiten für perfekte Fotos. Wir legten jedoch erst einmal eine kurze Verschnauf- und Stärkungspause ein. Mein Garmin verriet mir, dass wir nun einen Höhenunterschied von rund 700 Metern bewältigt hatten.
Anschließend genossen wir ausgiebig den Ausblick vom Oberservation Point, unter anderem auf Angels Landing.
Etwa an der Stelle, an der das obige Foto entstand, sah ich meine erste und bisher einzige Klapperschlange. Entdeckt hatte sie ein Junge und ich konnte gerade noch zusehen, wie sie sich unter einen Stein zurückzog. Leider ließ sie sich anschließend nicht mehr blicken. Schade, wie ich fand.
Tina sah das natürlich etwas anders. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder auf die wirklich einzigartigen Panoramen zu konzentrieren.
Um 14 Uhr traten wir den Rückweg an. Hier wurde uns erst so richtig bewusste, welch langen Anstieg wir hinter uns hatten. Interessant war es festzustellen, wie sich die Farben der Felsmassive seit unseres Aufstiegs verändert hatten.
So war ich auch auf dem Rückweg immer wieder genötigt anzuhalten, um weitere Fotos zu schießen. Somit hatte auch Tina immer wieder ihre kleinen Verschnaufpausen.
Kurz vor 16 Uhr hatten wir es geschafft. Wir waren zurück an der Haltestelle Weeping Rock. Laut dem Garmin hatten wir insgesamt etwas mehr als 16 Kilometer zurück gelegt.
Wir waren regelrecht stolz auf unsere Leistung. Vor allem ich war mit mir und der Welt wieder im Reinen.
Mit dem Bus ging es zurück zum Visitor Center und um 16:30 Uhr saßen wir in OKY und fuhren zurück nach Hurricane. Dort angekommen, wollte ich noch kurz nach dem Days Inn sehen, in welches wir in zwei Tage umziehen würden. Da wir bereits 2004 dort übernachtet hatten, wussten wir, dass es außerhalb von Hurricane liegt und so fuhren durch die Stadt. Dabei fiel uns eine Sports Bar auf und wir beschlossen spontan, dort unser wohlverdientes Dinner zu uns zu nehmen.
Nachdem wir das Days Inn von außen begutachtet und für "ok" befunden hatten, ging es zurück nach Hurricane und in unser Motel. Nach kurzem Relaxen, Duschen und Stylen ging es wie beschlossen zu Ted & Allen's Sport Bar. Und das war eine gute Entscheidung. Vorzügliche Pasta und knackfrischer Salat wurden uns neben gut gekühlten, frisch gezapften Bud geboten. Das zu einem mehr als akzeptablem Preis. Nachdem der Magen zu seinem Recht gekommen war, ging es zurück ins Motel und wir fielen wie tot in die Federn.