Sonntag, 14.09.2008Heute wachen wir gegen 7.30 Uhr auf – und haben die ganze Nacht keine Maus gesehen und gehört. Auch das Überprüfen der Mausefallen ist negativ, sie scheint sich tatsächlich verzogen zu haben. Aber ganz traue ich der Sache natürlich noch nicht.
Heute früh wollen wir Bären sehen, deswegen gibt es auch weder Kaffee noch Frühstück, sondern wir machen uns direkt um 8 auf den Weg. Direkt an unserem Campground ist der Chilkoot River, an dem wir gestern abend schon die 6 Bären gesehen haben. Mal sehen, ob wir heute früh nochmals soviel Glück haben. Schon nach kurzer Fahrt sehen wir am gegenüberliegenden Flussufer zwei junge Grizzlys aus dem Wald kommen, die beide kurz bis an den Fluß gehen. Einer davon verliert aber leider die Lust schnell wieder und verzieht sich in der Wald zurück. Aber dafür können wir den anderen noch ca. 20 Minuten lang beobachten, wie er am Ufer entlang trottet, Fische fängt, spielt usw.
Irgendwann fahren wir dann ein Stück weiter, sehen aber ausser „unserem“ Bär keine weiteren Bären. Es hat aber plötzlich einige Angler am Ufer – wo kommen die denn alle her? In der Hoffnung, weitere Bären zu sehen, drehen wir nochmals eine Runde auf der Campground-Zufahrtsstraße. Bei der Rückfahrt hält Stephan spontan an – mitten im Fluß sitzt ein Weißkopfseeadler! Auch diesen beobachten wir eine ganze Weile beim Fischfang und machen natürlich wieder viele Photos.
Als wir wieder nach vorn fahren, ist einer der Angler seltsamerweise zu seinem Auto zurück gekehrt. Zuerst wundern wir uns noch, aber als Stephan kurz aussteigt, um noch ein paar Bilder von dem jungen Grizzly zu machen, sehen wir auch den Grund: Auch auf unserer Uferseite sitzt 10 Meter von uns entfernt ein Bär am Ufer und verspeist gerade genussvoll den Fang des Anglers. Schade, dass wir verpaßt haben, wie er sich den unter den Nagel gerissen hat!
Da schauen wir natürlich wieder eine ganze Weile interessiert zu und machen Bilder ohne Ende. Als wir schließlich doch weiter fahren sehen wir auch weiter vorne im Fluss noch weitere Bären.
Insgesamt beobachten wir diese über 2 ½ Stunden. Einfach faszinierend! Hier könnte ich noch tagelang sitzen und beobachten, aber wir wollen ja heute auch noch ein Stück vorwärst kommen.
Als nächstes fahren wir nach Haines zur Bald Eagle Foundation, stellen aber fest, dass diese geschlossen hat. Schade, denn die Ausstellung dort soll echt lohnenswert sein. Daher fahren wir dann direkt weiter zum Bald Eagle Preserve. Dort auf dem Parkplatz gibt es dann erstmal ein – spätes - Frühstück mit Speck & Eiern, bevor wir einen kurzen Trail mit verschiedenen Infotafeln dort gehen. Bald Eagles sehen wir dort aber noch keine, das kommt dann erst bei der Weiterfahrt an einem Parkplatz. Zuerst sehen wir nur einige in den Bäumen am gegenüberliegenden Flußufer sitzen.
Später sehen wir jedoch dann auch einen Bald Eagle mit Jungen direkt im Flußbett. Auch das ist wieder sehr faszinierend und wir könnten stundenlang zuschauen!
Nun geht es wieder bergauf Richtung Grenze und leider ziehen die Berge immer mehr zu und der Nebel kommt herein. Zum Glück haben wir die Gletscher hier schon gestern fotografiert und gesehen, denn heute bleiben sie leider komplett im Nebel verschwunden! Auch als wir die Paßhöhe erreichen, wird es nicht besser, aber zusätzlich kommt noch ein ordentlicher Wind dazu. Daher kommen wir nicht ganz so schnell wie gedacht vorwärts.
Erst ein Stück von der Paßhöhe weg lichtet sich dann der Nebel etwas und wir sehen zumindest Teile des Three Guardmen Lakes. Immer wenn die Berge sichtbar werden, macht sich eine interessante Stimmung breit – Nebelschwaden, Herbstlaub und Schnee!
Einen weiteren Stop machen wir am Viewpoint zur Tatshenshinie-Alsek Wilderness Provincial Park. Leider sehen wir von hier aus keine Tiere, obwohl es viele Bären und Elche in diesem Park geben soll. Als nächstes führt uns eine Wanderung zu den Million Dollar Falls.
Hier gibt es auch einen Campground, aber das ist für uns noch etwas zu früh am Tag. Wir machen zwar auch eine kleine Pause an einer Rest area mit Blick auf die Kluane Range, aber anschließend soll es schon noch etwas weiter gehen.
Ansonsten ist es heute doch sehr trüb, die dunklen Wolken wollen sich einfach nicht verziehen. Die Sonne kämpft zwar, aber nur ganz selten können wir uns unterwegs mal über wenige Minuten freuen, in denen etwas blauer Himmel zu sehen ist..
Ein weiterer kurzer Abstecher auf dieser Strecke führt uns zum Indianerdorf Klukshu. Wir schauen uns kurz um, aber da es ausserhalb der Saison ist, sieht alles recht verlassen aus – das Ganze ist nicht sonderlich spektakulär. Aber immerhin ist es hier auch nicht so heruntergekommen, wie wir das teilweise sonst in den USA schon in den Indianerreservaten gesehen haben. Kurz danach kommt dann auch der Dezadeash Lake, hier hat man sicherlich ganz wunderbare Aussichten auf die herbstliche Landschaft, aber die dunklen Wolken machen uns hier mal wieder einen Strich durch die Rechung!
Als nächstes entscheiden wir uns spontan dafür, den Rock Glacier Trail zu laufen. Laut unserer Milepost ist dieser nur 0,8 km lang, vor Ort sind dann 3,2 Meilen angeschrieben. Die Wahrheit wird wohl mal wieder irgendwo dazwischen liegen! Gleich zu Anfang warnt ein Schild hier vor aktuellen Bärensichtungen, daher versuchen wir, alle Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Zuerst geht es ein ganzes Stück sanft bergauf auf Holzplanken durch einen Wald. Dort sehen wir einen Ptarmigan-Vogel neben dem Weg sitzen.
Relativ lange können wir ihn beobachten, erst als weitere Wanderer vorbeikommen, verzieht er sich dann doch lieber. Als wir aus dem Wald heraus kommen, geht es recht steil über Geröll bergauf. Wir wandern nun auf den Resten, die die Ausläufer der Gletscher hier hinterlassen haben.
Der Trail endet an einem Viewpoint, wo wir erstmal eine kurze Rast einlegen und nochmal einen etwas schöneren Blick auf den Lake Dezadeash haben.
Nachdem wir den Trail wieder zurückgewandert sind, fahren wir noch wenige Meilen Richtung Kathleen Lake Campground, dem einzigen Campingplatz im Kluane Nationalpark. Dort wollen wir die Nacht verbringen. Als wir dort ankommen, ist die Einfahrt jedoch abgesperrt:
Der Campground ist wegen Bärenaktivitäten geschlossen! Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als noch bis nach Haines Junction zurück zu fahren. Etwas ausserhalb am Pines Lake Campground finden wir aber noch ein schönes Plätzchen direkt am See.
Während nun gegen Abend plötzlich doch noch dauerhaft die Sonne rauskommt, bereitet Stephan unser abendliches Feuer vor und bekommt von den netten Österreichern gegenüber deren größere Axt ausgeliehen.
Ich gehe solange noch etwas am Ufer des Pine Lakes entlang. Dort ist es recht sumpfig, da der Permafrost dort taut und daher der Wasserstand des Sees immer höher wird. Bei diesem tollen Wetter nutzen wir die Gelegenheit, grillen endlich mal wieder und sitzen anschließend noch lange draußen am Lagerfeuer, das uns doch angenehm wärmt!
Gefahrene Meilen: 175
Übernachtung: Pines Lake Campground bei Haines Junction, YT