16. Tag – 06. September 2009
Moab – Balcony & Picture Frame Arch – Kane Creek Canyon Overlook – Secret Spire – Long Canyon – Moab
“Mächtig Glück gehabt”
Die Sonne lacht heute morgen vom Himmel und das hebt die Stimmung natürlich erheblich. Im City Market kaufen wir unsere Bratwürste plus Beilagen für heute abend und starten nach einem Frühstück to go von McD zu unserer ersten Tour heute.
Diese führt uns südlich auf der 191 aus Moab heraus und nach etwas mehr als zwölf Meilen biegen wir nach rechts in das Backcountry ab. Die Dirtroad führt ziemlich bald an einigen Sanddünen vorbei.
Hier werden wir bei unserem Spaziergang von sehr großen gelben Bienen mit sehr langen Beinen „angegriffen“, so dass wir recht schnell wieder ins Auto steigen und weiterfahren.
Der Lone Rock – von einigen Locals auch Prostitute Rock genannt – befindet sich ein paar Meilen weiter und beheimatet zwei sehr schöne Arches. Der erste - der Balcony Arch - ist schon von weitem zu sehen.
Für den zweiten – den Picture Frame Arch – fahren wir auf die Rückseite des Felsens. Er macht seinem Namen wirklich alle Ehre! Um im „Bilderrahmen“ die schöne vor dem Arch liegende Landschaft abzubilden müssen wir hinter diesen kommen. Hierzu ist eine kleine Kletterpartie nötig, denn der Arch liegt einige Meter oberhalb im Fels. Etwa zwei Meter hoch ist die vertikale Stufe vom Boden bis zur Felskante. Dann geht es noch ca. zehn Meter über leicht abfallenden Slickrock bis zum Felsbogen. Auf seiner Rückseite gelangen wir in eine Art große Schüssel und Caro hat so genug Platz um einige Fotos zu schießen. Eine wirklich tolle Location!
Beim Ausgang aus der Schüssel sieht Caro, dass man ein ganzes Stück weiter links auch über eine Art Rampe heruntergehen kann und sich damit die Kletterei ersparen könnte. Dafür fällt der Slickrockhang, an dessen oberen Rand wir hier gehen müssen etwas steiler ab – so ca. 15 Meter.
Ich beschließe, es mal zu versuchen und Caro folgt mir. Der Grip meiner Stiefelsohlen hat mich die letzten Jahre nie im Stich gelassen. Doch nun mache ich den berühmten einen falschen Schritt. Ich merke, dass es weder vor noch zurück geht, denn ich hänge in einer unmöglichen Position – schon fast im Spagat – am Hang. Während ich noch überlege, wie ich jetzt möglichst elegant den unausweichlichen Weg nach unten antrete und die aufkommende Panik unterdrücke, beginne ich schon zu rutschen.
Auf dem Rücken – mit allen Vieren von mir gestreckt – rutsche ich eine Strecke, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt über den Slickrock der ca. 2 m hohen Abbruchkante entgegen, nach der ich wieder Boden unter den Füßen hätte. Glücklicherweise haben meine Bremsversuche genau vor dieser Erfolg! Ich weiß nicht, ob es gesund gewesen wäre, diese unkontrolliert „herunterzufliegen“.
Voller Adrenalin kann ich diese nun herunter springen, ohne dass ich mir die Knochen breche. Meine Fingerkuppen brennen, als hätte ich auf eine heiße Herdplatte gefasst. Den linken Ringfinger hat es besonders schlimm erwischt und es klafft eine stark blutende Wunde. Außerdem trage ich eine große Abschürfung am linken Unterarm und einige kleinere davon. Für einige Euro Weißgold aus meinem Ehering bleiben auch auf dem rauen Stein zurück.
So kommt nun das Erste-Hilfe-Set, dass wir seit Jahren mit uns schleppen endlich zum Einsatz. Caro entdeckt ein Alkohol-Reinigungstuch in diesem und damit ihre sadistische Ader. 2-3mal wischt sie damit über die große Schürfwunde am Unterarm. Mir stehen vor Schmerzen schon dicke Schweißperlen auf der Stirn. Aber so was will natürlich GRÜNDLICH gereinigt werden. „Zweimal muss ich da mindestens noch rüber, damit das richtig sauber ist.“, verkündet sie. Ich kann gar nicht so fest auf die Zähne beißen wie ich schreien wollte. Die klaffende Wunde am Finger versteckt sie unter einem Pflaster, damit wir beide das nicht mehr sehen müssen. Da meine Frau nun ihrer neuen Aufgabe als Krankenschwester verfallen ist, vergisst sie total den Arch auch von vorne zu fotografieren. Von vorne sieht er nämlich noch mehr aus wie ein Bilderrahmen.
Die letzten 1,5 Meilen vor unserem Endziel, dem phantastischen Kane Creek Canyon Overlook werden dann sehr rau und Caro muss einige Male aussteigen um zu „spotten“. Der Blick hier oben auf den Hurrah Pass ist wirklich gewaltig.
Sollte jemand Interesse an der genauen Wegbeschreibung zu diesem Trip haben reiche ich die gerne noch nach.
Um kurz nach 14:00 Uhr haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Da alles wegen der Sanitätspause etwas länger gedauert hat, schaffen wir die zweite für heute geplante Unternehmung vor Sonnenuntergang nicht mehr, da wir auch noch grillen wollen.
Wir entscheiden uns, auch mal den Secret Spire anzuschauen und machen uns auf den Weg Richtung Canyonlands NP. Der Weg dorthin ist hier ja schon zigfach beschrieben worden und so verzichte ich jetzt darauf. Um 16:00 Uhr sind wir dort.
Man fragt sich, wie so ein Docht dort aus dem Fels wachsen konnte und es macht Spaß auch die nähere Umgebung zu erkunden. Auch der Tombstone an dem man vorbeikommt macht eine stattliche Figur.
Grillen wollen wir heute gegenüber vom Corona Arch Trailhead am Colorado River und da wir noch etwas Zeit haben wählen wir für den Weg dorthin die Long Canyon Road, die wir bisher auch noch nie gefahren sind. Wenn wir ein gutes Vorbild wären hätten wir uns vorher mal nach dem Straßenzustand erkundet. So fahren wir uninformiert.
Am Pucker Pass dann, dem sehr engen und steilen Abschnitt vor dem bekannten Fallen Rock, ist der Sand zwischen zwei Felsplatten sehr stark ausgefahren. Wenden kann man in dieser Enge aber nicht mehr. Also rüber über den ersten Stein. Durch das Loch geht es ganz gut. Als die Vorderreifen aber auf der zweiten Platte stehen und der „Hintern“ noch im Loch, verlieren die vorderen Räder ihren Halt und ich rutsche zur Seite weg. Die linke Canyonwand kommt mir extrem nah, doch kurz davor kommt der Wagen Gott sei Dank zum Stehen. Aus dieser Lage herauszufahren ist sehr knifflig, doch wir schaffen es.
Auch danach folgen noch 1-2 tricky Stellen, erst nachdem wir unter dem Fallen Rock durchgefahren sind normalisiert sich der Straßenzustand wieder.
Das hätte auch ein teurer Spaß werden können. Erleichtert genießen wir pünktlich zum Sonnenuntergang ein halbes Dutzend Bratwürste vom Grill am schönen Colorado.
Gefahrene Meilen: 140