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Autor Thema: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika  (Gelesen 26504 mal)

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saibot

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #105 am: 18.11.2017, 16:24 Uhr »
Auf den Spuren von Fischschwärmen, Guido Maria Kretschmer und Sven Hannawald


Alle Tage sind gleich lang …
… aber unterschiedlich breit.

Der heutige Tag sollte wieder einer von den etwas breiteren werden, denn wir haben viel vor.

Das Frühstück im Best Western Plus in Kemmerer ist recht gut. Bevor wir starten, vereinbaren wir im Hotel noch ein Late Check out, denn wir wollen nach unserem „Fischzug“ hier noch einmal duschen.

Und los geht es.

Die ersten Meilen fahren wir noch auf normaler Landstraße, dann müssen wir wieder ins Unbefestigte abbiegen. Unsere Fischgründe liegen ziemlich in der Pampa. Der Weg ist länger als erwartet, aber so nach ca. 40 min sind wir am Ziel, einem Steinbruch.

Einem Steinbruch? Wie soll es da denn Fische geben?

Naja, ich hatte wohl noch nicht erwähnt, dass wir heute nicht nach lebendigen Fischen suchen, sondern nach toten und zwar solchen, die schon sehr lange tot sind.

Wir befinden uns hier bekanntlich im Umfeld des Fossil Butte NM, und da gibt es halt auch Fossilien, die noch in der Erde liegen. Es existieren so viele davon, dass sich ein Teil der Fundstätten in privater Hand befindet. Deren Besitzer lassen jedermann suchen, sofern man einen nennenswerten Obolus entrichtet und sich an zuvor vereinbarte Spielregeln hält.

Die Stelle, an der wir heute suchen, haben wir aus dem Internet. Als wir gestern im Fossil Butte NM nach den Möglichkeiten einer „Privatsuche“ fragten, bekamen wir eine Liste mit ca. 10 Steinbrüchen der Umgebung, wo das möglich ist. Allerdings erhielten wir keine Antwort, welcher denn besonders empfehlenswert sei. Man ist als öffentliche Einrichtung zur Neutralität verpflichtet. So sind wir jetzt bei dem, den wir schon aus dem Internet kennen.

„Hallo Meister, wir wollen ein bisschen nach Fossilien diggen“.  „Ja, da seid ihr hier genau richtig!“

Nach dem Bezahlen und dem Unterschreiben der Spielregeln bekommen wir unser Werkzeug, eine Stelle zugewiesen und eine kurze Demonstration, wie man es am besten anstellt. Von den Spielregeln sind zwei wichtig: keinerlei Haftung durch den Steinbruchbesitzer und wir dürfen nur „Fische“ mitnehmen. Sollten wir einen Knochen von einem Saurier, Säugtier o.ä. finden, müssten wir den Fund abgeben.

Also frisch ans Werk.







Wir hämmern Sandsteintafeln aus der Wand und spalten sie danach auf. Manchmal hat man Glück und manchmal Pech. Es ist fast wie mit Rubbellosen, nur dass die Chancen hier höher sind. Wie auch beim Lotto kann so eine „Schatzsuche“ echt süchtig machen!  So fällt es uns nicht leicht, uns nach einer reichlichen Stunde (für die wir bezahlt haben) loszureißen und den Hammer aus der Hand zu legen.

Wir haben eine Reihe von Stücken gefunden, nichts „Repräsentatives“, dafür aber etwas „Eigenes“. Der Steinbruchbesitzer schneidet uns die Stücke auf einer Kreissäge noch zurecht und stellt uns ein Papier für den Zoll aus.
Hier ist das Ergebnis von einer Stunde „fischen“:



In der Umgebung sind an anderen Steinbrüchen echte Glücksritter tätig. Es hat so einen Hauch von Goldrausch.





Während wir zurück zum Hotel fahren, habe ich noch Zeit für drei Anmerkungen:

(1) Wer es (nur) auf ein besonders schönes Stück abgesehen hat, sollte es sich gleich im Rock Shop kaufen. Das ist einfacher und wahrscheinlich billiger. Hier hat das „diggen“ 30 Dollar, pro Person und Stunde gekostet. Für uns war auch der Weg das Ziel. Es hat einfach unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.

(2) So sehr es uns auch Spaß gemacht hat, so tun uns die Fossilien leid, die wir wahrscheinlich zerstört haben. Es schmerzt irgendwie, wenn man Greenhorns wie uns an solchen Fundstellen herumstümpern lässt. Vermutlich gibt es aber Millionen dieser Fossilien hier, so dass es einfach egal ist. In unseren Augen würde so ein Steinbruch in die Hände einer Uni gehören, die dort ihre Paläontologen handwerklich ausbilden kann.
Wenn wir mal groß im Lotto gewinnen sollten, kaufen wir einen solchen Steinbruch und schenken ihn der Bergakademie Freiberg. Da hat meine Frau studiert.   

(3) Wir haben folgenden Steinbruch besucht:  www.fossilsafari.com
Der ist im Internet gut beschrieben und für Otto-Normal-Touristen geeignet. Ob andere besser sind, können wir nicht sagen. Wer jetzt Lust bekommen hat, sollte sich in der Planungsphase vom Visitor Center des Fossil Butte NM die Liste mit allen Steinbrüchen zumailen lassen und dann nach seinen Interessen auswählen.

Zurück im Hotel duschen wir ausgiebig, was auch dringend nötig ist.

Nach dem Auschecken nehmen wir über die US189 und die I80 Kurs auf Park City. Guido Maria Kretschmer wartet auf uns. Na gut, nicht er persönlich, sondern nur das große Outlet in Park City.

Es ist schon Nachmittag, als wir ankommen. Zum wiederholten Male auf unserer Reise essen wir 2 Scoops Eis quasi als Lunchmalzeit. Bei über 30 °C tut das so gut.

Dann stürzen wir uns in das Powershopping. „Power“ deswegen, weil wir nicht unbegrenzt Zeit haben. Schließlich wollen wir heute noch Skispringen …

Routinemäßig gehen wir zum Informationsschalter des Outlets, legen unsere AAA-Karte vor und erhalten ein Coupon-Book sowie einzelne zusätzliche  „Glücklichmachungsscheine“ mit „25% auf ein Einzelstück“ und „20% auf den gesamten Einkauf“, gültig in ausgewählten Geschäften.

Ich schreibe das hier so ausführlich, weil zum einen die Zusatz-Coupons für uns neu sind und wir zum anderen später in Denver die Erfahrung machen, dass der Wert einer AAA-Karte in Bezug auf Rabatte offenbar nicht allen bewusst ist. Wer ADAC-Mitglied ist, was jeder sein sollte, der in den USA mit einem Leihwagen/Wohnmobil herumfährt, bekommt die AAA-Karte kostenlos zugeschickt, … sofern man danach fragt.

Auf geht es zu Polo Ralph Lauren, Clavin Klein, Lewi’s und Tommy Hilfiger. Der letztgenannte Laden ist wie immer „fest in deutschen Händen“. Wir setzen die „Glücklichmachungsscheine“ ein und erstehen so das eine oder andere Schnäppchen. Insgesamt kaufen wir aber nicht wirklich viel für uns und unsere Kinder.

Bei Lewi‘s gibt es etwas Stress, weil wir einen Gürtel und eine Hose kaufen und dafür zwei Coupons geltend machen wollen.
„Das ist nicht zulässig, pro Einkauf nur 1 Coupon“, lässt uns die Verkäuferin wissen.
Na gut, dann kaufen wir Hose und Gürtel eben einzeln und schon geht es.

Das Outlet ist durchaus empfehlenswert: groß, gute Auswahl, günstige Preise und mit den Zusatz-Coupons immer für ein Schnäppchen gut.

Inzwischen ist es 17.00 Uhr geworden und wir sind mit den Geschäften, die wir besuchen wollen, durch. Jetzt geht es zum Skispringen im nahe gelegenen Olympiapark.

Wie ihr natürlich alle wisst, gewann Sven Hannawald hier im Jahre 2002 die olympische Silbermedaille im Skispringen. Die Sporteinrichtungen im Olympiapark sind noch in Betrieb und zumindest zum Teil für die Öffentlichkeit freigegeben.

Als ich im Rahmen der Planungen meiner Frau davon erzählte, wurde das unerwartet mit einem
 „tolle Sache, will ich haben …“
quittiert, worauf das Skispringen zu einem Programmpunkt wurde.

Jetzt, auf dem Weg zum Olympiapark, wird daraus ein verhaltenes
„Meinst du wirklich, wir sollten …?“
„Ja, das meine ich!“ und verweise auf Mark Twains „Twenty years from now“, wonach man im Rückblick mehr die Dinge bedauert, die man unterlassen hat zu tun, als die Dinge, die man getan hat.

So gehen wir zum Schalter und besorgen uns die Tickets. Zuvor müssen wir wieder einen „Persilschein“ unterschreiben, der den Veranstalter von jeglicher Haftung freistellt. Aber was soll schon groß passieren, mehr als abstürzen können wir nicht.

Auf Groß- und Normalschanze trainieren Jugendliche. Wer sich jetzt über Skispringen im Sommer wundert: es ist natürlich ein Mattenspringen. Am Sessellift reihen wir uns in die Schlange der Jugendlichen ein …







Das letzte Mal standen wir als Kinder auf Skiern und haben es damals bestenfalls geschafft, kleine Hügel sturzfrei herunter zu rutschen. Inzwischen sind wir deutlich über 29 Jahre alt …
Von einer Schanze sind wir noch nie gesprungen. Wir werden das auch heute nicht tun, das könnte sonst als Suizidversuch angesehen werden.

Allerdings würden wir schon ganz gern einmal das Flugerlebnis eines Skispringers genießen.
Das ist hier möglich!
Die Organisatoren haben auf Höhe der Großschanze eine Zipline aufgebaut. D.h. parallel zu den Schanzen sind Stahlseile gespannt, in die man sich einklinken und ins Tal sausen kann. Der Höhenunterschied entspricht dabei genau dem der Großschanze.

Richtig! Eine „geile“ Sache!



Als wir mit dem Sessellift oben ankommen, ist es Uta zunächst noch etwas flau in der Magengegend. Die Zipline hat etwas von „Hinrichtung“. Die Besucher werden in einem Gurtgeschirr festgeschnallt und durch die Schwerkraft gegen eine Klappe gedrückt. Wenn es soweit ist, betätigt der „Henker“ einen Knopf und die Klappe öffnet sich wie eine Falltür. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf.









Es sind eine Reihe von Besuchern vor uns, so dass wir uns das Schauspiel einige Male ansehen können. Nachdem meine Frau erkannt hat, dass die Mehrzahl der Teilnehmer den wilden Ritt überlebt, stellt sich auch bei ihr wieder der Ruhepuls ein.

Jetzt sind wir an der Reihe, kommen in das Gurtgeschirr und vor die „Falltür“. Wir werden noch gefragt, ob wir den Start lieber „überraschend“ oder mit „Countdown“ haben möchten. „Sicherheitshalber“ entscheiden wir uns für „Countdown“.

„Gut, auf Drei“
„Drei!“ … und los geht es.

„Du dumme K…“, möchte ich der jungen Frau am Startknopf noch zurufen, aber da fliegen wir schon.
Mit bis zu 50 mph rasen wir dem Tal entgegen.

Ein Wahnsinnserlebnis! Nur ein bisschen kurz.



Nachzutragen wäre noch, dass der Spaß nicht ganz billig ist. Die vielleicht 10 s kosten 25 Dollar pro Person. Wer mehr wissen möchte, findet hier Informationen:

www.utaholympiclegacy.org/extreme-zipline/

Im Olympic Park gibt es noch mehr derartige Attraktionen, z.B. eine Bobfahrt oder im Rodel-Reifen einmal den Aufsprunghang der Schanzen herunterrutschen oder oder oder. Wem der Sinn danach steht und wer genügend Zeit und Geld mitbringt, der kann ein goldenes All-Inclusive-Bändchen kaufen und sich damit von früh bis spät hier vergnügen.

Natürlich werden hier auch richtige Wettkämpfe ausgetragen. Wir schauen uns noch etwas um. Besonders gefällt uns eine Anlage zum freien Klettern über einem Schwimmbecken. Prinzip: Wer nass wird, hat verloren.





Es ist Abend geworden, und wir machen uns auf nach Salt Lake City. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir unser Hotel, das Airport Inn, und beziehen Quartier. 

Wir essen im Restaurant des Hotels (chinesische Küche) und gehen dann auch recht bald auf unser Zimmer, wo wir die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen …         
… Fossilien suchen, Powershoppen und „Skispringen“.

Was für ein Tag!

Mit dem Bewusstsein im Sinne von Mark Twain alles richtig gemacht zu haben, schlafen wir ein.

Twenty years from now
you will be more disappointed by the things that you didn't do
than by the ones you did do.
So throw off the bowlines.
Sail away from the safe harbor.
Catch the trade winds in your sails.
Explore. Dream. Discover.
(Mark Twain)


Morgen wird es heißen,
Sheriffs sollst du meiden, aber Marshalls sollst du suchen!
Warum man den Kontakt mit Sheriffs meiden soll, liegt auf der Hand. Interessant wird sein, wofür Marshalls gut sind.


Exkurs für Planer

Die Strecke:



Fossilien suchen in Kemmerer: 
- sehr empfehlenswert für „Hobbypaläontologen“;
- wer nur ein schönes Stück haben möchte, kauft es sich besser im Rock Shop; 
- www.fossilsafari.com bietet eine Möglichkeit;
- vorher vom Visitor Center des Fossil Butte NM die Liste mit alle öffentlichen Steinbrüchen der Umgebung anfordern;
- Steinbruch nach eigenen Interessen auswählen (Lage, Kosten, Mitnahmemöglichkeiten);
- vormittags „diggen“ und hinreichend Sonnenschutz incl. Hut mitnehmen, denn ein Steinbruch hat i.d.R. keinen Schatten;
- „alles Nötige“ selbst mitführen, denn außer einen Dixi-Klo gibt es dort i.a. keinerlei Infrastruktur (also auch kein Wasser zum Händewaschen)

Outlet in Park City:
- empfehlenswert;
- mit AAA-Karte zuvor am Info-Stand die Coupons abfassen

Olympic Park in Park City:
- sehr empfehlenswert;
- hier sind Erlebnisse der besonderen Art möglich;
- nicht ganz billig;
- Infos unter www.utaholympiclegacy.org/extreme-zipline/

Restaurant im Airport Inn in Salt Lake City:
- gut geeignet, wenn man im Hotel wohnt
Gruß
Tobias

paula2

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #106 am: 19.11.2017, 15:16 Uhr »
Hier ist das Ergebnis von einer Stunde „fischen“:



also das ist ja klasse, das hätte mir auch Spaß gemacht! :applaus:
Habt ihr schon eine Wand zuhause gefunden wo ihr die Trophäen aufhängen könnt? Ich stelle mir die beeindruckten Besucher vor wenn ihr erzählt dass ihr diese Fossilien selbst ausgegraben habt  :D
eigentlich unglaublich dass man das einfach so ausführen darf, bekommt man dort auch eine Bescheinigung für den Zoll?

Das Abenteuer auf der Sprungschanze läßt mich eher erblassen, für Menschen mit Höhenangst wie mich ist das ein absolutes nogo. Von unten schau ich mir die Sprungschanzen ganz gern an (wir haben eine in Garmisch sozusagen vor der Haustür) und mit Sven Hannawald und Konsorten oben drauf auch aber ich selber halte lieber gebührenden Abstand...

Der Tip mit der ADAC Karte ist gut, ich habe diesmal alle Hotel wo möglich mit AAA Rabatt gebucht, dass es solche Ermäßigungsn aber auch in Shoppingmalls gibt wußte ich nicht. Da muss ich nächstes Mal vorher auch beim ADAC vorbei schauen. In Internet hatte ich einen Papierausweis zum Ausdrucken gefunden, den hatte ich dabei falls ein Hotel fragt, den wollte aber niemand sehen.

Flicka

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #107 am: 19.11.2017, 19:36 Uhr »
So, ich bin jetzt auch wieder mit dabei und durfte sofort in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Irgendwo in der Nähe waren wir 2007 nämlich auch auf Fischfossiliensuche! Bisher hatte ich gedacht, dass das nach uns dann nie wieder ein Mitglied dieses Forums getan hat, und jetzt das!   :wink: Ich glaube aber, bei uns wars deutlich teurer. Dafür war dann aber auch eine Mitarbeiterin mit uns zwischen den Steinen.

Das Zipline-Erlebnis hätte mich aber auch interessiert. Der Respekt vor denen, die sich ohne Sicherung aus einer solchen Höhe hinunterstürzen, wächst danach wahrscheinlich ins Unermessliche.

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #108 am: 20.11.2017, 20:20 Uhr »
Habt ihr schon eine Wand zuhause gefunden wo ihr die Trophäen aufhängen könnt? Ich stelle mir die beeindruckten Besucher vor wenn ihr erzählt dass ihr diese Fossilien selbst ausgegraben habt  :D

Wir haben einen Teil an unsere Kinder verschenkt und die anderen in einer Ecke des Wohnzimmes aufgestellt.


eigentlich unglaublich dass man das einfach so ausführen darf, bekommt man dort auch eine Bescheinigung für den Zoll?


Es hat uns schon gewundert, dass dort jedermann hämmern kann. Ja, für Dollars ist fast alles möglich ...
Eine Bescheinigung hatten wir, hat aber niemenden interessiert. Wir hatten eher Bedenken, dass die Fossilien, die wir alle gut verpackt in unserer kleinen Kühltasche im Koffer hatten, eine verdächtiges Röntgenbild abgeben und wir dadurch Stress bekommen. ... war auch unkritisch, schließlich hat nichts in unserem Koffer getickt.

So, ich bin jetzt auch wieder mit dabei und durfte sofort in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Irgendwo in der Nähe waren wir 2007 nämlich auch auf Fischfossiliensuche! Bisher hatte ich gedacht, dass das nach uns dann nie wieder ein Mitglied dieses Forums getan hat, und jetzt das!   :wink: Ich glaube aber, bei uns wars deutlich teurer. Dafür war dann aber auch eine Mitarbeiterin mit uns zwischen den Steinen.

Ich hatte das zuvor auch noch nirgends gelesen und war froh, die Möglichkeit im Internet gefunden zu haben.

Das Zipline-Erlebnis hätte mich aber auch interessiert. Der Respekt vor denen, die sich ohne Sicherung aus einer solchen Höhe hinunterstürzen, wächst danach wahrscheinlich ins Unermessliche.

Vor vielen, vielen Jahren habe ich schon einmal auf einer Sprungschanze gestanden und mich gefragt, wie bekloppt man eigentlich sein muss, wenn man da freiwillig herunterspringt.
Gruß
Tobias

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #109 am: 25.11.2017, 17:37 Uhr »
Sheriffs sollst du meiden, Marshalls sollst du suchen


Nach dem Frühstück starten wir in Richtung Norden. Unser erstes Ziel ist heute Antelope Island, die Halbinsel im Großen Salzsee.

Etwa eine Stunde später haben wir den Antelope Island State Park erreicht. Da der Wasserstand offenbar recht niedrig ist, kann man die Zufahrtstraße gar nicht so recht als Damm erkennen.







Zunächst wollen wir den Buffalo Point, die höchste Erhebung im Norden der Halbinsel, „erklimmen“. Mit dem Auto können wir bis auf halbe Höhe heranfahren und müssen dann noch ein kleines Stück laufen. Oben angekommen hat man einen beeindruckenden Rundblick.









Irgendwann haben wir genug gesehen und gehen zurück zum Auto. Vom Parkplatz aus können wir schon unser nächstes Ziel betrachten: den Badestrand am Salzsee. Das hört sich jetzt ein bisschen verrückt an, aber Baden ist wirklich möglich und erlaubt. Allerdings gibt es ein paar Besonderheiten …

In Reiseberichten liest man oft von einem „breiten Strand“. Man nimmt das zur Kenntnis und stellt sich dabei die breitesten Strände vor, die man so an Ost- und Nordsee oder auf Malle gesehen hat. Aber erst, wenn man selbst am Salzsee steht, begreift man, wie breit der Strand wirklich ist. Es sind um die 600 m, bei Niedrigwasser wahrscheinlich noch mehr. Um einmal baden zu gehen, ist also eine kleine Wanderung nötig. Das folgende Foto vermittelt einen ersten Eindruck davon.



Die zweite Besonderheit ist die Salzkruste, die den Sand überzieht. Dadurch gibt es zwar keine „Sandstürme“, aber man sollte beim Laufen schon die Sandalen anlassen.

Die dritte Besonderheit ist, dass hier niemand am Strand liegt und sich sonnt. Zu einem erscheint die Sonnenstrahlung besonders intensiv und zum anderen gibt es hier die Salzfliegen.

Salzfliegen?

Die kleinen Insekten sind nur wenige Millimeter groß und besiedeln in Massen den Küstenstreifen. Gefühlt gibt es ca. 1 Million von ihnen, … pro Meter Küstenlinie. So ekelig es einem auch erscheinen mag, sie sind „anständig“ und weichen dem Menschen aus.

Es gibt Möwen hier, denen die Salzfliegen schmecken. Dafür haben sie sogar eine spezielle Jagdtechnik. Da die Fliegen offenbar wissen, dass die Möwen hinter ihnen her sind, halten sie einen Sicherheitsabstand von ca. 30-50 cm zu den Möwen. So hat jede Möwe einen Lichthof um sich herum. Einer einzelnen Fliege nachzujagen, würde eine Möwe wohl in den Wahnsinn treiben. So sperren sie einfach ihren Schnabel auf und laufen wild durch den Fliegenschwarm hindurch, was ihnen einen hinreichenden Jagderfolg sichert. Wie die Fliegen schmecken, haben uns die Möwen nicht verraten. Hier die Bilder:









Auch wir gehen bis zu den Knien in den Salzsee, machen unsere Beweisfotos.





Als wir nach dem „Bad“ zu unseren Sachen zurückkehren, grüßen noch einmal die Salzfliegen. Kein Problem, sie lassen sich ganz leicht wieder verscheuchen.



Auf dem Weg zum Visitor Center entdecken wir noch zwei „wilde“ Tiere.





Im Visitor Center kaufen wir ein paar Andenken, unter anderem einen schönen Salzkristall. Auch hier hat man noch einmal tolle Ausblicke. Die schwarzen Streifen auf dem Salzsee sind vermutlich auch Schwärme von Salzfliegen.



Damit verlassen wir Antelope Island. Wir haben heute noch einiges vor. Auf dem Rückweg kann ich euch die Geschichte von Marshalls erzählen:

Es handelt sich (natürlich) nicht um die Marshalls im Sinne der Gesetzeshüter, sondern um eine Handelskette. Auf einer Dienstreise hatten mich Kollegen auf einen dieser Läden aufmerksam gemacht. Es ist das, was man früher einmal unter „Outlet“ verstanden hat, wo Waren mit kleinen Mängeln, Überbestände und Waren aus der letzten Saison zu einem besonders günstigen Preis vertrieben werden. Vom Geschäftsmodell her ist das ähnlich, wie „TK maxx“ in Deutschland. Es gibt die Läden von Marshalls nur in größeren Städten. So eben auch in Salt Lake City, und da fahren wir jetzt hin.

...

Als wir den Laden wieder verlassen, hat meine Frau einen selig verklärten Blick. Wir haben etwa 100 Dollar ausgegeben und dafür eine Plastiktüte voller Sachen bekommen. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber es waren u.a. zwei Paar Schuhe, eine Hose und eine Handtasche dabei. Als Marken waren TH, Skechers und MK vertreten. Auch Reisegepäck wäre dort deutlich günstiger als in einem Outlet gewesen, das brauchen wir aktuell aber nicht.

Empfehlung: Sucht bei eurer nächsten Reise heraus, wo es „Marshalls“ gibt und schaut euch den Laden einmal an.
"TJ maxx", die amerikanische Version von "TK maxx", ist ebenso empfehlenswert.
Übrigens: Provision oder Werbegeschenke bekomme ich von beiden nicht.

Nach dem Shopping besuchen wir die nahe gelegene Cheese Cake Factory, wo wir von der Qualität des Essens richtig begeistert sind (Steak und Hähnchenbrust). Da auch die Quantität recht gut war, müssen wir am namensgebenden Tortenbuffet, was wirklich recht verführerisch aussieht, leider vorbeigehen.

Nun fahren wir in die City zum Temple Square. Die Parkplatzsuche gestaltet sich unerwartet schwierig. Schließlich finden wir das Parkhaus des City Creek Centers, wo wir unterkommen. Es ist inzwischen früher Nachmittag und „schön“ warm.
Zunächst besuchen wir das Capitol, was auf einem kleinen Hügel liegt. Es ist nicht wirklich weit, aber bei der Hitze macht das „Bergsteigen“ keinen Spaß.

Vor dem Capitol empfängt uns eine Menschenmenge. (… wäre doch nicht nötig gewesen … )
Naja, genau genommen sind sie gar nicht wegen uns da. Es ist eine Protestkundgebung unter dem Motto „Hände weg von den Nationalparks“. Hintergrund sind Bestrebungen interessierter Kreise, in Nationalparks nach Bodenschätzen zu suchen und sie zu fördern (Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran). Dazu plant man große derartige Gebiete, die sich bislang in Staatsbesitz befinden, an private Interessenten zu verkaufen oder zu verpachten.

Laut Internet geht es zunächst wohl um Gebiete rund um den Zion NP und das Dinosaur NM. Im September 2017 hat der Gouverneur von Utah offenbar eine Direktive erlassen, die Angelegenheit erst einmal auf Eis zu legen, nachdem er noch Anfang des Jahres beim Präsidenten eine Entwidmung von Nationalparkland beantragt hat.

Es bleibt zu hoffen, dass das Ganze ein im Sinne der vielen Nationalpark-Besucher gutes Ende nimmt.





Das Capitol selbst ist natürlich auch sehenswert.







Nach dem Capitol kehren wir in den Tempel-Bezirk zurück und schauen uns dessen Sehenswürdigkeiten an. Normalerweise kann man im Verwaltungsgebäude der Mormonen auf eine Aussichtsplattform hoch fahren. Leider kommen wir zu spät. Es wir uns empfohlen, stattdessen das Joseph Smith Memorial Building (Religionsgründer) zu besuchen, was wir auch tun.

















Interessant ist auch, wie nah alt und neu zuweilen zusammenstehen.



Eigentlich kann es bei „Freundlichkeit“ kein Zuviel geben. Aber das, was uns hier begegnet, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ist zumindest ungewohnt bis irritierend. Im Joseph Smith Haus werden wir selbst im Aufzug angesprochen, ob wir irgendwelche Fragen hätten oder man uns helfen könne. Auch im ganzen Tempelbezirk sind Ehrenamtliche unterwegs, die überaus hilfsbereit und freundlich sind. Noch einmal, es gibt an dieser Freundlichkeit überhaupt nichts zu kritisieren, es ist nur eben "nett oberhalb von 100%".

Inzwischen ist es früher Abend geworden. Im Kongress-Zentrum hat der berühmte Mormon Tabernacle Choir seine Chorprobe begonnen. Wir verfolgen sie vielleicht eine Stunde lang. Es hat sich gelohnt!



Den Sonnenuntergang wollen wir uns heute am Salzsee ansehen. Leider unterschätzen wir die Verkehrssituation in und um Salt Lake City. So kommen wir etwas zu spät.







Aufgrund des reichhaltigen Mittagessens genügt uns zum Abend eine Kleinigkeit.

… und wieder geht ein Tag voller Erlebnisse zu Ende.


Morgen verlassen wir Salt Lake City in Richtung Denver und so langsam beginnt sich der Kreis zu schließen.


Exkurs für Planer

Die Stecke:



Antelope Island SP:
-   sehr empfehlenswert
-   zumindest in den Sommermonaten am Morgen oder am Abend kommen (sehr warm)
-   Buffalo Point ist als Aussichtspunkt sehr empfehlenswert (ggf. auch für den Sonnenuntergang)
-   Anfahrt von SLC aus ist relativ lang (1 h one way)
-   Bademöglichkeit im Norden nutzen (und wenn es nur mit den Füßen ist); Strand ca. 600 m breit; auf Sonnenschutz achten

Marshalls:
-   Outlet-Geschäft für Markenware, ähnlich „TK maxx“ in Deutschland
-   z.T. extrem günstige Preise (Schuhe, Kleidung, Taschen, Reisegepäck u.a.m.)
-  "TJ maxx" hat das gleiche Geschäftsmodell und ist ebenfalls empfehlenswert

State Capitol in SLC:
-   sehenswert
-   vom Temple Square her zu erlaufen

 Temple Square in SLC:
-   Parken kritisch, Empfehlung: Parkhaus des City Creek Centers nutzen
-   Vor 16.00 Uhr versuchen, auf die Aussichtsetage des Verwaltungsgebäudes der Mormonen zu gelangen; nach 16.00 Uhr die Aussichtsetage des Joseph Smith Memorial Buildings nehmen
-   Bauten sehenswert

Mormon Tabernacle Choir:
-   empfehlenswert
-   Öffentliche Chorprobe donnerstags, Auftritt sonntags; bei Interesse Reiseverlauf entsprechend ausrichten

Sonnenuntergang am Großen Salzsee:
-   Bei leichter Bewölkung schönes Fotomotiv
-   Tabernacle Choir (Do) und Sonnenuntergangs-Fotos am Salzsee am gleichen Tag ist zeitlich nicht wirklich machbar; für eines von beiden entscheiden
Gruß
Tobias

Wurzelsepp

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #110 am: 25.11.2017, 18:23 Uhr »
Als wir damals - ich glaube es war 2007 - auf Antelope Island waren haben wir tatsächlich gebadet. Es war etwas schwierig wegen der geringen Wassertiefe, aber letztendlich haben wir es geschafft wie ein Korken auf dem stark salzhaltigen Wasser zu schwimmen. An die Fliegen kann ich mich nicht mehr erinnern, ich vermute dass es auch jahreszeitabhängig ist.

Noch ein allgemeiner Hinweis für Salt Lake City: der Sonnenuntergang vom Ensign Peak aus ist sehr zu empfehlen. Vom Zentrum nach kurzer Fahrt und kurzem aber sehr steilem Aufstieg zu erreichen.

Drummond

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #111 am: 25.11.2017, 18:27 Uhr »
Ja, die blöden Fliegen habt ihr schön geknipst. Ist ja wirklich eine Horde die einem vom Baden abhalten kann. Tatsächlich liesen sich aber bei meinen Besuch da die Jugendlichen nicht abhalten, in der Salzsee praktisch auf dem Wasser zu liegen.
Mich auch nivht. Ist schon was besonderes die Salzlake.
VG

U2LS

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #112 am: 26.11.2017, 09:40 Uhr »
An die Fliegen kann ich mich nicht mehr erinnern, ich vermute dass es auch jahreszeitabhängig ist.

Denke ich auch; als ich damals Ende September dort war, habe ich keines von diesen lästigen Quälgeistern gesehen.
Gruß
Lothar

I work bloody hard at work so that I can get home early

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saibot

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #113 am: 26.11.2017, 21:19 Uhr »
Hallo ihr Drei,

ja, inzwischen bedauern wir, dass wir "der Umstände wegen" auf das richtige Baden im Salzsee verzichtet haben.

Die Fliegen sind wirklich nur ein optisches Problem. Sie sind "scheu" und weichen den Menschen aus, so dass man nicht mit ihnen in Kontakt kommt.

Den Ensign Peak zum Sonnenuntergang hatten wir auch auf dem Schirm, mussten uns aber zwischen ihm und dem Tabernacle Choir entscheiden. Wenn wir noch einmal nach SLC kommen, steht er ganz oben ...
Gruß
Tobias

BigDADDY

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #114 am: 28.11.2017, 14:45 Uhr »
Noch einmal, es gibt an dieser Freundlichkeit überhaupt nichts zu kritisieren, es ist nur eben "nett oberhalb von 100%".

Mh,

jetzt, wo Du es sagst, viel mir auch auf, als ich vor Ort war. Ein Gespräch hier eine Nachfrage dort... -
Schicke 2 Berliner hin, dann geht die Atmosphäre wieder in den Minusbereich.
Reducing Truck Traffic since 2007!

mrh400

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #115 am: 28.11.2017, 16:20 Uhr »
Noch einmal, es gibt an dieser Freundlichkeit überhaupt nichts zu kritisieren, es ist nur eben "nett oberhalb von 100%".

Mh,

jetzt, wo Du es sagst, viel mir auch auf, als ich vor Ort war. Ein Gespräch hier eine Nachfrage dort...
Na ja, man kann es auch als ein wenig aufdringlich empfinden. Wenn ich was in Ruhe angucken will, will ich nicht ständig angequatscht werden - auch wenn der Ton freundlich ist.
Gruß
mrh400

saibot

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #116 am: 30.11.2017, 19:52 Uhr »

Schicke 2 Berliner hin, dann geht die Atmosphäre wieder in den Minusbereich.

... nicht dass du mit solchen Äußerungen in Berlin zur unerwünschten Person erklärt wirst.  :wink:

Gruß
Tobias

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #117 am: 02.12.2017, 15:57 Uhr »
Alte Knochen und tiefe Schluchten


Heute verlassen wir Salt Lake City. Wir folgen zunächst der I80 bis Park City und später der US40 Richtung Osten. Nach etwa 3 Stunden erreichen wir das blumengeschmückte Vernal.



Wer die verschiedenen Reiseberichte in der letzten Zeit verfolgt hat, weiß, dass paula2 erst vor kurzem über dieses Gebiet berichtet hat. Daher fasse ich mich entsprechend kurz. Die Hauptattraktion ist natürlich das Dinosaur National Monument.



Durch besondere Umstände hat sich hier bekanntlich eine große Menge von Dinosaurierfossilien angesammelt. Nach der Entdeckung wurde das Ausgraben und Entnehmen recht schnell gestoppt, so dass der Fundort als Ganzes erhalten geblieben ist.

Für den Weg hoch zur Ausstellungshalle nehmen wir das Shuttle. Es ist wieder unangenehm heiß und gemäß der Hinweise gibt es außerhalb der Halle sowieso keine Fossilien zu entdecken.

Natürlich ist zwischen den Besuchen von paula2 und uns nichts „nachgewachsen“, so dass wir euch nur die gleichen „alten Knochen“ zeigen können. Wir haben aber versucht, vorrangig die Bilder auszuwählen, auf denen gleichzeitig Menschen zu sehen sind. Damit hat man einen Bezug, um ein Gefühl für die Größe der Halle und der Knochen zu bekommen.



















Wir wollen heute noch ein ganzes Stück in Richtung Osten fahren. Daher müssen wir uns entscheiden, was wir uns noch in dieser Gegend ansehen. Die Wahl fällt auf Harpers Corner, ein Gebiet, das im Forum vielen bekannt ist. Wer es noch nicht kennt: Es lohnt sich!

Kurz nach der Landesgrenze Utah/Colorado zweigt von der US40 die Harpers Corner Road ab. Wir fahren sie bis zum Ende durch und nehmen die entsprechenden Viewpoints mit, die jeweils eine schöne Fernsicht erlauben.





Schließlich kommen wir am Ende der Harpers Corner Road an. Hier ist gleichzeitig der Trailhead für unsere Wanderung.
Diese führt über weite Strecken auf einem Bergrücken entlang, von wo aus man mal zu der einen, mal zu der anderen Seite hin tolle Ausblicke auf das Tal des Green River hat und alte Bäume bewundern kann. Am Ende erreicht man ein Plateau mit einer schönen Rundumsicht. Die Tiefe des Tals ist auf Fotos nur bedingt zu vermitteln. Der Anblick vor Ort ist „mächtig gewaltig“, so dass man jedem, der in der Nähe ist, nur raten kann, diese Wanderung zu machen.











Auf dem Rückweg beschleunigen sich unsere Schritte, weil um uns herum dunkle Wolken aufziehen und wir befürchten, richtig nass zu werden. Am Ende schaffen wir es rechtzeitig zum Auto.



Zwei „Besonderheiten“ gibt es noch in dieser Gegend.

1. Bäume brauchen hier nicht unbedingt Erde, um zu gedeihen. Zuweilen reicht auch ein Stein, aus dem sie wachsen.  :wink:



Wenn der Baum dann groß ist, sieht es so aus.



2. Längs des Weges lauern gefährliche Tiere, wie die „feuerrote Riesenborstenameise“. Den richtigen Namen des Tieres habe ich nicht herausgefunden. Vielleicht kennt ihn ja jemand von euch? Das Teil war in etwa so groß wie ein 1-Euro-Stück.



Kurz vor dem Ende der Harpers Corner Road zweigt die Echo Park Road ab. Das ist eine unbefestigte Straße, auf der man bis zum Steamboat Rock gelangt, um den der Green River einen Horseshoe Bend bildet. Von dort aus sollte man auch den Zusammenfluss von Yampa und Green River sehen können. Wir stellen uns beides sehr schön vor. Leider haben wir heute dafür keine Zeit.







Im Rückblick betrachtet hätten wir in Vernal ein oder zwei Übernachtungen einplanen sollen, um uns auch diesen Horseshoe Bend und den Fantasy Canyon ansehen zu können.

Weiter geht es in Richtung Osten. Die Gegend hat in unseren Augen nichts Besonderes zu bieten. Vor allem gibt es endlos lange, gerade Straßen.



Gegen Abend erreichen wir Craig, ein kleines Städtchen in der Größe von Vernal. Genau genommen ist das der erste und einzige ernst zu nehmende Ort seit Vernal. Es gibt zwar noch ein paar Ansiedlungen dazwischen, aber das sind jeweils gefühlt kaum mehr als 5 Häuser.

In Craig haben wir das Hampton Inn gebucht, eine gute Wahl. Beim Einchecken gibt es den üblichen Smalltalk. Als sie hören, dass wir Touristen aus Deutschland sind, kommt prompt die Frage, was uns nach Craig verschlägt. Die Frage war zwar neutral gestellt, aber zwischen den Zeilen konnten wir heraushören: „Wie kommt es, dass ihr euch ausgerechnet so ein gottverlassenes Nest wie Craig ausgesucht habt?“ Ja, so passte es am besten in unserer Reisepläne …

Schließlich fragen wir noch nach einer Empfehlung für ein gutes Restaurant. Man rät uns, „JW Snack’s Bar and Grill“ zu besuchen. Wahrscheinlich bekommen wir diese Empfehlung, weil das Lokal dem Schwipp-Schwager der Empfangsdame gehört, denn wirklich gut hat es uns dort nicht gefallen (Plastikgeschirr, Plastikbesteck und auch die Rinderbrust war nicht richtig lecker).

Zurück im Hotel gibt es zum Tagesausklang noch ein Gläschen Rotwein.


Morgen werden wir den Rocky Mountains Nationalpark erreichen und erfahren, wie amerikanische Helden gemacht werden.


Exkurs für Planer

Die Strecke:



Airport Inn in Salt Lake City:
- ok; relativ preiswertes Hotel in Zentrumsnähe (zum Erreichen des Zentrums ist das Auto trotzdem notwendig)
- besser: Hotel, von dem aus man den Tempelbezirk zu Fuß erreichen kann (i.d.R. teurer) oder preiswerteres Hotel an einem zentrumsfernen Standort

Dinosaur National Monument
- sehr sehenswert

Harpers Corner
- Harpers Corner Road sehr empfehlenswert (Länge beachten: > 50 km (=1 h) one way)
- Harpers Corner Trail sehr empfehlenswert (ca. 3 km Round Trip)

Stecke zwischen Salt Lake City und dem Rocky Mountains NP
- Nach Möglichkeit sollte man ein oder zwei Übernachtungen in Vernal einplanen, um sich bei der Auswahl der Sehenswürdigkeiten nicht allzu sehr einschränken zu müssen.
- Wenn ein weiteres Etappenziel notwendig ist, dann sollte man eher Steamboat Springs als Craig wählen. Zur Übernachtung ist Craig absolut geeignet, hat aber touristisch nichts zu bieten.

Restaurant “JW Snack’s Bar and Grill“ in Craig
- nicht empfehlenswert
Gruß
Tobias

mrh400

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #118 am: 02.12.2017, 18:09 Uhr »
Schöne Bilder vom Harpers Corner. Ich hatte den Weg auch außerordentlich genossen. Allerdings
so dass man jedem, der in der Nähe ist, nur raten kann, diese Wanderung zu machen.
daß jemand "in der Nähe" ist, ist angesichts der langen Anfahrt schon ziemlich euphemistisch

...und gemäß der Hinweise gibt es außerhalb der Halle sowieso keine Fossilien zu entdecken.
Das sind "Fake News". Als wir dort waren, war die Halle wegen Einsturzgefahr geschlossen, so daß wir quasi als Alternative den "Fossil Discovery Trail" (damals "Geology Walk" genannt) hinaufgegangen sind. Dort soll man etliche Fossilien entdecken können, was mit ungeübtem Auge aber nur sehr schwer funktioniert. Immerhin haben wir ein Trumm entdeckt, das in der Trailbroschüre als Wirbelsäule deklariert war (s. Anhang). Außerdem ist das natürlich kein Vergleich mit der Halle, die ich von ganz früher her kenne.

„Wie kommt es, dass ihr euch ausgerechnet so ein gottverlassenes Nest wie Craig ausgesucht habt?“
Auch an Craig habe ich Erinnerungen - dort war ich 1979 :geist: und auch damals war nichts los, aber es gab die unschlanksten Menschen, die ich je (bis heute!) in den USA gesehen habe und der Typ in dem stockdusteren Restaurant war nicht in der Lage, die Kreditkarte richtig durch den Hobel zu ziehen (er legte die erhabenen Zahlen nach unten), so daß wir wenigstens konstenfrei gegessen hatten. Auf irgendeines der Ortsschilder zwischen Craig und Vernal hatte jemand den schönen Beinahmen "Boredom City" gesprüht.

Danke für das Wecken schöner und kurioser Erinnerungen.
Gruß
mrh400

Flicka

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #119 am: 03.12.2017, 21:17 Uhr »
Ich schwelge auch gerade in Erinnerungen, wenn sie - hüstel - auch nicht ganz so weit zurückreichen wie bei meinem Vorschreiber.  :wink: Salt Lake City und Antelope Island haben wir auf der ersten USA-Reise 2007 besucht, die Chorprobe miterlebt - und im Salzsee gebadet. Die ersten Bisons haben wir dort auch gesehen und waren richtig aufgeregt, daran kann ich mich noch gut erinnern. Wir sind halt erst von dort aus in den Yellowstone-Park gefahren. ;-)

In Vernal war ich letztes Jahr, Harpers Corner hatte ich mir wegen schlechtem Wetter auf halber Strecke "geschenkt" und bin umgedreht. Vielleicht nächstes Mal, wenn ich in der Gegend bin. Die Anfahrt ist wirklich lang, aber die Bilder sind beeindruckend. Gute Idee, bei den Knochen auch ein paar Leute mitzufotografieren! Ich hatte daheim erst bemerkt, dass  ich keine richtige Gesamtaufnahme hatte, auf der man die Größe erkennen kann.