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Autor Thema: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika  (Gelesen 26580 mal)

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BigDADDY

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #60 am: 02.10.2017, 10:26 Uhr »
Mh,

hatte eigentlich noch nie darüber nachgedacht, woher der "Yellowstone" seinen Namen hat.
Aber eigentlich ist es ja naheliegend :wink:
Insofern besten Dank für die eindrücklichen Bilder...
Reducing Truck Traffic since 2007!

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #61 am: 07.10.2017, 13:42 Uhr »
Auf der „Nordschleife“

Die Straßen im Yellowstone NP bilden eine Acht. Heute wollen wir die Sehenswürdigkeiten des oberen Kreises der Acht erkunden. Es geht also auf die „Nordschleife“.

Die Parkplätze an den Hauptattraktionen des Yellowstone sind häufig recht voll. In der Regel hat man nur einmal am Tag die Möglichkeit, einen Parkplatz tiefenentspannt anzufahren, am Morgen, sofern man früh genug aufsteht.

Das tun wir und frühstücken im Restaurant der Canyon Lodge (empfehlenswert). Los geht’s in Richtung Norris Geyser Basin. Wir kommen zügig voran und finden einen halbleeren Parkplatz vor. 

Wenn man nach dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Gelände das erste Mal freie Sicht hat, kommt einem automatisch der Begriff „Hexenküche“ in den Sinn. Überall zischt und brodelt es. Soweit man schaut, steigen große und kleine Dampfwolken auf.



Besser als auf einem Foto kann man die Situation wahrscheinlich auf einer kurzen Video-Sequenz vermitteln.

https://youtu.be/CfA0hrbAHhY

Jetzt kommen in loser Folge in paar Impressionen aus dem Norris Geyser Basin. Leider zieht es sich mehr und mehr zu und beginnt sogar zu regnen, so dass wir das Fotografieren zeitweise einstellen müssen. Die Vornamen der einzelnen Quellen und Geysire spare ich mir.



















Schön war’s. Unbedingt ansehen! Wer entsprechende Beziehungen hat, sollte sich gutes Wetter bestellen.  :wink:

Drei  Anmerkungen noch zum Norris Geyser Basin:

1. Der höchste aktive Geysir überhaupt, der Steamboat Geyser, bricht natürlich auch bei uns nicht aus. Wer einmal einen Hauptausbruch erlebt, sollte danach sofort Lotto spielen, denn das ist ein untrügliches Zeichen für eine Glückssträhne.

Wikipedia sagt:
Die Haupteruptionen erfolgen unregelmäßig; zwischen zwei solchen Ausbrüchen können vier Tage bis 50 Jahre liegen, der Geysir hat völlig unregelmäßige und unvorhersagbare Intervalle. Dazwischen gibt es immer wieder kleinere Ausbrüche von 3 bis 5 Metern Höhe. Zwischen 1911 und 1961 war der Geysir inaktiv. Zwischen 1991 und 2000 gab es keine Haupteruption, allerdings neun Stück seit Mai 2000, die letzte davon am 3. September 2014.

Anmerkung 2: Im letzten Jahr gab es im Norris Geyser Basin einen Todesfall, der auch hier im Forum erwähnt wurde.
Kurzfassung: Ein Mann verlässt  den befestigten Weg, rutscht in einen Pool und kommt durch heiße Säure ums Leben.
Für alle ambitionierten Fotografen, die ein Bild „aus einer besonders schönen Perspektive“ machen wollen, hier unsere Warnung:
Die Beschaffenheit der Oberfläche täuscht! Was solide aussieht, ist zuweilen nur wenige Zentimeter stark, wie das folgende Bild zeigt.



Anmerkung 3: Als wir auf den Parkplatz zurückkehren, kreiseln inzwischen die Autos auf der Suche nach einer freien Stelle. Wer wie wir früh am Morgen die freie Auswahl hat, sollte sich möglichst einen Platz in der Nähe der Ausfahrt suchen. Dann ist man nämlich schneller wieder draußen.

Wir begeben uns jetzt erst einmal in den Autostrudel und müssen etwas warten.

Als wir endlich „draußen“ sind, nehmen wir Kurs auf Mammoth Hot Springs. Ein bestimmter Straßenabschnitt wird gerade erneuert, so dass es Verkehrsbehinderungen gibt. Die Leute dort haben aber die einspurige Befahrung mit ihren Pilotfahrzeugen gut im Griff, und wir erwischen auch ein glückliches Timing, so dass wir am Ende gut durchkommen.

Irgendwann zwischendurch halten wir am Roaring Mountain, der sich (heute) aber relativ ruhig zeigt.



Zur Mittagszeit kommen wir in Mammoth Hot Springs an und haben das Gefühl, dass alle Besucher des Yellowstone jetzt gerade hier sind. Wir ergattern einen Parkplatz in der Stadt und schauen uns das Visitor Center an.
Allerdings verspüren wir wenig Lust, uns jetzt mit „den Tausenden“ um die freien Plätze im Restaurant oder einen freien Parkplatz an den Sinterterrassen zu prügeln. So fahren wir erst einmal nach Gardiner, essen dort in aller Ruhe eine leckere Bison-Pizza (hat man auch nicht alle Tage) und füllen in einem Supermarkt unsere Vorräte auf.

Auf dem Rückweg nach Mammoth Hot Springs sehen wir ein paar Gabelböcke und natürlich die allgegenwärtigen Hirsche.





Dann geht es zu den Parkplätzen der unteren Terrassen, wo wir jetzt unerwartet schnell eine Lücke finden. Im Folgenden lasse ich einfach mal die Bilder sprechen, wobei ich versuche, mich auf eine kleine Auswahl zu beschränken.

















Danach fahren wir die oberen Terrassen an. Das ist ein Loop mit kleinen Parkbuchten etwa alle 100 m, also an jedem Highlight. Die Fahrt ist recht entspannt. Auch hier gibt es wieder jede Menge zu entdecken.









Mit einem letzten Blick auf die Sinterterrassen verlassen wir Mammoth Hot Springs. Auch diesen Ort sollte man bei einem Yellowstone Besuch unbedingt gesehen haben.



Inzwischen fahren wir „auf der Acht“ oben wieder in Richtung Osten. Unterwegs sehen wir uns die Undine Falls an.



Nächstes Ziel ist der Petrified Tree, mal einer, der erstaunlicherweise noch steht. Man hat ihn eingezäunt, um ihn vor der „humanoiden Erosion“ zu schützen.
(Dabei hat doch früher jeder nur ein ganz kleines Stück mitgenommen …)



Übrigens, wem die Hotelpreise im Yellowstone zu hoch sind und wer sich auch kein Wohnmobil leisten mag, hier eine Alternative aus dem Do-it-yourself-Bastelbuch.



Vorbei an Tower Junction fahren wir jetzt Richtung Süden zum Tower Fall, wo wir uns Salat und Baguettes zum Abendessen kaufen.



Nach dem Dunraven Pass legen wir zwei weitere Stopps ein und erreichen danach wieder Canyon Village.







Heute wollen wir noch etwas vom Sonnenuntergang im Hayden Valley mitbekommen und fahren gleich weiter dorthin.  Der „Feldherrenhügel“ ist wieder heillos zugeparkt. Ein Stückchen weiter machen wir im Licht der untergehenden Sonne ein paar Aufnahmen am Wasser.



Auf dem Rückweg sehen wir dann noch einige Bisons, eins davon ganz in der Nähe von Canyon Village.





Die letzten Sonnenstrahlen des Tages lassen eine Distel noch einmal schön leuchten ...



… und wieder geht für uns ein Tag voller Erlebnisse zu Ende.


Morgen heißt es dann „Straßenbahn und großer Wagen“.
Was sich dahinter verbirgt? Seid gespannt!


Exkurs für Planer

Die Strecke:



Die „Nordschleife“ des Yellowstone NP (inclusive Gardiner, aber exklusive Grand Canyon of the Yellowstone) kann man bequem an einem Tag schaffen.

Das Norris Geyser Basin und Mammoth Hot Springs sollten bei einem Besuch des Yellowstone NP unbedingt dabei sein. Versucht je nach Möglichkeit jeweils vor 9.00 Uhr vor Ort zu sein, sonst Parkstress.

Das Hayden Valley ist ein empfehlenswerter Platz für den Sonnenuntergang. Rechtzeitiges Kommen sichert auch hier gute (Park-)Plätze.
 

Gruß
Tobias

Flicka

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #62 am: 07.10.2017, 16:26 Uhr »
Ein sehr schöner Tag. Ich bin gerade gedanklich wieder im Urlaub (seufz).  :D

gecko1a

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #63 am: 07.10.2017, 18:51 Uhr »
Bei den Bildern werde ich doch schwach, dass Yellowstone auf die Liste muss.

Gruß Frank

paula2

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #64 am: 07.10.2017, 22:09 Uhr »
Das Norris Geyser Basin ist einfach großartig, da will ich irgendwann auch noch mal hin  :D
Mit den Parkplötzen ist es seit unserem Besuch 3013 wohl noch schlimmer geworden, Bei Mammoth hatten wir gar keine Probleme einen Parkplatz zu finden.

saibot

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #65 am: 08.10.2017, 08:09 Uhr »
Zitat
Ein sehr schöner Tag. Ich bin gerade gedanklich wieder im Urlaub (seufz).  :D

Ja, auch wir zehren noch von dem Urlaub. Oft beginnen Sätze mit:  "Weißt du noch ...".
Über den Reisebericht können wir den Urlaub quasi noch ein zweites Mal erleben.


Zitat
Bei den Bildern werde ich doch schwach, dass Yellowstone auf die Liste muss.

... es werden noch einige Highlights aus dem Yellowstone dazukommen. Dieser Nationalpark ist einer der schönsten der USA, für viele DER schönste.
Wer gesundheitlich einigermaßen fit ist und es finanziell einrichten kann, sollte unbedingt eine Reise hierhin einplanen, lieber früher als später.

Als Amerikaner kann man noch kommen, wenn man gesundheitlich schon etwas angeschlagen ist (siehe Foto), als Europäer eher nicht.




Zitat
Mit den Parkplätzen ist es seit unserem Besuch 2013 wohl noch schlimmer geworden, ...


Ja, auch in der Süd-West-Ecke sieht es mit den Parkplätzen nicht viel besser aus.
Gruß
Tobias

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #66 am: 14.10.2017, 18:50 Uhr »
Straßenbahn und Großer Wagen


Heute wollen wir einen Teil der Highlights der „Südschleife“ des Yellowstone NP erkunden. Wir verlassen also Canyon Village in Richtung Süden.

Als wir den „Feldherrenhügel“ des Hayden Valley passieren, stehen dort schon wieder viele Besucher. Im gegenüberliegenden Tal des Yellowstone River können wir im Vorbeifahren aber nichts Interessantes entdecken.



Das erste Ziel ist heute das Gebiet um Mud Vulcano und Sulfur Calderon. Beides liegt unmittelbar nebeneinander. Ein Parkplatz ist schnell gefunden. Es riecht streng und so richtig schön sieht vieles nicht aus, interessant aber schon.  Hier die Bilder.











Obwohl manche Pools und Schlammlöcher einen pH-Wert nahe "Batteriesäure" haben, tummeln sich hier auch „zarte“ Lebewesen.







Als wir auf den Lake Yellowstone treffen, legen wir einen kurzen Stopp ein. Über den See hinweg können wir schon die schneebedeckten Berge des Grand Teton entdecken und wie selbstverständlich äst neben uns ein kapitaler Zwölfender.




 
Später erreichen wir das West Thumb Geyser Basin, wo wir auf die farbigen Pools gespannt sind. Obwohl es schon später Vormittag ist, haben wir mit dem Parkplatz keine Probleme. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er relativ groß ist und sich jeder hier nur ca. eine Stunde aufhält, bevor er wieder fährt.
Wir beginnen mit „den kleineren Sachen“ und laufen den Loop entgegen dem Uhrzeigersinn.









Die beiden Pools (Black Pool und Abyss Pool) am nördlichen Ende lassen uns staunen. Wow, ist das schön. Es ist überraschend, wie aus einem türkisblauen Pool plötzlich ein leuchtend orangefarbener Ausfluss herauskommt. Das hat der Designer des Fremdenverkehrsamtes geschmackvoll eingerichtet.









In der Mitte des Gebietes liegen Pools, die eher „giftig“ aussehen. Die Gänse scheint es nicht zu stören oder sie wissen damit umzugehen.





Anschließend besuchen wir noch das Visitor Center, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Westen machen. Nach kurzer Zeit treffen wir auf eine Picknick-Area am Waldrand. Hier rasten wir und essen unsere Wraps, die wir kurz zuvor gekauft haben.



Weiter geht es, Old Faithful wir kommen! Auf dem Weg dahin erzähle ich meiner Frau, was ich bei Wikipedia über den „alten Getreuen“ unter anderem gelesen habe:

In den frühen Tagen des Nationalparks wurde Old Faithful auch als Wäscherei genutzt:
„Old Faithful wird ab und zu degradiert, in dem man ihn als Wäscherei gebraucht. Kleidung, die während der Ruhezeit im Krater platziert wird, wird hochgeschleudert und gründlich gewaschen, wenn die Eruption stattfindet. General Sheridans Männer stellten 1882 fest, dass Leinen und Baumwollstoffe durch das Wirken des Wassers unbeschädigt blieben, während Wollkleidung in Fetzen zerrissen wurde.“

Uta bekommt sich vor Lachen kaum noch ein, weil sie sich vorstellt, wie sich Meier, Müller und Schulze nach dem Turbo-Waschgang um ihre Unterwäsche streiten.

Endlich kommen wir in der Old Faithful Area an und mit uns auch noch „ein paar andere Touristen“ …

Das Einchecken geht recht zügig und schon können wir unsere Villa für die kommenden beiden  Nächte beziehen, eine Cabin der Old Faithful Lodge. Sie stammt, zumindest äußerlich, gefühlt aus der „Gründerzeit“, ist klein, aber soweit ok. Nur an das Preis-/Leistungsverhältnis denkt man am besten nicht. Ja, Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis.  Alternativ hätten wir auch im Old Faithful Inn ein Zimmer buchen können. Die Qualität wäre wahrscheinlich besser gewesen, das Preis-/Leistungsverhältnis vermutlich noch lausiger.

Immerhin hat unsere Cabin ein „Privatklo“. Es gäbe auch preiswertere Cabins mit „Gemeinschaftsklo“ …
Wir sind keine Camping-Fans und haben das Alter von 29 Jahren auch schon überschritten (meine Frau natürlich gerade erst), so dass wir uns das mit dem „nachts über den Hof“ nicht mehr antun wollen.

Belassen wir es dabei. Die Hütte ist akzeptabel, und über den Preis denken wir jetzt nicht weiter nach.



Wir wollen heute noch zu den Kepler Cascades und vor allem zum Lone Star Geyser. Dieser bricht so etwa alle 3 Stunden aus. Eine Vorhersage für dessen nächsten Ausbruch bekommen wir in der Old Faithful Area nicht. Daher müssen wir rechtzeitig genug da sein, um notfalls 2 ½ Stunden vor Ort auf den Ausbruch warten zu können und dann trotzdem vor der Dämmerung wieder zurück am Parkplatz zu sein.

Eine Karte o.ä. nehmen wir nicht mit, denn die Strecke ist ja denkbar einfach, immer am Fluss entlang …
Wir erreichen die Kepler Cascades, werfen einen kurzen Blick darauf und machen uns dann auf den Weg.

Welchen Weg?

Was ich aus den Reiseberichten als breiten Waldweg, ja fast als Straße in Erinnerung habe, stellt sich jetzt als schmaler Trampelpfad heraus, der durchs Unterholz führt.  :kratz:  Wir finden nichts Besseres und gehen einfach mal los. Das ist unsere erste Wanderung im Yellowstone abseits touristischer Massen. Wegen der möglichen Bären habe ich mir das Pfefferspay an den Gürtel geschnallt und das Glöckchen aktiviert. Durch das dichte Buschwerk kann man nur ein paar Meter weit sehen. So ganz wohl ist uns nicht. Uta fragt, ob ich mir denn sicher bin, dass das der richtige Weg sei. „Nein“, wäre die korrekte Antwort gewesen, aber das vermeide ich erst einmal.

Nach ca. 100 m finden wir des Rätsels Lösung. Es gibt zwei Parkplätze: einen für die Kepler Cascades und einen für den Trailhead zum Lone Star Geyser, den wir jetzt gerade erreicht haben. Beide Parkplätze verbindet der schmale Pfad durch den Wald. Der Wanderweg, der vom zweiten Parkplatz  losgeht, ist wirklich so breit, dass man ihn auch mit einem Pick-up befahren könnte. Alles gut!

Alles gut?

Nicht so wirklich, denn es kommt uns ein Pärchen entgegen, die berichten, dass sie gerade am Lone Star Geyser gewesen seien und einen schönen Ausbruch erlebt hätten. Das wäre jetzt soundso lange her, dann haben sie für den Rückweg soundso lange gebraucht und, und, und …

„Freunde, das ist too much text for us! Just tell us, wann der nächste Ausbruch ist?“

Ähm ..., ja ..., so in etwa 45 min.  :shock:

Ob wir das noch schaffen könnten? Ja, da müssten wir uns beeilen, aber wenn wir „harshly walken“ würden, dann könnte es klappen.

Auf geht es! Vor uns liegen 2,5 Meilen = 4 km. Der Weg ist flach und eben. Wir gehen so schnell, wie wir können, getrieben von der Angst, zu spät zu kommen und dann wirklich 3 Stunden warten zu müssen. Das wollen wir um jeden Preis vermeiden. Da wir im Moment allein sind und das Bärenrisiko nicht wirklich einschätzen können, lasse ich die Bärenglocke vorsichtshalber an. Durch unseren forschen Schritt wird sie aber recht heftig angestoßen, so dass das Geläut ziemlich intensiv wird. Menschen, die wir überholen, drehen sich nach uns um, manche weichen uns sogar aus.

Man könnte sagen, wir fegen durch den Wald wie „de Bimmel“ durch Leipzig (lokaler Ausdruck für „Straßenbahn“) .

Egal, wir haben ein Ziel und das wollen wir erreichen. Ein bisschen peinlich ist uns die Klingelei schon, aber auf Befindlichkeiten können und wollen wir jetzt keine Rücksicht nehmen.

Wir haben die Uhr im Blick, und die vorhergesagte Zeit des Ausbruchs rückt näher und näher. Wie weit es noch ist, wissen wir nicht. Wir laufen und laufen, was die Beine hergeben. Viele, die wir überholen, schlendern so vor sich hin. Am liebsten möchten wir sie fragen, ob sie denn nicht wüssten, dass gleich …
Sie sind erwachsen und müssen wissen, was sie tun.

Aber vielleicht sind unsere Informationen falsch? Immerhin haben wir schon mehrere Gruppen überholt, die es nicht so sonderlich eilig hatten. Die können doch nicht alle „unwissend“ sein?

Jetzt sind es noch 10 Minuten bis zum Start, langsam wird es knapp.

Nach noch ein paar hundert Metern öffnet sich der Wald, eine Lichtung wird sichtbar, wartende Menschen tauchen auf und da ist er, der Lone Star Geyser.   :abklatsch:

Wir sind gerade angekommen, da öffnet sich der Vorhang und das Schauspiel beginnt, als wenn er auf uns gewartet hätte. Wir sind keine Minute zu früh.

Die Rucksäcke fliegen unter einen Baum und wir schießen Fotos aus allen Rohren.







Der Ausbruch dauert ca. 20 min. Wir sind selig, dass wir es geschafft haben.

Eine ähnliche Geschichte hatte ich vor vielleicht 2 Jahren hier im Forum gelesen und meinte damals die Freude über das „Gerade-noch-geschafft-zu-haben“ nachempfinden zu können …
Heute kann ich sagen: Das kann man nicht so wirklich, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Nachzutragen wäre noch, dass wir für die Strecke 38 Minuten gebraucht haben. Wir wollen damit nicht ins Guinnessbuch, sondern nur einen Anhaltspunkt geben, mit welcher Zeit man rechnen kann, wenn es eng wird und man straff läuft.

Nun schlendern wir mit den anderen Besuchern zurück zum Parkplatz und werden dabei von Mücken attackiert. Wir holen die chemische Keule heraus und Ruhe ist. Die Mücken waren vor einer Dreiviertelstunde sicher auch schon hier, konnten da aber bestimmt nicht auf uns landen, weil der „Fahrtwind“ zu stark war.  :wink:

Jetzt haben wir auch Zeit für ein paar Fotos.   







Zum Abschluss sehen wir uns die Kepler Cascades noch etwas ausführlicher an.



Zurück am Old Faithful machen wir uns frisch und gehen zum Restaurant im Old Faithful Inn. Wir hatten mit dem Check-In einen Tisch bestellt, aber nur „21.30 Uhr“ erhalten. Da wir sehr viel früher da sind, lassen wir uns zusätzlich auf die Warteliste eintragen und dann auf einem Balkon des Old Faithful Inn die Seele baumeln.



Deutlich vor 21.30 Uhr klingelt der Pager und wir werden zu unserem Platz geführt. Die „Generaloberlehrerin“ am Empfang, von der wir in einem früheren Reisebericht gelesen hatten, ist uns nicht begegnet. Es ist alles freundlich und korrekt.
Zur Feier des Tages essen wir Buffet, was uns aber von der Auswahl und der Qualität nicht wirklich begeistert.

Inzwischen sind wir müde und machen uns auf den Weg zurück in unsere „Villa“. Während meine Frau schlafen geht, habe ich noch etwas vor …

Ich schnappe mir meine Fotoausrüstung und möchte einen Ausbruch des Old Faithful vor dem Sternenhimmel fotografieren. Das hatte ich mir schon lange vorgenommen und spätestens als Flicka diese Idee  in ihrem Reisebericht auch geschildert hatte, wurde das zum Muss.

Für die Fotosession habe ich mir als ADAC-Mitglied beim Universum einen großen Wagen zum Old Faithful bestellt, genauer gesagt den Großen Wagen.  :wink:

Spaß beiseite, zur Vorbereitung habe ich zwar Verschiedenes unternommen und weiß z.B. auch, dass ich kein Mondlicht haben werde, aber an eine bestimmte Sternenkonstellation habe ich nicht gedacht. Das ist quasi ein Geschenk des Schicksals.
Ich mache ein paar Probeaufnahmen und nach einiger Wartezeit rührt sich der „alte Getreue“.

Ja, und jetzt kommt die schlechte Nachricht. Der Hausmeister vom Old Faithful hat nicht genug Druck auf den Kessel bekommen (ist auch schon spät) und so gerät der Ausbruch zum Rohrkrepierer.  :(
Eine gewisse Zeit warte ich noch, aber es kommt nichts mehr.





Es ist jetzt irgendwann zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht. Soll ich noch einmal anderthalb Stunden warten? Habe ich irgendeine Garantie, dass der Ausbruch dann eindrucksvoller wird?

Morgen wollen wir uns die Perlen des Südwestens ansehen. Dafür muss ich ein bisschen ausgeschlafen sein. So entschließe ich mich, zurück zu unserer Hütte zu gehen, weiß aber nicht, ob ich mich mehr freuen oder mehr ärgern soll.

Als ich später im Bett liege, entscheide ich mich für „freuen“ und schlafe kurz danach ein.


Exkurs für Planer

Die Strecke:



Mud Vulcano und Sulfur Calderon sind durchaus sehenswert, sofern aber aus Zeitnot eine Auswahl getroffen werden muss, wäre dieser Ort verzichtbar.

Das West Thumb Geyser Basin ist sehr sehenswert, insbesondere der Black Pool und der Abyss Pool. Empfehlenswert ist es, die Runde entgegen dem Uhrzeigersinn zu laufen, so dass man diese Highlights am Ende hat.

Lone Star Geyser: Sofern man Zeit für die Wanderung hat, sollte man das unbedingt machen. (Mückenspray mitnehmen, Rückkehrer nach dem letzten/nächsten Ausbruch fragen)

Die Cabins (mit „Privatklo“)  der Old Faithful Lodge sind ein aus unserer Sicht sinnvoller Kompromiss für die Übernachtung in diesem Gebiet. Eine Übernachtung hier halten wir grundsätzlich für ratsam, da die Ausbrüche des Old Faithful in ihrer Stärke recht unterschiedlich sind und man schon mal drei Ausbrüche warten muss, bis ein richtig großer dabei ist.

Erwartet keine Wunder vom Essen im Restaurant des Old Faithful Inn. Das Reservieren an der Rezeption erscheint sinnlos, weil man da scheinbar nur „21.30 Uhr“ als Zeit angeboten bekommt. Offenbar kommt man mit der „Live-Warteliste“ eher dran.

Zum Fotografieren des Old Faithful bei Nacht noch ein paar Tipps. Die Foto-Profis unter euch mögen lächelnd darüber hinwegsehen. Ich bin Amateur und möchte Amateuren helfen:
- Eine Spiegelreflex- oder eine Systemkamera sollte es schon sein. (verwendet Canon EOS M5)
- Lichtstarkes Objektiv (verwendete Lichtstärke 2,0)
- Weitwinkelobjektiv (Blickwinkel des  verwendeten 22 mm Objektivs an APS-C war schon zu gering)
- Belichtungszeit <= 2 Sekunden, sonst bekommen die Sterne Spuren und aus dem Geysir wird Nebel
- Standort: Hauptgebäude der Old Faithful Lodge im Rücken (ist abends noch hell beleuchtet und gäbe bei anderem Standort sonst Störlicht)
- Mondlicht und Position klären (bei den Fotos schien kein Mond)
- Beleuchtung des Geysirs klären:
  + kräftiger Blitz mit Pappe zur Abschirmung des Nahbereiches (verwendet Metz 52)
  + ein oder mehrere wirklich kräftige Taschenlampen (Geysir ist 50-70 m entfernt)
  + Geheimtipp: Ein Helfer postiert ein Auto neben dem Gebäude der Old Faithful Lodge und gibt Flutlicht
     (Das Schicksal hat mir beim ersten Bild einen Helfer dort hingestellt, Danke!)
- Stativ auf den Erdboden stellen, nicht auf den „Laufsteg“.
- vorher zu Hause üben (Man muss seine Kamera quasi blind bedienen können und ein Gefühl die Nachtfotos haben.)
- Die Fotos entstanden am 21.07.2017, gegen 23.00 Uhr. Die Sternenkonstellation wird auch in den nächsten Jahren zu dieser Jahreszeit so sein. Auf geht's!

Gruß
Tobias

Flicka

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #67 am: 14.10.2017, 21:53 Uhr »
Nach der Ankündigung war ich ja sehr gespannt auf die Nachtaufnahmen!

Aber erst mal tolle Fotos vom Tag. Wildlife, wunderbarer Sonnenschein an den heißen Quellen und dann gerade noch rechtzeitig am Geysir angekommen, eine wunderbare Werbung für den Yellowstone, der das aber natürlich gar nicht nötig  hat, wie man an den Zimmerpreisen sieht....    :|

Schade, dass der Old Faithful nachts so kläglich versagt hat - da waren halt keine anderen Touris mehr dabei.  :wink: Aber den Großen Wagen kann man wirklich gut erkennen, Hut ab!

Deine Fototipps finde ich gut und hilfreich. Ich meine aber, dass man bei 22mm auch an der Crop-Kamera deutlich länger als 2 Sekunden belichten könnte, ohne Sternenbahnen im Bild zu haben (ca. 15 Sekunden?). Mit dem Geysir könntest du allerdings recht haben, dass sich bei so langer Belichtungszeit kein richtiger Ausbruch mehr erkennen lässt, sondern nur noch eine amorphe Wolke. Ich kann ja nur darüber theoretisieren, weil ich doch lieber im Bett geblieben war, statt einen Test zu wagen...  :oops:

mrh400

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #68 am: 15.10.2017, 09:36 Uhr »
Deutlich vor 21.30 Uhr klingelt der Pager und wir werden zu unserem Platz geführt. Die „Generaloberlehrerin“ am Empfang, von der wir in einem früheren Reisebericht gelesen hatten, ist uns nicht begegnet.
...
Das Reservieren an der Rezeption erscheint sinnlos, weil man da scheinbar nur „21.30 Uhr“ als Zeit angeboten bekommt. Offenbar kommt man mit der „Live-Warteliste“ eher dran.
Schön, daß Du Dich an meinen Bericht erinnerst. Das ist ja schon ein paar Jahre her (2006), so daß sie die Generaloberlehrerin wohl inzwischen in Pension geschickt haben :lol: . Aber am System scheint sich nichts geändert zu haben (wobei ich nicht sicher wäre, ob man ohne "Spätreservierung" überhaupt auf die Warteliste kommt).

Dein Bericht macht mir klar, daß ich den Yellowstone wohl doch noch einmal als Reiseziel näher ins Auge fassen muß.
Gruß
mrh400

NähkreisSteffi

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #69 am: 15.10.2017, 10:51 Uhr »
Vielen Dank für die gute Beschreibung und die tollen Anregungen.

Bei uns steht der Yellowstone auch noch auf der Liste, die Frage ist nur wann.

paula2

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #70 am: 15.10.2017, 20:10 Uhr »
Ich beneide euch um die tollen Eindrücke vom West Thumb Basin, bei uns hat es dort 2013 in Strömen geregnet,

Die Wanderung zum Lone Star Geysir mit Glöckchen um Bären zu vertreiben und rennen am Schluß kommt mir sehr bekannt vor  :D wir haben es damals auch gerade noch so geschafft den Ausbruch zu sehen! Eigentlich völlig unverständlich warum nicht am Anfang des Wges ein Schild mit den letzten Ausbruchszeiten steht.

Wir hatten eigentlich die gleiche Cabin wie ihr, wir hatten aber nur ein Bett aber dafür ein richtiges Bad mit Dusche, nicht nur WC. Ich wüste gar nicht dass es Cabins ohne Bad gibt. Nachts zu den Bären raus aufs Klo zu gehen kommt für mich auch überhaupt nicht in Frage!

saibot

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #71 am: 15.10.2017, 22:24 Uhr »
@Flicka
Ich habe mir noch einmal meine Probeaufnahmen (von zu Hause) wegen der Belichtungszeit angesehen. Ab ca. 8 s haben die Sterne einen kleinen "Schwanz" und ab 15 s sind klare Spuren zu sehen.
D.h. von den Sternenspuren her hat man noch einen Spielraum bis ca. 6 s.

@mrh400 und Steffi
Ich kann mich bzgl. des Yellowstone nur wiederholen: Machen, sofern man die Möglichkeit dazu hat.

@Paula
Das mit dem "Privatklo" war etwas zu flapsig ausgedrückt. Wir hatten natürlich auch Waschbecken und Dusche. Alles da, aber insgesamt auch sehr klein.
Gruß
Tobias

Flicka

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Antw:Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #72 am: 16.10.2017, 19:01 Uhr »
@Flicka
Ich habe mir noch einmal meine Probeaufnahmen (von zu Hause) wegen der Belichtungszeit angesehen. Ab ca. 8 s haben die Sterne einen kleinen "Schwanz" und ab 15 s sind klare Spuren zu sehen.
D.h. von den Sternenspuren her hat man noch einen Spielraum bis ca. 6 s.


Waren die Probeaufnahmen auch mit 22mm?

Ich hatte mich bei der Vorbereitung an folgender Formel orientiert:
500 / Cropfaktor der Kamera / Brennweite = max. Belichtungsdauer

Ich nehme an, deine Kamera hat einen Cropfaktor von 1,6, und du hast geschrieben, du hättest ein 22mm-Objektiv verwendet. Dann gilt 500 / 1,6 / 22 = 14,2 Sekunden. Etwas kürzer als die von mir geschätzten 15 Sekunden, aber noch deutlich länger als 6 Sekunden.

Aber wie gesagt, ich weiß das auch nur theoretisch.  :oops:

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #73 am: 17.10.2017, 20:15 Uhr »
@Flicka
über eine PN habe ich dir das damalige Testbild mit 15 s Belichtungszeit und mit allen Daten geschickt. In der Normalansicht sieht es noch gut aus, wenn man es aber vergrößert, erscheinen Sternenspuren.

@all
Das hatte ich noch vergessen:
Wenn sich jemand im kommenden Jahr an Fotos vom "Old Faithful unter dem Großen Wagen" versucht, wäre es schön, wenn er(sie) das Ergebnis hier posten würde.

Gruß
Tobias

Flicka

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Antw: Lach- und Sachgeschichten mitten aus Amerika
« Antwort #74 am: 17.10.2017, 20:36 Uhr »
@Flicka
über eine PN habe ich dir das damalige Testbild mit 15 s Belichtungszeit und mit allen Daten geschickt. In der Normalansicht sieht es noch gut aus, wenn man es aber vergrößert, erscheinen Sternenspuren.


Ich habs mir angeschaut, und du hast recht. Zwar nur leichte Spuren, aber es sind eindeutig keine Punkte / Kreise mehr.