Grand TetonDas Frühstück im Ranch Inn ist ganz passabel. Wir sind heute früh aufgestanden, weil wir am Jenny Lake etwas wandern wollen. Das setzt voraus, dass man dort einen Parkplatz bekommt.
So starten wir gegen 8.00 Uhr vom Hotel und erreichen den Parkplatz am Jenny Lake kurz nach 8.30 Uhr. Das war knapp, denn wir erhalten einen der letzten freien Plätze. Es sind schon viele Besucher unterwegs. Dazu kommt, dass wegen Bauarbeiten nicht die gesamte Parkfläche zur Verfügung steht.
Ziel sind heute der Inspiration Point und die Hidden Falls. Beides liegt auf der anderen Seite des Sees. Wir könnten um den See herum laufen (3,2 km one way) oder uns mit dem Boot übersetzen lassen (round trip 15 $ p.P.).
Wir nehmen das Boot.
Während der kurzen Überfahrt ergeben sich schon schöne Motive.
Als wir ankommen, bemerkt Uta sofort das Fehlen eines „Herzenhäuschens“ auf der anderen Seite.
Detrius hatte in seinem Reisebericht ähnliches geschildert.
Sonst sind Parkverwaltungen in dieser Hinsicht geradezu vorbildlich, warum es gerade hier fehlt, bleibt uns ein Rätsel.
Im Moment ist uns das mehr oder weniger egal. Allerdings beginnt meine Frau, „strategisch“ zu trinken, also wenig bis gar nicht.
Während man früher über die Hidden Falls zum Inspiration Point wandern konnte, ist das im Moment wegen Bauarbeiten am Weg nicht möglich. So müssen wir beide Ziele separat erwandern und starten mit dem Inspiration Point. Das Plateau, von dem aus man einen schönen Blick über den See hat, liegt geschätzt so etwa 100 m über dem Jenny Lake. So geht es lange Zeit immer nur bergauf.
Der Weg beinhaltet zwei kleine „Gemeinheiten“. Zum einen führt er nicht direkt zum Ziel, sondern mit Umweg „hinten herum“ und zum anderen ist das Ziel nicht der höchste Punkt, d.h. man hat einige Höhenmeter mehr zu überwinden.
Egal, sofern man aus dem Wald heraus ist, gibt es auch unterwegs schon schöne Ausblicke.
Die Bärenglocke haben wir zwar dabei, packen sie aber bald weg, weil richtig viele Leute unterwegs sind. Entweder die Bären sind bereits verscheucht oder satt.
Irgendwann erreichen wir den Inspiration Point und genießen den Ausblick.
Hier kommen wir auch mit einer Amerikanerin italienischer Abstammung ins Gespräch. So wie wir die Nationalparks der USA schätzen, liebt sie Deutschland und schlägt uns vor, die Pässe zu tauschen. Ja, wie wir auf unserer Reise vielfach bemerkt haben, steht Deutschland allgemein hoch im Kurs. Wir glauben, wir können alle recht froh sein, bei der „Eierstock-Lotterie“ (Zitat Warren Buffet) Deutschland gewonnen zu haben.
Vom Inspiration Point aus kann man auch die Bauarbeiten am Weg sehen. Wahrscheinlich ist dieser in der nächsten Saison wieder geöffnet.
Danach gehen wir zu den Hidden Falls (ein deutlich kürzerer Weg) und machen ein paar Fotos. Der Wasserfall ist durchaus beeindruckend.
Lange verweilen können wir nicht, denn wir bemerken beide, dass der jeweilige „hydrostatische Druck“ die Warnschwelle überschritten hat. Mit uns sind viele andere unterwegs und vom Weg aus ist nicht allzu viel Gebüsch zu erreichen. Nun will ich nicht auf die physiologischen und psychologischen Unterschiede der Entwässerung bei Mann und Frau im Freien unter besonderer Berücksichtigung von Publikumsverkehr eingehen, nur so viel:
Als Mann hat man schneller mal eine Stange Wasser an einen Baum gestellt …
So habe ich irgendwann mein Problem gelöst, während meine Frau sich darauf konzentriert, nicht daran zu denken. Ich will das jetzt nicht weiter ausmalen. Die Überfahrt klappt zügig und wir erreichen rechtzeitig das „rettende Ufer“. An die Freunde von der Nationalparkverwaltung: Das gibt Abzüge in der B-Note.
Nachzutragen wäre noch, dass an den Zufahrtstraßen zum Parkplatz weithin wild geparkt wird. Anders als an den Sehenswürdigkeiten des Yellowstone, wo sich die Besucher vielleicht eine Stunde aufhalten, ist das hier ein Wanderparkplatz. D.h. Leute, die herkommen, bleiben i.d.R. einen halben Tag oder länger. Entsprechend gering sind die Fluktuation und damit die Chancen auf eine Lücke.
Anschließend geht es auf den Signal Mountain.
Später wollen wir uns noch den Jackson Lake ansehen und fahren zum Colter Bay Visitor Center. Es gibt zwar einen ganz netten Jachthafen da, aber (hier) keinen wirklichen Ausblick auf den See.
Danach nehmen wir die Hauptstraße (191) Richtung Süden und halten an den Turnouts wie Oxbow Bend und Co. an. So richtig tolle Anblicke erleben wir nicht, weil es in der Ferne etwas diesig ist und das mehrheitlich „Morgenlicht-Locations“ sind.
Zurück in Jackson Hole gehen wir wieder zum Town Square und machen ein Beweisfoto von einem der Torbögen aus den Abwurfstangen der Hirsche. Bislang war ich immer davon ausgegangen, dass es
einen solchen Bogen gibt. Es sind vier, an jeder Ecke des Platzes einer.
Wir überlegen wegen des Abendessens. Ach, wenn wir schon einmal hier sind, gehen wir doch in die bekannte Cowboy Bar (die mit dem Reiter als Leuchtreklame). Am Eingang werden wir gefragt, ob wir in die Sports-Bar oder das Restaurant wollen. Dass es hier zwei Lokalitäten gibt, hatte ich gar nicht auf dem Radar. Nun gut, aufgrund unseres fortgeschrittenen Alters entscheiden wir uns für das Restaurant. Wir werden ins Untergeschoss geführt und dort platziert. Es macht alles einen recht vornehmen Eindruck, bis auf die (einheimischen?) Gäste in Shorts und mit Kappe.
Während wir sonst wortlos Eiswasser auf den Tisch gestellt bekommen, werden wir hier gefragt, ob wir „plain water“ oder „sparkeling water“ möchten. Dass wir das noch erleben dürfen: Sprudelwasser in Amerika! Das bestellen wir natürlich.
Als der Kellner mit einer Flasche San Pellegrino zurückkommt, ahnen wir, woher der Wind weht. Als er dann noch beim Eingießen seine Serviette schützend vor das jeweilige Glas hält, damit der Gast auch ja nicht einen Spritzer abbekommt (Sprudelwasser gibt ja auch hässliche Flecken), wissen wir, dass wir hier nicht bei der Armenspeisung gelandet sind.
Was soll’s. Wir bestellen Hirschsteak und Teton Amber Ale, was beides sehr lecker ist.
Beim Verlassen des Restaurants schauen wir uns dessen Namen noch einmal genau an:
„Million Dollar Cowboy Bar“
Ja, wie sagte schon der alte Lateiner: „nomen est omen“, der Name ist Programm.
Zum Abschluss des Tages gehen wir noch einmal um den Platz und schauen in einzelne Geschäfte hinein. Was hier an Deko-Produkten aller Art angeboten wird, ist schon beachtlich, die Preise leider auch.
Mit einem Glas Rotwein beschließen wir den Tag.
Morgen geht es in eine hier im Forum eher weniger beschriebene Gegend, nach Kemmerer.
Exkurs für Planer
Die Strecke:
Ranch Inn in Jackson Hole: empfehlenswert (Nähe zum Zentrum, gutes Continental Breakfast)
Jenny Lake: guter Ausgangspunkt für Wanderungen; Achtung, bis spätestens 8.30 Uhr am Parkplatz sein, sonst gibt es Blutdruck statt Erholung.
Wanderungen zum Inspiration Point und zu den Hidden Falls empfehlenswert;
Achtung, keine Toiletten am bergseitigen Seeufer!
Die Viewpoints entlang der 191 sollten, sofern man es auf schöne Fotos abgesehen hat, am Morgen bzw. vor dem Mittag angefahren werden, um die Sonne im Rücken oder von der Seite zu haben.
Million Dollar Cowboy Bar (Restaurant): gut und teuer