Wer hätte DAS gedacht?Die Zimmer des Avanti Motels in Rapid City sind ganz ansprechend eingerichtet.
Allerdings gibt es kein Frühstück. Daher sitzen wir jetzt in einem Denny's und lassen es uns gut gehen.
Danach nehmen wir die nahe I90 und fahren in Richtung Nord-Westen. Über Sturgis geht es nach Spearfish. Dort verlassen wir die „Autobahn“ und folgen dem Spearfish Canyon. Dieser ist landschaftlich recht schön. Parallel zur Straße verläuft ein kleiner Fluss. Um das Gebiet allerdings richtig zu erfassen, müsste man hier wandern gehen. Das haben wir heute nicht vor.
Unsere Ziele sind die Bridal Veil Falls und die Roughlock Falls. Diese sind durchaus schön anzusehen, allerdings von ihrer Mächtigkeit her für amerikanische Verhältnisse eher bescheiden.
Wer es auf Hochglanzfotos abgesehen hat, sollte die Bridal Veil Falls besser am Nachmittag besuchen, weil sie vormittags im Schatten liegen.
Am späten Vormittag erreichen wir Lead, eine alte Bergarbeiterstadt. Hier gab es die größte und tiefste Goldmine Amerikas. Da meine Frau „bergbau-affin“ ist, habe ich das zuständige Museum als Ziel ausgesucht. Ja, Uta hat Geotechnik studiert und interessiert sich daher nicht nur für den finalen Glitzerkram, sondern auch dafür, wie man die verschiedenen Sachen aus der Erde heraus bekommt.
Im Internet war von einer „virtuellen Bergführung“ die Rede. Vielleicht stand es nicht so präzise in der Beschreibung, vielleicht habe ich es zu oberflächlich gelesen, für mich stand jedenfalls fest: Das gibt mindestens großes Kino, wenn nicht sogar 3D und Virtual Reality!
Bei unserer Frage, wann denn die nächste Show startet, schauen wir zunächst in große, leere Augen. Wir sollten uns noch ein wenig im Vorraum umschauen, unsere Führung ginge dann gleich los.
Während wir anfangs erstaunt bis enttäuscht waren, fanden wir recht schnell Gefallen daran. Eine ältere Frau, deren Großvater hier Bergmann war, führt uns durch die ausgedehnten Kellerräume, wo wie in einem echten Stollen die unterschiedlichen Arbeitsweisen des Bergbaus samt Werkzeugen und Maschinen demonstriert werden.
Ihre Erläuterungen sind gespickt mit persönlichen Erinnerungen wie dieser …
Zum Herauslösen des Goldes aus dem Erz wurde früher Quecksilber benutzt. Es war ihnen als Kinder ein großer Spaß, damit zu spielen, was ihre Eltern irgendwie nicht so toll fanden. Eines schönen Tages war dann Schluss damit, weil das Verfahren zur Goldgewinnung auf das „umweltfreundlichere“ Zyanid umgestellt wurde.„Unter Tage“ haben wir nicht fotografiert, so dass wir hier nur diese Pressluft-Lokomotive zeigen können, wie sie auch vor dem Museum steht. Ja, richtig gelesen, „Pressluft“, daher auch die vielen Nieten.
Danach haben wir natürlich noch das eigentliche Museum besucht. Beginnend von einer Replik des ersten Nuggets, das den Goldrausch hier auslöste, sind allerlei Gegenstände ausgestellt, die irgendwie mit dem Bergbau zu tun haben oder einfach nur alt sind.
Unser Herz schlägt schon einmal höher, als wir ein Werkzeug aus Old-Germany entdecken ( … was wäre Amerika ohne …)
Die folgende Vitrine macht uns dann allerdings sprachlos.
Schaut sie euch nur genau an.
Na, entdeckt?
Hier noch einmal ein Foto aus der Nähe.
Ja richtig, zum Thema „Schutz der Goldbarren“, wird u.a. eine Uniformmütze aus der DDR ausgestellt! Spontan wollte ich bei einer der Damen nachfragen, wie sie sich das so denken, aber dann habe ich mir überlegt, dass sie möglicherweise gar nicht verstehen, wovon ich rede. In ihrem US-zentrierten Weltbild kommt sicher „Germany“ und vielleicht auch noch die Berliner Mauer vor. Aber ob sie wissen, dass hinter dieser Mauer noch ein anderes „Germany“ gelegen hat? Vermutlich nicht.
Stattdessen „beömmeln“ wir uns an dem Gedanken, dass hier deutsche Vopos mit Sheriff-Stern und Winchester Streife gelaufen sind. Ja, wer hätte das gedacht?
So genau kennen wir uns gar nicht mit den Details der DDR-Uniformmützen aus. Am Ende war gar die Stasi hier …?
Mögen sich noch Scharen deutscher Touristen an diesem Kleinod erfreuen.
Nach dem Museum gehen wir in das Sanford Lab Homestake Visitor Center, das schräg gegenüber liegt. Das Gebäude befindet sich unmittelbar an der Mine.
Der Trichter, den man für die Mine hält, ist sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Eigentlich wurde das Erz unter Tage gefördert, allerdings sind irgendwann einmal die obersten 100-200 m eingestürzt. Den Schutt hat man dann im Tagebau abgebaut. Die eigentliche Mine ist 8000 Fuß tief (2400 m) und damit mehr als 10 mal so groß wie das Loch, das man hier sieht.
In der Ausstellungshalle gibt es ein Modell der Stollen.
Das Visitor Center gehört zu einer Forschungseinrichtung, die sich mit Neutrinos befasst. Ihr wisst doch sicher alle, dass hier das „Solar Neutrino Problem“ entdeckt wurde, oder?
Neutrinos?
Das sind Elementarteilchen, soweit ist das klar, aber dann muss Wiki helfen:
Neutrinos sind demnach ungeladene Teilchen, die kaum eine Masse haben und so unvorstellbar klein sind, dass sie durch die ganze Erde hindurchfliegen können, ohne irgendwo „anzustoßen“. Schlaue Physiker haben es trotzdem geschafft, Detektoren zu bauen, mit denen sie diese Teilchen aufspüren können. Um nun alle anderen Strahlungen von den Detektoren fernzuhalten, muss man diese tief unter die Erde bringen. Dafür kann man sich entweder extra ein Loch graben oder eben ausgediente Stollen einer Mine benutzen …
Das Bild zeigt einen Teil eines solchen Detektors.
Und wo ist jetzt das Problem mit den Sonnen-Neutrios?
Ich versuche es in aller Kürze:
Die theoretischen Physiker haben ein Modell von den Vorgängen in der Sonne und können genau berechnen, wie viele Neutrinos pro Sekunde so entstehen. Die Experimental-Physiker wollten das nachmessen und haben Mitte der 60-er Jahre hier die ersten Detektoren in die Mine gebracht. Was sie auch taten, sie kamen immer nur auf ca. 30 bis 50 % der vorhergesagten Anzahl. Daraufhin haben sich die Theoretiker und Praktiker jahrelang gestritten, wer mehr Recht hat.
Irgendwann hat dann jemand entdeckt, dass es mehrere Sorten von Neutrinos gibt, sagen wir die roten, die grünen und die blauen. Die damaligen Detektoren konnten aber nur die roten erkennen. Problem gelöst. Nobelpreis.
Inzwischen ist es Mittag geworden. In einem nahegelegenen kleinen Restaurant essen wir einen Salat.
Weiter geht es nach Deadwood, das ähnlich wie Keystone „vollständig touristisch erschlossen“ ist.
Im berühmten Saloon Nr.10 schauen wir uns das Schauspiel um die Pokerpartie, die mit einer Schießerei endete, eine Weile an. Dann redet der Hauptdarsteller aber so unendlich lange, dass wir uns entschließen zu gehen, noch bevor ein Schuss fällt. Vielleicht hat der Pokerspieler ja diesmal überlebt.
An anderer Stelle wird auch in historischen Kostümen gespielt. Ein Apotheker verkauft eine Wundermedizin. Sie heilt zwar nichts, aber man fühlt sich besser – Alkohol.
Wenn man in der Nähe ist, sollte man sich Deadwood durchaus einmal ansehen, aber nicht mehr als ein gespieltes Wildwest-Städtchen erwarten.
Unser letztes Ziel für heute ist „Tatanka – Story of the Bison“, eine Ausstellung, die sich auf einem Hügel unmittelbar neben Deadwood befindet. Kurz vor dem Eingang erwartet uns ein Streifenhörnchen. Obwohl wir vorbeigehen, schießt der Autopilot in Utas Kamera doch ein Foto.
Was wir innen erleben, haben wir so nicht erwartet. Die Geschichte der Bisons bis zur Fast-Ausrottung wird in der Ausstellung recht kurz abgehandelt. Daneben hält aber ein Indianer einen Vortrag über die frühere Lebensweise der Indianer, untermauert mit Exponaten, die er herumreicht. Sehr interessant!
Hinter dem Gebäude befindet sich eine monumentale Plastik, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Mit vielen lebensgroßen Bronzefiguren wird eine Jagdszene der Indianer nachgestellt. Mächtig gewaltig!
Enttäuschend ist, dass es kaum Besucher gibt. Ich glaube, den allermeisten Wildwest-Touristen in Deadwood ist gar nicht bewusst, was sie hier verpassen.
Über die I90 fahren wir wieder zurück nach Rapid City.
Hier wollen wir zum Dinner in die Firehouse Brewery. Eine gute Idee. Dumm nur, dass viele andere die gleiche Idee haben. Ja, zum Samstagabend sollte man schon einmal über die Reservierung eines Tisches nachdenken. Das Essen, Bison-Burger und Spare Rips, schmeckt, und das Ambiente ist ansprechend. Wir können die Brewery empfehlen.
Satt und voller Erlebnisse kehren wir zum Avanti Motel zurück …
… und wieder geht ein schöner Tag zu Ende.
Wenn ich euch sage, dass der Titel des morgigen Berichts „Fix und fertig“ heißen wird und es in Richtung Osten geht, wissen die meisten Vorgereisten wahrscheinlich schon, was auf dem Plan steht.
Exkurs für Planer
Die Strecke
Die einzelnen Ziele des Tages sind unseres Erachtens durchaus interessant und lohnenswert, haben aber keinen "Must Have" Charakter.
Wenn man in Rapid City übernachtet, sollte man ein Dinner in der Firehouse Brewery einplanen (am besten Tisch reservieren).