EntenangelnZur Beruhigung aller besorgen Gemüter versichern wir, dass wir heute nicht vorhaben, zweifelhaften Jagdpraktiken nachzugehen. Die eigentliche Bedeutung des Titels wird sich später im Text erschließen.
Heute verlassen wir den geliebten Yellowstone NP, allerdings nicht ohne zuvor noch zwei Sehenswürdigkeiten besucht zu haben. Das heutige Tagesziel ist Jackson Hole im Grand Teton NP. Allerdings fahren wir zunächst nicht in Richtung Süden, wie das üblich wäre, sondern nach Westen.
Schließlich gibt es ja heute noch eine Überraschung für meine Frau. Erstaunlicherweise hat es Uta noch nicht herausbekommen und, darüber staune ich noch mehr, habe ich es geschafft dichtzuhalten. Während meine Frau noch grübelt, kann ich es euch ja schon einmal verraten:
Wir gehen heute Opale suchen! Das sind die bunten Steine mit ihren changierenden Farben, wie man sie vor allem in Australien findet, aber eben auch hier in Spencer, Idaho. Das ist zumindest der Plan.
Aber der Reihe nach.
Nachdem wir die Old Faithful Area verlassen haben, sehen wir uns zunächst das Bisquit Basin an. Wie nicht anders zu erwarten, finden wir auch hier wieder schöne „Springbrunnen und bunte Pools“ vor.
Danach fahren wir den Firehole Canyon mit den Firehole Falls ab.
Den Yellowstone NP verlassen wir über West Yellowstone, eine kleinere Stadt außerhalb des Nationalparks. Eine Übernachtung hier wäre eine preiswertere Alternative. Gefühlt liegt West Yellowstone schon aber ein ganzes Stück von den Highlights des Parks entfernt. Die vermutlich geringeren Übernachtungspreise bezahlt man also mit einem längeren Anfahrtsweg. Ob sich so etwas lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
An einer Tankstelle in West Yellowstone sehen wir einen alten Ford vom Anfang des 20. Jahrhunderts, dessen Fahrer uns gern ein Foto schießen lässt.
Noch ein Stück geht es auf einem Highway in Richtung Westen. Dann kommen wir an eine Stelle, wo wir auf eine einfachere Straße abbiegen wollen. Die Luzie vom Navi will partout weiter geradeaus fahren.
Die spinnt ja wohl!
Wir halten und vergleichen mit der Offline-Karte von Google Maps. Die Straße, die wir fahren wollen, gibt es, und sie führt uns ganz zweifelsfrei zu unserem Ziel. Nun gut, es ist nur eine „gelbe Straße“ und nicht rot wie der Highway, aber was soll’s. Die dumme Luzie vom Navi schlägt uns einen Weg vor, der glatt doppelt so lang ist. Wer weiß, bestimmt sind da im Navi ein paar Optimierungseinstellungen ein bisschen „schräg“ gesetzt?
Wir nehmen die kurze Strecke und das Schicksal seinen Lauf.
Der eine oder andere von euch kennt vielleicht das Sprichwort:
Der Weg des geringsten Widerstandes ist nur auf den ersten Metern gepflastert.
Heute können wir dieses Sprichwort live erleben, denn irgendwann, nachdem wir 10-15 Meilen gefahren sind, taucht da plötzlich so ein Schild auf, das uns erklärt:
Hier ist die Welt zu Ende!Jedenfalls hört hier die asphaltierte Straße auf. Weiter geht es auf Schotter.
Zum Umkehren erscheint es uns zu weit. So entschuldigen wir uns bei Luzie und geben uns unserem Schicksal hin.
Als Deutscher weiß man, dass auch so ein Auto ein „fühlendes Wesen“ ist. Entsprechend zurückhaltend fahren wir. Die Eingeborenen mit ihren Pick-ups haben damit keinen Vertrag und brettern entsprechend an uns vorbei. Einmal kommt ein Stein vom Auto eines jungen Wilden auf uns zugeflogen, verfehlt zum Glück unsere Windschutzscheibe und schlägt mit lautem Knall in unsere Flanke ein. Entsprechend der Empfehlungen des ADAC sind wir zwar versichert, aber da ist „Offroad“ immer ausgeschlossen.
Dem Knall nach befürchten wir Schlimmes. Letztlich ist es aber nur eine kleine Delle, mit der wir später bei der Rückgabe des Autos keine Probleme haben sollten.
Es gibt hier Landwirtschaft, alle paar Meilen kommen einzelne Häuschen. Die Menschen mögen glücklich und zufrieden leben, aber insgesamt haben wir den Eindruck, hier am AdW zu sein.
Nach einer gefühlten Stunde haben wir wieder festen Boden unter den Rädern. Schilder entlang der Interstate werben nun für „Spencer the Capitol of Opal“ oder so ähnlich.
Bei Uta „fällt der Groschen“ und ihre Augen beginnen zu leuchten. Opale, mindestens so farbig wie die aus Australien, die wollen wir hier finden.
Dann erreichen wir die „Hauptstadt“. Naja. Der Ort besteht aus vielleicht 20 Häusern. Die eigentliche Mine liegt außerhalb und ist für uns nicht erreichbar. Unser Ziel ist ein Rock-Shop am Ende des Ortes mit Imbiss und angeschlossener „Mini-Mine“, wo wir buddeln dürfen.
Erst einmal essen wir einen leckeren Crispy Chicken Salad. Dann gehen wir zum Chef und erklären ihm, dass wir etwas „diggen“ wollen. Er schaut skeptisch auf unsere Sandalen und zeigt auf eine Hinweistafel, auf der Vorschriften zur Ausrüstung stehen.
Meister, das haben wir alles im Internet gelesen, wir sind bis hin zur Schutzbrille „fully equipped“.
Gut.
Dann müssen wir beide einen Persilschein unterschreiben, der ihn von jeglicher Haftung befreit, für den Fall, dass wir uns verletzen, ums Leben kommen oder noch Schlimmeres passiert. Wir unterschreiben.
Jetzt kommt die Einweisung.
Eine Einweisung? Wofür?
Losziehen, bunte Steine abgreifen und fertig. Je größer und farbiger, umso besser.
Naja, bunt sind die Steine nur im Verkauf und in der Werbung natürlich. Alles, was man hier finden kann, sind Steine, die an einer Stelle eine milchglasartige Schicht haben, die farbig schimmert, wenn man sie nass macht (dafür die Sprühflasche). Die richtigen Schmucksteine entstehen erst, indem Profis sogenannte Triplets herstellen. Dazu trennt man die Opalschicht vom Muttergestein, klebt einen schwarzen Onyx darunter und eine Linse aus Bergkristall obendrauf.
Egal, wir sind einmal hier und jetzt wollen wir auch „diggen“!
Wir bezahlen 15 Dollar pro Person, ziehen uns um, greifen uns unserer Werkzeug und legen los.
Hinter dem Gebäude ist die „Mini-Mine“, ein großer Steinhaufen.
Die Steine sind hell. Darauf milchglasartige Stellen zu erkennen, ist nicht ganz leicht. Nach dem Anfeuchten schimmern manche farbig, die meisten aber nicht. Es ist so zwischen 13.00 und 14.00 Uhr und entsprechend warm.
Nach etwa einer Stunde haben wir gefühlt 1000 Steine umgedreht und einige von ihnen aufgeschlagen. Der Erfolg indes ist sehr mager. Eine Hand voll Stücke haben wir gefunden, kein einziges davon ist auch nur im Ansatz wirklich schön. Zeitlich haben wir keine Begrenzung, dürfen aber pro Person nur 1 Pfund Steine mitnehmen, mehr gegen Aufpreis.
Wir lassen es gut sein.
Im angeschlossenen Rockshop schauen wir uns noch etwas um. Wie zum Hohn liegen in einer Kiste Steine mit Opalschicht, jeder einzelne schöner als der beste, den wir gefunden haben. Das Stück kostet 5 $. Wir haben für unserer Aktion insgesamt 30 $ bezahlt. Rein monetär betrachtet hätten wir also …
Nun gut, das war eben eine Form des „Entenangelns“ wie man es von der Kirmes her kennt, hier nur eben für Erwachsene. Auch wenn das, was man zum Schluss herausbekommt, weniger ist, als man bei einem direkten Kauf erhalten hätte, so hat man doch das Gefühl, sich etwas „erarbeitet“ zu haben. Kinder können sich über so etwas freuen.
Und dann ist ja noch die Chance auf das Große Los, sozusagen das Goldnugget unter den Opalen. So gefrustet, wie die anderen Mitsuchenden sind, scheint das auch von denen keiner gefunden zu haben.
Kunststück, denn das, was wir hier durchsucht haben, war die Abraumhalde der Opalmine.
Schluss damit! Wir hatten unser Abenteuer.
Im Andenken an Steve Jobs: “One more thing ...”
Im Rock Shop hatten sie natürlich nicht nur die Rohmaterialen, sondern auch die „fertigen“ Opale. Die schauen wir uns noch etwas genauer an und einer der Steine zwinkert uns regelrecht zu. Meine Frau lässt es sich nicht anmerken, was sich in der anschließenden Verkaufsverhandlung bezogen auf den Preis als überaus nützlich erweist.
So habe ich jetzt wenigstens ein Weihnachtsgeschenk!
Nun müssen wir noch nach Jackson Hole. Der Mann aus dem Rockshop empfiehlt eine südliche Route. Die Strecke, die ich mir ausgesucht hatte, verläuft nördlicher und wäre viel kürzer. Für 1 Sekunde überlege ich, doch meine Abkürzung zu nehmen, aber
eine „Abkürzung“ pro Tag ist wohl genug.
Der Weg zieht sich. Hier ein paar Bilder.
Gegen Abend kommen wir in Jackson an und checken in das Ranch Inn ein. Das Motel ist verkehrsgünstig gelegen, da das Stadtzentrum quasi gleich um die Ecke ist.
Auf Empfehlung des Mannes an der Rezeption kehren wir im Restaurant „Local“ ein. Die Wartezeit verbringen wir an der Bar, wo wir die lokalen Biere testen. Ja, „Biere“ in der Mehrzahl, da zumindest ich einen Sampler bestellt habe. Alkohol ist ordentlich drin, ansonsten schmecken sie „interessant“.
Wir mussten noch nicht einmal unsere Ausweise zeigen. Am Ende sieht man uns unser Alter an, schrecklich.
Zur Feier des Tages gibt es heute Bison-Medaillons auf Süßkartoffelbrei mit Heidelbeeren. So richtig viel war es nicht, aber lecker.
Nach dem Essen drehen wir noch eine Runde um den Town Square und schauen uns ein paar Geschäfte an. In einem begegnet er uns dann, der Grizzly, der König des Waldes. Ausgestopft natürlich, aber trotzdem imposant, steht er dort zum Verkauf.
Wir überlegen noch, ob wir den überhaupt mit nach Deutschland einführen dürften? Da fällt uns auf, dass wir ja gar nicht mehr genug Platz im Koffer haben und lassen es sein. Schade auch.
Übrigens, Meister Petz hätte schlappe 29000 $ gekostet, ein Schnäppchen.
Auch die übrigen Exponate sind durchaus interessant, z.B. ein echter Elchkopf mit Geweih für „über den Kamin“. Aber wie schon gesagt, leider haben wir keinen Platz mehr im Koffer ...
Zurück im Motel bewundern wir noch einmal unseren Opal und stoßen mit einem Glas Rotwein darauf an.
Das Entenangeln überlassen wir zukünftig besser den Kindern auf der Kirmes.
Morgen geht es in den Grand Teton NP.
Exkurs für Planer
Die Strecke:
Nachtrag zum Yellowstone NP: Mit unserer Planung (2 Übernachtungen im Canyon Village plus 2 Übernachtungen am Old Faithful) waren wir durchaus zufrieden. Es gibt sicher 1000 Varianten, sich den Yellowstone zu erschließen, aber wer als Planer damit beginnt, sollte durchaus einmal mit 2+2 Übernachtungen starten. Dann kann man ja alles noch „viel optimaler“ gestalten.
Den Opal-Schlenker nach Spencer, Idaho könnt ihr getrost auslassen. Wer doch hinfährt, sollte zumindest nicht DIE Abkürzung nehmen, sondern immer schön auf Highway und Interstate bleiben.
Das Restaurant „Local“ in Jackson können wir durchaus empfehlen, wenngleich die Kreditkarte dafür etwas stabiler gebaut sein sollte.