Auf den Spuren von Fischschwärmen, Guido Maria Kretschmer und Sven HannawaldAlle Tage sind gleich lang …
… aber unterschiedlich breit.
Der heutige Tag sollte wieder einer von den etwas breiteren werden, denn wir haben viel vor.
Das Frühstück im Best Western Plus in Kemmerer ist recht gut. Bevor wir starten, vereinbaren wir im Hotel noch ein Late Check out, denn wir wollen nach unserem „Fischzug“ hier noch einmal duschen.
Und los geht es.
Die ersten Meilen fahren wir noch auf normaler Landstraße, dann müssen wir wieder ins Unbefestigte abbiegen. Unsere Fischgründe liegen ziemlich in der Pampa. Der Weg ist länger als erwartet, aber so nach ca. 40 min sind wir am Ziel, einem Steinbruch.
Einem Steinbruch? Wie soll es da denn Fische geben?
Naja, ich hatte wohl noch nicht erwähnt, dass wir heute nicht nach lebendigen Fischen suchen, sondern nach toten und zwar solchen, die schon sehr lange tot sind.
Wir befinden uns hier bekanntlich im Umfeld des Fossil Butte NM, und da gibt es halt auch Fossilien, die noch in der Erde liegen. Es existieren so viele davon, dass sich ein Teil der Fundstätten in privater Hand befindet. Deren Besitzer lassen jedermann suchen, sofern man einen nennenswerten Obolus entrichtet und sich an zuvor vereinbarte Spielregeln hält.
Die Stelle, an der wir heute suchen, haben wir aus dem Internet. Als wir gestern im Fossil Butte NM nach den Möglichkeiten einer „Privatsuche“ fragten, bekamen wir eine Liste mit ca. 10 Steinbrüchen der Umgebung, wo das möglich ist. Allerdings erhielten wir keine Antwort, welcher denn besonders empfehlenswert sei. Man ist als öffentliche Einrichtung zur Neutralität verpflichtet. So sind wir jetzt bei dem, den wir schon aus dem Internet kennen.
„Hallo Meister, wir wollen ein bisschen nach Fossilien diggen“. „Ja, da seid ihr hier genau richtig!“
Nach dem Bezahlen und dem Unterschreiben der Spielregeln bekommen wir unser Werkzeug, eine Stelle zugewiesen und eine kurze Demonstration, wie man es am besten anstellt. Von den Spielregeln sind zwei wichtig: keinerlei Haftung durch den Steinbruchbesitzer und wir dürfen nur „Fische“ mitnehmen. Sollten wir einen Knochen von einem Saurier, Säugtier o.ä. finden, müssten wir den Fund abgeben.
Also frisch ans Werk.
Wir hämmern Sandsteintafeln aus der Wand und spalten sie danach auf. Manchmal hat man Glück und manchmal Pech. Es ist fast wie mit Rubbellosen, nur dass die Chancen hier höher sind. Wie auch beim Lotto kann so eine „Schatzsuche“ echt süchtig machen! So fällt es uns nicht leicht, uns nach einer reichlichen Stunde (für die wir bezahlt haben) loszureißen und den Hammer aus der Hand zu legen.
Wir haben eine Reihe von Stücken gefunden, nichts „Repräsentatives“, dafür aber etwas „Eigenes“. Der Steinbruchbesitzer schneidet uns die Stücke auf einer Kreissäge noch zurecht und stellt uns ein Papier für den Zoll aus.
Hier ist das Ergebnis von einer Stunde „fischen“:
In der Umgebung sind an anderen Steinbrüchen echte Glücksritter tätig. Es hat so einen Hauch von Goldrausch.
Während wir zurück zum Hotel fahren, habe ich noch Zeit für drei Anmerkungen:
(1) Wer es (nur) auf ein besonders schönes Stück abgesehen hat, sollte es sich gleich im Rock Shop kaufen. Das ist einfacher und wahrscheinlich billiger. Hier hat das „diggen“ 30 Dollar, pro Person und Stunde gekostet. Für uns war auch der Weg das Ziel. Es hat einfach unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.
(2) So sehr es uns auch Spaß gemacht hat, so tun uns die Fossilien leid, die wir wahrscheinlich zerstört haben. Es schmerzt irgendwie, wenn man Greenhorns wie uns an solchen Fundstellen herumstümpern lässt. Vermutlich gibt es aber Millionen dieser Fossilien hier, so dass es einfach egal ist. In unseren Augen würde so ein Steinbruch in die Hände einer Uni gehören, die dort ihre Paläontologen handwerklich ausbilden kann.
Wenn wir mal groß im Lotto gewinnen sollten, kaufen wir einen solchen Steinbruch und schenken ihn der Bergakademie Freiberg. Da hat meine Frau studiert.
(3) Wir haben folgenden Steinbruch besucht:
www.fossilsafari.comDer ist im Internet gut beschrieben und für Otto-Normal-Touristen geeignet. Ob andere besser sind, können wir nicht sagen. Wer jetzt Lust bekommen hat, sollte sich in der Planungsphase vom Visitor Center des Fossil Butte NM die Liste mit allen Steinbrüchen zumailen lassen und dann nach seinen Interessen auswählen.
Zurück im Hotel duschen wir ausgiebig, was auch dringend nötig ist.
Nach dem Auschecken nehmen wir über die US189 und die I80 Kurs auf Park City. Guido Maria Kretschmer wartet auf uns. Na gut, nicht er persönlich, sondern nur das große Outlet in Park City.
Es ist schon Nachmittag, als wir ankommen. Zum wiederholten Male auf unserer Reise essen wir 2 Scoops Eis quasi als Lunchmalzeit. Bei über 30 °C tut das so gut.
Dann stürzen wir uns in das Powershopping. „Power“ deswegen, weil wir nicht unbegrenzt Zeit haben. Schließlich wollen wir heute noch Skispringen …
Routinemäßig gehen wir zum Informationsschalter des Outlets, legen unsere AAA-Karte vor und erhalten ein Coupon-Book sowie einzelne zusätzliche „Glücklichmachungsscheine“ mit „25% auf ein Einzelstück“ und „20% auf den gesamten Einkauf“, gültig in ausgewählten Geschäften.
Ich schreibe das hier so ausführlich, weil zum einen die Zusatz-Coupons für uns neu sind und wir zum anderen später in Denver die Erfahrung machen, dass der Wert einer AAA-Karte in Bezug auf Rabatte offenbar nicht allen bewusst ist. Wer ADAC-Mitglied ist, was jeder sein sollte, der in den USA mit einem Leihwagen/Wohnmobil herumfährt, bekommt die AAA-Karte kostenlos zugeschickt, … sofern man danach fragt.
Auf geht es zu Polo Ralph Lauren, Clavin Klein, Lewi’s und Tommy Hilfiger. Der letztgenannte Laden ist wie immer „fest in deutschen Händen“. Wir setzen die „Glücklichmachungsscheine“ ein und erstehen so das eine oder andere Schnäppchen. Insgesamt kaufen wir aber nicht wirklich viel für uns und unsere Kinder.
Bei Lewi‘s gibt es etwas Stress, weil wir einen Gürtel und eine Hose kaufen und dafür zwei Coupons geltend machen wollen.
„Das ist nicht zulässig, pro Einkauf nur 1 Coupon“, lässt uns die Verkäuferin wissen.
Na gut, dann kaufen wir Hose und Gürtel eben einzeln und schon geht es.
Das Outlet ist durchaus empfehlenswert: groß, gute Auswahl, günstige Preise und mit den Zusatz-Coupons immer für ein Schnäppchen gut.
Inzwischen ist es 17.00 Uhr geworden und wir sind mit den Geschäften, die wir besuchen wollen, durch. Jetzt geht es zum Skispringen im nahe gelegenen Olympiapark.
Wie ihr natürlich alle wisst, gewann Sven Hannawald hier im Jahre 2002 die olympische Silbermedaille im Skispringen. Die Sporteinrichtungen im Olympiapark sind noch in Betrieb und zumindest zum Teil für die Öffentlichkeit freigegeben.
Als ich im Rahmen der Planungen meiner Frau davon erzählte, wurde das unerwartet mit einem
„tolle Sache, will ich haben …“
quittiert, worauf das Skispringen zu einem Programmpunkt wurde.
Jetzt, auf dem Weg zum Olympiapark, wird daraus ein verhaltenes
„Meinst du wirklich, wir sollten …?“
„Ja, das meine ich!“ und verweise auf Mark Twains „Twenty years from now“, wonach man im Rückblick mehr die Dinge bedauert, die man unterlassen hat zu tun, als die Dinge, die man getan hat.
So gehen wir zum Schalter und besorgen uns die Tickets. Zuvor müssen wir wieder einen „Persilschein“ unterschreiben, der den Veranstalter von jeglicher Haftung freistellt. Aber was soll schon groß passieren, mehr als abstürzen können wir nicht.
Auf Groß- und Normalschanze trainieren Jugendliche. Wer sich jetzt über Skispringen im Sommer wundert: es ist natürlich ein Mattenspringen. Am Sessellift reihen wir uns in die Schlange der Jugendlichen ein …
Das letzte Mal standen wir als Kinder auf Skiern und haben es damals bestenfalls geschafft, kleine Hügel sturzfrei herunter zu rutschen. Inzwischen sind wir deutlich über 29 Jahre alt …
Von einer Schanze sind wir noch nie gesprungen. Wir werden das auch heute nicht tun, das könnte sonst als Suizidversuch angesehen werden.
Allerdings würden wir schon ganz gern einmal das Flugerlebnis eines Skispringers genießen.
Das ist hier möglich!
Die Organisatoren haben auf Höhe der Großschanze eine Zipline aufgebaut. D.h. parallel zu den Schanzen sind Stahlseile gespannt, in die man sich einklinken und ins Tal sausen kann. Der Höhenunterschied entspricht dabei genau dem der Großschanze.
Richtig! Eine „geile“ Sache!
Als wir mit dem Sessellift oben ankommen, ist es Uta zunächst noch etwas flau in der Magengegend. Die Zipline hat etwas von „Hinrichtung“. Die Besucher werden in einem Gurtgeschirr festgeschnallt und durch die Schwerkraft gegen eine Klappe gedrückt. Wenn es soweit ist, betätigt der „Henker“ einen Knopf und die Klappe öffnet sich wie eine Falltür. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Es sind eine Reihe von Besuchern vor uns, so dass wir uns das Schauspiel einige Male ansehen können. Nachdem meine Frau erkannt hat, dass die Mehrzahl der Teilnehmer den wilden Ritt überlebt, stellt sich auch bei ihr wieder der Ruhepuls ein.
Jetzt sind wir an der Reihe, kommen in das Gurtgeschirr und vor die „Falltür“. Wir werden noch gefragt, ob wir den Start lieber „überraschend“ oder mit „Countdown“ haben möchten. „Sicherheitshalber“ entscheiden wir uns für „Countdown“.
„Gut, auf Drei“
„Drei!“ … und los geht es.
„Du dumme K…“, möchte ich der jungen Frau am Startknopf noch zurufen, aber da fliegen wir schon.
Mit bis zu 50 mph rasen wir dem Tal entgegen.
Ein Wahnsinnserlebnis! Nur ein bisschen kurz.
Nachzutragen wäre noch, dass der Spaß nicht ganz billig ist. Die vielleicht 10 s kosten 25 Dollar pro Person. Wer mehr wissen möchte, findet hier Informationen:
www.utaholympiclegacy.org/extreme-zipline/Im Olympic Park gibt es noch mehr derartige Attraktionen, z.B. eine Bobfahrt oder im Rodel-Reifen einmal den Aufsprunghang der Schanzen herunterrutschen oder oder oder. Wem der Sinn danach steht und wer genügend Zeit und Geld mitbringt, der kann ein goldenes All-Inclusive-Bändchen kaufen und sich damit von früh bis spät hier vergnügen.
Natürlich werden hier auch richtige Wettkämpfe ausgetragen. Wir schauen uns noch etwas um. Besonders gefällt uns eine Anlage zum freien Klettern über einem Schwimmbecken. Prinzip: Wer nass wird, hat verloren.
Es ist Abend geworden, und wir machen uns auf nach Salt Lake City. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir unser Hotel, das Airport Inn, und beziehen Quartier.
Wir essen im Restaurant des Hotels (chinesische Küche) und gehen dann auch recht bald auf unser Zimmer, wo wir die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen …
… Fossilien suchen, Powershoppen und „Skispringen“.
Was für ein Tag!
Mit dem Bewusstsein im Sinne von Mark Twain alles richtig gemacht zu haben, schlafen wir ein.
Twenty years from now
you will be more disappointed by the things that you didn't do
than by the ones you did do.
So throw off the bowlines.
Sail away from the safe harbor.
Catch the trade winds in your sails.
Explore. Dream. Discover.
(Mark Twain)
Morgen wird es heißen,
Sheriffs sollst du meiden, aber Marshalls sollst du suchen!
Warum man den Kontakt mit Sheriffs meiden soll, liegt auf der Hand. Interessant wird sein, wofür Marshalls gut sind.
Exkurs für Planer
Die Strecke:
Fossilien suchen in Kemmerer:
- sehr empfehlenswert für „Hobbypaläontologen“;
- wer nur ein schönes Stück haben möchte, kauft es sich besser im Rock Shop;
- www.fossilsafari.com bietet eine Möglichkeit;
- vorher vom Visitor Center des Fossil Butte NM die Liste mit alle öffentlichen Steinbrüchen der Umgebung anfordern;
- Steinbruch nach eigenen Interessen auswählen (Lage, Kosten, Mitnahmemöglichkeiten);
- vormittags „diggen“ und hinreichend Sonnenschutz incl. Hut mitnehmen, denn ein Steinbruch hat i.d.R. keinen Schatten;
- „alles Nötige“ selbst mitführen, denn außer einen Dixi-Klo gibt es dort i.a. keinerlei Infrastruktur (also auch kein Wasser zum Händewaschen)
Outlet in Park City:
- empfehlenswert;
- mit AAA-Karte zuvor am Info-Stand die Coupons abfassen
Olympic Park in Park City:
- sehr empfehlenswert;
- hier sind Erlebnisse der besonderen Art möglich;
- nicht ganz billig;
- Infos unter www.utaholympiclegacy.org/extreme-zipline/
Restaurant im Airport Inn in Salt Lake City:
- gut geeignet, wenn man im Hotel wohnt