15.09. Glacier NP: Many Glacier, Going-to-the-sun-road; Whitefish(226 Meilen / 363km)Guten Morgen, hier ist wieder Buffalo Bill mit den neuesten Meldungen des Tages. Micky und Markus haben sich ausgesprochen und wollen heute einen perfekten Tag hinlegen, der den Bedürfnissen beider gerecht werden soll.
Micky ist natürlich schon wieder in aller Herrgottsfrühe auf und dreht dann erstmal die Heizung auf Volldampf. Kuschelexperte Markus traut sich endlich auch aus dem Schlafsack, als die Raumtemperatur kurz vor Sauna angelangt ist. Nun trottet auch er rüber zu den Duschen, nicht jedoch, ohne vorher die Raumtemperatur durch Durchzug wieder auf Iglu abkühlen zu lassen, damit Eiswürfelexperte Micky seinen Frieden findet. Perfekt.
US-89 zwischen Choteau und Browning, Montana |
Nächster Punkt der Tagesordnung, das Geheimnis von Browning. In der Tat. In Browning gibt es zahlreiche Motels. Ob sie aber gestern Abend auch verfügbar gewesen wären und zu welchem Preis, wird für immer eine Geheimnis bleiben.
US-89 zwischen Browning und St. Mary, Montana |
Freuen wir uns lieber gemeinsam mit Micky und Markus, dass die Going-to-the-Sun Road heute noch geöffnet ist, doch vorher wird ein kleiner Abstecher zum Many Glacier Tal gemacht. Der Himmel ist strahlend blau, da hat der blaue Riese mal wieder ganze Arbeit geleistet. Und auch die Fahrt zum Parkgebiet ist schon sehenswert, geht es doch nach langer Fahrt durch die Prärie endlich wieder in die Berge.
Die Straße im Many Glacier Tal zieht sich entlang dem Lake Sherburne, nur von einem See ist recht wenig zu sehen. Zuerst passieren wir eine große Betonmauer, dann nach einigen hundert Metern leichte Pfützenbildungen in der Wiese. Mmmh, sollte die Mauer etwa eine Stauwand darstellen und die Pfützen gelegentlich einen See? Wird wohl so sein, nur nach einem trockenen Sommer kaum vorstellbar.
Lake Sherburne in Many Glacier, Glacier NP |
Später erfahren wir von Rangern, der See wurde absichtlich abgelassen, um Wartungen an der Staumauer durchführen zu können. Vorbereitungen auf einen langen und harten Winter halt, nach dessen Schneeschmelze der See wohl auch wieder auftauchen wird.
Wir parken am Many Glacier Hotel. Wie schon zuvor auf dem Jenny Lake im Grand Teton NP soll es auch hier Boote geben, die dem geneigten Wanderer den Weg um den Swiftcurrent Lake verkürzen, jedoch finden wir nur Ausflugsboote, die am anderen Seeufer nicht anlegen, sondern nur eine kleine Kreuzfahrt auf dem See unternehmen. Unser Plan sieht aber vor, über den Swiftcurrent Lake hinaus die Gegend zu erkunden und auch bis zum Lake Josephine oder sogar zum Grinnell Lake vorzudringen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als aufs Schusters Rappen loszubüffeln. Wie? Büffeln bezeichnet einen Lernvorgang? Warum ist es nur Tigern vorbehalten, Erkundungen anzustellen? Ok, wenn es euch lieber ist, dann tigern wir halt durch die Gegend.
Many Glacier Hotel vor Swiftcurrent Lake, Glacier NP |
Und um dem Zoo gleich noch eins oben drauf zu setzen, entdecken wir auch gleich noch eine Elchkuh bei ihrem morgendlichen Bad. Na, das hätten wir auf einer Bootstour sicher nicht geboten bekommen. Leise und vorsichtig schleichen wir uns durch das Ufergestrüpp, um ein möglichst von Zweigen befreites Bild zu bekommen. Natürlich knackt es besonders laut, wenn man versucht, möglichst leise zu sein. Immer wieder schaut die Elchin zu uns herüber, setzt ihren Badevorgang dann aber ein paar Schritte entfernt fort. Na toll, da haben wir nun endlich freie Sicht auf den See, doch dann büffelt (sorry, dackelt) das Motiv einfach davon.
Elchkuh in Many Glacier, Glacier NP |
Also weiter geht es, frohen Mutes den Wanderweg entlang. Rechts neben uns ist der Bach nun wieder etwas breiter, aber gilt das schon als See? Haben wir Lake Josephine erreicht? Zur Sicherheit wird einfach ein Foto gemacht und weiter. Wieder verengt sich der Bach, büffelt (äh schlängelt) sich durch den Wald und bildet ein paar Meter weiter den nächsten See. Diesmal aber einen richtig großen mit unheimlich schönem Spiegelbild der umliegenden Bergwelt. Alleine für diese Bild hat sich die Mühe echt gelohnt und bis hierhin wäre sicher kein Boot gekommen, denn den kleinen steinigen Bach kommt kein Ausflugsdampfer hoch. Wir genießen die Stille, die friedliche Bergwelt, die unglaubliche Schönheit der Rocky Mountains. Ein Platz, um sich regelrecht in die Natur zu verlieben.
Lake Josephine in Many Glacier, Glacier NP |
Einfach nur schön, dass man hier einfach noch etwas verweilen muss.
Immer noch nur schön.
Wirklich wunderschön.
Langweilig! - - - wer war das?
Ok undwie geht es weiter? Nach Mickys Meinung ist dies schon der Grinnell Lake, doch Markus meint, der kommt erst noch. Da wir aber schon eine längere Anfahrt aus Choteau hinter uns haben und noch die ganze Going-to-the-Sun Road mit weiteren Wanderungen vor uns, lässt sich Markus breit schlagen und wir kehren um. Überhaupt: Die Schönheit wäre kaum noch zu übertreffen gewesen.
Später stellt sich bei Vergleichen mit anderen Internetfotos heraus, wir sind definitiv nur bis zum Lake Josephine gekommen, aber das ist ok. Auf dem Rückweg ist es uns zudem auch noch gelungen, ein Foto von der badenden Elchdame zu schießen. Also alles in allem ein wirklich perfekter Morgen.
Die Versuchung ist groß, wir würden auch gerne noch in den kanadischen Waterton-Teil hinüber fahren, aber das wären über 100km Umweg. Nein, wir haben heute noch viel vor, so dass wir das auf ein Andermal verschieben müssen.
St. Mary Lake, Glacier NP |
Am kilometerlangen Saint Mary Lake nehmen wir die ersten Eindrücke der Going-to-the-Sun Road auf und halten auch mehrmals für ein paar Fotos an. Auf der Panoramastraße ist reger Betrieb. Der erste rote Shuttle-Bus kommt uns entgegen, den viele Touristen der Fahrt mit dem eigenen Wagen vorziehen, weil sie sich nicht über die schmale Straße am Abgrund entlang trauen. Doch dazu später mehr.
Auch einige Radfahrer sind hier unterwegs und quälen sich den Berg hinauf, am Gepäckträger eine wehende deutsche Fahne befestigt, damit auch jeder weiß, wer hier ackert.
Die nächste Wanderung führt uns zu den St. Mary und Virginia Falls am westlichen Ende des Saint Mary Lake. Die St. Mary Falls sehen gar nicht so schlecht aus, verstecken sich nur leider zwischen Felswänden, so dass es schwer ist, die oberen und unteren Fälle gemeinsam auf ein Bild zu bekommen.
St. Mary Falls, Glacier NP |
Bei den Virginia Falls fällt dieses zwar schon leichter, nur sind diese leider nicht so spektakulär und daher hätte man sich den Weg hierher sparen können. Aber ist es nicht auch Ziel eines Urlaubs, eine Gegend zu erkunden und sich selbst ein Bild davon zu machen, statt alles haarklein vorher im Internet anzusehen und dann vor Ort praktisch nur noch abhaken – gesehen, gesehen, gesehen?
Nach dieser Stunde dürfte es schwieriger werden, 50% meiner menschlichen Begleiter zu weiteren Wanderungen zu überreden, doch das Unmögliche ist tatsächlich möglich. Oben am Logan Pass Visitor Center angekommen brechen wir tatsächlich zur nächsten Wanderung auf, diesmal sogar zu einer etwas anstrengenderen. Auf dem Hidden Lake Nature Trail geht es dank alpinen Höhen von über 2000m in dünnerer Luft schnurstracks den Berg hoch. Die ersten amerikanischen Mitstreiter geben schon nach wenigen Stufen nach und legen eine Pause ein. Wenn die wüssten, wie viel ihnen noch bevorsteht, doch für aktive Wanderer, bei denen Körpergröße und –umfang in einem gesunden Verhältnis stehen, kein unlösbares Problem.
Hidden Lake im Glacier NP |
Endlich erreichen wir die Passhöhe und damit die kontinentale Wasserscheide, doch damit sind wir noch nicht am Ziel. Leicht bergab führt der Weg bis hin zu einer Aussichtsplattform. Wohl wissend, dass der Rückweg mit einem Stück bergauf beginnen wird, gönnen wir uns eine nette Pause und genießen den Ausblick, den wir uns soeben erkämpft haben.
Zurück am Auto wird die Reisemappe studiert. Was kommt als nächstes? Juhu, Entspannendes, es folgen eine Reihe Wasserfälle entlang der Straße. Apropos Straße. Jetzt kommt auch endlich das Teilstück, für das die Going-to-the-Sun Road berühmt berüchtigt ist. Es wird eng. Unser deutscher Fahrradfahrer hat es nun auch bis hier oben geschafft und verhindert nun, dass wir schneller voran können, denn Überholen ist nicht so einfach. Die Straße ist nicht nur eng, sondern auch sehr kurvenreich, aber in allem kein wirkliches Problem. Zwei Geländewagen passen locker aneinander vorbei. Da sollten die Amerikaner mal so manche Alpenstraße gezeigt bekommen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was wirklich eng ist.
Landschaft am Hidden Lake Nature Trail, Glacier NP |
Na jedenfalls ist es schon mal eine Abwechslung zu den sonst stets breit angelegten Highways, wo man mit 60 Sachen schnurstracks dem Horizont entgegen fährt. So abwechslungsreich, dass wir gar nicht wirklich auf die Wasserfälle achten und scheinbar schon an den meisten vorbei sind, doch gewinnen wir langsam die Erkenntnis, wir haben sie nicht wirklich verpasst, weil sie schlicht und ergreifend nicht vorhanden sind. Die Zuläufe sind leer. Es war ein heißer Sommer. Selbst jetzt Mitte September laufen wir noch in T-Shirts und kurzen Hosen herum. Es ist alles ausgetrocknet. Spart aber immerhin Zeit, die wir in die nächste Wanderung investieren können.
Landschaft am Hidden Lake Nature Trail, Glacier NP |
Weitere zwei Stunden überlassen wir unser Auto sich selber und erklimmen entlang dem Avalanche Creek den nächsten Berg. Die Landschaft am Avalanche Lake ist vergleichbar mit der von heute früh im Many Glacier Tal, aber irgendwie nicht so schön stimmungsvoll. Heute früh waren wir fast alleine mit der Natur gewesen, hier ist der Weg gerammelt voll mit weiteren Touristen. Auch die umliegenden Berge sind nicht so schön bewaldet. Man merkt, dieser See liegt höher und bietet an seinem Ufer eine andere Vegetation. Aber zumindest den bevorstehenden Grillabend haben wir uns heute wirklich verdient.
Avalanche Lake, Glacier NP |
In Whitefish quartieren wir uns mal wieder auf einem KOA ein und bekommen eine wunderschöne Hütte, die etwas abseits der anderen leicht am Hang mitten im Wald steht. Hier kommt richtiges Blockhausfeeling auf.
unsere Cabin auf dem KOA Campground in Whitefish |
Was das Grillen angeht, so wird nun von allen gesammelten Erfahrungen profitiert, damit auch der Abend perfekt wird und den perfekten Tag abrundet. Natürlich ist der Abstand zwischen Grillrost und Boden des Grills wieder viel zu hoch, um in absehbarer Zeit Fleisch schmackhaft brutzeln zu können. Also werden dicke Steine hergeschafft und eine Unterlage für die Kohle gebaut. Natürlich gibt es zwischen den Steinen Ritzen und Hohlräume, doch genau das kommt uns jetzt wieder zu Gute. Kaum ist das Feuer entfacht, steigt die warme Luft über den Kohlen nach oben und lässt kühle von unten nachströmen. Wir brauchen nicht zu pusten, dieses Feuer hält sich selbst am Leben. Unser Grill hat den perfekten Kamineffekt. Perfekt? Ich sage doch, ein perfekter Tag. Wir können gar nicht so schnell essen, wie das Fleisch gar wird. Oh, ich muss Schluss machen, wenn ich auch noch etwas abbekommen will.
Es grüßt herzlich, euer Buffalo Bill.
Übernachtung: KOA Campground - Whitefish, MT Bewertung: Ausgezeichnet! |