03.09. Chicago - Illinois Railway Museum - Wisconsin Dells - MinneapolisHier ist wieder Buffalo Bill, der euch mal wieder eine aufregend langweilige Geschichte zu erzählen hat. Draußen ist es noch dunkel, als Markus erneut vor Micky aufsteht und sich nach einer schönen warmen Dusche an den Sommerklamotten im Koffer zu schaffen macht. So ein Koffer ist doch etwas Feines, jedenfalls bis es nun zurück zum Flughafen geht.
Wie gestern schon erwähnt, kam der Koffer leicht lädiert in Chicago an. Im fehlt eine von zwei Rollen und so wird er nun mehr über die Straße geschleift denn gerollt. Der erhöhte Widerstand macht den Weg zur Hochbahn-Station nicht gerade einfach.
Die Fahrt zieht sich durch zahlreiche Baustellen und damit verbundenen Langsamkriechstellen. Außerdem hat sich die Gegend seit den letzten zwei Tagen nur unwesentlich verändert. Was auffällt: Auf der Milwaukee Avenue ist das rote Auto abgefahren, dafür steht da nun ein blaues und ein grünes und an der Station Division wurden die Mülltonnen geleert. Ansonsten ist alles wie vorgestern.
Wir erreichen den Flughafen. So, das war es dann wohl. War schön, dass ihr mitgelesen habt, aber jetzt trennen sich die Wege. Der Rückflug steht an.
…zumindest für die meisten, die mit unseren tapferen Helden zum Flughafen gefahren sind. Markus muss noch zum KLM-Schalter, um seine gesammelten Quittungen vom Kauf der notwendigsten Sachen gegen Geld einzutauschen. Micky macht es sich derzeit auf der Bank bequem. Recht hat er, ist ja auch noch früh am Morgen.
Anstandslos wird alles aufaddiert und ein persönlicher Scheck ausgestellt. Na, dann kann es ja ab zur Autovermietung gehen. Die Hinweisschilder dieses wunderschönen Flughafens zeigen wieder in jede mögliche Richtung zu den Parkhäusern, aber auch an verschiedenen Stellen zu Autovermietungen. Das mit den Richtungen erklärt sich schnell, denn zur Autovermietung muss man nur einfach das Terminal verlassen und einen bunt angemalten Bus zu sich winken. Am geschicktesten wählt man den mit der Aufschrift der Mietwagenfirma, für die man einen Voucher besitzt, denn dort sind die Wahrscheinlichkeiten groß, dass dieser auch eingelöst werden kann.
Ein freundlicher Herr hinter dem Tresen tippt wie wild alle möglichen Daten in seinen Computer, wo jeder logisch denkende Mensch doch sonst annimmt, die ganzen Daten wären seit der Buchung bereits hinterlegt. Dem ist scheinbar nicht so. Einige Angaben werden von Markus und Micky noch handschriftlich notiert, die der National Mitarbeiter dann erstmal in amerikanischen Buchstaben übersetzt und dann in seinen Computer hackt. Die haben also selbst bei der Schrift einen Slang.
unser Jeep Grand Cherokee |
Dann geht es raus auf den Hof, wo im hinteren Teil Haufen SUV stehen. Eine Reihe kann man es echt nicht nennen, Haufen trifft es da wohl eher, denn die Wagen stehen in hintereinander in drei Reihen. Die Koffer werden abgestellt und die schönsten Autos herausgesucht. „Ich habe hier einen Trailblazer gefunden – Mist, hier kann ich meinen I-Pod nicht anschließen“ hört man von Micky. Als zweites Wunschauto gilt der Jeep Grand Cherokee, der auch über die nötigen Kabelanschlüsse verfügt. Aber welchen jetzt nehmen? Die Auswahl ist ziemlich groß, da die meisten Urlaubsflieger erst noch im Anflug auf die Stadt sind, wenn überhaupt schon in der Luft.
Ganz vorne steht einer, der hat aber schon etliche Meilen über dem Tacho. In der letzten Reihe, also gut zugeparkt, steht das Objekt der größten Begierde: Jeep Grand Cherokee, grün (Hauptsache nicht weiß, denn weiße Autos sind langweilig), helle Ledersitze und weniger als 10.000 Meilen unter den Hufen. „Ich schau mal, ob ich jemanden finde, der uns den Wagen herausholt.“, doch Markus bremst Mickys Tatendrang: „Die Schlüssel stecken doch, das ist eine Choice Line. Wir können uns doch den Wagen selber ausparken.“
Gesagt, getan. Jetzt nur noch Gepäck einladen, das Auto am Ausgang kurz unter den Scanner halten, endgültige Papiere übernehmen und ab auf die Autobahn.
Warum wurde der Wagen eigentlich am Flughafen und erst am dritten Tag gemietet? Dies hatte mehrere Gründe: Man muss sich nicht durch den Stadtverkehr von Chicago quälen, hat eine größere Auswahl an Fahrzeugen durch die Choice Line, die es am Flughafen, nicht aber in der Stadt gibt und man mietet den Wagen zu einer besseren Tageszeit, nämlich früh morgens, wenn nur die wenigsten Flieger von weither eingetroffen sind. Gar nicht so dumm für zwei Zweibeiner.
im Illinois Railway Museum |
Markus fährt, während Micky die Autoelektronik um weitere mitgebrachte Spielzeuge ergänzt. I-Pod ans Radio angeschlossen, um wenigstens die nächsten hunderten Stunden eigene Musik hören zu können, Laptop an den zweiten Zigarettenanzünder, GPS-Maus ins Fenster, um die GPS-Katze zu provozieren und schon können wir unser erstes Ziel ansteuern: Illinois Railway Museum.
Dank dem auf dem Laptop installierten Street Atlas und GPS-Technik einfach zu finden. Markus nutzt dennoch die Gelegenheit, sich über den Zustand einer Sackgasse im Weltstädtchen Union, Illinois zu informieren, bevor das Auto in der prallen Sonne auf dem großen Parkplatz vor dem Hof mit den vielen Schienen abgestellt wird. Wie aufregend!
Markus hatte zuerst Bedenken, Micky überhaupt nach der Möglichkeit zu fragen, ob man Eisenbahnmuseen mit in die Tour einbauen könnte, doch er meinte, ihn interessiere das Thema auch. Na, umso besser. Da heute Labour Day ist, also ein amerikanischer Feiertag und damit praktisch ganz USA frei hat, haben heute auch noch alle möglichen Museen usw. geöffnet, doch ab morgen beginnt wieder die Schule, so dass die Hauptsaison vorbei ist und viele Einrichtungen nur noch an Wochenenden, wenn überhaupt, geöffnet haben. So bleibt dieses Eisenbahnmuseum auch das einzige auf dieser Tour. Schade eigentlich, denn gerade so scheinbar langweilige Staaten wie Wisconsin, Minnesota oder Iowa haben auf diesem Gebiet einiges zu bieten.
im Illinois Railway Museum |
Zuerst einmal wird ein Stück mit der Straßenbahn auf der Museumsstrecke hin und her gefahren. Man ist ja so lange schon nicht mehr gefahren.
Dieselloks im Illinois Railway Museum |
Die Strecke an sich gibt nicht sehr viel her, offenbart höchstens einen Einblick auf das, was die nächste Tage auf die beiden zukommen wird: Endlos gerade Streckenführung, weite Felder rechts und links, leckere Grasbüschel, wenige Gebäude, wenige Bäume und Büsche in weiter Entfernung, nur Schaukeln auf schlecht ausgebauten Wegen unter dem strahlend blauen Himmel bei netten heißen Temperaturen.
Zurück am Bahnhof, werden die verschiedenen Lokschuppen unsicher gemacht. Teilweise stehen die Exponate auch draußen abgestellt. Letzteres hat natürlich den großen Vorteil, dass sich die stolzen Loks aus der Zeit, wo Reisen noch Luxus war, fotogen in der Sonne präsentieren. In den Wagenhallen dagegen das schon erwartete Spielchen: Viel zu dicht gedrängt steht Lok an Lok, so dass man sie nur schwer von allen Seiten in Augenschein nehmen kann.
im Illinois Railway Museum |
Interessant ist auch die Möglichkeit, einige Dieselloks von innen zu besichtigen und mal auf dem Lokführersitz Platz zu nehmen oder den Gang nach hinten vorbei an den gewaltigen Maschinen zu laufen. Dabei sollte man allerdings nicht den besten Zwirn tragen, denn eine Putzfrau ist hier wohl noch nie durchgekommen.
Nach der Hälfte der Wagenhallen drängt Micky auf die Rückkehr zum Auto. Ihm ist es zu heiß und die Wege zu weit. Ok, obwohl man sich nicht mehr in der Stadt aufhält, deren Gebäude die Wärme gut speichern und dem erfrischenden Wind im Wege stehen, herrschen hier noch immer Temperaturen, die eher an Hochsommer erinnern als das bald Herbst ist. Markus, durch seinen Koffer nun endlich mit Sommerschuhen und kurzer Hose ausgestattet, erträgt die Hitze da etwas besser. Im Vergleich zu gestern halt ein enormer Fortschritt.
im Illinois Railway Museum |
Oder liegt es etwa doch an den wunderschönen Eisenbahnen, die hier ausgestellt sind?
Im hinteren Teil des Museums ist es ruhig und man kann einige Aufnahmen machen, ohne, dass gleich Horden von Touristen durchs Bild laufen. Das Museum verfügt nicht nur über die bereits erwähnte Paradestrecke, sondern auch noch zusätzlich über einen Rundkurs einmal um das gesamte Areal. Gar nicht so dumm, kann man sich hier doch zu verschiedenen Wagenhallen fahren lassen und dabei gleichzeitig weitere Straßenbahn in Aktion erleben.
Capitol in Madison, Hauptstadt von Wisconsin |
Zurück am Auto, findet er Micky vor, wie er gelangweilt mit seinem Laptop spielt. Der Motor tuckert vor sich hin, so dass die Klimaanlage den Fahrgastraum einem Kühlschrank gleichstellt. Die Temperaturanzeige im Auto behauptet, es wären über 96°F draußen.
Trotzdem wird der Wagen in Madison, der Hauptstadt von Wisconsin, noch einmal verlassen, um ein wenig die Hauptstraße rauf und runter zu gehen. Komischerweise wählt Micky, der immer drei Schritte voraus läuft, hier die Sonnenseite des Gehweges. Ist ihm jetzt auf einmal nicht mehr zu heiß? Dafür schwitzt Markus nun ein wenig. Ausgleichende Gerechtigkeit?
Hauptstraße in Madison, Wisconsin |
Ein Besuch von Wisconsin Dells rundet den Tag ab. Auch Männer gehen gerne shoppen und so nimmt man sich massig Zeit, nämlich ganze 45 Minuten, das Outlet vor der Stadt leer zu kaufen. Mehrere Hemden, Pullover und T-Shirts wechseln den Besitzer und Micky besorgt sich eine neue Winterjacke. Verrückt. Was will man bei diesen Temperaturen mit einer Winterjacke? Die Anprobe im wohl klimatisierten Geschäft wird aber wohl erträglich gewesen sein.
Der Ort Wisconsin Dells selbst ist sehr skurril. Mitten in Wisconsin, wo man es überhaupt nicht erwartet, erhebt sich ein touristisch geprägtes Örtchen aus dem Boden. Überall sind Achterbahnen, Freizeitparks und allerlei verrückte Gebäude zu sehen, z.B. Nachbauten berühmter Häuser, Denkmäler oder Sehenswürdigkeiten. Hier findet man ein trojanisches Pferd, antike Tempel und sogar ein Haus, das scheinbar auf dem Dach liegt. Im Vorbeifahren werden einige Fotos geschossen, aber nicht weiter angehalten, denn es gilt noch ein Termin zu erfüllen. Eine Fahrt mit der Riverside & Great Northern Railroad, wenn es Recht ist.
Wisconsin Dells, ein Ort voller verrückter Bauten |
Der Bahnhof wirkt verlassen. Sind wir schon zu spät dran? Ist der Zug schon weg? Aber es stehen keine Autos auf dem Hof. Ist denn niemand mitgefahren? Heute ist Labour Day, wie bereits schon einmal festgestellt und da sollte die Bahn eigentlich noch fahren.
Bahnhof der Riverside & Great Northern Railway |
Ok, man freut sich über eine gewonnene Stunde. Die Fahrt wird heute Abend noch lange genug.
Über die Interstate geht es schnurstracks nach Minneapolis. Auf der Gegenspur ein Stau, als ob die alle nach Wisconsin Dells wollten und dort die Parkplätze knapp wurden. Logischer ist vielmehr die Erklärung, die ganzen Leute waren im Norden unterwegs und sind nun auf der Rückfahrt in den Großraum Chicago, um morgen ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können.
Lokschuppen der Riverside & Great Northern Railway |
Glücklicherweise sind die Menschen aus Minnesota scheinbar nicht so reiselustig, denn in Richtung St. Paul/Minneapolis ist nicht die Spur eines Staus zu erkennen. Luck gehaved.
In Minneapolis wurde das Hotel auch schon vorgebucht, da man mit einer späten Ankunft rechnete. Nur wo ist dieses dämliche Motel hingekommen? Irgendwo in der Nähe der Mall of America, aber wo genau? Es hilft alles nichts, der Street Atlas von DeLorme muss noch einmal ran. Laptop rauskramen, hochfahren, langweilen, einschalten, merken, dass man etwa 100m vom Ziel entfernt ist und nur einfach ein Stückchen weiter geradeaus fahren müsste. Ok, einchecken - hey, was ist das denn für ein Lärm? Hihi, Ranger, diesmal war ich schneller, bist in meine Falle getappt auf dem Weg zum Lichtschalter. Leg dich nie mit Buffalo Bill an!
Ok, dann wird jetzt geschlafen und morgen weiter über St. Paul / Minneapolis berichtet.
Herzlichst, euer Buffalo Bill.
Übernachtung: Super 8 Hotel - Bloomington, MN