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Autor Thema: Langweilig - eine Autotour quer durch den Norden der USA - Sep 2007  (Gelesen 53973 mal)

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Sammy06

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Wow da komm ich ja grad noch halbwegs pünktlich
um noch mit zu fahren.  :D
So einen tollen Buffalo hab ich nirgends gesehen,schade. :(
Na dies Jahr kann ich ja mal im Badlands NP gucken.

Gruss Renate
Viele Grüße Renate

Micky McBenz

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Hallo!

... das Objekt der größten Begierde: Jeep Grand Cherokee, grün (Hauptsache nicht weiß, denn weiße Autos sind langweilig), helle Ledersitze...
In diesen Bericht hätte definitiv ein weißes Auto gehört...  :dozent:
Ich hätte ja soooo gern einen coolen weißen SUV gehabt. Dazu innen beige oder braune Ledersitze. So muss das sein und das wäre überhaupt nicht langweilig! Weiße Autos sind der Hit!

I-Pod ans Radio angeschlossen, um wenigstens die nächsten hunderten Stunden eigene Musik hören zu können, ...
Ja, unser Musikgeschmack war äußerst kompatibel. Wir haben ständig gute Mucke aus den 70er und 80er Jahren gehört!  :groove: :gitarre:

Markus hatte zuerst Bedenken, Micky überhaupt nach der Möglichkeit zu fragen, ob man Eisenbahnmuseen mit in die Tour einbauen könnte, doch er meinte, ihn interessiere das Thema auch. Na, umso besser.
Also am besten haben mir die alten Eisenbahnwaggons (Streamliner???) gefallen, durch die wir laufen konnten. Die hatten schon eine nette Innenausstattung. Da wäre ich gern mal mitgefahren, aber die Zeiten sind wohl vorbei  :?.

... und Micky besorgt sich eine neue Winterjacke. Verrückt. Was will man bei diesen Temperaturen mit einer Winterjacke?
Wirklich verrückt? Was soll ich mit einer Winterjacke? Mir ist ja eh meist zu warm als zu kalt. Winterjacke? Nee, nee.  :wink:
Na gut, ich gebe es zu. In der letzten Zeit trage ich die Jacke teilweise hier in D.

Scooby Doo

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Den Anfang habe ich schon gelesen, super Einstieg. Bitte schnell weiterschreiben, damit ich nicht so lange mit meinem Druck warten muß.  :D

Eile mit Weile. Es kommen MO-FR jeweils ein Tagesbericht hinzu, also wirst du dich mit dem Gesamtausdruck auch noch etwas gedulden müssen.

ich habe richtig mitgezittert, ob Markus seinen Koffer wiederbekommt. Im letzten Sommer haben wir nämlich auf unsere 6! Koffer in Etappen 4 Tage warten müssen- mit vier Personen und einem nackt :wink:gebuchten Wohnmobil war das eine echter Herausforderung.  :oops:

Ihr seid mit dem WoMo dann auch schon unterwegs gewesen? Sind die Koffer hinterher geschickt worden?

- psst- ich mag langweilige Prärie noch lieber als Städte :wink:

Das mag ich (Markus) ehrlich gesagt auch. Heute kommt noch St. Paul / Minneapolis und damit ein sehr gelungener Tag, aber ab nächste Woche fahren wir dann auch endlich durch die "langweilige Mitte".

Vorsicht, das könnte eine Klage von Volker alias Lal@ wegen Verletzter Urheberrechte nach sich ziehen  :lol: :wink:

Wieso? Benutzt der meinen Spruch etwa auch? Ich habe nur ein paar seiner Reiseberichte gelesen, aber diesen Ausdruck "luck gehaved" hatten wir vor über 15 Jahren schon auf meinem Gymnasium verwendet. Wie auch einige andere denglischen Stilblüten.

So einen tollen Buffalo hab ich nirgends gesehen,schade. :(
Na dies Jahr kann ich ja mal im Badlands NP gucken.

Och, die gibt's wie Sand am Meer. Im Souvenirshop im Badlands NP und in allen Souvenirshops im Yellowstone habe ich die Biester gesehen. Und mit 8.90$ beim derzeitigen Kurs nun wirklich ein Schnäppchen.

Hallo!

Ich hätte ja soooo gern einen coolen weißen SUV gehabt. Dazu innen beige oder braune Ledersitze. So muss das sein und das wäre überhaupt nicht langweilig! Weiße Autos sind der Hit!

Weiße Autos sind langweilig. Niemand fährt ein weißes Auto. Sieh dich doch mal auf deutschen Straßen um. Alle weißen Autos sind Firmenwagen, weil man auf dem weißen Untergrund besser Werbung anbringen kann. Aber weil Weiß so dermaßen unbeliebt ist, setzen einige Firmen jetzt sogar auch schon auf andere Farben, weil man die Autos nachher dann besser verkaufen kann.

Also am besten haben mir die alten Eisenbahnwaggons (Streamliner???) gefallen, durch die wir laufen konnten. Die hatten schon eine nette Innenausstattung. Da wäre ich gern mal mitgefahren, aber die Zeiten sind wohl vorbei  :?.

Ja, die Zeiten sind vorbei. Wenn überhaupt, kann man so etwas nur noch teuer mieten und sich an bestehende Züge anhängen lassen oder auf Teilstrecken in Museumszügen fahren. Amtrak hat eine völlig andere Flotte nun.

... und Micky besorgt sich eine neue Winterjacke. Verrückt. Was will man bei diesen Temperaturen mit einer Winterjacke?
Wirklich verrückt? Was soll ich mit einer Winterjacke? Mir ist ja eh meist zu warm als zu kalt. Winterjacke? Nee, nee.  :wink:
Na gut, ich gebe es zu. In der letzten Zeit trage ich die Jacke teilweise hier in D.

Warte ab, ich muss den Spannungsbogen doch aufbauen, denn auf die Jacke komme ich am Beartooth Highway nochmal zu sprechen.
Viele Grüße, Markus

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knutshome

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Weisse Autos sind gar nicht LANGWEILIG.

Das ist die neue Modefarbe auch wieder hier in Deutschland.......
Nicht nur bei Firmenwagen. :-)

Scooby Doo

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04.09. St. Paul / Minneapolis erkunden(81 Meilen / 130 km)

Hier ist wieder Buffalo Bill und es ist Zeit zum Aufstehen. Um die Statistik auszugleichen, lässt Markus heute Micky den Vortritt im Badezimmer, danach geht es in die Stadt. Ja, aber welche der Twin Cities zuerst? Das Motel liegt in der Nähe der Mall of America, nicht ganz ohne Hintergedanken, dass man von hier leicht mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum von Minneapolis fahren kann. St. Paul dagegen ist wohl nur mit dem Auto sinnvoll zu erkunden.

Lange vor Abflug in die USA wurden zahlreiche Informationen zu allen möglichen Zielen entlang der Route gesammelt, wie z.B. Anfahrt, Eintrittskosten oder Öffnungszeiten. Die Informationen wurden in einem Word-Dokument zusammengefasst und liegen nun ausgedruckt im Wagen als Reiseführer. Und genau dieses schlaue Blättchen verrät, dass der Ratskeller im State Capitol nur vormittags geöffnet hat, weswegen die Entscheidung auf St. Paul als erstes Tagesziel fällt.


Zentrum von St. Paul, MN

Noch bevor der Laptop mit der Navigationssoftware hochgefahren ist, gibt es allerdings schon einige Entscheidungen zu treffen. Um Zeit zu gewinnen, fährt Markus kurzerhand eine kleine Runde über das Gelände des Flughafens St. Paul/Minneapolis. Auch hier befindet sich ein wunderschönes Parkhaus. Na, so etwas muss man doch mal gesehen haben, oder?


Kirche in St. Paul, MN

Ok, Street Atlas ist gestartet, dann kann ja mit der Navigation zu den echten Highlights begonnen werden. In St. Paul wird das State Capitol gesucht – und irgendwie nicht wirklich gefunden. Laut dem Stadtplan müsste es links auftauchen – ne rechts – oder doch eigentlich links? Was ist das da für ein Gebäude? Das hat eine Kuppel wie ein Capitol, liegt aber an völlig falscher Stelle. Ist das das Capitol?
Der Wagen wird geparkt, Kleingeld besorgt, eine Parkuhr gut gefüttert und zu Fuß die Innenstadt erkundet.

Entweder hat die Stadt irgendetwas Besonderes mit den Peanuts zu tun oder aber es sind gerade Charlie Brown Wochen – jedenfalls kann man an vielen Ecken Snoopy, Lucy und wie sie alle heißen als Statue bewundern. Doch das ist eigentlich nicht das Ziel.


Cathedral of St. Paul in St. Paul,
MN

Quer durch die Häuserschluchten wird sich zu dem Gebäude durchgeschlagen, welches einem Capitol am nächsten kommt. Ein anderes Gebäude mit so einer gewölbten Kuppel ist jedenfalls nicht zu sehen.
Per Luftlinie kann es nicht mehr weit sein, aber warum steht das so hoch oben auf einem Berg? Markus will schon gleich losstürmen, doch Micky bremst ihn: Zu anstrengend. Er will lieber zurück zum Auto und dort hinauf fahren. Markus lässt sich breit schlagen, gelangt später dann auch zur Einsicht, dass es so besser ist, denn obwohl das Gebäude sehr nah aussieht, so ist es doch viel weiter entfernt als angenommen.

So wird direkt wieder vom teuer bezahlten Parkplatz ausgeparkt und dem nächsten Glücklichen eine halbe Stunde Parken geschenkt. Wieder fährt man unterhalb des vermeintlichen Capitols entlang, da klingelt Mickys Handy. Immer diese wichtigen Leute. Am anderen Ende der Leitung ist Monika, die einen kleinen Smalltalk halten möchte. Wie geht es? Was habt ihr vor? Wo kommt ihr her? Ach ne, letzteres wohl eher nicht.


Mickey's Diner in St. Paul, MN

Markus kämpft derweil mit dem Verkehr. Halb auf den Laptop starrend, halb in Gedanken bei Monika in Alabama befielt Micky: „Hier links abbiegen.“ Die Ampel wird grün, der Abbiegevorgang ausgeführt und schon landet man schnurstracks auf dem Freeway. Bye bye Capitol, vielleicht sieht man sich mal wieder. Das Gespräch mit Monika wird auf spätere Zeiten verschoben und per Routensoftware versucht, den Schaden zu begrenzen. „Wir sind Stars, holt uns hier raus“.
Die nächste Abfahrt in unendlich weit erscheinender Entfernung wird genommen und die Sache von hinten aufgerollt. Wow, vor dem „Capitol“ gibt’s ja sogar kostenlose Parkplätze, ein guter Blick auf die Stadt und auf noch ein weißes Capitol in weiter Entfernung. Und wo ist eigentlich die Cathedral of St. Paul?
Ok, so langsam kapieren die beiden die Lage: Sie haben die ganze Zeit von unten die Kathedrale angestarrt. Das Capitol ist eigentlich ganz woanders.

Nachdem dies Missverständnis geklärt ist und der Kathedrale ein ihr zustehender Besuch abgestattet wurde, geht es per Auto rüber zum „echten“ Capitol. Dort sind die Parkplätze leider nicht kostenlos, aber glücklicherweise noch nicht alle Parkuhren abgelaufen. Auf einer ist noch knapp über eine halbe Stunde übrig, das muss reichen.


Capitol von Minnesota in St. Paul

Über die schöne breite Treppe geht’s nach oben. Im Innern ratloses Staunen: Schönes Gebäude, aber wo ist der Ratskeller?
Keller? Klingt nach unten. Aber wo sind die Treppen? Ein Lageplan muss her. Gut, dass alles, was man in Amerika besichtigen kann, mit genügend Info-Material überschwemmt wird, so findet sich auch hier eine passende Broschüre mit Lageplan.

Der Ratskeller ist zwar diesen Vormittag nicht abgeschlossen, aber ausgeschenkt wird ebenso wenig. Macht aber nichts, denn was hier interessant ist, sind die zahlreichen deutschen Trinksprüche an den Wänden. Im zweiten Weltkrieg übermalt, wurden sie nach und nach wieder restauriert. Deutsche Gemütlichkeit ist inzwischen wieder beliebt bei den Amerikanern. Bleibt nur die Frage übrig, was sie mit all den Sprüchen hier anfangen? Lesen werden es wohl nur die wenigsten können…


Ratskeller im Capitol von Minnesota

Draußen ist es wieder sommerlich heiß geworden, als man den Parkplatz verlässt und dem nächsten die Möglichkeit gibt, noch 13 Minuten und 46 Sekunden kostenfrei zu parken. So gesehen klappt ja alles wie am Schnürchen. Noch einmal vorbei an der Kathedrale, fahren die beiden die Summit Avenue entlang, eine vornehme Wohngegend der Stadt. Teilweise monumentale Bauten zeigen, dass hier das Geld wohnt. Die Fahrt quer durch die Stadt dient allerdings nicht nur der Ergötzung am Reichtum anderer Leute, sondern auch dem nächsten Tagesziel: Choo Choo Bob’s Eisenbahnladen.


prächtige Wohngegend: Die
Summit Avenue in St. Paul

Markus ist etwas skeptisch und in der tat, der Laden ist nicht bedeutend groß. Nicht mal gescheite „Quängelware“ wird angeboten. Kein Schulbus oder sonst irgendein Auto lädt zum Kauf ein, nur zahlreiche Gebäudebausätze und ebenso viele abgepackte Waggons und Loks. Ohne Kenntnis von konkreten Bestellnummern ein mühseliges unterfangen, hier etwas finden zu können.
Das kurioseste an dem Laden: Im hinteren Bereich ist ein leerer Raum angeschlossen, den man als Party-Raum mieten kann. „Feiern sie ihren nächsten Geburtstag doch einfach beim Einzelhandelsgeschäft um die Ecke, damit der sich nicht so langweilt!“.


prächtige Wohngegend: Die
Summit Avenue in St. Paul

Und das Beste habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Der Besuch dieses Geschäfts war Mickys Idee. Ich schwöre bei allen mir bekannten Grasbüscheln!

Nun wird es Zeit, St. Paul zu verlassen und nach Minneapolis zu wechseln. Über eine Stadtautobahn ist dies schnell geschehen. Micky lotst Markus. „Noch zwei Meilen weiterfahren… dahinten links halten… und hier rechts war mal eine Brücke.“ Eine trockene makabere Bemerkung. Die beiden passieren ein größeres Straßenkreuz, wo alle Spuren nach Norden gesperrt sind. Sieht auf den ersten Blick aus wie eine Großbaustelle, aber es steckt mehr dahinter: Vor etwas mehr als einen Monat ist an dieser Stelle eine Brücke über den Mississippi eingestürzt und hat für zahlreiche Tote gesorgt.

Noch intakt ist dagegen eine Fußgängerbrücke über den Mississippi, die Stone Arch Bridge. Der nächste Parkplatz fordert einen Obolus, doch auch hier kann wieder kostenfrei geparkt werden. Es stehen zwar keine Parkuhren herum, wo eventuell noch Restzeit vom Vorgänger nicht abgelaufen ist, jedoch ist der einzige Parkscheinautomat des Platzes defekt.


Spiegelbilder in Minneapolis

Von der Stone Arch Bridge und der Aussicht auf den Mississippi hat man sich irgendwie mehr versprochen. Eine moderne ausgebaute Brücke über einen feuchten Fluss. Könnte irgendeine Brücke sonst wo sein, jedoch denkt man bei der Hitze garantiert nicht an den Norden der USA.

Schnell wieder rein in den Wagen und ab ins Zentrum von Minneapolis. Hier ist das Finden eines Parkplatzes nicht mehr ganz so einfach. Hier eine Ladezone, dort nur für Anwohner, dahinten ein Behindertenparkplatz, Busspur, nur Kurzparker, Taxi-Zone und Einfahrten. Himmel ... und Zwirn. Es nützt nichts, nach mehrmaligem Umrunden verschiedener Häuserblocks wird einer von den großen kostenpflichtigen Parkplätzen angefahren. Nicht ganz wohl ist den beiden, als der Parkwächter fordert, mind. einen Autoschlüssel zu behalten als Pfand. Doch was sind die Alternativen?


Downtown Minneapolis

Markus ist an Stadtverkehr ja durchaus gewohnt, denn er wohnt selber in einer, aber diese Parkplatzsuche in der Innenstadt – ne, das ist echt nicht sein Fall. Da wird er schnell etwas ungeduldig.

Und was wollen wir nun eigentlich hier? Richtig, den Foshay Tower finden. Vom Parkplatz auch nicht weiter schwierig, man schaue einfach geradewegs nach oben. Von da oben soll man eine schöne Aussicht haben. Als marsch auf die andere Straßenseite, doch eine Baustelle versperrt genau das Gebäude, was wohl den direkten Zugang darstellt. Also probiert man es hintenrum. Über das Innere der Hochhäuser, über die Zugänge zum Skywalk-System folgt man den Schildern zum Foshay Tower und muss auch hier vor einer Baustelle kapitulieren. Dann halt nicht.
Kurz mal über die Einkaufsstraße Nicollet Avenue gelaufen, hat man bei der Hitze einfach keine Lust, sich noch weiter hier aufzuhalten.

Stattdessen kauft man dem Parkwächter den Autoschlüssel wieder ab und fährt zum Skulpture Garden südlich der Stadt. Eine grüne Oase, ein Ort zum Verweilen. Bekanntestes Motiv ist ein überdimensional großer Löffel, auf den eine Kirsche balanciert. Dahinter liegt die Skyline der Stadt. Eine Bank im Schatten lädt zum Rasten ein, doch Micky wirkt unruhig. Warum denn schon wieder so schnell weiterhechten? Man hat doch Urlaub und sollte sich auch mal Zeit nehmen, einfach nur dazusitzen, Leute zu beobachten und sich in der Hitze nicht zu überanstrengen. Komisch, am Flughafen macht er doch genau das so gerne. Da ist ihm angeblich gar nicht langweilig.


Spoonbridge im Minneapolis
Sculpture Garden

Zurück am Auto nutzen unsere Ausgeschwitzten ein nettes Feature amerikanischer Autos. Per Fernbedienung kann schon von weitem der Motor angelassen werden. Damit nimmt auch schon mal die Klimaanlage ihren Betrieb auf. Aber ob die 15 Sekunden längerer Betrieb wirklich so viel nützen? Markus wagt es zu bezweifeln.
Eine kleine Seenrundfahrt entlang der Uferstraßen vom Lake of the Isles, Lake Calhoun und Lake Harriet kühlen die beiden wieder auf Normaltemperatur herab, was sich auch in der Mall of America fortsetzt. Amerikaner und ihre geliebten Klimaanlagen. Oft verhasst wegen der trockenen Luft, doch an Tagen wie diesen überaus angenehm.

Am Nachmittag trennt man sich. Markus fährt mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt von Minneapolis, während Micky den Einsamen Schützen mimt. Er nimmt die Gelegenheit wahr, auf einem Schießstand einige Kugeln abzufeuern.


Straßenbahn in der Innenstadt
von Minneapolis

Zurück in der Innenstadt, erforscht Markus das System der Skywalks. Wunderbare Sache das. Im Winter kann man trockenen Fußes und ohne hinaus in die Kälte zu müssen von Gebäude zu Gebäude laufen, ja, sogar quer durch die Stadt, und im Sommer dasselbe Spielchen kühlen Kopfes durch die zahlreichen Klimaanlagen – wenn sie denn funktionieren. In einem längeren Übergang ist genau das Gegenteil der Fall und hinter dem Glas heizt sich die Luft wunderbar auf.
Aber ich als zivilisiertes Bison würde in dieser Stadt auch nicht leben wollen. Kein einziger der Gänge hat einen Grasteppich.

Und noch etwas kann Markus nun ungestört tun: Sooft und so lange er will Straßenbahnen fotografieren. So gesehen war die Tageseinteilung optimal gewählt. Man war mit dem Auto, wo man nur mit dem Wagen hinkommt, hat alles Pflichtprogramm gemeinsam erledigt und die Dinge, die für den anderen langweilig sind, macht man halt getrennt. Hoffentlich laufen noch mehr tage so unbeschwert ab.


Downtown Minneapolis

Es wird spät, als Markus sich losreißen kann. Aber wie kommt man aus dem Netzwerk von Skywalks wieder heraus? Das ist irgendwie gar nicht so einfach. Brücken über Straßen gibt es viele, aber an deren Ende nur selten Treppen nach unten. Die gibt es nur in der Mitte eines Gebäudekomplexes und da ist es nicht selten, dass man unvermittelt in der Lobby eines Büroturms landet. Rennt man dann auf einen vermeintlichen Ausgang zu, der in guter amerikanischer Manier mit "Exit" überschrieben wird, kann es sein, dass man Alarm auslöst, weil es eigentlich nur ein Notausgang war.
Aus den Augenwinkeln kann Markus noch den Sicherheitsbeamten erkennen, der dem naiven Touristen resigniert nachschaut.

Da ist es doch einfacher, mit der Straßenbahn zurück zur Mall of America zu fahren. Darin ist Markus geübt.
An der Mall ist es bereits dunkel geworden und eine Frage beschäftigt ihn die ganze Fahrt über: Wie kommt er jetzt zum Hotel? Laufen? Ist ja eigentlich nicht so weit, aber er ist eben in Minneapolis schon einiges gelaufen. Micky anrufen? Ist der denn schon zurück? Und funktionieren die Handys mal wieder, nachdem es am Chicagoer Flughafen ja leider nicht geklappt hat? Oder fährt gar ein Bus dahin?
An der Endstelle der Straßenbahn liegen einige Faltblätter mit Busfahrplänen aus. Markus scharfe Kombinierungsgabe und sein Orientierungssinn verraten ihm ziemlich schnell, dass wohl Buslinie 5 eine hervorragende Wahl wäre. Wann fährt denn der nächste? In 2 Minuten. Na, passt das nicht wie die Faust auf’s Auge?

Schon bald treffen sich beide wieder im Motel wieder. Ich kann euch sagen, dass – hey, wo ist der Ranger hin? Macht denn heute gar niemand das Licht aus? Ich kann doch bei Licht nicht einschlafen. Menno, das kann ja eine Nacht werden. Ok, werde ich morgen weiter darüber berichten, wie öde und langweilig eine Fahrt quer durch Minnesota sein kann. Ich habe jetzt andere Probleme.

Herzlichst, euer Buffalo Bill.

Übernachtung: Super 8 Hotel - Bloomington, MN
Bewertung: guter Durchschnitt





Viele Grüße, Markus

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Doreen & Andreas

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Vorsicht, das könnte eine Klage von Volker alias Lal@ wegen Verletzter Urheberrechte nach sich ziehen  :lol: :wink:

Wieso? Benutzt der meinen Spruch etwa auch? Ich habe nur ein paar seiner Reiseberichte gelesen, aber diesen Ausdruck "luck gehaved" hatten wir vor über 15 Jahren schon auf meinem Gymnasium verwendet. Wie auch einige andere denglischen Stilblüten.
Mal ehrlich, wer macht das nicht, bzw. hat das nicht schon gemacht  :wink: :lol:
Aber Volker ist zumindest bekannt dafür, daß er in seinen Reiseberichten regelmäßig Gebrauch davon macht... aber das muß ich echten USA-Reisebericht-Fans sicher nicht erzählen  :shock: :P

Zurück in der Innenstadt, erforscht Markus das System der Skywalks. Wunderbare Sache das. Im Winter kann man trockenen Fußes und ohne hinaus in die Kälte zu müssen von Gebäude zu Gebäude laufen, ja, sogar quer durch die Stadt
Ja, das ist schon eine coole Sache. Haben wir (wie Du ja auch schon) in Calgary bereits bewundert und für gut befunden. Nebeneffekt da war allerdings, daß man auf den Straßen kaum eine Kneipe entdecken konnte... wir haben uns bald dämlich gesucht, bis wir begriffen haben, daß die in den Skywalks in der ersten Etage zu finden sind.
Ist das in Minneapolis auch so???
Viele Grüße,
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Ja, das ist schon eine coole Sache. Haben wir (wie Du ja auch schon) in Calgary bereits bewundert und für gut befunden. Nebeneffekt da war allerdings, daß man auf den Straßen kaum eine Kneipe entdecken konnte... wir haben uns bald dämlich gesucht, bis wir begriffen haben, daß die in den Skywalks in der ersten Etage zu finden sind.
Ist das in Minneapolis auch so???

Ich fand das in Calgary extremer. Da waren mehr Shops im Skywalk System. In Minneapolis gibt's immerhin noch die Nicollet Mall, eine Einkaufsstraße quer durch die Innenstadt. Aber abseits dieser Straße sieht es auch mau aus. Meist nur Hochhäuser.

Habt ihr eigentlich auch immer Probleme gehabt, Ein- und Ausgänge in das System zu finden?
Viele Grüße, Markus

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..., da klingelt Mickys Handy. Immer diese wichtigen Leute. Am anderen Ende der Leitung ist Monika, die einen kleinen Smalltalk halten möchte. Wie geht es? Was habt ihr vor? Wo kommt ihr her? Ach ne, letzteres wohl eher nicht.
Markus kämpft derweil mit dem Verkehr. Halb auf den Laptop starrend, halb in Gedanken bei Monika in Alabama befielt Micky: „Hier links abbiegen.“ Die Ampel wird grün, der Abbiegevorgang ausgeführt und schon landet man schnurstracks auf dem Freeway. Bye bye Capitol, vielleicht sieht man sich mal wieder. Das Gespräch mit Monika wird auf spätere Zeiten verschoben und per Routensoftware versucht, den Schaden zu begrenzen. „Wir sind Stars, holt uns hier raus“.
Puh, da war ich aber auch ziemlich überfordert!  :roll: Ich musste gleichzeitig: mit Monika telefonieren, navigieren, aus dem Fenster schauen, ein- & ausatmen usw. Nein, nein, das ging nicht. Da war ich absolut am Ende mit meiner Multitaskingfähigkeit.  :oops:

..., während Micky den Einsamen Schützen mimt. Er nimmt die Gelegenheit wahr, auf einem Schießstand einige Kugeln abzufeuern.
Jaaaa! Das war eine aufregende Sache. Ich hatte mir in D schon die Adresse und Daten von "Bill's Gun Shop & Range" (www.billsgs.com) rausgesucht. Dort hatte ich zum ersten und bisher einzigen Mal in meinem Leben die Gelegenheit, einen Smith & Wesson 500 im Kaliber .500 S&W zu schießen. Für alle Nicht-Fachleute: Das ist das z.Zt. stärkste Revolverkaliber.
Das muss man doch mal ausprobieren...  :D :lol:

Macht denn heute gar niemand das Licht aus? Ich kann doch bei Licht nicht einschlafen. Menno, das kann ja eine Nacht werden.
Oooh, was war denn los? Ich kann mich gar nicht an diesen Abend erinnern. Lass mich raten: Ich bin abends noch stundenlang durchs Internet gesurft und spät schlafen gegangen??!
Ja, in diesem Urlaub war ich ausnahmsweise der Spät-Ins-Bett-Geher  :o. Und als Internet-Junkie musste ich auch jede Gelegenheit nutzen, wenn ich schonmal WLAN hatte.  :D

Scooby Doo

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Puh, da war ich aber auch ziemlich überfordert!  :roll: Ich musste gleichzeitig: mit Monika telefonieren, navigieren, aus dem Fenster schauen, ein- & ausatmen usw. Nein, nein, das ging nicht. Da war ich absolut am Ende mit meiner Multitaskingfähigkeit.  :oops:

Hättest ja letzteres auslassen können :lolsign:

Macht denn heute gar niemand das Licht aus? Ich kann doch bei Licht nicht einschlafen. Menno, das kann ja eine Nacht werden.
Oooh, was war denn los? Ich kann mich gar nicht an diesen Abend erinnern.

Das sind ja auch die Worte von Buffalo Bill im Souvenirshop. Kam scheinbar nicht deutlich genug heraus, dass er sich jeden Abend zuerst mit exakt denselben Worten verabschiedete und es nun von Tag zu Tag leicht variiert.
Viele Grüße, Markus

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Entweder hat die Stadt irgendetwas Besonderes mit den Peanuts zu tun oder aber es sind gerade Charlie Brown Wochen – jedenfalls kann man an vielen Ecken Snoopy, Lucy und wie sie alle heißen als Statue bewundern. Doch das ist eigentlich nicht das Ziel.
:dozent: Charles M. Schulz, der Erfinder der Peanuts, ist in St. Paul aufgewachsen. Das habe ich aber auch erst später wieder hier in D herausgefunden.


Doreen & Andreas

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Ja, das ist schon eine coole Sache. Haben wir (wie Du ja auch schon) in Calgary bereits bewundert und für gut befunden. Nebeneffekt da war allerdings, daß man auf den Straßen kaum eine Kneipe entdecken konnte... wir haben uns bald dämlich gesucht, bis wir begriffen haben, daß die in den Skywalks in der ersten Etage zu finden sind.
Ist das in Minneapolis auch so???

Ich fand das in Calgary extremer. Da waren mehr Shops im Skywalk System. In Minneapolis gibt's immerhin noch die Nicollet Mall, eine Einkaufsstraße quer durch die Innenstadt. Aber abseits dieser Straße sieht es auch mau aus. Meist nur Hochhäuser.

Habt ihr eigentlich auch immer Probleme gehabt, Ein- und Ausgänge in das System zu finden?
Ja, bis wir das System und unseren Plan davon *gg* kapiert haben. Dann haben wir die Skywalks gar nicht mehr verlassen (das Leben spielt sich ohnehin dort ab und nicht auf der Straße) und sind in diesen Gängen direkt bis zu unseremHotel gelangt.
Aber das gehört eigentlich nicht in diesen Bericht  :oops:
Viele Grüße,
Andreas
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dschlei

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Nun ist es an der Zeit, dass ich ein Kommentar zu eurem netten Reisebericht geben kann!  Auf dem Weg von Madison zu den Twin Cities seit ihr relativ dicht an meinem haus vorbeigefahren, und haettet ruhig einmal fuer ein Kaeffchen vorbeischauen koennen!

Spaeter habt ihr sogar meine Arbeitstaette fotografiert, und auch da haette ich euch gerne eine Efrischung spendiert!  Und zwar ist das das Gebauede auf dem 2. Bild von der Summit Avenue, das Gebaude ist das Germanic-American Institut, welches ich leite.

Entgegen eurer Meinung gibt es eigentlich relativ viele Menschen in St. Paul, die die Inschriften im Ratskeller des Capitols lesen koennen, da St. Paul fruehr eine von Deutschstaemmigen domineirte Stadt war, und die ersten Sitzungen im Capitol in deutscher Sprache abgehalten wurden.  Bis zum 1. Weltkrieg wurde im Capitol hauptsaechlich Deutsch gesprochen!

Der Grund warum ihr alle die Peanuts Gestalten in St. Paul gesehen habt, ist der, das Charles Schulz urspruenglich aus St. Paul ist, und der Stadt das Recht gegeben hat, diese Figuren ab und zu mal als Werbegeck auszustellen.

Der Foshay Tower war zur Kindheit meiner Frau das hoechste Gebaeude in Minneapolis und sogar das hoechste Gebauede zwischen Seattle und Chicago.  Zur Aussichtsplattform des Towers wurden dann immer Famileienausfluege gemacht.  Der IDS Tower ist allerdings vieeeel hoeher, und frueher konnte man da auch drauf, es gab oben sogar ein Restaurant, bei gutem Wetter konnte man vom IDS Tower angeblich bis nach Milwaukee sehen.  Heute ist er aber nicht mehr zu besichtigen, ich glaub aus Versicherungsgruenden wurde das Rstaurant geschlossen.

Also dann noch schoene Weiterfahrt durch die Low Plains von West Minnesota und Ost Sued Dakota.  Vor etwa 200 Jahren fing kurz hinter denTwin Cities die endlose Prairie an.  Das Mississippi Tal gehoert noch zu der sogenannten Oak Savannah, die den Uebergang zwischen den Great Woods und der Prairie bildet.  Daher miuesst ihr euch jetzt von dichten Baumbestant fuer einige 100 Km verabschieden!
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

Anne

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Hi Markus,
ich bin schon wieder einen Tag hinterhergereist.
An der "eingestürzten Brückenbaustelle" hatte ich Gänsehaut.  :(

Zu unserem verspäteten Gepäck.
Kurzform: Wir haben nach 48 Stunden drei Gepäckstücke bekommen- darunter die Schlafsäcke.
Allerdings ist es gruselig :shock:, am Flughafen von SFO mit einem 30-Fuß-Wohnmobil über lange Zeit im Schritttempo die Auffahrtsrampe rauf und runterzufahren- stehenbleiben ist verboten und teuer.  :(
Als am dritten Morgen das restliche Gepäck zumindest in Deutschland gefunden wurde (endlich"relocated") , haben wir in Nordkalifornien beschlossen, nicht zurückzufahren, sondern die restlichen Koffer zum Eugene Airport, Oregon, schicken zu lassen. Das war zumindest ein näherer Flughafen an der Route als SFO.
Nach vollen 4 Tagen war dann das Gepäck komplett.

Seither bin ich am Gepäckband irgendwie nervöser als früher.....
Aber ich telefoniere mit jeder amerikanischen Hotline ohne Hemmungen- das habe ich dabei gelernt- stundenlang...

Tschüß
Karin

Canyoncrawler

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Hallo Ihr Drei :lol: ,

ich bin dabei und freue mich schon auf die langweilige Fahrt gen Westen.

Schöner Bericht und tolle Fotos.
Gruss Kate
- - - - - - -
On Tour:
2000-09: 7xUSA West & Kanada
2000-13: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,GB,MNR,BiH,HR
2018:  Wandern & Paddeln Schluchten-ABC: Ardeche, Baume, Chassezac sowie Cote Vermeille

Unsere Website: http://www.outdoordreams.de

Scooby Doo

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05.09. Minneopa SP - Pipestone NM - Blue Mounds SP - Sioux Falls - Mitchell - Kennebec(452 Meilen / 727km)

Hier ist wieder Buffalo Bill. Ich hoffe, ihr seid alle ebenso ausgeschlafen, denn heute geht es endlich in die aufregend weite Welt. Die Stadt mit all ihren Verkehrsproblemen, hohen Häusern und vielen Menschen wird hinter uns gelassen. Die scheinbar langweilige Mitte soll erkundet werden.

Eine Zugstrecke neben der Straße begleitet Markus und Micky bis hinter Mankato. Markus klebt aufgeregt hinter der Scheibe, den Fotoapparat im Anschlag. Hoffentlich kommt hier auch ein Zug. Hoffentlich fährt hier auch ein Zug. Hoffentlich sehen wir hier auch einen Zug.


Bahnübergang in Minnesota

Dann, endlich, die Gebete wurden erhört. Da hinten hinter den Büschen ist ein Zug. Er verschwindet im Einschnitt. Ist nicht mehr zu sehen. Micky biegt ab. Die Straße führt über einer Brücke über die Zugstrecke. Markus setzt seinen allerbesten treuesten Blick auf. Jetzt geht es um alles oder nicht.
Bange Frage von Micky: „Anhalten?“ „Oh ja, ich bitte darum.“ Micky bringt den Wagen im Rückwärtsgang zurück auf die Brücke. Gleich müsste der Zug kommen. Man kann ihn sogar schon hören. Warten….. ungeduldiges Warten….. verzweifeltes Warten….. Er wird doch nicht dahinten einfach eine andere Strecke gefahren sein? Ist der Zug etwa auch abgebogen? Hat uns der Zug etwa verarscht? Diese treffende Erkenntnis geistert durch Markus Kopf. Es hilft nichts, der Zug ist wohl abgefahren.

Dann halt auf zum Minneopa State Park und seinem netten kleinen Wasserfall. Hoffentlich ist da nicht auch schon alles Wasser alle. Am Park Eingang befindet sich eine dieser Self Pay Stationen, wo man guten Gewissens seinen Parkeintritt selber bezahlen kann. 5$ will man für die Tagesnutzung haben. Das schließt wohl auch Wasserfälle-Gucken mit ein, oder?


Wasserfall im Minneopa SP,
Minnesota

Unter stillem Protest von Micky bezahlt Markus die Gebühr und man sieht sich so an, wofür man denn eigentlich bezahlt hat. Micky ist von dem kleinen gut zugänglichen Wasserfall begeistert, während Markus noch seinem verpassten Zug hintertrauert.
Für ein Picknick ist es jetzt noch viel zu früh, daher wird schon kurze Zeit später der Park wieder verlassen. Ihn zu finden ist gar nicht so einfach, denn das ausgeschilderte größere Areal dieses State Parks liegt 500m weiter nördlich auf der anderen Seite der SR-68. Der kleine unscheinbare Wasserfall dagegen versteckt in der Nähe der Kreuzung SR-69/SR-117.

Gerade will man wieder seine Reisegeschwindigkeit aufnehmen, da fällt der Blick auf eine Reklametafel: „Don’t miss Wall Drug Store“. Die Drogerie in Wall, South Dakota, berühmt geworden mit ihrem kostenlosen Wasser mitten in der Wüste, für frühere Reisende längst keine Selbstverständlichkeit. Inzwischen ist aus Wall ein Touristenmagnet, ja, schon eine regelrechte Touristenfalle geworden. Kein Wunder bei der penetranten Werbung, mit der man bereits mitten in Minnesota beginnt.


unterwegs in Minnesota auf der
US-14

Doch vorher liegt die große, weite, unbekannte Mitte vor einem. Endlos gerade Highways, bis zum Horizont führend, kaum Verkehr, rechts und links Maisfelder, Kornfelder und was man sonst noch gewinnbringend anbauen kann, goldene Ären, die in der Sonne glänzen. Immer wieder zweigen benannte Staubstraßen rechts und links ab, die sich in den Weiten verlieren. Einsame Briefkästen entlang der Straße weisen die Welt darauf hin, dass am Ende der Einsamkeit sogar noch Menschen wohnen.


Denkmal der Dakota & Minnesota
Eastern Railroad

Obwohl dies eine der langweiligsten Gegenden der USA sein sollte, kaum Sehenswürdigkeiten, kaum Abwechslung, so ist dies doch verglichen mit schon anderen befahrenen Straßen eine interessante Strecke. Oder liegt es daran, dass diese Art der Landschaft noch relativ neu für unsere deutschen Urlauber ist?

Markus versucht bei jeder auftauchenden Farm, das perfekte Bild dieser zu schießen. Micky hat es da nicht so eilig: „Da werden noch sehr viele von kommen.“ Es sei vorweg genommen, das dies nicht ganz korrekt ist, denn heute Nachmittag mit dem Übergang nach South Dakota werden die Farmen seltener und die wirklich langweilige Prärie nimmt zu – was lese ich hier in Markus Aufzeichnungen? Langweilige Prärie? Das kann ich als Bison ja wohl kaum unterschreiben. Ne, da erzähle ich nicht weiter. Nun bin ich beleidigt…


Farm in Minnesota



Na schön, nachdem mir Markus versprochen hat, mir mehr Gras zu geben, mache ich weiter. Ist ja schon gut.

Am Pipestone National Monument wird die nächste Pause eingerichtet. Der Park ist nicht besonders spektakulär. Ein kurzer Rundweg führt über blühende Wiesen, glücklicherweise auch durch ein kurzes Schatten spendendes Waldstück, was in der aufkommenden Mittagshitze doch nicht zu verachten ist. Es ist ruhig. Nur wenige Touristen verschlägt es in diese Abgeschiedenheit und dann auch noch ausgerechnet in dieses National Monument.
Über Jahrhunderte haben die Native Americans hier den Sandstein für ihre Pfeifen in Steinbrüchen abgebaut und dürfen dies auch heute noch, obwohl sonst die Gebiete, die unter Naturschutz gestellt wurden, nicht in dieser Art verändert werden dürfen. Aber dieses National Monument dient wohl mehr der Erhaltung und Weitervermittlung der alten indianischen Kunsthandwerke. Native Americans und Ranger arbeiten hier heute Hand in Hand.

Es folgt die nächste Autofahrt durch mehrere kleine Ortschaften, deren Namen man schon wieder vergessen hat, bevor man aus dem Ort heraus ist. Hat man keine Landkarte Maßstab 1:10000, man würde sie sonst wohl auch gar nicht finden. Eine Hauptstraße, rechts und links ein paar Geschäfte, die wahrscheinlich noch nie ein Tourist von innen gesehen hat, 2-3 Blocks mit Wohnhäusern dahinter und ein mächtiges Getreidesilo vor dem Ort. Ein Ort wie der andere.


US-14 vorbei am Lake Yankton

Der Blue Mounds State Park wird erreicht. Schon wieder ein Kassenhäuschen und wieder sind hier 5$ zu entrichten. Hektisches Kramen in den Unterlagen: Was gibt es hier zu sehen?


im Blue Mounds SP

Einstimmig wird beschlossen, den Park auszulassen. Die Einstimmigkeit währt etwa die nächsten 500 Meter, dann bekommt Micky Zweifel. Auf einmal will er es genau wissen: Was gibt es in diesem Park?
Ausnahmsweise gibt’s hier keine Self Pay Station, sondern ein besetztes Ranger Häuschen. Gemütlich eingerichtet, fehlt nur noch, dass die betagte Dame an ihrem Schal weiterstrickt, wenn die drei Besucher des Tages durch sind.

Sie erzählt, der Park habe eine Menge zu bieten. Wanderwege, Picknick-Plätze, das übliche für einen State Park halt. Ach ja, und ganz nebenbei auch noch Beißens, aber niemand weiß, wo die gerade sind. Moment, wer wird hier gebissen? Beißens? Ach, Bison, das i wie ei aussprechen, Bisons, Büffel gibt’s hier. Das klingt ja schon mal verlockend.


Felswand im Blue Mounds SP

Gerade will die Rangerin eine Tageskarte ausstellen und sprudelt weiter in ihrem Redefluss – ich meine, sie war sicher froh, dass überhaupt mal jemand kam und ihr zuhörte. Sie erzählt, dieser Pass sei ein Tag lang gültig in allen Minnesota State Parks. „Moment, wir haben doch heute im Minneopa schon mal 5$ bezahlt.“ Gut, dass der Pass noch nicht im nächsten Altpapiercontainer gelandet ist, weil es hier so wenige davon gibt. Kommt der doch glatt noch mal zum Einsatz.

Der Nordteil des Parks ist schnell abgehakt, aber der Südteil zeigt sich heute von seiner interessanteren Seite. Ein primitiver Wanderweg, der wohl einfach mit dem Rasenmäher in die Prärie geschnitten wurde, führt herauf auf ein Hochplateau. Und dahinter bewegt sich was. Mein Gott, Beißens – äh Bisons in freier Natur. Schönen Gruß von mir an euch, Jungs und Mädels.


Ausblick vom Blue Mounds SP
über die Prärie

Was es sonst noch im Südteil des Parks zu sehen gibt: Eine etwa 100 Fuß hohe Wand, Felsen, Gestein, dass auf die ersten Trecks, die hier durchkamen, blau gewirkt hatte in der Ferne, so dass sie sie kurzerhand blaue Hügel oder zu englisch Blue Mounds getauft haben. Auch interessant ist eine Art Amphitheater. Hier wäre ein Open Air Konzert mal wirklich etwas ganz anderes.
Danke an Micky, dass dieser schöne Park nicht ausgelassen wurde.

Der Übergang zu South Dakota wird total verschlafen oder aber jemand hat das Schild als Souvenir mitgenommen. Urplötzlich ist Sioux Falls als nächste Ausfahrt angeschrieben. Die gleichnamigen Fälle sind nach etwas Suchen auch gefunden. Man hat sogar einen kleinen Stadtpark um die namensgebenden Fälle angelegt, mit Aussichtsturm. Nein, Micky, keine Sorge, hier muss man nichts bezahlen, man darf kostenlos hoch, wo man einen noch besseren Überblick über die berauschende Sache hat.


Ausblick vom Besucherturm am Sioux
Falls Park

Er wollte doch tatsächlich direkt weiter fahren, nachdem er sich seinen obligatorischen Magneten aus dem Souvenirgeschäft gekauft hat. Wenn er das bei jeder Sehenswürdigkeit bis zum Ende des Urlaubs beibehalten will, wird er wohl arm werden: So viele Magneten und dann wird noch ein neuer größerer Kühlschrank fällig, wo die alle angebracht werden können.

Die Stadt Sioux Falls selber ist mit einem Wort beschrieben: hässlich. Viele Gewerbegebiete, viele herunter gekommene Gebäude an den Ausfallstraßen, nicht gerade das Aushängeschild einer Stadt. Etwas schöner ist die Wohngegend an der Summit Avenue – déjà-vue? War doch in St. Paul auch schon so gewesen.

Nächster Halt: Mitchell. In dieser Kleinstadt macht der Corn Palace auf sich aufmerksam. Corn ist das englische Wort für Mais. Wer jetzt aber einen ganzen Palast gebaut aus Mais vor Augen hat, der liegt etwas daneben: Der Corn Palace ist ein solides Gebäude und nur die Außenfassade wird mit Motiven aus Mais geziert. Da der Mais nicht ewig hält, müssen die Früchte regelmäßig ausgetauscht werden, so dass der Corn Palace bei jedem Besuch in neuem Gewand erscheint.


Corn Palace in Mitchell, South
Dakota

Geschichtlicher Hintergrund der Dorfverschönerung ist, dass Louis und Clark in ihrem Tagebuch vermerkt haben, dass diese Gegend absolut nutzlos wäre. Hier würde rein gar nichts wachsen können.


Das Innere des Corn Palace in
Mitchell, South Dakota

Die tapferen Bauern aus Mitchell wollten dies jedoch nicht auf sich sitzen lassen und bauten diesen Palast. Sie verschwendeten ihre Ernte, um die Motive zu gestalten, um so zu zeigen, in welchem Überfluss sie doch leben.
Der heutige Corn Palace ist übrigens schon das dritte Gebäude seiner Art, nachdem die beiden Vorgänger zu klein geworden waren. Im Innern befindet sich eine Art Gemeindehaus mit all seinen Funktionen, in amerikanischen Verhältnissen ausgedrückt, es befindet sich eine Turnhalle mit Basketballfeld darin.

Bei Chamberlain wird der Missouri überquert. Kurz davor weisen Schilder auf einen Aussichtspunkt hin. Da man hier auch mit dem Auto vorfahren kann, wird wohl auch Micky nichts dagegen haben und so wird hier kurzerhand unplanmäßig angehalten. Ein Schild warnt vor Klapperschlangen, aber so viele Touristen, wie hier unterwegs sind, sollten sie lieber Warnschilder für die Klapperschlangen aufstellen: Vorsicht, Touristen.


Querung des Missouri bei
Chamberlain, South Dakota

Übernachtet wird heute in einer Holzhütte (Cabin) auf dem KOA Camping-Platz in Kennebec. Vorreserviert war gar nichts, aber man hat dennoch Glück und bekommt die allerletzte noch verfügbare Cabin. Scheint noch immer Hochsaison zu sein. Alle Cabins ausgebucht. Und Markus und Micky protzen natürlich etwas und belegen gleich einmal 50% aller Cabins auf dem Platz.
„Wohin müssen wir?“ „Die erste Cabin nicht, also ist die Zweite unsere.“

Erste Cabin, erster Grill vor der Hütte, nun versuchen unsere beiden Möchtegerncamper, ihre ersten Steaks zu grillen. Kohle auf den Grill geworfen, etwas Grillanzünder drüber, kurz ein Feuerzeug drangehalten, 10 Sekunden das schönste Feuer und danach nur Qualm. Diese Prozedur wird etwa eine halbe Stunde ständig wiederholt, bis man bei den Kohlen nicht mehr von roter Farbe, sondern auch von so etwas wie einer Glut sprechen kann.


der erste Versuch zu grillen

Hoch darüber auf dem Rost wird das Grillgut platziert und schon nach mehreren Stunden gibt’s dann auch schon Abendessen. Steaks Medium.

Doch die ganzen Leckereien auf dem Tisch lassen nicht nur Markus und Micky das Wasser im Mund zusammen laufen. Auch der Hund der Campground-Pächter sowie eine ganze Bustruppe Mücken. Der Schaden wird sich am nächsten Tag noch gut zeigen…

Hey, ich habe es heute geschafft, den Tagesbericht zu Ende zu schreiben, bevor der Ranger das Licht ausgeschaltet hat. Bin ich nicht gut?

Herzlichst, Euer Buffalo Bill.

Übernachtung: KOA Campground - Kennebec, SD
Bewertung: nicht ganz so toll







Viele Grüße, Markus

http://www.historic-route66.de