07.09. Black Hills: Mount Rushmore, 1880 Train, Crazy Horse Memorial, Custer SP(168 Meilen / 270km)Hallo, hier ist wieder Buffalo Bill. Wie gerne würde ich euch heute früh von weiteren Urlaubserlebnissen berichten, doch bei meinen beiden Fahrern dreht sich gerade alles nur um Thema Reifen und Autos. Männergespräche halt.
Schon gestern hat Markus mit der Autovermietung National telefoniert. Die sagten, es gäbe jetzt mehrere Möglichkeiten:
-zum Reifenhändler fahren und den Reifen flicken lassen
-einen neuen Reifen kaufen
-in einer nahe gelegenen Zweigstelle von National das Fahrzeug zu tauschen
Letztere Variante trifft auf breite Zustimmung, aber nur so lange, bis Micky bei National in Rapid City angerufen hat und erfährt, dass man dort nur einen Wagen der Premium-Kategorie abgeben könnte. Ne, das ist nicht das Wahre. Es wurde ja schließlich ein SUV bezahlt.
Die nächsten National Vertretungen befinden sich in Sioux Falls (zu großer Umweg) und sonst erst wieder in Jackson, Wyoming, aber da morgen schon die nächste Dirt Road ansteht, muss die Wurzel des Problems behandelt werden, der Reifen. Da das Loch aber daumendick ist und sich an unpassender Stelle befindet, ist nicht an Flicken zu denken. Ein neuer Reifen muss also her und zwar dasselbe Modell, ansonsten will National die Kosten dafür nicht übernehmen.
Der Reifenhändler in Hill City wird angefahren. Da es noch sehr früh ist, hatte Markus vorgeschlagen, zuerst noch den nahe gelegenen Mount Rushmore zu besuchen, aber wie schon gestern erwähnt, Micky ist besessen von dem Gedanken, zuerst den Reifen zu tauschen. Also fahren wir nach Hill City und stehen uns vor dem Eingang des Reifenhändlers die Beine in den Bauch. Ein freundlicher Amerikaner kommt irgendwann auf uns zu und wir verfallen im Small Talk. Nach und nach stellen wir fest, der Typ ist gar nicht der Besitzer der Garage. Dieser taucht erst wesentlich später auf und ist auch nicht gerade der Hilfsbereiteste.
Mount Rushmore National Memorial |
Mürrisch untersucht er den gelochten Reifen und wie es das Leben so will, genau dieses Modell von Goodyear hat er nicht auf Lager. Eventuell bestünde die vage Wahrscheinlichkeit dass es vielleicht möglich wäre, so einen unter Umständen Reifen in naher Zukunft geliefert zu bekommen. Der freundliche Amerikaner von vorhin beschleunigt die Angelegenheit ein wenig und macht uns auf den nächsten Goodyear Händler in Rapid City aufmerksam. Das passt dem Autohändler nicht so ganz in den Kram, sieht er doch jetzt seine Kunden abwandern, aber wie gesagt, richtig bemühen tut er sich auch nicht.
Also fahren wir nach Rapid City. Die Werkstatt ist schnell gefunden, ein Mechaniker, der sich unseren Wagen annimmt, aber nicht so schnell. Vor uns sind noch einige weitere Kunden. Man verspricht uns, in etwa einer Stunde wäre ein neuer Reifen auf die Felge aufgezogen und so ziehen wir ein wenig um die Häuser. Micky entwickelt eine neue fixe Idee. Er würde gerne in die Black Hills auswandern und hier einen Autowerkstatt eröffnen. Er würde dabei gerne seine Kunden auf Händen tragen, ihnen eine Shuttle-Service zum Hotel anbieten oder eine Rundfahrt durch den Custer SP während der Wagen in der Werkstatt steht.
Wahrscheinlich ist das seine Art, seinen Unmut über den verlorenen Urlaubstag Ausdruck zu verleihen.
Zurück bei Goodyear wird unsere Geduld noch weiter auf die Probe gestellt. Der Mechaniker erklärt uns, dass sie jetzt den Ersatzreifen auf die Originalfelge aufziehen und den neuen Reifen auf die Ersatzradfelge und dieser wieder unter den Kofferraum befestigen. Klingt nicht übel, bedeutet aber, weitere kostbare Urlaubsminuten verstreichen.
Wir sitzen im Wartebereich des riesigen, unaufgeräumten Ladens und langweilen uns zu tote. Ab und an kommen Mechaniker und Kunden vorbei, um sich am bereitgestellten Kaffee zu bedienen. Einer treibt es dabei noch auf die Spitze und gießt in sein Wasser mit Kaffeegeschmack noch zusätzlich Wasser, um die Brühe noch weiter zu verdünnen. Widerlich.
Nebenbei läuft der Fernseher, wo sich in einer albernen Talkshow gerade über die Probleme pubertierender Kinder gestritten wird. „Langweilig!“
Endlich ist unser Auto fertig und es geht ans zahlen. Wieder ganz dem typischen amerikanischen Smalltalk verfallen, will der Händler die Lage etwas auffrischen und fragt Micky, ob er mit seinem Sohn einen netten Ausflug unternimmt. Markus, der Sohn von Micky? Die beiden trennen gerade mal 5 Jahre. Ok, Markus trägt heute seine College-Jacke, was ihn wohl ein paar Jahre jünger erscheinen lässt und Micky ist dagegen „ordentlich“ gekleidet, aber Vater und Sohn?
Ok, zurück in den Black Hills, können wir nun endlich wieder Urlaub machen? Ja? Danke! Es ist schon Mittag und der morgendliche Zug ab Hill City längst verpasst. Um die Zeit bis zum nächsten Zug sinnvoll zu nutzen, wird Mount Rushmore angefahren. Die vier großen Präsidenten sind schon von der Straße Nummer 244 aus gut zu erkennen. Viele Touristen nutzen die Gelegenheit, die 8$ für das Parkhaus zu sparen und halten nur kurz auf dem Seitenstreifen an. Seltsamerweise stehen auch nirgends Verbotsschilder.
Avenue of Flags, Mount Rushmore National Memorial |
Markus und Micky wollen es aber genauer wissen und löhnen den kleinen Obolus. Macht ja nur 4$ für jeden. Was wir erst am Kassenhäuschen erfahren: Das ausgestellte Ticket ist zugleich Tageskarte und so können wir auch am Abend zur Lichtershow zurückkehren.
Am Ende der Avenue of the Flags bietet sich der beste Ausblick auf die meterhohen in Stein geschlagenen Präsidentenköpfe. Schnell sind alle Fotos im Kasten, da entschließt sich die Sonne, nun doch zum Vorschau zu kommen und so darf die ganze Fotoserie wiederholt werden.
Als nächstes folgt die Fahrt mit dem 1880 Train von Hill City nach Keystone. Zuerst werden die Tickets gekauft und die paar Minuten bis zur Abfahrt des Zuges ein Schnellimbiss im Ort gesucht. Irgendetwas. Subway, Taco Bell, wenn es sein muss auch nur ein einfacher Hotdog, doch nichts zu machen. Rein gar nichts. Alles nur Restaurants mit Bedienung und sicher langen Wartezeiten, wo der Zug inzwischen weg wäre.
auf der Main Street in Hill City, South Dakota |
Bleibt nichts anderes übrig als sich dem Monopol des Bahnhofsrestaurants hinzugeben und in die ewig lange Schlange einzureihen, die sich hier offensichtlich nicht ohne Grund gebildet hat.
Dampflok des 1880 Train in den Black Hills, South Dakota |
Die anschließende Fahrt wird im offenen Waggon genossen. Man will ja schließlich hautnah mitbekommen, wie dies schnaufende, fauchende Ungetüm von Dampflok da vorne unseren Zug durch die Wälder South Dakotas zieht. Zahlreiche Bahnübergänge werden überquert, immer von derselben Straße mit immer denselben Autos, wo man hinter der Windschutzscheibe nur Fotoapparate statt Menschen sieht.
1880er Train zwischen Keystone und Hill City, SD |
Warum aber hat man die Strecke so oft die Straße kreuzen lassen? Eigentlich ist es genau umgekehrt, plappert die Zugbegleiterin. Die Eisenbahn war zuerst da und hat praktisch die beste Route durch das Tal erwischt. Die Straße musste sich dem Gelände mehr anpassen und schlängelt sich munter hindurch. An einer Stelle liegen zwei Bahnübergänge sogar nur 100 Meter auseinander.
Auf der Rückfahrt nach Hill City wird statt dem offenen Wagen dagegen ein nostalgischer Wagen aus den Glanzzeiten der Eisenbahn gewählt, wo man noch mit Stil gereist ist und nicht einfach nur, um ohne Auto von A nach B zu kommen.
Der Nachmittag beginnt und weil man sich viel zu lange mit der Reifengeschichte beschäftigt hatte, müssen leider die Besuche der umliegenden Höhlen ausfallen. Keine Juwel Cave, keine Wind Cave und auch keine Mount Rushmore Cave wird angesteuert, sondern als nächstes das Crazy Horse Memorial, das wiederum gut von der Straße aus zu sehen ist. Statt 8$ pro Auto werden hier aber 10$ pro Person verlangt und das nur, um den gleichen Effekt zu bekommen wie es ein guter Kamerazoom auch schafft. Einmal von der Hauptstraße abgebogen, ist man aber schon in einer Einbahnstraße gefangen, die unweigerlich auf die Kassenhäuschen zuführt. Große Schilder warnen alle paar Meter, dass Wenden über den Mittelstreifen verboten sei. Ok, dann halt den Rückwärtsgang eingelegt und gemacht, dass man Land gewinnt.
Crazy Horse Memorial |
Kleiner Umweg über Custer und schon geht es über die Sylvan Lake Road und dem Needles Highway zu den berühmten Felsspitzen und engen Tunnel des Custer State Park. Am Sylvan Lake wartet zudem noch eine besondere Aufgabe auf uns. Wolfgang (Greywolf) hat ein
altes Tagebuch aus 1924 ausgegraben, wo frühere Urlauber auf eine Abenteuerreise von Chicago nach San Francisco gefahren sind. Er hat dazu aufgerufen, heutige Vergleichsbilder der alten Fotos zu machen, um so die Veränderungen der direkt gegenüber stellen zu können. Schon im Mai hatte Markus gute Bilder aus Chicago und San Francisco beigesteuert und der Sylvan Lake ist auf dieser Reise der erste Verknüpfungspunkt mit der alten Fahrt.
Sylvan Lake am Needles Highway im Custer SP |
Als nächstes sind noch irgendwelche Felsspitzen irgendwo am Needles Highway abzulichten, doch die genaue Stelle könnte überall sein. In Ruhe mehrmals mal irgendwo zum Vergleichen anzuhalten stößt nur auf bedingte Gegenliebe. Man merkt, Micky ist eher an Autofahrten, frühem Ankommen im Motel, langweiligen Flughäfen und Autohändlern interessiert.
Needles Eye am Needles Highway im Custer SP |
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Tunnel am Needles Highway im Custer
SP[/td][/tr][/table]
Obwohl die Aussicht vom Mount Coolidge laut Reiseführer nicht besonders lohnend sein soll, wird sich darauf geeinigt, da hinauf zu fahren. Kein Wunder, da kann man ja auch mit dem Auto vorfahren.
Ausblick vom Mt. Coolidge Fire Tower im Custer SP |
Der Reiseführer hat allerdings Recht. Oben auf der Spitze wurden mehrere Antennenmasten installiert und diese auch gut mit Kabeln am Boden verankert, die nun die Sicht in die Ferne stören.
Also schnell wieder runter und dem letzten der ganz großen Ziele gewidmet, dem Wild Life Loop. Zuerst eher enttäuschte Blicke. „Die hätten hier wenigstens mal ein Bison abstellen können, damit die Touristen begeistert sind“ Solche und ähnliche Sprüche muss ich mir über meine Artgenossen anhören. Man spricht schon von Kontaktschleifen im Boden und dass noch zu wenige Autos gezählt wurden, um die teuren Bison-Attrappen herauszuholen.
Bin ich etwa eine Attrappe?
Dann endlich, ein paar grasende Bisons. Der Tag ist gerettet. Einsam am Horizont sieht man die kleinen Punkte sich bewegen. Die einstigen Herrscher der Prärie. Der Inbegriff des Tieres im mittleren Westen. Wie gesagt, der Tag ist gerettet, man hat aus der Not noch das Beste herausgeholt und trotz Umweg nach Rapid City noch etwas von den Black Hills gesehen.
Na, dann fahren wir nun noch mal zum Mount Rushmore, Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf – Stopp! Bisons. Bisons, so weit das Auge reicht. Die ganze Prärie ist voll mit denen. Obwohl hier schon mehrere Autos stehen, sind Menschen ganz klar in der Minderheit. Die Bisons laufen einzeln über die Straße und trotten langsam zu einem Wasserloch. Das ist mal eine aufregende und spannende Geschichte. Dafür ist man doch hier her gekommen, um Tiere zu sehen. Autohändler hat man auch in Deutschland, nicht aber Bisons, die zum Wasserloch traben, um das ganze trockene Gras herunter zu spülen.
Bisons an der Wildlife Loop Road im Custer SP |
Teilweise nur wenige Meter neben den Autos laufen die gewaltigen Tiere entlang. Man mag es ihnen kaum zutrauen, aber trotz ihres Gewichts können die ungemein schnell rennen, bis zu 50km/h. Man sollte sie daher tunlichst nicht reizen, denn man würde mit Sicherheit den Kürzeren ziehen. Aus dem vermeintlich sicheren Auto wird weiter beobachtet, wie die Herde die Autos umkreist. Ich möchte aber nicht wissen, wie es sich anhört bzw. anfühlt, wenn einer von denen auf die Idee kommt, mal anzuklopfen.
Bisons an der Wildlife Loop Road im Custer SP |
Irgendwann bildet sich wieder eine kleine Gasse und im Schritttempo kann weiter gefahren werden. Auch Buffalo Jerry und Buffalo Tom, die sich direkt vor unserem Auto gestritten haben, manches Mal einen bösen Blick auf die Zuschauer geworfen haben, dann aber doch auf Markus Beten gehört haben, sich bitte wieder mit sich selbst zu beschäftigen und nicht auszuprobieren, ob ein Jeep in eine Streichholzschachtel passt, geben den Weg wieder frei und wir können weiter fahren.
Bisons an der Wildlife Loop Road im Custer SP |
Dass auf der Iron Mountain Road noch die interessanten Tunnel mit den Pig Tail (Ringelschwanz) Kurven auf uns warten, daran denkt kein Mensch mehr. Zumindest Markus ist noch gedanklich bei den Bisons, wohingegen Micky so aussieht als probiere er, in wie viele unterschiedliche Anordnungen man die Buchstaben des Wortes „Langweilig“ bringen könnte.
Tunnel an der Iron Mountain Road im Custer SP |
Mount Rushmore am Abend – noch immer gut besucht. Am Ende der Avenue of the Flags wird auf einer großen Tribüne Platz genommen und ausgeharrt, was da kommen mag. Ein Ranger veranstaltet zur Überbrückung der Zeit ein kleines Quiz und fragt das Publikum über die amerikanische Geschichte und die einzelnen Präsidenten aus. Ein paar Antworten wissen sogar unsere beiden Ausländer.
Dann heißt es Licht aus, Regen an. Zuerst noch leichte Tropfen, die Markus als erhöhte Luftfeuchtigkeit abtut. Micky wird schon ungeduldig und würde am liebsten unter das Dach verschwinden. Noch steht da niemand. Nach 5 Minuten, als der zweite Tropfen fällt, ist auch Markus überzeugt. Als dann der große Regen einsetzt, sind nur noch Plätze in den hinteren Reihen unterm Dach übrig, von wo aus man nicht mehr auf die große Leinwand sehen kann, wo die vier Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln kurz vorgestellt werden und erklärt wird, warum gerade sie ausgewählt wurden, den heiligen Berg der Lakota-Indianer zu zieren, eine bewusste Provokation gegenüber den Indianern, die ihren heiligen Berg damit als entweiht ansehen.
Am Ende der Vorführung werden die vier Köpfe am Berg von großen Flutlichtern angestrahlt. Die Nationalhymne wird gespielt und während die Fahne auf der Bühne eingeholt wird, stehen Veteranen daneben, um dieses Ereignis zu feiern. Für die „Helden“ der amerikanischen Kriege eine besondere Ehre. Nun darf der Reihe nach jeder seine Hand auf die Flagge legen und nennt Namen und Dienstgrad. Das ganze ist eine höchst patriotische Zeremonie. Die Amerikaner sind unheimlich stolz auf ihr Land und zeigen dies sehr offen, was für Deutsche oftmals befremdlicht wirkt. Zwar verlief die „Lichtershow“ nicht wie erwartet kitschig amerikanisch, aber ein eindrucksvolles Erlebnis war der Abend auf alle Fälle.
So, jetzt werde ich aber wieder ins Traumreich der kleinen Bisons verschwinden. Morgen geht es weiter über die endlose Prärie Richtung Westen.
Herzlichst, Euer Buffalo Bill.
Übernachtung: KOA Campground - Mount Rushmore / Hill City, SDBewertung: Gut!