09.09. Cody - Beartooth Highway - Yellowstone NP: Tower Falls, Blacktail Plateau(206 Meilen / 331km)Hier ist wieder Buffalo Bill. Heute berichte ich aus Cody, der Stadt, die von meinem menschlichen Namensvetter gegründet wurde. Was William Frederick Cody aber diesen Spitznamen eingebracht hatte, lässt mir nur einen Schauer den Rücken runter laufen.
Naja, wie gestern auf der Nachricht an Monika angekündigt, würden wir die beiden gerne im Irma Hotel treffen. Ob die beiden schon dort sind? Haben sie überhaupt die Nachricht erhalten? Da wir etwas früh dran sind, fahren wir einfach noch mal zu ihrem Bed & Breakfast Robin’s Nest und treffen Monika vor der Haustüre an, wie sie gerade den Weg zur Straße herunter rennt, uns aber scheinbar nicht bemerkt, sondern in Gedanken ganz woanders ist. Markus lässt die Scheibe herunter und fragt ganz ruhig: „Monika, wohin so eilig?“
Sie wollte ins Irma Hotel, um uns dort abzufangen und auf ein handgemachtes Frühstück bei Robin einzuladen. So kommen wir ihr noch zuvor und es gibt ein großes Hallo. Wunderbar, dass dieses Treffen geklappt hat. Obwohl unsere Handys nicht funktionieren, womit man mal wirklich merkt, wie abhängig wir doch von der Technik geworden sind, haben wir uns dennoch gefunden.
Im gemütlichen Haus von Robin ist der Tisch bereits für insgesamt sechs Personen gedeckt. Neben Monika und Walter wohnt hier heute noch ein weiteres amerikanisches Pärchen, dass mit dem Motorrad in den Bergen unterwegs sind. Und für wen sind die anderen beiden Gedecke? Genau, für Markus und Micky. Sie sind eingeladen und das lassen sie sich bestimmt nicht zweimal sagen.
Es gibt Ei, Schinken und die allerbesten French Toast auf der ganzen Welt. Als Nachspeise gibt’s noch selbstgemachten Obstsalat.
Frühstück zusammen mit Monika und Walter |
Das Esszimmer ist gemütlich eingerichtet. Überall hängen Bilder, die von Robin selbst gemalt wurden und es steht Allerlei in den Ecken, liebevoll über Jahre gesammelt. Ein Frühstück in einem Privathaus ist halt etwas ganz anderes als in einem Kettenrestaurant. Wenn die Übernachtungen in Bed & Breakfast in USA nur nicht so teuer wären.
Wir fragen Monika und Walter, was sie sich denn für heute vorgenommen haben, denn bisher wissen wir nur, dass sie zumindest morgen Abend in den Cabins am Old Faithful übernachten werden. Monika erklärt, sie würden heute gerne über den Beartooth Highway in den Yellowstone fahren. Was für ein Zufall, genau da wollen wir auch entlang fahren, auch, wenn es einen kleinen Umweg nach Montana bedeutet.
Nach dem Frühstück trennen wir uns, denn Monika und Walter müssen noch für das große BBQ morgen Abend einkaufen, Micky will sich im Buffalo Bill Historic Center langweilen und Markus ergreift die Gelegenheit, sich ein wenig die Umgebung anzusehen. Da das Wetter allerdings nicht das beste ist, bleibt es bei einem kurzen Besuch am Buffalo Bill Reservoir, einem aufgestauten See westlich der Stadt sowie zur Old Trail Town.
Pizzeria in Cody, Wyoming | | Einkaufsstraße in Cody, Wyoming | | Buffalo Bill Reservoir |
Pünktlich um 11 Uhr treffen wir uns vor dem Buffalo Bill Museum und wir starten mit unseren beiden Wagen in Richtung Montana. Eigentlich blöd, dass wir vorfahren, denn damit nehmen wir Monika und Walter die Chance, schöne Fotos von der Landschaft zu machen, weil ein brauner Jeep mit grünem Dach ihnen die Sicht versperrt und nicht gerade sehr ansehnlich ist.
Auf der US 310 unterwegs von Cody nach Montana |
Auf dem Highway 308, dem Verbindungsstück von Belfry nach Red Lodge, machen wir unsere erste Pause. Erste Bestandsaufnahme: Fahren wir zu schnell? Alles ok bei euch? Monika macht ganz große Augen: „Habt ihr euch mal auf der Karte angesehen, was wir für einen Umweg fahren?“ Nun, uns ist das klar, Monika hatte sich scheinbar am Frühstückstisch geirrt. Statt Beartooth Highway wollten sie eigentlich über den Buffalo Bill Cody Scenic Byway in den Park fahren. Aber für einen Rückzug ist es jetzt zu spät. Mitgehangen, mitgefangen.
Beartooth Highway |
Wir fahren weiter und stoppen noch einmal am Beartooth Highway. Erste Bäume zeigen ein weißen Hauch von Raureif. Die Temperatur ist schon wieder auf knapp über dem Gefrierpunkt gefallen. Kein Vergleich mehr zu den heißen Sommertagen am Anfang der Reise.
Wir fahren den Pass weiter hoch, womit die Temperatur immer weiter abnimmt. Im Minutentakt purzeln die Grade wie beim Börsenkrach die Aktienpreise. Wow, 26°F, nein, nur noch 25°F. Och, schade, wieder auf 26 gestiegen. Nein, halt, jetzt sind es nur noch 24°F.
Beartooth Highway |
Die Landschaft ist inzwischen nicht mehr weiß angehaucht, sie ist nun flächendeckend mit einer Schneedecke überzogen. Wir halten erneut an mit Blick auf einen schönen See. Schilder weisen auf Wanderwege hin, aber wir entschließen uns schweren Herzens, heute doch keine Wanderungen durch hohen Schnee zu unternehmen. Inzwischen ist auch der Kauf der Winterjacke in Wisconsin Dells alles andere als verrückt, auf einmal erfüllt sie gute Dienste.
Beartooth Highway |
Wieder unten im Tal sind wir um einige Erinnerungen reichen, aber noch nicht wirklich wieder aufgewärmt. In Cooke City gönnen wir uns eine Runde schöner heißer Schokolade in einem urigen Restaurant. Bei Berghüttenflair mit großen Kamin, Jagdtrophäen an der Wand und Holz als Hauptgestaltungswerkstoff schmeckt das wärmende Getränk doch gleich noch mal so gut.
Der Ort selbst ist etwas abseits vom Yellowstone NP gelegen, aber erfüllt seinen Zweck für Ausflüge in die Umgebung. Vor der Tankstelle steht sogar schon ein Schneemobil mit Schlittenanhänger für den Winter bereit. Monika und Walter werden sogar nach einige Tagen im Yellowstone noch einmal hierher zurückkehren. Wenn wir nicht selber noch schöne Parks auf dem Programm stehen hätten könnte man richtig neidisch werden.
Und dann erreichen wir ihn endlich, den ältesten Nationalpark der USA, dem eigentlichen Ziel dieser Reise, um das wir eine Tour aufgebaut haben, das Ziel, für das wir die meiste Zeit eingeplant haben, der Park, der absolut lohnenswert ist, aber unglücklicherweise soweit abseits liegt, dass man ihn nicht mal eben so mitnehmen kann, der Park, der aber dennoch sehr gut besucht wird, weil er so beliebt ist, wahrscheinlich wegen seinen unvergleichbaren natürlichen Attraktionen wie Schluchten, Wasserfällen, Seen, Berge, Wälder, Bisons, heißen Quellen und natürlich Geysiren. Natürlich rede ich vom Yellowstone National Park. Endlich habe ich es auch mal in diesen Park geschafft.
Einfahrt in den Yellowstone National Park |
Wir fahren durchs Lamar Valley und Langeweile macht sich breit. Wo sind denn all die eben beschriebenen Attraktionen? Hier ist ja nichts los.
Lamar Valley, Yellowstone NP |
Die Fahrt zieht sich ganz schön, dann endlich ein Stau! Juhu! Jeder geplagte Pendler wird uns jetzt für verrückt erklären, aber dieser Stau kann einfach nur bedeuten, dass sich hier ein Tier in der Nähe befinden muss. Doch so sehr wir auch unsere 10 Augen bemühen, da ist nichts zu sehen. Ich erschnuppere nur frisches Gras, aber von Tieren keine Spur.
Bär im Yellowstone NP |
Wir fragen mal bei den anderen Leuten herum, ob sie nur aus Sympathie ihre Kamera auf ein paar Büsche richten, doch sie meine, der Stein da hinten wäre ein Bär. Weiter gespanntes beobachten.
Walter holt das Fernglas heraus und reicht es reihum. „Das ist doch nur ein Stein!“ Auf einmal geht ein raunen durch die Menge und man hört Kameras klicken. Der Stein bewegt sich. Er erhebt sich, trottet nur unglücklicherweise entfernend in Richtung Wasser.
Ein Mann neben uns schwärmt, er käme nun schon zum zehnten Mal in den Park und dies wäre das erste Mal, dass er einen Bären gesehen hat. Sollen wir ihm sagen, dass wir alle hier zum allerersten Mal sind? Der denkt dann sicher, wir würden ihm einen Bären aufbinden wollen.
Monika, wie sie einen Bären fotografiert |
So gesehen sind die Bisons, die wir anschließend sehen, schon gar nichts Besonderes mehr. Was ist schon eine Herde Bisons gegenüber einem Bären? Bisons kann man, wenn man will, hier doch an jeder Straßenecke sehen. Ok, weil Monika gestern erst aus Alabama hierher geflogen ist, hatte sie wahrscheinlich dazu noch keine Gelegenheit und aus Freundlichkeit halten wir einfach mal an. Blöd ist nur, da man besser nicht aussteigt, um den gewaltigen Tieren nicht zu nahe zu kommen, wann kann es weiter gehen? Sind die im anderen Auto schon mit Staunen fertig?
Eigentlich war ja gar nicht geplant, dass sie mit uns über den Beartooth Highway in den Park fahren. Es wird spät und sie müssen noch bis zum Old Faithful, während wir die erste Nacht im Park in Mammoth Hot Springs verbringen werden. Damit wir den Besuch des Nordostteils des Parks abschließen können, kommen wir bis zum Tower Fall noch mit, danach trennen sich unsere Wege.
Tower Fall im Yellowstone NP |
Wir kommen gerade zurück von den Fällen, da fängt es mal wieder kräftig an zu regnen, aber so schnell, wie der starke Schauer gekommen ist, so schnell ist er auch wieder verschwunden und die Sonne kommt heraus, im Hintergrund aber die noch immer pechschwarzen Wolken, was einige interessante Motive erzeugt.
Baum auf dem Blacktail-Plateau, Yellowstone NP |
Auch, wenn die Fahrtrichtung des Blacktail Mountain Drive, einer Einbahnstraße parallel zur Hauptstraße zwischen Tower-Roosevelt und Mammoth Hot Springs, entgegen der unseren ist, nehmen wir auch diese mit und müssen den entsprechenden Abschnitt der Hauptstraße zwischen Anfang und Ende der Einbahnstraße halt doppelt fahren. Aber doppelt gemoppelt hält ja bekanntlich besser. Vom Plateau hat man teilweise eine schöne Aussicht auf das Tal und den Waldgebieten auf den Bergen. 1988 wurden erhebliche Flächen Waldgebiet durch ein Großfeuer zerstört. Auch, wenn sich im Unterholz schon kurze Zeit später neues Leben gebildet hat, junge Bäume hervorsprießten, so ist das Ausmaß der Zerstörung heute noch immer deutlich erkennbar. Noch immer ragen die schwarzen, toten Baumstümpfe wie Mahnmäler gen Himmel.
Ein kurzer Stopp noch bei den Undine Falls, die direkt neben der Straße liegen und schon wird in der Cabin in Mammoth Hot Springs eingecheckt. Diese Cabins unterscheiden sich deutlich von den Hütten auf den KOA-Campgrounds. Die Inneneinrichtung ist komfortabler, das Bett gemütlich und ohne Schlafsack zu benützen, doch handelt es sich bei den meisten Cabins um Doppelhäuser, wobei die Trennwand nicht besonders stark isoliert und wir so die Pläne unserer Nachbarn für den nächsten Tag gut mit anhören können.
im Nordteil des Yellowstone NP |
Ein kurzer Besuch der Sinterterrassen folgt noch, doch wie wir morgen sehen werden, sind diese viel schöner im morgendlichen Sonnenschein als wenn sich abends die Sonne bereits hinter den Bergen versteckt hat.
im Nordteil des Yellowstone NP |
So lange es aber noch einigermaßen hell ist, wollen Markus und Micky draußen vor der Hütte sitzen und den morgigen Tag planen, doch schneller als erwartet sind sie wieder drinnen. Na Jungs, ist wohl etwas frisch draußen, oder? Tja, seid hier in den Bergen. Hier ist schon fast Winter. Und ihr Jammerlappen habt nicht mal so ein schönes Fell wie ich.
Ich frage mich nur bis heute, warum ich in dieser Nacht draußen schlafen soll.
Herzlichst, Euer Buffalo Bill.
Übernachtung: Mammoth Hot Springs Hotel & Cabin - Yellowstone NP, WYBewertung: guter Durchschnitt