FazitLaubfärbung / WetterHier bin ich mir absolut nicht sicher, ob ich nun zu früh oder zu spät unterwegs war. In Boston, an der Küste von Maine und eigentlich in komplett Rhode Island und Connecticut dominierte noch die Farbe Grün, währenddessen in den Bergen von Vermont und New Hampshire eher kahle Bäume vorzufinden waren. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es beim Übergang ein gewisses „dazwischen“ gäbe, wo dann die so berühmte Farbenpracht so richtig im Schein der Sonne zur Geltung kommen würde.
Doch weder viel Sonne, noch ein gewisses „dazwischen“ waren anzutreffen. Einzig hier und da ein paar bunte Bäume, die vom starken Wind verschont geblieben sind. Ich denke wirklich, das Wetter hat mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Drei Wochen vor mir waren Bekannte in den White Mountains gewesen und hatten es noch mit grünen Bäumen zu tun gehabt. Danach muss ein hartnäckiger Wind aufgeräumt haben, damit ich enttäuscht vor kahlen Bäumen stehen würde.
Leider muss ich sagen, dass dieser Urlaub bislang die schlechteste Wetterbilanz aufweist. Selbst in Grönland / Island hatte ich dieses Jahr besseres Wetter gehabt. Nur 3 Tage von 11 waren sonnig. Die restlichen hatten immerhin einige trockene Minuten bei bewölktem Himmel zu bieten gehabt.
Selbst, wenn ich mich entschlossen hätte, mein komplettes Programm umzuwerfen, ich hätte bis Texas fahren müssen, um einigermaßen stabiles Schönwetter anzutreffen. Der ganze Osten lag unter dichten Regenwolken.
Auch in Kalifornien war zu dieser Zeit von Überschwemmungen die Rede. Man ist also nirgendwo vor unberechenbarem Wetter sicher.
Routenplanung„Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt“, ja das hört man oft nach einem vergangenen Urlaub. Bei dieser Reise habe ich von Anfang an auf bestimmte Ziele bewusst verzichtet, weil sie einfach zu weit abseits liegen und in dieser arg kurzen Zeit niemals untergebracht worden wären, wie zum Beispiel der Acadia Nationalpark, kanadische Provinzen, Nordvermont oder das angrenzende New York. Ich wäre sicherlich gerne überall dorthin gefahren, doch musste ich Prioritäten setzen, um die kurze Zeit optimal auszunutzen.
Geplant waren die Schwerpunkt Boston, White Mountains und Cape Cod, dazwischen viele Überlandfahrten auf kleinen Straßen durch hoffentlich bunte Wälder. Die Tageseinteilung richtete sich meist nach den Öffnungszeiten diverser Straßenbahnmuseen, zum Beispiel hatte das Seashore Trolley Museum in Kennebunkport wie auch das Seashore Trolley Museum in New Haven nur jeweils am Wochenende geöffnet, so dass Cape Cod, sollte es stattfinden, unbedingt zwischen die beiden Museumsbesuche gesetzt werden musste. Das erklärt auch die gefahrene Acht, wenn man sich mal meine Route auf der Landkarte ansieht.
Ich muss aber sagen, es hat Spaß gemacht, mir die Tagespläne zusammenzustellen und es hat auch Spaß gemacht, sie vor Ort wetterbedingt wieder umzustellen. Eigentlich wollte ich zum Beispiel am 19.10. viel früher in Vermont ankommen, doch als die Sonne nach etlichen Regentagen endlich hervorkam, wollte ich unbedingt noch etwas in den White Mountains nachholen. Das hatte wiederum zur Folge, dass ich am nächsten Tag erst sehr spät nach Cape Cod weitergefahren bin usw.
Kritiker mögen nun schelmisch lächeln „selbst Schuld, wenn man seine Unterkünfte vorbucht“, doch ich sehe es so, dass ich wahrscheinlich nicht nach Cape Cod gekommen wäre, hätte ich nicht vorgebucht. Ich wäre sicherlich noch länger in Vermont geblieben und hätte den wunderschönen Sonnenuntergang in Newport, RI verpasst, und ihr müsst zugeben, der hatte doch etwas, oder?
Leider muss ich aber eingestehen, dass ich den Urlaub nahezu komplett noch einmal bereisen muss, da mir das Wetter an sehr vielen Stellen einen großen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ausgefallen sind z.B. die Boston Duck Tours, Fahrten auf den Mount Washington (wegen Nebel), die Lost River Gorge (wegen Überflutung) oder Fahrradtouren auf Cape Cod (wegen Zeitmangel).
Doch immerhin konnte ich schon Erfahrungen in Neuengland sammeln und weiß nun etwas besser, wofür sich beim nächsten Mal etwas mehr Zeit lohnen würde und auf was man getrost verzichten kann.
Eisenbahnen / StraßenbahnenAls ich 2001 mit dem Reisebus durch den Südwesten der USA gefahren bin, hatte ich schon die Vorliebe entwickelt, Broschüren zu allen interessanten Themen zu sammeln. Unter anderem hatte ich damals schon Flyer für diverse Straßenbahnmuseen in Neuengland erwischt und nun war endlich die Zeit gekommen, einen Nutzen daraus zu ziehen. In einigen Museen wurde ich auch darauf angesprochen, woher ich von jenem Museum erfahren habe und man war sichtlich erstaunt, bis wohin die Flyer ausgetragen wurden.
Bei der weiteren Recherche ist mir erst aufgefallen, wie viele Touristenbahnen es in den 6 östlichen US-Bundesstaaten zu bewundern gibt. Einige konnte ich gerade noch einbauen, andere haben mir Entscheidungen, ob ich sie einbauen sollte dadurch abgenommen, dass sie im Oktober bereits geschlossen haben. Auch das ist ein weiterer Grund, noch einmal in die Region zurückzukehren. Zum Beispiel würde ich unbedingt mal mit dem Notch Train der Conway Scenic Railroad fahren.
Ein besonderes Erlebnis war ohne Zweifel der kleine Fahrschulkurs im Shoreline Trolley Museum in New Haven mit anschließender Privatführung hinter die Kulissen, wohingegen ich von anderen Museen und ihrem Programm doch sehr enttäuscht gewesen bin.
Zimmer vorbuchen: Ja oder Nein?Ich bleibe auch in Zukunft meiner Linie treu und buche meine Unterkünfte vor. Für mich sprechen einfach so viele Gründe dafür. Einmal wurde ich auf dieser Tour schon fast in einem Motel abgewimmelt, weil es bereits ausgebucht war. Erst als ich meine Reservierung vorgelegt hatte, konnte ich noch ein Zimmer bekommen. Außerdem hätte ich nach einigen Tagen, z.B. der langen Dunkelfahrt von Brattleboro nach Cape Cod echt keine Lust gehabt, dann noch auf Zimmersuche zu gehen. Ich war einfach nur müde und kaputt.
Hätte ich nicht vorgebucht und hätte ich tatsächlich Glück gehabt, noch ein Zimmer zu finden, wäre ich sicherlich nicht so günstig davon gekommen. Ich habe Stunden damit verbracht, von Deutschland aus günstige Zimmer zu finden. Die Zeit und Geduld hätte ich vor Ort sicher nie aufgebracht. Ich nutze die Zeit da lieber bis zum Gehtnichtmehr für mein Freizeitprogramm aus.
Noch einmal alleine unterwegs sein?Eine heikle Frage, die ich weder mit Ja noch mit Nein beantworten möchte (um zu vermeiden, dass es später gegen mich verwendet wird
). An einigen Stellen, wie zum Beispiel in der Bostoner Straßenbahn, habe ich es genossen, unabhängig zu sein. Wer würde schon mit mir den halben Tag durch Bostoner Vororte fahren wollen?
An anderen Stellen, auf kleinen Wanderungen oder an einem Abzweig, den ich gerade noch im Rückspiegel erkennen kann, hätte ich mir dagegen schon einen Beifahrer gewünscht. Sicher bedeutet ein Urlaub zu zweit immer eine gewisse Kompromissbereitschaft, doch bei Urlauben, die sich größtenteils auf Straßen und in der Natur aufhalten, werde ich wohl in Zukunft diese Kompromisse eingehen wollen.
In Städten und unterwegs in Eisenbahnen dagegen komme ich bislang noch mit meiner eigenen Gesellschaft aus, was jetzt nicht ausschließlich bedeuten soll.
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Offizielles Ende des Reiseberichts USA 2005 - Vorstellung einer wunderschönen Farbenpracht