Sorry, konnt' mich einige Tage nicht melden, da ich beruflich eingespannt war. Nachdem ich aber eine nette E-Mail mit der freundlichen Aufforderung, doch bitte weiter zu schreiben, bekommen hab.....
19. Tag – 27. Juli 2006 – Deming/WilcoxDas Zimmer im Motel 6 war wirklich recht klein und da auch der Pool verschlossen war, machten wir uns morgens schon ganz früh – ausgestattet mit zwei Bechern Kaffee (mehr gabs nicht zum Frühstück im Motel 6) auf den Weg nach Wilcox. In Lordburg wollten wir den Interstate verlassen und der Ghost Town Shakespeare einen Besuch abstatten. Vorbei an einem Denkmal (Panzer und Kanone) mit angegliederten Picknickplätzen mussten wir außerhalb von Lordsburg noch ein kurzes Stück über eine ausgeschilderte Gravelroad fahren und schon hatten wir unser Ziel erreicht. Ich hatte schon im Vorfeld gelesen, dass Führungen in Shakespeare nur an bestimmten Tagen durchgeführt werden, bin aber davon ausgegangen, dass man das Städtchen auch so besichtigen könne. Pustekuchen ! Ein verschlossenes Tor verhinderte uns die Weiterfahrt und so konnten wir das Örtchen nur kurz aus der Ferne betrachten. Aber wir hatten ja noch eine weiter Ghost Town auf unserer heutigen To-do-List.
Wenige Meilen weiter erreichten wir den Ort Steins, verkehrsgünstig gelegen – gleich an der Interstate-Abfahrt. Steins ist eine alte Railroad-Town und so wurden wir auch gleich standesgemäß von einem der schier unendlich langen Güterzüge der Santa Fe Railroad mit einem lauten Tröten empfangen (Diejenigen, die schon einmal in Flagstaff im „falschen“ Motel übernachtet haben, kennen das durchdringende Tröten.). Wenige Minuten später setzte der Railroadman seinen Zug – nicht ohne uns vorher noch einmal zuzuwinken und nochmals zu tröten – langsam in Bewegung. Schon für dieses Schauspiel hat sich die Abfahrt vom Interstate gelohnt. Das Örtchen selbst besteht aus einigen verwitterten Holzhäusern mit zahlreichen, der Witterung ausgesetzten Ausstellungstücken – vom rostigen Oldtimer bis zum Klohäuschen – davor. Nur – wo war der Eingang. Der ganze Ort war von einem Zaun umgeben – alles verriegelt und verrammelt. Irgendwann kam ein Pickup mit zwei Kindern auf der Ladefläche, die uns schon von weitem zuriefen, dass Steins Donnerstags geschlossen sein. Shit happens. Heute war nicht unser Tag !!!
Ghost Town Steins mit der Interstate im HintergrundOhne weiteren Zwischenstopp fuhren wir nach Wilcox. Der Ort erinnert stark an die Städtchen entlang der Route 66. In der Oldtown leerstehende Geschäfte und heruntergekommene Motels – an der Interstate-Abfahrt Motel-Neubauten der bekannten Ketten und Tankstellen. Wir wählen für uns das Super 8 aus. Ein Grund war sicherlich der Indoor-Pool.
In der Oldtown gleich gegenüber dem Bahnhof ist ein Restaurant in einem schönen alten Eisenbahnwaggon untergebracht. Das reizt uns sehr, doch es gibt noch nichts zu essen – der Grill wird gerade erst angeheizt.
Essen auf Rädern....Richtig – wir sind wieder in Arizona und müssen noch die Zeit umstellen. Gleich nebenan in einem urigen Coffeeshop lassen wir uns nieder. Hier gibt es Kaffee (was sonst?), Cookies und Eis. Während die Bedienung unsere Bestellung bearbeitet schauen wir uns im Laden um. Alte Möbel, ausgebleichte Rinderschädel, Schallplatten aus den Fünfzigern, Klamotten von der Oma, signierte Filmstar-Fotos und und und. Ein kleiner Trödelmarkt. Wir setzen uns auf den hölzernen Gehsteig vor dem Haus, schauen den vorbeifahrenden Autos zu und planen den weiteren Tagesverlauf. Da es noch nicht einmal Mittag ist beschließen wir einstimmig, heute noch Tombstone zu besuchen, was eigentlich erst für den nächsten Tag geplant war. So haben wir morgen mehr Zeit für den Chiracahua Nationalpark.
Coffee-Shop und TrödelmarktZwischen Wilcox und Benson quert der Interstate 10 eine sehr schöne Felsenlandschaft (Texas Canyon) die uns am die Alabama Hills und an den City of Rocks SP erinnert. Leider fehlt uns die Zeit anzuhalten – Tombstone, „The town too tough to die“, wartet. In der berühmten Wild-West-Stadt ist die Haupt-Touristen-Straße, die Allen Street, für den Autoverkehr gesperrt und auch nicht asphaltiert. Lediglich mehr oder weniger historische Postkutschen fahren hier mit den Besuchern auf und ab. Auf den hölzernen Gehsteigen begegnen wir Darstellern aus den Shows in ihren alten Kostümen. Trotz ihres wilden Aussehens, sind sie doch recht nett und freundlich im Gespräch: Woher ? Wohin ? Besucht doch unsere Show ! Die Geschäfte führen die einschlägigen Artikel: Cowboyhüte, Sporen, Lederaccessoires usw. Besonders angetan hat es mir der Buchladen, der ein reichhaltiges Sortiment an Wild-West- und Filmliteratur führt.
Natürlich müssen wir uns auch die O.K.Corral Show ansehen. Na ja – viel Pulverdampf und ein paar Späßchen und nach einer halben Stunde hatten die Guten (?) gesiegt. Da die Darsteller in einem breiten Slang sprachen, musste man die Geschichte schon kennen und/oder wirklich gut die Sprache beherrschen um alles zu verstehen.
Mit viel RauchDie beiden Cowboys in der Mitte gehören zur Famile.An der Stelle wo der Gunfight stattgefunden haben soll, war die Situation „authentisch“ mit Puppen nachgestellt – halt US-amerikanisch. Darüberhinaus konnten verschieden Kutschen, ein Cowboy Bunkhouse, ein „original Corral Office“, eine Prostitute’s Crib, ein altes Foto Studio und Fly’s Boarding House besichtig werden. Danach schauten wir uns noch die Räumlichkeiten an, in denen der Tombstone Epitaph gedruckt wurde und wo verschiedene alte Druckmaschinen ausgestellt waren. Hier bekamen wir auch die alten Ausgaben der Zeitschrift ausgehändigt, die mich mehr als die ganze Show interessierten.
Zum Abschluss gab’s dann im Tombstone Courthouse noch ein wenig Geschichtsunterricht, bei dem die Show eher im Hintergrund stand. Erbaut im Jahre 1882 für 50.000 $ beherbergte das Bauwerk die Amtsräume des Sheriffs, des Gerichts, des Kämmerers und des Bezirksverwalters. Nachdem Bisbee 1929 Bezirkshauptstadt wurde, machte 1931 auch die letzte Dienststelle dicht. Später sollte in dem Haus ein Hotel untergebracht werden, in den fünfigre Jahren richtet man das historische Museum ein. Heute können zahlreiche Exponate aus Tombstones Vergangenheit, der originale Gerichtssaal (mit Spucknäpfen !) und im Hof ein Galgen besichtigt werden.