Sonntag, 18.09.2005 (12. Tag):Und heute soll es nach Chicago gehen, juhuu
! Wir wollten ziemlich früh losfahren. Wenn ich mich recht erinnere, war 7:00 am als Abfahrtzeit geplant. Am Abend zuvor hatte sich ein Belgier aus unserer Gruppe noch besonders stark dafür gemacht, möglichst noch viel früher loszufahren. Er meinte ernsthaft, wir sollten schon um 5 Uhr starten.
Mehrwürdigerweise war er es, der verschlafen hatte
! Wir alle haben ca. eine halbe Stunde auf ihn warten müssen. Sonst waren ausnahmslos alle pünktlich und abfahrbereit. Na ja, kann vielleicht mal passieren
Über den I-65 sind wir dann nach Chicago gefahren. Um Indianapolis haben wir einen großen Bogen gemacht und gegen Mittag haben wir uns Chicago genähert. Ich habe übrigens vorn gesessen:
Unsere Unterkunft war nach all den Nächten auf den Zeltplätzen wieder ein Hostelling International. Die Herberge liegt mitten in der City und hat großzügig geschnittene Zimmer, sogar mit eigenem Bad.
Für das Sightseeing hatten wir nur den Rest des Tages. Am nächsten Morgen sollten wir Chicago schon wieder verlassen. Die meisten wollten sich ein richtiges Stressprogramm geben: Sears Tower, Hankock Tower, Navy Pier usw. usw.
Dazu hatte ich keine Lust. Vor ein paar Jahren war ich schon mal für ein paar Tage in Chicago und hatte das Wichtigste schon gesehen. Ich wollte die Stadt eher in Ruhe genießen und bin deshalb allein losgegangen.
Erstmal wollte ich ein bisschen mit der Metro rumfahren, die auch liebevoll „The El“ (Abk. für „the Elevated“) genannt wird.
Anders als in den meisten Städten fährt sie nämlich über dem Straßenniveau, weshalb man natürlich auch schöne Aussichten haben kann. Hier passiere ich den Chicago River in der Metro:
Irgendwo im Loop – so heißt ein Bezirk im Zentrum, der von the El umrundet wird – bin ich dann ausgestiegen und zu Fuß die Magnificent Mile in nördliche Richtung gelaufen. Diese Straße heißt eigentlich Michigan Av., aber irgendwie hat sich die andere Bezeichnung durchgesetzt. Es ist quasi die 5th Avenue von Chicago.
Auch gelangt man an den Fluss, der mitten durch die Stadt fließt und je nach Sonnenlicht immer etwas grünlich schimmert.
Weitergegangen bin ich zum Old Water Tower. Es ist eines der ganz wenigen Bauwerke, die das große Feuer im Jahr 1871 überstanden hatten.
Davor befindet sich ein hübsches Plätzchen, das zum Verweilen einlädt. Ich hatte schnell einen Sitzplatz gefunden und habe einfach das Geschehen auf der Straße beobachtet.
Gegenüber dem Water Tower gibt es (für mich als großen Schokoladenfreund) eine weitere Attraktion. Einen Hershey’s Store!
Das Geschäft musste ich mir also unbedingt von innen ansehen
Da gab es die witzigsten Kreationen und Geschenkartikel rund um die braune Leckerei. Ich jedoch mag Hershey’s nicht so besonders, weshalb ich auch gar nichts gekauft habe.
Dann habe ich noch lange Zeit in einem Bücherladen (auch um die Ecke) gestöbert
, wo ich auch endlich mal etwas eingekauft habe.
Später bin ich dann zusammen mit anderen Trekkies, die ich zufällig getroffen habe, zum Hankock Tower spaziert.
Dieser Tower ist zwar nicht ganz so hoch wie der Sears Tower, liegt aber deutlich besser. Die Aussicht ist sehr viel spektakulärer als vom höchsten Gebäude. Hier die Aussichten in verschiedenste Richtungen:
Navy Pier (eine Art Vergnügungsmall auf dem Wasser):
Blick nach Süden mit Sears Tower:
Blick nach Norden (Lake Shore Drive):
Natürlich bin ich bis zum Sonnenuntergang oben geblieben.
Nochmal der Lake Shore Drive:
Und Ausblick Richtung Westen:
Ganz erstaunt war ich über die unzähligen Spinnen, die außen an den Fenstern hingen. Wie sind die da wohl hingekommen?! Zu Fuß?
Und der Hancock Tower war auch der Abschluss meiner Besichtigungstour von Chicago. Viel habe ich also nicht gesehen, aber dafür hatte ich keinen Stress. Die anderen haben tatsächlich ihr volles Programm durchgezogen.
Sie haben übrigens bestätigt, dass man (wenn man sich entscheiden muss) lieber zum Hancock Tower als zum Sears Tower gehen sollte.
Und was hat Bob in Chicago gemacht? Gar nichts! Er hatte sich nach dem Einchecken mitsamt allen Klamotten ins Bett gelegt und lag abends immer noch unverändert dort. Uns hat er gesagt, dass er die City von Chicago zwar auch noch nie richtig gesehen hat, aber sie ihn auch nicht so interessieren würde.
Meine Einschätzung dazu: Vielleicht war er wirklich total erschöpft und vielleicht auch genervt von uns. Auch er wird gemerkt haben, dass die Chemie zwischen ihm und der Gruppe nicht so ganz harmonierte.
Als Tourguide wiederum sollte er sich schon etwas ortskundig machen. Nur dann kann er doch seinen Reisenden über die Stadt berichten?! Wir Suntrek-Reisende kennen Chicago (und New York sowieso!) jedenfalls besser als er!