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Autor Thema: Our Great American Journey (auch “The No Sleep Tour”) - 6 Wochen + Tornadojagd  (Gelesen 47830 mal)

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Microbi

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Wow!  Ich war schon ein paar Mal über 3000m wandern, aber so hoch wie Ihr, war ich noch nie. Zumindest nicht zu Fuß. Ich weiß aber, dass wir schon ab ca. 2500m die Höhe auch fühlen und die Leistung sinkt. Zumindest in den ersten Tagen, bis man sich an die dünne Luft gewöhnt.

Sehr schön!

Mic

Bosley

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Sehr schön! Da habt ihr ja einen recht vollen Tag gehabt und viel gesehen!

Alternativ zum Pikes Peak kann man auch auf den Mount Evans fahren, welcher ähnlich hoch ist! Wir fanden das damals total klasse und die Höhe spürt man dort natürlich schon ein wenig. Mir persönlich macht die Höhe an sich aber glücklicherweise nicht so viel aus, nur beim Wandern merkt man halt, dass die Leistung etwas sinkt!

Falls euch der Bericht vom Mt. Evans interessiert:

http://simon-unterwegs.com/2011/09/04/denver-winter-park/

Andie

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Wow, was eine tolle Tour.  :dankeschoen:

Ich lese seit gestern still mit und bin total begeistert. Weiss nun das sich eine Reise von den Küsten weg sehr lohnt und werde dies in die nächsten Planungen mit einfliessen lassen.
Freu mich auf die Tage die noch kommen.

Sehr schöner Schreibstill und klasse Bilder!
Was für Kameras & Objektive habt Ihr benutzt?
Ich habe glaube ich eine GoPro gesehen und die Schlaufe einer Canon.



Lupine

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Guten Abend, heute geht's weiter - und ihr werdet es lieben, denn ein paar rote Steine sind auch dabei  :lol: :wink:

Mic, Respekt, zum Wandern wäre das mir überhaupt nix gewesen, ich bin ja schon nach ein paar Schritten müde geworden. Aber als Wanderer akklimatisiert man sich vielleicht auch über einen längeren Zeitraum beim Aufstieg, was das ganze dann wieder etwas erträglicher macht...?

Bosley, ich hab mir deinen Bericht mal angeschaut. Ihr hattet ja traumhaftes Wetter und konntet richtig weit gucken! Und der Mount Evans sieht auch gut aus. Habt ihr diese Bergziege da direkt neben der Straße gesehen? Neid!!  :lol:

Danke für das Lob, Andie. Wir haben in der Tat eine Gopro dabei gehabt, außerdem noch eine Canon-Videokamera (Legria irgendwas - ist Heikos), ich habe Videos mit meiner DSLR gemacht. Was die Fotos angeht: Heiko hat eine Canon 60D (glaube ich, aber definitv was aus der Serie mit einer Null ;) ), ich habe eine 600D. Ich weiß nicht was Heiko für genaue Objektive hat, aber er hat mit einem Weitwinkel, einem "normalen" (also mittlere Brennweite) und einem Tele-Objektiv fotografiert, ich glaube es sind alles drei Originalobjektive von Canon. Ich habe nur eins mit mittlerer Brennweite von Sigma (bin damit aber auch sehr zufrieden).
Und trau dich ruhig von den Küsten weg, es lohnt sich sehr! Wir haben ja nun viel von Amerika gesehen im letzten Jahr und sind eigentlich von jeder Region mit ihrem ganz eigenen Charme, das fängt beim Menschenschlag an und hört beim Essen auf, begeistert.  :D

Los geht's:

Tag 28, 15.6.

Der Wecker klingelte um 4.35 Uhr.  :verquer:  Im Halbschlaf standen wir auf, zogen uns an und packten unsere Sachen ein.



Dann fuhren wir Richtung Garden of the Gods – unterwegs war nichts los, praktisch kein Verkehr zu dieser nachtschlafenden Zeit. Und warum das alles? Damit wir die dortigen roten Felsformationen (sie sehen ein bisschen aus, wie Raumschiffe die in die Erde gesteckt wurden), im Hintergrund der Pikes Peak, im Sonnenaufgangslicht sehen konnten. Alles war offen, wir positionierten uns an zwei verschiedenen Stellen und warteten mit gezückten Kameras auf den Sonnenaufgang.

Da wo ich stand, hatte man einen schönen Blick auf alle Felsformationen und den Pikes Peak und während ich auf das schöne Licht wartete, fror ich mir alles ab (trotz dicker Socken in Flipflops  :lol: - das ist sicher noch hässlicher als Trekkingsandalen  :lol: ). Irgendwann begann der Pikes Peak, rosa zu leuchten, etwas später gesellten sich dann die roten Felsen dazu. Ein großartiger Anblick, ein wunderschönes Panorama, das mindestens eine Viertelstunde lang mehr oder minder intensiv anhielt!  :clap:







Die leuchtend roten Felsen sahen im Kontrast zum dunkelblauen, klaren Himmel und dem grünen Präriegras einfach beeindruckend aus. Heiko fuhr derzeit mit dem Auto eine Runde im Park herum und fotografierte von mehreren Stellen – und das ganz allein: Kein anderer Tourist, geschweige denn Einheimischer, war bis lange nach Sonnenaufgang zu sehen.





Dann holte Heiko mich wieder ab, wir fuhren gemeinsam noch einmal den Park ab. Das Licht war immer noch schön, wurde aber immer greller und damit fotountauglicher.





Wir beobachteten die herumfliegenden Schwalben, die wohl in hunderten kleiner Löcher im Fels wohnen. Als wir gerade weiterfahren wollten, fiel uns ein Tier im nahen Gebüsch auf – ein Mule Deer (Maultierhirsch)! Es fraß gemütlich die Blüten eines Kaktus, lief über die Straße, und ließ sich von uns nicht im Geringsten stören.   :herz:



Wir machten ausgiebig Bilder und genossen diese Begegnung. Mittlerweile war es 7 Uhr morgens und wir entschlossen uns, aufzubrechen und irgendwo zu frühstücken. Bei McDonalds hörten wir im Fernsehen noch etwas über die Waldbrände, die aktuell in Colorado wüteten: es seien wohl die schlimmsten Waldbrände in der Geschichte des Staates, mit 350 Häusern die in Colorado Springs bedroht seien und der Royal Gorge Bridge, die wegen schwerer Waldbrände gesperrt werden musste.

Wir stellten als nächstes das Navi auf Jackson, Wyoming ein und stellten fest, dass das 520 Meilen sein würden. Juhu!  :kloppen:  Aber auf den langen Fahrtag waren wir ja eingestellt und es war immer noch vor 8 Uhr morgens, perfekt.



Die Fahrt auf der Interstate war erst einmal ereignislos, bis auf den schönen Anblick der schneebedeckten Gipfel links und der weiten Ebenen rechts. Ich schlief jedoch sehr schnell ein  :schlafend:  und wachte erst wieder in der Nähe von Denver (1609 m) auf, dessen Skyline wir von der Autobahn sehen konnten.



Danach folgte ein ausgesprochen langweiliger Abschnitt. Die Landschaft wurde zunehmend flacher, hügelig-grasige endlose Ebenen, und auch der Ausblick auf die Berge links war uns nicht mehr vergönnt, da wir von den Rockies erst einmal etwas wegfuhren.



An der Grenze zu Wyoming hielten wir im nagelneuen, schicken Visitor Center an. Wir lernten auch, dass Wyoming eine unglaublich keine Bevölkerungsdichte hat: 550 000 Menschen (so viel wie in Essen oder Bremen) leben auf der Fläche von z.B. England. Wahnsinn!  Viele Touristen kommen dennoch hierher: denn die beiden berühmten Nationalparks Grand Teton und Yellowstone befinden sich beide im Staat. Wyoming soll „cowboy country“ sein, viele Familien haben Ranches und sind Farmer. Wir ließen uns außerdem noch eine Route nach Yellowstone empfehlen und fuhren dann weiter.



Als erstes fuhren wir durch Cheyenne (1848m), die Hauptstadt, wo alles noch wie gehabt war: an jeder Ausfahrt McDonalds, Supermärkte, Tankstellen, die üblichen Kettenmotels. Wir hielten beim Walmart (nach jetziger Einschätzung vielleicht der einzige Walmart in Wyoming!?  :lol: ) an und deckten uns mit nicht verderblichem Essen für die nächste Woche und unsere Campingzeit im Yellowstone NP ein. Die Kassiererin erzählte uns erstmal ihre Familien- und Lebensgeschichte, aber war sehr freundlich und hieß uns in Wyoming Willkommen.

Ein paar Meilen später, ich las irgendwas, Heiko fuhr, sagte er plötzlich: „Scheiße!“ – „Was denn?“ – „Na, wir sind gerade an der Ausfahrt vorbei und müssten irgendwann tanken, haben nur noch einen Strich auf der Anzeige. Soll ich umdrehen oder kommt da bald noch mal eine Tankstelle?“ – „Ach, klar kommt da bald eine. Auf der Karte sind viele Ausfahrten eingezeichnet.“  :doh:



Danach sagten wir lange nichts mehr, und eine halbe bis dreiviertel Stunde später realisierte ich irgendwie, dass bisher gar keine Stadt mehr gekommen war. Nix. Nur Windparks, große grüne Grashügel, ein paar Berge in der Ferne, und riesige Zäune zum Abhalten von Schneewehen im Winter.





Und Ausfahrten, die ins Nichts führten – oder zu einem Highway, der dann weiter ins Nichts führte.  :frech:

Das Glück war uns jedoch hold und so kam bald eine Tankstelle – aber auch nicht mehr als das. Die Ausfahrt führte wieder zu einem Highway ins Nichts und zu einer conoco-Tankstelle, die nur von zwei dicken seltsamen Typen in Angel-/Armykleidung geführt wurde.



Na ja, immerhin hatten wir Benzin. Mittlerweile hatten wir mindestens 70 Meilen keine Stadt oder Besiedlung gesehen… Wyoming ist noch leerer als wir dachten.
Am nächsten „vernünftigen“ Ort (mit Tankstellen, Restaurants, etc. – vermutlich aber eine Minenstadt) verließen wir dann die Interstate und fuhren auf den Highway 287. Er führte quer durch den Staat in die nordwestliche Ecke, wo auch die Nationalparks liegen. Wir tauschten Fahrer und jetzt war Heiko dran mit Schlafen. Der Highway war noch einsamer, 60 Meilen lang passierte gar nichts, keine Stadt, kein gar nichts, nur grüne Grashügel, die Straße hatte gefühlt eine Kurve. Wyoming ist langweilig.  :schlafend:



Dann kamen ein paar mehr vereinzelte Häuser, aber insgesamt gab es 120 Meilen lang keine größere Siedlung, die man als Städtchen oder Ortschaft hätte bezeichnen können.

Irgendwann fanden wir dann aber überraschenderweise einen guten Radiosender, so dass das Fahren mehr Spaß machte, und dazu änderte sich die Landschaft.





Plötzlich kam uns Wyoming überhaupt nicht mehr langweilig vor: die Straße wurde kurviger, es ging hoch und runter, links und rechts waren Canyons, Tafelberge, bunte Felsformationen, Zacken, Spitzen, Hügel, kristallklare blaue Flüsse. Wahnsinn! Wie ein geologischer Spielplatz.  :rollen:



 Ein Wahnsinns-Fahrgefühl: wir waren alleine auf der Straße, der Himmel war blau und endlos, die Landschaft war weit und groß. Amerika!





Nach drei Stunden tauchten in der Ferne dann schneebedeckte Gipfel auf – die Tetons?



Unser Nationalpark war in Sicht! Unterwegs kamen wir noch durch Dubois, eine Westernstadt mit einer Main Street ganz aus Holz. Der Hwy 287 war mittlerweile offiziell „scenic“, obwohl er inoffiziell schon lange toll war. Es wartete noch eine Passstraße auf uns, die auf ungefähr 2700 m hinaufführte. Die Landschaft war mittlerweile ganz anders: Felszinnen auf hohen Bergen, Schnee lag auf den Berggipfeln und teils auch auf der Passhöhe und die Grashügel waren einem Nadelwald gewichen.



Auf der Passhöhe hatten wir bei Gegenlicht dann den ersten Blick auf den Grand Teton NP: eine Bergkette aus spitzen, schneebedeckten Bergen, davor ein großer See.  :D





Wir fuhren in den Park hinein, kamen zum Staudamm vom Jackson Lake und parkten dort erst einmal. Wir liefen zum Snake River, der das Wasser vom Lake in den Pazifik abführt, und beobachteten die zahlreichen Fliegenfischer dort.





Wir spazierten auf dem Staudamm umher und genossen den Ausblick auf den See und die Berge.



Als nächstes hielten wir beim Chapel of the Sacred Heart an, einer kleinen Kapelle im Nationalpark, die allerdings geschlossen war. Wir erfreuten uns stattdessen an der „arrowleaf balsamroot“, einer sonnenblumenverwandten heimischen Wildblume die im Juni überall herrlich gelb blüht. Wir fuhren die Parkstraße weiter Richtung Süden nach Jackson, und konnten gar nicht glauben, wie unglaublich schön die Szenerie war.







An einem Aussichtspunkt warteten wir dann den Sonnenuntergang ab, der für tolle Lichteffekte an den Bergen sorgte, als die Sonne hinter ihnen verschwand. Im letzten Licht fuhren wir dann noch zum Jenny Lake, einem 60m tiefen See der direkt am Fuß der Berge liegt. Das glasklare, glatte Wasser spiegelte die Berge – ein Postkartenanblick.



Wir konnten auch den Grand Teton Gletscher sehen, der oben am Berg wie ein großer Eisblock sitzt – ich hatte noch nie vorher einen Gletscher gesehen.



In der Dämmerung wollten wir noch ein paar Tiere sehen und fuhren dazu die Antelope Flats Rd. Schon nach ein paar Metern sahen wir nicht nur andere Touris in ihren Autos (einer der Touris hatte sich zu seinem Auto hin Pizza bestellt aus Jackson… okay?!  :usa: :doesig: ), sondern auch: Bisons! (Amerikanischer Bison, auch Büffel genannt) Eine große Herde graste, junge Bisons kämpften, Vögel landeten auf dem Rücken der großen Viecher und so weiter. Genial!







Langsam wurde es dann zu dunkel um Tiere zu sehen und fotografieren, also kehrten wir um und fuhren nach Jackson zurück. Doch dann wurde uns der Weg von einer Herde Bisons abgeschnitten, die gemütlich über die Straße trotteten. Diese massiven Viecher nur 2-3 Meter weit weg von sich zu sehen, war sehr beeindruckend, und im Scheinwerferlicht des Gegenverkehrs konnten wir den Atem eines Bullen in der kalten Luft sehen – und wie Sabber aus seinem Maul tropfte.  :lachen07:

In Jackson (1901m) angekommen checkten wir dann bei unserem Motel ein und nahmen ein Paket entgegen – denn diese Firma hatte uns tatsächlich das Ersatz-Internetgerät zu unserem nächsten fest gebuchten Motel geschickt, nämlich hierher. Schön, aber ob uns Internet in den nächsten Tagen in der Wildnis wohl so viel helfen wird? Eher nicht.  :roll: Außerdem hatten wir uns mittlerweile gut an internetloses Leben gewöhnt.

Abends aßen wir ein paar unserer älteren Vorräte, nämlich Instantnudelsuppe in einer Tupperdose mit heißem Wasser aus der ständig überlaufenden Kaffeemaschine. Aber satt wurden wir trotzdem.  :zuck:

Gefahrene Meilen: 586
Liebe Grüße,
Rike


sil1969

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Trotz der vielen Meilen habt ihr aber viel gesehen. Und tolle Fotos sind euch da gelungen, angefangen von den leuchtenden roten Steinen, über die gelben Blumen vor den Bergen bis zu den Bisons. Toll.
Der Grand Teton hat uns auch sehr gut gefallen, vor allem, weil wir dort unsere ersten Bären in freier Wildbahn gesehen haben.  :D
LG Silvia

Saguaro

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Re: Our Great American Journey (
« Antwort #140 am: 11.03.2014, 08:17 Uhr »
Boaahhh - da habt ihr aber Meilen herunter gerissen  :daumen:. Die Red Rocks haben mir gut gefallen, die öde Strecke dazwischen weniger, doch jetzt sind wir wieder im Gebirge angekommen  :groove:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Paranoia

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Ein toller Bericht ;)

Wenn ich die Bilder der Straßen sehe kriege ich jedes mal direkt wieder das Fieber, ich soll “back On the Road Again“ ....

Microbi

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Oh, Wyoming! Manchmal denke ich, dass mir "das große Nichts" besser gefällt, als die berühmten Landschaften. Ich kann mich daran nicht sattsehen. Überall nur Sagebrush und stundenlang kein Mensch, keine Siedlung!

Aber tatsächlich kann ich mich nicht entscheiden: Berge, Wüste, oder das Meer? Alles!

Mic

Lupine

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Weil's gerade so schön ist (und ich den Yellowstone selber gar nicht mehr abwarten kann, das war eigentlich einer der schönsten, wenn nicht sogar der schönste Teil unserer Reise) stelle ich heute gleich noch einen Tagesbericht rein.  :D Und danke für euer Lob, es macht richtig Spaß euch als Mitfahrer zu haben  :D :D

Tag 29, 16.6.

Um 6 Uhr verließen wir das Motel schon wieder. Der einzige Verkehr in der Stadt war ein stetiger Strom aus Leuten, die in den Teton-Park wollten. Die Sonne war bereits aufgegangen, es hatte draußen gefroren und die Bäche und Seen entlang des Weges dampften.

Frost:


Die Morgensonne illuminierte die Berge perfekt (und aus der richtigen Richtung) und machte damit die Stimmung und den Anblick noch schöner als gestern Abend. Wir hielten beim Snake River Overlook und dem Oxbow Bend an und hatten einen makellosen Ausblick auf die Berge und ihre Reflektion in den vollkommen stillen Gewässern.



Wir fuhren als nächstes nach Colter Bay, wo wir für heute früh eine „horseback riding“ tour, also einen Ausritt gebucht hatten. Wir gesellten uns zur Gruppe, bekamen Anweisungen und Einweisungen. So sollten wir zum Beispiel unser Pferd immer auf dem Weg und bei der Gruppe halten und ruhig bleiben, falls wir wilden Tieren wie z.B. Elchen oder Bären begegnen sollten. Dennoch könnte das Pferd in diesem Fall ausflippen. Das Ende vom Lied war, dass sich fast die ganze Gruppe einen Helm wünschte…  :zuberge:  :lol:

Hier übt Heiko gerade mit seinem Pferd unter der Anleitung von einer der Guides:


Heiko ritt auf Corona und ich auf Elaine. Leider konnten Corona und Elaine sich nicht leiden und Corona war sowieso „a mess“ (ungefähr: anstrengend, schwierig), so dass wir dann voneinander entfernt werden mussten. (wie im richtigen Leben  :lachen07: ) Ab dann wurde es auch etwas ruhiger, mein Pferd versuchte nicht mehr, wegzurennen (was mich am Anfang sehr ängstigte, denn ich hab sowieso Angst vor Pferden…), und Heiko hatte die Zicke Corona erstaunlich gut im Griff.

Elaine versuchte nur weiter, am Po vom nächsten Pferd zu riechen, aber das Pferd davor interessierte sich glücklicherweise nicht dafür. Generell hatten wir das Gefühl, die schwierigsten Pferde abbekommen zu haben – unsere Pferde wurden als „sie tanzt gern aus der Reihe“, oder „sie frisst gern Gras und bleibt stehen“, oder „sie ärgert die anderen gern“ charakterisiert, während eine andere aus der Gruppe ein Pferd hatte, das als „sie läuft gern geradeaus“ charakterisiert wurde. Na danke!  :umherschau:

Dennoch beruhigte sich die Lage dann langsam und wir gewöhnten uns an das Reiten.



Nun konnten wir auch die Landschaft genießen: es roch nach Nadelwald, die Wege waren staubig und die Sonne gleißte schon am frühen Vormittag vom Himmel. Es ging immer bergauf und bergab, aber auch vorbei an kleineren sumpfigen Seen und Tümpeln, und immer waren die Tetons im Blick.





Wir sichteten unterwegs keine Wildtiere, außer ein paar Grouse (Raufußhühner), was mir aber recht war, denn dann gab es auch kein Risiko, dass die Pferde scheu werden. Nach etwa anderthalb Stunden waren wir wieder zurück bei den Ställen, durften unseren Pferden noch Leckerli geben und konnten dann los. Heiko bekam auch ein „Leckerli“, nämlich das Lob, dass er hervorragend mit der schwierigen Corona umgegangen sei,  besonders für einen Neuling beim Reiten.  :daumen:

Bevor wir uns auf die Weiterfahrt machten, kauften wir bei einer Tankstelle an der Abzweigung zur Parkstraße noch zwei Flaschen Motoröl, denn Heiko hatte festgestellt, dass der Ölstand etwas niedrig war. Kein Wunder bei den Strapazen, die wir unserem kleinen roten Flitzer bisher zugemutet hatten. Wir kippten das Öl also fix nach und schon konnte es weitergehen.



Nun fuhren wir noch einmal den Parkloop vom Grand Teton NP ab. Unterwegs sahen wir auf einem weiten Feld ein Pronghorn Antelope (Gabelbock) stehen und waren ganz begeistert.



Ein anderer Tourist, der hinter uns anhielt, sprach uns aber an: "Ich freue mich über die Sichtung eures Autos fast so sehr wie über das Tier dort", denn seine Familie hatte auf deren Roadtrip das Spiel gespielt "Autokennzeichen aus allen Staaten sichten" - Vermont fehlte ihnen wohl noch. Wir hielten noch einmal beim Staudamm an, um auch bei perfektem Licht noch mal ein paar Fotos machen zu können.



Dann fuhren wir auf den Signal Mountain, eine kleinere Erhebung, von der aus man einen tollen Blick auf das Tal der Tetons hatte.



Bei der Abfahrt vom Signal Mountain schlief ich dann ein und machte ein kurzes Nickerchen auf dem Beifahrersitz, während Heiko weiter die Parkstraße abfuhr und unterwegs immer mal für Fotos anhielt. Als nächstes hielten wir dann beim Visitor Center an, mittlerweile war ich auch wieder wach. Dort schauten wir uns etwas in der Ausstellung um, vor allem die Schautafeln mit den heimischen Tieren waren interessant.

Eine Frage hatten wir dann aber doch an einen Ranger: Warum heißt der Park wie er heißt? Leicht errötend antwortete uns der Ranger: Die Entdecker dieser Bergkette waren Franzosen gewesen, die nach langer, einsamer Wanderung irgendwann auf diese spitzen Berggipfel stießen. Und nach so langer Zeit ohne sozialen Kontakt (a.k.a. nach so langer Zeit ohne Frauen), fiel ihnen nichts anderes ein, als die Berge nach "téton", auf Französisch "Brust", zu benennen... die drei "grand tetons", die drei großen Brüste also!   :pfeifen:

Als wir gerade wieder losfahren wollten, sahen wir hinter dem Visitor Center im Wald dann ein weibliches Moose (Elch) und ein Jungtier aus nächster Nähe! Leider hatten wir keinen Fotoapparat dabei, waren aber trotzdem begeistert. Nun fuhren wir nach Norden aus dem Park heraus, hielten zwischendurch noch ein paar Mal an schönen Stellen an, aber erreichten dann bald den Ausgang.







Innerhalb von nur 10 Meilen kamen wir dann schon an den Parkeingang vom berühmten Yellowstone Nationalpark, einem der großen Highlights dieser Reise. Überglücklich fotografierten wir uns mit dem Eingangsschild, zeigten dann unseren Nationalparkpass, bekamen eine Broschüre und los ging das Abenteuer.  :pferd:



Während der Fahrt öffnete sich rechts der Straße recht schnell ein erstaunlich großer Canyon und eröffnete den Blick auf endlosen Nadelwald. Tausende Bäume lagen umgestürzt und ausgestorben im jungen Wald herum, wie wir später erfuhren waren sie einem gigantischen Waldbrand im Jahre 1988 zum Opfer gefallen, den man bewusst wüten ließ damals, um - der Wildnis wegen – nicht in die natürlichen Abläufe einzugreifen. Die Nadelbäume dort brauchen regelmäßiges Feuer, um ihre Samenkapseln öffnen zu können.



Als erstes hielten wir bei einem kleinen Fluss an und testeten, ob das Wasser säurehaltig ist. Heikos Finger blieb aber dran… keine Säure.  :lol: 



Dann hielten wir am Lewis Lake an, wo wir am Strand aus vulkanischem Gestein etwas saßen.



Weiter fuhren wir zum West Thumb, unserem ersten Boardwalk mit vulkanischer Aktivität!



Dort gab es Fumarolen (Grundwasser erwärmt sich unterirdisch durch die vulkanische Aktivität, es gibt jedoch nicht genug Wasser für einen Geysir oder eine heiße Quelle und so kommt nur eine Dampffontäne aus der Erde), heiße Quellen (erhitztes Grundwasser was offen zur Oberfläche zirkuliert) und Geysire (erhitztes Grundwasser, was aber nicht ungehindert nach oben fließen kann; dadurch baut sich Druck auf und bricht regelmäßig als Fontäne aus). Außerdem gibt es noch Mud Pots (Schlammlöcher), die entstehen, wenn das Wasser säurehaltiger ist und dadurch umliegendes Erdreich und Steine auflöst und zu einem schlammigen Brei macht, der im Loch herumblubbert.



Die heißen Quellen waren wunderschön und farbenfroh, was durch hitzeliebende Bakterien und Algen zustande kommt, da sie sich im Uferbereich ansiedeln. Durch die unterschiedlichen Temperaturzonen in einer Quelle und die damit unterschiedlichen angesiedelten Bakterien sehen die Quellen dann am Rand aus wie Regenbögen.



1959 soll es hier wohl ein Erdbeben der Stärke 7.5 gegeben haben, was viele der geothermalen Areale im Park grundlegend verändert haben soll. Diese Information begegnete uns im Park immer wieder – „hier war früher eine heiße Quelle, dann kam das Erdbeben und nun ist hier ein Geysir“. Manche Geysire im Park explodierten sogar schon, weil der Druck zu groß wurde (und vernichteten sich damit selbst), und manchmal ätzen neu entstehende Mud Pots einen Boardwalk weg. Bereits jetzt wurde uns klar, was für eine dynamische Landschaft dieser Park ist, und dass einen wohl bei jedem neuen Besuch hier neue vulkanische Sehenswürdigkeiten erwarten würden.

Am Ufer des riesigen Yellowstone Lake gab es auch eine heiße Quelle, die von Stein umgeben war – früher (bevor der Park unter Naturschutz stand) sollen Einheimische von diesem Stein aus wohl geangelt haben und die gefangenen Fische anschließend direkt in der heißen Quelle gekocht haben.



Überhaupt ist es strengstens verboten, den Boardwalk zu verlassen. Niemand weiß, wie dünn die Kruste ist, auf der man laufen würde, und es ist die Rede davon, dass man an jeder Stelle theoretisch einbrechen könnte und dann möglicherweise gleich in kochend heißem Wasser stünde, das einem den Fuß verbrennt. Deshalb liegen an anderer Stelle im Park auch dutzende Sonnenhüte abseits des Boardwalks… ob die ein Ranger irgendwann angelt?  :lachen07:

Am Ufer des Yellowstone Lake führte die Straße dann zu unserem Bridge Bay Campground (2377m – mal wieder war Höhencamping angesagt). Unterwegs konnten wir noch ein Wapiti im Wald sehen, wie es genüsslich irgendwelche Pflanzenteile zerkaute. Wir hielten gebührenden Abstand, aber Horden anderer Touristen gingen gefährlich & respektlos nah an das Tier heran, ein Verhalten, das wir leider noch öfter sehen mussten.



Beim Checkin mussten wir recht lange warten, der Opa der uns eincheckte war dann aber sehr freundlich – und sehr konkret mit seinen Bärenwarnhinweisen. Kein Essen herumliegen lassen, wenn man nicht da ist, es entweder ins Auto oder in metallene Bärenboxen einschließen. Am besten auch kein Essen draußen zubereiten, wenn man die Gerüche und Überbleibsel davon nicht restlos beseitigen kann. Das riechen die Bären, insbesondere die gefährlichen Grizzlybären, nämlich und kommen dann, um zu fressen, wobei sie einen unter Umständen schon verletzen können. Letzte Nacht soll sogar ein Grizzlybär auf einem Zelt herumgetrampelt sein, weil er darin irgendwas gerochen hatte. Auf dem großen Campground waren wir in einem der äußeren Teile untergebracht, auf einer isolierten Campsite fast mitten im Wald, die benachbarten Camper konnten wir durch den dichten Nadelwald gar nicht sehen. Durch die Bäume schimmerte außerdem der Yellowstone Lake hindurch – perfekt! Der Weg zum Toilettenhäuschen war allerdings etwas weiter, ca. 5 Minuten zu Fuß den Berg rauf.

Wir bauten das Zelt auf, bliesen unsere Matratze auf und fuhren dann noch einmal los, in der Hoffnung ein paar wilde Tiere zu sehen. Als erstes fuhren wir zur Fishing Bridge (keine Tiere, nur Angler), dann Richtung Hayden Valley, wo wir aber nur vereinzelte Mule Deer (Maultierhirsche), Bisons, Pronghorn Antelopes (Gabelbock) und Wapitis auf den Wiesen sahen, alles keine Neuheiten, die hatten wir schon öfters gesehen.







Bald drehten wir also wieder um, fuhren noch einmal zum Lake und beobachteten den Sonnenuntergang, während wir unser mitgebrachtes Essen (Avocado, Sardinen und Brot) verspeisten.





Zurück am Campground überlegten wir uns, im Auto eine Nacht zu verbringen. Der Kälte und der Bären wegen. Also räumten wir die Luftmatratze auf die umgeklappte Rückbank und versuchten uns reinzulegen. Durch die Hutablage und das Stufenheck kamen wir uns aber eher vor wie in einem Zwinger…  :knurrig: irgendwie arrangierten wir uns aber doch und schliefen einen unruhigen Schlaf.

Gefahrene Meilen: 120
Liebe Grüße,
Rike


snowtigger

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Wunderschön!  :D

Und gleich eine Frage: Wo habt ihr die Reittour gebucht und wie lange wart ihr unterwegs?
Wir verbringen nämlich im September auch eine Nacht in der Ecke (Signal Mountain CG/Colter Bay) und wenn ich die Hotties sehe ...
... würde ich das auch gerne machen.

Danke vorab schon mal für die Info!  :wink:
September 2012: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=58760.msg798830#msg798830
September 2014: Yellowstone & the Highlights of Utah
August 2015: SFO > LAX > LAS Honeymoon USA

Lupine

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Hi Snowtigger,

die Tour hat ungefähr anderthalb bis 2 Stunden gedauert. Die Tour heißt "Colter Bay Village Standard Ride" für $60 pro Person. Eigentlich wollten wir den "Jackson Lake Lodge Standard Ride", wegen der halb so großen Gruppen (6 statt 12 Personen), das war aber schon ausgebucht.
Da hatten wir sogar ein paar Probleme: ursprünglich hatte man uns die Jackson Lake Tour bestätigt, dann hieß es aber relativ kurzfristig vor der Tour doch noch, dass wir nur noch die Colter Bay Tour machen könnten, da sie sich bei der Buchung vertan hatten und es irgendwie eine Großgruppe gab, die vor uns gebucht hatte und wir nur noch die andere Tour machen könnten. Wir haben dann trotzdem die Colter Bay Tour genommen, waren aber schon etwas angepisst. Also fragt da bei Buchung ggf. noch einmal deutlich und bestimmt nach, ob es auch wirklich sicher ist, dass die gewünschte Tour jetzt auch "eure" ist.

Wir haben sie über diese Seite gebucht: http://www.gtlc.com/activities/outdoor-fun-horses.aspx
Ich glaube, diese Seite/der Anbieter ist vergleichbar mit Xanterra in vielen anderen Nationalparks, denn sie haben alle Unterkünfte und die meisten Ausflüge im Park unter ihren Fittichen. Wir haben es damals über deren Buchungshotline telefonisch gebucht, offenbar kann man jetzt aber auch schon online buchen. https://gtlcreservations.com/V1ACTIVITYNET/Activities/V1ActivityAvailability.aspx
Ihr müsst außerdem mal schauen, ob es überhaupt in eurer Reisezeit solche Touren von diesem Anbieter gibt. In meiner Erinnerung ist deren Saison relativ kurz.

Ich hoffe ich konnte helfen  :D
Liebe Grüße,
Rike


Microbi

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Noch eine Frage zum Reiten:

Wie erfahren seid Ihr als Reiter? Wir haben jetzt auch bei Bryce einen Reitausflug gebucht und es hieß, man bräuchte keine Vorkenntnisse. Ich selbst bin zwar früher geritten, aber nicht Western und seit ca. 20 Jahren war ich nicht mal in der Nähe eines Pferdes.

Der überschauliche, aber nicht so überlaufene Teil des West Thumbs hat uns sehr gut gefallen. Das Wasser sieht so einladend dort aus! Man möchte gleich reinspringen, obwohl man ahnt, dass einem wie einem Hummer im Topf ergehen würde.

Aber im Yellowstone Lake waren wir schwimmen. Das wird nicht beworben - das Wasser ist recht kalt - aber es ist erlaubt.
Im Jackson Lake trifft man auf mehr Mitschwimmer, aber das kalte Wasser garantiert dort auch eine gewisse Übersichtlichkeit.

Ja, und erst vor ein Paar Jahren gab es im Park sogar tödliche Bärenangriffe. Und wenn man sieht, was die Leute veranstalten in der Nähe von wilden Tieren, dann wundert man sich, dass nicht mehr passiert.

Mic

NähkreisSteffi

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Hallo Rike,

wieder mal tolle Bilder.

Da hattet ihr ja mächtiges Glück mit dem Wetter im Yellowstone.

Der fehlt auch noch in unserer  :usa: Sammlung.

Ich freue mich schon auf die weitere Reise.

Steffi

Saguaro

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Re: Our Great American Journey (
« Antwort #148 am: 12.03.2014, 08:16 Uhr »
Tolle Postkartenmotive  :applaus: :applaus: :applaus:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Soulfinger

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  • I don't roll on shabbos!
Ich muss endlich mal ein riesengroßes Lob loswerden!! Euer Trip und der Bericht machen richtig Laune. Man merkt förmlich, dass ihr alles aufsaugt, was euch in den Weg kommt. Weiter so  :daumen:
"Ich trinke jeden Tag ein Glas Wein für meine Gesundheit. Den Rest der Flasche trinke ich, weil ich sehr gerne betrunken bin." Gerard Depardieu